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Es knistert zwischen zwei Frauen – verführerisch, prickelnd und sexy!Auch das noch! Während einer Prideparade findet sich Maja direkt neben der Polizei wieder. Tatsächlich kommt es zwischen ihr und einer süßen, kerligen Polizistin immer wieder zum Streit. Trotzdem knistert es gewaltig zwischen den beiden Frauen, und schließlich lädt Maja die Polizistin in einen BDSM-Club ein... eine Entscheidung, die sie nicht bereuen wird!Die Kurzgeschichten-Sammlung enthält:Die PolizistinUnter dem karierten FlanellhemdDie MassageEin feuchter MittsommernachtstraumDas OstereiValentinstag: Leidenschaft im ParadiesWeihnachtswunschLeidenschaft im Spiegel-
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Seitenzahl: 192
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Malin Edholm
Lust
Die Polizistin - 8 erotische Kurzgeschichten ÜbersetzerinLUST translators OriginalDie Polizistin - 8 erotische KurzgeschichtenCoverbild / Illustration: Shutterstock Copyright © 2019, 2021 Malin Edholm und LUST All rights reserved ISBN: 9788728019610
1. Ebook-Auflage, 2021
Format: EPUB 3.0
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren für gewerbliche und öffentliche Zwecke ist nur mit Zustimmung von LUST gestattet.
„Maja, mach schon, wir kommen zu spät!“
„Ja, ich komme, beruhige dich! Ich muss nur noch mein Schild holen.“
Maja rennt mit dem selbstgemachten Schild die ausgetretene Treppe herunter. Auf dem Schild steht: FÜR ALLE, DIE WIR VERLOREN HABEN. FÜR ALLE, DIE WIR RETTEN KÖNNEN. Das ganze Haus, das normalerweise voller Leben und Bewegung ist, ist jetzt still und leer. Alle sind weg, außer ihr und Anna. Die Kommune geht traditionell zusammen zur Prideparade, genau wie in den letzten fünf Jahren. Aber Maja hat verschlafen und Anna war nett genug, auf sie zu warten.
Als Maja ins Wohnzimmer kommt, das voller Pflanzen und feministischer Stickereien ist, sieht sie Anna. Majas Herz schlägt bis zum Hals, aber sie weiß nicht recht, ob das am Gerenne oder dem Anblick liegt. Anna sieht in ihren Kunstledershorts und der Körperfarbe, die den Oberkörper bedeckt, echt cool aus. Sie trägt knallrote Doc Martens, die bis zum Schienbein geschnürt sind. Ihr Oberkörper ist nackt bis auf einen Riemen, der wie ein Choker um den Hals läuft, dann zwischen den Brüsten runter und mit vier Riemen um den Bauch. Auf den Brustwarzen trägt sie Quasten, genau wie Maja.
„Boah, ey! Ich hoffe, ich sehe auch so cool aus.“
„Hilf mir mal mit dem Tape.“ Anna lächelt gestresst und hält ihr eine schwarze Klebebandrolle hin.
„Du weißt, dass das wehtun wird, wenn wir sie abmachen? Du bist nicht besonders schmerzresistent“, warnt Maja sie.
„Scheißegal. Das ist ein politischer Akt.“ Anna guckt entschlossen und trampelt mit den Füßen in der Erwartung, zum Schweigen gebracht zu werden.
„Ich frage mich, was am meisten wehtut … die Brustwarzen oder der Mund? Okay, ich mach es jetzt drauf. Gibt es noch etwas, was du sagen willst? Letzte Worte?“ Maja grinst und zwinkert, während sie ein Klebebandstück in der richtigen Länge abmacht.
„Ähm … ja, versprich, dass du schreist, wenn was ist! Du musst deine Frau stehen, wenn etwas passiert, so wie letztes Mal.“
Maja verdreht die Augen über Annas bestimmten Blick, legt vorsichtig das Klebeband über Annas Mund und antwortet: „Ich verspreche es.“ Dann küsst sie Anna durch das Tape auf die Lippen und sie gehen Hand in Hand durch das verschlafene Wohngebiet.
*
In der U-Bahn werden sie angestarrt. Blicke von älteren Menschen, die ihre Handtaschen fester an sich ziehen und sich von ihnen abwenden, um nicht ihre schamlose Aufmachung ansehen zu müssen. Durchdringende Blicke von Männern, gefolgt von Pfiffen, Schmatzen und ekligen Kommentaren. Wie Kaugummi unter den Füßen, das festklebt und sich langzieht.
Als sie endlich ankommen, hat die Parade begonnen und sie laufen durch die Zuschauermenge, ducken sich unter Prideflaggen hindurch und laufen im Zickzack um Kinderwagen und Hunde, um ihre Freunde zu finden. Die meisten um sie herum sehen fröhlich aus, aber einige haben schockierte und wütende Gesichter. Sie laufen an Paradewagen mit Techno, Pop- und Schlagermusik vorbei, mit tanzenden, singenden und winkenden Menschen. An Dykes on bikes, Lesbische Macht und QX vorbei, bis sie endlich ihre Freunde und ihren Block finden – Marching for those who can’t. Trotz des stressigen Morgens und all der unangenehmen Blicke läuft Maja voran. Im einen Arm hält sie Anna, mit dem anderen hält sie ihr Schild hoch. Ihr Körper ist angespannt, voller Adrenalin, in einem nüchternen Rausch und einer Geilheit, die sie jedes Jahr beim Pride fühlt, obwohl der Umzug doch etwas Ernstes hat.
*
Die Parade ist farbenfroh. Alle Farben des Regenbogens sind repräsentiert. Die Parade ist visualisierte Freude, die aus einer riesigen Menge lächelnder Menschen komponiert wird. Es sind so viele, die laufen und tanzen und mit der Musik mitsingen, die diese Menge bilden, die vom Weltall so schön anzusehen sein muss, ohne dass man Individuen und Blöcke voneinander unterscheiden kann. Doch auf dem Grund gibt es durchaus gewisse Unterschiede. Maja, Anna und ihre Freunde gehören zu den wütenden Queeren. Mit Schlagwortschildern, getapeten Mündern und lauten Rufen. Maja sieht all die Fröhlichen Schwulen um sich herum an, ihr Blick bleibt an dem schönen Glitzer und den vielen Regenbogenflaggen hängen. Zögerlich beginnt sie zu lächeln. Sie mag es, wie sie zu sein: glitzernd, fröhlich und aus der Norm fallend. Auch wenn sie weiß, dass sie in vielem unterschiedlich denken, ist sie sicher, dass sie zu ihnen gehört. Eine große Sternenfamilie.
„Ich wünschte, ich könnte wie sie sein“, sagt sie seufzend. „So fröhlich und festlich. Nicht die ganze Zeit an Politik denken …“ Anna nickt und Maja sieht, wie sie sich nach all den lachenden Menschen umblickt, die einen solchen Kontrast zu Anna und den anderen bilden, die ihren Mund verklebt haben. Die mit wütenden Schildern unterwegs sind. Die für die gehen, die es selbst nicht können. Die aufgrund von Homo- und Transphobie ermordet wurden, was noch immer geschieht.
Sie laufen weiter im Zug im Takt von „It’s raining men“, fallen im Block ein wenig zurück, damit Majas Rufe nicht komplett vom Bass aus dem Lautsprecher auf dem Wagen vor ihnen übertönt werden. Als sie sich umsehen, sind sie ganz hinten gelandet, zwischen ihrer eigenen Gruppe und einer voller blauer Uniformen.
„Wie sind wir neben der Polizei gelandet?“ Ihre Stimme zittert. Als Anna nur mit den Schultern zuckt, weil das Tape sie daran hindert, am Gespräch teilzunehmen, fährt Maja frustriert fort:
„Heutzutage darf jeder und jede mitlaufen … Moderatoren, Christdemokratinnen, Banker und Firmen, die mit unserem Kampf Geld verdienen wollen! Alles straighte Cismenschen, die nur ein lustiges, farbenfrohes und leicht bekleidetes Festival wollen, und sich einen Dreck darum kehren, dass wir noch immer diskriminiert werden. Ich finde fast, dass sie endlich mit der blöden Heteroparade anfangen sollten, über die immer geredet wird. Wenn sie eh nicht mitkämpfen, verstehe ich nicht, warum sie an der Parade teilnehmen dürfen.“
Ihre Freundin Kim wartet auf sie, er hat heute auch nicht den Mund zugeklebt und hält ein großes Schild, auf dem steht: Transrechte sind Menschenrechte. Respektiert mein Pronomen!
„Ich verstehe dich, Maja, aber du musst auch bedenken, dass es positiv ist, wenn Firmen mit Homos verknüpft werden wollen, dass Politiker, fast egal welcher Ausrichtung, uns froh machen wollen, damit wir sie wählen. Und dass die Polizei bei der Parade mitläuft, statt uns aufzuhalten, zu schlagen und einzusperren. Wir müssen die Fortschritte sehen, sonst ist das Leben zu deprimierend und dann würde ich aufgeben wollen.“ Kim grinst breit und winkt den Menschen zu, an denen sie vorbeigehen.
„Aber Kim … du musst immer so diplomatisch sein. Du brauchst nicht so verständig zu sein. Wie oft musst du die Leute verbessern und sie daran erinnern, dass sie das richtige Pronomen benutzen? Und ihnen Erklärungen und Argumente liefern, damit sie deine Identität verstehen? Die Firmen ignorieren unseren Kampf doch. Lassen uns und alle Heteros glauben, dass es nichts mehr zu bekämpfen gibt. Dass wir „angekommen“ sind, alle gleich sind und nicht mehr unterdrückt werden, obwohl wir es täglich werden! Außerdem ist es Quatsch, dass die Politiker, die an der Parade teilnehmen, auf unserer Seite sind. Die wollen unsere Stimmen, aber für unsere Rechte arbeiten sie echt nicht alle! Und die Pride ist als Reaktion auf die Übermacht der Polizei gegenüber HBTQIA-Personen entstanden. Dass die Polizei, die uns noch immer angreift, in unserer Parade mitläuft, ist einfach schräg. Und du findest das gut?“ Maja sieht resigniert Kims lächelnden Mund und die strahlenden Augen, allem gegenüber positiv gestimmt.
„Klar, das weiß ich alles, aber ist es nicht besser, dass die Heteros dabei sein wollen? Statt uns Freaks zu nennen und Gegendemonstrationen zu veranstalten?“, sagt Kim und gestikuliert zu all den Zuschauern, die Fähnchen schwenkend zurücklächeln.
„Ach komm, Kim, so naiv kannst du doch nicht sein. Wir sollten schon längst viel weiter sein. Vergessen wir den Kampf und sagen wir, dass man Kategorien wie Schwule und Lesben nicht mehr braucht und dass es beim Pride darum geht, dass die Liebe von allen die Diskriminierungen unsichtbar macht. Verschwinden tut sie nicht. Es geht noch immer um unsere Liebe und unsere Leben. Die Liebe und das Leben, die ständig unterdrückt und ignoriert werden.“
„Jaja, ihr höre dich. Ich versuche nur, das Schöne am Leben zu sehen. Und ich persönlich mag es, wenn Klamottenläden Prideflaggen und sowas haben. Mehr queere Kleider, die wir kaufen können!“
Kim klopft Maja auf die Schulter und geht nach vorne, um mit ihrer Partnerin zu reden. Maja seufzt und sieht zu Boden. Die Quasten an ihren Brustwarzen ziehen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Sie sind das einzige, was sie am Oberkörper trägt, von ihrem Rucksack abgesehen. Es ist ein bisschen kalt, aber sie genießt den Schock in den Augen aller prüden Zuschauer. Mit der Netzstrumpfhose, dem Latexrock und den hohen Schuhen ist sie ein Dorn im Auge von all jenen, die finden, dass man sich anständig anziehen und benehmen soll. Nicht mit allen möglichen schlafen, monogam sein und sich dem Patriarchat unterwerfen. Majas Körper ist nicht klein und schmal mit kleinen Brüsten, deren Nacktheit man übergehen könnte. Sie ist füllig und ihre großen Brüste provozieren, sobald sie den kleinsten Ausschnitt trägt. Sie werden als übersexuell und vulgär angesehen. Viele Jahre trug sie nur hochgeschlossene Pullis, um niemanden in Verlegenheit zu bringen. Aber damit ist jetzt Schluss. Riot not diet hat sie über ihre linke Brustwarze tätowiert. Sie denkt nicht daran, sich weiterhin für ihren Körper zu schämen. Es kribbelt im Körper und zieht ihren Magen zusammen, wenn sie so unbekleidet herumgeht. Sie sehnt sich nach dem Abend, an dem sie an sich herumspielen wird und die sexuelle Intensität, die sich in ihrem Körper durch die feiernde Menschenmenge aufgebaut hat, wieder abbauen kann.
Als sie von ihren hüpfenden Nippeln aufsieht, kann sie Anna, Kim oder die anderen nicht mehr sehen. Stattdessen, als bräuchte es einen konkreten Beweis dafür, dass sie tatsächlich provoziert, sieht sie in die Augen eines Mannes, der etwas weiter vorn der Parade zuschaut. Ihr Herz beginnt zu schlagen. Sie kann den Hass in seinen Augen sehen. Sie hat Angst, aber erinnert sich daran, dass sie von Menschen, ihren Menschen umgeben ist. Als sie an ihm vorbeigeht, hört sie ein Räuspern und kurz danach spürt sie seine Spucke in ihrem Nacken. Schockiert dreht sie sich um und hört ihn rufen:
„Verdammte Nutte!“
Maja reagiert instinktiv und wirft sich auf ihn, weiß kaum, was ihr Körper vorhat. Ihre Hände sind erhoben und sie sieht rot, fühlt das Blut durch ihre Adern rauschen und eine bodenlose Wut in sich hochkochen.
Da greift sie jemand von hinten, hält sie fest. Die Person wischt ihr die Spucke mit dem Uniformärmel ab. Uniform … die Polizei behindert mich, denkt sie und ihre Wut wird noch stärker.
„Lass mich los!“, schreit Maja zur Person, die sie festhält.
„Ruhig, ich wollte nur eine Schlägerei verhindern“, sagt der Polizist mit dunkler, ruhiger Stimme.
Maja dreht sich um und steht Auge in Auge mit einem Polizisten, beziehungsweise würde sie das, wenn die nicht sehr viel größer wäre. Sie fuchtelt vor ihm mit dem Finger rum. „Du kannst mich nicht einfach festhalten, das solltest du wissen. Du bist ein Typ und Polizist, auch wenn du schwul bist, ist das nicht okay. Erzähl mir nicht, dass ich mich beruhigen soll, du hast mich festgehalten!“
„Beruhige dich mal!“ Der Polizist lässt Maja los, tritt einen Schritt zurück und hält die Hände hoch, um zu zeigen, dass nichts passieren wird.
„Du musst begreifen, dass es nicht okay von dir ist, mich festzuhalten. Pride hat als Gegendemonstration gegen die Polizeikräfte angefangen. Lernt ihr was über Stonewall bei der Polizeiausbildung?“ Majas Gesicht ist rot und ihr Körper zittert vom Adrenalin. Sie schreit den Polizisten an, obwohl sie friedlich voreinander stehen. Im Hintergrund hat der Zug gerade angehalten und sie sieht, wie der Mann, der sie bespuckt hat, zu einem Polizeiauto geführt wird.
Der Polizist nimmt langsam die Sonnenbrille ab und sieht sie ruhig an.
„Zuerst mal … ich bin lesbisch, nicht schwul. Du solltest auf deinem hohen Ross vielleicht nicht so schnell mit deinen Urteilen über das Geschlecht und die Sexualität von deinen Mitmenschen sein. Ich kenne unsere Geschichte, ich glaube an die Veränderung von innen und arbeite aktiv dafür. Was machst du?“
Die Stimme der Polizistin ist kaum ein Flüstern, aber Maja hört sie überdeutlich. In dem Moment, als sie versteht, dass die Polizistin eine Butch ist, und eine sehr heiße, sind all ihre Sinne geschärft. Ihre Nackenhaare stellen sich auf und sie bekommt eine Gänsehaut. Maja steht so nah bei ihr, dass sie sie riechen kann. Sie ist von der rohen sexuellen Kraft, die die Polizistin ausstrahlt, wie hypnotisiert. Alle Argumente und Gedanken sind wie weggeblasen, stattdessen sieht sie nur das Bild dieser sexy Frau, nackt vor ihr kniend … Maja schüttelt den Kopf und erlangt ihre Fassung zurück. Diesmal sagt sie ruhig. „Ihr habt meinen Freund misshandelt, weil er schwul und schwarz ist. Letzten Monat. So viel zur Veränderung.“
„Habe ich das getan?“
„Nein … beziehungsweise weiß ich das ja nicht, aber es waren zwei Polizisten!“
„Und dann sind deiner Meinung nach alle Polizisten verantwortlich?“
„Die Polizei hat sie beschützt, sie haben ihre Jobs behalten und sind noch immer im Dienst.“ Maja sieht zu den anderen Polizisten in der Parade, die sich mit den Zuschauern unterhalten, winken und weiter zur Musik in ihrem Block tanzen. Diskomusik, deren Melodie und Text es nicht in Majas Bewusstsein schaffen, weil sie in der aktuellen Situation zu unwichtig sind.
„Keine Organisation ist perfekt und es gibt noch viel, woran man arbeiten muss. Was glaubst du, was es bringt, uns anzuschreien? Die Polizei ist wichtig für die Gesellschaft.“ Die Polizistin legt die Hände auf die Hüften, scheint sich aber umzuentscheiden und faltet sie stattdessen vor sich. Maja nimmt an, dass das so freundlich wie möglich aussehen soll. Sie holt tief Luft und fährt in normalem Gesprächston fort. Sie ist sich bewusst, dass die Polizistin ihr nicht zuhört, wenn sie ihre Argumente herausschreit.
„Die Polizei schützt Nazis, wenn sie demonstrieren, behauptet, das sei Meinungsfreiheit und greift stattdessen die Gegendemonstranten an. Obwohl es die Nazis sind, deren Ideologie auf Hass aufbaut und darauf, andere Gruppen auszurotten. Trotzdem schützt ihr sie vor uns. Erzählt uns, dass wir weggehen sollen, obwohl wir diejenigen sind, die angegriffen werden.“
Der Zug steht noch immer still, die Party ist voll im Gange, aber die Menschen um sie herum sehen unsicher aus, schwenken ihre Flaggen weniger enthusiastisch und scheinen sich allgemein darüber einig zu sein, sich nicht einmischen zu wollen.
„Ich weiß, dass das merkwürdig erscheinen kann, aber die Gesellschaft ist auf der freien Meinungsäußerung und dem Recht auf Demonstration aufgebaut. Ich bin nicht gern in solchen Situationen, aber wir kriegen unsere Befehle und müssen ihnen folgen. Wir schützen sie, weil sie weniger sind als die Gegendemonstranten, die normalerweise kommen. Wir wollen Schlägereien und Gewalt auf die beste Weise verhindern. Und wenn dir oder jemand anderem nahegelegt wird zu gehen, dann ist das deswegen, weil es die beste Art ist, um mehr Schlägereien zu vermeiden. Man muss logisch denken und sich nicht auf eine Seite schlagen.“ Die Polizistin versucht zu vermitteln und spricht mit einer Stimme, die in einen Hörsaal passen würde. Eine Stimme, die trotz des vermittelnden Inhalts Majas Bauch kribbeln lässt. Und ihre Muschi pulsieren.
„Hetze gegen Bevölkerungsgruppen ist nicht Meinungsfreiheit! Verfolgung von Gruppen wegen ihrer Hautfarbe ist ungesetzlich. Ihr versteckt euch hinter Worten wie Meinungsfreiheit und lasst sie demonstrieren und damit normalisiert ihr die Propaganda von den Rechten.“ Maja setzt ihren Finger auf die Brust der Polizistin. Obwohl sie jetzt ruhig ist, will sie, dass die Polizistin sie versteht. Die Bewegung und der Kontakt bringt jedoch nicht das, worauf Maja gehofft hat. Stattdessen bemerkt sie umso bewusster die Muskeln unter der Uniform.
„Ich wähle die Rechten nicht und mag sie nicht, aber die Menschen haben das Recht, es zu tun, wenn sie wollen. So funktioniert Demokratie und wir sind auf den Demonstrationen, um Gewalt zu verhindern“, sagt die Polizistin und hält Majas Hand an ihrer Brust, was sich extrem und verkehrtherum intim anfühlt.
„Sie wenden Gewalt an, auch wenn sie es nicht physisch tun. Sie drohen damit, uns zu töten. Wie könnt ihr, trotz all der Argumente übers Abwägen und die Anzahl der Leute, zulassen, dass sie demonstrieren und sie noch verteidigen? Und gleichzeitig wieder und wieder queere Demonstranten angreifen, die zum Beispiel jemanden vor der Abschiebung retten wollen?“ Maja zieht ihre Hand weg aber bereut umgehend den Verlust des Hautkontakts.
„Wir müssen tun, was bestimmt worden ist. Hat die Person kein Aufenthaltsrecht und ihr versucht die Abschiebung zu verhindern, verletzt ihr das Gesetz. Das können wir nicht zulassen. Wir sind nicht diejenigen, die bestimmen, wer bleiben darf und wer ausgewiesen wird.“
„Aber wen schützt ihr denn? Wessen Ordnung erhaltet ihr aufrecht? Es muss doch eine Art moralischen Kompass geben und nicht nur blinden Gehorsam.“ Maja sieht zu Boden, als sie das sagt, holt tief Luft, um sich zu zentrieren und fokussiert sich ein paar Sekunden lang nur auf ihre Absätze statt auf die Polizistin vor sich.
„Wir tun das, was die vom Volk gewählten Politiker uns auftragen. Wir müssen natürlich jemandem folgen, wir können nichts selbst für alles die Verantwortung übernehmen, dafür gibt es Gesetze und Regeln. Sonst hätten wir Anarchie.“
Maja versucht sich auf die erhitzte Diskussion zu konzentrieren, in der sie beide ruhig und sachlich zu bleiben versuchen, oder sie zumindest, aber die Polizistin scheint sich auch anstrengen zu müssen. Die Polizei als Institution und ihre Macht in der Gesellschaft ist etwas, wofür Maja brennt, eine Diskussion, die sie oft führt, aber bei der sie ihre Gedanken nicht sortiert bekommt. Sie hüpfen in ihrem Schädel umher und machen sie schwindlig, so wie der Duft der verschwitzten Polizistin sie geil macht. Sie merkt, wie sie selber während dem Gespräch immer näher an die Polizistin herangerückt ist. Und als sie ihr nun in die Augen sieht, verstummt sie. Maja fragt sich, was sie sehen, ob die Polizistin ihr Verlangen sieht – roh und unerklärlich. Die Polizistin scheint die Luft anzuhalten, versteckt das aber in einem Räuspern.
„Alles klar bei dir?“, fragt sie dann vorsichtig. Sie scheint fast Angst vor Majas stillem und starrem Blick zu haben. Vor ihrer Nähe.
Majas Körper reagiert erneut, ohne dass ihr Hirn zugestimmt hat. Sie nimmt die Hand der Polizistin, drückt sie und fährt mit einem Finger über ihre warme Handfläche. Stellt sich auf die Zehen und flüstert ihr ins Ohr: „Triff dich heute Abend mit mir, bei der Adresse. Zieh die Uniform an.“ Sie reicht ihr ein Flugblatt mit Werbung für eine Party ohne weitere Beschreibung, nur mit einer Adresse. Mit einem letzten verstohlenen Blick und dem verzaubernden Duft der Polizistin in der Nase läuft sie fort, um ihre Freunde wiederzufinden.
„Ich heiße Karin“, glaubt sie die Polizistin rufen zu hören, während sie weiter durch den Zug rennt.
*
Später am selben Tag steht Maja im Nieselregen, sieht sich im Industriegebiet um und fragt sich, ob die Polizistin auftauchen wird. Maja kann nicht aufhören, an ihren Geruch zu denken, an ihren Körper und ihre Augen. Den ganzen Tag schon. Maja ist voller Energie und zittert vor Erwartung und unterdrückter Lust. Gerade, als sie aufgeben und reingehen will, um sich mit Anna, Kim und den anderen zu treffen, sieht sie eine lange Gestalt zwischen zwei leeren, grauen Gebäuden auftauchen. Der Gang ist selbstsicher und etwas ungelenk. Ein bisschen männlich. Die Kleidung sitzt wie eine zweite Haut an ihrem gut trainierten Körper. Die kurzen Haare sind zurückgestrichen, mit ein paar ungebändigten Locken ganz oben. Sie ist ungeschminkt und androgyn. Ihr Gesicht ist wie ein hübsches Rätsel, ihre Lippen sind schmal. Trotz ihrer stolzen Haltung sehen ihre Augen zweifelnd aus.
Maja trägt eine Latexmaske, die die obere Hälfte ihres Gesichts bedeckt und an der zwei abstehende Kaninchenohren befestigt sind. Ihre kohlschwarzen Haare sind zu einem hohen Pferdeschwanz gebunden, der sie aus irgendeinem Grund mit einem Gefühl der Macht erfüllt, als ob eine Frisur einen verändern kann. Jetzt sieht sie der Polizistin in die Augen.
„Ein illegaler Klub? Du erinnerst dich, dass ich Polizistin bin? Ich könnte den einfach schließen.“
„Komm mit“, antwortet Maja nur, so ruhig sie es trotz des pochenden Herzens kann. Sie wagt nicht hinzusehen, aber spürt, wie die Polizistin direkt hinter ihr steht und die schwere Tür sicher aufhält, als sie ins Lokal gehen.
Drinnen ist es dunkel, die Wände sind mit schwarzen Stoffen aus unterschiedlichem Material bedeckt. Es ist verraucht und schwer, die Gesichter der Menschen auszumachen. Die meisten tanzen oder stehen am Tresen, trinken und reden. Oder haben Sex. Offen und vor allen vögeln Leute miteinander. Auf dem Boden, an den Wänden, auf Schaukeln und in Käfigen. Maja führt die Polizistin durch mehrere Räume mit unterschiedlicher Einrichtung, an queeren Paaren in verschiedenen Konstellationen vorbei, bis sie stehenbleibt und sich umdreht. In diesem Zimmer sind sie allein. Nur sie beide, ein großes Holzkreuz an der Wand, ein Stuhl und eine Matratze.
Maja zeigt die Peitsche in ihrer einen und das Koppel in der anderen Hand. Zeigt sie der Polizistin und stellt stumm eine Frage. Die Polizistin ist fast doppelt so groß wie sie, aber als sie in Majas Augen sieht, fällt sie vor ihr auf die Knie. Majas Herz schlägt langsamer, sie wird von Ruhe und einer lodernden Macht erfüllt. Maja streichelt ihre Wange. Die Polizistin sieht zu ihr auf und reibt sich wie eine Katze an Majas Hand. Maja geht dreimal um sie herum und lässt die Peitsche gegen ihre eigene Hand knallen. Die Polizistin zuckt bei jedem Schlag zusammen, bewegt sich aber nicht.
„Knöpf das Hemd auf“, sagt Maja mit bestimmter Stimme, eine Stimme, die ganz natürlich kommt, die sie aber kaum erkennt. Gleichzeitig streichelt sie mit der Peitsche den Nacken der Polizistin. Sie gehorcht. Sie knöpft die Knöpfe ihres dicken Hemds schnell auf und entblößt ihre nackten Brüste darunter. Als die Polizistin sich herauswindet, schwingt Maja die Peitsche und trifft die eine der kleinen Brüste. Die harzen Brustwarzen werden womöglich noch härter.
„Behalt es an“, sagt sie nur. Dann tritt sie zurück und setzt sich auf den throngleichen Stuhl etwas weiter weg.
„Kriech her“, befiehlt sie.
Die Polizistin kriecht langsam auf allen vieren auf dem nackten Betonboden zu Maja. Sie zeigt ihre Untergebenheit, sieht Maja aber gleichzeitig in die Augen. Nicht herausfordernd oder aufmüpfig, sondern wie ein Gebet und in erregter Erwartung. Maja sieht, wie der Blick vor unterdrückter Lust und dem Begehren zu gehorchen glitzert. Sie kann ihre Blicke nicht von den Brüsten wenden, die trotz der kriechenden Position nicht zum Boden hängen. Die flachen Brüste der Polizistin wecken in ihr eine unmenschliche Lust, die Brustwarzen in den Mund zu nehmen und hart zuzubeißen, um dann stundenlang an ihnen zu lecken und zu spielen. Aber zuerst spielen sie dieses Spiel. Maja wird sich vom Beißen und Küssen fernhalten, stattdessen die Peitsche reden und die Polizistin alles andere tun lassen. Zunächst einmal.