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In den Psalmen spricht Gottes Wort zu uns und durch uns. Dietrich Bonhoeffer, tief verwurzelt in der Tradition Martin Luthers, erkannte die zeitlose Kraft dieses biblischen Schatzes. Er sah im Psalter eine "kleine Bibel", die das ganze Spektrum menschlicher Erfahrung widerspiegelt - von tiefster Verzweiflung bis zur höchsten Freude. In einer Zeit der Suche nach Halt und Hoffnung führt Bonhoeffer zurück zu dieser Quelle göttlicher Weisheit. Seine einfühlsame Einteilung der Psalmen in zehn Themenbereiche eröffnet neue Zugänge zu diesen uralten Gebeten. So werden die Psalmen wieder zu dem, was sie sein sollen: ein treuer Begleiter in allen Lebenslagen, der unsere innersten Gefühle in Worte fasst und uns direkt vor Gottes Angesicht bringt. Bonhoeffers tiefgründige Betrachtung inspiriert und zeigt, wie die Psalmen auch heute noch Trost spenden, Mut machen und uns in unserer Beziehung zu Gott stärken können. Dieses Buch offenbart die zeitlose Kraft der Psalmen als Quelle der Ermutigung und geistlichen Erneuerung für das tägliche Leben. Es lädt ein, die tröstende und aufbauende Wirkung dieser biblischen Texte neu zu erfahren und sie als Kraftquelle für den eigenen Glauben zu erschließen.
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Seitenzahl: 51
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Dietrich Bonhoeffer
Die Psalmen
Das Gebetbuch der Bibel
Copyright © 2024 Novelaris
1. Auflage
ISBN: 978-3-68931-041-7
Psalm 23
„Herr, lehre uns beten!“
Im Namen Jesu beten lernen
Die Beter der Psalmen
Namen, Musik, Versgestalt
Der Gottesdienst und die Psalmen
Die Schöpfung
Psalm 8
Das Gesetz
Die Heilsgeschichte
Psalm 105,1-15
Der Messias
Psalm 22,1-22
Die Kirche
Psalm 27
Das Leben
Das Leiden
Psalm 31,1-17
Die Schuld
Psalm 51,1-14
Die Feinde
Psalm 5
Das Ende
Psalm 90
Bitte um den Geist des Lebens
Der Segen des Morgengebetes
Psalm 103
EIN PSALM DAVIDS
Der HERR ist mein Hirte,
mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue
und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße
um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal,
fürchte ich kein Unglück;
denn du bist bei mir,
dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch
im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl
und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit
werden mir folgen mein Leben lang,
und ich werde bleiben
im Hause des HERRN immerdar.
So sprachen die Jünger zu Jesus. Sie bekannten damit, dass sie von sich aus nicht zu beten vermochten. Sie müssen es lernen. Beten lernen, das klingt uns widerspruchsvoll. Entweder ist das Herz so übervoll, dass es von selbst zu beten anfängt, sagen wir, oder es wird nie beten lernen. Das ist aber ein gefährlicher Irrtum, der heute freilich weit in der Christenheit verbreitet ist, als könne das Herz von Natur aus beten. Wir verwechseln dann Wünschen, Hoffen, Seufzen, Klagen, Jubeln – das alles kann das Herz von sich aus – mit Beten. Damit aber verwechseln wir Erde und Himmel, Mensch und Gott. Beten heißt ja nicht einfach das Herz ausschütten, sondern es heißt, mit seinem erfüllten oder auch leeren Herzen den Weg zu Gott finden und mit ihm zu reden. Das kann kein Mensch von sich aus, dazu braucht er Jesus Christus.
Die Jünger wollen beten, aber sie wissen nicht, wie sie es tun sollen. Das kann eine große Qual werden, mit Gott reden wollen und es nicht können, vor Gott stumm sein müssen, spüren, dass alles Rufen im eigenen Ich verhallt, dass Herz und Mund eine verkehrte Sprache sprechen, die Gott nicht hören will. In solcher Not suchen wir Menschen, die uns helfen können, die etwas vom Beten wissen. Wenn uns einer, der beten kann, in sein Gebet mit hineinnähme, wenn wir sein Gebet mitbeten dürften, dann wäre uns geholfen! Gewiss können uns erfahrene Christen hier viel helfen, aber sie können es auch nur durch den, der ihnen selbst helfen muss und zu dem sie uns weisen, wenn sie rechte Lehrer im Beten sind, durch Jesus Christus. Wenn er uns mit in sein Gebet hineinnimmt, wenn wir sein Gebet mitbeten dürfen, wenn er uns auf seinem Wege zu Gott mit hinaufführt und uns beten lehrt, dann sind wir von der Qual der Gebetslosigkeit befreit. Das aber will Jesus Christus. Er will mit uns beten, wir beten sein Gebet mit und dürfen darum gewiss und froh sein, dass Gott uns hört. Wenn unser Wille, unser ganzes Herz eingeht in das Gebet Christi, dann beten wir recht. Nur in Jesus Christus können wir beten, mit ihm werden auch wir erhört.
So müssen wir also beten lernen. Das Kind lernt sprechen, weil der Vater zu ihm spricht. Es lernt die Sprache des Vaters. So lernen wir zu Gott sprechen, weil Gott zu uns gesprochen hat und spricht. An der Sprache des Vaters im Himmel lernen seine Kinder mit ihm reden. Gottes eigene Worte nachsprechend, fangen wir an, zu ihm zu beten. Nicht in der falschen und verworrenen Sprache unseres Herzens, sondern in der klaren und reinen Sprache, die Gott in Jesus Christus zu uns gesprochen hat, sollen wir zu Gott reden und will er uns hören.
Gottes Sprache in Jesus Christus begegnet uns in der Heiligen Schrift. Wollen wir mit Gewissheit und Freude beten, so wird das Wort der Heiligen Schrift der feste Grund unseres Gebetes sein müssen. Hier wissen wir, dass Jesus Christus, das Wort Gottes, uns beten lehrt. Die Worte, die von Gott kommen, werden die Stufen sein, auf denen wir zu Gott finden.
Nun gibt es in der Heiligen Schrift ein Buch, das sich von allen anderen Büchern der Bibel dadurch unterscheidet, dass es nur Gebete enthält. Das sind die Psalmen. Es ist zunächst etwas sehr Verwunderliches, dass es in der Bibel ein Gebetbuch gibt. Die Heilige Schrift ist doch Gottes Wort an uns. Gebete aber sind Menschenworte. Wie kommen sie daher in die Bibel? Wir dürfen uns nicht irremachen lassen: Die Bibel ist Gottes Wort, auch in den Psalmen. So sind also die Gebete zu Gott – Gottes eigenes Wort? Das scheint uns schwer verständlich. Wir begreifen es nur, wenn wir daran denken, dass wir das rechte Beten allein von Jesus Christus lernen können, dass es also das Wort des Sohnes Gottes, der mit uns Menschen lebt, an Gott den Vater ist, der in der Ewigkeit lebt. Jesus Christus hat alle Not, alle Freude, allen Dank und alle Hoffnung der Menschen vor Gott gebracht. In seinem Munde wird das Menschenwort zum Gotteswort, und wenn wir sein Gebet mitbeten, wird wiederum das Gotteswort zum Menschenwort. So sind alle Gebete der Bibel solche Gebete, die wir mit Jesus Christus zusammen beten, in die er uns hineinnimmt und durch die er uns vor Gottes Angesicht trägt, oder es werden keine rechten Gebete; denn nur in und mit Jesus Christus können wir recht beten.