Die Hexe von Wien - Werner Hermann - E-Book

Die Hexe von Wien E-Book

Werner Hermann

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Beschreibung

Elisabeth Plainacher erblickte das Licht der Welt im Jahre des Herrn 1513. Sie entstammte einer Müllerfamilie in der Nähe von Melk in Niederösterreich. Sie wurde sehr jung schwanger und gebar das Kind eines Mühlhelfers, welches jedoch früh verstarb. Dann heiratete sie einen Müller, der ebenfalls nicht lange lebte. Aus ihrer zweiten Ehe bekam sie die Kinder Achatius und Margareth. Die dritte Eheschliessung folgte. Ihre Tochter Margareth heiratete und gebar vier Kinder: Catharina, Ursula, Hensel und Anna, bei welcher sie selbst ums Leben kam. Auch ihre ersten drei Kinder verstarben kurz darauf im gleichen Jahr. Deshalb kümmerte sich Elisabeth um ihre Enkelin und zog diese auf. Sie konvertierte zum Protestantismus und erzog auch Anna nach diesem Glauben. Der Witwer von Margareth, Elisabeths Schwiegersohn, begann beharrlich schwerwiegende Vorwürfe gegenüber seiner Schwiegermutter zu erheben. Sie würde seine Tochter Anna, welche Epileptikerin und etwas zurückgeblieben war, verhexen.

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Werner Hermann

Die Hexe von Wien

Arcanum Fantasy Verlag

e-book 235

Mystische Schriften 15

Werner Hermann - Die Hexe von Wien

Erscheinungstermin: 01.06.2024

© Arcanum Fantasy Verlag

Erik Schreiber

An der Laut 14

64404 Bickenbach

[email protected]

www.arcanum-fantasy-verlag.de

Titelbild: Igor Shaganov

Vertrieb: neobooks

Danksagungen

Für Klaus GM aus HB,

GK des S.O.S.M.,

für seine Ermutigung zum Schreiben;

für Ronin Erik aus Medilihha,

Weltenbummler und Esoteriker,

für seine unermüdliche Inspiration;

für meine Gattin „Bambi“ Eliete

und meine Katze „Isis“,

für ihre Geduld mit mir;

für meinen Verleger Erik Schreiber,

der mit dieser Veröffentlichung bewiesen hat,

dass er immer noch an mich glaubt.

Inhaltsverzeichnis

Prolog

Die Hexe von Wien

Epilog

Glossar

Über den Autor

„Die Verfolger des Bösen sind oft schlimmer als das Böse.“

Joachim Günther (1905 - 1990),

deutscher Schriftsteller

Prolog

Elisabeth Plainacher erblickte das Licht der Welt im Jahre des Herrn 1513. Sie entstammte einer Müllerfamilie in der Nähe von Melk in Niederösterreich. Sie wurde sehr jung schwanger und gebar das Kind eines Mühlhelfers, welches jedoch früh verstarb. Dann heiratete sie einen Müller, der ebenfalls nicht lange lebte. Aus ihrer zweiten Ehe bekam sie die Kinder Achatius und Margareth. Die dritte Eheschliessung folgte. Ihre Tochter Margareth heiratete und gebar vier Kinder: Catharina, Ursula, Hensel und Anna, bei welcher sie selbst ums Leben kam. Auch ihre ersten drei Kinder verstarben kurz darauf im gleichen Jahr. Deshalb kümmerte sich Elisabeth um ihre Enkelin und zog diese auf. Sie konvertierte zum Protestantismus und erzog auch Anna nach diesem Glauben. Der Witwer von Margareth, Elisabeths Schwiegersohn, begann beharrlich schwerwiegende Vorwürfe gegenüber seiner Schwiegermutter zu erheben. Sie würde seine Tochter Anna, welche Epileptikerin und etwas zurückgeblieben war, verhexen. Die damals noch Jugendliche wurde von den zuständigen Stellen vernommen und bekräftigte ob ihrer Unbedarftheit jegliche Anschuldigungen gegenüber ihrer Grossmutter. Da sie von letzterer dem Teufel versprochen worden war, führte man an Anna drei Exorzismen durch, bis man sie schliesslich der Obhut medizinischer Betreuung übergab. Trotzdem veranlasste man 1583 die Festnahme von Elisabeth Plainacher und brachte sie nach Wien zur Begutachtung von Ärzten und dem Klerus, welche alle zusammen keinerlei Anzeichen von Hexerei feststellten. Ein fanatischer Verfechter der Gegenreformation, der Jesuit Georg Scherer stachelte jedoch in seinen Predigten am Stephansplatz die Bevölkerung von Wien dermassen gegen die Hexen auf, Elisabeth Plainacher inbegriffen, dass der aufgehetzte Mob eine Verurteilung der Hexe von den Behörden einforderte. Daraufhin wurde sie im Keller des Malefizspitzbubenhauses in der Rauhensteingasse in Wien grausam gefoltert und verhört. Sie gestand unter der dreimaligen, vom „Malleus maleficarum“ (Der Hexenhammer des Inquisitors Heinrich Kramer von 1487) vorgeschriebenen Marter (Knochenbrüche, innere Blutungen, ausgekugelte Schultergelenke) Hexerei, sexuelle Ausschweifungen mit dem Teufel, einen Hexenflug über den Ötscher, Teilhaben an Hexensabbaten, Hostienschändung, Schadenzauber, ihre Enkelin verhext und Kindsmord begangen zu haben. Das Urteil für die bereits vormals leidende Siebzigjährige lautete Tod auf dem Scheiterhaufen. Am 27. September 1583 wurde Elisabeth Plainacher auf ein Brett gebunden, von einem Pferd zur Hinrichtungsstätte „Gänsweyd“ gezogen und ebendort auf einen kurz zuvor errichteten Scheiterhaufen an einen Holzpfahl gebunden. Unter dem Beifall des erregten und grölenden Pöbels wurde die Hexe bei lebendigem Leib verbrannt.

Die Hexe von Wien

„Obdachloser bei satanischem Ritual hingerichtet!“, „Mann im Park dem Teufel geopfert!“, „Bluttat für die Hölle in Wien-Ottakring!“ lauteten einige der Schlagzeilen in der Boulevardpresse, allen voran in der Ikonen-Zeitung. Die Leiche eines Unterstandslosen war hinter einem Gebüsch in einer öffentlichen Parkanlage angrenzend an die Thaliastrasse im 16. Wiener Gemeindebezirk aufgefunden worden. Der Körper wies eine Stichwunde an der Stelle des Herzens auf und auf seiner Stirn prangte das Symbol Luzifers, eingeritzt mit derselben Mordwaffe. Ein zufällig vorbeigehender Kriminalkommissar, der auf dem Weg zu seiner Dienststelle unweit der Grünanlage war, hatte in den Morgenstunden den leblosen Mann hinter Sträuchern entdeckt und sofort Alarm geschlagen. Eine in der Nähe herbeigerufene Polizeistreife sicherte die Umgebung des Tatortes ab und nach geraumer Zeit traf auch schon ein Kollege des Kriminalpolizisten ein, den dieser zu seiner Verstärkung über sein Diensthandy angefordert hatte, knapp gefolgt von der Gruppe der Spurensicherung, um etwaige forensische Hinweise sicherzustellen.

Wil Ram war ein unbeliebter Wiener Kommissar. Er wirkte etwas ungepflegt, war meist unvollständig rasiert, trug billige Klamotten, welche er an den indischen Ständen am Markt um die Ecke erworben hatte. Seine Dienstwaffe war die übliche Glock 17, die jeder österreichische Polizist trug. Zusätzlich führte er ein privates Glock Feldmesser mit integrierter Säge bei seinen Ermittlungen mit und ein Dienst-Handy, aus welchem er öfter die Batterie entfernte, um sich ungestört an einen Ort zu begeben, ohne, dass es seine Dienststelle nachvollziehen konnte. Er war Nichtraucher, neigte aber zum Genuss alkoholischer Getränke, und sein grösstes Laster bestand in der Unmässigkeit. Der sarkastische Raunzer bevorzugte seine Ermittlungen und Observationen mittels öffentlicher Verkehrsmittel durchzuführen. Sein Büro befand sich im Polizeikommissariat in der Wattgasse in Wien Ottakring. Sein Kollege, Inspektor Tom Krulik, der ihm von seiner Dienststelle als Partner zugewiesen worden war, unterstütze Wil Ram tatkräftig, oder besser gesagt, er assistierte dem Kommissar und befolgte meist seine Aufträge, da er als junger Anfänger weder Fachwissen noch Erfahrung aufweisen konnte. Seine Leidenschaft war Sport. Er liebte es, nach Dienstschluss stundenlang allein durch die Parkanlagen der Stadt zu joggen, und genoss dabei die Ruhe und die geistige Entspannung. Beide Kollegen waren alleinstehend, freundschaftlich durch die Gemeinsamkeiten des Polizeidienstes verbunden und trafen sich privat in unregelmässigen Abständen mal in gemütlichen, nicht allzu teuren Lokalen, mal in ihren eigenen Wohnungen, um ein paar Gläser zu heben und sich gedanklich auszutauschen. Dieses Team wurde von der Polizeidirektion auf den Fall angesetzt, den verrückten Unbekannten, der den Teufelsmord in der Thaliastrasse begangen hatte, aufzuspüren und zu fassen.

Der erste Bericht sah relativ dürftig aus. Die beiden Kriminalpolizisten hatten bereits eine Woche in dem ihnen anvertrauten Fall ermittelt, konnten jedoch kaum Ergebnisse liefern, und so belief sich der Inhalt der Einschätzung auf eine Auflistung kurzer, harter Fakten und vager Spekulationen. Eduard Pappenheimer, 55 Jahre alt, österreichischer Staatsbürger ohne festen Wohnsitz besass keine lebenden Verwandten mehr und auch keine Freunde in seinem dürftigen Bekanntenkreis, in dem er sich eher schlecht als recht bewegte. Er verkehrte nur mit seinesgleichen, war durch einschlägige Vorstrafen amtsbekannt – Betrugsdelikte, aggressives Verhalten gegenüber Sicherheitskräften, gelegentlich Ladendiebstähle. Er wurde meist nur „Eddie“ genannt, sein vollständiger Name war den Wenigen, die mit ihm in Berührung kamen unbekannt – und hatte sie auch nie interessiert. Sehr wenig, um das soziale Umfeld zu erkunden. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab Tod durch Stich ins Herz mit einem scharfen Gegenstand, vermutlich einem Messer, in den frühen Abendstunden des Vortags. Dieselbe Waffe wurde dazu benutzt, ihm post mortem das Symbol Luzifers auf die Stirn zu ritzen. Dieses Sigillum bestand aus einem auf die Spitze gestellten Dreiecks, aus welchem zwei gekreuzte, diagonale Linien herausragten, und einem kleinen „v“ unterhalb der geometrischen Figur, welches von den verlängerten Seiten der Dreiecksspitze durchkreuzt wurde. Es gab auch einige DNA-Spuren von mehreren Personen am Tatort, welche akribisch aufgelistet der zentralen kriminologischen Datenbank zum Abgleich übermittelt worden waren, ohne allerdings einen Treffer zu generieren. Somit konnte jeder als Täter infrage kommen, ohne ein ersichtliches Motiv zu haben, abgesehen von einer psychopathologischen Persönlichkeitsstörung. Bei der Leiche fand man nur einen Personalausweis, ein paar Geldmünzen und im näheren Umkreis eine halbleere Dopplerflasche. Höchstwahrscheinlich würde dieser Mord nie aufgeklärt werden, es sei denn, der allbekannte und durchaus gern gesehene Kollege „Rainer Zufall“ half den beiden Kriminalpolizisten bei ihren Recherchen.

Kurz bevor sie das Bewusstsein verlor, flehte, betete und bettelte Elisabeth Plainacher bei ihrem Gönner um ihr Leben. Da seine Grosszügigkeit, Güte und Barmherzigkeit gegenüber den seinen und jenen, welche sich ihm verschrieben hatten, keine Grenzen kannten, erhörte er die Evokation seiner in Bedrängnis geratenen Tochter und gewährte ihr eine zweite Chance. Er versprach ihr ein neues Leben auf derselben Daseinsebene, der Welt der Sterblichen unter der Bedingung, nach ihrem bevorstehenden Tod ihre Seele zu seiner freien Verfügung zu erhalten und über diese bestimmen zu können, wie auch immer er es für richtig hielt. Sie willigte hastig und dankbar ein, versicherte ihrem Meister, sich strikt an diesen Tauschhandel zu halten und ihm auch in ihrem nächsten Leben demütigst und untertänigst zu dienen. So sei es dann, meinte er lakonisch, und überliess die Hexe ihren unerträglichen, physischen Höllenschmerzen – den reinigenden Qualen eines alles verzehrenden Feuers.

Als sich die wütende und erregte Menge endlich beruhigt hatte, war von der Hexe Elisabeth Plainacher nicht viel übriggeblieben. Der Holzpfahl und der Scheiterhaufen waren auf einige kleine Reste und Brandherde zusammengeschrumpft und die ersten Zuschauer verliessen mit sichtlicher Genugtuung die Hinrichtungsstätte. Zwei Helfershelfer der Vollzugsbeauftragten sammelten die spärlichen Überreste des Leichnams auf und legten diese in ein weisses Leinentuch. Dann verschwanden sie kurz aus den Augen des Mobs, um wenig später am Ufer des Donaukanals, welcher nur einige Dutzend Meter vom Richtplatz entfernt war, wieder in Erscheinung zu treten. Sie platzierten sich direkt neben den Strom, öffneten das Leinentuch und kippten die Asche der Unglücklichen unter dem Applaus der Bevölkerung in den Fluss. Der Gerechtigkeit war Genüge getan worden und zur Abschreckung weiterer Schandtaten ähnlichen Ausmasses wurden die Stadtschreiber beauftragt, die Vorkommnisse akribisch und ungeschönt in den Chroniken der Gemeinde und Geschichtsbüchern des Erzherzogtums des Heiligen Römischen Reiches festzuhalten.