Die Stimme der Propheten - Manfred Müller - E-Book

Die Stimme der Propheten E-Book

Manfred Müller

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Beschreibung

Dieses Buch enthält drei bearbeitete Vorträge zur Botschaft der sogenannten Kleine Propheten, insbesondere über Habakuk und Haggai. Zu diesen oft vernachlässigten Büchern des Alten Testaments gibt es vergleichsweise nur wenig Literatur, wo man eine Anwendung für die heutige Zeit findet. Dieses Taschenbuch beinhaltet deshalb eine Reihe ganz praktischer Auslegungen.

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Mit freundlicher Genehmigung von Christliche Schriftenverbreitung e.V. Hinweis: Dieser Kommentar ist bislang nur teilveröffentlicht. ISBN Printversion: 978-3-89287-152-1 ISBN E-Book: 978-3-89287-988-6 © 2023 Christliche Schriftenverbreitung e.V. und www.bibelkommentare.deDieser Kommentar ist im Internet veröffentlicht unter: www.bibelkommentare.de/ebooks/uid?cmt.842.epubKontakt: [email protected]

Inhaltsverzeichnis

Die kleinen Propheten

Die kleinen Propheten

Der Prophet Habakuk

Der Prophet Haggai

Der Prophet Haggai

Die kleinen Propheten

Die kleinen Propheten

Wir wollen uns mit Gottes Hilfe mit einem Teil des Wortes Gottes beschäftigen, der sehr wenig gelesen wird und daher auch wenig bekannt ist: mit den zwölf kleinen Propheten.

Sie werden allgemein die „kleinen“ Propheten genannt, weil ihre prophetische Reichweite kürzer ist als die der vier großen Propheten Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel, wenn auch vom Umfang her Hosea und Sacharja mit jeweils 14 Kapiteln sogar zwei Kapitel länger sind als z.B. das Buch Daniel. Sie beginnen mit dem Propheten Hosea und enden mit dem Propheten Maleachi.

Wir wollen als erstes versuchen, quer durch die zwölf kleinen Propheten eine Linie praktischer Unterweisung für uns aufzuzeigen. Später wollen wir uns eingehender mit dem Propheten Habakuk beschäftigen und danach mit dem Propheten Haggai.

Beim Aufspüren einer Linie praktischer Unterweisung in den Büchern dieser zwölf Propheten geht es uns um eine Antwort auf die Frage: Wie können uns diese so alten Botschaften – sie sind im Schnitt über 2500 Jahre alt – heute noch für unser praktisches Glaubensleben von Nutzen sein?

Auch für diesen Teil des Wortes Gottes trifft zu, was wir in 2. Timotheus 3,16.17 finden: „Alle Schrift ist von Gott eingegeben und nütze zur Lehre, zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit, auf dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt.“

Zuerst sind sie also „nütze zur Lehre [oder Belehrung].“ Wir werden in diesen Büchern vergeblich nach Belehrungen über die Versammlung Gottes suchen. Dieses Thema wird im Neuen Testament behandelt. Die Versammlung Gottes ist himmlischen Ursprungs, und sie hat eine himmlische Zukunft. Das Hauptthema der kleinen Propheten hingegen ist (was die Lehre betrifft) die Regierung Gottes auf dieser Erde, und zwar insbesondere im Blick auf das irdische Volk Israel und die benachbarten Völker.

Dann sind sie „nütze ... zur Überführung, zur Zurechtweisung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit“. Auf dieser praktischen Seite soll jetzt der Schwerpunkt liegen. Wir werden sehen, dass diese alten Botschaften heute noch aktuell für uns sind und uns in unseren Herzen und Gewissen überführen, uns zurechtweisen und uns in praktischer Gerechtigkeit unterweisen. Das Ziel dabei ist: „Auf dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke völlig geschickt.“

Das Neue Testament gibt uns auf die Frage, was die kleinen Propheten uns zu sagen haben, noch eine weitere Antwort. Wenigstens zwei Schlüsselverse aus dem Neuen Testament weisen uns in die entscheidende Richtung. Der eine Schlüsselvers ist Offenbarung 19,10, wo es heißt: „Denn der Geist der Weissagung ist das Zeugnis Jesu.“ Der Geist, der sich durch all die Weissagungen (oder: Prophezeiungen) hindurchzieht, ist vor allem ein Zeugnis von dem Herrn Jesus. Mit „Geist“ ist hier nicht der Geist Gottes gemeint, sondern der Inhalt: der geistliche Gehalt aller Weissagungen der Schrift ist nichts anderes als ein Zeugnis von der Person unseres Herrn Jesus Christus.

Der zweite Schlüsselvers, der uns hilft, den richtigen Weg zu finden, ist Lukas 24,27, wo von dem Gespräch des Herrn Jesus mit den beiden Emmaus-Jüngern, wie sie allgemein genannt werden, gesagt wird: „Und von Moses und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn betraf.“ Von allen Propheten – darin sind auch die kleinen Propheten eingeschlossen.

Beim Durchgang durch diese Bücher begegnen wir also dem Herrn Jesus in einer bestimmten Weise. Wir finden Ihn hier nicht in Seinen persönlichen Herrlichkeiten, wie wir das von den vier Evangelien und auch von den Briefen des Neuen Testaments her gewohnt sind, sondern so, wie der Geist Gottes im Hebräerbrief die Wirksamkeit des Wortes Gottes beschreibt: „Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam und schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Beurteiler der Gedanken und Gesinnungen des Herzens; und kein Geschöpf ist vor ihm unsichtbar, sondern alles bloß und aufgedeckt vor den Augen dessen, mit dem wir es zu tun haben“ (Heb 4,12).

Zunächst spricht der Geist Gottes von dem Wort Gottes, und plötzlich wechselt Er den Ausdruck, und wir stehen vor einer Person. Wir stehen vor dem, der auch durch diese zwölf kleinen Prophetenbotschaften die Gesinnung unserer Herzen beurteilen möchte. In dieser Weise werden wir dem Herrn Jesus in den kleinen Propheten begegnen, dem prüfenden Auge dessen, mit dem wir es zu tun haben. Und so werden wir das, „was ihn betraf“, auch hier angesprochen finden.

Der Versuch, einer Linie praktischer Unterweisung nachzugehen, bedeutet natürlich, dass wir dabei nicht auf die rein prophetische Aussage dieser 67 Kapitel von Hosea bis Maleachi eingehen können. Sonst würden wir den zweiten Schritt vor dem ersten tun.

Es gibt einiges an Schrifttum über die kleinen Propheten, doch alle diese Schriften behandeln hauptsächlich die Prophetie dieser Bücher und können uns daher wenig Hilfestellung geben, wenn wir nach der praktischen Seite fragen, was uns diese Botschaften heute zu sagen haben.

Ich denke, dass wir uns dieser Frage nähern können – und das sage ich als Ermunterung für unsere jungen Geschwister –, indem wir das Wort Gottes immer wieder aufmerksam lesen. Das ist der einfachste und sicher auch der beste Weg.

Da uns heute sehr viele belehrende Schriften zur Verfügung stehen, beschleicht mich manchmal die Angst, ob wir nicht in der Gefahr stehen – ich schließe mich dabei völlig mit ein –, solche Schriften besser zu kennen als das Wort Gottes selbst. Ich sage nichts dagegen, Betrachtungen gut zu studieren und zu kennen, doch es ist lebensnotwendig, dass wir immer zuerst einmal betend das Wort aufmerksam lesen. Wir dürfen das in dem Bewusstsein tun, dass der Heilige Geist uns Verständnis und Einsicht zu geben vermag. Das gilt auch für diese wenig gelesenen Botschaften des Alten Testaments.

Dabei entdecken wir plötzlich einzelne Verse, bei denen wir sehr deutlich empfinden, dass sie eine aktuelle Botschaft für uns heutzutage enthalten und auch heute noch unsere Herzen ansprechen.

Weiter entdecken wir, dass der Geist Gottes, der Autor der ganzen Heiligen Schrift, im Neuen Testament vielfach Verse aus diesen Büchern zitiert und damit die neutestamentliche Wahrheit untermauert. Das bestätigt uns dann in unserem Wissen, dass die Schrift ein Ganzes ist.

Wir suchen weiter, betend und lesend, und fragen uns, was die Kennzeichen der Männer waren, die Gott damals gebrauchen konnte, um mit Prophetenstimme in der Mitte Seines irdischen Volkes zu reden. Dann stellt sich uns die Frage, ob Gott auch bei uns solche Kennzeichen findet. Kann Gott auch uns heute gebrauchen, um mit Prophetenstimme zu reden?

Die nächste Frage ist die nach dem historischen Hintergrund der Botschaft: Wie waren die Umstände damals in Israel, als z.B. Hosea zur Zeit Jerobeams II. weissagte? Israel war das zehnstämmige Nordreich, manchmal auch Ephraim genannt, mit seiner Hauptstadt Samaria. Wie sah es in dem zweistämmigen Südreich, Juda und Benjamin, mit seiner Hauptstadt Jerusalem aus?

Gott lässt uns über die damaligen Umstände nicht im unklaren. Das Wort Gottes gibt Hinweise dazu und erwähnt auch die Dinge, die das prüfende Auge Gottes unter der Oberfläche entdecken musste. Dann sehen wir, wie diese Prophetenstimmen einen Zustand des Verfalls und des Niedergangs brandmarkten. Wir entdecken quer durch alle Propheten, wie Gott in solch einer Zeit des Niedergangs nach einem Überrest Ausschau hielt, der die Kennzeichen göttlichen Lebens und wahrer Gottesfurcht aufwies.

Wir entdecken ferner, dass diesem Überrest Verheißungen und Hilfsquellen gegeben waren. Dieser Gedanke an einen Überrest ist überall vorherrschend. Wohl etwa vierzigmal wird in den „großen“ Propheten (Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel) von einem Überrest gesprochen, und in den kleinen Propheten ist fünfzehn- oder siebzehnmal von einem Überrest die Rede. Wir sehen schließlich, dass diesem Überrest eine herrliche Zukunft verheißen wird.

Wenn wir so über diese Propheten nachdenken, werden wir entdecken, wie aktuell diese Botschaften auch heute noch für uns sind. Denn auch wir leben in einer Zeit des Niedergangs und des Verfalls. Wir kennen gut die Briefe des Neuen Testaments, die uns deutlich die Endzeit beschreiben. Das sind insbesondere der 2. Timotheusbrief, der 1. Petrusbrief, der Judasbrief und der 1. Johannesbrief. In all diesen Schriften spricht Gott von der Endzeit, und Sein Auge sucht nach Lichtstrahlen, die in solch einer Zeit von einem Überrest ausgehen.

Auch wissen wir aus diesen Briefen, dass dem Überrest in unserer Zeit ebenso Verheißungen gegeben sind, Hilfsquellen zur Verfügung stehen und dass auch er einer herrlichen Zukunft entgegengeht. Selbstverständlich besteht ein großer Unterschied zwischen der Zukunft dieses Überrestes und der Zukunft des jüdischen Überrestes: unsere Zukunft ist himmlischer Art; dem Überrest aus Israel wird am Ende der Tage die Erfüllung einer irdischen Verheißung zuteil.

Wir wollen in diesem kurzen Artikel ein paar Schlüssel zurechtfeilen, die eine Hilfe sind, sich im Selbststudium in diese Botschaften zu vertiefen. Als erstes sind das zwei Verse aus dem Propheten Amos, die uns Aufschluss über den historischen Hintergrund jener Tage geben: „Und ich werde das Winterhaus zertrümmern samt dem Sommerhause; und die Elfenbeinhäuser werden zu Grunde gehen, die großen Häuser werden verschwinden, spricht der HERR“ (3,15). Und dann weiter: „Darum, weil ihr den Armen niedertretet und Getreidegaben von ihm nehmet, habt ihr Häuser von behauenen Steinen gebaut und werdet nicht darin wohnen, liebliche Weinberge gepflanzt und werdet deren Wein nicht trinken“ (5,11).

Amos, und übrigens auch Hosea, führt uns in die Zeit des Königs Jerobeam II., der 41 Jahre in Israel regierte. Diese lange Zeit war eine Zeit des Friedens in Israel. Es war eine Zeit politischer Erstarkung. Die historischen Bücher Samuel, Könige und Chronika geben uns Aufschluss darüber, dass Jerobeam II. ein geschickter, politisch starker König war. Zugleich sehen wir, dass es auch eine Zeit des Wohlstands und des Luxus war, wie sie sich ja meistens in langen Friedensperioden entwickeln. Die Menschen liebten Wohlstand und Luxus.

Ich übertrage diesen einen Vers aus Amos 3 einmal in unsere heutige Sprache: Es ist heute durchaus keine Seltenheit, dass jemand ein schönes Haus hat und dann auch noch irgendwo ein Haus im Sauerland oder an der Küste Spaniens. Wir haben schöne, gut eingerichtete Wohnungen und allerlei „liebliche“ Dinge (wie es in Amos 5 steht). Amos 5 gibt uns auch Aufschluss darüber, wie diese Häuser damals zustande kamen: die Armen wurden niedergetreten. Hier sehen wir schon, wie die Prophetenstimme sich warnend erhebt und die Sünden des Volkes scharf verurteilt.

Gott hat nichts dagegen, wenn wir uns ein schönes Haus bauen und unsere Wohnung schön einrichten. Gottes Wort verurteilt auch materiellen Reichtum an sich nicht. Aber ich habe in Gottes Wort gefunden, dass Gott etwas dagegen hat, wenn wir reich werden wollen (1. Tim 6,9). Darauf legt Er durchaus den Finger. Und wenn der Geist Gottes durch die Prophetenstimme diesen Zustand des Wohlstands und des Luxus anprangert, dann tut Er das, weil die Prioritäten Seines irdischen Volkes durcheinandergeraten waren. Die Erfüllung ihrer Wünsche hatte erste Priorität. Sie suchten nach Wohlstand und Luxus, und sie suchten danach auf einem ungerechten Weg. Spricht das nicht auch uns an?

Wir dürfen Annehmlichkeiten dankbar aus Gottes Hand annehmen. Wir werden sehen, dass Gott uns im Propheten Haggai fragt: Wo liegt die Priorität bei euch? Nehmt ihr das, was an Wohlstand zur Verfügung steht, mit Dankbarkeit und Demut des Herzens von Mir an, oder ist euer ganzes Dichten und Trachten darauf gerichtet, in dieser Welt etwas zu erreichen?

Sind das nicht sehr aktuelle Fragen? Leben wir nicht in einer der damaligen Epoche vergleichbaren Zeit? Eine lange Friedensperiode liegt hinter uns. Schauen wir voller Dankbarkeit gegenüber Gott darauf zurück? Wohlstand und Luxus sind in unserem Land schon viele Jahre gang und gäbe. Was machen wir damit? Das ist die Frage, die Gott auf unsere Herzen legt. Haben diese Dinge die erste Priorität in unserem Leben, oder nehmen wir sie demütig und dankbar an als etwas, das uns von Gott zur Verwaltung anvertraut ist?

Wenn ich an Philipper 4 denke, beschleicht mich immer ein Gefühl des Unbehagens: „Denn ich habe gelernt, worin ich bin, mich zu begnügen. Ich weiß sowohl erniedrigt zu sein, als ich weiß Überfluss zu haben; in jedem und in allem bin ich unterwiesen, sowohl satt zu sein als zu hungern, sowohl Überfluß zu haben als Mangel zu leiden“ (V. 11.12). Es ist doch merkwürdig, wenn Paulus sagt: Ich habe gelernt, Mangel zu leiden – das lernen wir zwangsläufig; doch wenn er sagt: Ich habe auch gelernt, Überfluss zu haben, stellt man sich die Frage, ob man so etwas denn lernen muss. Meine eigene Erfahrung ist, dass wir uns an nichts schneller gewöhnen als an Wohlstand und Luxus. Zu lernen, Überfluss zu haben, bedeutet, das, was Gott uns in Seiner Güte gibt und anvertraut, gottgemäß zu besitzen und zu verwalten.

Diese beiden Verse aus Amos kennzeichnen sehr gut den damaligen Zustand des Volkes Gottes. Doch das war nur sein äußerer Zustand. Das Auge des Propheten schaute tiefer. Der Prophet legte seine Hand an den Pulsschlag des geistlichen Lebens. Nicht die äußeren Umstände sind das Entscheidende, sondern das, was dahinter versteckt ist. Wie sieht es mit dem geistlichen Leben aus? Was muss das suchende Auge Gottes und das des Propheten dort feststellen?

Das ist einer der Schlüssel, den wir uns zurechtfeilen wollen. Wir müssen sorgfältig zwischen den historischen Büchern und den prophetischen Büchern in der Schrift unterscheiden. Allgemein können wir sagen: Die historischen Bücher (Samuel, Könige und Chronika) beschreiben uns die äußeren Umstände und Ereignisse, wie sie sich damals in Israel und Juda ereignet haben. In den prophetischen Schriften werden wir mehr durch den Finger Gottes auf den moralischen Zustand des Volkes hingewiesen, der hinter diesen äußeren Umständen zu sehen war.