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"Vor lauter Wissen sehen wir die wertvolle Erkenntnis nicht mehr." Peter Felixberger über die Auswirkungen von Big Data. Denn während wir immer weniger verstehen und gleichzeitig immer mehr Daten sammeln, schlägt die Stunde des Blenders. Sein Vorteil: Eigentlich nicht mehr genau zu wissen, was er weiß.
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Seitenzahl: 13
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Peter Felixberger
Die Stunde der Blender
Über die letzten Geheimnisse echter Autorität
Diktaturen, oder sanfter ausgedrückt Monarchien, beruhen auf einer simplen Denkfigur. Der weise Alleinherrscher weiß erstens, was zu tun ist, und er tut aus seiner Sicht zweitens immer das Richtige. Das Geschäft funktioniert so lange, wie diese stillschweigende Übereinkunft Herrscher und Beherrschte vereint. Auf diese Weise hält der selbstbestimmte Weise seinen Laden zusammen. Herrschaftstheoretisch ist der Diktator oder König außerdem eine überaus energiesparende Einrichtung. Er braucht nur wenige Debatten und Diskurse abzuhalten, um zum richtigen Ergebnis zu kommen. Der alles Wissende hat ja schließlich alle Macht und Autorität, das zu tun, was richtig ist. Denn als einzige Autorität weiß er: Oben steht nur, wer alles weiß. Unter dieser Dumpfglocke lässt es sich dann selbst als Dumpfbacke ordentlich leben und arbeiten.
Fußballtrainer und Unternehmenskapitäne, Chefköche und Stammesfürsten, Flugzeugpiloten und Chefredakteure wissen um die Vorzüge monarchischer Entscheidungsprozesse in der Abgeschiedenheit eigener Vernunft. Kein Untertan redet mit, wenn es ernst wird. Nun wissen wir natürlich längst, dass sich auf Dauer nur noch Fußballspieler, zermalmte Mitarbeiter, Köche, Passagiere und freiberufliche Autoren diesem Herrschaftsmodell unterwerfen. Doch der Lack blättert allerorten. Erstens, weil die weisen Einzigartigen weniger, und zweitens, die weisen vielen immer mehr werden. Mit der Konsequenz: Die Weisheit des einen zerfällt schneller, als die Weisheit der vielen wächst. Egal, jeder darf am Rockzipfel der Machtdiskurse mithängen – auch und besonders bezüglich der Frage, wer oder was über ihn regiert.