Die Thombansen-Saga - Ulla Thombansen - E-Book

Die Thombansen-Saga E-Book

Ulla Thombansen

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Beschreibung

Das ist die Geschichte der Thombansen`s, was für eine Familie! Sieben Generationen schaffen von 1773 bis 1976 treu als Metzger rund um das Residenzschloss in Neuhaus. Der letzte Metzger der Sippe, Heiner Thombansen, bleibt bis 2023 in der Fleischwarenindustrie. Dann ist in dem Stamm Schluss mit Metzgern, und der Strukturwandel führt die nächsten Generationen in andere Berufe: Erlebter Zeitenwandel, wie er im Buche steht - aber nichts Neues, denn die Story beweist, dass tiefe und plötzliche Veränderungen keine Erfindung unserer Tage sind. Auch unsere Vorfahren müssen sich mit klimatischen, gesellschaftlichen, gesundheitlichen, ja, auch Herrschafts-Veränderungen herumschlagen. Die Thombansen-Saga startet neun Generationen vor Heiner, damals nach dem 30jährigen Krieg in Kattenstroth bei Gütersloh, von wo Ewerd Tombanse Mitte der 1770er Jahre als Hofmetzger an den Fürstbischöflichen Hof in Neuhaus kommt. Spannende Jahrzehnte folgen, hier dokumentiert in lückenloser Chronik und vielen Stämmbäumen bis in die aktuelle Gegenwart.

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Die Autorin

Im März 1950 ist die Ulla als Nachkriegs-Unternehmertochter geboren und in die Studentenbewegung hineingewachsen. 1970 hat sie in Freiburg als Studentin der Volkswirtschaft den Mitstudenten Heiner Thombansen kennengelernt, ist ihm nach ihrem Diplom in seine Heimat nach Schloss Neuhaus bei Paderborn gefolgt und hat ihn 1973 geheiratet.

Seit mehr als 50 Jahren ist sie nun Heiners Ehefrau und hat das Metzgerleben von ihm und seiner Familie in Paderborn-Schloss Neuhaus aufgesogen. Als neugierige und reisefreudige Entwicklerin und selbstständige Unternehmerin in Mitarbeitertraining und Beratung begleitet sie ihren Mann über die Jahre und wohnt bis heute mit ihm in seinem elterlichen Haus – bis auf einen Zwischenstopp in Niedersachsen. Dabei hat die Jahrhunderte lange Metzgertradition, die in der DNA der Familie fest verankert ist, durchaus auf sie abgefärbt.

Ihre aktuellen Kennzeichen: Familienmensch, Autorin mit ihrer Autobiografie “Fisch unter Bäumen – Meine Lebensgeschichte als Babyboomerin”, Ahnenforscherin und jetzt Teilzeit-Pensionärin mit immer noch ein bisschen Arbeit sowie neuen Familien- und Reisezielen.

Eine ostwestfälische Handwerks-Chronik samt Historie rund um das Residenzschloss in Neuhaus bei Paderborn. Vom diplomierten Metzgermeister Heiner ausgehend zurück über seine Ahnenreihen bis ins späte 17. Jahrhundert.

Für die Familie

Inhaltsverzeichnis

Teil 1: Die Metzger Thombansen in vier Jahrhunderten

Quelle & Mündung

Das frühe Neuhaus

Die Ahnen

Vorfahren in Kattenstroth

Everhard Zum Banse

Joannes Bernardus Thombansen

Weitere Linien Thombansen

Umbrüche in der Geschichte

Joseph Thombansen

Conrad Joseph Thombansen

Conrad & Heinrich Thombansen

In der Firma

Im Ersten Weltkrieg

Heinrich Thombansen

In der Firma

Im Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Starke Thombansen-Frauen

Teil 2: Heiner Thombansen in der Gegenwart

Aufwachsen in der Familie

Heiner, der Student

Schloss Neuhaus, der Schützenort

Heiner & Ulla Thombansen

Im Familienbetrieb

Firmen-Krisen

Auf nach Niedersachsen

Zurück in Schloss Neuhaus

„Convenience“ fasst Fuß

Gebäudesanierung

Verstreute Familie

Good Bye, Metzgerdasein

Weiter geht’s!

Anlage 1: Vorfahren aus Kirchenbüchern und Standesämter

Anlage 2: Stammbäume

Quellen

Willkommen und Danke!

Als Autorin heiße ich Sie & Euch herzlich willkommen zur Thombansen-Saga! Was für eine Familie, in die ich da hineingeheiratet habe! Sieben Generationen arbeiten nachweislich und treu rund um das Residenzschloss in Neuhaus bei Paderborn bis 1976 in Metzgerhandwerk und Fleischwarenfabrik, davor gibt es Spuren im Raum Gütersloh. Und danach wirkt mein Mann Heiner Thombansen bis 2023 als Metzger in der Fleischwarenindustrie. Dann ist bei Thombansen’s Schluss mit Metzgern und der Strukturwandel führt die nächsten Generationen in andere Berufe.

In der Weihnachtszeit 2023 wird Heiner und mir bewusst, dass zum Jahreswechsel die Familientradition enden wird, wenn er aus der polnischen Fleischwarenmanufaktur ausscheidet. Unsere Kinder, Nichten und Neffen haben andere Ausbildungen und Berufe gewählt. Das ist erlebter Zeitenwandel, wie er im Buche steht – aber nichts Neues, denn meine Recherchen zu dieser Familien-Biografie haben mich überzeugt, dass tiefe und schnelle Veränderungen keine Erfindung unserer Tage sind. Auch unsere Vorfahren müssen sich dauernd aufs Neue mit klimatischen, gesellschaftlichen, gesundheitlichen, ja, auch Herrschafts-Veränderungen herumschlagen.

Diese Thombansen-Saga startet nachverfolgbar neun Generationen vor Heiner, damals im 17. Jahrhundert in Kattenstroth, was seit 1910 ein Teil von Gütersloh ist und wo sich die Herkunft der Vorfahren verliert. Mitte der 1770er Jahre – also vor sechs Generationen – kommt Ewerd Tombanse als “Hofmetzger” von dort an den Fürstbischöflichen Hof in Neuhaus.

Mit dieser Auszeichnung kann er einerseits sein Gewerbe solide aufbauen, und andererseits sichert sich der Hof eine zuverlässige Belieferung. Bis heute zeigt sich die Metzger-Ahnenfolge ununterbrochen und verzweigt sich zudem in diverse Linien. Also bleibt in Neuhaus eine Zeitspanne von einem viertel Jahrtausend (!) mit viel Geschichte und Umbrüchen zu beschreiben. Das habe ich zusammen mit Heiner gerne in Angriff genommen, wobei ich familiäre und lokale Historie mit Handwerksgeschichte bis hin zum aktuellen Metzgereisterben verbinde. Dabei will ich Erinnerungen nachverfolgbar machen, Fäden der gelebten Epochen bündeln und Typisches offenlegen, ja: das Werden von damals bis heute dokumentieren.

Niemals hätte ich gedacht, wie viel Begeisterung und Unterstützung ich in der Familie mit meiner ersten Ankündigungsmail für das Projekt lostrete. Kinder, Schwiegerkinder, Cousins und Cousinen, Großvettern und Großneffen sagen sofort ihre Hilfe zu und werden aktiv.

So verdanke ich Roald Gramlich viele Unterlagen aus der Sammlung Thombansen, die er rechtzeitig im Stammhaus Schlossstraße 6 vor dem endgültigen Verlust rettet, bevor das altehrwürdige Gebäude für die aktuelle Sanierung entkernt wird. Von Heiners Großcousin Konrad Thombansen, dem Forstrat a.D., und von Cousine Dr. Beate Mathias kommen die ersten textlichen Beschreibungen der Ahnenreihe, garniert mit Bildern. Großneffe Dr. Bastian Budde hat die Einträge in Kirchenbüchern und Standesämtern ausgegraben. Daniel Thombansen und seine Ilka aus Lippstadt haben mit ihrer Tante Dagmar Fotos, Geschichten und Daten aus ihrer Linie beigesteuert. Christian & Stefanie Thombansen und Henning Probst haben mit viel Engagement lektoriert und Einiges an Texten optimiert.

Und da ist Michael Pavlicic, der seit mehr als 40 Jahren als Ortsheimatpfleger und Lokalhistoriker den Flecken Neuhaus und seine Geschichte aus dem “FF” kennt. Er rettet dessen Wurzeln in seinen Publikationen und historischen Führungen vor dem Vergessen und sagt sofort seine Unterstützung bei diesem Werk zu. Er achtet vor allem darauf, dass meine historischen Ausführungen passen, und sein Wissen hat für mich vor allem Familien und ihre Häuser im Ort lebendig werden lassen.

Das Staatsarchiv in Münster, das Kreisarchiv Gütersloh, das Stadt- und Kreisarchiv Paderborn sowie die hiesige Erzbischöfliche Akademische Bibliothek haben mich mit Quellen und Bildern versorgt, ebenso wie die Kreishandwerkerschaft in Paderborn und die Handwerkerschaft OWL zu Bielefeld Informationen liefern konnten.

Ihnen allen sage ich herzlich “Danke”! Und natürlich meinem Mann Heiner, der das Werk mehrfach gelesen und mein Schreiben lebendig gehalten hat mit seinem Feedback und all den Erinnerungen, die ihm ständig und zuverlässig immer wieder auf’s Neue eingefallen sind.

Ich habe mich durch all die Daten und Informationen gekämpft und versucht, einen lückenlosen Stammbaum zu entwickeln, der bei mir im Wohnbüro an der Pinnwand hängt, aber in seiner Fülle nicht zusammenhängend ins Buch passt. Deshalb findet er in Anlage 1 Platz, gegliedert nach den Teilfamilien, sofern sie ihre Lebensdaten zur Veröffentlichung genehmigt haben. Die Jungen und nicht explizit Freigegebenen habe ich pauschaliert genannt. Sicher fehlen Details, aber das kann ja noch wachsen. Es lebt halt!

In der Geschichte sehe ich zwei Teile, die sich inhaltlich unterscheiden. Teil 1 umfasst das Historische mit den frühen Metzgern Thombansen und ihren Familien sowie dem Umfeld, in dem sie vormals gelebt haben. Das ist Geschichte und lebt durch Überlieferung und Dokumente. Im Teil 2 stelle ich das Gegenwärtige dar, das Heiner und ich in unserer Lebenszeit erfahren und mitgeprägt haben und wozu uns und den vielen Verwandten laufend Neues einfällt.

Wie gesagt: Es lebt!

Vor allem im Teil 1 sind Familiäres und Historisches miteinander verwoben. Dabei steht die Familien-Chronik auf weißem Hintergrund, eher Geschichtliches auf leicht grauem Grund. Das gibt Ihnen & Euch die Chance, sich auf das zu konzentrieren, was besonders interessiert.

Paderborn, den 15. August 2024

Ulla Thombansen

Die Thombansen-Saga

Geschichte einer Metzgerfamilie im Paderborner Land

Teil 1: Die Metzger Thombansen in vier Jahrhunderten

Quelle und Mündung

Die Geschichte der Thombansen-Metzger kommt 2023 nach einem Viertel Jahrtausend bei Heiner Thombansen in Schloss Neuhaus an, der zu diesem Zeitpunkt als Letzter der Familie im Fleischgeschäft arbeitet. Sechs Generationen kann er von sich aus rückwärts blicken bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts, als sich der erste Metzger Thombansen ins wirtschaftlich aufblühende Neuhaus an den fürstbischöflichen Hof aufmacht. Davor verlieren sich die Spuren der Familie vor drei weiteren Generationen und einigen Archiv-Nennungen im Raum Gütersloh.

Eine ganz alte Geschichte erzählt eine Urkunde aus dem Jahr 1497 vom Freigrafen Hunold Leyen, der in Rheda zwischen 1489 und 1510 tätig ist.

Ganz schön viel Temperament zeigt sich da, was bis heute vielen Nachkommen nachgesagt wird, wenn inzwischen auch eher verbal als so handgreiflich:

“Everd tom Banse hatte 1497 den Johann Berhorn in einer Rauferei so zugerichtet, dass er ihn beinah zu Tode verletzt hatte. Er wurde im Turm des Schlosses zu Rheda gefangen gesetzt. Bei der Gerichtsverhandlung kam er noch glimpflich weg. Er mußte schwören, dass er den Berhorn ‘in seinen Wehtagen und sonst genugtun’ werde. Stürbe jener an den Stichen und Wunden, gelobe er, in die Gefangenschaft zurückzukehren.

Außerdem mußte er, wie damals üblich, “Urfehde” schwören, dass er sich an dem Freigrafen und seinem Herrn nicht für den Urteilsspruch rächen werde. Zudem musste er zwei Bürgen stellen.”1

In den Paderborner Bürgerlisten 1571 bis 1624 tauchen zwei weitere Ahnen auf: 1594 Zum Bansen, Johan sowie 1597 tho Banse, Hermann, beide aus der Grafschaft Rietberg.2 In einem Dokument im Fürstbischöflichen Archiv Osnabrück ist im selben Jahrhundert ein Peter Zum Banse genannt, der am 30.09.1595 als Vogt zu Gütersloh ein Dokument quittiert und auch 1598 und 1601 genannt ist.3 Zu direkten Ahnen in Kattenstroth, Gütersloh und Neuhaus siehe Seite → ff. In Firma und Familie Thombansen wird in den 1970er Jahren von einem heute verloren gegangenen Nachweis eines Fleischverkaufs an den Fürstbischöflichen Haushalt gesprochen.

Er ist leider nicht mehr auffindbar, aber auf seiner Grundlage hat die Firma 1973 ihr 200jährige Jubiläum gefeiert.

Everhard Zumbansen hat seine Frau Barbara Papenkordt im Jahr 1774 in der Marktkirche zu Paderborn geheiratet, war also zu dem Zeitpunkt bereits im Lande. Ihn verzeichnen die Paderbornischen Hof- und Staats-Kalender aus 1777 bis 1799 als „Hofmetzger, Herr Everhard Tombansen, zu Neuhaus“4 (siehe Seite →). Also bleibt eine Zeitspanne von rund 250 Jahren mit viel Historie und Umbrüchen zu beschreiben.

Das frühe Neuhaus

Die Fürstbischöflichen Metzgermeister Thombansen sind also seit dem 18. Jahrhundert in Neuhaus aktenkundig. Hier sind sie bis 1976 in Handwerk und Gewerbe aktiv, und hier lebt Heiner Thombansen als letzter Nachkomme, der diesen Beruf ausübt.

Neuhaus ist also Schauplatz der Story. Was für ein Ort ist das? Zunächst ein Blick auf seine Geschichte: Neuhaus taucht erstmals 1016 in der Lebensbeschreibung des Bischofs Meinwerk auf: Als „Hofverband Nyenhus“, der den „Zehnten“ in Naturalien an das neu gegründete Busdorfstift vor den Toren der Stadt Paderborn abgeben muss.5

Seit 1257 gibt es dann auf der Halbinsel am Zusammenfluss von Lippe, Alme und Pader6 mit dem „Festen Haus“ der Paderborner Bischöfe eine Befestigung. Die massiven Streitigkeiten mit der Paderborner Bürgerschaft vertreiben den damaligen Bischof nach Neuhaus, auch wenn das Domkapitel in der Stadt bleibt. Dort vor der Stadt entsteht nun über gut 200 Jahre das prachtvolle Schloss im Stil der Weserrenaissance, das dem inzwischen größten Ortsteil von Paderborn seinen Namen gibt und an dem sich die Bürger auch aktuell erfreuen.

Von hier regieren die Fürstbischöfe das Hochstift Paderborn bis zur Säkularisierung im Jahr 1803, wobei die Residenz den Einwohnern als Brotgeber dient. Bereits im 15. Jahrhundert siedelt sich hier Kleingewerbe an und wächst beständig: Bäcker, Schneider, Brauer, Metzger, Schuster und Schmiede sowie die Gerberei am Unterlauf der Pader. Die Brauer können auf den Hopfenanbau im Burgbereich und im Umfeld zurückgreifen. Dafür holen die damals noch unfreien Bauern, die zu Hand- und Spanndiensten verpflichtet sind, Hunderte von Hopfenstangen aus dem Bekener Forst in Neuen- und Altenbeken mit ihren Pferde-Fuhrwerken.7

Fürstbischof Simon II verleiht Neuhaus um 1380/ 81 mindere Stadtrechte, d.h. die Stadt kann sich selbst verwalten.

Recht spricht weiterhin der Bischof bzw. in seinem Namen der Amtmann. Die hier lebenden Büger sind “personal frei” – bei Zuzug zahlen sie drei Reichsthaler.8

Grundsätzlich lebt die Stadt von Acker- und Viehwirtschaft, betrieben durch diverse Meyerhöfe9 als Lehen des Fürstbistums und der ansässigen Adligen. Diese Grundstruktur bleibt bei wachsender Bevölkerung bis ins frühe 19. Jahrhundert erhalten. Noch Ende des 18. Jahrhunderts steigt die Einwohnerzahl im Flecken Neuhaus allein in einer Generation von 750 auf 1042. Sie alle wollen samt fürstbischöflichem Hof, seinen Gästen und dem Gesinde verpflegt werden. Ein gutes Geschäft für Metzger.

Das Mühlenwesen gibt es in Neuhaus nachweisbar seit 1445,10 denn der Wasserreichtum beschert den Neuhäusern zahlreiche Mahl-, Walk- und Hebewerke, welche die Antriebskräfte der Flüsse auf ihre Räder lenken. Unter ihnen ist auch die viergängige Roggen- und Graupenmühle an der Mühlenpader am „Paderborner Tor“, die 1873 der jüdische Mühlenbesitzer Abraham Rosenthal (1821 – 1897), aus Geseke kommend, erwirbt. Daraus werden später die „Neuhäuser Mühlenwerke A. Rosenthal“ gegenüber dem Thombansen-Haus in der Schlossstraße, geführt von Sohn Louis Rosenthal (1856 – 1911).

Er nutzt die Wasserkraft Anfang des neuen Jahrhunderts mit Turbinen zur Stromerzeugung für Wohnung und Betrieb (zum Schicksal der Familie siehe Seite → f.). Im 18. und frühen 19. Jahrhundert floriert das Textilhandwerk mit Flachsanbau, Wollspinnereien im Zusammenhang mit der Schafzucht in den Flussauen sowie die Herstellung und das Färben von Tuch.

Bäcker, Metzger, Brauer, Gerber u.a. nutzen das Paderwasser für Produktion und Entsorgung. Das trägt nicht gerade zur Wasserqualität bei, zumal der kurze Fluss schon die Ableitungen aus Paderborn mitbringt, was zwar nicht gut riecht, aber beim Flößen die anliegenden Weiden düngt. Dokumente beklagen die Versumpfung der Pader durch Verlandung und starken Pflanzenwuchs. Das ist heute noch so, wie ein Blick in den Paderlauf am Quinhagenhof zeigt.

Untersuchungen bejahen mal die Wasserqualität, mal kritisieren sie sie heftig. Trinkwasser bekommen die Einwohner aus hauseigenen Brunnen oder aus Gemeindepumpen.

Illustrationen

„Hofmetzger Everhard Tombansen“ aus dem Paderbornischen Hof- und Staatskalender 1776. Foto: H. Thombansen, Sammlung Pavlicic. Spannend, welche Handwerker am Hof zugelassen waren Der Eintrag taucht auch noch im Kalender von 1799 nach dem Tod von Everhard auf. Sammlung Thombansen

Schloss Neuhaus: Gemälde von Carl Fabricius. Foto: Stadt- und Kreisarchiv Paderborn S – M4, Bildnr. 389

Zusammenfluss von Pader und Lippe, undatiert. Bis Lippstadt war die Lippe von Wesel aus schiffbar. Foto: Stadt- und Kreisarchiv Paderborn S – M4, Bildnr. 386

1 Urkund Nr. 87, Fürstliches Archiv zu Rheda, 5. Juni 1497. Vermutlich war die Schlägerei am 12. Mai 1497 am Tag der Heiligentracht, Tag des Pankratius, des Schutzheiligen der Alten Kirche in Gütersloh. Zitiert nach den Nachforschungen von Konrad Thombansen, Forstrat a.D.

2 Paderborner Bürgerlisten 1571 – 1624, 1594 KG. B, 1597 Kg. B, Staatsarchiv Münster

3 Konvolut von Schele, Ortsgeschichtliche Sammlung Goretzki, Kreisarchiv Gütersloh. C 01/04293. unter Vögte: Wüsts Vogtei, Gut Redeburg, S. 15. Fürstliches Archiv Osnabrück, Dep. 6b B III Ur 73 + 80

4 Paderbornischer Hof- und Staatskalender 1776, EAB Paderborn, AV 25 92. 1791 Sammlung Thombansen

5 Michael Pavlicic: Das fast 1000jährige Neuhaus. Die wichtigsten Fakten zur Ortsgeschichte. In: Bürger-Schützenverein Schloß Neuhaus. 1913 St. Henricus-Bruderschaft e.V., 2013, S. 27

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