Die Klassenregeln - Christoph Eichhorn - E-Book

Die Klassenregeln E-Book

Christoph Eichhorn

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Beschreibung

Die 10 wichtigsten Regeln für gelingenden Unterricht Respekt, Fairness und Gerechtigkeit machen Unterricht erst möglich. Deutschlands führender Classroom-Management-Experte Christoph Eichhorn stellt die wichtigsten »Regeln« vor und erläutert, warum sie in jedem Klassenzimmer gelten müssen: ein praxisorientierter Leitfaden für einen gelingenden Unterricht. Christoph Eichhorn hat das Classroom-Management in Deutschland zu einem zukunftsweisenden Unterrichtsmodell gemacht. Dieses weltweit anerkannte Modell stellt die Leistung engagierter Lehrer heraus. Es zeigt, wie Eltern mitwirken können und sollen und alle – insbesondere die Schüler – zufriedener mit der Schule sind und sie letztlich auch erfolgreicher abschließen können. Classroom-Management bedeutet, dass Schüler ihre wirklichen Fähigkeiten lernend entfalten, wenn Lehrer sich auf gute soziale Kontakte zu ihren Schülern und deren Eltern leidenschaftlich einlassen: die 10 wichtigsten »Regeln« für den täglichen Unterricht – Classroom-Management auf einen Blick!

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Seitenzahl: 86

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Christoph Eichhorn

Die Klassenregeln

Guter Unterricht mit Classroom-Management

Impressum

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Speicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Klett-Cotta

www.klett-cotta.de

© 2014 by J. G. Cotta’sche Buchhandlung

Nachfolger GmbH, gegr. 1659, Stuttgart

Alle Rechte vorbehalten

Umschlag: Rothfos & Gabler, Hamburg

Fotos: © getty-images

Datenkonvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig

Printausgabe: ISBN 978-3-608-98040-0

E-Book: ISBN 978-3-608-10718-0

Dieses E-Book entspricht der 1. Auflage 2014 der Printausgabe

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über dnb.d-nb.de abrufbar.

Inhaltsverzeichnis

Klassenregeln – erste Tipps

Kapitel 1: Das Geheimnis eines geordneten Klassenzimmers

Präventiv handeln – das A und O im Classroom-Management

Rituale

Schüler mit »oppositionellem« Verhalten als Verbündete gewinnen

Vorausschauend handeln – die Philosophie von Classroom-Management

Ruheritual

Kapitel 2: Klassenregeln aufstellen, lernen, üben, einhalten

Vorhersehbarkeit, Verlässlichkeit und Sicherheit im Klassenzimmer

Die Klassenregeln – eine lohnende Herkulesaufgabe

Klassenregeln brauchen Beziehung

Die Classroom-Management-Beobachtungsskala: Wertschätzung und emotionale Unterstützung

Klassenregeln – grundsätzliche Überlegungen

Lerntraining Klassenregeln

Kapitel 3: Problemfalle »Strafen« Warum Sanktionen, und wenn ja, welche?

Präsenz zeigen

Richtig intervenieren

Realistisch und cool bleiben....

Sanktionen.

Kapitel 4: Lob, Anerkennung und Wertschätzung……

Anerkennung und Wertschätzung

Formen von Lob, Anerkennung und Wertschätzung

Materielle Verstärker wirken manchmal Wunder

Die Checklisten und Trainingspläne – das Wichtigste auf einen Blick

Checkliste Kapitel 1: Rituale erfolgreich einführen und langfristig festigen

Checkliste Kapitel 2: Klassenregeln – nachhaltig einführen, dauerhaft festigen

Kapitel 2: Lerntraining Klassenregeln: Mein Trainingsplan

Kapitel 2: Lerntraining Klassenregeln: Auswertung

Checkliste Kapitel 3: Problemfalle »Strafen« – warum Sanktionen und wenn ja, welche?

Checkliste Kapitel 4: Lob, Anerkennung und Wertschätzung

Die wichtigste Literatur

Klassenregeln – erste Tipps

Klassenregeln sind für gute Lehrer-Schüler-Beziehungen und guten Unterricht unersetzlich. Sie entfalten ihre Wirkung am besten dann, wenn die Lehrerin:

eine gute Beziehung zu ihren Schülern hat,

konsequent auf präventiv ausgerichtetes Classroom-Management setzt,

eine positive Einstellung gegenüber den in ihrer Klasse aufgestellten Regeln hat und selbst von deren Sinn voll und ganz überzeugt ist,

ihren Schülerinnen und Schülern

1

dabei behilflich ist, eine möglichst positive emotionale Bindung zu den in der Schule und Klasse geltenden Regeln aufzubauen,

mit ihren Schülern über die Klassenregeln im Gespräch bleibt, also gezielt Anlässe schafft, um das Thema Klassenregeln während des gesamten Schuljahres aufzugreifen und in der Klasse präsent zu halten,

die Klassenregeln mit ihren Schülern trainiert, ihre Vorbildfunktion bezüglich Regeleinhaltung erkennt und wahrnimmt,

bei allen Aspekten rund um das Thema Klassenregeln positiv und überzeugend kommuniziert.

Oder anders gesagt: Klassenregeln lernen Schüler ähnlich wie Englisch oder Mathematik. Deshalb geht es nicht an erster Stelle darum, Klassenregeln aufzustellen, sondern vor allem darum, diese den Schülern langfristig bewusst zu machen. Und zwar auf attraktive Weise.

Deshalb ein erster Tipp:

Benutzen Sie bitte gegenüber Ihren Schülern NIE das Wort »Klassenregeln«, weil es antiquiert klingt und bei vielen Assoziationen von Zwang und Freiheitsbeschneidung auslöst. Was Sie stattdessen alles tun können, zeigt Ihnen dieses Buch.

Klassenregeln im Classroom-Management

Die drei Hauptkennzeichen guten Unterrichts sind:

strukturierte, klare und präventiv aufgebaute Unterrichtsführung,

gutes Sozialklima,

kognitive Aktivierung (z. B. offene Aufgaben, diskursiver Umgang mit Fehlern; formatives Feedback).

Die ersten beiden Dimensionen sind zentraler Bestandteil von Classroom-Management. Es ist damit nicht einfach irgendein weiteres Modul für guten Unterricht, sondern legt die Basis,

für gute Lehrer-Schüler-Beziehungen,

dass die Schüler gut lernen und,

dass sich Lehrer und Schüler im Unterricht wohlfühlen.

Und das hat Konsequenzen. So zeigt die internationale Forschung, »dass kein anderes Merkmal so eindeutig und konsistent mit dem Leistungsniveau und Leistungsfortschritt von Schulklassen verknüpft ist, wie Classroom-Management« (Helmke, 2014, S. 10). Und Klassenregeln spielen im Classroom-Management eine zentrale Rolle. Für Helmke (2014) sind Regeln sogar das »A und O« einer erfolgreichen Klassenführung.

Classroom-Management fördert gute Lehrer-Schüler-Beziehungen

Gute Lehrer-Schüler-Beziehungen sind die Basis guten Unterrichts. Über diesen Punkt herrscht international Einigkeit. Der Effekt ist so stark, dass Lehrer mit guten Beziehungen sogar 30 Prozent weniger Disziplinprobleme haben als solche mit schlechten (Marzano and Marzano, 2003, S. 1). Das leuchtet auch unmittelbar ein. Schüler, die ihren Lehrer sympathisch finden, kooperieren eher mit diesem als Schüler, die zu ihren Lehrern ein konfliktreiches Verhältnis haben.

Classroom-Management und Schüler mit herausforderndem Verhalten

Unter den schulbasierten Interventionsprogrammen für Schüler mit herausforderndem Verhalten spielt Classroom-Management die wichtigste Rolle, wie zahlreiche große Meta-Analysen zeigen. Gutes Classroom-Management, so Hennemann und Hillenbrand (2010), reduziert die Wahrscheinlichkeit des Auftretens massiver aggressiver Störungen um sage und schreibe 50 Prozent!

Kapitel 1Das Geheimnis eines geordneten Klassenzimmers

Was dieses Kapitel Ihnen bietet

In diesem Kapitel erfahren Sie:

Wie vorausschauendes Handeln Ihnen das Unterrichten erleichtert.

Wie Sie Rituale in Ihren Unterricht erfolgreich integrieren.

Wie Sie Schüler mit oppositionellem Verhalten als Verbündete gewinnen.

Wie Sie ein Ruheritual gestalten.

Präventiv handeln – das A und O im Classroom-Management

Gerlinde Gabriel erklärt ihren Fünftklässlern eine Aufgabe im Sitzkreis. Sie ist eigentlich schon damit fertig, als ein Schüler noch eine Frage stellt. Während Frau Gabriel darauf antwortet, stehen die ersten Schüler schon auf, um zu ihrem Platz zurückzukehren. Allerdings nehmen sie nicht den direkten Weg, sondern schlagen kleine Umwege durch das Klassenzimmer ein. Vedat nimmt einen Radiergummi vom Pult eines Mitschülers und wirft ihn in die Luft. Klar, dass dieser lautstark protestiert. Was geschieht jetzt in vielen Klassenzimmern? Normalerweise wird der Lehrer den Schüler ›bestrafen‹. Das muss er ja auch tun. Denn er kann dieses Verhalten nicht durchgehen lassen. Aber wie würden Sie das tun? Welche Sanktion würde Sie aussprechen? Dem Schüler eine Strafe geben und ihn einen Text abschreiben lassen? Ihn vor der Klasse zurechtweisen? Ihn unauffällig ermahnen? Werden diese Sanktionen dazu führen, dass sich der Schüler ändert? Da müssen wir schon ganz geschickt sanktionieren. Mehr dazu erfahren Sie später.

Classroom-Management zielt darauf ab, dass es zu solchen Störungen am besten gar nicht mehr oder nur noch in Ausnahmefällen kommt. Wie das gelingt, zeigen Ihnen Schritt für Schritt die folgenden Kapitel.

Übergänge bewältigen

Dem amerikanischen Erziehungswissenschaftler Jacob Kounin (1976) kommt das Verdienst zu, als Erster die enorme Bedeutung von Classroom-Management erkannt zu haben. Er weist unter dem Stichwort »Übergänge meistern« (engl. managing transitions) darauf hin, dass Übergänge, wie zum Beispiel

vom Sitzkreis an seinen Platz zurückkehren,

vom Klassenzimmer in die Turnhalle gehen,

vom Sitzplatz aufstehen und sich mit Material versorgen usw.,

potenziell störungsanfällige Situationen sind. Laut einer Studie treten pro Tag etwa 30 solcher Übergangssituationen auf. Auf die potenziellen Störungsrisiken dieser Übergangssituationen sind Rituale die beste Antwort.

Rituale

So geht die Lehrerin Ricarda Graf vor:

Sie klärt ihre eigenen Erwartungen. Der Wechsel vom Sitzkreis zurück zur Schulbank soll wie folgt vor sich gehen:

Ich überprüfe, noch während alle Schüler im Sitzkreis sind, ob alle meinen Auftrag genau verstanden haben. Deshalb bitte ich einen oder zwei Schüler, meinen Auftrag allen noch einmal kurz zu erklären.

Die Schüler verlassen den Sitzkreis erst dann, nachdem ich ihnen die explizite Erlaubnis dazu gegeben habe, und zwar mit einem speziellen Signalton.

Jeder begibt sich auf direktem Weg an seinen Platz.

Jeder beginnt dort unverzüglich mit der zu bearbeitenden Aufgabe.

Sie bespricht mit ihren Schülern die angestrebte Veränderung: »Ihr habt auch bemerkt, dass der Wechsel vom Sitzkreis an euren Platz nicht gut klappt. Wie möchten wir das in Zukunft anders gestalten?« Und im Anschluss: »Welche Vorteile hat es denn für euch, wenn das in Zukunft rundläuft?« Zum Beispiel, dass sich alle wohler fühlen, besser lernen und Zeit einsparen, wenn sie gut lernen. Selbstverständlich notiert sie diese Punkte an der Tafel.

Aber bedeutet das, dass ihre Schüler sich am nächsten Tag wirklich daran halten? Eher nicht. Wir müssen also mehr tun, um unsere Schüler dazu zu bringen, diesen Ablauf regelmäßig einzuhalten. Aber wie?

Rituale erklären

Frau Graf bespricht mit ihren Schülern, wie der Wechsel vom Sitzkreis an den Platz in Zukunft vonstattengehen soll. An der Tafel hat sie notiert:

Ich verlasse den Sitzkreis erst, wenn die Lehrerin das Signal dazu gegeben hat.

Ich gehe auf direktem Weg an meinen Platz.

Ich beginne dort unverzüglich mit meiner Aufgabe.

Sie prüft, ob ihre Schüler dies verstanden haben. Dazu bittet sie am besten einen Schüler mit Migrationshintergrund, das Ritual noch einmal zu erklären. Damit sie sicher sein kann, ob es auch wirklich alle verstanden haben. Dabei ist wichtig: Der Schüler soll es nicht Frau Graf erklären, sondern seinen Mitschülern.

Alternativ oder zusätzlich bittet sie einen Schüler mit besonders »herausforderndem« Verhalten, das Ritual seinen Mitschülern zu erklären. Die Vorteile sind:

Der Schüler instruiert sich dadurch selbst und identifiziert sich somit stärker mit dem Ritual.

Es beeindruckt die Mitschüler, wenn gerade ein solcher Schüler von Ordnung spricht.

Aber auch das reicht meist noch nicht, damit sich die Schüler daran halten. Für das weitere Vorgehen bieten sich gleich mehrere Varianten an.

Variante 1: Normales Üben

Frau Graf sagt: »Wir üben es gleich mal ein.« Nehmen wir an, Frau Graf hat das Ritual jetzt schon zweimal geübt – es klappt aber immer noch nicht. Was jetzt? Sie könnte sagen: »Was seid ihr nur für eine Klasse – jetzt haben wir es schon zweimal geübt, und ihr könnt es immer noch nicht.« Und was wäre der Effekt? Sie würde damit den Widerstand ihrer Schüler anheizen.

Deshalb sagt Frau Graf: »Es klappt schon viel besser als beim ersten Mal. Die meisten von euch haben es schon geschafft. Prima. Strengt euch nochmals an, dann schafft ihr es!« Mit ihrer Stimme drückt sie Zuversicht und Optimismus aus.

Sie besteht auf hundertprozentiger Einhaltung: Angenommen, beim nächsten Üben haben die Schüler ihr Ziel schon weitgehend erreicht, aber noch nicht ganz. Frau Graf könnte jetzt zu sich sagen: »Wir haben es schon dreimal geübt. Fast alle haben es ziemlich gut geschafft. Ich will es mir mit meinen Schülern nicht verderben. Also lasse ich es durchgehen. Vielleicht kann ich ja beim nächsten Mal, noch etwas mehr verlangen.« Diese Reaktion ist nachvollziehbar, aber nicht optimal. Warum?

Weil Frau Grafs Schüler daraus lernen: »Sie nimmt es doch nicht so genau.« Was würde das für die nächste Forderung an die Schüler bedeuten? Sie nehmen an, auch dann ihrer Anweisung nicht hundertprozentig nachkommen zu müssen. Das macht es für Frau Graf schlagartig schwieriger, sich Respekt und Anerkennung zu verschaffen. Damit das Einüben des Rituals erfolgreich verläuft,

muss Frau Graf damit rechnen, dass von seiten der Schüler Widerstand dagegen entsteht – sie darf sich dadurch nicht aus dem Konzept bringen lassen.