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Die Sutras, die beim Zazen zu verschiedenen Gelegenheiten in altem Chinesisch, Japanisch oder Sanskrit gemeinsam rezitiert werden, erschließen sich dem Schüler ohne die Erläuterungen und Kommentare eines erfahrenen Lehrers nur schwer. Sabine Hübner übersetzt und erklärt uns in diesem Band eine Sammlung der wichtigsten Sutra-Texte aus der täglichen Praxis. Sie zeigt uns, wie wir durch diese Verse unserer Wesensnatur begegnen, hier und jetzt die Wahrheit in uns selbst erfahren und den Buddha-Dharma verwirklichen können. Das Hannya Shingyo wird unter anderem ebenso behandelt wie die Drei Zufluchtnahmen und das Shiguseiganmon, und insbesondere Hakuin-Zenjis Zazen Wasan wird ausführlich kommentiert. Ein Grundlagenwerk für jeden, der sich mit Zen befasst — jenseits der verschiedenen Schulen und Richtungen.
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Seitenzahl: 166
Umschlaggestaltung unter Verwendung einer Kalligrafie «Traum» von Yang Chong-guang (Privatbesitz, alle Rechte vorbehalten).
Durchgesehene eBook-Ausgabe der gedruckten Fassung. Copyright © 2003-2016 by Werner Kristkeitz Verlag, Heidelberg. Alle Rechte für sämtliche Medien und jede Art der Verbreitung, Vervielfältigung, Speicherung oder sonstigen, auch auszugsweisen, Verwertung bleiben vorbehalten.
ISBN 978-3-932337-86-4 (eBook)
ISBN 978-3-932337-01-7 (gedrucktes Buch)
www.kristkeitz.de
Websites der Autorin: www.westlicher-himmel.de www.sabine-huebner-zen.de
Widmung
Vorwort
Hinführung zur Rezitation
Die Drei Zufluchtnahmen Buddhaṃ saraṇaṃ gacchāmi
Hannya Shingyō Das Herz-Sūtra
Zazen Wasan Lied auf Zazen, von Hakuin-Zenji
Kaikyōge Die Eingangs-Verse
Über Zen von Daiō-Kokushi
Shiguseiganmon Die Vier Großen Gelübde
Diese Arbeit widme ich in dankbarer Freude meinen spirituellen Lehrern, die mich auf dem Weg angeleitet und geführt haben, meiner Lehrerin Ida Meyer, meinem Pfarrer Hannjürg Neundorfer, meinem Zen-Meister Willigis Jäger Kyo-un-Rōshi, meinem Ehemann Volker Fey, der mich buddhistische Philosophie und buddhistische Psychologie lehrt – von ihm stammt auch die Erklärung zum Herz-Sūtra –, und allen meinen Zen-Schülern, die ebenfalls meine ausgezeichneten Lehrer sind.
Bei den Übersetzungen der Sūtra-Texte stütze ich mich teilweise auf die Arbeit von Volker Fey und Willigis Jäger sowie anderen Zen-Lehrern und -Meistern.
Sabine Hübner
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Was ist das – Rezitation?
Warum eigentlich rezitiert der Mensch auf dem Weg?
Wie kommt es, dass immerhin sechzehn von hundert mehr oder minder tiefen spirituellen Erfahrungen durch Rezitation ausgelöst werden? [→ 1]
Und wie ist es möglich, dass der Mensch auf dem Weg die Notwendigkeit von Rezitation intuitiv empfindet?
Selbst abgefeimte Verbrecher beten in ihren Zellen, denn auch sie sind auf dem Weg. Ahnungsweise haben sie im Einsamsein ihrer Zelle wohl erkannt, dass es etwas gibt, etwas, was ihnen Halt und Kraft, Mut und Vertrauen nicht nur in schweren Situationen gibt. Es gibt etwas, in was man sich hineinfallen lassen kann und was einem dabei auch noch Wärme, Trost und Geborgenheit gibt.
Wir sind alle auf dem Weg, auch diejenigen, die es nicht wahrhaben wollen. Selbst Nihilisten sind trotz ihres Umweges auf dem Weg zum selben Ziel. Mögen einige Nihilisten nun auch zetern und protestieren. Doch auch sie essen trotz ihres vorgeblichen Nihilismus zum Beispiel gern Schwarzwälder Kirschtorte, gehen gern mit ihrer Frau ins Bett, trinken gern ein Schnäpslein – weil sie das für sie angeblich nicht existierende Leben sonst nicht ertragen könnten. Nihilisten potenzieren durch ihre Einstellung im Hinblick auf ihre materielle Manifestation hier und jetzt selbst ständig ihren ohnehin übermächtigen Daseinsfrust. Ein wenig darüber nachzusinnen würde ihren Spannungskopfschmerz mit Sicherheit etwas lindern. Dieses Nachsinnen sollte sich aber nicht im Kraft zehrenden Konzentrieren auf beispielsweise die letzte Steuererklärung zeigen, sondern in einer sinnvollen und Kraft spendenden Konzentrationsübung, welche zugleich geistige Sammlung mit sich bringt, und, wie bereits erwähnt, Kraft spendet. Also kein diskursives Denken! Folgt man dieser Empfehlung, entsteht ein Sammlungsprozess, welcher sich selbst fortlaufend potenziert. Wie wäre es jetzt mit rezitativem Beten? Selbst ein hartnäckiger, also fatalistisch-melancholisch-depressiver Nihilist [→ 2] kann letztlich aufgrund seiner Sicht nur insoweit konsequent sein, als es sich um etwas handelt, das er nicht nihilistisch betrachtet. Und etwas hoffnungsvoll Heilsames gibt es da bei jedem einzelnen Nihilisten, weil er sich sonst nicht materiell manifestieren könnte.
Entsprechend dieser Beschreibung sind die meisten Menschen in den westlichen Industrieländern Nihilisten. Die Frage nach einem «Warum» und einer etwa gar bestehenden Notwendigkeit von Rezitation stellt sich dadurch umso zwingender. Was ist nun also Rezitation? Eine nichtgegenständliche Form von Gebet. Und was ist der Unterschied zwischen Beten und Rezitation? Gar keiner, wenn der Mensch auf dem Weg richtig zu beten versteht, wenn er in rechter Manier rezitiert. Es geht nämlich bei beiden, Gebet und Rezitation, die in der Konsequenz gleich sind, einzig und allein darum, die Gedanken zum Stillstand zu bringen, um damit eine höchstmögliche Konzentration zu erreichen. Die sinnlichen Wahrnehmungsprozesse des Skandha führen uns nämlich durch die – triebhaft bedingt – getäuschten Gedanken und Gefühle immer weiter von uns selbst weg. Das muss nicht sein.
Es geht nun also darum, sämtliche Skandha-Aktivitäten wenigstens für einen Augenblick zu unterdrücken, um sich aus den sinnlichen Reiz-Überflutungen zurücknehmen zu können. Hierbei, in diesem Zurücknehmen, erfährt der Übende in seiner Wahrnehmung für ihn deutlich erkennbare Unterschiede. So werden die verschiedenen Nimitta-Zustände während dieses Zurücknehmens als eine Art stufenweises Erkennen zurück zu sich selbst sichtbar. Die Entwicklung verläuft wie folgt:
1. parikamma/ -*nimitta/ -*samādhi
2. upacāra/ -*samādhi
3. appanā/ -*samādhi
Damit ist Rezitation also in rechter Anwendung eine großartige Möglichkeit, die zehntausend Affen unkontrollierter Gedanken und Empfindungen zur Ruhe zu bringen. Warum dies so ist? Es gibt keinen Zufall. Was geschieht, geschieht in Abhängigkeit von Bedingungen. Es geschieht gesetzmäßig, da sonst blindes Chaos herrschte, was natürlicher Logik widersprechen würde.
So lange ein Mensch nicht vollkommen entwickelt ist, werden sinnliche Wahrnehmungen infolge der im herkömmlichen Speicherbewusstsein, mano viññāṇa dhātu, zwangsläufig auf dort bereits vorhandene, jedoch nicht geordnete Daten treffen. Dieser Vorgang ist als ein wichtiger Teil der Skandha-Aktivitäten anzusehen; denn er erzeugt jene täuschenden energetischen Impulse, die, einem Kaleidoskop vergleichbar, sich ständig wandelnde Strukturen produzieren. Diese Strukturen sehen wir zusammen mit den im Verlauf unserer diversen Sozialisierungsprozesse sich ergebenden Konzepten als die unserer materiellen Manifestation zugrunde liegenden energetischen Abläufe, woran wir die Tatsache der Vergänglichkeit erkennen. Hier sehen wir deutlich, dass wir, solange wir nicht vollkommen entwickelt sind, in der Vergangenheit leben. Es gilt nun in der einzig möglichen Konsequenz, die Gedanken zum Stillstand zu bringen und uns mehr und mehr durch Aufmerksamkeit und Konzentration in Sammlung zu vertiefen. So erlangen wir immer mehr Energie. Diese ist geistig und erzeugt mit den anderen Faktoren gemeinsam einen sich ständig potenzierenden Prozess, durch den wir die Täuschungen und Irritationen der Skandha-Aktivitäten, also der sinnlichen Wahrnehmung in ihrer Gesamtheit und was man psychisch daraus macht, in einer Weise überwinden, dass wir sie schließlich und irgendwann endlich für immer hinter uns zurücklassen. Dies bedeutet, die Notwendigkeit der Anwendung einer der 108 vorgenannten geistigen Möglichkeiten.
Hier wird Rezitation zum gegenstandsfreien Beten – beides einzig im Wort unterschieden – und zwar insofern, als bei Rezitation zum Beispiel in einigen Schulformen die Texte in Silben zerlegt werden. Dadurch vermeidet der Übende, dass auf der Ebene des diskursiven Intellektes ablenkende Gedanken entstehen.
Wo eine solche Wortzerlegung aus sprachlichen Gründen nicht möglich ist, hat eine Übersetzung des Originaltextes so zu erfolgen, dass der Sinn erhalten bleibt, jedoch die Entstehung von ablenkenden Gedanken unterbleibt.
Dass eine solche Übersetzung zweifelsfrei nur durch einen entsprechend entwickelten Menschen erfolgen kann, braucht nicht weiter kommentiert zu werden.
Rezitation, in rechter Manier erfolgt, setzt unvorstellbare Kräfte frei. Man darf also auch sagen, Beten, in rechter Manier erfolgt, setzt unvorstellbare Kräfte frei. Die unter Einsatz des diskursiven Intellektes während der spirituellen Übung gelesenen Textinhalte für sich allein bringen dem Übenden gar nichts. Nachzudenken während eines Gebets oder einer Rezitation ist vergeudete Zeit und vergeudete Energie.
Die Zen-Meisterin Sabine Hübner lehrt ihre Schüler in der vorstehend beschriebenen, uralten Manier zu rezitieren.
So ist es nicht verwunderlich, dass zum Beispiel in einem ihrer Sesshin binnen weniger Minuten auch der noch müdeste Schüler wach und energiestrotzend auf seinem Zafu in der Mitte seiner Matte thront.
Möge Sabine Hübner all ihre Schüler mit der ihr eigenen Schulungsweise dorthin führen, wohin sie alle sich so sehr sehnen … nach Nirvāṇa.
Namo Buddhaya – «Ich grüße den Buddha in dir»!
Vijāya Volker Fey
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