Die Sinnlichkeit des Highlanders - Die McLeod-Serie: Band 2 - Lynn Kurland - E-Book
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Die Sinnlichkeit des Highlanders - Die McLeod-Serie: Band 2 E-Book

Lynn Kurland

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Beschreibung

Weil Liebe stärker ist als alles andere: der Zeitreiseroman „Die Sinnlichkeit des Highlanders“ von Lynn Kurland jetzt als eBook bei venusbooks. Sunny Phillips größter Traum wird wahr, als sie die USA verlässt und sich ein Cottage in Schottland kauft. Schon vor Jahren haben der Duft und die Magie der Kräuter, die hier wachsen, ihre Leidenschaft für dieses Land geweckt. Nur ihr Liebesleben leidet, denn attraktive Männer scheint es in dem beschaulichen Ort nicht zu geben. Oder doch? In einer dunklen Regennacht steht plötzlich der betörende Cameron vor ihrer Tür und bittet sie um Hilfe. Sunny ahnt nicht, dass er aus einer anderen Zeit kommt und sie in das Jahr 1375 entführen will – und noch viel weniger erwartet sie, ihr Herz an diesen unwiderstehlichen Fremden zu verlieren … Jetzt als eBook kaufen und genießen: »Die Sinnlichkeit des Highlanders« von Lynn Kurland ist ein besonderes Romance-Highlight für alle Fans historischer Liebesromane voller Romantik und Gefühl, das in Deutschland erstmals unter dem Titel »Der Schatten des Highlanders« erschien. Lesen ist sexy: venusbooks – der erotische eBook-Verlag.

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Seitenzahl: 810

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Über dieses Buch:

Sunny Phillips größter Traum wird wahr, als sie die USA verlässt und sich ein Cottage in Schottland kauft. Schon vor Jahren haben der Duft und die Magie der Kräuter, die hier wachsen, ihre Leidenschaft für dieses Land geweckt. Nur ihr Liebesleben leidet, denn attraktive Männer scheint es in dem beschaulichen Ort nicht zu geben. Oder doch? In einer dunklen Regennacht steht plötzlich der betörende Cameron vor ihrer Tür und bittet sie um Hilfe. Sunny ahnt nicht, dass er aus einer anderen Zeit kommt und sie in das Jahr 1375 entführen will – und noch viel weniger erwartet sie, ihr Herz an diesen unwiderstehlichen Fremden zu verlieren …

Über die Autorin:

Lynn Kurland ist auf Hawaii aufgewachsen und begann dort schon im Alter von fünf Jahren mit dem Schreiben. Im College entdeckte sie schließlich ihre Leidenschaft für Liebesromane und beschloss kurze Zeit später, ihre eigenen zu verfassen. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren zwei Kindern in den USA. Wenn sie nicht schreibt, spielt die ausgebildete klassische Musikerin Cello oder Klavier.

Von Lynn Kurland erscheinen bei venusbooks auch:

Das Feuer des Lords

Die Leidenschaft des Highlanders

Die Website der Autorin: www.lynnkurland.com

***

eBook-Neuausgabe Juni 2018

Ein eBook des venusbooks Verlags. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Dieses Buch erschien bereits 2009 unter dem Titel Der Schatten des Highlanders bei Verlagsgruppe Weltbild GmbH.

Copyright © der amerikanischen Originalausgabe With Every Breath 2008 Lynn Curland

All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form.

This edition published by arrangement with Berkley, an imprint of Penguin Publishing Group, a division of Penguin Random House LLC.

Copyright © der deutschen Ausgabe 2009 Verlagsgruppe Weltbild GmbH, Steinerne Furt, 86167 Augsburg

Copyright © der Neuausgabe 2018 dotbooks GmbH, München

Copyright © der Lizenzausgabe 2018 venusbooks GmbH, München

Copyright © der aktuellen eBook-Neuausgabe 2020 venusbooks Verlag. venusbooks ist ein Verlagslabel der dotbooks GmbH, München.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Titelbildgestaltung: Nele Schütz Design unter Verwendung von shutterstock/faestock, kanuman ST

eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (aks)

ISBN 978-3-95885-628-8

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Liebe Leserin, lieber Leser, wir freuen uns, dass Sie sich für dieses eBook entschieden haben. Bitte beachten Sie, dass Sie damit ausschließlich ein Leserecht erworben haben: Sie dürfen dieses eBook – anders als ein gedrucktes Buch – nicht verleihen, verkaufen, in anderer Form weitergeben oder Dritten zugänglich machen. Die unerlaubte Verbreitung von eBooks ist – wie der illegale Download von Musikdateien und Videos – untersagt und kein Freundschaftsdienst oder Bagatelldelikt, sondern Diebstahl geistigen Eigentums, mit dem Sie sich strafbar machen und der Autorin oder dem Autor finanziellen Schaden zufügen. Bei Fragen können Sie sich jederzeit direkt an uns wenden: [email protected]. Mit herzlichem Gruß: das Team des venusbooks-Verlags

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***

Besuchen Sie uns im Internet:

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Lynn Kurland

Die Sinnlichkeit des Highlanders

Roman

Aus dem Amerikanischen von Edigna Hackelsberger

venusbooks

Danksagung

Ich danke Lynn Rowley und Mike Forbes, weil sie mir geduldig alles erzählt haben, was ich über den Aktienmarkt und das Wertpapiergeschäft wissen wollte.

Dem Mediziner Derek Anderson danke ich dafür, dass er mir meine endlosen Fragen über potenziell schwierige medizinische Szenarien beantwortete.

Ich danke Charles Bleakley für die medizinischen Erläuterungen an einem wunderbaren Frühlingsnachmittag letztes Jahr in Devon.

An David und Claire Bleakley sowie Joanna Pratt geht mein Dank, weil sie mit mir – ebenfalls an einem wunderbaren Frühlingsnachmittag in Devon – alle Arten von britischem Slang erörtert haben.

Darüber hinaus an meinen brillanten Finanzberater John Schleuter für alle möglichen nützlichen Ideen zu Überseekonten und den Vorteilen des Schweizer Bankwesens.

Keines meiner Bücher würde es auf den Markt schaffen ohne meine wunderbare Lektorin Kate Seaver und meine hervorragende Agentin Nancy Yost. Danke, meine Damen, für mehr, als ich hier ausführen kann. Ich bin auch meiner Verlegerin, Leslie Gelbman, zu großem Dank verpflichtet; sie hat mich so konsequent und großzügig unterstützt. Ich kann mich wirklich glücklich schätzen, mit drei so umwerfend talentierten Frauen zusammenzuarbeiten.

Und nicht zuletzt danke ich meiner Familie, die mein Leben so viel wunderbarer macht, als ich es mir je zu erträumen gewagt hätte.

Für meine Großmutter Ramonaund meine Urgroßmutter Violet,die mich gelehrt haben, Dinge zu lieben,die wachsen.

Kapitel 1

Schottland2005

Schottland im Regen.

Es gab, stellte Sunshine Phillips fest, nicht viele andere Wörter, die mehr romantische Bilder heraufbeschwören konnten als jene drei. Sie zog die Tür des Fitnessstudios hinter sich zu, dann hob sie ihr Gesicht zum Himmel und schloss die Augen. Der Regen, der auf sie herabfiel, war nicht besonders warm – schließlich war es erst Ende März –, aber es war genau die Art von Regen, bei dem man es sich als Frau am liebsten mit einem heißen Getränk vor dem Kamin gemütlich macht und den Tropfen lauscht, die sanft aufs Dach fallen. Sie lächelte vergnügt vor sich hin. Alles war bestens.

Sie war richtiggehend verliebt in Schottland. Sie mochte es, wie der Himmel schwer über dem Land lastete und ihr das Gefühl gab, geerdet zu sein. Sie liebte die Wachstumszyklen, die Jahreszeiten in den Highlands, die Großfamilie, in die ihre Schwester eingeheiratet hatte.

Aber am liebsten mochte sie den Regen.

Einen Vorgeschmack auf den schottischen Nieselregen hatte sie im Jahr zuvor bekommen, als ihre Schwester sie eingeladen hatte, in die Highlands zu kommen. Nur zu gern hatte sie damals ihr hektisches Leben in Seattle zugunsten dieses Besuchs hinter sich gelassen, der sich schließlich über die ganze Schwangerschaft und das Wochenbett ihrer Schwester hingezogen hatte.

Und irgendwann in all diesen Monaten hatte es sich für sie herauskristallisiert, dass sie nach einem Grund suchte, um länger in Schottland zu bleiben als nur einen einzigen Frühling und Sommer. Sie hatte es nicht ernsthaft zu hoffen gewagt.

Doch dann war ihr, völlig überraschend, ein kleines moosbewachsenes Cottage zugefallen, das aussah, als entstamme es geradewegs einem Highland-Märchen. Sie hatte ohne Zögern angenommen und den vergangenen Winter damit verbracht, glücklich am Feuer zu sitzen und ihren Träumen nachzuhängen.

Dann hatte der Frühling seine Vorboten ausgesandt, und eine innere Unruhe hatte sie ergriffen. Sie hatte sogar überlegt, wieder in die Staaten zu gehen und endlich dieses Rohkost-Catering auf die Beine zu stellen, mit dem sie vor ihrer Reise nach Schottland gerade hatte loslegen wollen. Aber damals war Madelyn zu Besuch gekommen, frisch zurückgekehrt aus Schottland, wo ihr Leben eine umwälzende Veränderung erfahren hatte.

Ein Umzug nach Seattle würde jedoch bedeuten, die Highlands zu verlassen, und sie konnte sich nicht dazu überwinden, auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden. Ihr wunderschönes, windschiefes Häuschen war über und über mit Kräuterbüscheln bewachsen und der Wald rundherum überwuchert mit Blumen und Heidekraut. Das alles konnte sie einfach nicht aufgeben. Noch nicht. Nicht, bevor sie sich nicht überzeugt hätte, dass sie das, wonach sich ihr Herz am stärksten sehnte, hier nicht finden würde.

Aber über all das konnte sie auch später noch nachdenken, wenn sie gemütlich vor ihrem heimischen Kaminfeuer saß. Jetzt musste sie erst einmal dringend der Nässe entfliehen. Sie wischte sich den Regen vom Gesicht und wollte gerade um die Ecke gehen. Doch dann stutzte sie beim Anblick einer Frau, die keine zehn Meter von ihr entfernt stand. Sie trug eine dunkle Sonnenbrille – etwas vollkommen Überflüssiges an diesem Tag. Eigentlich waren es nicht nur ihre Sonnenbrille oder ihr rabenschwarzes Haar, die irgendwie beklemmend wirkten; ihre gesamte Erscheinung strahlte etwas Dunkles und Furchteinflößendes aus. Diese Frau war ihr unheimlich, obwohl sie mit gespenstischen, spukhaften Dingen eigentlich wohlvertraut war.

Madelyn hätte sich über ihre Reaktion köstlich amüsiert.

Sie diagnostizierte spontan, zu langes Verweilen im Regen habe ihr wohl den letzten Rest von gesundem Menschenverstand geraubt und gab sich einen Ruck.

»Kann ich Ihnen helfen?«, fragte sie.

»Ich warte auf jemanden.«

»Aus dem Yogakurs?«, fragte Sunny verwirrt. »Ich bin aber die Letzte, die anderen sind schon weg.«

»So, so«, sagte die Frau mit auffallend monotoner Stimme. Sie blieb reglos eine weitere Minute auf demselben Fleck stehen, dann wandte sie sich plötzlich um und ging davon.

Sunny sah ihr nach, dann ließ sie die Begegnung Revue passieren. Vielleicht war die Frau von ihrem Freund versetzt worden oder von einem Polizisten auf dem Weg ins Dorf angehalten worden, oder sie wartete am falschen Ort und hatte deshalb schlechte Laune. Sunnys Problem war es jedenfalls nicht. Sie warf sich ihre Tasche über die Schulter, ging die Gasse zwischen den Häusern entlang und ließ die Frau und ihre eventuellen Sorgen hinter sich. Sie bog um die Ecke des Gebäudes und blieb stehen, um die Aussicht zu genießen.

Das Dorf war nicht groß, aber für ihre Bedürfnisse genügte es vollauf: Es gab eine Postfiliale, einen Gemüsehändler und ein paar weitere Geschäfte, die Waren verkauften, für die man nicht unbedingt die Fahrt nach Inverness auf sich nehmen mochte. Und, man höre und staune, sogar einen Kräuterladen gab es, in dem sie ein paar Stunden pro Woche arbeitete. Damit vertrieb sie sich die Zeit nach ihren Yogastunden, und das Studio, in dem sie sie erteilte, schloss sich direkt hinten an den Laden an. Wirklich ein bezaubernder Ort. Das Dorf jedenfalls. Der Kräuterladen weniger.

Sie begutachtete die Ladenfront vor ihr. Fergussons Kräuter- und Gemischtwaren stand dort in nüchternen, schnörkellosen Lettern. Wäre das ihr Laden, so würden die Buchstaben der potenziellen Kundschaft entgegentanzen, würden sie anlocken und einladen, eine Tasse Tee zu trinken und an den Kräutern zu schnuppern. Ihr Schwager, Patrick MacLeod, bot ihr zwar mindestens einmal pro Woche an, den Laden für sie zu kaufen, aber sie hatte bisher stets abgelehnt. Sie hatte selber genug Geld, um zumindest mit in das Geschäft einzusteigen, hatte bisher aber keine Lust dazu verspürt. Sie war nicht zur Ladenbesitzerin geboren, nicht einmal von einem Laden, der Dinge feilbot, die sie liebte. Ihr schwebte etwas anderes vor.

Sie zog den Kopf ein, als sie unter der Markise durchging, und betrat den Laden. Vermutlich wäre für ihr weiteres Verweilen auf dieser Seite des Großen Teiches eine Heirat durchaus von Vorteil, aber eine Heirat setzte voraus, dass sie in einem Umkreis von 5o Meilen jemanden zum Ausgehen fand. Zwar hielt sie die Augen immer offen – aber ohne großen Erfolg. Sie musterte den Mann hinter der Theke, der ein gewaltiges Veilchen unter seinem rechten Auge zur Schau trug.

Bei dieser Sorte Mann war das kein bisschen verwunderlich.

»Sie kommen spät.«

Tavish Fergusson blickte beim Sprechen nicht einmal zu ihr auf. Er war eingehend damit beschäftigt, etwas auf einem Zettel zu notieren. Vielleicht erstellte er eine Liste all der Flaschen, die sie im Regal nicht in Reih und Glied aufgestellt hatte. Vielleicht berechnete er, wie viele Blättchen Pfefferminze man einem Teebeutel entnehmen konnte, damit dieser trotzdem noch ansatzweise so schmeckte, wie er sollte. Oder vielleicht zählte er auch gerade nach, wie viele Sekunden mittlerweile vergangen waren zwischen dem Augenblick, in dem er gestern versucht hatte, sie im Lagerraum zu begrapschen, und jenem Zeitpunkt, als ihre Faust sein Auge getroffen hatte.

Nach ihrer Zählung nicht sehr viele.

Sie trat hinter die Theke und stellte ihre Tasche auf den Boden. »Was soll ich tun?«

»Seife auffüllen.«

»Das hab ich gestern gemacht.«

Er warf ihr einen finsteren Blick zu. »Dann machen Sie es eben nochmal.«

Seine Grobheit verschlug ihr die Sprache. Nun gut, ein perfekter Gentleman war er nie gewesen, aber zumindest hatte er Höflichkeit vorgetäuscht. Doch offensichtlich sah er dafür jetzt keine Notwendigkeit mehr.

Sie schürzte die Lippen und schaute nach, was er an diesem Tag bisher unter die Leute gebracht hatte. Sie kontrollierte die nüchternen Metallregale, bestückt mit langweiligen Seifen, dann holte sie eine aus dem Lager, um die einzige zu ersetzen, die offensichtlich gekauft worden war.

Auf der Suche nach anderen Aufgaben lief sie im Laden umher. Vielleicht war es ein Fehler gewesen, den Job überhaupt anzunehmen, aber sie hatte einfach eine Beschäftigung gebraucht. Und wie hätte sie die Offerte ablehnen können, wo Tavish ihr doch die Stelle trotz ihrer angeheirateten Verwandten, dem ihm verhassten, etwas weiter entfernt ansässigen MacLeod-Clan, angeboten hatte? Es war ihr wie ein Zeichen ihres guten Willens vorgekommen, anzunehmen. Abgesehen davon war sie fest überzeugt gewesen, alle persönlichen Verwicklungen mit ihm vermeiden zu können, selbst nachdem Tavish ihre alles andere als zarten Hinweise ignoriert hatte und seine Hemden im Versuch, sexy zu wirken, stets immer viel zu weit aufknöpfte.

Das alles war selbstverständlich vor gestern Abend gewesen. Nach vier Monaten hatte er plötzlich beschlossen, es sei an der Zeit, sie noch um einiges besser kennenzulernen. Als sie einen Karton zum Abfall trug, sah sie kurz zu ihm hinüber. Dieses Veilchen war eine wahre Pracht. Patrick wäre stolz auf sie.

Es war Patrick gewesen, der darauf bestanden hatte, dass sie lernte, sich selbst zu verteidigen – und dabei nicht zimperlich zu sein. Sie hatte schließlich eingewilligt, weil sie vermutete, er könnte recht haben. Sie und Madelyn hatten einen guten Teil des vergangenen Sommers darauf verwendet, sich verschiedene nützliche Dinge anzueignen. Das heißt, sie hatte sich verschiedene nützliche Dinge angeeignet. Madelyn dagegen hatte den Großteil ihrer Zeit damit verbracht, ihren sehr schwangeren Leib in einen bequemen Sessel zu lümmeln und mit hochgelegten Beinen Sunny anzufeuern, die sich unermüdlich darin übte, Patricks gnadenlose Attacken abzuwehren.

Sie hatte sich ganz besondere Mühe gegeben, nur für den Fall, dass sie nicht nur sich, sondern auch Madelyn einmal beschützen müsste. Dann hatte sie ihre Fertigkeiten ruhen lassen, da sie glaubte, in der Praxis keine Verwendung dafür zu haben – so ähnlich wie bei der Geometrie, die man in der zehnten Klasse lernte. Und nun hatte sie ausgerechnet darauf zurückgreifen müssen, weil sich Tavish Fergusson nur für einen einzigen geometrischen Neigungswinkel interessierte: die Horizontale.

Sie verbrachte ein paar Stunden damit, den einen oder anderen Kunden zu bedienen und sich nützlich zu machen. Dennoch war sie durchaus nicht unglücklich, als die Uhr sechs schlug.

»Möchten Sie, dass ich abschließe?«, fragte sie.

Tavish blickte sie kalt an. »Nein, ich kann mich nicht auf Sie verlassen.«

Sie verdrehte die Augen. »Jetzt machen Sie mal einen Punkt, Tavish. Vielleicht weiß ich Ihre Avancen nicht recht zu würdigen, den Wert Ihrer Gemischtwaren aber sehr wohl. Ich würde den Laden niemals unverschlossen lassen.«

»Dazu bekommen Sie auch gar keine Gelegenheit mehr, denn Sie werden nicht mehr länger hier sein.«

Sie blickte ihn eine Weile entgeistert an, bis sie begriff, worauf er hinauswollte. »Wollen Sie mich etwa feuern?«

»Genau das. Nessa Paine kann die Yogastunden übernehmen.«

»Wer?«, fragte Sunny überrascht.

»Nessa Paine«, wiederholte Tavish mit einfältigem Grinsen. »Sie ist jung und wunderschön. Genau, was wir brauchen. Warum gehen Sie nicht wieder in ihre Berge zurück und sind dankbar, dass ich Sie nicht wegen Körperverletzung anzeige?«

»Wegen Körperverletzung?«, echote sie.

Er deutete auf sein Auge.

Sie klappte den Mund zu und marschierte schnurstracks durch den Laden. Zufrieden registrierte sie, dass er zurückzuckte, als sie hinter die Theke trat, um ihre Tasche zu. holen. Sie wühlte darin herum und legte dann die Ladenschlüssel sorgsam auf seine Unterlagen.

»Sie können ja Ihren Bruder Hamish anrufen und ihm was vorjammern«, sagte sie und warf sich die Tasche über die Schulter, »aber dann müssten Sie ihm wohl auch erklären, warum Sie meine Faust ins Auge bekommen haben, nicht wahr? Und das wäre Ihnen vermutlich weniger angenehm.«

»Der Tag wird kommen, an dem keine MacLeods in der Nähe sind, um Ihnen zu Hilfe zu kommen«, knurrte Tavish.

Sie blieb auf dem Weg zur Tür stehen und wandte sich halb um, damit sie ihn ansehen konnte. »Ist das eine Drohung?«

Er starrte sie wütend an. »Gehen Sie.«

Ein halbes Dutzend schlagfertiger Antworten lag ihr auf der Zunge, aber sie konnte sich sehr gut beherrschen, verkniff sich alle und ging. Sie zog die Tür hinter sich zu und blieb eine Weile stehen, damit die frische Luft ihre Wut abkühlen konnte. Kein Wunder, dass die MacLeods die Fergussons so sehr verabscheuten.

Sie holte tief Luft und ging los – doch schon im nächsten Augenblick knallte sie der Länge nach auf den Boden. Sie griff hastig nach ihrer Tasche, bevor die womöglich mit ihrem Angreifer verschwand, doch dann merkte sie, dass ihre Tasche gar nicht in Gefahr war, ihr Inhalt aber umso mehr. Dennoch blieb sie einen Augenblick reglos liegen, zu benommen, um sich zu rühren, und hörte, wie ihre Besitztümer über das nasse Trottoir rollten.

»Passen Sie doch auf«, fauchte eine weibliche Stimme. »Jetzt wäre ich fast über sie gestolpert.«

Sunny kam nicht einmal dazu, sich aufzurichten, da trat die Frau auch schon auf eine ihrer Hände. Es tat so weh, dass sie nur laut nach Luft schnappen konnte.

»Das musste ja so kommen«, höhnte die Frau verächtlich. »Die ist wohl besoffen.«

Was für eine Person musste das sein, die noch nicht mal stehen blieb, um einer Betrunkenen, wenn nötig, auf die Füße zu helfen? Nun, zumindest hatte der Trampel keine Stöckelschuhe getragen – es hätte noch viel schlimmer ausgehen können.

Als Sunny sich aufsetzte und abwesend ihre Handfläche rieb, bemerkte sie, dass die Frau nicht alleine war.

Vor sich sah sie eine Hand – die hilfreich ausgestreckte Hand eines Mannes. Sein Gesicht konnte sie nicht erkennen, da Tavish bereits das Licht im Laden ausgemacht hatte. Sie streckte ihren Arm aus und ergriff die dargebotene Hand.

Da durchzuckte sie ein Gefühl, als hätte sie geradewegs in eine Steckdose gefasst.

Mit einem Aufschrei riss sie sich los. Die männliche Hand schüttelte sich kurz, wurde wieder ruhig und blieb ausgestreckt.

»Oh, Mac, jetzt komm endlich weiter«, beklagte sich die Frau. »Hör auf, den edlen Ritter zu spielen.«

Der Mann seufzte leise, dann griff er nach ihrer Hand und zog Sunny auf die Füße. Der Stromstoß bei seiner Berührung war nicht anders als vorhin, aber diesmal war sie darauf vorbereitet.

»Ist alles in Ordnung mit Ihnen?«, fragte er.

Sunny rang nach Luft. Nun ja, in ihrem Leben gab es viele mannhafte Highlander, mit ihrem singenden Tonfall, ihren herrlichen rollenden Rs und purzelnden Konsonanten. Einer mehr war eigentlich keine große Sensation.

Aber irgendwie war er das doch.

Der Mann nahm ihre Hand in seine beiden und fuhr mit seinen langen, schwieligen Fingern über ihre Handfläche. »Zumindest blutet es nicht –«

»Mac, jetzt aber wirklich! Ich will nicht länger in diesem verdammten Regen herumstehen. Und ich will irgendwo hin, wo man was Anständiges zu essen kriegt – in diesem Kaff hier gibt es ja nichts.«

Der Mann murmelte auf Gälisch einen Fluch, dann bückte er sich und sammelte Sunnys Sachen ein. Er packte alles wieder in ihre Handtasche und reichte ihr diese, dann legte er ihr kurz seine Hand auf die Schulter und ging dann weiter, um seine Freundin einzuholen.

Sunny drehte sich um und sah den beiden nach. Der Mann war groß, sicher einiges über einsfünfundachtzig, und so breitschultrig wie all die gut gebauten MacLeod-Männer um sie herum. Sie legte ihre Finger auf die Stelle ihrer Handfläche, die er berührt hatte.

Na schön, und was würde ihr dieser Tag sonst noch Verrücktes bringen?

Sie wollte es gar nicht wirklich wissen, daher drehte sie sich um und tappte zu ihrem Auto. Ihre Hand tat scheußlich weh, und sie gestattete sich ein paar unfreundliche Gedanken über diese Frau, die ihr einen Highlander ohne Fehl und Tadel weggeschnappt hatte.

Zumindest sprang ihr Auto auf Anhieb an, obwohl das eigentlich auch nicht anders zu erwarten war. Es war ein bescheidener kleiner Mini, aber nagelneu. Sie hatte im Jahr zuvor von ihrer Urgroßmutter Geld geerbt, und die Summe hatte ihr ermöglicht, nicht nur ein Auto zu kaufen, sondern auch eine Weile über die Runden zu kommen, ohne sich zu überarbeiten.

Im Grunde hätte sie auch einige Zeit ganz ohne Arbeit leben können, nachdem sie ihr winziges Haus in Seattle verkauft hatte und nach Schottland gezogen war. Ein Auto erschien ihr zwar eine ziemlich langfristige Anschaffung, aber es war genau das Richtige. Zwar war ihr Mini nichts im Vergleich zu den Hunderttausende Dollar teuren Sportwagen, die ihre Schwäger fuhren, aber dafür bekamen sie auch andauernd Bußgelder wegen Geschwindigkeitsüberschreitung aufgebrummt, während sie in aller Seelenruhe in ihrem eigenen Tempo nach Hause zuckelte.

Sie hatte gerade die Hauptstraße des Dorfs erreicht, als ein tiefliegender, dunkler Sportwagen hupend an ihr vorbeibrauste. Es waren nicht Jamie, Patrick oder Ian, daher sah sie keinen Grund zur Höflichkeit. Sie erwiderte das Hupen, denn es blieb nicht genug Zeit, dem Fahrer den Stinkefinger zu zeigen. Mit dem Gefühl, dass ihre Welt jetzt wieder in Ordnung war, bog sie auf die Straße ab, die sich über die Wiesen hinauf in die Berge schlängelte.

Und prompt hatte sie einen Platten.

Sie machte sich nicht mal die Mühe, an den Rand zu fahren. Außer Familienangehörigen und dem einen oder anderen unerschrockenen Touristen, der das zehn Meter zuvor angebrachte Schild »Unbefugtes Betreten verboten« nicht beachtet hatte, fuhr niemand auf dieser Straße. Nicht etwa, weil die MacLeods kein gastfreundliches Häuflein waren, sondern schlicht und ergreifend, weil auf ihrem Land überall Schlaglöcher lauerten.

Sunny seufzte, dann zog sie die Handbremse und stieg aus. Sie wühlte in ihrem Kofferraum nach dem Pannen-Set und fand die leistungsstarke Taschenlampe, die Patrick ihr geradezu aufgedrängt hatte. Es war eine praktische Lampe, stark genug, um bei ihrem Licht einen Reifen zu wechseln. Wenn sie doch nur seinem Rat gefolgt wäre, sich auch ein Handy zuzulegen, dann hätte sie jetzt Hilfe herbeirufen können. Aber sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie mal eines brauchen könnte.

Das waren vermutlich häufige letzte Worte.

Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie brauchte, um den Reifen zu lösen, aber als sie es geschafft und den neuen an seine Stelle gesetzt hatte, war sie nass bis auf die Knochen. Sie ging in die Hocke und passte die Radbolzen ein, was nicht so leicht war, wie sie erwartet hatte. Dabei brach sie sich zwei Fingernägel ab, setzte sich aus Versehen in den Matsch und schürfte sich die Fingerknöchel blutig, bis es ihr schließlich gelungen war, die Radmuttern festzuziehen und sie den kaputten Reifen in ihrem Kofferraum verstauen konnte. Sie stieg wieder ein und versetzte sich ganz bewusst in ihre fröhlichste Regenmacht-mir-nichts-aus-Stimmung, bevor sie an Patricks und Madelyns Schloss vorbeikam und von dort weiter durch die Wälder zu dem kleinen Haus fuhr, das nun ihr gehörte.

Moraig MacLeod war in diesem Haus geboren worden und neunzig Jahre später darin gestorben, nach einem langen Leben, in dem sie genau das getan hatte, was sie tun wollte – nämlich vor allem in ihrem Garten herumwerkeln, Kräuter trocknen und den Burgherrn unten daran zu erinnern, welches Glück ihm doch beschieden war, weil er seine eigene Hexe hatte. Und als Zeichen seiner Wertschätzung hatte Jamie Moraig dafür einmal im Monat zum Abendessen eingeladen.

Oder vielleicht tat er es auch nur, damit sie ihn nicht verhexte.

Sunny hatte Moraig kennengelernt, kurz nachdem sie in Schottland eingetroffen war, und in ihr eine verwandte Seele gefunden. Sie hatte den Großteil des vergangenen Frühlings und Sommers damit verbracht, Moraigs Aufträge zu erledigen und dabei Dinge zu lernen, über die sie vorher noch nie nachgedacht hatte. Sie wusste jetzt, wie man sich in den Highlands zu jeder Jahreszeit ernähren, wie man alle möglichen Wunden und Entzündungen behandeln und einen Liebestrank brauen konnte.

Letzteres hatte sie bisher allerdings noch nicht ausprobiert.

Als Moraig auf ihrem Sterbebett letzten Herbst darauf bestanden hatte, dass Sunny ihr Haus und ihre Habseligkeiten bekommen sollte, hatte sie das über die Maßen gerührt. Sie hatte Jamies Einladung angenommen, in Schottland zu bleiben und Moraigs Stellung innerhalb des Clans einzunehmen. Clan-Hexe zu sein war besser, als sich mit dem Verkehrschaos in Seattle herumzuschlagen.

All das hatte dazu geführt, dass sie jetzt, ein Jahr und ein paar Monate, nachdem sie nach Schottland gekommen war, ihren eigenen kleinen Wagen vor ihrem eigenen kleinen Haus parkte und das Gefühl hatte, ihr Leben sei fast perfekt.

Sie ging nach drinnen, schloss die Tür hinter sich und schaltete das Licht ein, eines der wenigen Zugeständnisse an das einundzwanzigste Jahrhundert, die es hier gab. Dann lehnte sie sich gegen die Tür und blickte sich lächelnd um: Kräuter hingen von den Dachsparren, Töpfe und hölzerne Schalen stapelten sich auf den Regalbrettern, die vielleicht einmal gerade gewesen sein mochten, mittlerweile aber genauso schief waren wie das übrige Haus. Ein solide gemauerter Kamin beherrschte das geräumige Wohnzimmer. Sie stand inmitten dieser Szenerie, und eine tiefe Zufriedenheit breitete sich in ihr aus. Eigentlich hatte sie sich von ihrem Leben zwar etwas anderes erwartet, aber sie war nicht unglücklich damit, wie es jetzt war. Immerhin lebte sie in Schottland mit seinem Regen. Was wollte sie mehr?

Ein forsches Klopfen ließ sie unwillkürlich zusammenzucken. Sie legte sich die Hand auf die Brust, atmete tief durch und öffnete dann die Tür. Ein Highlander wie aus dem Bilderbuch stand draußen und strahlte sie an.

Schade nur, dass er ihr Schwager war.

Sie lächelte trotzdem. Patrick MacLeod war ein Traummann, der seine Frau und seine kleine Tochter so sehr vergötterte, dass Sunny sich fragte, wie er überhaupt noch etwas anderes zustande brachte.

»Abendessen?«, fragte er.

Sie nickte. »Immer.«

»Sunny, du bist ja ganz schmutzig.«

»Ich hatte einen Platten«, brummte sie und wischte sich die Hände an ihren Leggings ab – ein nutzloses Unterfangen.

»Wenn du ein Handy hättest«, argumentierte Patrick pragmatisch, »dann hättest du mich anrufen können.«

»Und das aus dem Mund eines Mannes, der sein Handy erst dann zum ersten Mal auflud, als er erfuhr, dass seine Frau schwanger war.«

Patrick zog sie aus dem Haus, schaltete das Licht aus und schloss die Tür ab. »Ja, aber jetzt, wo ich gemerkt habe, wie nützlich sie sind, kann ich es nur empfehlen.«

»Ich brauche keines, denn ich muss ab heute nirgends mehr hingehen.«

Er sah sie erstaunt an. »Hat dich Tavish rausgeschmissen?«

»Ja.«

»Muss an dem Veilchen liegen, das du ihm verpasst hast«, sagte er und versuchte vergeblich, ein boshaftes Lächeln zu unterdrücken. »Wie hat es heute ausgesehen?«

»Es entwickelt sich gut.«

»Braves Mädchen!« Er legte ihr den Arm um die Schultern und führte sie den Weg entlang. »Mach dir deswegen keine Sorgen, Sunny. Wir lassen dich nicht verhungern.«

»Ich habe selbst Geld, Patrick«, erwiderte sie nüchtern.

»Aber wir füttern dich durch, damit du nicht alles ausgeben musst.« Er zog seinen Kragen bis zu den Ohren hoch. »Das ist vielleicht eine Kälte. Lass uns rennen. Wenn wir nicht schneller laufen, werden wir nass bis auf die Knochen – ach, das bist du ja sowieso schon.«

Sie sah ihn verdrießlich an, aber er lachte nur.

»Keine Sorge, du kannst Madelyns Kleiderschrank plündern, wenn wir zu Hause sind. Ich kaufe ihr etwas Neues.«

»Du kaufst ihr doch schon viel zu viel«, murmelte Sunny. »Sie beklagt sich ständig darüber.«

»Ja, ich weiß«, sagte er mit dem selbstzufriedenen Lächeln eines Mannes, der weiß, dass seine Frau ihn vergöttert. »Komm, wir beeilen uns trotzdem. Hab ich dir gesagt, dass Madelyn ein Dessert gemacht hat? Irgendwas mit Schokolade, extra für dich.«

Nach diesem Tag, dachte Sunny, konnte sie sich ruhig ein bisschen verwöhnen lassen. Sie nickte und eilte weiter mit Patrick den Weg entlang.

Einige Stunden später saß sie mit einer Tasse Tee wieder vor ihrem eigenen Feuer. Es hatte keinen Sinn, früh ins Bett zu gehen, wenn sie am nächsten Morgen keine Verpflichtungen hatte. Ob es wohl doch ein Fehler war, in Schottland zu bleiben?

Aber bald kam sie zu dem gleichen Schluss wie immer: Sie wollte hierbleiben. Sie liebte die Heidegebiete in den Bergen, das Feuer im Kamin und den Regen, der leise auf das Dach über ihr fiel.

Als sie einen Stich in ihrer Hand spürte, fiel ihr auf, dass sie ganz vergessen hatte, was an diesem Abend passiert war. Wie hatte es diese blöde englische Zicke wohl geschafft, sich einen so fürsorglichen, Gälisch sprechenden Highlander zu angeln? Ob man ihn vielleicht dazu bringen könnte, diese Schreckschraube für eine gewitzte, kräuterliebende Amerikanerin sitzen zu lassen?

Sie musste über sich selbst lächeln. Vermutlich nicht. Wenn er so eine anstrengende Freundin hatte, dann war er selber sicher auch anstrengend und damit nicht ihr Typ. Auch Tavish Fergusson mit seiner biederen, knauserigen Art war nichts für sie. Sie wollte einen weltläufigen, entspannten, unabhängigen Mann, der sich nicht überarbeitete. Sie könnte ja das gemeinsame Einkommen mit selbst gezogenem Gemüse und gelegentlichen Einsätzen als Hebamme ergänzen.

Vielleicht würde sie sich aber auch einfach mit ihrer Aufgabe als Heilerin der MacLeods zufriedengeben. Sie würde morgens aufstehen und sich Gedanken zu ihrem Buch über Kräutermedizin machen, das sie schon seit Jahren schreiben wollte. Auch die monatliche Einladung zum Abendessen bei Jamie, mit dem man die Hexe bei Laune hielt, würde sie pflichtgetreu weiterhin wahrnehmen. Vielleicht würde sie beim Öffnen der Tür Jamies Hofsänger Joshua draußen stehen sehen, der sie zum Anwesen der MacLeods begleiten sollte – genau so, wie er sie im vergangenen Jahr jeden Monat abgeholt hatte. Und sollte er sich tatsächlich einmal aufraffen, sich mit ihr zu verabreden, anstatt immer um den heißen Brei herumzureden, dann würde sie sicher nicht Nein sagen. Ihm zumindest müsste sie garantiert kein Veilchen verpassen.

Aber für heute wollte sie dankbar sein für das, was sie hatte, und den Rest dem Schicksal überlassen. Es hatte immer gut für sie gesorgt. Sie spülte ihre Tasse aus, schob die Glut zu einem Häufchen zusammen und ging zu Bett.

Das Geräusch des Regens auf ihrem Dach begleitete sie in den Schlaf.

Kapitel 2

Cameron Hall, Schottland1375

Robert Francis Cameron Mac Cameron stand bis zu den Knöcheln in Schlamm und Blut und fluchte.

Der Tag war anders verlaufen als geplant. Um ihn herum wimmelte es von Toten und Sterbenden, was ihn sonst nicht weiter gestört hätte, aber heute gehörten zu viele dieser armen Seelen seinem eigenen Clan an. Diese verfluchten Fergussons sollten zur Hölle fahren.

Er hatte sie nie leiden können. Sogar noch weniger als die MacLeods aus dem Süden. Immerhin zog ein MacLeod stets mit dem Schwert in der Hand und einem Lächeln im Gesicht in die Schlacht. Er war aber noch keinem Fergusson begegnet, der nicht hinter irgendeinem verfluchten Busch auf der Lauer lag, wegen irgendeiner eingebildeten Kränkung eine Schmähung ausstieß und Vergeltung forderte.

Außerdem erstachen sie einen gern von hinten.

Sein jüngster Bruder hatte das am eigenen Leibe erfahren. Sim lag mit dem Gesicht nach unten im Schlamm, und ein tückischer Dolch ragte halb aus seinem Rücken. Sein nächstjüngerer Bruder, Breac, war auf die Knie gesunken und hielt sich den Bauch, in dem eben noch ein Schwert gesteckt hatte.

»Cameron, reite zur MacLeod-Hexe.«

Cameron blickte auf. »Was?«

Sein Cousin Giric stand vor ihm. »Ich sagte, reite zur MacLeod-Hexe. Hier ist unsere Niederlage besiegelt. Ich werde Breac zurück zur Burg bringen. Geh die Heilerin holen, bevor er stirbt.«

Cameron ließ den Blick über das Schlachtfeld schweifen und sah, dass sein Cousin recht hatte. Vor ihm lagen zwar mehr tote Fergussons, als seine Augen je hatten sehen dürfen, aber sein Clan hatte einen hohen Preis dafür bezahlt – obgleich auf ihrer Seite auch weniger Männer ums Leben gekommen waren.

Wenn er jedoch den Verlust des Bruders in Betracht zog, der bereits tot war, und den des anderen Bruders, der noch vor Mitternacht tot sein würde, dann war der Preis sogar außerordentlich hoch. Und wofür? Für eine weitere eingebildete Demütigung.

Er stand im Regen und blickte fassungslos auf Sim hinunter, den schönen, furchtlosen Jungen, der nur 20 Winter gesehen hatte. Wo blieb da die Gerechtigkeit, wenn er an diesem nasskalten Frühlingstag seinem Tod begegnete? Ein Mädchen wartete auf ihn in der Burg, ein Mädchen, das er im Sommer heiraten wollte und dessen eigenes Leben nun der Verzweiflung anheimfiel.

Und dann Breac. 24 Jahre hatte er erlebt, Jahre voller Lachen und Jungfern, die sich um ihn zankten. Er hatte eine Frau, einen kleinen Sohn, und im Herbst würde ein weiteres Kind geboren. Wie würde Gilly reagieren, wenn man Breac zurückbrachte, blutend aus einer Wunde, die keine Macht der Welt heilen konnte?

Zumindest auf ihn wartete niemand in der Burg. Er war zu mürrisch, zu fordernd, zu barsch. Hin und wieder fand sich ein junges Ding bereit, mit ihm das Lager zu teilen, aber keine hatte die Absicht, sein Herz zu erobern. Vielleicht war es ein Unglück, dass von all seinen Brüdern ausgerechnet er unverletzt aus der Schlacht zurückkehrte.

»Cam!«

Er richtete den Blick auf seinen Cousin. »Nenn mich nicht so«, knurrte er. »So nennt mich nur Sim.«

»Also gut, Cameron«, schnarrte Giric, »Jetzt hol endlich diese verdammte MacLeod-Hexe, bevor du einen weiteren deiner Brüder umbringst.« Er spuckte auf den blutgetränkten Boden. »Du hättest dieser Herausforderung nicht in einem offenen Kampf begegnen sollen.«

»Ich bin kein Fergusson«, erwiderte Cameron eisig. »Ich krieche nicht hinter denen her, die ich töten möchte.«

»Ja, und wegen deiner kostbaren Ehre sind deine Brüder nun tot, oder etwa nicht?«

Cameron wusste, er sollte das blutbefleckte Schwert, das er in seinen Händen hielt, ein letztes Mal benutzen, um den Hurensohn zu töten, der vor ihm stand. Aber da Giric sein Cousin ersten Grades war – und der einzige, den er noch hatte –, gab es wohl Grund genug, ihn noch ein wenig länger leben zu lassen. »Bring Breac in meine Kammer«, befahl er.

»Das werde ich. Nun geh!« •

Cameron nickte, dann gewahrte er einen Priester, der durch den Schlamm watete und sich hin und wieder bückte, um Augenlider zu schließen oder nach einem Herzschlag zu fühlen.

Er wandte sich ab, denn er brachte es nicht über sich, zuzusehen, wie der Mann seinen Brüdern die Augen schloss – nicht, solange es in seiner Macht stand, noch einen von ihnen zu retten.

Er wandte sich in fieberhafter Eile um, steckte sein Schwert in die Scheide zurück, die über seinen Rücken geschnallt war, schwang sich auf sein Pferd, riss es herum und galoppierte Richtung Süden davon.

Er würde die Hexe holen und hoffen.

Etwas anderes konnte er nicht tun.

Fast zwei Stunden galoppierte er, als sei ihm der leibhaftige Teufel auf den Fersen. Er verlangsamte seinen Ritt erst, als er das Land der MacLeods erreichte, und auch dann nur, weil es hier angebracht war, vorsichtig zu sein. Vielleicht wäre es klug gewesen, ihnen kundzutun, warum er ihre Heilerin entleihen wollte; aber dem stand entgegen, dass sie ihn vielleicht getötet und sich später erst gefragt hätten, was er wohl gewollt hatte. Das war das Einzige, was er an ihnen mochte: Er selbst war auch keiner, der lange fackelte.

Aber er brauchte ihre Heilerin, und daher war er vorsichtig.

Er kannte den Weg ungefähr. Gerüchten zufolge befand sich das Haus der Heilerin nördlich der Burg, ein Stück nach Osten versetzt. Sicher konnte er an den Spähern vorbeischleichen, die Frau schnappen, während sie gerade in ihrem Topf rührte und sich mit ihr davonmachen, bevor sie einen Alarm auslösen konnte. Mit etwas Glück hatten die MacLeods genauso viel Furcht vor ihr wie er selbst und würden sie nicht bewachen. Sie wäre also allein und es wäre leicht, sie zu entführen.

Er band sein Pferd an einen Baum am Waldrand an, dann verschmolz er mit den Schatten der Bäume. Er hörte nichts, aber das war keine Gewähr. Späher waren von Natur aus sehr leise Zeitgenossen. Wenn nicht, dann waren sie so gut wie tot.

Begleitet von diesen angenehmen Gedanken kroch er weiter durch den Wald. Er würde die alte Frau finden, sie zum Mitkommen überreden, indem er ihr irgendeine Belohnung versprach, die sie nicht ablehnen konnte, und sie damit zu seinem Pferd locken. Man sagte, sie könne Wunder wirken, daher wäre sie vielleicht auch in der Lage, Breac wiederherzustellen. Von seinem Wesen her war Cameron, wenn auch griesgrämig, so doch keineswegs pessimistisch; dennoch hätte es ihn doch sehr überrascht, wenn sein Bruder lange genug überleben würde, dass ihn sich die Hexe überhaupt noch ansehen konnte.

Er verdrängte den Gedanken, dass er dann also der letzte Sohn seines Vaters war, teils, um seine Brüder nicht zu vermissen und teils, weil sich für ihn dadurch nichts ändern würde: Er wäre weiterhin der Anführer eines widerspenstigen und zerstrittenen Clans. Giric würde ihn nach wie vor belauern und nur auf eine Gelegenheit warten, ihm ein Messer zwischen die Rippen zu stoßen. Er würde auch in Zukunft durch schiere Willensstärke seine Macht behaupten. Hatte sein Vater nicht dasselbe getan, hatte er nicht mit eisernem Willen und harter Hand weiterregiert, nachdem Camerons Mutter vor lauter Gram ein frühes Grab gefunden hatte?

Cameron hatte immer gewusst, dass er einmal den Platz seines Vaters einnehmen würde – und das nicht nur, weil er der Älteste war. Sein Vater hatte ihm den Namen seines Clans verliehen, um ihn daran zu erinnern, wer er war und worin seine Aufgabe bestand.

Seine Mutter hingegen hatte ihm auch noch einen anderen, zuvor gänzlich unbekannten Namen gegeben, um ihn daran zu erinnern, dass er auch ihr Sohn war und einer Linie edler, kluger Männer entstammte. Sein Vater hingegen hatte ihn stets nur Cameron gerufen, vermutlich aus reiner Bosheit. Die Ehe seiner Eltern war keine glückliche gewesen.

Vermutlich war das der Grund, warum er immer noch unverheiratet war.

Vielleicht lag es aber auch daran, dass er noch keine verständige Frau gefunden hatte. Er wollte keine neunmalkluge wie Gilly, Breacs Frau, die ihren Gatten für alles, was in ihrem Leben nicht glatt lief, verantwortlich machte, und er wollte auch kein unreifes, überempfindliches Mädchen wie Heather, Sims junge Frau, die sich über Sims leblosem Körper wohl die Seele aus dem Leib weinen würde. Er wollte eine Frau, die ihm ebenbürtig war, ihn aber trotzdem nicht ankeifen würde, die ihn respektieren, aber sich nicht vor ihm ducken würde, die ihn lieben und ihm die Treue halten würde. Offensichtlich war es sein Schicksal, ohne einen Nachkommen zu sterben.

Er ging leise weiter durch den Wald, bis er eine Lichtung sah. Ein kleines Haus stand dort, mit leichter Schlagseite nach Westen; aus den gerundeten Fenstern fiel ein seltsam fahler Lichtschein. Die Luft um das Haus herum schien erfüllt von einem magischen Leuchten, das er nicht wirklich sehen, wohl aber spüren konnte.

Er schien am richtigen Ort angelangt zu sein.

Er fuhr sich mit dem Ärmel über seine plötzlich schweißbedeckte Stirn und hastete vorwärts. Es war schließlich nur eine Frau, noch dazu eine alte. Er war müde, und das hatte ihn dazu verleitet, sich unwirkliche Dinge einzubilden. Er hatte nichts zu befürchten.

Er zögerte weit länger vor ihrer Tür, als es geboten war, aber dann richtete er sich auf, nahm die Schultern zurück, und erinnerte sich daran, dass er schon verdammte 27 Lenze gesehen hatte. Er würde sicher nicht auf dem Herd dieser Alten sein Leben lassen, die – trotz wilder Gerüchte – nichts weiter als Tinkturen gegen Warzen zusammenbraute.

Er holte tief Luft und klopfte forsch an die Tür.

Einen Wimpernschlag lang hoffte er, das Glück zu haben, dass sie ihm vielleicht nicht öffnete.

Doch plötzlich ging die Tür auf, und eine Frau stand vor ihm. Cameron konnte ihr Gesicht nicht sehen, denn das Feuer leuchtete hinter ihr, und ihr Gesicht lag im Schatten.

»Seid Ihr die Hexe der MacLeods?«, fragte er in seinem barschesten Ton. Nicht, dass er aufgeregt gewesen wäre; er war einfach nur in höchster Eile. Sicher war es gut, wenn er der Hexe gleich von Anfang klarmachte, wer hier das Sagen hatte.

Sie neigte den Kopf auf eine Seite. »Jaaa, das bin ich«, sagte sie gedehnt.

Cameron fühlte sich unwillkürlich erleichtert, dass ihr Gälisch verständlich war. Es hätte ihn nicht überrascht, wenn sie irgendein Kauderwelsch gebrabbelt und ihn sogleich mit einem Fluch belegt hätte.

Wenn er überhaupt an so etwas glauben würde, was natürlich nicht der Fall war.

»Hat Jamie Sie geschickt, um mich abzuholen?«, fragte sie.

Er überlegte, ob er ihr die Wahrheit sagen sollte, entschied sich aber dagegen. Wenn sie erwartete, von einem Jamie gerufen zu werden, dann wäre er eben ein Bote Jamies, bis er sie sicher auf seine Burg gebracht hatte. Er würde auch so schon in die Hölle kommen, weil er sich mit einer Hexe einließ. Eine Lüge oder zwei würden keinen Unterschied machen.

»Ja«, sagte er rasch. »Kommt auf der Stelle mit mir.«

»Gut.« Sie trat zurück. »Lassen Sie mich nur –«

»Nein«, unterbrach er. »Jetzt sofort.«

»Ich muss mich erst noch um das Feuer kümmern.«

Er hätte das für sie getan, aber er fand es ratsamer, ihre Schwelle nicht zu überschreiten. Er blieb draußen im Schatten stehen und streckte nur eine Hand. ins Haus, aber dennoch musste er gegen einen Schauder ankämpfen. Um sich abzulenken, beobachtete er sie, wie sie auf das Feuer zuging. Doch als sie sich ihm nun wieder zuwandte, fiel ihm vor Staunen die Kinnlade herunter.

Warum zum Teufel hatte er gedacht, die Hexe der MacLeods sei eine alte Vettel?

Ihr Haar umspielte in einer Flut von Locken ihre Schultern und umrahmte ein Gesicht, um das sie sicher die Engel im Himmel beneideten. Sie bewegte sich mit einer Geschmeidigkeit und Grazie, die seinen Mund schlagartig entsetzlich trocken werden ließ. Nun, zumindest war sie ganz in Schwarz gekleidet. Das entsprach immerhin seinen Erwartungen, und aus irgendeinem Grund fühlte er sich dadurch ein wenig besser.

Bis sie ihre Lampe mit einem lauten Klicken löschte.

Er bemühte sich, einen erschreckten Aufschrei zu unterdrücken, bekreuzigte sich hastig und packte sie dann mit seiner ausgestreckten Hand am Arm.

»Warten Sie«, sagte sie und stemmte die Füße in den Boden. »Ich muss noch meine Schuhe holen.«

»Keine Zeit«, sagte er und zog sie aus ihrem Haus und um die Ecke herum. »Ich habe ein Pferd dabei.«

»Brauchen wir ein Pferd?«, fragte sie.

»Ich dachte, es wäre ganz nützlich«, erwiderte er. »Es wartet oben am Berg auf uns.«

»Aber Jamie wohnt doch am Fuß des Berges.«

Natürlich. Wer sonst würde nach ihr schicken, wenn nicht ein MacLeod? Er drückte ihr die Hand. »Wir gehen den Berg hinauf zum Pferd, und dann reiten wir den Berg hinunter«, erklärte er. »Beeilt Euch. Wir sind schon spät dran.«

Bevor sie etwas einwenden konnte, zog er sie hinter sich her, und zwar so rasch, dass sie keinen Atem übrig hatte für weitere Fragen. Sie protestierte weder gegen die Hast noch den steinigen Weg, obgleich er spürte, wie der Boden unter seinen Stiefeln knirschte, und er nahm an, dass diese Brocken an ihren bloßen Füßen schmerzten. Doch sie beklagte sich nicht, obgleich er sie ein, zwei Mal laut Luftholen hörte.

Plötzlich rutschte sie aus und fiel hin. Er versuchte noch, sie aufzufangen, war aber nicht schnell genug. Er half ihr wieder auf die Beine und hob sie dann auf seine Arme. Sie legte ihre Arme um seinen Hals und stieß dabei mit einer Hand an sein Schwert. Er spürte, wie sie sich sofort ganz steif machte.

»Lassen Sie mich runter«, sagte sie mit leiser Stimme.

»Nein«, widersprach er ohne Zögern. »Ich brauche Euch.«

Sie wehrte sich, aber er packte sie fest und ging weiter.

»Sagen Sie, muss ich etwa Ihr eigenes blödes Schwert ziehen und es Ihnen über den Kopf schlagen?«, keuchte sie wütend. »Lassen Sie mich sofort runter!«

»Still«, zischte er, »wenn Ihr uns nicht jeden MacLeod in Schottland auf die Fersen hetzen wollt. Ich habe nicht die Absicht, Euch etwas anzutun. Ich brauche Euch.«

Sie hörte auf, sich zu wehren. Er wusste, dass sie ihn wütend ansah, aber er achtete nicht darauf. Zumindest zog sie keinen winzigen Dolch aus irgendeinem Winkel ihres Hexengewandes und versenkte ihn in einem seiner Augen. Sie sagte nichts, nicht einmal, als er sein Pferd erreichte und sie heruntergleiten ließ.

Doch kaum stand sie wieder auf ihren eigenen Füßen, drehte sie sich blitzschnell um und sauste davon.

Er fing sie rasch wieder ein, denn er hatte so etwas erwartet. Er packte sie an den Armen und zog sie unter dem Dickicht hervor. Die Wolkendecke war zu dicht, um viel Mondlicht durchzulassen, aber er konnte sie dennoch gut genug sehen.

Aus ihren Augen sprach blankes Entsetzen.

»Ich brauche Eure Hilfe«, sagte er mit fester Stimme und schüttelte das plötzliche Mitleid ab, das er für sie empfand. »Ich gebe Euch mein Wort, dass ich Euch unbeschadet wieder in Euer Haus zurückbringe. Jetzt aber kommt. Ich habe keine Zeit mehr zu verlieren.«

»Wer sind Sie?«

»Ich habe keine Zeit –«

»Sagen Sie mir, wer Sie sind, oder ich komme nicht mit.«

Er blickte sie scharf an. Verängstigt mochte sie ja sein, aber sie bewies definitiv Rückgrat.

Und sie war so schön, dass es ihm wehtat, sie nur anzusehen.

Er lockerte seinen Griff an ihren Armen leicht, damit sie keine blauen Flecke bekam. »Ich bin Robert Francis Cameron Mac Cameron«, erklärte er ungeduldig. »Meine Heilerin ist tot, und ich brauche Euch, um nach meinem Bruder zu sehen. Jetzt.«

Ein Zittern durchlief sie, aber sie riss sich zusammen und holte tief Luft. »Wann wurden Sie geboren?«

»Was zum Teufel spielt das für eine Rolle?«, fragte er überrascht.

»Beantworten Sie meine Frage, oder ich gehe nach Hause.«

»Glaubt Ihr denn, dass Ihr das schafft?«, fragte er. Er hörte den drohenden Unterton in seiner Stimme, aber es war zu spät, und jetzt war keine Zeit für weitschweifige Entschuldigungen. Er würde später versuchen, respektvoller mit ihr umzugehen, wenn Breacs Leben nicht mehr auf dem Spiel stand.

»Ja, das glaube ich tatsächlich«, erwiderte sie kühl und schälte seine Finger von ihren Armen.

Bei allen Heiligen, wie hatte er die Frau für ängstlich halten können? Sie meisterte kühn und scheinbar unbeeindruckt die Gefahren ihrer Lage. Er schnaubte wütend. »Steigt sofort auf dieses Pferd, Frau. Ich werde nicht antworten.«

»Dann komme ich nicht mit.«

Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Doch, das werdet Ihr.«

Sie öffnete den Mund zum Sprechen, aber stattdessen hustete sie nur. Er dachte, das sei eine List, bis sie wirklich begann, nach Luft zu ringen. Sie wandte sich von ihm ab und deutete verzweifelt auf ihren Rücken. Er sah die Chance, seinen Bruder zu retten, zwischen seinen Fingern zerrinnen. Verflucht, was passierte wohl als Nächstes? Die Fergussons, die MacLeods und nun eine Hexe, die so schwach auf der Brust war, dass sie fast erstickte, wenn sie sich nur verschluckte. Er stieß einen Fluch aus, dann klopfte er ihr so sanft er konnte auf den Rücken.

»Fester«, keuchte sie.

Er gehorchte. Aber noch bevor er merkte, dass sie viel gewitzter war, als er ihr zugetraut hätte, stieß sie ihm schon so heftig mit dem Ellbogen in die Rippen, dass er sich ächzend vornüber krümmte. Sie packte seinen Arm, riss ihn herum und schleuderte Cameron dann mit einem mächtigen Schwung über sich hinweg.

Er landete flach auf dem Rücken und blickte in den Regen, der scheinbar speziell für ihn eingesetzt hatte.

Einige Augenblicke lag er wie betäubt da, bis er wieder atmen konnte. Dann rappelte er sich mit einer Reihe wilder Verwünschungen auf und blickte sich um.

Die Hexe war flink, das musste er ihr zugestehen.

Er aber auch. Er musste schnell rennen, um sie zu fangen, aber es gelang ihm. Er packte sie um die Taille, rutschte aber auf dem nassen Gras aus. Dabei rollte er sich im Fallen ab und zog sie viel vorsichtiger mit zu Boden, als sie angesichts dessen, wie sie ihn eben behandelt hatte, verdient hätte. Er drückte sie unter sich fest auf den Boden und starrte wütend auf sie herab, bis er bemerkte, dass er sie offensichtlich bewusstlos geschlagen hatte. Er rappelte sich hoch, beugte sich über sie und legte seine Hände auf beide Seiten ihres Kopfes.

Sie versuchte, ihn mit den Knien in den Hintern zu treten. Er sprang auf, dann stellte er sich – außerhalb ihrer Reichweite – vor sie hin und beobachtete sie, bis sie wieder zu Atem gekommen war. Als sie sich schließlich aufsetzte, streckte er ihr die Hände hin, um ihr aufzuhelfen, woraufhin sie sogleich versuchte, ihm die Beine unter dem Körper wegzuschlagen.

»Verflucht, Frau, haltet ein«, schrie er, streckte die Hände aus und zerrte sie auf ihre Füße.

»Lassen Sie mich gehen!«, schrie sie zurück.

Er war verblüfft genug, um beinahe genau das zu tun. Noch nie im Leben hatte eine Frau ihm gegenüber einen derart rüden Ton angeschlagen.

Allerdings hatte er ja auch noch nie eine Hexe entführt.

Er umschlang sie mit seinen Armen und hielt sie dicht an sich gepresst, wo sie ihm nicht mehr schaden konnte. Dabei bemühte er sich, sie möglichst sanft zu behandeln, denn er fürchtete, dass er zuvor ein wenig ruppig gewesen war. Sie hatte keinen Ton von sich gegeben außer einem leisen Quieken, aber sie machte sich in seinen Armen steif wie ein Schwert. Vermutlich konnte er ihr deswegen keine Vorwürfe machen, und er lockerte seine Umklammerung, aber nicht zu sehr. Die Kleine war verschlagen und überraschend stark. Er würde gut daran tun, in ihrer Nähe äußerst wachsam zu sein.

»Nun?«, keuchte sie schließlich. »Werden Sie meine Frage beantworten oder soll ich Sie diesmal kampfunfähig machen?«

Er hätte gelächelt, wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre. Bei allen Heiligen, sie war wirklich ein tollkühnes Stück. Und sie roch sehr gut. Dadurch war er derart abgelenkt, dass er ihre Frage beantwortete, was er eigentlich nicht hatte tun wollen.

»1346«, sagte er. »Im Spätherbst, so hat es mir zumindest meine Mutter gesagt.«

Sie schwieg betroffen. »Und was für ein Jahr haben wir jetzt?«

»Wollt Ihr meinen Verstand auf die Probe stellen?«, fragte er stirnrunzelnd. »Wir schreiben das Jahr des Herrn 1375, das war gestern so und ist heute nicht anders.«

Sie rückte weit genug von ihm ab, um zu ihm aufsehen zu können. Er war verblüfft über den Ausdruck in ihren Augen. Es war eine Mischung aus Entsetzen, Überraschung und Resignation. Sie sah ihn einen weiteren Augenblick an, dann senkte sie den Kopf.

Etwas wie ein Schluchzen entrang sich ihrer Brust. Ganz leise, und sofort unterdrückte sie es. Er hätte es vielleicht nicht einmal wahrgenommen, wenn er nicht so dicht bei ihr gestanden hätte.

Und dieser kleine Schluchzer entwaffnete ihn völlig. Er nahm seine blutverkrustete Hand, legte sie auf ihren Hinterkopf und zog sie an sich. Er hatte keine Ahnung, warum dieses Datum sie derart aufwühlte, aber vielleicht wohnte dem eine besondere, ihm unbekannte Bedeutung inne.

Er schloss die Augen. Die Heiligen mochten ihm gnädig sein, er war ein solcher Narr! Er hätte nichts anderes tun sollen, als ihr eins überzuziehen und sie wie einen Sack Getreide zu seiner Burg zu schleppen. Stattdessen stand er seit einer halben Stunde mitten in Feindesland und hielt eine Hexe in seinen Armen, während sie immer wieder verzweifelt um Luft rang.

Dann bemerkte er, dass sie ihre Arme um ihn gelegt hatte und sich an ihm festklammerte, als sei er ihre letzte Rettung, die sie vor dem Abgleiten in den gähnenden Schlund der Hölle abhielte.

Er strich ihr um einiges länger übers Haar, als er es hätte tun sollen, aber dann dämmerte ihm, dass sie sich auf den Weg machen mussten, sonst würden sie nie mehr von hier fortkommen. Er räusperte sich. »Wie heißt Ihr, junge Frau?«

»Sunshine.«

Er lächelte leise. Das war sicher kein Name für eine Hexe, aber was wusste er schon? Vielleicht hatte ihre Mutter einen feinen Sinn für Ironie besessen. »Seid Ihr die Hexe der MacLeods, Sunshine?«

Sie stieß zittrig die Luft aus. »Ja.«

»Werdet Ihr mir helfen?«

»Ja.«

Er hätte keine solche Erleichterung verspüren sollen. Schließlich war er ein Cameron, und sie war nur eine einfache Clansfrau der MacLeods. Sie würde tun, was er von ihr verlangte.

Obgleich er nicht abstreiten konnte, dass es ihm angenehmer war, sie kam freiwillig mit, ohne ihn mit einem bösen Fluch zu belegen.

»Gut«, sagte er. »Gehen wir.«

Sie nickte, nur einmal.

Er ließ sie los, behielt aber ihre Hand in seiner. Doch sie versuchte weder, sie ihm zu entziehen, noch, ihn wieder niederzuschlagen. Er schwang sich auf sein Pferd und streckte seine Hand zu ihr herab. Sie stellte ihren Fuß auf seinen und zog sich hinter ihm hoch.

»Haltet Euch fest«, sagte er.

»Das werde ich.«

Er trieb sein Ross an und galoppierte Richtung Heimat. Nun, jetzt hatte er sie.

Er hoffte nur, der weite Ritt, um sie zu holen, wäre der Mühe wert.

Kapitel 3

Überlege gut, was du dir wünschst; es könnte in Erfüllung gehen.

Sunny dachte über den Wahrheitsgehalt dieses Sprichworts nach, während sie, fest an Robert Francis Cameron Mac Cameron geklammert, mit ihm durch Regen und Dunkelheit zu seinem Familienstammsitz ritt – zumindest vermutete sie das.

Zu seinem mittelalterlichen Familienstammsitz.

Nun, schließlich hatte sie sich ja einen Highlander gewünscht, oder nicht? Sie konnte sich nur nicht daran erinnern, dass es einer aus dem Mittelalter sein sollte, der von ihr, anstatt sie zum Dinner ins nächste Gasthaus auszuführen, verlangte, sie solle mit ihm auf seine Burg reiten und durch den Einsatz ihrer mystischen Kräfte seinen Bruder retten, der vermutlich schon seit 650 Jahren tot war.

Vielleicht hätte sie diesen monatlichen Beschwichtigungsessen, zu denen Jamie sie partout immer einladen wollte, einen Riegel vorschieben sollen. Sie hatte sich zunächst dagegen gesträubt, aber da Jamie ihr Laird war und sie seine Heilerin, musste sie wohl bestimmte traditionelle Gepflogenheiten einhalten. Das hatte er mit Nachdruck betont, als sie vor ihm niedergekniet war, ihre Hände in seine gelegt und ihm mit einer mittelalterlichen Schwurformel treue Gefolgschaft gelobt hatte. Nicht im Traum wäre ihr eingefallen, das könnte einmal dazu führen, dass sie auf ein harmloses Klopfen hin ihre Tür aufmachen und prompt in die Vergangenheit gezogen würde.

Aber eigentlich war es nicht weiter überraschend. Gerüchte über spukhafte Begebenheiten auf dem Land der MacLeods kursierten immer wieder im Pub unten im Dorf. Auch sie selbst glaubte an allerlei Highland-Magie. Geister hatte sie schon mit eigenen Augen gesehen. Und sie war sich fast sicher, dass sie schon eine oder zwei Feen erspäht hatte, die zwischen den von der Decke ihres Cottages herabhängenden Kräuterbüscheln hervorlugten. Zudem glaubte sie fest an die Möglichkeit einer Zeitreise – und befand sich dabei, was Jamies Familie anbelangte, in guter Gesellschaft.

Und warum auch nicht, immerhin hatte Jamie in seinem Büro eine Landkarte hängen, auf der all jene Orte auf seinen Tausenden Morgen Land eingezeichnet waren, auf denen man sich plötzlich in einem Jahrhundert wiederfinden konnte, das nicht das eigene war.

Zwar konnte sie sich nicht erinnern, auf dieser speziellen Landkarte je ihre Türschwelle entdeckt zu haben, auch nicht auf den Kopien, die Jamie für alle angefertigt hatte, die sich auf seinem Grund und Boden aufhielten. Offensichtlich musste diese Stelle neu eingezeichnet werden. Sie würde Jamie bei ihrem nächsten Zusammentreffen darum bitten.

Vorausgesetzt, sie sah ihn überhaupt jemals wieder.

Sie schüttelte ungläubig den Kopf. Wie war es möglich, dass sie buchstäblich schon tausende Male Moraigs Türschwelle überschritten hatte, und nie war irgendetwas Außergewöhnliches geschehen? Und ausgerechnet an diesem Abend hatte ein Cameron – und sie nahm schwer an, dass es sich bei ihm um den Cameron handelte – seine Hand in ihr Haus hineingestreckt und sie ins Jahr 1375 zurückgezogen? Sie hatte nichts Seltsames feststellen können, bis sie seine Hand berührt hatte. Es war das zweite Mal in zwei Tagen gewesen, dass sie die Hand eines Mannes berührt und dabei eine elektrische Entladung verspürt hatte.

Sie beschloss, dass es im Augenblick keinen Sinn hatte, weiter darüber nachzudenken. Ihr Entführer – oder Leihnehmer, wie er sich vielleicht bezeichnen würde – tätschelte ihr die Hände, also wirkte sie vielleicht etwas verängstigter, als ihr bewusst war. Sie legte die Stirn an die Scheide seines sechs Fuß langen Breitschwerts, die er quer über seinem Rücken trug, und versuchte, sich zu entspannen. Aber nicht einmal ihr Allzweck-Beruhigungsmantra konnte angesichts dieses ungeheuerlichen Ereignisses seine Wirkung entfalten. Ihr blieb nichts weiter übrig, als einfach hin und wieder tief Luft zu holen.

Er ritt wie der Teufel, aber sie war sicher, dass es mehrere Stunden gedauert hatte, bevor sie die schwachen Umrisse von Cameron Hall in der Dunkelheit erkennen konnte. Sie wusste, wie die Burg im 21. Jahrhundert aussah, denn sie und Madelyn hatten im vergangenen Sommer die lange Fahrt dorthin unternommen. Es war ein spektakulärer Anblick, da sich die Burg viel von ihrem mittelalterlichen Charakter bewahrt hatte, aber offensichtlich auch durch umsichtige und umfangreiche Renovierungsmaßnahmen ergänzt und modernisiert worden war.

Die mittelalterliche Version war kleiner, wirkte aber nicht weniger wehrhaft. Sie betrachtete sie im Licht des Mondes, das gerade durch die Wolken brach, als sie durch das Dorf und unter dem äußeren Tor der Befestigungsanlage hindurchritten. Ihr Begleiter sprang vor dem Burgtor vom Pferd und streckte dann die Arme aus, um ihr herunterzuhelfen. Sie ließ ihn gewähren, denn sie war sich nicht sicher, ob sie es schaffen würde, einigermaßen elegant abzusteigen.

Er zog sie sogleich hinter sich her durch den Großen Saal und durch das Treppenhaus ins obere Stockwerk. Dort führte er sie in eine geräumige Kammer mit einem gewaltigen Kamin. Ein Feuer loderte hell darin, was sie sehr angenehm fand, da sie völlig durchgefroren war. Vor dem Kamin lag reglos ein Mann, und eine junge Frau kniete neben ihm, wiegte den Oberkörper vor und zurück und erging sich in lautem Wehklagen.

Cameron blickte sie an. »Also?«

Sunny schluckte. »Das ist Ihr Bruder?«

»Ja. Was kann ich tun?«

»Schaffen Sie die Frau raus«, befahl Sunny ohne Zögern, »dann bringen Sie mir alle Kräuter, die Sie haben, und irgendein starkes alkoholisches Getränk. Ich werde auch ein Messer brauchen.«

»Könnt Ihr ihn retten?«

»Das weiß ich noch nicht«, erwiderte Sunny.

Cameron zog ein Messer aus seinem Stiefel und reichte es ihr mit dem Griff voran; dann ging er hinüber und hob die rothaarige Frau auf seine Arme. Er gab keinen Ton von sich, nicht einmal, als sie ihn kratzte und verfluchte und mit den Fäusten auf ihn einschlug. Er trug sie einfach kommentarlos aus der Kammer.

Sunny ging zum Feuer hinüber und kniete sich neben Camerons Bruder hin, der auf einem Plaid lag und die Hände auf der Brust gefaltet hatte. Mit seinem dunklen Haar und den außergewöhnlich schönen Gesichtszügen sah er Cameron sehr ähnlich. Seine Miene zeigte kein Zeichen von Schmerz, also spürte er vielleicht schon gar nichts mehr. Das war zweifellos ein Segen. Sie legte das Messer auf dem Boden ab und machte sich an die Arbeit. Zunächst streckte sie seine Arme an seinen Körperseiten aus und zog dann ganz vorsichtig das Tuch ab, das seinen Leib bedeckte.

In seinem Bauch klaffte eine große Wunde, als hätte ihn jemand mit einem Schwert durchbohrt und dann die Klinge mehrfach darin herumgedreht. Selbst wenn er bisher wie durch ein Wunder überlebt hatte, würde er vermutlich nicht mehr genesen. Sie verfügte über hervorragende anatomische Kenntnisse, hatte viel Erfahrung mit Kräutermedizin, und sie wusste theoretisch alles über die Versorgung von Kampfwunden, was Patrick MacLeod ihr hatte vermitteln können – aber nichts davon würde den Mann retten, der vor ihr lag.

Dennoch würde sie tun, was sie konnte.

Cameron stürmte wieder in die Kammer herein; er trug diverse Stoffsäckchen in den Händen und einen Ledertrinkbeutel unter jedem Arm. Er stellte alles neben ihr auf dem Boden ab.

»Noch etwas?«, fragte er.

»Bringen Sie Wasser in einem Topf zum Kochen«, sagte sie. »Dann brauche ich noch Nadel und Faden. Und legen Sie im Kamin Holz nach.«

»Was werdet Ihr tun?«, fragte er.

»Ich nähe ihn zusammen und bete, dass er überlebt«, sagte sie resigniert, dann fiel ihr wieder ein, wen sie vor sich hatte. Sie blickte zu ihm auf. »Es tut mir leid. Das war schonungslos offen.«

Er schüttelte den Kopf. »Offenheit ist mir lieber. Ich kümmere mich um das Wasser und das Übrige.«

Sunny nickte, dann schnupperte sie an den Kräutersäckchen, die er ihr gebracht hatte. Die Kräuter waren nicht frisch, aber sie glaubte nicht ernsthaft, dass das einen Unterschied machte. Sie stellte einige davon, die ihr nützen könnten, an der Seite auf und legte die anderen auf einen Haufen. Dann stand sie auf, schürte selbst das Feuer und ging ungeduldig auf und ab, bis Cameron wieder in die Kammer zurückgerannt kam. Er drückte ihr ein paar Sachen in die Hand und befahl dann in barschem Ton einem jungen Diener, den Kessel in die Mitte des Feuers zu stellen. Sunny wartete, bis der Junge gegangen war, bevor sie Cameron ansah.

»Ich werde tun, was ich kann«, sagte sie. »Gehen Sie mir zur Hand, wenn ich Sie brauchen kann. Wenn nicht, halten Sie Abstand.«

Er nickte finster.