Die Perser - Aischylos - E-Book

Die Perser E-Book

Aischylos

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Beschreibung

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon. Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur. Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK. Ein beeindruckender Perspektivwechsel: Obwohl Aischylos selbst auf griechischer Seite gegen die Perser unter Xerxes gekämpft hatte, schildert er ihre Niederlage mit tiefstem Mitgefühl aus ihrer Sicht. Er zeigt ihre Angst, ihren Schmerz, ihre Trauer. Auf schreckliche Weise bewahrheitet sich ein Angsttraum der Perserin Atossa: Ihr Sohn, der Fürst Xerxes, wurde von den Athenern besiegt. Fast das gesamte persische Heer wurde ausgelöscht, das mächtige Reich ist zerstört. Die Trauerklagen beschwören den Geist der verstorbenen Königs Dareios herauf, der die Ursache der Katastrophe benennt.

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Aischylos

Die Perser

Aus dem Altgriechischen von Johann Gustav Droysen

Fischer e-books

Mit dem Werkbeitrag aus Kindlers Literatur Lexikon.

Mit dem Autorenporträt aus dem Metzler Lexikon Weltliteratur.

Mit Daten zu Leben und Werk, exklusiv verfasst von der Redaktion der Zeitschrift für Literatur TEXT + KRITIK.

Die Perser

Personen

ATOSSA

BOTE

CHOR PERSISCHER FÜRSTEN

DAREIOS’ SCHATTEN

XERXES

 

 

Palast der persischen Könige, vor dem Palast der Altar Apollons

CHORFÜHRER

Wir sind die Getreuen des persischen Volks,

Das zumal auszog zum hellenischen Land,

Sind Wächter der vielglückseligen und

Goldprangenden Sitze, die Xerxes selbst,

Mein König und Herr,

Auswählte, der Lande zu wachen.

 

Um die Heimkehr unseres Königes nun,

Um des goldenen Heers Heimkehr angstvoll

Vorahnend erbebt in der Brust mein Herz,

Von Bekümmernis voll.

Denn die Jugend des Reichs, denn Asias Kraft

Zog fort, nachjauchzt sie dem Jüngling;

Und es kommt doch zu Fuß, und es kommt doch zu Roß

Kein Bote zur persischen Heimat.

 

Und von Susa so, von Ekbatana fort

Und vom alten Gemäur der kissischen Stadt

Zogen sie fernhin,

Bald Scharen zu Roß, dann andre zu Schiff,

Und des Fußvolks Reihn,

Die der Kern im Gedränge der Schlacht sind.

 

Auszog Amistres und Artaphernes,

Aus Megabazes und Astaspes,

Die Gewaltgen im Reich,

Könige, dienstbar nur dem Großkönige,

Feldherrn von Heeren im Heere des Reichs,

Mit dem Bogen der Schlacht, auf schäumendem Roß,

Furchtweckend zu schaun und entsetzlich im Kampf

In des Muts vielwagender Hoffnung.

 

Und der Schlachtroßtummler Artembares auch,

Masistres auch

Und Imaios der Held, goldbogenbewehrt,

Und Pharandakes,

Und der Rosse Bewältger Sosthanes.

 

Und andre gesandt hat des schwellenden Nils

Fruchtüppiges Tal,

Susiskanes, Pegastagon,

Den Ägypten gebar, und der Fürst Arsames,

Der Memphis, die heilige Stadt, sein nennt,

Und der uralt herrlichen Theben Herr

Ariomardos,

Und vom Bruchland zog schiffsruderndes Volk

Mit hinaus, zahlloses Gewimmel.

 

Von dem weichlichen Volk aus Lydia kam

Kriegsvolk, dem zumal

Sich des Festlands Heer scharweis anschloß;

Die führt Arkteus und Matragathes,

Herrschende Könige.

Auch Sardes sendet, die goldene, viel

Kriegsscharen, verteilt in die Wagen der Schlacht,

Die mit Doppelgespann, dreifachem Gespann

Furchtbar toddräuend dahinziehn.

 

Die vom Tmolosgebirg und den Fluren umher,

Sie bedrohn Hellas mit dem knechtischen Joch;

So der Speeramboß Tharybis, Mardon

Und die mysischen Schleudrer. Von Babylon auch

Aus goldenem Tor in geschlängeltem Zug

Zog buntes Gewühl, teils Schiffsvolk aus,

Teils Schützen der Kunst des Geschosses gewiß;

Was Schwert nur trägt in dem ganzen Bereich

Asiatischen Stamms,

Nachfolgt es den Fahnen des Königs.

 

Ja, die Blüte des Volks aus persischem Reich

Zog fern in den Krieg,

Und Asias Land, das sie aufzog, seufzt

Und grämt sich um sie, von Verlangen gequält;

Und die Mutter, das Weib, die die Tage gezählt,

Sehn bang, wie die Tage dahinfliehn.

Erste Strophe

CHOR

Schon hineindrangen die burgstürmenden Kriegsscharen des Königs

In das jenseitige nachbarliche Festland

Auf der taubandigen Brück über den Sund der

Athamantischen Hella;

Um den Nacken der See schlang sich der dichtbalkige Heerweg.

Erste Gegenstrophe

Denn der vielvolkigen Flur Asia kampfkühner Gebieter,

In das Land trieb er die Heerwolke der Seinen

Wie ein Sturm, beides vom Festland, von der See her;

Er vertraut’ sich den kühnsten,

Den gewaltigen Feldherren, des goldnen Geschlechts göttliche Sonne.

Zweite Strophe

Mit dem bluttrunkenen Mordblick des zum Fang fliegenden Felsdrachen, so vielarmig, so vielschiffig hinab schießt er den Giftpfeil

Von dem Schlachtwagen Assyriens in die lanzenkundgen Städte.

Zweite Gegenstrophe

Und es tritt keiner hervor gegen die lautbrandende Heerflut, wie ein Bollwerk vor der unzwingbaren Meerwoge zu schirmen;

Denn unnahbar in der Schlacht kenn ich und kühn das Volk der Perser.

Epode

Doch der trugsinnenden Gottheit, wer entkommt ihr von den Menschen?

Wer entrinnt ihr mit dem raschfliehenden Fuß glückenden Sprunges?

Denn so süß lächelnd im Anfange sie liebkost, sie verlockt

In das Garn, draus nimmermehr

Noch hinausschleichend, noch ausweichend der Mensch wieder entkommt.

Dritte Strophe

Denn ein Gott ordnet’ die Lose des Schicksals; es gebot in der Urzeit schon den Persern,

Sich den burgstürmenden Kämpfen,

Sich der roßwimmelnden Feldschlacht, sich dem nächtigen Überfall zu weihn.

Dritte Gegenstrophe

Doch das Volk lernte das finstre, das sturmschauererschäumende weitrückige Meer sehn,

Sich der See heiligem Hain nahn,

Dem behend schwankenden Tauwerk und der Brücke des Völkerzugs vertraun.

Vierte Strophe

Drum zerreißet drinnen mein gramumnachtet Herz

Wehe!

Daß es nur des Perserheers Vaterstadt, die mannvereinsamte Stadt Susa nur es nicht vernimmt!

Vierte Gegenstrophe

Und der Kissier hohe Burg, wiederhallen wird sie dies

Wehe!

Diesen Wehruf weinend wird wieder schrein der Weiber Schwarm, wird entzweireißen Schleier und Gewand.

Fünfte Strophe

Alles streitbare Volk zog zu Roß und zog zu Fuß

Einem Schwarm Bienen gleich ihrem Heerkönig nach vom Reich hinaus,

Zog fernhin über ringsumjochte, beidem Gestade zugleich

Ufernahe Vorsee.

Fünfte Gegenstrophe

Doch daheim naßgeweint ist in Sehnsucht manches Bett;

Persis’ Fraun gramerschöpft, sich um den Mann jede sehnend, den sie liebt,

Den waffenkühnen, kampfberühmten, welchen sie gab in den Krieg,

Witweneinsam bleibt sie.

 

 

CHORFÜHRER

Ihr Perser, wohlan!

Nun setzt euch dort an den alten Palast

Und laßt uns treu tiefforschenden Sinns

Rat pflegen; die Not, sie gebeut es.

 

Wie wird es denn jetzt um Xerxes stehn,

Um Dareios’ Sohn,

Den erhabensten Zweig von der Väter Geschlecht!

Hat der Bogen Geschoß nun den Sieg sich erzielt?

Hat der Lanze Gewalt

Ihn mit eherner Stirn sich ertrotzet?

Aus der Königlichen Pforte wird Atossa herausgetragen

 

CHOR

Sieh dort! Wie in Strahlen der Gottheit naht

Sie, die Sonne, die Mutter des Königes uns,

Unsere Königin.

In den Staub werf ich mich. Laßt ehrfurchtsvoll

Uns alle zugleich

Anbetend im Staub sie begrüßen!

Sie fallen nieder und berühren den Boden mit der Stirn

 

CHORFÜHRER

Tiefgeschürzter Perserinnen allverehrte Königin,

Greise Mutter unsers Königs, Heil dir, Heil, Dareios’ Weib,

Gattin einst des Persergottes, Persergottes Mutter noch,

Wenn der alte Dämon jetzt nicht unser Heer verraten hat.

ATOSSA

Drum erschein ich, drum enteilt ich des Palastes goldnem Tor

Und verließ mein und Dareios’ einst gemeinsam Schlafgemach;

Und das Herz zerreißt mir Sorge. Aber sagen muß ich euch

Noch ein andres; selbst um mich nicht, Freunde, bin ich frei von Furcht,

Ob das Glück nicht, das Dareios einst, der Gottheit voll, erbaut,

Unser Reichtum stürzt, der hinzieht stolzen Schrittes, staubumwölkt.

Darum quält zwiefache Sorge unaussprechlich mein Gemüt;

Keiner scheut die Macht des Reichtums, wenn ein Mann sie nicht vertritt,

Noch umstrahlt den Gutentblößten seiner Macht gerechter Glanz.

Wohl ist gnug des Gutes, wohl auch für ein liebstes Auge Furcht –

Ja, des Hauses Auge heißt mir seines Herren Gegenwart.

Für das alles, falls es so ist, wie ich es fürchte, wollet nun,

Perser, vielgetreue Greise, treulich mir Berater sein;

Denn in euch und eurer Weisheit ruht mir aller beste Rat.

CHOR

Wiß es, Herrin, nicht vergeblich rufst du mit dem ersten Wort

Uns zu Rat, zu aller Tat auf, deren Kraft uns nicht gebricht.