Die nicht sichtbare Realität - Robert Peter Binder - E-Book

Die nicht sichtbare Realität E-Book

Robert Peter Binder

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Beschreibung

Auf seinen zahlreichen Reisen gab es Ereignisse, ungewöhnli-che Phänomen und Zufälle, die logisch nicht zu erklären waren. Er stellte aber fest, dass sehr viele dieser Erlebnisse miteinander in Verbindung standen, so als müsste das Gesamtbild mit den fehlenden Puzzleteilen ergänzt werden. Diese Ereignisse werden im ersten Teil dieses Buches beschrieben. Im zweiten Teil (ab Seite 121) versucht er seine Erfahrungen und Erkenntnisse zusammenzufassen und beschreibt, anhand von ein paar Themenkreisen, welche unsichtbaren Fesseln wir uns in der Regel selbst anlegen, die wir größtenteils gar nicht bewusst wahrnehmen, aber ein Leben lang damit herumlaufen.

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Der Autor

Kurz nach dem 2. Weltkrieg, in Transsilvanien geboren, erlebte er den aufblühenden Kommunismus in Hermannstadt, wo er seine Kindheit und Jugend, in einem deutschen Umfeld, verbrachte. Mit 19 Jahren verließ er Hermannstadt, seine Heimat.

Auf der Suche nach einem neuen Weg in die Freiheit, verbrachte er zunächst mehrere Jahre an der Schwarzmeerküste und in Bukarest. Neun Jahre später musste er das Land verlassen, als Dissident und Staatenloser. Er lebte für den Rest seines Lebens in der „Freiheit“, in Deutschland, der Heimat seiner Urahnen.

Sein Jugendtraum, die Welt kennenzulernen, ging in Erfüllung. Als Reise-Profi lernte er Länder, Sitten, Kulturen und fast alle Gesellschaftsformen kennen. Er suchte vergeblich die Freiheit, von der er als Kind geträumt hatte.

*

Auf seinen zahlreichen Reisen gab es Ereignisse, ungewöhnliche Phänomen und Zufälle, die logisch nicht zu erklären waren. Er stellte aber fest, dass sehr viele dieser Erlebnisse miteinander in Verbindung standen, so als müsste das Gesamtbild mit den fehlenden Puzzleteilen ergänzt werden. Diese Ereignisse werden im ersten Teil dieses Buches beschrieben.

Im zweiten Teil (ab Seite →) versucht er seine Erfahrungen und Erkenntnisse zusammenzufassen und beschreibt, anhand von ein paar Themenkreisen, welche unsichtbaren Fesseln wir uns in der Regel selbst anlegen, die wir größtenteils gar nicht bewusst wahrnehmen, aber ein Leben lang damit herumlaufen.

Ein Buch zu schreiben bedeutet, dass man Spuren hinterlassen will, weil die objektive Realität sehr oft erst in der Zukunft zu erkennen sein wird.

Robert Peter Binder

Alte und neue Heimat

Das Spiel mit der Geometrie

„Ich spielte solange, bis ich etwas erkannte, und es machte Spaß. Ich dachte mir, dass der Baum derErkenntnis etwa so ausgesehen haben muss. Aber ich suche immer noch den Baum des Lebens…“

Ich zitiere einen genialen Menschen:

„Die Quantenmechanik ist sehr achtunggebietend. Aber eine innere Stimme sagt mir, dass das noch nicht der wahre Jakob ist. Die Theorie liefert viel, aber dem Geheimnis des Alten bringt sie uns kaum näher. Jedenfalls bin ich überzeugt, dass der Alte nicht würfelt.“

(Albert Einstein)

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Teil 1: Ungewöhnliche Ereignisse und Träume

Erste Reise nach Pattaya, Thailand

Erste Reise nach Marokko

Der Türkenhügel von Schellenberg

Clara, der Geist im Erlenpark

Tassos 1987

Begegnung in Tarifa

Der Zeitwanderer und der Esel

Exotik ganz nahe

Räto der Schweizer

Clearwater, Florida USA

Fahrt nach Naples, Florida

Behandlungen in Stuttgart 2005

Die Russische Kirche

Der alternative Tourismus

Mein Freund Christo

Ägypten, Hurghada 2006

Ani-Schulung in Bulgarien, Pomorie 2007

Der Ostpark in Frankfurt

Freier Fall

Der letzte Brief meines Onkels

Teil 2: Die unsichtbaren Fesseln

Die Fesseln des eigenen Körpers

Die Fesseln von Geist und Seele

Die Fesseln der Unsicherheit

Die Fesseln der Urtriebe

Die Fesseln der V-Prozesse

Die Fesseln der persönlichen Werte

Die Fesseln des WIR-Gefühls

Die Fesseln der Krisen

Die Fesseln der Werte ohne Wert.

Die Fesseln der Abhängigkeit

Die Fesseln der Bibel

Die Fesseln der Genesis und der Gebote

Die Fesseln der Zahlen

Die Zahlen aus einer anderen Perspektive betrachtet.

Über den Autor

Weitere Informationen

Vorwort

Einer der bedeutendsten deutschen Philosophen, Immanuel Kant, argumentierte, dass die subjektive Realität, wie wir sie erfahren, nicht unabhängig von unserem Geist existiert. Stattdessen wird die Realität durch die Strukturen unseres Geistes, wie Raum, Zeit und Kategorien des Verstandes, konstituiert. Mit anderen Worten, unsere Erfahrungswelt ist nicht einfach eine passive Wahrnehmung einer vorgegebenen Welt, sondern wird aktiv durch unser Erkenntnisvermögen geformt.

Obwohl Kant behauptete, dass die Realität durch den Geist konstituiert wird, bedeutet dies nicht, dass die Realität nur in unserem Bewusstsein existiert. Es gibt immer noch eine objektive Realität, die unabhängig von unserem individuellen Bewusstsein existiert. Jedoch ist die Wahrnehmung dieser objektiven Realität stets vermittelt durch die Strukturen unseres Geistes.

*

„Jedenfalls bin ich überzeugt, dass der Alte nicht würfelt“. Dieses Zitat von Albert Einstein hat sich tief in meinem Unterbewusstsein festgesetzt und meine subjektive Realität, in den Strukturen meines Geistes, geprägt. Und damit auch mein Leben, das von unzähligen „Zufällen“ begleitet wurde, die es normalerweise nicht geben kann.

Ich wollte einen Weg finden, um ein gewisses Verständnis für meine persönlichen Probleme und für die objektive Realität zu entwickeln, ohne den Weg der Normalität und des gesunden Menschenverstandes zu verlassen.

So habe ich versucht, mit Hilfe von zwei der wichtigsten Pioniere auf dem Gebiet der Psychoanalyse, zu verstehen wie ich mich, meine Erlebnisse, Träume und Bedürfnisse, in meiner Zeit, in meinem Lebensraum, einordnen könnte.

Ich wollte wissen in welche Schublade ich gehöre: Normal, Verrückt oder Wahnsinnig und habe mich selbst „psychoanalysiert“, wenn so etwas überhaupt möglich ist.

Auf jeden Fall denke ich heute, dass es meine Bücher sind, mit deren Hilfe ich das getan habe. Hier kann ich mir die Protagonisten „basteln“, die ich für meine psychoanalytischen Gespräche brauche oder in deren Haut schlüpfen kann: Lehrer, Mentor, Priester, Hexe, Engel, Geliebte, Nutte, Geist, Opfer und Täter, Freund und Feind - alle die mir zuhören und helfen können mich selbst zu erkennen…

Zunächst musste ich die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden, in den Bereichen die mich betrafen, näher betrachten. Dabei kam nachstehende Analyse zustande.

Gemeinsamkeiten:

In der Psychoanalyse betrachteten sowohl Sigmund Freud als auch Carl Gustav Jung (Freuds Schüler und Mitarbeiter, neben Alfred Adler, Wilhelm Steckel oder Otto Rank u.v.a.) das Unbewusste als zentralen Bestandteil der menschlichen Psyche und entwickelten Techniken zur Erforschung und Behandlung psychischer Störungen.

Bei der Bedeutung von Träumen glaubten beide an die Bedeutung von Träumen als Fenster zum Unbewussten. Sie untersuchten Trauminhalte, um verborgene Konflikte und Wünsche aufzudecken.

Beim Libido-Konzept verwendeten sowohl Freud als auch Jung das Konzept der Libido, um die psychische Energie zu beschreiben, die das Verhalten antreibt. Freud interpretierte die Libido hauptsächlich als sexuelle Energie, während Jung sie als eine allgemeinere Lebenskraft betrachtete.

Unterschiede:

Sexualität: Freud legte einen starken Schwerpunkt auf die Rolle der Sexualität bei der psychischen Entwicklung und betonte den Einfluss von Konflikten in der Kindheit auf das spätere Verhalten.

Jung hingegen erweiterte das Konzept der Libido über die Sexualität hinaus und betonte auch spirituelle und transzendente Aspekte der Psyche.

Struktur des Unbewussten: Freud postulierte das Unbewusste als Ort verdrängter sexueller und aggressiver Triebe, die durch psychoanalytische Techniken zugänglich gemacht werden können.

Jung hingegen erweiterte das Konzept des Unbewussten um das Kollektive Unbewusste, das archetypische Muster und Symbole enthält, die universell sind und von Generation zu Generation weitergegeben werden.

Persönliche vs. kollektive Psyche: Freud konzentrierte sich hauptsächlich auf die individuelle Psyche und die Bedeutung persönlicher Erfahrungen und Konflikte.

Jung hingegen erforschte die kollektive Dimension der Psyche, die von kulturellen und transpersonalen Einflüssen geprägt ist.

Therapien: Beide verwendeten die freie Assoziation und Traumdeutung, entwickelten aber unterschiedliche therapeutische Ansätze. Freud entwickelte die Psychoanalyse als eine Methode, um unbewusste Konflikte aufzudecken und zu bearbeiten.

Jung verfolgte eine integrativere Herangehensweise, die auch Elemente der Spiritualität und Selbstfindung einschloss.

*

Zusammenfassend kann ich sagen, dass sie unterschiedliche Schwerpunkte und Perspektiven in Bezug auf die Natur der menschlichen Psyche und ihre Behandlung hatten. Daraus ergab sich für mich die Frage: Welches Konzept entspricht mehr meiner persönlichen Situation?

Ich neige mehr zu C.G. Jung, was natürlich nicht die Frage beantwortet in welche Schublade ich gehöre. Ich bin immer noch auf der Suche nach mir Selbst und dem Baum des Lebens. Den der Erkenntnis hatte ich bereits gefunden, und zwar, dass ich sowohl gut als auch böse bin.

Dabei musste ich feststellen, dass Gutes auch Böses und Böses auch Gutes beinhaltet. Das entspricht der Aussage aus der Bibel: „Du bist in mir und ich bin in dir.“ Hört sich das paradox an? Wenn ja, dann ist unser Leben ein Traum und der Traum ist unser Leben…

*

Schlechter Traum vs. böser Erinnerung. Was ist besser?

Teil 1

Ungewöhnliche Ereignisse und Träume

In diesem Teil werde ich ein paar ungewöhnliche Erlebnisse, Ereignisse, Zufälle, Phänomene und Träume beschreiben.

*

In den insgesamt über 45 Jahren im operativen Tourismus, habe ich natürlich sehr viele Dienst- oder Urlaubsreisen gemacht. Ich kann sie heute nicht mehr zählen, denn es waren zum Teil auch nur ganz kurze Reisen, manchmal so anstrengend, dass ich sie lieber vergaß. Für Reisebeschreibungen sehe ich mich auch nicht berufen. Das können andere Zeitgenossen sehr viel besser.

Vielleicht könnte ich die Länder und Gebiete aufzählen, wenn ich mich etwas anstrenge. Auf jeden Fall war es eine sehr „bewegte“ Zeit in der es auch ein paar Reisen mit besonderen Erlebnissen, außergewöhnlichen Begegnungen oder unglaublichen Zufällen gab.

Damit das Buch nicht zu langatmig wird, werde ich nur ein paar dieser Geschichten beschreiben, die irgendwie einen Bezug zu einem bereits beschrieben Ereignis aus dem ersten und zweiten Buch haben.

Wer diese fast unglaublichen, vielleicht sogar verrückten Geschichten und „Zufälle“ lesen möchte, der kann jetzt weiterlesen. In einer Umzugskiste in meinem Keller liegen die restlichen Manuskripte, zusammen mit den „Predigten“ meines Vaters „vergraben“. Ich denke sie werden dort den Rest „ihrer“ Zeit verbringen…

Erste Reise nach Pattaya, Thailand

Durch meinen ersten Job in der „Freiheit“, bei der GDGIJ (Gemeinnützige Deutsche Gesellschaft für Internationalen Jugendaustausch), hatte ich die Gelegenheit viele Dienstreisen zu machen. In Deutschland, Frankreich und Schweden hatten wir eigene Jugendhäuser (Hotels), die auf Sport- und internationale Jugendbegegnungen ausgerichtet waren. Meine erste Reise außerhalb Europas, meine erste „Fernreise” (zufällig auch unser Jahrestag in der „Freiheit“), ging am 29.11.79 nach Thailand, nach Pattaya. Genau ein Jahr nach einem großen Ereignis in dieser Stadt.

*

Im Thesaban-System (Stadtverwaltungen), besaß ab dem 29.11.78, nach Bangkok auch Pattaya das Stadtverwaltungsrecht, also eine autonome Verwaltung vom Bürgermeister und Stadtrat gestellt.

Thailand befand sich in diesen Jahren zwischen einer Militärdiktatur und dem Demokratisierungsprozess. König Bhumibol und seine Frau, Sirikit Kitiyakara, waren im Lande und international sehr beliebt, hatten aber keine wirkliche Macht.

Die Militärregierungen waren kurzlebig, es gab wirtschaftliche Probleme, soziale Unruhen, Korruption und Machtmissbrauch.

In die Regierungsperioden dieser Militärregierungen fielen jedoch auch wichtige Wirtschaftsreformen und die Aufnahme der Beziehungen zu den kommunistischen Nachbarstaaten Kambodscha, Laos und Vietnam.

Pattaya entwickelte sich in wenigen Jahren zu einem bedeutenden touristischen Zentrum Asiens. 1979 wurde der Ort zum Thesaban Nakhon, also Großstadt mit eigener Verwaltung. Hier wurde nun eine internationale Konferenz organisiert. Es ging um Tourismus und internationalen Jugendaustausch.

*

Nach einer Zwischenlandung in Abu Dhabi war ich nach ca. 14 bis 15 Stunden Flug und 6 Stunden Zeitunterschied in Bangkok. Ich war nicht alleine, sondern in Begleitung von drei Kollegen aus der Firma in der ich tätig war.

Es waren die beiden Geschäftsführer, Mitglieder dieser Organisation, die sich FIYTO (Federation of International Youth Travel Organizations) nannte und der dritte war im Aufsichtsrat der Firma, seitens der Großbank BFG (Bank für Gemeinwirtschaft), die Eigner der Gesellschaft war.

Als „Neuling” sollte ich Erfahrungen sammeln und Kontakte knüpfen, denn ich war für das Gruppengeschäft, die internationalen Begegnungen und Jugendaustausch zuständig. Durch diesen Job hatte ich sehr viel Kontakt zu den politischen Stiftungen, von denen die Begegnungen der internationalen Jugend mitfinanziert wurden.

Entstanden war diese Idee in der Nachkriegszeit, durch den deutsch-französischen Jugendaustausch. Bedingung war die Teilnahme von 50% internationalen Jugendlichen.

Einer der Initiatoren war ein Regierungsdirektor aus Bonn, den ich in den nächsten Jahren sehr gut kennen lernen sollte, mit dem ich ein sehr freundschaftliches, fast Vater- Sohn-Verhältnis hatte. Er baute mir viele Brücken!

Dieser Mann erinnerte mich immer wieder an meinen Mentor. Sein Name war Hermann Königsfeld, Regierungsdirektor a.D. und ehemaliger Präsident der E.A.G, der Europäischen Aktionsgemeinschaft (Anfang der 1960er Jahre).

Hier in Bangkok, hatte ich eine Adresse und die Telefonnummer von Martin Tal, einem alten Bekannten, der nach einer “Odyssee”, im wahrsten Sinne des Wortes, 1969 das Land über den „Seeweg” in einem Kanu „verlassen“ hatte (gestartet war er in Mangalia, an der Schwarzmeerküste), in Istanbul landete und über Frankfurt am Main, als Reiseleiter bei Neckermann Reisen, nach Bangkok kam. Hier hat er den Rest seines Lebens verbracht, weit weg vom „Zugriff der Organe”.

Bezeichnend ist, dass wir vor seiner „Abreise” einen schönen Abend mit mehreren Freunden gefeiert hatten und keiner von uns wusste was Martin in den nächsten Stunden tun wird. Sein Mut hatte damals auch mich beflügelt…

Es war ein kurzes Wiedersehen am Flughafen Bangkok, nach etwas über zehn Jahren, aber herzlich. Wir verblieben so, dass ich mich melden sollte, falls wir Hilfe brauchen. Wir mieteten ein Auto an, das ich fahren musste, denn die Kollegen konnten mit dem deutschen Führerschein (Lappen) kein Auto mieten und ich hatte, außer dem neuen Lappen, noch meinen alten, rumänischen Taxiführerschein, auf dem zumindest „international” drauf stand.

Es war eine besondere Herausforderung Rechts zu sitzen und Links zu fahren. Ich brauchte über eine halbe Stunde und höchste Konzentration, bis es einigermaßen klappte. Nach Pattaya sind es knapp 160 km. Die Fahrt dauerte aber etwa vier Stunden, bis wir endlich in unserem Hotel ankamen.

Im November beginnt in Thailand die Hauptsaison. Die Regenzeit ist vorbei und die Temperaturen liegen unter 35 Grad. Für uns trotzdem heiß und schwül und das überall...

Es war für mich die erste große Reise und ausgerechnet in eine für mich komplett neue, exotische Welt. Ich war auf Einiges vorbereitet worden, aber vorstellen konnte ich es mir trotzdem nicht: die beeindruckenden Bauwerke, die Vegetation, die Traumstrände, die Hotels, der Komfort, die vielen, netten Menschen und vor allem die zierlichen, hübschen Frauen. Das alles überwältigte mich. Die Kollegen nahmen mich gerne auf den Arm, wenn ich vor Staunen irgendwo stehen blieb oder mich an den vielen, niedlichen, immer lächelnden, Mädchen nicht sattsehen konnte.

Die Konferenz an sich war für mich auch ein neues Erlebnis. Über 500 Teilnehmer aus der ganzen Welt waren da. Die Organisation war perfekt. Ich verliebte mich gleich in die thailändische Küche. Nicht nur das Essen war hervorragend, auch die Dekoration und die Riesenskulpturen aus Eis beeindruckten mich sehr stark.

Am vorletzten Tag kam hoher Besuch aus dem Königshaus und es gab einen wunderschönen Abschiedsabend mit vielen Vorführungen aus der thailändischen Kultur, Kampfkunst und Folklore.

Aus Thailand nahm ich nicht nur sehr viele schöne Erinnerungen und Kontaktadressen, die großartige Erfahrung mit einer neuen Kultur, sondern auch ein Protokoll von der Polizei mit. Das kam so:

Ich wurde an einem der Abende, als wir unseren Ausgang machten und die vielen Bars besuchen wollten, um das Nachtleben und die "Kultur” kennen zu lernen, von dem Inhalt meiner Brieftasche befreit.

Ich hatte noch etwa 300 USD und ein paar Baht drin, meinen Dienstreisevorschuss. Eines der Mädchen, die uns belagerten, als wir an der Theke saßen, war mir „sehr nahe” gekommen. Ich merkte es erst als wir im Hotel zurück waren, denn die „Nette” hatte noch ein paar Scheine drinnen gelassen. Den Gang zur Polizei, zusammen mit einem Security des Hotels, hätte ich mir auch sparen können. Auf jeden Fall bekam ich, nach zwei Stunden Anhörung, ein Protokoll über meine Anzeige. Was da drin steht weiß ich bis heute nicht. Ich hatte aber den Eindruck, dass es bei den Beamten Routine war, denn sie amüsierten sich köstlich.

Meine Kollegen, als ich sie über mein Abenteuer informierte, konnten sich vor Lachen kaum halten. Daran erkannte ich meine Unerfahrenheit. Einer meiner Chefs, der für die Finanzen verantwortlich war, gab mir gleich nochmals einen „Vorschuss” und ermahnte mich vorsichtiger zu sein und, dass ich das Geld auch in Raten zurückzahlen könne.

Ich rechnete eher mit Vorwürfen und Konsequenzen und war sehr überrascht, aber auch froh, über den Ausgang dieser peinlichen Geschichte.

Sie waren alle dabei und wir saßen an jenem Abend alle vier nebeneinander auf den Barhockern, in vergleichbarer Situation. Diese erste Erfahrung und ihr Ausgang waren letztendlich sehr nützlich, denn Vergleichbares ist mir nicht wieder passiert. Das Geld musste ich auch nicht mehr zurückzahlen. Der Finanzchef sagte mir ein paar Tage danach, als ich meine Schulden begleichen wollte: „Du hattest einen Freischuss für deine Ehrlichkeit und das Geld hat dir nicht die Nutte geklaut, sondern ich, sonst hätte sie es getan, denn ich sah wie unvorsichtig du warst. Du hast das Geld von mir zurückbekommen und alles ist verrechnet, also pass in Zukunft besser auf.“

„Darf ich sie fragen, was ist mit diesem Freischuss gemeint?“

„Du hättest uns irgendetwas erzählen können, zum Beispiel, das Geld verloren zu haben, das Zimmermädchen hätte es geklaut, einen anderen Betrag nennen können und Vieles mehr. Das hast du nicht getan – also ist alles gut… „

(Fortsetzung in Marokko)

Erste Reise nach Marokko

Knapp drei Wochen später traten wir die nächste Reise nach Marokko, fast in der gleichen Zusammensetzung, an.

Wir wurden in Thailand vom stellvertretenden Sport- und Tourismusminister, ein relativ junger Mann, zu einer offiziellen Reise eingeladen.

Hermann Königsfeld war bei dieser Reise auch dabei. Er war einer der Initiatoren des Internationalen Jugendaustausches in Deutschland und Vertreter seitens der Regierung.

Rabatt, 16.12.1979: Wir wurden offiziell, wie eine wichtige Delegation, empfangen. Der stellvertretende Minister, mehrere Beamte aus dem Sportministerium und Beamte der Stadt waren dabei. In schwarzen Mercedes-Limousinen wurden wir zu einem Palast gefahren, wo es einen luxuriösen Empfang, Galaabend mit Folklore und anschließender Programmbesprechung gab. Es war eine Rund- und Studienreise geplant, bei der wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Landes kennenlernen sollten.

Unser neuer Freund, den wir in Thailand kennenlernten, der junge, stellvertretende Sport- und Tourismusminister Marokkos, wollte uns teilweise begleiten. Sein Name war Djadi. Ein Mensch der einen glücklichen und zufriedenen Eindruck machte, eine positive Ausstrahlung hatte, sportlich, gut aussehend und sehr selbstbewusst war.

Am nächsten Tag waren eine Stadtrundfahrt und danach der Besuch der neuen Sportanlage von Rabatt geplant. Eine riesige Anlage mit allen Eirichtungen für ein breites Sportangebot. Sie sollte in wenigen Tagen in Betrieb genommen werden, war aber teilweise noch eine Baustelle.

Wie vom Blitz getroffen hörte ich Djadi zu, als er bei der Begehung, in einer mir vertrauten Sprache, also Rumänisch, den verantwortlichen Direktor der Sportanlage „zur Sau” machte, aber lächelnd und ohne Emotionen, weil gewisse Sachen nicht nach seinen Vorstellungen abliefen.

Warum nicht Arabisch, fragte ich mich? Wie ich später erfuhr aus Rücksicht und Respekt für seinen Freund, der diese Sprache auch sprach. Die Mitarbeiter und die Gäste sollten das nicht mitbekommen.

Ich nahm mir vor Djadi bei erstbester Gelegenheit, ohne Aufsehen, Rumänisch anzusprechen. Die Gelegenheit ergab sich noch an gleichen Tag.

„Djadi, woher kennst du diese Sprache?”, fragte ich ihn Rumänisch. Jetzt war er wie vom Blitz getroffen.

„Ich kann es nicht glauben. Hast du alles mitbekommen?”

„Ja, natürlich.”

„Ich habe acht Jahre in Rumänien studiert. Erst Sport und dann Tourismus. Ich habe mich in das Land und die Leute dort verliebt. Am liebsten wäre ich dort geblieben. Meine Familie wollte aber, dass ich hier in Marokko Karriere mache. Hätte die Frau die ich liebe, mit der ich zusammen studiert habe, nicht zugesagt, wäre ich nicht gekommen. Hätte meine Familie sie nicht akzeptiert, wäre ich dort geblieben.

Aber sie, die beste Frau, die ich mir vorstellen kann ist mir gefolgt und ich bin der glücklichste Mensch auf der Welt. Ich habe drei Kinder, eine tolle Familie und einen guten Job, was will ich mehr? Wer bist du? Wieso kennst du diese Sprache?”

„Ich bin dort geboren, bin aber deutscher Herkunft...”

Djadi erfuhr heute so viel wie nötig und möglich, in der kurzen Zeit.

„Heute Abend, nach dem Programm, hole ich dich ab, denn ich will, dass du meine Familie kennenlernst. Einverstanden?”

„Ja, mein Lieber, ich bin einverstanden und natürlich sehr gespannt.”

Djadi holte mich vor dem Abendessen ab. Mit den Kollegen hatten wir uns darüber geeinigt, dass jeder entscheiden konnte, was er mit seiner Freizeit anfängt.

Wir fuhren recht lange und ich hatte das Gefühl, dass das Grundstück etwas außerhalb von Rabat lag. In der Abenddämmerung erkannte ich ein großes, ummauertes Grundstück und dahinter eine Prachtvilla inmitten eines traumhaft grünen Areals, hell beleuchtet, mit einer breiten Einfahrt, gesäumt von Palmen, Sträuchern, Blumenrabatten und dahinter riesige Rasenflächen. Rund um die Terrasse gab es wunderschöne Rosensträucher.

„Hier bin ich zu Hause, hier ist meine Familie, hier fühle ich mich wohl. Das ist mein kleines Paradies.“

„Djadi, hier würde sich jeder Mensch wohl fühlen, du bist ein Glückspilz.”

„Ja, denn ich habe die liebsten Menschen dieser Welt in diesem kleinen Reich vereint.”

Es waren sehr viele Menschen anwesend, die offensichtlich schon auf ihn warteten. Erst kamen die Kinder auf ihn zu, dann seine Eltern, dann seine Frau, die ein weißes, seidenes Kopftuch trug und andere Menschen.

Er begann mich bei seinen Eltern vorzustellen, dann bei den Gästen, dann bei den Kindern und zuletzt stellte er mir seine Frau vor. Ich merkte das war so geplant, denn mit seiner Frau sollte ich mehr Zeit für ein Gespräch in „unserer Sprache” haben.

Als ich ihr gegenüber stand und sie erkannte bekam ich weiche Knie. Djadi merkte, dass ich unsicher auf den Beinen stand und stützte mich. Besorgt fragte er, ob alles in Ordnung sei.

„Djadi, kann ich kurz mit dir unter vier Augen sprechen?”

„Mari, komm bitte mit! Ich brauche dich!”

Wir gingen in ein Nebenzimmer. Ich setzte mich in einen Sessel und Djadi fragte mich was geschehen sei. Aber Mari, antwortete für mich.

„Djadi, das ist der Kolibri, der Mann, der uns zusammengebracht hat. Der Mann der mir geholfen hat zu dir zurück zu finden. Es ist der, den ich Kolibri nannte, der mich von meinen Albträumen und Ängsten damals befreit hat. Wir wären nicht hier zusammen, wenn es ihn nicht gegeben hätte.” Sie sagte das ganz ruhig und sachlich.

Djadi kam auf mich zu. Weil ich noch im Sessel saß, kniete er sich vor mich hin, umarmte und drückte mich an seine breite Brust.

„Mein lieber Freund! Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich dich jemals in meinem Leben kennen lernen würde. Mari hat mir damals alles erzählt, jede Einzelheit und ich war glücklich, als sie selbst erlöst war und keine Sekunde eifersüchtig. Wie kann ich dir danken?”

„Djadi, das was ich hier sehe und erlebe, dass Mariana glücklich ist, macht mich auch glücklich. Du brauchst mir nicht zu danken! Wir sind damals einen kurzen Weg zusammen gegangen, eine Nacht. Du gehst ein ganzes Leben mit ihr zusammen, und das ist ein schönes Leben.”

Mariana kam auf mich zu. Sie umarmte mich, gab mir einen Kuss und sagte: „Robert, ich verdanke dir sehr viel, mein erstes Kind, Djadi und alles andere. Ich hoffe dich begleitet das Glück genauso wie mich, Ich bin sicher wir sehen uns wieder - irgendwie, irgendwann!”

Dieses Erlebnis erzählte ich Hermann Königsfeld, nur ihm. Damit begann eine sehr vertrauensvolle Beziehung mit diesem großartigen Mann, der mein Großvater hätte sein können.

*

Auf dieser Dienstreise erlebte ich das wahre Marokko, denn ich hatte die Gelegenheit in den nächsten Tagen mit Djadi, ohne die Gruppe, unter anderem auch eine Hochzeit mit zu erleben, als die Tochter seines Freundes, der Generaldirektor des Transportunternehmens von Rabat, heiratete. Ich hatte so etwas prunkvolles vorher noch nicht erlebt.

In den nächsten Tagen besuchten wir die großen Touristenattraktionen und die Städte Casablanca, Meknès, Fès, dann Kénitra und Larache, Tanger und Tétouan.

Unterwegs machten wir, in vielen kleineren Orten, einen kurzen Stopp.

Ein bleibendes Erlebnis gab es in Tanger: Ich befand mich auf dem Aussichtsplateau der „Borj dar el-Baroud”, der alten Festung im Norden der alten Medina. Mehrere Riesenkanonen stehen da und zielen in Richtung Südspanien über die Straße von Gibraltar, fast genau auf die Stadt Tarifa, dem südlichsten Zipfel der Iberischen Halbinsel und des Europäischen Festlandes, nur etwa 14 km von Tanger entfernt, die man bei klarer Sicht sehr gut erkennen kann.

Ich starrte wie hypnotisiert hinüber nach Spanien, sah mich plötzlich auf der anderen Seite stehen, in Tarifa, mit erhobener Hand und die fünf Finger gespreizt.

Ich wusste in diesem Augenblick: Der Tag wird kommen an dem ich dort stehen und hierher zurückblicken werde. Die treibende Kraft war ein inneres Gefühl, das mir keine Ruhe gab. In diesem Augenblick konnte ich es mir nicht erklären. Aber der Tag kam…

Der Türkenhügel von Schellenberg

Ich drehe seit Tagen meine Runden bis hoch in die Berge und immer wieder zurück über das Schlachtfeld vor den Toren einer befestigten Stadt.