Die Sexualkraft oder der geflügelte Drache - Omraam Mikhaël Aïvanhov - E-Book

Die Sexualkraft oder der geflügelte Drache E-Book

Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Beschreibung

"Obwohl der Drache ein Fabelwesen ist, das in allen Mythologien und sogar in der christlichen Ikonografie auftritt, ist er doch keine an den Haaren herbeigezogene Erfindung. Er ist das Symbol der Triebkräfte im Menschen. Das ganze Abenteuer des spirituellen Lebens besteht darin, diese Kräfte zu bändigen, zu zähmen und zu lenken, um sie als Antriebsmittel auf dem Weg zu den höchsten Gipfeln des Geistes zu verwenden." Omraam Mikhaël Aïvanhov

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Über den Autor

Omraam Mikhaël Aïvanhov war ein großer spiritueller Meister, ein lebendiges Vorbild, ein »Überbringer des Lichts« und ein warmherziger, humorvoller Lehrer, der durch sein selbstloses, zugängliches und brüderliches Verhalten überzeugte.

Er strebte an, alle Menschen bei ihrer persönlichen Entwicklung zu begleiten – so wie ein Bergführer seine Kameraden sicher bis auf den höchsten Gipfel führt.

Das Gedankengut, das Omraam Mikhaël Aïvanhov verbreitet hat, bietet zahlreiche Methoden und einen klaren, begehbaren Weg zu größerer Vollkommenheit und mehr Lebensglück.

In wohltuend einfacher Sprache erklärt er alle wichtigen Zusammenhänge des Lebens und ist gerade bei den Fragen unserer heutigen Zeit wegweisend. Ob es um die Bewältigung des Alltags geht, um das Thema der Liebe und Sexualität oder um tiefgründige philosophische Themen – stets sind seine Antworten überraschend klar und hilfreich.

 

 

Kurzbeschreibung

Obwohl der Drache ein Fabelwesen ist, das in vielen Mythologien und sogar in der christlichen Ikonenmalerei auftritt, ist er doch keine an den Haaren herbeigezogene Erfindung. Er ist das Symbol der Triebkräfte im Menschen. Das ganze Abenteuer des spirituellen Lebens besteht darin, diese Kräfte zu bändigen, zu zähmen und zu lenken, um sie als Antriebsmittel auf dem Weg zu den höchsten Gipfeln des Geistes zu verwenden. Denn wenn dieses feuerspeiende Ungeheuer mit Schlangenschwanz auch Flügel besitzt, so ist dies der beste Beweis dafür, dass die Kräfte, die es verkörpert, eine spirituelle Bestimmung haben. Meister Omraam Mikhaël Aïvanhov sagt: »Die Sexualkraft ist eine Energie, die mit Benzin vergleichbar ist, Unwissende und Ungeschickte werden vor ihr verbrannt, während die Eingeweihten, die mit ihr umzugehen wissen, sich in den Weltraum aufschwingen.« Dies ist die Bedeutung des geflügelten Drachens.

Inhaltsverzeichnis

Über den Autor

Kurzbeschreibung

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: Der geflügelte Drache

Kapitel 2: Liebe und Sexualität

Kapitel 3: Die Sexualkraft, Voraussetzung für das Leben auf Erden

Kapitel 4: Vom Vergnügen

Kapitel 5: Die Gefahren des Tantrismus

Kapitel 6: Lieben ohne Gegenliebe zu erwarten

Kapitel 7: Die Liebe ist im ganzen Universum verbreitet

Kapitel 8: Die geistige Liebe, eine Nahrung auf höherer Ebene

Kapitel 9: Das hohe Ideal – Transformator der Sexualkraft

Kapitel 10: Öffnet der Liebe einen Weg nach oben

Vom selben Autor – Reihe Gesamtwerke

Vom selben Autor – Reihe Izvor

Vom selben Autor – Reihe Broschüren

Copyright

 

Da Omraam Mikhaël Aïvanhov seine Lehre ausschließlich mündlich überlieferte, wurden seine Bücher aus stenographischen Mitschriften, Tonband- und Videoaufnahmen seiner frei gehaltenen Vorträge erstellt.

Kapitel 1: Der geflügelte Drache

Bei allen Völkern findet man in den Überlieferungen, Märchen und Mythologien das Bild von einer Schlange oder einem Drachen, deren symbolische Bedeutung von einem Kulturraum zum anderen fast die gleiche ist. Unzählige Sagen berichten von einem Drachen, der eine schöne, unschuldige und reine Prinzessin entführt und sie auf einem Schloss gefangen hält. Die arme Prinzessin weint und fleht den Himmel sehnsüchtig an, ihr einen Befreier zu schicken. Aber alle Ritter, die sie befreien wollen, werden einer nach dem anderen von dem Drachen verschlungen, der sich ihre Schätze aneignet und in den unterirdischen Gängen des Schlosses anhäuft. Eines Tages jedoch kommt ein Ritter, ein Prinz, ehrenhafter, schöner und reiner als die anderen. Eine Fee hatte ihm das Geheimnis von dem Sieg über den Drachen anvertraut. Er kannte also die Schwächen des Ungeheuers und wusste, wann und wie er gefesselt oder verwundet werden konnte. Dieser bevorzugte, gut gewappnete und belehrte Prinz trägt den Sieg davon. Er befreit die Prinzessin; und wie süß sind nachher ihre Küsse! Alle seit Jahrhunderten angesammelten Schätze gehören nun dem Ritter, diesem schönen Prinzen, der dank seines Wissens und seiner Reinheit siegreich aus dem Kampf hervorgegangen ist. Daraufhin schwingen sie sich beide auf dem vom Prinzen gelenkten Drachen in die Lüfte und durchziehen die ganze Welt.

Diese Erzählungen, von denen man meistens glaubt, sie seien nur für Kinder bestimmt, sind in Wirklichkeit initiatische Märchen. Wer sie aber richtig auslegen will, der muss mit der Wissenschaft der Symbole vertraut sein. Der Drache ist nichts anderes als die Sexualkraft. Das Schloss versinnbildlicht den Körper des Menschen. In diesem Schloss seufzt die Prinzessin, d. h. die Seele, die von den ungenügend beherrschten sexuellen Trieben gefangen gehalten wird. Der Ritter stellt das höhere Ich, den Geist des Menschen dar. Die Waffen, die er benutzt, um den Drachen zu besiegen, sind die Mittel, die dem Geist zur Verfügung stehen: der Wille und das Wissen, diese Energie zu beherrschen und einzusetzen. Gebändigt wird der Drache zum Untertan des Menschen und dient ihm als Fortbewegungsmittel für die Reise durch das Weltall, denn er hat nämlich Flügel. Obgleich er mit dem Schwanz einer Schlange dargestellt wird – Symbol der unterirdischen Kräfte –, hat er auch Flügel. Ja, all das ist klar und einfach, es ist die ewige Sprache der Symbole.

Eine Variante dieses Abenteuers finden wir in der Geschichte von Theseus, der mit Hilfe des Ariadnefadens das Labyrinth durchquerte, den Minotaurus tötete und wieder zum Ausgang zurückfand. Der Minotaurus ist ein anderes Bild für die Sexualkraft. Er ist ein starker und fruchtbarer Stier, der die niedere Natur verkörpert, die wir wie das Rind anspannen müssen, um die Erde zu bearbeiten.1 Das Labyrinth hat dieselbe Bedeutung wie das Schloss, es symbolisiert den physischen Körper, und Ariadne ist die höhere Seele, die den Menschen zum Sieg führt.

In den jüdischen und christlichen Überlieferungen entspricht der Drache dem Teufel; und der Teufel riecht angeblich nach Schwefel.2 Alle diese leicht entzündbaren Stoffe, wie Benzin, Erdöl, Schießpulver und Gasgemische, die Flammen und Explosionen auslösen können, entsprechen in der Natur dem Feuer speienden Drachen. Dieser Drache, der auch im Menschen existiert, ist einem Brennstoff vergleichbar. Wenn der Mensch sich seiner bedienen kann, schöpft er daraus die Kraft, sich in höhere Regionen aufzuschwingen. Wenn er es aber nicht vermag, weil er unwissend, nachlässig oder schwach ist, geht er in Asche auf oder wird in den Abgrund geschleudert.

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Anmerkungen

1 Siehe Band 14 der Reihe Gesamtwerke »Liebe und Sexualität«, Kapitel 2: »Den Stier bei den Hörnern packen – Der Hermesstab«.

2 Siehe Band 230 der Reihe Izvor »Die Himmlische Stadt – Kommentare zur Apokalypse«, Kapitel 10: »Die Frau und der Drache«, Kapitel 11: »Erzengel Michael streckt den Drachen nieder«, Kapitel 12: »Der Drache speit Wasser auf die Frau« und Kapitel 15: »Der für tausend Jahre gefesselte Drache«.

Kapitel 2: Liebe und Sexualität

I

Frage: »Meister, würden Sie uns bitte sagen, welche Unterscheidung Sie zwischen Liebe und Sexualität machen, und wie man die Sexualität im spirituellen Leben einsetzen kann?«

Das ist eine wirklich sehr interessante Frage, die das wichtigste Thema des Lebens überhaupt berührt und jedermann betrifft. Ja, die Jungen wie die Alten.

Ich will nicht behaupten, dass ich außerordentlich qualifiziert bin, um alle Fragen, die dieses Problem aufwirft, zu beantworten. Was mich von anderen ein wenig unterscheidet, ist eine ganz bestimmte Einstellung, mit der ich immer alles beurteile; ich habe mein ganzes Leben lang darauf hingearbeitet, um diesen Blickpunkt zu finden. Ich möchte euch also zuerst einmal ein oder zwei Worte sagen, damit ihr mich nicht gleich kritisiert und sagt: »Mein Gott, ich habe Bücher über Liebe und Sexualität gelesen, in denen viel mehr gesagt wird. Dieser Lehrer hat keine Ahnung!« Ja, ich bin unwissend, warum auch nicht? Aber die Autoren jener Bücher hatten nicht meinen Blickpunkt, und sie haben diese Frage nicht so verstanden, wie ich sie verstehe. Wenn ihr wollt, könnt ihr euch also informieren und alles lesen, was Psychoanalytiker und Mediziner über die Sexualität geschrieben haben. Ich aber möchte euch zu einem anderen, bis jetzt fast unbekannten Blickpunkt führen.

Um welchen Blickpunkt handelt es sich? Manchmal habe ich ihn spaßeshalber mit der folgenden Situation verglichen. Ein Professor mit drei oder vier verschiedenen akademischen Graden arbeitet in seinem Labor an allen möglichen Untersuchungen und Experimenten... Währenddessen ist sein 12-jähriger Sohn, der im Garten spielt, auf einen Baum gestiegen und ruft von dort oben: »Papa, ich sehe Onkel und Tante kommen...« Der Vater, der selbst nichts davon sehen kann, fragt seinen Sohn: »Wie weit sind sie noch entfernt? Bringen sie etwas mit?« Und das Kind gibt ihm genaue Auskunft. Trotz all seiner Wissenschaft sieht der Vater nichts, während das Kind, klein und unwissend wie es ist, sehr weit sehen kann und das nur, weil sein Blickpunkt ein anderer ist: Es ist sehr hoch aufgestiegen, während sein Vater unten blieb.

Das ist natürlich nur ein Beispiel, aber es zeigt euch, dass Kenntnisse und intellektuelle Fähigkeiten zwar nützlich sind, der richtige Blickpunkt aber noch wichtiger ist. Je nach dem, ob man das Universum aus der Sicht der Erde oder der Sonne betrachtet, erhält man ein völlig anderes Bild. Jeder sagt: »Die Sonne geht auf, die Sonne geht unter...« Ja, das ist ebenso wahr wie falsch. Für den irdischen, den geozentrischen Standpunkt, ist dies zutreffend, aber für den heliozentrischen Blickpunkt, von der Sonne aus gesehen, ist dies falsch. Alle betrachten das Leben vom Standpunkt der Erde, und aus dieser Sicht haben sie natürlich Recht. Sie sagen: »Man muss essen, Geld verdienen und die Vergnügen auskosten.« Würden sie aber den heliozentrischen, d. h. den göttlichen und spirituellen Blickpunkt annehmen, dann würden sie die Dinge ganz anders sehen. Ich habe den letzteren Blickpunkt angenommen und kann euch deshalb das Wesen der Liebe und der Sexualität auf vollkommen andere Weise darlegen.

Zunächst scheint es schwierig, Sexualität von Liebe zu trennen. Alles kommt von Gott und alles, was sich durch den Menschen als Energie manifestiert, ist im Ursprung eine göttliche Energie. Sie hat jedoch verschiedene Auswirkungen, je nachdem, durch welchen Leiter sie sich offenbart. Man kann sie mit Elektrizität vergleichen. Elektrizität ist eine Energie, deren Wesen unbekannt ist; leitet man sie durch eine Lampe, wird sie zu Licht, obwohl sie selbst doch kein Licht ist, durch eine Heizplatte geleitet wird sie zu Wärme, durch einen Magneten zu Magnetismus, durch einen Ventilator zu Bewegung. Ebenso gibt es auch eine kosmische Urkraft, die, je nachdem, durch welches Organ des Menschen sie sich manifestiert, die eine oder andere Ausdrucksform annimmt. Wenn sie sich durch das Gehirn äußert, wird sie zu Intelligenz und Urteilsvermögen, durch den Solarplexus oder das Hara-Zentrum zu Gefühl und Empfindung, durch die Muskulatur zu Bewegung, und wenn sie sich schließlich durch die Geschlechtsorgane ausdrückt, wirkt sie als Anziehungskraft auf das andere Geschlecht. Aber es handelt sich immer um dieselbe Energie.

Die sexuelle Energie kommt also ursprünglich von sehr hohen Ebenen. Wenn sie ihren Weg aber über die Geschlechtsorgane nimmt, erweckt sie Gefühle, Erregungen und ein Verlangen nach Annäherung. Aber in all diesen Manifestationen kann unter Umständen nicht die geringste Liebe zum Ausdruck kommen. So ist es bei den Tieren. Sie paaren sich zu bestimmten Jahreszeiten, aber tun sie das aus Liebe? Oft behandeln sie einander sehr rau, und bei manchen Insekten, wie bei der Gottesanbeterin und bei bestimmten Spinnen, frisst das Weibchen seinen Partner auf. Ist das Liebe? Nein, das ist reine Sexualität. Die Liebe beginnt dann, wenn diese Energie gleichzeitig auch noch andere Zentren im Menschen aktiviert: das Herz, die Seele und den Geist. In diesem Augenblick wird die Anziehungskraft, das Verlangen, sich dem anderen zu nähern, durch Gedanken, Gefühle und ein ästhetisches Schönheitsempfinden erhellt und erleuchtet; und dann handelt es sich nicht mehr um eine rein egoistische Befriedigung, bei der auf den Partner nicht die geringste Rücksicht genommen wird.

Wenn ihr wollt, ist Liebe eine Art von Sexualität, aber erweitert, erhellt und verwandelt. In der Liebe gibt es so viele Nuancen und Ausdrucksformen, dass man sie nicht einmal alle aufzählen und klassifizieren kann. Zum Beispiel kommt es vor, dass ein Mann eine hübsche, junge Frau liebt, ohne sich von ihr körperlich besonders angezogen zu fühlen. Er möchte vor allem, das sie glücklich, gesund, gebildet, reich, gesellschaftlich gut gestellt ist usw. Wie ist das zu erklären? Es handelt sich hier nicht um Sexualität allein, sondern um Liebe; sie findet auf einer höheren Ebene ihren Ausdruck. Dennoch muss auch in dieser Liebe ein wenig Sexualität enthalten sein, denn man kann sich die Frage stellen: Warum fühlt dieser Mann sich nicht zu jemand anderem hingezogen, zu einer alten, hässlichen Frau oder einem anderen Mann? Ja, wenn man genau analysiert, findet man zumindest einen geringen Anteil an Sexualität.

Sexualität und Liebe sind demnach nur eine Frage der Abstufung. Wenn ihr euch nicht auf einige grobe, körperliche Empfindungen beschränkt, sondern fühlt, dass euch subtilere Ausdrucksformen dieser kosmischen Kraft erfüllen, so ist das Liebe, und dann steht ihr mit den himmlischen Regionen in Verbindung. Wie viele Menschen aber trennen sich oder schlagen einander sogar, sobald sie ihr Verlangen befriedigt haben! Für sie kommt es nur darauf an, sich zu entladen, eine Spannung loszuwerden, und wenn sich diese Energie nach einiger Zeit von neuem in ihnen staut, werden sie wieder freundlich und zärtlich, allerdings einzig und allein deshalb, weil sie das Tierische in sich wiederum befriedigen wollen. Wo bleibt hier die Liebe?

Jeder hat Verlangen und Bedürfnisse, das ist ganz normal, besonders wenn man jung ist. Die Natur, die alles vorhergesehen hat, hat dies zur Erhaltung der Art als notwendig erachtet. Wenn Mann und Frau dem anderen Geschlecht gegenüber kalt blieben, wenn sie keine Gefühlsregungen und Triebe hätten, so wäre das das Ende der Menschheit. Daher sorgt die Natur dafür, dass die Wesen sich einander körperlich nähern, die Liebe aber ist etwas ganz anderes.

Man kann sagen, dass die Sexualität eine von Grund auf egozentrische Neigung ist, die den Menschen dazu drängt, nichts als das eigene Vergnügen zu suchen, und das kann ihn zur größten Grausamkeit führen, weil er nicht an den anderen denkt und nur die persönliche Befriedigung sucht. Die Liebe hingegen, die wahre Liebe, denkt zuallererst an das Glück des anderen, sie beruht auf dem Opfer: Opfer von Zeit, Kraft und Geld, um dem anderen zu helfen, um ihm zu ermöglichen, sich zu entfalten und alle seine Fähigkeiten zu entwickeln. Die Spiritualität beginnt genau dort, wo die Liebe die Sexualität beherrscht, wenn der Mensch fähig wird, etwas in sich selbst zum Wohle des anderen aufzugeben. Solange man jedoch zu keinerlei Verzicht fähig ist, äußert man keine Liebe. Wenn sich ein Mann auf ein Mädchen stürzt, denkt er dann an den Schaden, den er ihr dabei zufügen kann? Keineswegs. Um seine Instinkte zu befriedigen, ist er sogar im Stande, sie umzubringen. Genau das ist Sexualität: ein durch und durch animalischer Trieb.

Ihr meint: »Das ist ganz klar, darin liegt nichts Göttliches!« Trotzdem ist die Sexualität göttlichen Ursprungs, doch solange der Mensch sich selbst nicht beherrschen kann, können seine Liebesäußerungen ganz offensichtlich nicht göttlich sein. Das Gute an der Sexualität ist, dass sie zur Erhaltung der menschlichen Rasse dient; richtet man sie aber einzig und allein auf das Vergnügen aus, dann ist sie sinnlose Verschwendung. In letzter Zeit hat man auf diesem Gebiet die unwahrscheinlichsten Dinge erfunden. Abgesehen von der Pille wird auch eine Unzahl anderer Produkte und Gegenstände verkauft, die ich nicht einmal nennen will. Hier handelt es sich nicht mehr um die Erhaltung der Art, sondern ausschließlich um die Lust.