Die Himmlische Stadt - Omraam Mikhaël Aïvanhov - E-Book

Die Himmlische Stadt E-Book

Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Beschreibung

'Es gibt zahlreiche Interpretationen der Apokalypse, aber für mich hat noch keine das Wahre, das Wesentliche zur Sprache gebracht. Warum? Es gibt mehrere Gründe dafür, aber hauptsächlich, weil man versucht hat, historische Personen, Länder oder Ereignisse wiederzuerkennen, anstatt in diesem Buch nur das Wesentliche zu sehen, das heißt die Beschreibung von Elementen und Vorgängen des inneren und kosmischen Lebens. Was für Fehler konnte man da begehen, bezüglich der vier Reiter und des Drachens mit sieben Köpfen und zehn Hörnern, hinsichtlich der mit Sternen gekrönten Frau, der großen Hure und dem Neuen Jerusalem!.Auch ich habe euch einige Passagen interpretiert, aber ihr müsst auch wissen, dass ihr davon nicht profitieren werdet, wenn ihr nicht bereits daran gearbeitet habt, die wahren Grundlagen des spirituellen Lebens zu erlangen. Denn es genügt keinesfalls, all diese Symbole intellektuell zu verstehen, man muss sie in sich selbst zum Leben erwecken können. Und solange ihr nicht zuvor eine Arbeit der Reinigung, der Selbstbeherrschung, der inneren Erhebung durchgeführt habt, bleiben euch die Wunder der Apokalypse verschlossen.' Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Über den Autor

Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer spiritueller Meister, ein lebendiges Vorbild, ein »Überbringer des Lichts« und ein warmherziger, humorvoller Lehrer, der durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte.

Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten – so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt.

Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück.

In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um das Thema der Liebe und Sexualität oder um tiefgründige philosophische Themen – stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.

Kurzbeschreibung

»Es gibt zahlreiche Interpretationen der Apokalypse, aber für mich hat noch keine das Wahre, das Wesentliche zur Sprache gebracht. Warum? Es gibt mehrere Gründe dafür, aber hauptsächlich, weil man versucht hat, historische Personen, Länder oder Ereignisse wiederzuerkennen, anstatt in diesem Buch nur das Wesentliche zu sehen, das heißt die Beschreibung von Elementen und Vorgängen des inneren und kosmischen Lebens. Was für Fehler konnte man da begehen, bezüglich der vier Reiter und des Drachens mit sieben Köpfen und zehn Hörnern, der sternengekrönten Frau, der großen Hure und dem Neuen Jerusalem!...

Auch ich habe euch einige Passagen interpretiert, aber ihr müsst auch wissen, dass ihr davon nicht profitieren werdet, wenn ihr nicht bereits daran gearbeitet habt, die wahren Grundlagen des spirituellen Lebens zu erlangen. Denn es genügt keinesfalls, all diese Symbole intellektuell zu verstehen, man muss sie in sich selbst zum Leben erwecken können. Und solange ihr nicht zuvor eine Arbeit der Reinigung, der Selbstbeherrschung, der inneren Erhebung durchgeführt habt, bleiben euch die Wunder der Apokalypse verschlossen.«

Omraam Mikhaël Aïvanhov

Da Omraam Mikhaël Aïvanhov seine Lehre ausschließlich mündlich überlieferte, wurden seine Bücher aus stenographischen Mitschriften, Tonband- und Videoaufnahmen seiner frei gehaltenen Vorträge erstellt.

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Kurzbeschreibung

Inhaltsverzeichnis

Die wichtigsten Orte in diesem Buch

Kapitel 1: Besuch auf Patmos

Kapitel 2: Einführung in die Offenbarung

Kapitel 3: Melchisedek und die Lehre von den beiden Prinzipien

Kapitel 4: Briefe an die Gemeinden von Ephesus und Smyrna

Kapitel 5: Brief an die Gemeinde von Pergamon

Kapitel 6: Brief an die Gemeinde von Laodizea

Kapitel 7: Die Vierundzwanzig Ältesten und die vier Heiligen Tiere

Kapitel 8: Das Buch und das Lamm

Kapitel 9: Die 144 000 Diener Gottes

Kapitel 10: Die Frau und der Drache

Kapitel 11: Erzengel Michael streckt den Drachen nieder

Kapitel 12: Der Drache speit Wasser auf die Frau

Kapitel 13: Das Tier, das aus dem Meer emporsteigt und das Tier, das aus der Erde emporsteigt

Kapitel 14: Das Hochzeitsfest des Lammes

Kapitel 15: Der für tausend Jahre gefesselte Drache

Kapitel 16: Der Neue Himmel und die Neue Erde

Kapitel 17: Die Himmlische Stadt

Vom selben Autor – Reihe Gesamtwerke

Vom selben Autor – Reihe Izvor

Vom selben Autor – Reihe Broschüren

Copyright

Die wichtigsten Orte in diesem Buch

Kapitel 1: Besuch auf Patmos

Heute möchte ich euch an einen Ort führen, der mein Herz verzaubert hat, und auch die Herzen all der Freunde, die mich begleitet haben. Ja, ich möchte euch auf einen Spaziergang an einen geweihten, weit entfernten Ort mitnehmen. Dieser Ort heißt Patmos.

Patmos ist eine griechische Insel, die allerdings viel näher an der Türkei liegt als an Griechenland. Man kann sie nur mit dem Schiff erreichen und die Überfahrt von Athen dauert fast dreizehn Stunden. Patmos ist auf der Karte eine ganz kleine Insel, aber in Wirklichkeit ist sie eine sehr große Insel, aufgrund ihrer spirituellen Bedeutung, und wir wollten sie erkunden. Unsere Reise glich daher einer Pilgerfahrt, denn eben dort hat der Evangelist Johannes gelebt und das Evangelium und die Offenbarung geschrieben.

Wenn man sich der Insel nähert, ist man vom Anblick der makellos weißen Häuser gefangen, ein Weiß, das durch das Blau des Himmels und des Meeres noch stärker hervorsticht. Einige kleine Häusergruppen liegen direkt am Meer, andere, wie Chora, wo sich das Kloster des Johannes des Evangelisten mit der Grotte der Apokalypse befindet, liegen in den Hügeln. Um diese Grotte herum, wo Johannes gelebt hat, wurden nach und nach im Laufe der Jahrhunderte zahlreiche Gebäude errichtet, die jetzt das Kloster bilden: die Basilika des Hl. Johannes des Theologen1, auf den Ruinen eines Artemis-Tempels erbaut, eine dem Hl. Christodulos, dem Gründer des Klosters im zwölften Jahrhundert, geweihte Kapelle und noch viele andere Kirchen, Kapellen und Zellen für die Mönche, sowie ein Refektorium und eine Bibliothek. Es ist ein beeindruckender Gebäudekomplex, den man von allen Punkten der Insel sehen kann; er ist von Festungsmauern aus dem 17. Jahrhundert umgeben, einer Zeit, in der es notwendig war, sich gegen die häufigen Piratenüberfälle zu schützen.

Man erreicht den einzigen Eingang zum Kloster, nachdem man einige in den Fels gehauene Stufen erklommen hat. Man durchquert Gänge, Innenhöfe und von Zellen und Kapellen begrenzte blühende Gärten; nachdem man dann noch etwa dreißig wiederum in den Fels gehauene Stufen hinabgestiegen ist, kommt man an weiteren Kapellen vorbei, bis man die Kapelle der Hl. Anna betritt, die mit der Grotte der Apokalypse verbunden ist. Diese Kapelle wurde als erstes Gebäude hier erbaut. Christodulos hat ihr diesen Namen gegeben, weil er in erster Linie die Hl. Anna, die Mutter von Maria (Mutter von Jesus), ehren wollte, aber auch die Mutter des byzantinischen Herrschers Alexios I. Komnenos2, die ebenfalls Anna hieß.

Die Grotte der Apokalypse ist weder sehr groß noch sehr hoch (etwa 2 Meter) und bietet nur wenigen Personen Platz. Man hat uns auf eine Vertiefung hingewiesen, in die der Überlieferung nach Johannes seinen Kopf legte. Über dieser Vertiefung gab es ein Kreuz, das er selbst dort in den Fels geritzt haben soll. Man wies auch auf eine andere Vertiefung, die ihm als Stütze gedient haben soll, wenn er sich wieder erheben wollte, denn er war bereits sehr alt.

An einem sehr geraden und glatten Teil des Felsens kann man eine Art Pult erkennen, an dem angeblich sein Schüler Prokhoros, von Johannes diktiert, das Evangelium niedergeschrieben hat. Am Gewölbe der Grotte sieht man einen dreifachen Riss, der durch einen Blitz genau in dem Moment hervorgerufen worden sein soll, als die Stimme aus der Apokalypse erschallte. Und dieser dreifache Riss gilt als ein Symbol der Dreieinigkeit. Die Grotte ist auch mit heiligen Gegenständen geschmückt und mit Ikonen, vor denen Lampen brennen, und man kann dort mehrere Inschriften auf Griechisch lesen: »Am Anfang war das Wort« und »Hier auf Patmos sind die Dinge geschehen« oder auch »Dieser schreckliche Ort«.

Der Pope, der uns bei unserem Besuch geführt hat, hat uns überall große Schätze gezeigt: großartig illustrierte Manuskripte, Reliquien, Ikonen und heilige Gegenstände. Und als er uns das Leben des Johannes erzählte, laut den Aussagen einiger Jünger, die dieser hier auf Patmos herangebildet hat, war er in einem Zustand unglaublicher Inspiration und Begeisterung und begriff selbst nicht wie ihm geschah. Er strahlte!

Ich habe diese Grotte zweimal aufgesucht, um zu meditieren und dem Geist des Johannes zu begegnen. Die Stille dort ist wirklich außerordentlich. Seit zweitausend Jahren hat nichts die fluidischen Spuren von Johannes dem Evangelisten auslöschen können, trotz der zahllosen Menschen, die dort gewesen sind. Ich habe sehr viele Dinge gespürt. Es ist ein wahrhaft heiliger, wahrhaft reiner, wahrhaft göttlicher Ort. Ich wünsche euch allen, dass ihr eines Tages diese Grotte besuchen könnt.

Johannes selbst offenbart am Anfang der Apokalypse, warum er sich auf Patmos befand. »Ich, Johannes, der auch euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal ist und am Reich und an der Geduld Jesu Christi, war auf der Insel, die da heißt Patmos, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses Jesu Christi.« (Off 1,9)

Es war unter der Herrschaft des Domitian, zur Zeit der Christenverfolgung, dass Johannes, der damals in Ephesus war, als Gefangener auf die Insel Patmos gebracht wurde. Man brachte ihn in Ketten aufs Schiff, und sein Jünger Prokhoros begleitete ihn. Die Überlieferung berichtet, dass im Laufe der Überfahrt ein gewaltiger Sturm losbrach. Die Matrosen kämpften gegen die Wellen und versuchten, das Schiff zu steuern. Plötzlich fiel ein junger Soldat, der auch an der Reise teilnahm, ins Meer. Die Passagiere waren entsetzt und der Vater des jungen Burschen war verzweifelt und wollte sich ins Wasser stürzen, um seinem Sohn in den Tod zu folgen. Man konnte ihn nur mit Mühe zurückhalten. Mitten in diesem ganzen Trubel war allein Johannes ruhig geblieben, er schien sogar zufrieden. Man stellte ihm die Frage: »Berührt dich der Tod dieses Jungen gar nicht? Willst du uns nicht helfen? – Warum bittet ihr nicht eure Gottheiten, entgegnete er, sie können ihn retten. – Seit mehreren Stunden bereits flehen wir sie an, aber ohne Erfolg.« Da begann Johannes zu beten und einige Minuten später tauchte der Junge lebendig an der Oberfläche des Meeres auf und wurde gerettet. Alle waren verblüfft. Sie standen um Johannes, um ihm zu danken und baten ihn um Verzeihung dafür, dass sie ihn in Ketten gelegt hatten. Man nahm sie ihm ab und begann, ihn mit Achtung zu betrachten.

In Patmos angelangt, wurde er in der Familie eines Mannes aufgenommen, der Myron hieß. Dort befreite er zunächst die Kinder dieser Familie von bösen Geistern, die sich ihrer bemächtigt hatten. Und da er überall in seiner Umgebung Gutes tat, nahm sein Ansehen zu, und es kamen immer mehr Leute in Myrons Haus, um Johannes um Rat zu fragen. Er begann ihnen von Jesus zu erzählen, wer er war und was er selbst bei ihm gesehen und gehört hatte. Viele ließen sich bekehren und das Haus des Myron wurde so der erste Ort für Zusammenkünfte von Christen.

Doch es gab auf Patmos auch ein Heiligtum des Apollon, dessen Priester wütend waren, weil sie mit ansehen mussten, welchen Einfluss Johannes auf die Bevölkerung ausübte, denn ihre Tempel leerten sich. Das Oberhaupt dieser Priester war Kynops, ein gefährlicher Schwarzmagier, und sie waren alle der Meinung, dass man Johannes so schnell wie möglich loswerden müsse. Kynops schickte einen sehr mächtigen Dämon, um ihn anzugreifen, aber Johannes kämpfte und vernichtete ihn. Kynops schickte daraufhin einen anderen, noch mächtigeren und einen dritten, der ihm über das Ergebnis berichten sollte. Auch da trug Johannes den Sieg davon. Da entschloss sich Kynops, ihn selbst herauszufordern.

Er ging los und fand Johannes, wie er gerade der Menge predigte. Er unterbrach ihn und wandte sich an einige Herumstehende: »Du, wo ist dein Vater?, fragte er einen jungen Burschen. – Er ist tot, ertrunken. – Und du, wo ist dein Sohn? – Er hat sich umgebracht, indem er ins Wasser gesprungen ist.« Noch andere gaben dieselben Antworten. Jeder hatte einen Verwandten, der durch Unfall oder freiwillig ertrunken war. Kynops wandte sich darauf an Johannes und forderte ihn auf, all diese Ertrunkenen wieder vom Meeresgrund hoch zu holen. Dieser Aufforderung entgegnete er, es sei nicht seine Aufgabe, die Toten wieder zum Leben zu erwecken, sondern das Evangelium von Jesus zu predigen. Stolz, seine Überlegenheit zeigen zu können, ließ Kynops, nach Ausführung einiger magischer Handlungen, die Trugbilder all dieser verstorbenen Personen aus dem Meer emporsteigen. Die Anwesenden, durch diese Hexen-Kunststücke getäuscht, glaubten aufs Neue an die Macht von Kynops und griffen, von ihm dazu gedrängt, Johannes an und schlugen ihn, bis er schwer verletzt zusammenbrach. Alle zogen zufrieden von dannen, in der Annahme, er wäre tot. Aber mitten in der Nacht kehrte sein Jünger Prokhoros zu ihm zurück. Er hörte seinen Meister rufen: »Prokhoros, geh und sag Myron, dass ich noch lebe und zurückkommen werde. Alles kommt wieder in Ordnung.« Als Myron die gute Nachricht erfuhr, war er erstaunt und unendlich glücklich!

Einige Zeit später flammte der Krieg mit Kynops wieder auf, und das ist wiederum eine lange Geschichte. Eines Tages nahm eine große Menschenmenge Johannes mit sich zum Strand, wo Kynops noch dabei war, sich seinen magischen Praktiken zu widmen, um ein für alle Mal zu beweisen, wer der Stärkere sei. Johannes sprach ein Gebet und als Kynops ins Wasser tauchte, um die Trugbilder emporzuholen, blieb er verschwunden, anstatt, wie die vorausgegangenen Male wieder aufzutauchen. Viele warteten drei Tage lang vergeblich auf ihn, aber das Verhalten und die Worte von Johannes überzeugten sie schließlich, die Lehre Christi anzunehmen und nach Hause zurückzukehren. Noch heute weist man auf einen dreiteiligen Felsen im Meer, und sagt, das sei der Kopf, der Rumpf und die Glieder des versteinerten Hexers Kynops.

Einige Jahre später wurde Kaiser Domitian ermordet und durch Nerva ersetzt, der sich den Christen gegenüber toleranter zeigte. Unter seiner Herrschaft hörten die Verfolgungen auf und Johannes wurde gestattet, Patmos, wohin man ihn verbannt hatte, zu verlassen und als freier Mann nach Ephesus zurückzukehren. Die Bevölkerung der Insel jedoch, hing mittlerweile sehr an ihm. Er hatte so viele Leute aufgeklärt, ihnen geholfen und sie geheilt, dass sie ihn nicht mehr gehen lassen wollten. Sie baten ihn und flehten ihn an. »Aber ich muss gehen,« sagte Johannes, »denn andere Brüder und Schwestern warten auf die frohe Kunde.« Sie flehten ihn weiterhin an, doch Johannes konnte nicht nachgeben. Als sie dann sahen, dass er nicht nachgeben würde, baten sie ihn, vor seiner Abfahrt etwas zu schreiben, das eine Art Zeugnis der guten Worte wäre, die er ihnen überbracht hatte. Damit war Johannes einverstanden. Nachdem er mehrere Tage gebetet und gefastet hatte, begann er sein Evangelium zu schreiben, indem er es Prokhoros diktierte: »Am Anfang war das Wort...« Danach schrieb er die Apokalypse. Als er damit fertig war, ließen die Inselbewohner ihn ziehen, da sie einsahen, dass er ihnen alles gegeben hatte, was sie brauchen würden.

Man hat uns erzählt, dass Johannes, als er seinen Tod nahen fühlte, zwei oder drei seiner Jünger bat, ein großes Loch zu graben. Er stieg in dieses Loch und forderte sie auf, es bis zu seiner Brust mit Erde zu füllen und am nächsten Tag wiederzukommen. Als sie zurückkamen, war er immer noch am Leben und sagte zu ihnen: »Jetzt begrabt mich bis zu den Schultern und kommt morgen wieder.« Am nächsten Morgen lebte er immer noch. Sie mussten noch ein wenig mehr Erde auffüllen. Aber als sie am folgenden Tag wiederkamen, war er nicht mehr da. Es muss sich natürlich um eine Legende handeln. Es gibt zahlreiche mehr oder weniger legendenhafte Zeugnisse und Erzählungen, die Johannes betreffen, Berichte seiner Jünger; man kann sie in einigen griechischen Bibliotheken finden. Es interessierte mich sehr, bestimmte Einzelheiten zu erfahren.

Von den ersten Tagen der Kirche an hat sich eine durch die Lehre des Johannes inspirierte Tradition auf Patmos erhalten. Darum wurde im achtzehnten Jahrhundert, nicht weit vom Kloster entfernt, eine Schule gebaut. Diese Schule, Patmias genannt, hat eine große Zahl von Geistlichen, Theologen und Denkern hervorgebracht und das Christentum mit wahrhaft bedeutenden Persönlichkeiten bereichert.

Patmos ist ein so großartiger Ort, dass ich es gern gesehen hätte, wenn unsere griechische Bruderschaft dort ein Stück Land besäße, um sich dort von Zeit zu Zeit aufhalten zu können. Welch außergewöhnliche Bedingungen gäbe es hier, um zu beten, zu meditieren und ein brüderliches Leben zu führen! Welch ein Vergnügen hätten die Brüder und Schwestern hier, Wassermelonen, Honigmelonen und alle Arten von Obstbäumen anzubauen! Der Taxifahrer, der uns zum Kloster gefahren hatte, besaß mehrere Stück Land auf der Insel, und genau dasjenige, das mir auf einem Hügel aufgefallen war, und er war sogar bereit es uns zu verkaufen. Von dort oben sah man den Sonnenaufgang und andere Inseln in der Ferne, sowie das Kloster und den Hafen mit seinen Häuschen... Patmos ist gar nicht so weit von Athen entfernt, aber leider dauert die Überfahrt sehr lang: dreizehn Stunden für die Hinfahrt und dreizehn Stunden für die Rückfahrt, und man kann nur mit dem Schiff dorthin gelangen, es gibt keinen Luftverkehr dorthin. Und wenn das Meer unruhig ist, wie es auf unserer Hinfahrt der Fall war, wird es zu einem Abenteuer.

Bis zu dieser Reise scheute ich mich immer davor, ein Schiff zu nehmen, denn ich werde leicht seekrank. Aber erstaunlicherweise fand ich es diesmal geradezu wunderbar, herumgeschaukelt zu werden, ich fand Vergnügen daran... verrückt! Ihr lacht darüber, nicht wahr?... Nun, um dieses Bedürfnis, geschaukelt zu werden, noch einmal zu befriedigen, haben wir ein kleines Motorboot gemietet, um zwei Tage lang eine andere Spazierfahrt auf dem Meer zu machen. Aber dieses Mal sind wir zum Berg Athos gefahren. Das war ein weiterer großartiger Besuch! Es gibt dort etwa zwanzig in den Bergen verstreute Klöster, und wir haben die Hälfte davon besucht. Auf Bulgarisch nennen wir den Berg Athos »Sveta Gora«, das heißt Heiliger Wald. Wir haben bulgarische, jugoslawische, russische und andere Klöster aufgesucht, in denen es außergewöhnliche Ikonen zu sehen gab. Ja, welche Herrlichkeit! Wir haben sie fotografiert und gefilmt. Die Mönche waren so gastfreundlich und sympathisch und wollten uns nicht mehr fortlassen. Sie bestanden immer darauf, uns Rachat Lokum, eine orientalische Süßigkeit, Konfitüre und Kaffee anzubieten, und sogar Raki. Wenn wir akzeptiert hätten, hätten wir niemals den Weg zum Schiff zurückfinden können!...

Aber kommen wir nach Patmos zurück. Während meines Aufenthaltes habe ich mich an der Schönheit seiner Landschaft erfreut, einer sehr schlichten Schönheit, denn es gibt nur wenig Vegetation auf der Insel. Es ist besonders die Atmosphäre, die außergewöhnlich ist, als hätte der Geist des Johannes die Erde und ihre Bewohner sehr tief durchdrungen. Und trotz der Besucher, trotz des Tourismus, der im Allgemeinen überall alles verdirbt, der die Mentalität der einfachen, natürlichen, offenen und warmherzigen Menschen verändert, indem er ihnen die schlimmsten Aspekte des modernen Lebens einimpft, trotzdem ist Patmos auch nach 2000 Jahren ein außergewöhnlicher Ort geblieben. Die Bewohner von Patmos haben sogar mich in Erstaunen versetzt: Das Strahlen ihrer Gesichter und die Einfachheit ihres Verhaltens ließen spüren, dass es wahrlich ein besonderer Ort auf dieser Erde ist. Niemals bin ich auf eine solche Bevölkerung getroffen, fähig, so viel Liebe, Güte, Aufrichtigkeit, Großzügigkeit und Brüderlichkeit zum Ausdruck zu bringen. Ja, ihr Geist ist derart brüderlich, derart mystisch, religiös und tiefgründig! Man könnte sagen, es gibt dort niemanden, der boshaft oder unehrlich ist. Wir haben fast alle gesehen, angefangen bei denen, die uns am Hafen empfangen haben, um unsere Koffer zu transportieren, bis hin zu den Mönchen und Bischöfen, und alle waren so zuvorkommend, gastfreundlich und warmherzig, dass, ich versichere es euch, mir die Worte fehlen, um es auszudrücken. Es lohnt sich, diese Leute dort kennen zu lernen. Ihre Gesichter strahlten Frieden, Glück und Licht aus. Ja, ein Licht ging von ihnen aus, man spürte und sah ihre Aura.