Pfahlbauten in Süddeutschland - Ernst Probst - E-Book

Pfahlbauten in Süddeutschland E-Book

Ernst Probst

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Beschreibung

Als die ersten Bauern der Jungsteinzeit um 5.500 v. Chr. in Deutschland einwanderten, ließen sie sich im Binnenland auf fruchtbaren Lössböden nieder. Anfangs interessierten sie und ihre Nachfolger die Seen, Moore und Flussufer noch nicht als Siedlungsstandorte. In Küstengebieten des Mittelmeeres dagegen errichteten frühe bäuerliche Siedler bereits ab 5.300 v. Chr. erstmals Dörfer in Binnenseen. Um 5.000 v. Chr. entstanden auch in Norditalien am Alpenrand schon Häuser am feuchten Ufer und im Wasser von Seen. Ungefähr ab 4.200 v. Chr. breiteten sich rund um die Alpen immer mehr Siedlungen an Seen, Mooren und Flüssen aus. Mit Kulturen und Kulturstufen der Jungsteinzeit und Bronzezeit in Baden-Württemberg und Bayern, die teilweise an Gewässern ihre Siedlungen anlegten, befasst sich das E-Book "Pfahlbauten in Süddeutschland". In der Jungsteinzeit handelte es sich um die Aichbühler Gruppe, Schussenrieder Gruppe, Hornstaader Gruppe, Pfyner Kultur, Horgener Kultur, Goldberg III-Gruppe und Schnurkeramischen Kulturen. Die Menschen der Aichbühler Gruppe errichteten als erste auf Pfählen ruhende Wohnbauten am Federsee und jene der Hornstaader Gruppe am Bodensee. In der Bronzezeit existierten Seeufer- und Moorsiedlungen während der Singener Gruppe, Arbon-Kultur, Hügelgräber-Kultur und Urnenfelder-Kultur.

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Ernst Probst

Pfahlbauten in Süddeutschland

Dörfer der Jungsteinzeit an Seen und Mooren

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Vermeintliche Indogermanen am Bodensee

Eine Leibwache im Jenseits

Der Marburger Prähistoriker Friedrich Holste (1908–1942) gilt als der erste, der herausfand, dass es in Süddeutschland außer den damals bekannten zwei frühbronzezeitlichen Kulturen noch eine dritte eigenständige Gruppe geben musste. Diesem guten Kenner der Bronzezeit waren Unterschiede zwischen den Grabfunden des nördlichen und südlichen Oberrheintals aufgefallen.

Bücher von Ernst Probst

Das Protoacheuléen. Eine Kulturstufe der Altsteinzeit vor etwa 1,2 Millionen bis 600.000 Jahren 

Impressum neobooks

Vermeintliche Indogermanen am Bodensee

Ernst ProbstPfahlbauten

in SüddeutschlandDörfer der Jungsteinzeit an Seen, Mooren und Flüssen

Allen Prähistorikern und Prähistorikerinnen gewidmet,

die mich bei meinen Büchern über die Steinzeit und Bronzezeit unterstützt haben.

Titelbild:

Dieser „Pfahlbauten-Bewohner“ begrüsst seit einiger Zeit

die Touristen am Schiffsanleger in Unteruhldingen am Bodenseee.

Fotos: Gerhard Giebener / CC-BY2.0 (via Wikimedia Commons),

lizensiert unter Creative-Commons-Lizenz by-2.0,

https://creativecommons.org/licenses/by/2.0/legalcode

Impressum:

Pfahlbauten in Süddeutschland

Autor: Ernst Probst

Im See 11, 55246 Mainz-Kostheim

Telefon: 06134/21152

E-Mail: ernst.probst (at) gmx.deVorwortAls die ersten Bauern der Jungsteinzeit um 5.500 v. Chr. in Deutschland einwanderten, ließen sie sich im Binnenland auf fruchtbaren Lössböden nieder. Anfangs interessierten sie und ihre Nachfolger die Seen, Moore und Flussufer noch nicht als Siedlungsstandorte. In Küstengebieten des Mittelmeeres dagegen errichteten frühe bäuerliche Siedler bereits ab 5.300 v. Chr. erstmals Dörfer in Binnenseen. Um 5.000 v. Chr. entstanden auch in Norditalien am Alpenrand schon Häuser am feuchten Ufer und im Wasser von Seen. Ungefähr ab 4.200 v. Chr. breiteten sich rund um die Alpen immer mehr Siedlungen an Seen, Mooren und Flüssen aus. Mit Kulturen und Kulturstufen der Jungsteinzeit und Bronzezeit in Baden-Württemberg und Bayern, die teilweise an Gewässern ihre Siedlungen anlegten, befasst sich das E-Book „Pfahlbauten in Süddeutschland“. In der Jungsteinzeit handelte es sich um die Aichbühler Gruppe, Schussenrieder Gruppe, Hornstaader Gruppe, Pfyner Kultur, Horgener Kultur, Goldberg III-Gruppe und Schnurkeramischen Kulturen. Die Menschen der Aichbühler Gruppe errichteten als erste auf Pfählen ruhende Wohnbauten am Federsee und jene der Hornstaader Gruppe am Bodensee. In der Bronzezeit existierten Seeufer- und Moorsiedlungen während der Singener Gruppe, Arbon-Kultur, Hügelgräber-Kultur und Urnenfelder-Kultur.Das Dorf Aichbühl am FederseeDie Aichbühler Gruppe von etwa 4.200 bis 4.000 v. Chr.

Von etwa 4.200 bis 4.000 v. Chr. war an den Seen und Mooren Oberschwabens sowie entlang der oberen Donau in Baden-Württemberg die Aichbühler Gruppe verbreitet. Manche Prähistoriker bezeichnen die Aichbühler Gruppe auch als Aichbühler Kultur. Diese Gruppe gilt als eine der ältesten Pfahlbaukulturen nördlich der Alpen. Abgelöst wurde sie durch die Schussenrieder Gruppe.

Der Begriff Aichbühler Gruppe wurde vom 1879 entdeckten Fundort Aichbühl am ehemaligen Südufer des einst viel größeren Federsees bei Bad Schussenried (Kreis Biberach) in Oberschwaben abgeleitet. Dort hatte 1879 und 1892 der Oberförster und Heimatforscher Eugen Frank (1842–1897) aus Schussenried Grabungen vorgenommen und als erster die Ufersiedlungen im Federseegebiet erforscht.

Der Begriff Aichbühler Gruppe im heute verwendeten Sinn stammt von dem damals in Köln lehrenden Prähistoriker Jens Lüning. Er schlug 1967 eine engere Definition der Keramik der Aichbühler Gruppe vor und grenzte davon 1969 die bereits vorher als eigenständige Kulturstufe erkannte Schwieberdinger Gruppe (etwa 4.300 bis 4.200 v. Chr.) schärfer ab. Vor ihm hatten andere Experten bereits von Aichbühler Kultur oder Aichbühler Gruppe gesprochen, darunter jedoch verschiedene Kulturstufen zusammengefasst. 

Von Aichbühler Kultur, Aichbühler Mischkeramik, älterer und jüngerer Aichbühler Keramik redete schon 1923 der damals in Tübingen tätige Prähistoriker Hans Reinerth (1900–1990). Er trennte dabei aber Aichbühler und Schussenrieder Funde nicht genau, fasste darunter auch Hinterlassenschaften der Pfyner Kultur, Mondsee-Kultur und Laibacher Kultur zusammen. Reinerth, der sich ab 1931 dem Nationalsozialismus zuwandte, wirkte von 1934 bis 1945 als Professor für Vorgeschichte in Berlin, wo er die Nachfolge des Archäologen Gustaf Kossinna (1858–1931) angetreten hatte.

Von Aichbühler Gruppe sprach 1960 der damals in Mainz wirkende Prähistoriker Jürgen Driehaus (1927–1986). Er beschrieb ihren Formenschatz deutlicher, fasste unter den Begriff jedoch auch die Schwieberdinger Gruppe. 

Die Aichbühler Gruppe fiel in die Endphase des Atlantikums. Damals gab es vor allem buchenreiche Eichenmischwälder. Daneben wurden auch Erle, Weide, Hasel, Birke, Ahorn, Esche, Kirsche, Hainbuche, Kiefer und Eibe nachgewiesen. Im Federseegebiet hat man Knochenreste von Braunbären, Wildkatzen, Füchsen, Auerochsen, Wisenten, Elchen, Rothirschen und Wildschweinen gefunden. Am Federsee lebten Biber und Fischotter. In den Seggen- und Röhrichtsümpfen rings um den Federsee hielten sich Fischreiher auf, die im See reiche Beute vorfanden.

Von den Menschen der Aichbühler Gruppe hat man bisher keine Skelettreste entdeckt. Ihre Dörfer bestanden aus maximal zwei Dutzend Häusern. Die Wohnhäuser wurden in ebenerdiger Bauweise auf Plätzen an Seeufern oder Mooren, an denen man kein Hochwasser befürchten musste, aber auch auf trockenen Standorten errichtet. Die Nähe zum Wasser bot ihren Bewohnern an der dem See oder Moor zugewandten Seite eine geschützte Lage und unbegrenzte Wasservorräte.

Zu den aussagekräftigsten Seeufersiedlungen der Aichbühler Gruppe zählen jene vom namengebenden Fundort Aichbühl am Federsee sowie die etwa 80 Meter davon entfernte Siedlung Riedschachen I. Mit der Entdeckung von Riedschachen I am 24. Mai 1875 hat in Deutschland die Erforschung der Pfahlbauten begonnen. Als erster grub der Oberförster und Heimatforscher Eugen Frank aus Schussenried dort.

Das Wissen über die Aichbühler Gruppe basiert fast ausschließlich auf den Funden von Aichbühl und Riedschachen I. Sie wurden vor allem von 1919 bis 1928 bei Ausgrabungen in Aichbühl sowie von 1919 bis 1928 und von 1937 bis 1940 in Riedschachen durch den Tübinger Prähistoriker Richard Rudolf Schmidt (1882–1950) erforscht. Zeitweise arbeiteten bei den Ausgrabungen die damals in Tübingen wirkenden Prähistoriker Hans Reinerth und Georg Kraft (1894–1944) mit.

Die Siedlung Aichbühl erstreckte sich einst am Ufer des Federsees. Nach dem 63 Kilometer langen, 14 Kilometer breiten und bis zu 251 Meter tiefen Bodensee ist der heute nur noch 2,25 Kilometer lange, 1,03 Kilometer breite und bis zu 3,20 Meter tiefe Federsee der zweitgrößte See in Baden-Württemberg. Ursprünglich war der Federsee etwa 9 Kilometer lang und 6 Kilometer breit. In der Nacheiszeit ist der Federsee allmählich verlandet. 1788 und 1808 verkleinerte man die Seefläche, um neue Seewiesen zu gewinnen. Heute wird der Federsee vom Federseemoor umgeben, in dem man ehemalige Seeufersiedlungen entdeckte. Die Siedlungsspuren befinden sich jetzt weitab vom ehemaligen Seeufer.

Das unbefestigte Dorf Aichbühl wurde aus 23 bis 25 Häusern gebildet, die vielleicht alle gleichzeitig bewohnt gewesen sind. Die Wohnhäuser erreichten eine Länge bis zu acht und eine Breite bis zu fünf Metern. Ihre Giebelseite wies zum Federbach, der in den Federsee einmündete. Der Eingang lag stets auf der südöstlichen Schmalseite, wo sich jeweils ein nicht überdachter, mit Holz ausgelegter Vorplatz anschloss. Mehrere dieser Vorplätze waren untereinander verbunden und bildeten so einen Gang vor den Häusern, der gemeinschaftlich genutzt, aber nicht gemeinsam errichtet wurde. Die aus Baumstämmen angefertigten Holzfußböden bedeckte man mit Birkenrindenschichten, die man mit Lehm überstrich. Jedes Haus besaß einen kürzeren vorderen und einen längeren hinteren Raum. In ersterem befand sich häufig ein aus Lehm geformter kuppelartiger Backofen. Daneben gab es manchmal einen offenen Herd im größeren Raum. Für den Fußboden und für das tragende Gerüst dieser Wohnhäuser benötigte man schätzungsweise etwa 150 bis 200 Baumstämme, für die ganze Siedlung demnach mindestens 3.500. Zum Fällen und Bearbeiten der Baumstämme wurden Geräte aus Felsgestein benutzt. Das Dach deckte man mit Schilf. Die nach dem angrenzenden Wäldchen benannte Seeufersiedlung Riedschachen I erstreckte sich in östlicher Nachbarschaft von Aichbühl auf einer kiesigen Landzunge und wurde auf drei Seiten vom Federsee umgeben. Dieses Dorf befand sich somit in einer besonders geschützten Lage. Es bestand vermutlich aus sechs größeren Häusern. Auch in diesen Gebäuden gab es jeweils einen Holzfußboden mit Lehmestrich sowie einen vorderen und einen hinteren Raum. Zur Innenausstattung gehörten ein mit Lehm überwölbter und am Boden mit Steinen gepflasterter Backofen sowie ein offener mit Steinen ausgekleideter Herd.

Laut dem „Enzyklopädischen Handbuch zur Ur- und Frühgeschichte Europas“ (1969) des tschechischen Prähistorikers Jan Filip (1900–1981) gehörte zur Inneneinrichtung der Häuser von Riedschachen I auch eine Schlafbank. Als Haustiere der Dorfbewohner wurden Torfrind, Pferd, Schaf und Haushund erwähnt. Nach heutiger Anschauung gab es zur Zeit der Aichbühler Kultur noch keine Hauspferde.

Im „Dritten Reich“ (1933–1945) litt die Federsee-Forschung unter ideologischen Ideen der Nationalsozialisten. Das Federseegebiet wurde als Zeugnis der „sieghaften germanischen Ausbreitung“ betrachtet und propagiert. Deren „altgermanisches architektonisches Vorbild“ sollte auch für die Kultur Trojas und der Griechen prägend gewesen sein, hieß es. Der Prähistoriker Hans Reinerth stellte – laut „Wikipedia“ – allerlei absurde völkische Theorien zur Federseebesiedlung auf und war nach 1945 bis zu seinem Tod beruflich weitgehend geächtet.

Funde von Aichbühler Keramik im Hohlenstein bei Asselfingen und unter dem Felsdach Lautereck (beide Alb-Donau-Kreis) beweisen, dass Angehörige dieser Gruppe auch Höhlen aufgesucht haben. Die in der Siedlung Riedschachen geborgenen Knochenreste von Wildtieren belegen die Jagd auf Auerochse, Rothirsch, Reh, Wildschwein und sogar auf die kräftigen und gefährlichen Braunbären. Vermutlich ging man mit Pfeil und Bogen auf die Pirsch. Daneben sind aber auch andere Jagdpraktiken denkbar, die bisher nicht archäologisch belegt sind. In Riedschachen hat man außerdem Reste von Fischen gefunden.

Hauptgrundlagen der Ernährung waren jedoch der Ackerbau und die Viehzucht. Nach den Funden in den Seeufersiedlungen Aichbühl und Riedschachen zu schließen, haben die Aichbühler Leute Zwergweizen, Emmer, Einkorn, Gerste und Mohn angebaut und geerntet. Zudem sammelten und aßen sie wildwachsende Haselnüsse, Himbeeren, Brombeeren, Erdbeeren, Wildäpfel, Schlehen und Wassernüsse.

Knochenreste von Tieren aus Riedschachen bezeugen die Haltung von Rind, Schaf und Ziege. Auch der Hund gehörte zu den Haustieren dieser Dorfbewohner. Womöglich war er nicht nur Spielgefährte, sondern zudem Wach- und Jagdhund.

Die Aichbühler Leute verfügten offenbar über ein vielseitiges Nahrungsangebot, das von wildwachsenden und angebauten pflanzlichen Produkten bis hin zu Wildbret und gelegentlich geschlachteten Haustieren reichte. Die Backöfen und offenen Herde in den Wohnhäusern dienten zum Brotbacken und Fleischbraten.