Ein makabrer Fund am Oschütztal-Viadukt und andere Kurzgeschichten - Günter Fanghänel - E-Book

Ein makabrer Fund am Oschütztal-Viadukt und andere Kurzgeschichten E-Book

Günter Fanghänel

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Beschreibung

In zwölf Geschichten werden merkwürdige Begebenheiten aus unterschiedlichen Lebensbereichen geschildert. Allesamt sind sie reine Fantasieprodukte des Autors.

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Inhalt

Ein makabrer Fund am Oschütztal-Viadukt

Ein Bier als Lebensretter

Orchesterprobe

Ein Erlebnis im ICE

Ein Zwischenfall

Ein böser Fall

Biospatz

Roland-Bier

Glück in Thailand

Der Enkeltrick

Räuber im Wald

Waldlauf am Morgen

Ein makabrer Fund am Oschütztal-Viadukt

Es war an einem Sonntag im April. In der Morgensonne reckte sich der mächtige Turm der bekannten Osterburg zum Himmel. Hier, in der kleinen ostthüringischen Stadt Weida, hatten im frühen Mittelalter die vom Kaiser eingesetzten Vögte ihren Sitz. Das Gebiet, welches unter ihrer Verwaltung stand, heißt deshalb auch heute noch Vogtland und ist unter den Ländern Thüringen, Sachsen und Bayern aufgeteilt.

Michael Germer, Chefredakteur des Thüringer Anzeigers, saß zusammen mit seiner Frau Monika gemütlich beim Frühstück. Beide freuten sich, einen ihrer wenigen gemeinsamen freien Tage vor sich zu haben, als das Telefon klingelte. „Was ist denn nun schon wieder los“, sagte er zu Monika.

Er nahm den Hörer ab und meldete sich kurz mit: „Germer“.

Am anderen Ende war eine verzerrte Stimme zu vernehmen: „Herr Chefredakteur, wir haben eine Sensation für sie. Unter dem Oschütztal-Viadukt liegt verdeckt durch Sperrmüll eine Leiche.“

Germer hatte gewohnheitsmäßig nach den ersten Worten die Aufnahmetaste des Anrufbeantworters gedrückt und fragte zurück: „Hallo, was haben sie eben gesagt? Wer sind sie? Nennen sie mir doch bitte ihren Namen und nähere Einzelheiten.“ Aber der Anrufer hatte schon aufgelegt.

Michael schüttelte den Kopf und sagte zu seiner Frau, die ihn fragend ansah: „Irgendein anonymer Spinner hat behauptet, dass unter dem Viadukt eine Leiche liegen soll. Ich halte das zwar für eine Ente, werde aber doch die Polizei über den Anruf informieren und selbst mal hinfahren.“ Er rief das Polizeirevier an, wo man den Anruf ernst nahm und sofort einen Streifenwagen losschickte.

Germer nahm die Autoschlüssel, meinte, dass er sicher gleich zurück sein würde, und fuhr zum Oschütztal-Viadukt.

Diese 28 m hohe und 185 m lange Pendelpfeilerbrücke aus dem Jahr 1884 stellt eine Meisterleistung deutscher Ingenieurkunst dar. Bis zur ihrer Stilllegung 1983 fuhren regelmäßig Personen- und Güterzüge in schwindelnder Höhe über Weida. Heute ist der Oschütztal-Viadukt ein bedeutendes technisches Denkmal und neben der Osterburg das zweite Wahrzeichen Weidas.

Michael Germer kam nahezu zeitgleich mit einem Streifenwagen am Viadukt an. Den Fahrer des Polizeiautos, Polizeihauptmeister Horst Manthei, kannte er gut von gemeinsamen Spielen der Alt-Herren-Fußballer. Seine junge, hübsche Kollegin wurde ihm als Polizeimeisteranwärterin Evi Karlsfeld vorgestellt. „Hallo Michael“, wurde er von Horst begrüßt, „hast du uns angerufen?“. Germer bejahte und berichtete von dem seltsamen Anruf.

Daraufhin sahen sich die drei etwas um. In der Nähe des Pfeilers befanden sich tatsächlich ein paar alte Bretter. Sie gingen näher, räumten einige beiseite und sahen sich entsetzt an.

Vor ihnen lag ein menschlicher Schädel und das Skelett eines Unterarmes mit einer Hand.

„Nichts anrühren“, rief überflüssigerweise Manthei. „Ich werde sofort die Zentrale verständigen, die schicken sicher die Kripo und die Spurensicherung. Solange müssen wir hier warten.“

„Schade um das schöne Wochenende“, dachte Michael Germer. Dann nahm er sein Handy, rief einige Leute an, machte ein paar Fotos vom Fundort und überlegte, wie diese ganze Geschichte in der morgigen Ausgabe seiner Zeitung dargestellt werden könnte.

Es war dann etwa eine Stunde vergangen, als ein grauer VW-Kombi neben dem Streifenwagen hielt. Ihm entstiegen eine Reporterin und ein Kameramann vom MDR. Sie begrüßten Michael Germer, der angerufen hatte, weil sich die Redaktionen bei wichtigen Ereignissen immer gegenseitig informierten. Die Fernsehleute wollten gleich zum Fundort, wurden aber von Polizeihauptmeister Manthei mit den Worten, „da müssen sie schon warten, bis die Spusi ihre Arbeit beendet hat“, zurückgehalten. Also wurde zunächst nur der Streifenwagen gefilmt und Michael Germer, der sich in seine Anfängerzeit als Lokalreporter zurückversetzt fühlte, interviewt.

Es dauerte aber nicht mehr lange, bis kurz nacheinander weitere Fahrzeuge eintrafen.

Aus dem ersten, einem Opel Insignia, stieg ein etwa 1.75 m großer, schlanker Mann mit dichtem blonden Haaren und einem kleinen Oberlippenbart. Germer und Manthei erkannten ihn sofort als Hauptkommissar Günter Schreiber, den Leiter der Geraer Mordkommission. Auch Schreiber kannte die beiden Männer.

„Was haben wir denn, wie ist die Lage“, wollte der Kommissar wissen. Horst Manthei berichtete von dem Anruf und dem Fund und sagte, dass sie weiter nichts angerührt hätten.

„Gut“, lobte Schreiber. „Da wollen wir uns die Sache einmal ansehen. Die Kollegen von der Spusi und der Rechtsmedizin werden sicher gleich kommen.“

Kaum hatte er zu Ende gesprochen als der Kombi der Kriminaltechnik (KTU) gefolgt von einem Mercedes, einem älteren Modell der A-Klasse, ankam.

Von der KTU kamen Oberkommissar Helmut Vorberg und einer seiner Mitarbeiter. Aus der A-Klasse stieg mit Dr. Hanna Berschot eine zierliche, schwarzhaarige Person mit südländischem Aussehen, das sie ihrem italienischen Vater verdankte. Sie war die rechte Hand des Institutsdirektors für forensische Medizin der Universität Jena.

Gemeinsam gingen dann alle zum Fundort, die Leute vom MDR filmten aus gehörigem Abstand.

Dann sahen alle den Schädel und das Skelett von Unterarm und Hand und waren schockiert. Nur Dr. Berschot brach in helles Lachen aus. Dann nahm sie den Schädel in die Hand und erklärte: „Der hier ist aus Plastik und stammt sicher von einem Skelett, wie es manchmal in Arztpraxen oder Schulen zu finden war.“ Dann ergriff sie die Knochen von Arm und Hand und sagte: „Was ich hier in der Hand halte, ist tatsächlich Teil eines menschlichen Skelettes. Aber die Knochen sind mindesten 60 Jahre alt und sorgfältig präpariert. Ich schätze, sie stammen aus dem Anatomie-Fundus einer Universität. Wenn es gewünscht wird“, wandte sie sich an Hauptkommissar Schreiber, „nehme ich sie mit und kann nach einer gründlichen Untersuchung sicher mehr dazu sagen.“

„Na, da warten wir erst einmal noch ab“, antwortete der so Angesprochene und fügte hinzu: „Ich bin erleichtert, dass wir es hier offensichtlich nicht mit einem Tötungsdelikt