Die Schweiz in der Altsteinzeit - Ernst Probst - E-Book

Die Schweiz in der Altsteinzeit E-Book

Ernst Probst

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Beschreibung

Um die Zeit vor etwa 600.000 bis 11.700 Jahren geht es in dem E-Book "Die Schweiz in der Altsteinzeit". Aus dem Altacheuléen vor etwa 600.000 bis 350.000 Jahren und dem Jungacheuléen vor etwa 350.000 bis 150.000 Jahren liegen nur wenige unsicher datierte Steinwerkzeuge vor, die man alle in einem Karton unterbringen könnte. Gar keine archäologischen Funde kennt man aus dem Spätacheuléen vor etwa 150.000 bis 100.000 Jahren, dem Micoquien vor etwa 125.000 bis 40.000 Jahren, dem Aurignacien vor etwa 40.000 bis 31.000 Jahren und dem Gravettien vor etwa 35.000 bis 24.000 Jahren. Das Moustérien vor etwa 115.000 bis 40.000 Jahren ist durch Steinwerkzeuge, Jagdbeutereste, Siedlungsspuren und Feuerstellen sowie den Schneidezahn und das Oberkieferstück eines Neanderthalers überliefert. Im Magdalénien vor etwa 18.000 bis 14.000 Jahren hinterließen Jäger allerlei Waffen und Werkzeuge aus Feuerstein, Holz und Geweih, viele Siedlungsspuren, Schmuck, Kunstwerke und menschliche Skelettreste. Aus dem Spätpaläolithikum vor etwa 14.000 bis 11.700 Jahren stammen Siedlungsspuren, rätselhafte bemalte Kiesel und vielleicht ein menschliches Skelett.

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Ernst Probst

Die Schweiz in der Altsteinzeit

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Bücher von Ernst Probst

Das Protoacheuléen. Eine Kulturstufe der Altsteinzeit vor etwa 1,2 Millionen bis 600.000 Jahren 

Die Jungsteinzeit. Eine Periode der Steinzeit vor etwa 5.500 bis 2.300 v. Chr.

Impressum neobooks

Bücher von Ernst Probst

Nur durch einen einzigen Fund aus dem Kanton Aargau ist in der Schweiz auch das Micoquien (vor etwa 125.000 bis 40.000 Jahren) belegt. Der Begriff Micoquien wird heute noch oft dem französischen Prähistoriker Henri Breuil (1872–1961) zugeschrieben. In Wirklichkeit hat ihn 1916 der damals in Basel lebende Archäologe und Antiquitätenhändler Otto Hauser (1874–1932) eingeführt, als er seine Funde aus der eingestürzten Halbhöhle von La Micoque bei Les Eyzies de Tayac im französischen Département Dordogne beschrieb.

Die Micoquien-Leute gelten als Neanderthaler. Das Micoquien wird als eine Parallelerscheinung zum Moustérien betrachtet. Dessen Angehörige haben in der Schweiz vor allem zahlreiche Steinwerkzeuge hinterlassen.

Das Micoquien fiel zunächst in eine Warmzeit, die im alpinen Gebiet als Riß/Würm-Interglazial (vor etwa 125.000 bis 115.000 Jahren) und anderswo als Eem-Warmzeit bezeichnet wird. Die zunehmende Erwärmung nach dem Ende der Riß-Kaltzeit ermöglichte zunächst die Ausbreitung von Kiefern- und Birkenwäldern, die später durch Eichenmischwälder, dann durch Hainbuchenwälder mit viel Hasel, und nach dem klimatischen Optimum durch Weißtannen- und Fichtenwälder abgelöst wurden. Zur damaligen Tierwelt gehörten unter anderem Europäische Waldelefanten, Waldnashörner, Wildpferde, Höhlenlöwen und Höhlenbären.

Der größte Teil des Micoquien fiel dann in die Würm-Kaltzeit (anderswo Weichsel-Kaltzeit) vor etwa 115.000 bis 11.700 Jahren). Während dieses Abschnittes wurde es kühler. In mehreren Vorstoßphasen drangen die Gletscher immer weiter aus den Tälern ins Alpenvorland vor. In den vom Eis bedeckten Gebieten herrschte kaum Leben. Im Vorfeld der Gletscher weideten die Herden der kältevertragenden Tiere wie Fellmammut, Fellnashorn, Wildpferd, Rentier, Wisent und Moschusochse, begleitet von den großen Raubtieren.

Dass sich in der Schweiz auch Micoquien-Leute aufhielten, bezeugt bisher lediglich der 1976 in der Gegend von Möhlin1 (Kanton Aargau) gefundene kleine Faustkeil von kaum zehn Zentimeter Länge aus rostrotem Quarzit. Er wurde mit einem Schlagstein aus einem Kiesel zurechtgeschlagen. Der Basler Prähistoriker Jean-Marie Le Tensorer stufte diesen Faustkeil aufgrund der kleinen Form und seiner nur ganz schwach konkav zugerichteten Kanten in das Micoquien ein. Die Fundlage des Faustkeils von Möhlin oberhalb der Moräne, die beim maximalen Vorstoß des rißeiszeitlichen Gletschers in dieser Gegend abgelagert wurde, weist darauf hin, dass er nicht vor dem darauffolgenden Riß/Würm-Interglazial (anderswo Eem-Warmzeit) geschaffen worden sein kann. Dieses Stück dürfte schätzungsweise vor mehr als 100.000 Jahren von einem Neanderthaler angefertigt und als Werkzeug benutzt worden sein.

Mit dem Micoquien wurde zunächst auch der bereits Ende August 1954 zufällig bei Aushubarbeiten für ein Wasserreservoir entdeckte Faustkeil aus Schlieren2 (Kanton Zürich) in Verbindung gebracht. Doch Le Tensorer ordnete dieses aus Feuerstein geformte, etwa 18 Zentimeter lange und 584 Gramm schwere Werkzeug aufgrund typologischer Merkmale ins obere Acheuléen ein. Damit wird nach seiner Ansicht die Anwesenheit von Angehörigen des jüngeren Acheuléen im Riß/Würm-Interglazial in der Region Zürich belegt. Zeitlich entspricht dies dem Spätacheuléen vor etwa 150.000 bis 100.000 Jahren in Deutschland.

Der Faustkeil von Schlieren war in einer drei Meter tiefen Baugrube zum Vorschein gekommen. Damals ahnte niemand seine Bedeutung. Der Grundstückseigentümer, der Malermeister Max Steiner (1908–1986) aus Schlieren, bewahrte den Fund jedoch wegen seiner besonderen Form und Gesteinsart auf und übergab ihn einige Jahre später dem neugegründeten Ortsmuseum von Schlieren. Der danach in Vergessenheit geratene Fund wurde erst 1982 dem Zürcher Prähistoriker René Wyss im Schweizerischen Landesmuseum vorgelegt, der sofort dessen hohes altsteinzeitliches Alter erkannte.

Wyss recherchierte, dass der Faustkeil nachträglich aus dem Aushub aufgelesen wurde. Er datierte das Werkzeug aus typologischen Erwägungen und wegen seiner Fundlage ins Micoquien, obwohl ihm auch Merkmale des Jungacheuléen aufgefallen waren.

Der Faustkeil von Schlieren besteht aus einer graubeige- bis leicht ockerfarbenen Feuersteinvarietät, wie sie in dieser Region vorkommt. Er ist von beiden Seiten her aus einem flachen Rohknollen zurechtgeschlagen worden, der nur wenig größer gewesen sein dürfte als das daraus angefertigte Endprodukt. Eine der beiden Schneiden wurde merklich sorgfältiger bearbeitet als die gegenüberliegende Randkante. Die flach geformte Spitze deutet darauf hin, dass dieser Fund nicht als Schlaggerät mit beilartiger Funktion, sondern als keilförmiges Schneidegerät benutzt wurde. Damit ließ sich wahrscheinlich die Jagdbeute zerlegen.

Anmerkungen

Das Micoquien

1] Der Faustkeil aus der Gegend von Möhlin wurde 1976 durch den Lehrer Werner Brogli aus Möhlin entdeckt.

2] Beim Ausschachten der Baugrube in Schlieren stießen Arbeiter auf die Reste einer Bestattung aus der Latènezeit (etwa 450 v. Chr. bis Christi Geburt). Über diesen Fund wurde der Postverwalter und Lokalhistoriker Karl Heid aus Dietikon informiert. Er dokumentierte den Befund und veranlasste die Ablieferung der Beigaben an das Schweizerische Landesmuseum in Zürich. Der Faustkeil wurde erst nachträglich aus dem Erdaushub aufgelesen.

Literatur

Das Micoquien

DRÖSSLER, Rudolf;: Flucht aus dem Paradies. Leben, Ausgrabungen und Entdeckungen Otto Hausers, Halle, Leipzig 1988.

HANlTZSCH, Helmut/ TOEPFER, Volker: Micoquien. In: HERRMANN, Joachim: Lexikon früher Kulturen, S. 55, Leipzig 1984.

HAUSER, Otto: La Micoque. Die Kultur einer neuen Diluvialrasse, Leipzig 1916.

LE TENSORER, Jean-Marie: Die ersten Spuren von Menschen im Fricktal – neue Erkenntnisse. Vom Jura zum Schwarzwald, S. 172–176, Frick 1986.

WYSS, René: Ein Faustkeil aus Schlieren bei Zürich. Jahresbericht des Schweizerischen Landesmuseums Zürich, S. 22–25, Zürich 1982.

Neanderthaler dringen ins Gebirge vor

Das Moustérien

Erst aus der Kulturstufe des Moustérien vor etwa 125.000 bis 40.000 Jahren kennt man zahlreiche Hinweise für die Existenz von urgeschichtlichen Menschen in der Schweiz. Hin­terlassenschaften dieser Stufe liegen aus dem Gebiet der Voralpen und des Jura vor. Der Begriff Moustérien wurde 1869 von dem Prähistoriker Gabriel de Mortillet (1821–1898) aus Saint-Germain bei Paris nach den Funden aus der Höhle von Le Moustier bei Les Eyzies-de-Tayac im französischen Département Dordogne geprägt.

Anfangs fiel das Moustérien in das Riss-Würm-Interglazial (anderswo Eem-Warmzeit). In dieser Warmzeit herrschte ein mildes Klima mit etwas höheren Durchschnittstemperaturen als heute. Die alpinen Gletscher hatten sich weiter zurückgezogen, als dies gegenwärtig der Fall ist.

Anstelle von baumlosen Tundren konnten sich wieder Wälder ausbreiten. Zunächst gediehen vor allem Birken. Später folgten auch Kiefern, Eichen, Haselnusssträucher, Ulmen, Eschen, Hainbuchen, Tannen und Fichten. Im Raum Flurlingen (Kanton Zürich) wuchsen beispielsweise in einem feuchten Schluchtwald unter anderem Bergahorn, Buchs, Rasenschmiele und Hänge-Segge.

Typische Wildtiere in dieser Warmzeit waren Europäischer Waldelefant und Waldnashorn. Außerdem gab es Höhlenlöwen, Leoparden, Höhlenhyänen, Wisente, Wildpferde, Damhirsche und Wildschweine. Im Rhein schwammen Flusspferde, wie Funde aus Deutschland zeigen. Die Zeugnisse menschlicher Anwesenheit im Riss/Würm-Interglazial mit moustéroidem Charakter werden von Prähistorikern dem „warmen Moustérien“ zugerechnet.

Der größte Teil des Moustérien fiel jedoch in die Würm-Kaltzeit vor etwa 115.000 bis 11.700 Jahren. In diesem Abschnitt kühlte sich das Klima ab. Im Vorfeld der Eiswüste mussten die Wälder baumlosen Tundren weichen. Dort lebten nun wieder die kältevertragenden Mammute, Fellnashörner, Rentiere, Moschusochsen, aber auch Höhlenlöwen, Höhlenhyänen und Höhlenbären. Im Neuenburger Jura gab es neben Fellnashörnern und Höhlenbären unter anderem auch Gämsen, Steinböcke, Eichhörnchen, Siebenschläfer, Gartenschläfer, Lemminge, Eisfüchse und Schneehühner, wie Funde aus der Höhle von Cotencher zeigen. Die Hinterlassenschaften von Menschen aus dieser Zeit werden dem „kalten Moustérien“ zugeordnet.

Aus der Zeit des Moustérien sind etliche Warmphasen (Interstadiale) und Kaltphasen (Stadiale) bekannt:

die Kaltphase Herning-Stadial ab etwa 117.000 Jahren, benannt nach einer dänischen Typuslokalität,

die unsicher datierte Warmphase Amersfoort-Interstadial, benannt nach einer niederländischen Typuslokalität,

die unsicher datierte Warmphase Brörup-Interstadial, benannt nach einer dänischen Typuslokalität,

die unsicher datierte Kaltphase Rederstall Stadial, benannt nach einer schleswig-holsteinischen Typuslokalität,

die Warmphase Odderade-Interstadial ab etwa 76.000 Jahren, benannt nach einer schleswig-holsteinischen Typuslokalität,

die Kaltphase Schalkholz-Stadial ab etwa 62.000 Jahren, benannt nach einer schleswig-holsteinischen Typuslokalität,

die Warmphase Oerel-Interstadial ab etwa 59.700 Jahren, benannt nach Oerel bei Bremervörde in Niedersachsen,

die Kaltphase Ebersdorf-Stadial ab etwa 55.500 Jahren, benannt nach einem Dorf in der Gemeinde Oerel,

die Warmphase Glinde-Interstadial ab etwa 53.500 Jahren, benannt nach einem Fundplatz in der Senke von Oerel bei Bremervörde,

die Warmphase Moershoofd-Interstadial ab etwa 50.700 Jahren, benannt nach einer niederländischen Typuslokalität,

die Warmphase Hengelo-Interstadial ab etwa 43.300 bis 41.400 Jahren, benannt nach einer niederländischen Typuslokalität im Becken von Hengelo, und

teilweise die Kaltphase Huneborg-Stadial vor etwa 41.400 bis 36.000 Jahren, benannt nach einer niederländischen Burg bei Oomarsum.

Die Menschen aus dem Moustérien gelten als späte Neander­thaler oder „klassische Neanderthaler“. Der weltweit berühm­teste Fund dieses Typs wurde im August 1856 beim Abbruch der kleinen Feldhofer Grotte im Neanderthal (ab 1901 Neandertal ohne „h“) bei Düsseldorf-Mett­mann von zwei Steinbrucharbeitern entdeckt.

1964 schlug der englische Geologe William King (1809–1866) für die Knochenfunde aus dem Neanderthal den Namen Homo neanderthalensis vor. 1931 verwendete der Wittenberger Ornithologe und Theologe Otto Kleinschmidt (1870–1954) stattdessen den Begriff Homo sapiens neanderthalensis