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"Die Kommunikationsgesellschaft" wird in "Lackners Labor" näher unter die Lupe genommen und in der zweiten Auflage um virtuelle Trends und neue Social Media Phänomene erweitert. Sprache verändert sich und der technologische Fortschritt ermöglicht uns völlig neue Kommunikationsformen: Von Cicero bis zur Clubhouse App war es ein weiter Weg. Nach mehr als 99.000 Einzeltrainings in ihrer "Schule des Sprechens" weiß die Kommunikations-Strategin Tatjana Lackner genau, was Denkmuster beeinflusst und wodurch wir unsere Sprache optimieren können. 46 Trainer arbeiten in ihrem renommierten Haus und täglich werden hunderte Gesprächskilometer mit Vertretern aus Medien, Politik, Wirtschaft etc. analysiert. Lackner hat sich ihr gesamtes Leben mit Stimme und Sprache professionell beschäftigt. Sie profitieren von konkreten Beispielen, Trends, gesellschaftlich relevanten Betrachtungen und praxisnahen Übungen für Ihren eigenen Redealltag. Kundenorientierung und "verkaufen können" wird an jeder Ecke verlangt. Pointiert und witzig bietet die mehrfache Bestsellerautorin frisches Wissen zu den nachgefragten Kommunikationsthemen des modernen Menschen. Entstanden ist ein gelungener Mix aus unterschiedlichen Essenzen rund um das menschliche Sprechverhalten. Neu und ergänzend finden Sie in dieser Auflage Spannendes zu virtueller Kommunikation und Verweise auf Tatjana Lackners beliebten und hoch gerankten Podcast "Rhetorik: Tipps & Tools; Tools mit Tatjana Lackner": Alle Tipps sind leicht umsetzbar und hundertfach erprobt. Im Praxisteil finden Sie zudem 33 bewährte Aufgaben und Coaching-Tipps. Sowohl Karriereorientierte als auch alte Kommunikationshasen kommen hier lustvoll auf ihre Kosten. Wer trainiert, baut rhetorisch Muskelmasse auf!
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Seitenzahl: 422
ISBN 978-3-85402-410-1
Auch als Buch verfügbar:
ISBN 978-3-85402-409-5
2., aktualisierte und erweiterte Auflage 2021
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Projektmanagement und Lektorat
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Covergestaltung und Satz
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Cover – Fotocredit
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Druck
Hans Jentzsch & Co GmbH, 1210 Wien
Knapp 300 Milliarden E-Mails werden jeden Tag versandt. Millionen Besprechungen finden statt. Überall auf der Welt wird permanent geredet. Sprache zentriert unser Leben. Viele Gesellschaftsformen hat die Menschheit in den letzten Jahrtausenden durchlebt. Kommuniziert haben wir immer: in der Höhle ebenso wie in Stämmen, in Diktaturen, in Monarchien, in Ständesystemen oder heute in unserer Demokratie, der modernen „Mediendiktatur“.
Als Leser blicken Sie mit diesem Buch in ein spannendes, rhetorisches Kaleidoskop und entdecken dabei jede Menge Farben, Schauplätze und verbale Strategien. Wie auf einem bunten Jahrmarkt können Sie das kommunikative Treiben an den unterschiedlichen Verkaufsständen unserer Sprache betrachten. Schließlich garantiert Ihnen dieses Kompendium auf wenigen Seiten völlig verschiedene Aspekte unserer verbalen Beziehungen zueinander. Als ich begann, dieses Buch zu schreiben, spuckte alleine Google für das Wort „Kommunikation“ 144.000.000 Ergebnisse nach nur 0,66 Sekunden aus. Jetzt, da Sie diese Zeilen lesen, hat sich die Anzahl bereits um zigtausende Einträge verändert. Bei den unzähligen elektronischen Recherchekilometern und Expertengesprächen bin ich selbst oft für Wochen in Themenlandschaften versunken und an ganz anderen Stellen – als von mir intendiert – wieder aufgetaucht. Obwohl dies bereits mein viertes Buch war und ich mit dem Prozess des Schreibens vertraut bin, war es noch nie so hart für mich, ein Projekt abzuschließen. Viele beeindruckende und teilweise skurrile Schauplätze unserer Kommunikation habe ich noch entdeckt, über die ich Ihnen berichten wollte. Es hat damals über zwei Jahre gedauert, bis ich das Buch für die erste Auflage 2014 abgegeben habe. Längst haben die technischen Errungenschaften 2021 eine Neuauflage notwendig gemacht und ich muss einmal mehr akzeptieren: Die Kommunikationsgesellschaft ist jede Sekunde in Bewegung, wie Millionen kleinster Moleküle wird sie nie ganz zu fassen sein. Von allen meinen Büchern ist und bleibt „Die Kommunikationsgesellschaft: Lackners Labor“ mein liebstes Werk und damit der unmittelbare Beleg meiner täglichen Arbeit.
1) Wie war’s
Zu Beginn des Buches erfahren Sie: Welche Gesellschaftstrends haben unsere Sprache geprägt? Für manche Menschen ist der eigene Dialektanteil in ihrer Hochsprache besonders im Berufsleben störend. Sie bekommen aufgezeigt, wo die eigenen biografischen Sprachunsicherheiten ihren Ursprung haben. Sprachpuristen und Gegner der heutigen Anglizismen erhalten ebenfalls Denkfutter und ein Lerngeschenk aus der Geschichte, denn sie haben mit den Bewahrern der deutschen Sprache vor einigen hundert Jahren viel gemeinsam. Damals sprach die Welt Französisch.
2) Wie wird’s
Im zweiten Teil des Buches geht es weniger darum, Trends zu erahnen, als vielmehr bewusst zu machen, was sich bereits für uns alles erlebbar verändert hat. So scheint beispielsweise der explosionsartige Anstieg von stattfindenden Hearings im Assessmentbereich die Antwort auf moderne Castingshows im Business zu sein. Jugend mag auf dem Arbeitsmarkt Kapital sein, doch vor dem Hintergrund, dass die Menschen mit 60 Jahren noch gut 30 Lebensjahre vor sich haben, verändern sich auch die Ansprüche und damit das Kommunikationsverhalten. Altern hat Konjunktur! Es geht nicht mehr darum, wann Sie in Pension gehen, sondern vielmehr, was Sie dann noch vorhaben. Im Kernberuf ist man mit 70 Jahren alt, als Politiker oder Berater nicht unbedingt. Alterskommunikation findet demnach nicht nur in der Seniorenresidenz statt. Wer sich nur inner-generationell austauscht, bleibt selten jung. Über den Themen-Tellerrand der eigenen Generation zu blicken, bereichert. Früher bedeutete die Familie oder Berufsgruppe den Horizont – im Alter kann es dann leicht die eigene Generation werden. Denken und Reden funktioniert jedoch über die Grenzen hinweg – dank der Kommunikationsgesellschaft!
3) Was lerne ich?
Die symbolisch angezeigten Querverweise im Text bieten Ihnen wertvolle und erprobte Übungen im Praxisteil. Außerdem finden Sie zu vielen Themen weiterführende Podcast-Folgen. Diese sind mit dem Icon meines Podcast-Kanals „Rhetorik: Tipps & Tools mit Tatjana Lackner“ ausgewiesen. Viele Folgen haben es in den letzten Jahren auf die vordersten Plätze in den Charts von Spotify und Apple iTunes geschafft. Alle finden sich zudem auf Amazon Music, SoundCloud, Podigee und Radio Österreich. Warum sind diese Hörbeiträge so beliebt? All die Tipps sind leicht umsetzbar und hundertfach erprobt.
Wenn Ihnen bei Besprechungen und in Diskursen gelegentlich die Argumente ausgehen – dann schafft das Glossar Abhilfe: Neue Argumentationsarten von A bis Z finden Sie hier ebenso wie exemplarisch erklärte Redefiguren. Beispiele helfen beim Üben! Vor kniffligen Gesprächssituationen können Sie im Bedarfsfall nachschlagen und sich aufrüsten. So bestimmen Sie, welchen Coaching-Tipp Sie ausprobieren möchten und Ihr Lesefluss geht zwischen den Kapiteln nie verloren. Wer täglich reden muss und an seinen Worten gemessen wird, der kümmert sich lieber selbst um das Gelingen seines gelungenen Eigenmarketings.
Die letzten Kapitel rund um Wertewandel, Lebenskonzepte und ökonomisierte Meinungen legen Zeugnis darüber ab, womit ich mich aktuell in meiner Arbeit gedanklich am liebsten befasse. Stärker zwischen SEIN und HABEN zu unterscheiden, ist die Herausforderung in der Kommunikationsgesellschaft für jeden Einzelnen. Meine Kunden wünschen sich von mir in jeder Trainingsstunde praxisnahe Werkzeuge UND gedankliche Inspiration. Es geht dabei schon lange nicht mehr darum, anderen zu zeigen, was man hat (Diplome, Statussymbole, Kinder, Häuser etc.), sondern es geht darum, stärker herauszuarbeiten, wer man ist.
Von Beginn an dachte ich beim Schreibenan Frauen UND Männer. Machmal sogar an Kinder.Gefahren und Chancen warten in derKommunikationsgesellschaft auch auf Buben UND Mädchen.
Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen mit meinem Buch und gutes Gelingen beim Umsetzen der Coaching-Tipps aus dem Praxisteil. Denn: Reden lernt man nur durch reden! Bestimmt sind auch in meinen Podcastfolgen „Rhetorik: Tipps und Tools mit Tatjana Lackner“ inspirierende Gedanken für Sie dabei. Über Ihre Fragen und gerne auch über ein Lob freue ich mich unter der E-Mail-Adresse [email protected]
Wien, April 2021Dr. Tatjana Lackner, MBA
Vorwort
1Ihre Biografie ist hörbar
2 Haben es Dialektsprecher schwerer?
3 Sprache verrät, wie Sie ticken
4 Sprache im Spiegel der Zeit
5 Reden: Stadt, Land und im Fluß
6 Fremdwörter bereichern unseren Wortschatz
7 Industrie 4.0 – veränderte Kommunikation
8 Digitale Welt macht Analoge einsam
9 Unsere Kommunikation 2050
10 Die Droge unserer Gesellschaft ist Strom: Virtuelle Kommunikation
11 Emoticons, Piktogramme und Token
12 Gefährliche Abkürzungen
13 Bildung, nicht Wissen ist Trumpf
14 Sprachlos in der Kommunikationsgesellschaft
15 Social Networking im Gehirn
16 Nützen Sie die Sprache der Werbung
17 Herz, Hirn, Habits
18 Das Abruptions-Geheimnis
19 Storytelling: die Sprache der Bilder siegt!
20 Sprachklima und Wort-Temperatur
21 4 K’s der Zukunft
22 Lingumarketing
23 Moderner Sophismus im 24/7-Takt
24 Assessment-Center: Castingshows im Business
25 Eigenmarketing ist Maßarbeit
26 Business-Smalltalk
27 Ihr Rhetorik-Triathlon
28 Entlarven Sie die Killerkönige
28.1 Der Ignoranzler
28.2 Der Spalter
28.3 Der Dampfplauderer
28.4 Die „G’schnappige“
28.5 Der Verharmloser
29 Neid – die grüne Kröte der Kommunikation
30 Zahlen in Worten
31 Verwenden Sie die sieben Gesprächsarten?
32 Zielen Sie auf Sorting Gates!
33 Jeder Touchpoint ist ein Matchball
34 Von Hard Facts zu Soft Skills
35 Zicken, Zoff und Zeus
36 Kommunikations-Screening
37 Was wir von Hitchcock lernen
38 „Rhetorische Intelligenz“ – ein Karrierefaktor!
39 Kuhhandel statt Wertewandel
40 Unser Selbstkonzept nährt sich aus Psycholügen
41 Moderner Sophismus in Verschwörungen
42 Meinungen – ökonomisierte Gedanken
43 Ausverkauf von Denkschulen und Lebenskonzepten
44 Sein, nicht Haben
Übung 1 „45 x False Friends – Falsche Freunde“
Übung 2 Kennen Sie auch diese Germanismen in der englischen Sprache?
Übung 3 13 x Token erraten
Übung 4 3 x „Decodierung der Sprache“
Übung 5 Die 5 Lockrufe des guten Redners
Übung 6 Storytelling selbstgemacht
Übung 7 Wortschatz
Übung 8 Kontrollieren Sie Ihre Gespräche!
Übung 9 Der Coaching-Tipp: Interview-Vorbereitung
Übung 10 Machen Sie folgeAndes Gedankenexperiment
Übung 11 Definieren mit Moderationspartikeln
Übung 12 Der Coaching-Tipp: Biografisches Gold
Übung 13 Innere Lobbyisten
Übung 14 Der Coaching-Tipp: Fünf Regeln des Business-Smalltalks
Übung 15 Der Coaching-Tipp: Das rhetorische Kaleidoskop
Übung 16 Gedankenübung mit Coaching-Tipp: Welche Statusspiele machen Ihnen zu schaffen?
Übung 17 Kontern Sie Killerphrasen
Übung 18 5x Menschen lesen
Übung 19 Assoziationen mit „Sieben“
Übung 20 Gedankenübung mit Coaching-Tipp: Moderne Vortragsdramaturgie
Übung 21 Sorting Gates & Kaufmotive
Übung 22 Kundengespräche optimieren
Übung 23 Gedankenübung mit Coaching-Tipp: Eristik im Beziehungsalltag
Übung 24 5x Argumentationsstrukturen
Übung 25 Argumentieren Sie „Out of the box“
Übung 26 Der Coaching-Tipp: Worauf achten Sie?Kommunikations-Screening
Übung 27 Gedankenübung mit Coaching-Tipp: Intelligente Pausensetzung
Übung 28 Gedankenübung mit Coaching-Tipp: Räumen Sie auf mit Glaubenssätzen!
Übung 29 Übung mit Coaching-Tipp: Prüfen Sie Ihre Rhetorik selbst!
Übung 30 Gedankenübung mit Coaching-Tipp: Aktionen ändern Dinge, nicht Wünsche!
Übung 31 Gedankenübung mit Coaching-Tipp: Lernen Sie zu urteilen!
Übung 32 Bilden Sie sich eine Meinung!
Übung 33 Denkrichtungen und Weltanschauungen
Glossar 1 Argumentationsarten & rhetorisches Kaleidoskop
Glossar 2
Kurzinterview mit Tatjana Lackner
Stichwortverzeichnis
Literaturverzeichnis
Die Autorin
Sprache ist erworben, nicht erlernt. Niemand hat als Kind Vokabeln in der Muttersprache gebüffelt. Die erste Sprachentwicklung[1] wird durch unsere Herkunftsfamilie geprägt. In welches Wortklima wir hineingeboren sind, kann ein Leben lang entscheidend für unsere Rhetorik sein. War unsere Meinung daheim gefragt? Wurde zu Hause Dialekt gesprochen? Waren unsere ersten sprachlichen Bezugspersonen ältere Menschen? Gerade wenn Kinder bei den Großeltern oder bereits reiferen Eltern aufwachsen, wählen sie gänzlich andere Worte und Redewendungen, als Kinder aus Jungfamilien. Eltern, die selber gerade mal 20 Jahre älter sind, als ihr Fortpflanz – also gemeinsam mit ihren Kindern erwachsen werden – sind sprachlich fast derselben Generation zugehörig. Oft stecken Frühgebärende in der gleichen Sprachentwicklung wie ihre brabbelnden Babys, obwohl sie im Gegensatz zu ihnen schon lange reden können und im Vergleich zu den Zwergen viele Sprachphasen weiter sind.
Erst in der zweiten Sprachentwicklung wechseln die Identifikationsikonen. Neue Bezugspersonen betreten das Parkett und der sprachliche Einflusskreis eines jungen Menschen wächst ebenso wie sein Wortschatz und sein Horizont. Bei vielen sind die ersten Schritte im Berufsleben sogar akustisch wahrnehmbar. Jemand, der gerade sein Jus-Studium abschließt, um in einer Kanzlei zu beginnen, verwendet neben den branchenüblichen Fachtermini auch sonst andere Worte als früher im Elternhaus. Das ist in der Abnabelung für die alten Bezugspersonen nicht immer einfach, denn die Zurückgelassenen hören nun auch selbst, dass sie mit der aktuellen Entwicklung des jungen Menschen kaum mehr zu tun haben.
Manche Eltern können sich über ihre Kinder freuen, weil sie neue Erfahrungen und hörbar Fortschritte machen. Andere Eltern hingegen packt der eigene Minderwertigkeitskomplex und sie treten mit den Jugendlichen, also den – aus dem Hause strebenden – Kindern, sogar in Wettstreit. Ein Lied von diesen Verbal-Switches, dem Ziehen und Zerren an der eigenen Identität, können „ehemalige Kinder“ aus ländlichen Gebieten singen. Mehr als 50 % der österreichischen Bevölkerung lebt in ländlichen Regionen – das ist mehr als in den meisten anderen EU-Ländern. Bei diesem hohen Provinzanteil ist sprachliche Irritation vorprogrammiert. Im Zuge eines Lebens gehören wir ganz unterschiedlichen Sprachgemeinschaften[2] an.
Fazit:
Stimme und Sprache verraten uns. Biografie ist damit hörbar. Diese Mittel der eigenen Selbstwirksamkeit zu entdecken, kann jeder persönlich in die Hand nehmen. Klar ist: größere Wirkung führt zu vergrößerter Einflussnahme. Wer gehört wird, hat schließlich mehr Gestaltungskraft. Gute Stimmbildung hebt den Selbstwert.
Abbildung 1WAS UNSERE SPRACHENTWICKLUNG BEEINFLUSST
QUELLE: TATJANA LACKNER, 2014
Sprache & Identität – Unsere Biografie ist hörbar: https://www.sprechen.com/podcast/sprache-identitaet-unsere-biografie-ist-hoerbar/
1Unter Sprachentwicklung sind hier nicht die logopädischen Sprachphasen im Kindesalter gemeint, wann Babys welche Laute bilden oder Kleinkinder welche Buchstaben aussprechen können. Hier geht es um das persönliche Sprachentwicklungsstadium eines erwachsenen Menschen. Tatjana Lackner erstellt Stimm- und Spachmuster seit 1994 in der Kaderschmiede für Kommunikations-Profilings. Nach mehr als 99.000 Einzeltrainings ist die Methode der persönlichen Sprachentwicklung tausendfach erprobt. In der Schule des Sprechens wird – ausgehend vom individuellen Sprachentwicklungsstadium des Kunden – an Atem- und Sprechtechnik, Modulation und Stimmbildung gearbeitet, bevor mit der rhetorischen Strategie und Vortragsdramaturgie gestartet wird. Diese ganzheitliche Methode wurde mehrfach ausgezeichnet.
2Vgl. https://www.jewiki.net/wiki/Sprachgemeinschaft, (Stand Februar 2021). Sprachgemeinschaft wird in der Linguistik als die gemeinsame Sprache einer bestimmten Gruppe bezeichnet. „So kann auch in einer kleinen Gruppe eine individuelle Sprache erfunden, weiterentwickelt und gepflegt werden (Soziolekt). Ebenso können innerhalb eines kleinen Gebietes verschiedene Sprachgemeinschaften (Dialekte) vorhanden sein, deren gemeinsame Sprache beispielsweise eine Standardsprache ist.“
Unsere Herkunftssprache ist Teil unserer Identität. Nichts ist davon zu halten, wenn sich Menschen ihren Dialekt abgewöhnen wollen, er gehört zu ihnen, wie der Landstrich aus dem sie kommen und sollte schon alleine ihres Seelenfriedens wegen ebenso gepflegt werden. Kaum lockt junge Menschen Studium oder Berufsausbildung in die Ballungszentren, beginnt für viele eine innere Zerrissenheit, die jahrelang dauern kann und auch sprachlicher Natur ist. Diese Stadt-Land-Problematik in ihrer Sprache macht manchen kräftig zu schaffen. Die einen genieren sich im urbanen Raum für ihren Lokalkolorit, der die ländliche Örtlichkeit verrät, aus der sie stammen. Nicht jeder ist stolz auf seine Sprachfärbung aus der Region und die ist auch nicht in allen Situationen des neuen Lebens passend. Die anderen haben das Problem eher beim Heimkommen – zurück in die ländliche Idylle. Wehe sie sprechen hier am Land Hochsprache, dann hält man sie für sprachliche Verräter und Stadtmenschen, die hörbar „großkopfert“ geworden sind und wahrscheinlich neuerdings meinen, etwas Besseres zu sein. So manch einer empfindet die sprachliche Abnabelung schmerzhafter als die pubertäre Phase in den Jahren zuvor.
Es sind nun nicht mehr die Kraftausdrücke oder Gesprächsbockigkeiten, die von den Altvorderen kritisiert werden, sondern die eigene neue Identität, die mit „Geh, was redest denn so geschwollen“ oder „Bei uns daham kannst so bleiben, wie Du bist“ quittiert werden. Wenn Sprache oder Gedanken Menschen trennen, macht das kein gutes Gefühl. Es kann Jahre dauern, bis Eltern den Stolz über die Entfaltung und Neuorientierung des Kindes verlautbaren lassen. Oft sind sie es, die nun bockig sind und sich durch das Beharren auf alte (Sprach)Muster disqualifizieren. Aber auch dieses Blatt wendet sich wieder: spätestens wenn das Studium beendet ist, der PhD oder ein anderer akademischer Titel die Familie adelt und der Verdienst stimmt. Dann verstummt langsam auch das Genörgel und die Hickhacks werden weniger. Bei den Enkelkindern sind diese Großeltern dann sogar wieder stolz, wie „Fein, wie die Kleine spricht.“ und „Der Bub hat gar keine Spur eines Dialekts“.
Es wäre demnach wesentlich einfacher, früher zu begreifen, dass wir alle weitgehend zweisprachig leben: für das „ländliche Daheim“ muss die Mundart her und fürs bebaute Gebiet die gebundene Mediensprache. Niemand will nach seiner Firmenpräsentation gefragt werden: „Sagen Sie, aus welchem Kuhdorf kommen Sie denn?“ Man muss Sprache auch switchen können. Interessant ist und in den letzten Jahren verstärkt zu beobachten, dass die Stadteltern es sind, die das Stadt-Land-Problem für ihre Kinder erneut produzieren. Die Sprach-Spirale dreht sich diesmal aus der Gegenrichtung: Zuerst wird im Ballungszentrum gewohnt und gearbeitet, sobald jedoch Kinder unterwegs sind, ziehen junge Eltern gerne in ländlichere Gebiete – „Das Kind soll schließlich gesund und im Grünen aufwachsen.“ Dort steigt nicht nur die Lebensqualität, sondern sinkt manchmal auch das Sprachniveau[3].
Auch wenn einzelne Mundarten laut Experten[4] durch die Verstädterung sanft auf dem Rückzug sind, so wird das Kind im örtlichen Kindergarten dennoch mit einer anderen Sprachkultur konfrontiert, als manchen Eltern lieb ist. Sobald die „neuen Landkinder“, der „zugereiste“ Nachwuchs der ehemaligen „Stadteltern“, größer werden, beginnt ein umgekehrter Kreislauf. Ihre Eltern empfinden die Sprache ihrer Kinder zu wenig elegant und weitgehend ungeführt. Sie kritisieren neben Slangformulierungen auch das einfältige Sprachverhalten. „Bitte rede ordentlicher!“, „Du machst Fallfehler, Dich versteht man kaum mehr.“ Manche Kinder sind möglicherweise tatsächlich – durch die Umgebung – in ihrer ersten Sprachentwicklung rhetorisch weniger gefördert, aber was noch schlimmer ist: sie sind nicht einmal daran interessiert, sprachelegant zu klingen. Erst später – im Zuge ihres eigenen Erwachsenwerdens – stellen sie dann selbst fest, dass gute Artikulation und tadellose Grammatik wesentlich sind für die selbstbewusste verbale Performance und ihre Karrierechancen im Beruf. Das Thema Kommunikation rückt daher erst in ihrer zweiten Sprachentwicklung näher ins Zentrum ihrer Aufmerksamkeit – dann nämlich, wenn sie weg sind von den ehemals nörgelnden Eltern.
Fazit:
Mundart und Hochsprache pflegen – nicht eines anstelle des anderen!
3Sinnbezogene Stimm-Modulation und richtige Atem- und Sprechtechnik sind die Grundvoraussetzung für niveauvolles Sprechen. Wer die Gestaltungsmittel der Sprache beherrscht, richtig gesetzte Zäsuren, Sinnbögen, Betonung und die Gliederung des Gesprochenen, der unterscheidet sich von Schnelltextern, Nuschlern und anderen unkulinarischen Rednern. Im Medienzeitalter ist gut sitzende Stimme Kapital. Dazu müssen jedoch sowohl die Ober-, als auch Untertöne gelungen abgemischt sein. Monotone Sprechweise begeistert niemanden, deshalb sind Stimmvolumen und Modulation der freien Rede enorm wichtig.
4Vgl. http://derstandard.at/1392686425506/Wissenschafterin-sieht-Sprachwandel-in-Innsbruck, Stand Februar 2021 und vgl.http://www.hna.de/nachrichten/niedersachsen/dialekt-rueckzug-suedniedersachsen-sprechen-beste-deutsch-1295770.html, Stand Februar 2021
Die dritte Sprachentwicklung – in die nicht jeder Mensch vorstoßt – bietet Raum für die Persönlichkeitsentwicklung des eigenen Ich. Hier angekommen gilt zu klären, wofür wir durch unsere bewusst gewählten Worte stehen und wovon wir uns abgrenzen möchten. Wer sich Wortbedeutungen bewusst macht, der verändert auch seine Denkweise und erst durch Reflexion kultiviert er seine Sprache. Ein Vorstand, der im Interview betont, dass „er bis zur Vergasung an einem Problem arbeiten ließ“, ist in der dritten Sprachentwicklung hörbar noch nicht angekommen. Dabei geht es nicht alleine um die bereits überstrapazierten NS-Ausdrücke.
Es geht vielmehr darum, dass unsere Sprache sensibler geworden ist und wir im 3. Jahrtausend bedachter kommunizieren. Beides spielt eine Rolle – was wir inhaltlich sagen und ob wir semantisch gleichzeitig jemanden bekleckern. In der Medizin beispielsweise spricht heute eben niemand mehr von Mongolismus, sondern von Down-Syndrom oder Trisomie 21.
Auch ein Blick auf die Speisekarte zeigt uns, dass sich die Zeiten geändert haben. Mit Mohrenküssen, Negerbrot und Zigeunerschnitzel waren wir zwar kulinarisch immer vorne mit dabei – in der Wortwahl jedoch noch unbewusst.
Nicht immer garantieren alte Begriffe neue Perspektiven! Grob gesagt: Diffamierende Vergleiche und stereotype Redewendungen sind heute verzichtbar. Produkt-Neuheiten werden deshalb lieber zeitgemäß und sprachsensibel getauft. Das hat vor einigen Jahren Eskimo,[5] beispielgebend, zur Kenntnis nehmen müssen. Der Unilever-Konzern wollte mit dem Slogan: „I will mohr“ die Eiskreation Mohr im Hemd bewerben. Nach scharfer Kritik vom österreichischen Markt ist das Produkt ausgelaufen. Traditionsgerichte umbenennen wird mancherorts postuliert. „Schaumspeise mit Migrationshintergrund“ oder „Afroamerikaner-Köpfe“ sind jedoch konnotativ und für viele semantisch sicher kein großer Wurf. Unfreiwillige Komik im Titel der angepriesenen Sortimentspolitik findet sich an jeder zweiten Ecke. Wer Lamm- oder Chicken-Kebap bestellt, weiß, was er bekommt, beim „Kinder-Kebap“ lohnt es sich nachzufragen.
Die Gender-Diskussion spaltete die Nation besonders beim neuen Text für die Österreichische Bundeshymne: „Heimat bist Du großer Töchter und Söhne“ ist literarisch für manch einen ein Unding. „Heimat bist Du großer Kinder“ wäre mit adaptiertem Folgereim wahrscheinlich hübscher gewesen. Wenn jedoch andernorts eine Agenturchefin behauptet, dass sie „jeden Tag ihren Mann steht“, dann hat sie noch nicht wirklich zu Ende gedacht, welche Stilblüte sie von sich gibt. Wünschenswert ist, statt „Binnen-I“ und Hauptwortdopplungen Inhalte so zu formulieren, dass Menschen sich persönlich angesprochen fühlen. Männer und Frauen erreichen Kernbotschaften am besten in der „Du“- oder „Sie“-Zone.
Sprache ist das wichtigste Instrument unserer Intelligenz und direkter Ausdruck jeder Persönlichkeit. Doch aneinandergereihte Worte allein formen noch keine Kommunikation. Was macht also den Unterschied? Es sind die Bedeutungen, die hinter den Worten stecken. Sie spielen eine wesentliche Rolle beim geführten Selbstausdruck. Das Credo lautet: „Wort – Wert – Wahrheit!“. Jedes Wort hat einen bestimmten Wert und dahinter verbirgt sich eine sprachliche Wahrheit.
Matthias Horx, Zukunfts- und Trendforscher, belegte das schon vor geraumer Zeit mit einem Beispiel[6]: „Wir sagen im Deutschen zum Beispiel Ausbildung. AUS-BILDUNG. Klingt harmlos, ist aber im Zeitalter des lebenslangen Lernens ein mentales (Denk-)Hindernis par excellence. Wer in Zukunft AUSGEBILDET ist, wird es sehr schwer haben.“ Häufig verraten unsere Worte, was wir denken. „Sprache ist die Kleidung der Gedanken“ – mit diesem Satz hatte schon in der Mitte des 18. Jahrhunderts der englische Gelehrte Samuel Johnson völlig recht. Der dicke Mann mit dem grimmigen Blick, der sein Leben mit Worte sammeln verbrachte, verfasste das berühmte „Dictionary of English Language“. Als akribischer Lexikograph verzeichnete Johnson schon damals 42.773 Wörter. Es ist klar, dass ohne Worte niemals diese Fülle an Ideen entstanden wäre, die unsere Köpfe so unique macht. Sowohl unsere Visionen als auch unsere Sprache haben sogar den Planeten verlassen, um aus dem All mit den Erdmenschen zu kommunizieren. Wenn man zurückblättert im Geschichtsbuch der menschlichen Sprache – ausgehend von der High-Tech-Kommunikation heute – an den Ursprung, dann ist die Anzahl der zurückgelegten Kilometer, gesprochener Silben, unterschiedlicher Sprachentwicklungen, Kommunikationsvorlieben und gesellschaftlich-verbalen Mode-Erscheinungen wirklich beachtlich. Mit dem Ausspruch: „Zwischen der Erfindung von Pfeil und Bogen und der Internationalen Raumstation vergingen nur 12.000 Jahre“[7], bringt der US-Anthropologie-Professor Stanley Ambrose von der University of Illinois die menschliche Leistung auf den Punkt.
Fazit:
Gedanken sind frei und unsere Sprache macht sie sichtbar. Ideen und Vorstellungen nehmen sprichwörtlich Gestalt an, sobald wir darüber reden. Das unterscheidet uns in erster Linie von Tieren. Zudem können wir uns das Gesprochene sogar merken.
5Vgl. http://derstandard.at/1246542755878/Eskimo-Werbung-regt-auf-I-will-mohr-Werberat-prueft, Stand Februar 2021
6Vgl. http://www.experto.de/b2b/unternehmen-maerkte/trends/zukunftsforscher-matthias-horx-ueber-sprachentwicklung-in-unserer-zeit-woerter-fuer-die-zukunft.html, Stand Februar 2021
7Vgl. http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/29045354, Stand Februar 2021
Digitales Verhalten hat unser Denken weiter beeinflusst und damit unsere Arbeitsweise: Wer Informationen braucht, googelt und hat on demand gewünschte Ergebnisse. Dafür muss man dank Internet, Laptop, iPad & Co nicht einmal das Bett verlassen, geschweige denn ins Büro gehen. Niemand braucht mehr ein Verkehrsmittel besteigen, um in die Bibliothek zu kommen, sondern kann überall recherchieren. Ad hoc verschafft sich der Interessierte Überblick und nährt prompt seinen Wissensdurst. Wir alle arbeiten an mehreren Projekten gleichzeitig – per Mausklick. Gerade YouTube ist ein wahrer Segen für Journalisten, Wissenschaftler und Intellektuelle, die wenig übrig haben für überfüllte Hörsäle oder stickige Vortragsräume mit schlechter Akustik. Jeder kann sich ganze Vorlesungen, Interviews oder Experten-Gesprächsrunden zu seinen Themen ansehen. Diese gestreamten Inhalte werden leichter und präziser exzerpiert, wenn wir Passagen auf Knopfdruck noch einmal abspielen können. Notizen oder Artikel sind schließlich gerade für den wissenschaftlichen Arbeitsprozess nur dann brauchbar, wenn sie korrekt zitiert werden und der Inhalt gelungen übermittelt wird. Die Quellen richtig anzugeben ist selbst für Doktoranden nicht immer einfach. Wesentliche Kernbestandteile vollständig herauszufiltern will geübt sein.
Jedes Video konsumieren wir in einer Lautstärke und zu einem Zeitpunkt unserer Wahl. Jederzeit können wir unterbrechen, wenn wir Fragen, die online auftauchen, verarbeiten oder vertiefen möchten. Wir pausieren, wenn wir müde sind und versäumen nichts vom Gesagten. Gerade für Denkarbeiter sind Wissensportale dieser Art ein enormer Gewinn. Alleine in der Recherche für dieses Buch habe ich nicht nur Studien und Texte gelesen, sondern Professoren unterschiedlicher Universitäten und Experten auf der ganzen Welt über YouTube gelauscht, nach Zusammenhängen geforscht sowie Interviews und TV-Diskussionen gesehen. All das ohne logistischen Aufwand, Reisekosten oder Zutrittsgebühren – wann und wo ich wollte.
Monochron oder Polychron – wie sprechen Sie?
Interkulturelle Überschneidungen und Verschiedenheiten beeinflussen uns in unserer Kommunikationsweise. Wer heute mit CEE-Ländern oder Asiaten verhandelt, weiß, dass unsere mitteleuropäisch monochrone Korrektheit auf wenig Gegenliebe trifft.
Was sind die signifikanten Unterschiede der beiden Zeitkonzepte, Arbeitsweisen und Kommunikationsstile?
Abbildung 2WAS BEDEUTET MONOCHRON VERSUS POLYCHRON
QUELLE: TATJANA LACKNER, 2013
Zeit ist eine Kulturdimension, die wir ebenfalls hörbar im Rededuktus und Wortschatz tragen: „Wie spät ist es?“, „Hast Du kurz Zeit?“, „Dafür ist mir die Zeit zu schade!“ Monochrone Kulturen (Nordeuropa, Deutschland, Japan, USA) erledigen Aufgaben nach dem Motto: „Eins nach dem anderen“. Wir stellen uns an, bis wir „an der Reihe sind“. „Der Nächste bitte!“ Diese Schritt-für-Schritt-Effizienz[8] kennzeichnet die Arbeitskultur in Industrie-Nationen. Arbeitsabläufe müssen organisiert werden, anders wären die Fertigungsprozesse in der nötigen Geschwindigkeit und Dichte nicht erledigbar. Das bedeutet auch, dass wir gelernt haben, mit dem Faktor Zeit akkurat umzugehen – was nicht auf der Meeting-Agenda steht, wird auch nicht behandelt. Punktum. Dafür wird der Besprechungsplan schon vorher ausgesandt, damit alle genau wissen, was sie erwartet. Überraschungen schätzt niemand. Es ist unpopulär, Themen zu behandeln, die nicht angekündigt sind. Mit diesem monochronen Bewusstsein arbeiten wir und damit fahren wir auch in den Urlaub.
Wenn der deutsche Buchhalter Maier auf Jamaika landet und sich gleich am ersten Tag über das Flackerlicht auf der Terrasse seiner Ferienvilla beschwert, dann wird er – im Epizentrum der Mañana-Mentalität angekommen – um Punkt halb acht alleine beim vereinbarten Treffpunkt warten. Polychrone Kulturen, wie die Reggae-Karibikinsel beispielsweise, haben Zeit. Südländer zu sein, bedeutet zwar nicht zwingend, nachlässig zu arbeiten, aber Zeit ist eine flexible Größe und die kulturelle Prägung setzt Pünktlichkeit nicht mit Tugendhaftigkeit gleich. Ein Termin um 10.00 Uhr ist im Süden ein temporär dehnbarer Begriff, der um 9.30 Uhr beginnt und mittags endet. Bei uns gilt es als respektlos und beleidigend, den präzise vereinbarten Termin nicht einzuhalten und jemand anderem die „Zeit zu stehlen“, indem man ihn warten lässt. Sogar Gotthold Ephraim Lessing war schon überzeugt davon: „Der beste Beweis einer guten Erziehung ist Pünktlichkeit“. Der große Aufklärer und Dramatiker lebte in Sachsen. Ungefähr zur gleichen Zeit war die Auffassung in einem ganz anderen Erdteil bereits ähnlich. Thomas Chandler Haliburton war kanadischer Schriftsteller und davon überzeugt: „Pünktlichkeit ist die Seele des Geschäfts“. In unseren heutigen Breiten kann es sogar zum Politikum werden, wenn der öffentliche Verkehr, Flüge oder Eisenbahn immer wieder um nur wenige Minuten zu spät kommen. Der Unterschied zwischen poly- und monochron ist genauso groß wie zwischen Zeitspanne und Zeitpunkt! Der Kommunikationsstil unterscheidet die Kulturen ein weiteres Mal. In polychronen Ländern folgen Menschen anderen Menschen, weil sie sich mit ihnen identifizieren. Che Guevara hätte es schwer gehabt, mittels Power-Point-Präsentation monochrone Anhänger für die kubanische Revolution zu finden. In unserer Welt halten sich Menschen an Ideen und die ernannten Instanzen. Regeln bestimmen das Zusammensein, nicht die gemeinsamen Erlebnisse. Deutsche und Österreicher orientieren sich klischeekorrekt an Themen, während Südamerikaner beispielsweise stärker in Bildern und Metaphern reden und denken. Auch hat sich die körpersprachliche Distanz ganz unterschiedlich etabliert: Im deutschen Sprachraum empfinden Gesprächspartner einen Meter Distanz zwischen einander als angenehm. „Je näher man gerade dem Deutschen kommt, desto zurückhaltender wird er“, sagt Georg Schaphoff[9], gebürtiger Bolivianer und Führungskräftetrainer in Deutschland. Südamerikaner hingegen lieben Berührungen, Nähe und Körperkontakt. Das wird bei uns oft als zu „touchy-feely“ empfunden.
Auch die 40 Zentimeter[10], die Bolivianer beispielsweise als Wohlfühlabstand einhalten, sind uns schon vor COVID-19 schnell zu distanzlos. In der polychronen lateinamerikanischen Welt wirkt das Zauberwort „American Time“ Wunder, wenn erbetene Pünktlichkeit gefragt ist. „Das Leben befindet sich im Fluss. Zeit ist eine weiche Einheit, die an äußere Umstände angepasst wird.“[11]
Wie überall gibt es Mischtypen und das ist auch gut so. Der verstorbene Anthropologe Edward T. Hall[12] gilt als Begründer der interkulturellen Kommunikation. In seinem Buch „The dance of life – the other dimension of time“ stellte er diese unterschiedlichen Kulturdimensionen erstmals vor.
Viele Gesellschaftsformen haben die Menschen in den letzten Jahrtausenden durchlebt und unterschiedlichste Kulturen prägten unsere Sprache, ob das auch umgekehrt so war – darüber herrscht bei den Linguisten Uneinigkeit. Kommuniziert wurde über all die Jahre ständig: in der Höhle ebenso wie in Stämmen, in Diktaturen, in Monarchien, im Ständesystem oder heute in unserer Demokratie, der modernen „Mediendiktatur“. Alles zu erfassen und zu katalogisieren, wie wir Menschen unsere Lebenskonzepte im Laufe der Zeit gestalteten und damit direkten Einfluss auf unsere Sprache nahmen, würde unzählige Bücher füllen.
Die Kernfrage der Soziolinguistik[13] lässt sich in einem Satz zusammenfassen: „Wer spricht welche Sprache wie, wann, mit wem, unter welchen sozialen Umständen und mit welchen Absichten und Konsequenzen?“[14] Der amerikanische Sprachsoziologe Joshua Fishman hat sich mit dem Werk „Soziologie der Sprache“ schon 1975 einen Namen gemacht. Er ist davon überzeugt, „dass Sprache nicht losgelöst von Bedingungen, Gesellschaftsstrukturen und deren Wandel gesehen werden darf.“[15]
Wörter haben über die Jahre auch ihre Semantik verändert. Sprache ist demnach ständig im Fluss. Einige haben ihrer Transformation zu verdanken, dass sie aktuell noch in unserem Wortschatz vertreten sind. „Krass“ beispielsweise hieß früher „extrem“. Heute bedeutet es auch „toll“.
Wenn meine Studenten anerkennend sagen, „Dein Unterricht ist echt krass!“ passiert es mir immer wieder, dass ich erschrocken nachfrage: „Wo war ich Dir zu streng?“ und mich damit altersmäßig genauso oute, als hätte ich mein Geburtsjahr verraten. Ein anderes Beispiel ist „toll“. Es stand früher für „verrückt“. Vor Tollwut und Tollkirschen wurde allgemein gewarnt, da man annahm, dass sie Menschen irre machen. „Seid Ihr toll?“ hatte im Mittelalter noch die Bedeutung von „Sind Sie verrückt geworden?“. Ähnlich verhält es sich mit dem englischen Wort „awesome“, das einst „furchterregend“ hieß und heute für „toll“ steht.
Joshua Fishman machte bereits in den 1970er-Jahren deutlich, dass eine Wechselbeziehung besteht zwischen sprachlichen Handlungen und sozialer Wirklichkeit. Auch heute noch sind seine Erkenntnisse im Fachkreis umstritten[16]. Dabei erscheint eine Wechselbeziehung zwischen Sozialwandel und Sprachwandel logisch.
Im sehr großzügigen Zeitraffer stellt sich das für uns so dar: Parallel zur Jäger- und Sammlergesellschaft vor rund 20.000 Jahren entwickelte sich die Weidegesellschaft, von der man annimmt, dass sie sich vor 12.000 Jahren etablierte – zeitgleich mit der Agrargesellschaft. Das bedeutet, dass wir Menschen uns damals wohl auch schon in einer Ursprache unterhalten haben.
Dieser sogenannten Protosprache verdanken wir unseren verbalen Ursprung, der laut Evolutionsforscher Quentin Atkinson[17] in Afrika[18] liegt. Interessant ist, dass sich das Bild der geschichtlichen Sprachentwicklung in unserer eigenen Biografie widerspiegelt, denn die Sprache der Menschen entwickelte sich nur weiter, wenn sie ihren Urstamm verließen und variantenreicher wurden. Die so entstandene Vielfalt ist wirklich beeindruckend: Es existieren rund um den Globus geschätzte 7.000 Sprachen und eine beinahe unüberschaubar Anzahl von Dialekten. Beängstigend ist jedoch ebenso die Prognose der Gesellschaft für bedrohte Sprachen (GbS)[19]: Innerhalb der nächsten Dekade wird ein Drittel der weltweit gesprochenen Sprachen aussterben. Die New York Times[20] recherchierte, dass alle zwei Wochen eine Sprache unwiederbringlich verloren geht.
Der Linguist K. David Harrison ist Autor des Buches „When Languages Die: The Extinction of the World’s Languages and the Erosion of Human Knowledge“. Der engagierte Sprachwissenschaftler ist davon überzeugt, dass die Globalisierung verantwortlich zeichnet für viele dieser verloren gegangenen Sprachen in unserer Welt. Er hat sich deshalb zur Aufgabe gemacht, „Talking Dictonaries“ von gefährdeten Sprachen anzulegen. Einige dieser dokumentierten Audio-Files werden nur noch von einer handvoll Menschen verstanden. Wie sie sprechen, kann man sich auf seiner Homepage[21] anhören.
Das US-Projekt „Enduring Voices“[22] hat fünf Gefahrenherde ausgemacht, in denen das Sprachsterben besonders schnell verläuft:
•I) Nördliches & zentrales Australien: fast alle 153 aboriginal languages sind gefährdet.
•II) Zentrales Südamerika: große Sprachvielfalt, jedoch kaum dokumentiertes Wissen
•III) Nördliche Pazifikküste, USA/Kanada: Dominanz des Englischem führt zum Verlust von 54 Eingeborenensprachen.
•IV) Östliches & zentrales Sibirien: Staatliche Institutionen forcieren Russisch. Minderheitensprachen sterben sukzessive aus.
•V) Südwesten der USA & Asien: 40 autochthone Dialekte in Oklahoma, Texas & New Mexico. Weitere Brennpunkte des Sprachensterbens sind China und Japan.
Die BBC berichtete von der Entdeckung dreier Muttersprachler des vermeintlich ausgestorbenen nepalesischen Kusunda. Ein Treffen wurde arrangiert. Da die drei an verschiedenen Orten lebten, konnte eine Frau erstmals seit 1940 wieder ihre Muttersprache sprechen.[23]
Fazit:
Mit dem Sterben einer Sprache verschwinden nicht nur Laute und Klänge, sondern auch Rituale, sprachliche Bilder, menschliche Geisteshaltungen und somit ein Stück Kultur.
Sprache im Spiegel der Zeit:https://www.sprechen.com/podcast/sprache-im-spiegel-der-zeit/
8Vgl. http://www.successacross.com, Kulturdimenension: „Zeit – ein Schlüsselelement des menschlichen Daseins“, Stand Februar 2021
9Georg Schaphoff, Gründer der Wantana Group International in Nürtingen,
Vgl. https://creacitydeutsch.wordpress.com/2008/12/22/suedamerika-am-spaeten-abend-erwacht-das-leben/, Stand Februar 2021
10Vgl. ebenda
11Vgl. http://creacitydeutsch.wordpress.com/tag/sudamerika/, Stand Februar 2021
12Vgl. https://www.wikiwand.com/de/Edward_T._Hall , Stand Februar 2021
13Übrigens gibt es, analog dem Fall der Psycholinguistik, auch in der Soziolinguistik eine korrespondierende Subdisziplin der Soziologie, eben die Sprachsoziologie. Der Unterschied zwischen Soziolinguistik und Sprachsoziologie besteht jedoch eher in ihrer disziplinären Zuordnung als in ihren Erkenntniszielen und Methoden.
Vgl. http://www.christianlehmann.eu/ling/elements/index.html?http://www.christianlehmann.eu/ling/elements/sozio.html, Stand Februar 2021
14Vgl. ebenda
15Vgl. http://www.joshuaafishman.com/, Stand Februar 2021
16Vgl. http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/fileadmin/Redaktion/Institute/Sozialwissenschaften/BF/Lehre/WiSe0809/VL/8_sprache_und_gesellschaft.pdf, Stand Februar 2021
Vgl. Joshua Fishman, „Advances in the Sociology of Language“, Volume I, Bacis Concepts. Theorie and Problems: Alternative Approaches. Mouton, The Haque, Paris 1971
17Vgl. Quentin Atkinson, „Phonemic Diversity Supports a Serial Founder Effect Model of Language Expansion from Africa“, Science, 2011, Vol. 332(6027), pp. 346-349
18Vgl. https://unidirectory.auckland.ac.nz/profile/q-atkinson, Stand Februar 2021
19Vgl. http://www.uni-koeln.de/gbs/, Stand Februar 2021
20Vgl. http://www.nytimes.com/2007/09/23/weekinreview/23word.html, Stand Februar 2021
21Vgl. http://travel.nationalgeographic.com/travel/enduring-voices/talking-dictionaries/, Stand Februar 2021
22Vgl. https://www.nationalgeographic.org/archive/projects/enduring-voices/about/, Stand Februar 2021
23Vgl. Ben Schott, „Schotts Sammelsurium 2009“, Bloomsbury 2008
Irgendwann waren wir Menschen dann sesshaft, konnten Besitzgüter zusammenhalten, uns austauschen und einander vor lauernden Gefahren warnen. Aus den moderneren Agrargesellschaften, in denen die meisten in der Landwirtschaft beschäftigt waren, ist zunächst die vorindustrielle Gesellschaft entstanden. Noch bis in die Hälfte des 18. Jahrhunderts hinein lebten alleine in Deutschland 90 % der Gesamtbevölkerung auf dem Land und arbeiteten auch dort. Nur 10 % wohnten in Städten und widmeten sich teils haupt-, teils nebenberuflich handwerklichen, kaufmännischen, militärischen oder behördlichen Tätigkeiten. Selbst heute sind immer noch 30 % der Weltbevölkerung Bauern[24].
Redewendungen aus längst vergangenen Tagen: https://www.sprechen.com/podcast/5-redewendungen-aus-laengst-vergangenen-tagen/
Gerade am Weg zur Industriellen Revolution wurde die hierarchische Ständeordnung sehr streng genommen. Natürlich hatte Sprache in einer Zeit, in der noch nicht zwischen sozialen Schichten gewechselt werden durfte, eine völlig andere Abgrenzungsfunktion als heute. Wenn man in eine Schicht hineingeboren war, so wurde durch die geltende Rechtssatzung auch daran festgehalten. Ein Wechsel zwischen den Schichten war in der ständischen Ordnung so gut wie unmöglich. Weder der persönliche Entschluss des Einzelnen noch seine Leistung oder die Ausbildung konnten daran rütteln. Logischerweise wurde in der damaligen Gesellschaft – einer Abstammungsgesellschaft – im Gegensatz zur heutigen Leistungsgesellschaft völlig anders kommuniziert. Das alte Sprichwort: „Wie einer ist geboren, so wird er geschoren“ stimmt für uns heute nicht mehr.
Ein gutes Beispiel dafür, wie standesgemäße Kommunikation unterwandert wurde, ist der „Wiener Schmäh“. Dieser kommt nicht von Schmähung, sondern bezeichnet einen spritzigen Witz und erlaubt die scherzhafte öffentliche Bloßstellung. Gerade das Zeremoniell am Kaiserlichen Hof war streng geregelt und definierte genau, wer in welchem Zusammenhang das Wort an den Kaiser oder seine Vertreter richten durfte. Die Schmährede bedeutete den geduldeten Ausnahmezustand. Man durfte straffrei sprechen. Das führte zur Unterwanderung der Kommunikations-Etikette. So gesehen war der Schmäh ein mächtiges Steuerungselement: Wahrheiten und Tagesthemen wurden clever verpackt und die hohen Herren liebevoll geneckt. Straffreies Sprechen war schließlich noch keine Selbstverständlichkeit. Eine freche Rede, die außerhalb des Hofes unter Standesgleichen zur sofortigen Duellierung und zum Tod eines Sprechers geführt hätte und standesübergreifend undenkbar gewesen wäre, diente beim Wiener Schmäh (bis heute) zur Aufhebung und gleichzeitig der Zementierung von sozialen Unterschieden. Heute noch kann man in Wien erleben, wie Taxifahrer oder Kaffeehaus-Ober mit der Dame aus besserem Hause „Schmäh führen“. Deutsche, die Wien bereisen, halten das für den Wiener Charme, weil sie gar nicht merken, dass sie „getrollt“ werden. Die harmlose Beleidigung ist in Wien eine gefährliche Form der Unterhaltung. Dennoch: es bleibt eine Kunst, „Schmäh führen zu können“. Diese gesellschaftsschicht-übergreifende Trollkommunikation gilt als Tugend, besonders bei der kulturellen Elite. „Schmähstad zu sterben“ bedeutet nämlich eine Blamage. Image- und Gesichtsverlust, hervorgebracht durch mangelnde Schlagfertigkeit, sind nicht angenehm. Bis heute legt jemand nicht nur durch seine Bildung, sondern auch durch seine Redegewandtheit Zeugnis darüber ab, ob er auf allen sozialen Parketten auftreten kann – in der Provinz, in der Großstadt, in Loosdorf und in Los Angeles.
Über die Jahre wurde dann in Fabriken gearbeitet und die Verstädterung nahm stark zu. Der sprachliche Gap zwischen Land- und Stadtbevölkerung ist bis heute geblieben. Die Komplexität der Arbeitskommunikation wuchs dagegen weiter und die Bürokratisierung hat ebenfalls sprachliche Spuren hinterlassen. Bekannte Redewendungen wie „Der Amtsschimmel wiehert“ sind Belege dafür. Der Soziologe Max Weber war davon überzeugt, dass Bürokratie vor Willkürakten der Herrschenden schützt und nicht jeder Fall neu gelöst werden musste, da es klare Vorschriften und Reglements gab. Die ersten Wucherungen kamen ins System durch jede Menge Anordnungen, Vorschriften und Gesetze. Bis heute sind wir mit Bürokratieabbau und Transparenz von Behörden beschäftigt. Dennoch waren Max Webers wirtschaftstheoretische und historische Betrachtungen wichtig für die damalige Zeit. Er hatte auch völlig recht mit Analysen wie „Die Kirche hat mit Hilfe ihrer Buß- und Beichtordnung das mittelalterliche Europa domestiziert.“[25]
Redewendungen aus dem Mittelalter:https://www.sprechen.com/podcast/redewendungen-aus-dem-mittelalter/
Generell werden Gesellschaften[26] unter anderem danach kategorisiert, wie sie wirtschaftlich hauptsächlich produzieren. Die Art der Beschäftigung von Erwerbstätigen kann in drei Kategorien eingeteilt werden: in den primären Sektor, bei dem es um die Landwirtschaft geht, in den sekundären Sektor, die Industrie und den tertiären Sektor, der die Dienstleistungen umfasst. In Deutschland und Österreich arbeitet seit Ende der 1970er-Jahre der Großteil der Erwerbstätigen im tertiären Sektor, also der Dienstleistungsgesellschaft. Vor 30 bis 40 Jahren gehörten noch fast alle westlichen Industriestaaten zur Industriegesellschaft. Neben dem wachsenden Dienstleistungssektor hat sich auch die Wissensgesellschaft zu einem quartären Sektor geformt, in der plötzlich wieder ganz neue Skills und sprachliche Fähigkeiten in den Vordergrund rücken. Wer als Berater, Rechtsanwalt oder IT-Spezialist nicht die Sprache seiner Kunden spricht, der wird sich wirtschaftlich nicht lange behaupten. Sogar einen Quintärsektor hat man gefunden: Darunter versteht man die Entsorgungswirtschaft, aber auch die Tourismus- und Wellnessindustrie. Rhetorische Fitness verlangt auch dieses wirtschaftliche Segment. Immer geht es um Probleme benennen, Lösungen verkaufen und Angebote in klare Worte gießen. Chancengleichheit erlebt heute nur, wer folgende Sprachfertigkeiten[27] als Minimum beherrscht:
•das korrekte Beantworten von Fragen durch einen vollständigen Satz
•die richtige Verwendung von Negationen, Fällen und Steigerungsformen
•korrekter Gebrauch bestimmter Präpositionen
•die richtige Anwendung von wenn/dann-Beziehungen
•die Kenntnis über Vokale und Konsonanten
•die Bildung von einfachen Reimen
•situations- und positionsadäquater Sprachgebrauch
•nachvollziehbare Argumente und Schlussfolgerungen
Fazit:
Egal, ob wir die Globalisierung preisen oder verdammen – wir werden sie nicht mehr los. Die fortschreitende weltweite Urbanisierung hat auch unser Kommunikationsverhalten regional beeinflusst. Sprache ist das Tor zur Chancengleichheit! Das gilt nicht nur für Migranten, sondern auch für Muttersprachler.
Historische Redewendungen: https://www.sprechen.com/podcast/historische-redewendungen-ii/
24Vgl. research.handelsblatt.com, Stand Februar 2021
25Vgl. http://gutezitate.com/zitat/229055, Stand Februar 2021
26Vgl. http://www.gesellschafteninfo.de/, Stand Februar 2021
27Vgl. http://www.phil-fak.uni-duesseldorf.de/fileadmin/Redaktion/Institute/Sozialwissenschaften/BF/Lehre/WiSe0809/VL/8_sprache_und_gesellschaft.pdf, Stand Februar 2021