Die Tote in der Sauna - Günter Fanghänel - E-Book

Die Tote in der Sauna E-Book

Günter Fanghänel

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Beschreibung

In der Eppertshausener Sauna-Oase kommt bei einem Brand eine junge Frau ums Leben. War es ein Unfall Fahrlässigkeit oder Mord? Kriminalhauptkommissar Lutz Waski von der Regionalen Kriminalinspektion Darmstadt und seine Kollegen übernehmen die Ermittlungen. Diese gestalten sich sehr mühsam. Die Ermittler müssen sich eingehend mit dem Leben der Toten befassen und stoßen dabei auf interessante Aspekte. Durch die beharrliche Arbeit der eingesetzten Sonderkommission gelingt es die Täter zu ermitteln und festzunehmen.

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel

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Epilog

1.

Inmitten des Dreieckes Darmstadt – Aschaffenburg – Frankfurt liegt der kleine hessische Ort Eppertshausen, der in den letzten Jahren im Mittelpunkt mehrerer Aufsehen erregender Kriminalfälle stand.1

Bei der Hessischen Gebietsreform von 1974 war es dem kleinen Ort, der heute etwa 6.500 Einwohner hat, gelungen, seine Selbständigkeit zu bewahren.

Dieser Fakt, die zentrale Lage im Rhein-Main-Gebiet und vor allem die kluge und vorausschauende Kommunalpolitik, geführt von einem sehr engagierten Bürgermeister, waren ausschlaggebend für die positive Entwicklung, die Eppertshausen in den letzten Jahren genommen hat.

Als Beispiele können die Neubaugebiete Im Eichstumpf und Am Abteiwald dienen. Hier sind in den letzten Jahren zahlreiche Neubauten, meist Einfamilienhäuser, entstanden, womit die Lücke zum vorher etwas abseits gelegenen Ortsteil Failisch nahezu geschlossen wurde. Aber auch das neue Gewerbegebiet Park 45, welches 2007 seiner Bestimmung übergeben wurde, ist zu nennen. Hier, sowie in den drei alten Gewerbegebieten West, Ost I und Ost II fanden zahlreiche Unternehmen ihre Heimat, was sich natürlich positiv auf die Gewerbesteuereinnahmen der Gemeinde auswirkt.

Am östlichen Rand des Gewerbegebietes Ost II wurde vor einigen Jahren die Wellnesseinrichtung Sauna-Oase2 eröffnet, die sich nicht nur bei den Einwohnern von Eppertshausen großer Beliebtheit erfreut.

Wenn man von Eppertshausen kommend in Richtung Hergershausen fährt, liegt linker Hand der Waldfriedhof und rechts befinden sich die Gewerbegebiete Ost I und Ost II. Die letzte Zufahrt ist eine Sackgasse und endet vor einem etwa fünfzig Meter breiten, relativ schmucklosen Flachbau. Über dem Eingang steht mit großen Lettern SAUNA-OASE. Wenn ein Besucher diesen Eingang passiert, gelangt er zu einer Rezeption, wie man sie von Hotels kennt. Hier erfolgt die Registrierung und in der Corona-Zeit wurden auch die notwenigen Kontrollen durchgeführt. Außerdem erhält man einen Chip, der am Arm (oder auch Bein) getragen werden kann. Mit diesem lässt sich der jeweilige Schrank öffnen und verschließen sowie die verzehrten Speisen und Getränke und alle anderen Dienstleistungen abrechnen. An der Rezeption können auch die gewünschten Wellness-Leistungen (verschiedene Massagen oder diverse kosmetische Behandlungen) gebucht werden. Von den Umkleideräumen, in denen sich die Stahlschränke für die Kleidung befinden, geht es zu den nach Geschlechtern getrennten Duschräumen. Hat man diese durchquert, erreicht man zunächst den etwa 60 m2 großen Innenpool, der mit einer Wassertemperatur von 280 C und zahlreichen Düsen zum Baden einlädt. Die rechte Seite ist durch eine niedrige Mauer von einem etwa 30 m langen und 6 m breiten Raum getrennt, in dem sich in drei Reihen zahlreiche Liegen befinden.

Bedingt durch die Corona-Auflagen wurde immer zwischen zwei Liegen durchsichtige Trennwände aufgestellt. Da die Liegen der zweiten und der dritten Reihe jeweils erhöht zu den davor befindlichen sind, hat man durch die Glasfront, die die gesamte Längsseite bildet, einen guten Blick auf die Außenanlage.

Hier findet man eine große Liegewiese, einen Kaltwasserpool sowie eine überdachte Terrasse mit einem Kiosk, wo im Sommer Speisen und Getränke bereitgehalten werden.

Außerdem befinden sich im Außenbereich zwei Saunen. Eine ziemlich große im Blockhausstil, in der zu bestimmten Zeiten Aufgüsse stattfinden, sowie eine halb in die Erde eingelassene kleinere, die von vielen Gästen Feuersauna genannt wird. Dies kommt von dem Kamin, der sich gegenüber der Eingangstür befindet. Diese Sauna ist auch als Blockhaus, also vollständig aus Holz gebaut. Wenn man die drei Stufen zum Eingang hinabsteigt, gelangt man in den Innenraum, wo sich links und rechts von einem Gang jeweils drei etwa 3 m lange Bankreihen hintereinander befinden. Die unterste ist nur 20 cm hoch, die zwei nächsten sind dann jeweils etwa 40 cm höher. Am Ende des Ganges ist der Kamin, bei dem hinter einer Glastür die Flammen lodern können. Rechts und links vom Kamin ist das notwendige Brennholz gestapelt und bei Bedarf werden vom Saunameister oder auch von einem der anwesenden Gäste einige Scheite nachgelegt. In dieser Sauna herrscht meist eine besondere Atmosphäre und hier findet auch oftmals ein sogenanntes Finnisches-Sauna-Ritual statt, zu dem man sich vorher anmelden muss, da nicht mehr als acht Personen gleichzeitig in die Sauna passen.

Zurück zum Innenpool.

An beiden Stirnseiten führen bequeme Treppen ins Wasser. Hinter dem an der linken Längsseite entlangführenden Gang liegt eine gemütliche Gaststube, in der man freundlich bedient wird. Im Gegensatz zu den sonstigen textilfreien Bereichen wird hier die Bekleidung mit einem Bademantel oder Ähnlichem erwartet.

Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass sich in der Sauna-Oase die Gäste zwar weitgehend unbekleidet bewegen, aber sexuelle Handlungen nicht einmal andeutungsweise vorkommen. Hier unterscheidet sich diese Wellnesseinrichtung grundsätzlich von sogenannten Swingerclubs oder ähnlichen Etablissements.

Hat man den Gang zwischen Innenpool und Gaststätte passiert, gelangt man in den eigentlichen Saunabereich. Im Zentrum ist ein Tauchbecken eingelassen, um das mehrere Kaltwasserduschen angeordnet sind. In einem weiten Halbkreis befinden sich dann ein Dampfbad, eine Bio-Sauna, eine Kristall-Sauna, eine Relax-Sauna sowie eine finnische Sauna, in der auch Aufgüsse zelebriert werden.

Die Temperaturen in den einzelnen Saunaräumen sind unterschiedlich. Sie reichen von 50o C in der Bio-Sauna bis 90o C in der Aufgusssauna. In der Kristall- sowie der Relax-Sauna erklingt meist leise Entspannungsmusik.

Die gesamte Anlage ist sehr großzügig bemessen, so dass jeder Saunagast ausreichend Freiraum um sich herum finden kann.

1 Siehe Die Tote im Abteiwald, BoD 2019;

Der Tote in der Dreieichbahn, BoD 2020;

Die Toten bei der Thomashütte, BoD 2021.

2 Eine solche Wellnesseinrichtung gibt es in Eppertshausen (leider) nicht. Wohl aber existieren in der Umgebung einige schöne Sauna-Anlagen, die als Anregung für die hier beschriebene Sauna-Oase gedient haben.

2.

Donnerstag, 9. März

Es war kurz nach 19:00 Uhr. In der Eppertshausener Sauna-Oase war das an jedem Donnerstag in der Feuersauna zelebrierte Finnische-Sauna-Ritual zu Ende gegangen.

Steffi Waski und ihre Freundin Heidrun Schledt sowie Birgit Gruber, Ilse Schmidt und Marion Wegner, die auch miteinander befreundet waren, hatten an diesem Event teilgenommen. Die fünf jungen Frauen, alle so Mitte dreißig, trafen sich öfters donnerstags zum gemeinsamen Saunabesuch. Meist nahmen sie dann auch an dem Finnischen-Sauna-Ritual teil. Dabei wurden in Wasser eingeweichte Birkenzweige benutzt. Das Ganze dauerte fast eine Stunde. Danach gingen die jungen Frauen unter die Dusche und kurz ins kalte Wasser. Später suchten sie ihre Liegen auf, um etwas auszuruhen. Die Liegen von Heidrun und Steffi waren unmittelbar nebeneinander. Die anderen drei Frauen hatten ihre Liegeplätze am anderen Ende des Raumes gefunden.

Es waren fast 30 Minuten vergangen, als Marion Wegner kam und fragte: „Ist Ilse bei euch? Ich bin kurz nach euch aus der Sauna, sie wollte aber noch ein bisschen nachschwitzen. Inzwischen müsste sie doch längst raus sein. Ich habe schon im Ruheraum nachgesehen, dort ist sie aber auch nicht. Ich gehe mal zur Feuersauna und sehe nach.“

In diesem Moment ertönte draußen lautes Geschrei. Mehrere Stimmen riefen: „Feuer, es brennt! - Hilfe es brennt!“

Alle rannten nach draußen und sahen, dass helle Flammen aus dem Dach der Feuersauna schlugen.

„Hilfe!“, rief ganz laut Marion Wegner. „Vielleicht ist meine Freundin Ilse noch da drinnen, ihre Badeschuhe stehen doch noch vor der Tür!“ Sie wollte dorthin stürzen.

Da aus der Tür schon Flammen züngelnden, wurde sie von zwei Männern daran gehindert. Inzwischen hatten drei andere Saunagäste, jeder mit einem Feuerlöscher bewaffnet, versucht, zu dem nunmehr hell brennenden Gebäude vorzudringen – vergeblich.

Die beiden Männer hielten Marion Wegner noch immer fest und einer von ihnen sagte: „Sie können hier nichts tun, wenn Ihre Freundin wirklich noch da drin ist, kommt sicher jede Hilfe zu spät.“ Die beiden, es stellte sich später heraus, dass sie Angehörige der Bereitschaftspolizei waren, sorgten dann dafür, dass die übrigen Saunagäste zurückwichen und Platz machten für die anrückende Feuerwehr, deren Signal schon zu hören war.

Nach wenigen Minuten, die allen Anwesenden wie Stunden vorkamen, fuhr ein erster Löschzug auf die Liegewiese vor die brennende Sauna. An der Längsseite des Geländes befindet sich eine Feuerwehrzufahrt und vom Saunapersonal war unmittelbar nach Alarmierung der Feuerwehr das Tor geöffnet worden.

Die Feuerwehrmänner (es war auch eine Frau dabei) saßen ab und rollten Schläuche aus. Sie wussten, was zu tun war. Der Zugführer ging zu Marion Wegner und den beiden Bereitschaftspolizisten und ließ sich Bericht erstatten. Als er erfuhr, dass möglicherweise noch eine Person im brennenden Objekt sei, meinte er: „Da kann ich unmöglich einen meiner Leute hineinschicken, aber wir starten einen Versuch.“

Dann kam auch schon der Befehl: „Wasser marsch!“ und aus drei C-Rohren wurde die Brandbekämpfung aufgenommen. Man konzentrierte sich zunächst auf die Tür und legte einen Wasserschleier darüber. Ein Feuerwehrmann in voller Schutzbekleidung ging darauf zu. Es gelang ihm, die Tür zu öffnen. Er rief: „Hier liegt eine Person!“ Zwei seiner Kollegen, auch in Schutzbekleidung, eilten herbei und gemeinsam gelang es ihnen, eine Frau herauszuziehen und etwa zehn Meter vom brennenden Haus entfernt auf der Wiese abzulegen. Ein Saunagast rief: „Ich bin Arzt!“ und eilte hinzu.

Die Frau war natürlich nackt. Stark angesengte Reste des Handtuches, auf dem sie gelegen hatte, waren mit herausgezogen worden. Ihre Haare waren völlig verbrannt und man konnte in ihrem Gesicht und am gesamten Oberkörper starke Brandverletzungen erkennen.

Der Arzt stellte nach einer kurzen Untersuchung fest: „Hier kann man nichts mehr machen, die Frau ist tot. Wenn sie nicht an den Brandverletzungen gestorben ist, dann an Sauerstoffmangel und Raucheinatmung. Letzteres halte ich für wahrscheinlich, aber das Ganze ist natürlich ein Fall für die Gerichtsmedizin.“

Die Feuerwehr, inzwischen waren weitere Löschfahrzeuge eingetroffen, hatte den Brand unter Kontrolle gebracht. Das Saunagebäude war nicht zu retten, das Dach war eingestürzt und alles branntet bis auf die Grundmauern nieder. Ein Übergreifen des Feuers auf benachbarte Gebäude konnte aber verhindert werden.

Der Leiter des Einsatzes, Wehrführer Michael Gerber, sprach mit dem inzwischen eingetroffenen Betreiber der Sauna-Oase und sagte: „Wir werden jetzt abrücken und eine Brandwache zurücklassen, alles andere ist Sache der Polizei. Hier werden die Kollegen vom K10 der Regionalen Kriminalinspektion (RKI) Darmstadt tätig werden müssen.

Da es eine Tote gegeben hat, wird neben der Abteilung Brandursachenermittlung und der Kriminaltechnik sicher auch die Abteilung Gewaltverbrechen einbezogen.

Ich halte es für erforderlich, dass die Personalien aller Anwesenden festgehalten werden. Außerdem darf niemand den Brandort und sein Umfeld betreten, aber dafür sorgen schon meine Leute.“

Mit diesen Worten verabschiedete er sich.

Die Saunagäste gingen in die Umkleideräume und zogen sich an, soweit dies nicht schon geschehen war. Dann versammelten sich alle in der Gaststube.

3.

Donnerstag, 9. März, 19:30 Uhr

Kriminalhauptkommissar Lutz Waski saß mit seinen Schwiegereltern, Lieselotte (genannt Lilo) und Werner Brenner, gemütlich in deren Wohnzimmer. Die beiden ehemaligen Lufthanseaten hatten Mitte der 80-iger Jahre des vorigen Jahrhunderts in der Eppertshausener Straße Am Kreuzfeld ein schönes Zweifamilienhaus gebaut.

2019 waren sie ins Erdgeschoss gezogen und oben ist ihre Tochter Steffi mit ihrem Mann Lutz und dem damals einjährigen Tobias eingezogen. Steffis Eltern hatten zuvor richtig viel Geld in die Hand genommen. Es wurden alle Zimmer renoviert, eine moderne Küche eingebaut und das Bad neugestaltet. Im Gäste-WC gab es jetzt eine zusätzliche Duschkabine.

Steffi und Lutz Waski, die 2015 geheiratet hatten, waren zuvor beide bei der Kriminalpolizei in Gera beschäftigt, sie als Chefsekretärin der MUK3, er zum Schluss als Oberkommissar.

Der Umzug nach Hessen wurde möglich, weil Lutz die Stelle des Leiters der Abteilung Gewaltverbrechen im Kommissariat K10 der Regionalen Kriminalinspektion (RKI) Darmstadt erhalten hatte und zum Kriminalhauptkommissar befördert worden war. Noch während des Umzugs erhielt er seinen ersten Fall, den er mit seinem Team bravourös löste.4

Die beiden Kinder, der mittlerweile fast fünfjährige Tobias und seine Schwester Cosima, deren zweiter Geburtstag im Januar gefeiert worden war, lagen in ihren Bettchen. Opa Werner hatte – wie eigentlich fast jeden Tag – Tobias eine Geschichte erzählt, die er während des Erzählens erfand und in deren Mittelpunkt ein Junge stand, der nur wenig älter als Tobias war. Indessen hatte Oma Lilo die kleine Cosima in den Schlaf gesungen.

Lutz Waski dachte: „Es ist ja wunderbar, wie sich Steffis Eltern um die Kinder kümmern. Meine anfänglichen Bedenken wegen Alt und Jung unter einem Dach waren zum Glück völlig überflüssig.“

„Die Kinder sind gleich eingeschlafen“, sagte Lilo, „sie waren auch von dem Herumtoben bei dem schönen Frühlingswetter im Garten rechtschaffen müde.

Die Babyphone sind eingeschaltet und ich werde euch mal zwei Bier holen.“

„Für mich bitte nicht“, entgegnete Lutz“, ich will ja nachher noch Steffi von der Sauna abholen.“

In dem Moment klingelte sein Handy. Lutz blickte aufs Display und meinte: „Steffi ruft aber zeitig an, sonst bleiben die Frauen doch meist etwas länger.“

Er nahm das Gespräch entgegen und Steffi sagte ganz aufgeregt: „Lutz, du musst sofort herkommen. Hier hat es gebrannt, eine Sauna ist völlig abgebrannt, die Feuerwehr ist da und Ilse ist tot. Komm bitte sofort.“

Lutz versuchte, seine Frau zu beruhigen und erklärte, dass er natürlich gleich losfahren würde, zuvor nur noch seine Dienstelle informieren müsse.

Er rief das RKI an und erreichte den Diensthabenden. Der sagte: „Lutz, gut dass Sie anrufen, ich wollte Sie auch gerade bitten, sich um den Brand in Eppertshausen zu kümmern. Die Meldung ist eben bei uns eingetroffen und ich habe bereits veranlasst, dass eine Streife der Dieburger Kollegen dorthin fährt.“

„Das ist gut“, antwortete Kommissar Waski. „Meine Frau ist in der Sauna und hat mich eben angerufen. Es gibt wohl eine Tote. Ich fahre jetzt hin und melde mich, wenn ich einen ersten Überblick habe.

Sicher müssen unsere Brandursachenermittler und die Spusi5 tätig werden. Ich nehme an, dass Sie Hauptkommissar Sommer und die Kollegen der Kriminaltechnik verständigen.“

Kommissar Matthes erklärte, dass alle notwendigen Schritte eingeleitet werden und selbstverständlich auch der Leiter des K10, Kriminalrat Torsten Haase, ins Bild gesetzt würde.

3 MUK steht für Morduntersuchungskommission.

Einige Fälle deren Arbeit sind beschrieben in:

Der Tote vom Teufelstal ISBN978-3-8448-1229-9

Der Tote auf Gleis 2 ISBN 978-3-7322-8496-6

Die Tote in Kabine 8032 ISBN 978-3-8391-4764-1

4 Siehe: Die Tote im Abteiwald. ISBN 9783739249032

5Spusi steht für die Abteilung Spurensicherung innerhalb des Bereiches Kriminaltechnische Untersuchungen (KTU) der RKI

4.

Donnerstag, 9. März, 20:20 Uhr

Kriminalhauptkommissar Lutz Waski musste das Blaulicht auf das Dach seines Autos setzen, um sich einen Weg durch die Menge der Neugierigen zu bahnen, die die Zufahrt zur Sauna-Oase blockierten. Diese bekamen allerdings außer einem abrückenden Löschfahrzeug nichts zu sehen.

Lutz Waski fuhr auf den Besucherparkplatz, stieg aus und ging zum Haupteingang. Dieser war verschlossen. Nach längerem Klingeln und Klopfen kam eine junge Frau vom Personal, schaute durch eine Luke und sagte: „Wir können zurzeit niemand hereinlassen.“ „Mich schon“, entgegnete der Kommissar und zeigte seinen Dienstausweis.

Die Tür wurde geöffnet und die beiden gingen in die Gaststube, wo die inzwischen bekleideten Saunagäste versammelt waren und wild durcheinander redeten. In einer Ecke saßen an einem Tisch Steffi Waski, ihre drei Begleiterinnen, ein Feuerwehrmann sowie der Saunabetreiber. Als Steffi ihren Mann erblickte, stürzte sie auf ihn zu, warf sich in seine Arme und schluchzte: „Lutz, das ist schrecklich, die Feuersauna ist abgebrannt und Ilse ist tot.“

„Ja, das ist furchtbar“, lautete die Antwort. „Ich muss mir ein Bild von dem ganzen Geschehen machen. Lass uns zu deinen Freundinnen gehen und stelle mir diese bitte kurz vor. Heidrun Schledt kenne ich natürlich, aber wer sind die andern?“

Steffi zeigte nacheinander auf die beiden Frauen und sagte: „Das ist Marion Wegner und dies ist Birgit Gruber.“ Sie redete weiter: „Zusammen mit Ilse Schmidt, die tot ist, haben wir uns öfter donnerstags hier getroffen und meist auch an dem Finnischen-Sauna-Ritual teilgenommen.“

Dann nahm Marion Wegner das Wort: „Ilse Schmidt und ich sind – ich muss jetzt wohl sagen waren – sehr eng befreundet. Unsere Wohnungen liegen nebeneinander, wir sind beide alleinstehend und haben viel zusammen unternommen. Ich kann nicht fassen, was hier passiert ist. Wir waren doch noch gemeinsam beim Ritual und als später Ilse nicht kam, wollte ich nachsehen. Aber da hat schon alles gebrannt.“

„Mit ihnen möchte ich mich nachher ausführlich unterhalten“, übernahm Lutz Waski wieder die Gesprächsführung. „Jetzt möchte ich aber erst einmal die Feuerwehr zu Wort kommen lassen.

Zugführer Michael Gerber berichtete, dass der Alarm 19:32 Uhr eingegangen sei und der erste Löschzug 19:39 Uhr am Brandherd war. Er schilderte dann, dass es gelungen war, eine weibliche Person aus dem brennenden Gebäude zu retten, bevor man dieses nur noch kontrolliert niederbrennen lassen konnte. „Leider war der Frau nicht mehr zu helfen“, setzte Gerber seinen Bericht fort. „Ein Arzt, der unter den Saunagästen war, kam gleich, konnte aber nur noch den Tod der Frau feststellen. Der wenige Minuten nach uns gekommene Notarzt kam zum gleichen Ergebnis. Die beiden Ärzte stehen dort drüben.“

Lutz Waski ging zu diesen, stellte sich vor und bat um ihre Meinung. Beide waren einhellig der Ansicht, dass die junge Frau schon tot war, als sie von der Feuerwehr geborgen wurde. Ob ihr Tod durch die schweren Brandverletzungen, durch Sauerstoffmangel oder durch eine Rauchvergiftung eingetreten ist, muss von der Gerichtsmedizin geklärt werden.

Der Kommissar bedankte sich, wollte zurück zu den Frauen gehen, als die Streife der Polizeistation Dieburg eintraf.

„Hallo Philipp,“ begrüßte er Polizeihauptmeister (PHM) Philipp Martin, „treffen wir wieder einmal bei einem Todesfall zusammen. Was für eine hübsche Kollegin haben Sie denn diesmal mitgebracht?“

„Ich bin Polizeimeisteranwärterin Miriam Fendt und komme frisch von der Schule. Seit Januar bin ich in Dieburg“, lautete die Antwort der jungen Frau, die direkt etwas rot geworden war. Sie war schlank, hatte ihre dunkelblonden Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden und machte trotz ihrer sportlichen Figur einen fraulichen Eindruck. Lutz Waski, der sie auf Anhieb sympathisch fand, schätzte ihr Alter auf Mitte zwanzig.

„Na dann auf gute Zusammenarbeit“ sagte er. Dann bat er die beiden, gemeinsam mit dem Personal der Sauna von allen Anwesenden die Personalien aufzunehmen und zu fragen, ob jemand etwas Ungewöhnliches bemerkt hat. Danach könne man die Saunagäste entlassen.

Der Kommissar ging zurück und wandte sich an den Betreiber der Sauna-Oase mit der Frage, ob er sich erklären könne, wie es zu dem Brand gekommen sei.

Dieser hatte aber absolut keine Erklärung und betonte, dass erst kürzlich die gesamte Anlage von der Feuerwehr überprüft worden war, was auch im Hinblick auf die Versicherung bedeutsam ist. Er sagte aber im gleichen Atemzug: „Der Sachschaden ist ersetzbar, aber dass bei uns ein Saunagast zu Tode kam, ist natürlich absolut tragisch.“

Inzwischen war es ziemlich genau 21:00 Uhr, als zwei Kollegen der Regionalen Kriminalinspektion (RKI) Darmstadt eintrafen.

Es waren der Leiter der Abteilung Brandursachenermittlung, Hauptkommissar Clemens Sommer, und ein Mitarbeiter der Kriminaltechnik (KTU), Hauptkommissar Wohlfeld.

Beide wurden von Lutz Waski begrüßt und umfassend ins Bild gesetzt und zu dritt gingen sie zu dem inzwischen niedergebrannten Gebäude. Die Hauptkommissare (HK) Sommer und Wohlfeld umrundeten mit wachem Blick die noch immer qualmende Ruine und HK Waski begann eine Unterhaltung mit den beiden als Brandwache zurückgebliebenen Feuerwehrleuten.

„Ich hätte gern mit dem Kollegen von Ihnen gesprochen, der die Frau aus dem brennenden Gebäude geborgen hat“, sagte Lutz Waski.

„Das war ich“, meldete sich der jüngere der beiden Feuerwehrmänner zu Wort. „Da ich in voller Schutzausrüstung steckte und die Kollegen einen Wasserschleier über die Tür legen konnten, hielt sich das Risiko in Grenzen. Aber viel später hätte ich nicht kommen dürfen, weil dann das brennende Dachgebälk herunterkam. Erst habe ich die Tür kaum aufbekommen, sie war irgendwie verklemmt, hat dann aber zum Glück nachgegeben. Die Frau lag auf dem Boden, ihre Haare und das Handtuch, auf dem sie lag, waren verbrannt und ich hatte gleich den Eindruck, dass ihr nicht mehr zu helfen war. Das Bild von der nackten Frau auf dem Fußboden werde ich wohl so schnell nicht loswerden.“

HK Waski bedankte sich sehr bei dem jungen Mann und meinte, dass er psychologische Betreuung in Anspruch nehmen solle.

„Dies hat der Chef auch gesagt und wollte das in die Wege leiten“, lautete die Antwort. „Da ich aber nach dem Einsatz nicht allein bleiben wollte, habe ich mich freiwillig zur ersten Brandwache gemeldet.“

Inzwischen waren die beiden Kommissare von ihrer Runde zurückgekehrt.

HK Sommer sagte: „Eine gründliche Ermittlung zur Brandursache können wir erst morgen früh beginnen, wenn das Feuer vollständig erloschen ist. Mit Sicherheit lag der Brandherd im Inneren des Gebäudes. Was uns auffiel, sind zahlreiche Flaschen bzw. Scherben im Eingangsbereich der Sauna.

Gibt es dafür eine Erklärung?“

„Ich denke, dass dies mit dem unmittelbar vor dem Brand stattgefundenen Finnischen-Sauna-Ritual zusammenhängt“, antwortete Lutz, „aber wir werden meine Frau befragen, die dabei gewesen ist.“

„Na, ich werde das Ganze erst einmal sicherstellen“, ergänzte HK Wohlfeld.

Die drei Kommissare begaben sich wieder in den Gastraum, wo um einen großen runden Tisch Steffi Waski, ihre Freundin Heidrun, Marion Wegner, und Birgit Gruber sowie der Saunabetreiber und Zugführer Gerber saßen. Die beiden Dieburger Polizisten waren eben dazugekommen und berichteten, dass die Personalien aller Saunagäste aufgenommen wurden und keiner von diesen etwas Ungewöhnliches bemerkt hat. Die Gäste sind alle entlassen worden.

HK Wohlfeld fragte nach den Flaschen vor der Feuersauna und erfuhr, dass diese im Zusammenhang mit dem Finnischen-Sauna-Ritual stünden. Während der erste Durchgang läuft, werden vom Personal die vorher bestellten Flaschen mit Bier oder alkoholfreien Getränken vor der Sauna bereitgestellt. In der Pause kann sich dann jeder seine Flasche nehmen.

HK Lutz Waski übernahm das Kommando und führte aus:

„Hier bleibt uns vorerst nichts mehr zu tun. Die Kollegen Sommer und Wohlfeld werden mit ihren Leuten morgen früh mit der gründlichen Untersuchung beginnen.

Die Tote Ilse Schmidt wird unverzüglich in die Gerichtsmedizin nach Frankfurt gebracht, ich werde gleich noch dort anrufen.“

Die Dieburger Kollegen, inzwischen war ein weiterer Streifenwagen eingetroffen, werden noch das Objekt sichern und alle Räume versiegeln. Ich denke, die Personalien der Angestellten wurden auch erfasst.“ POM Martin nickte und Waski fuhr fort: „Dann können alle nach