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Familie Heinze zieht in ihr neues Haus ein. Kurz nach ihrem Einzug stellen sie dabei jedoch fest, dass ein ehemaliger Bewohner des Hauses aus seiner neuer Heimat zurückkehrt. Die Katze des Vorbesitzers. Die Katze bereichert auf unvorhersehbare Weise ihr Leben - bis das Unvorhersehbare eintritt. Eine Tragigkomödie die auf einer wahren Begebenheit beruht.
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Seitenzahl: 76
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Inhaltsverzeichnis
Impressum
Impressum
© 2024 Sven Theiner
Umschlagsgestaltung: Sven Theiner
Satz: Sven Theiner
Vertriebspartner: Tolino Media
Druck und Bindung: Sven Theiner
Lektorat: Jan Andresen
Printed in Germany
Nachdruck, Kopie, Verkauf oder Vervielfältigung
nur durch Genehmigung des Autors
Widmung
In Erinnerung an meinen Vater und unserer Katze Lisa
1
Es war ein warmer Sommertag im August, als die Familie Heinze – Paul, seine Frau Clarissa und ihr Sohn Alexander – in ihrem neuen Zuhause stand.
Das zweistöckige Haus hatte schon seit Wochen leer gestanden, bevor sie beschlossen hatten, ihren Traum vom Eigenheim zu verwirklichen.
Paul, ein hochgewachsener Mann mit einer markanten, von der Arbeit gezeichneten Statur und kurzen grauen Haaren, sah sich im Wohn- und Essbereich um. „Ich fürchte, hier steckt einiges an Arbeit drin“, sagte er seufzend und strich sich über seinen Dreitagebart.
Clarissa, eine schlanke Frau mit langem, blondem Haar und einem entschlossenen Ausdruck in den grünen Augen, warf ihm einen beinahe strafenden Blick zu. „Du willst doch damit nicht etwa sagen, dass dir das zu viel Arbeit ist?“.
„Ich glaube, er wollte damit sagen, dass es noch Wochen dauern wird, ehe man das als Wohnung bezeichnen kann“, bemerkte Alexander, während er einen Umzugskarton abstellte.
Er war ein junger Mann mit schwarzem Haar und einem verschmitzten Lächeln, das oft die Stimmung aufhellte.
„Zumindest Alexander versteht mich!“. Ihr Mann zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch genüsslich aus.
„Musst du jetzt unbedingt rauchen? Ich dachte, wir holen noch ein paar Kartons aus dem Auto!“. Sie war leicht verärgert.
„Wollten Tante Sophie und Onkel Heinz nicht helfen kommen?“, fragte Alexander.
„Sie kommen etwas später, du kennst die beiden doch“, erwiderte Paul.
Alexander seufzte. „Na gut, dann gehe ich schon mal zum Wagen und hole den nächsten Karton hoch“, sagte er und ging durch die Terrassentür nach draußen.
Vorsichtig ging er die Treppe hinunter, die direkt in den Garten führte. Der Garten war überwuchert, Unkraut wucherte zwischen den verwilderten Blumen, und Laub bedeckte den Boden.
Als er in Richtung Auto vor der Doppelgarage ging, hörte er plötzlich ein Rascheln im Gebüsch. Er drehte sich um, konnte aber nichts sehen. „Vielleicht nur ein Vogel, der nach Würmern sucht“, dachte er sich und ging weiter. Doch das Gefühl, beobachtet zu werden, ließ ihn nicht los.
Wieder in der Wohnung angekommen, stellte er die Kartons im Flur ab. Seine Mutter, die gerade dabei war, den Flur zu streichen, bemerkte den nachdenklichen Gesichtsausdruck ihres Sohnes. „Alles in Ordnung?“, fragte sie von der Leiter herab.
Er winkte ab. „Nein, es ist nichts. Als ich gerade die Kartons holte, habe ich mir mal den Garten angesehen. Wird bestimmt eine Menge Arbeit, den wieder herzurichten!“, sagte er.
„Das ist die perfekte Aufgabe für deine Mutter: Endlich mal etwas, wo sie ihre Ruhe hat“, entgegnete sein Vater und schraubte eine Steckdose an die Wand.
Alexander grinste. „Na, so wie der Garten aussieht, wird es eine Weile dauern, ehe sie ihn hergerichtet hat. Überall Unkraut und wilde Blumen. Das Gras ist so hoch, dass Mäuse und Ratten ihre helle Freude daran haben werden!“.
„Das habe ich gehört“, lachte sie von der Leiter. „Ihr werdet schon sehen, das wird nicht lange dauern, bis ich dort wieder Grund drin habe“.
Alexander und sein Vater zwinkerten einander zu. „So wie ich deine Mutter kenne, hat sie den Garten wirklich schnell im Griff!“, sagte Paul.
Ihr Sohn nahm einen der Kartons, um ihn in das unfertige Wohnzimmer zu bringen. Angrenzend an das Wohnzimmer befand sich eine Terrasse, verbunden mit einer Treppe in den Garten.
Beim Treppenaufgang musste sich mal ein Gitter befunden haben, denn die Reste von den Scharnieren zur Aufhängung waren noch zu erkennen. Daneben hing ein Schild mit der Aufschrift "Casa Cat".
„Hatten die Voreigentümer eine Katze?“, fragte Alexander.
Seine Mutter nickte. „Ja, eine schwarz-weiß getigerte. Warum fragst du?"
„Wegen dem Schild an der Mauer zur Terrasse“.
„Sobald wir hier drin renoviert haben, entfernen wir das Schild und streichen die Mauer“, erklärte sein Vater.
Die Familie Heinze hatte weder einen Hund noch eine Katze. Es fehlte ihnen schlichtweg an Zeit, sich um ein Haustier zu kümmern. Paul war immer strikt dagegen gewesen, obwohl Alexander sich immer ein Haustier gewünscht hatte.
*
Ein paar Tage vergingen. Die Renovierungsarbeiten im Haus nahmen langsam Gestalt an: Während Paul sich mit ein paar Verwandten um das Anbringen der Tapeten im Wohnzimmer kümmerte, begann Clarissa damit, das Unkraut aus den Beeten im Garten zu entfernen – eine wahrhaft herkulische Aufgabe.
„Kann ich dir irgendwo bei helfen?“, fragte Alexander seine Mutter.
Sie winkte ab. „Nein, lass mal, das mache ich hier lieber alleine. Aber du könntest mir den Sack Erde da vorne bringen“.
„Ok“, sagte er und ging zu den Säcken Erde, die nahe der Garagentür lagen. Gerade als er sich einen der Säcke nahm, glaubte er, einen kleinen Schatten gesehen zu haben. Er schaute zu seiner Mutter. „Ist hier gerade etwas langgelaufen?“, fragte er.
Sie schüttelte den Kopf. „Ich hab nichts gesehen!“, und zupfte weiter Unkraut aus einem der Blumenbeete.
„Seltsam“, murmelte ihr Sohn und brachte ihr den Sack mit Erde. „Was ist? Hast du einen Geist gesehen?“, fragte seine Mutter, der das seltsame Gesicht ihres Sohnes nicht entgangen war.
Er kratzte sich verlegen am Kopf. „Ich bin immer noch der Meinung, dass irgendetwas vorhin an mir vorbeigehuscht ist“.
Sie lachte. „Unsinn, das war sicherlich irgendein kleines Tier!“.
Nachdenklich ging Alexander zurück ins Haus. „Vielleicht hat sie ja Recht“, dachte er sich. Schließlich begann er, einen der Kartons im Wohnzimmer auszupacken.
*
Am nächsten Morgen war Alexander schon früh auf, da er Frühschicht hatte. Sein Vater war ebenfalls schon auf und strich im Wohnzimmer die frisch tapezierte Wand.
„Du bist aber schon früh auf“, sagte er zu seinem Vater.
„Meinst du, wir wollen ewig in diesem Chaos leben?“, antwortete sein Vater gereizt.
Beinahe kichernd entgegnete Alexander: „Glaube nicht, dass das Mutter gefallen würde. Sie bekommt ja schon einen Anfall, wenn auch nur ein benutzter Teller auf dem Wohnzimmertisch steht!“.
Sein Vater verzog das Gesicht. „Lass sie das bloß nicht hören. Übrigens, ich habe frischen Kaffee in der Küche gekocht“.
Im gleichen Moment stand Clarissa im Morgenmantel gähnend im Zimmer. „Was soll ich nicht hören?“, fragte sie noch etwas schlaftrunken.
Alexander nahm seine Tasse mit frisch eingeschüttetem Kaffee und verschwand mit den Worten: „Ich muss mich für die Arbeit fertig machen“, ins Badezimmer.
„Frag nicht“, sagte ihr Mann und widmete sich wieder dem Streichen der Tapeten zu.
Sie schüttelte den Kopf, goss sich in der Küche etwas Kaffee in eine Tasse und ging zur Terrassentür. „Sag mal, Paul, hast du das Fleisch weggetan, das ich zum Auftauen auf die Terrasse gestellt habe?“, fragte sie ihn.
Irritiert schaute er sie an. „Welches Fleisch?“, fragte er.
„Na, das Hähnchenfleisch, das ich gestern aus der Kühltruhe geholt habe und in einer Tupperschüssel vor die Terrassentür gestellt habe. Der Deckel liegt daneben und das Fleisch ist weg!“. Sie zeigte dabei auf die leere Schüssel.
„Ich habe nichts weggenommen“, entgegnete er gestikulierend.
Im gleichen Moment kam Alexander aus dem Badezimmer. „Hast du das Fleisch aus der Tupperschüssel genommen?“, fragte sie.
Er sah seine Mutter verdutzt an. „Welches Fleisch?“.
Sie zuckte daraufhin mit den Achseln. „Na, dann haben wir wohl Geister im Haus!“. sagte sie und ging ebenfalls ins Bad.
Alexander wandte sich seinem Vater zu. „Von welchem Fleisch spricht sie?“.
„Sie hatte wohl Hähnchenfleisch in einer Tupperschüssel vor die Terrassentür gestellt. Jetzt ist es weg“.
„Seltsam, sehr seltsam“, murmelte Alexander. Danach verabschiedete er sich von seinem Vater und verließ das Haus.
*
Am Nachmittag saßen Clarissa und Paul am Esszimmertisch und tranken gemeinsam Kaffee. Das Esszimmer war inzwischen fertig renoviert. „Mir lässt die Sache mit dem Fleisch irgendwie keine Ruhe“, sagte Clarissa nachdenklich.
Er kannte seine Frau und wusste, dass sie nicht eher aufgeben würde, ehe sie nicht herausgefunden hatte, was mit dem Fleisch passiert war. „Wir wohnen hier etwas ländlich, Schatz. Vielleicht haben sich Mäuse, Ratten oder Wiesel daran zu schaffen gemacht“.
Ungläubig sah sie ihn an. „Beim besten Willen, Paul, das kann ich mir nicht vorstellen. Ich hätte es gemerkt, wenn eines dieser Tiere sich hier oben aufhalten würde. Es gibt sicher eine andere Erklärung dafür“.
„Wer weiß. Unser Vorbesitzer hatte eine Katze. Katzen jagen diese Nager leidenschaftlich gern. Die Katze ist nicht mehr da, also brauchen diese keine Angst mehr zu haben“.
Sie lachte. „Als ob sich Nager davon abhalten lassen. Nein, es muss irgendetwas anderes sein“.
Er schaute zur Terrassentür. Etwas verlegen sagte er: „Ich denke auch zu wissen, was“. Dabei zeigte er auf die Tür.
Clarissa schaute ebenfalls dorthin. „Eine Katze, habe ich es mir doch fast gedacht. Vielleicht hat sie ja Hunger“, sagte sie und ging zur Küche.
„Was machst du jetzt? Du weißt, wenn du sie einmal fütterst, kommt sie immer wieder!“.
Clarissa kam mit einer Dose Thunfisch zurück. „Wenn sie schon das Hähnchenfleisch isst, dann ist sie bestimmt hungrig. Vielleicht ist sie jemandem entlaufen und der Besitzer sucht sie schon verzweifelt“, sagte sie und öffnete die Tür.