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Kein Mensch ist zur Vernutzung und zum Verbrauch und zur Erhöhung eines anderen Menschen oder Bestätigung eines Systems geboren. Wo dies geschieht, wird er, als Verdrängter, zum Zeichen für das Verdrängte – und das ist, im letzten, die Freiheit. Die Freiheit, zu wählen. Die Freiheit, sich zu entscheiden.
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Seitenzahl: 17
ALFRED GOUBRAN
ESSAI
Ein Auszug aus: Schmerz und Gegenwart, Essai, 2019
Der Text folgt in weiten Teilen den Regeln der alten Rechtschreibung.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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1. Auflage 2022
© 2019 by Braumüller GmbH Servitengasse 5, A-1090 Wien
www.braumueller.at
Coverfoto: © Shutterstock/LaFifa
eISBN 978-3-99200-329-7
DIE UNFÄHIGEN
Massenheilungen werden in Kürze erfolgen.
Christian Loidl,österreichischer Dichter,1957–2001
sind das Fundament der Verdrängungsgesellschaft. Gemeint sind jene, deren Willen stärker als ihr Vermögen ist, die Ambitionierten und Ehrgeizigen, die Selbstverwünscher, die Neider und Uneigentlichen, die ihre Vorstellung von sich zum Maßstab machen und dem Wahn verfallen, die Welt sei für sie da – und nicht sie für die Welt. Jene also, die diese Welt dazu benützen, um sich selbst ihrer Vorstellung von sich gemäß zu etablieren. Diese Selbstverdrängung ist stets ein gewaltsamer Vorgang, denn: Das Leben ist mehr als die Vorstellung, die wir davon haben.
Gemeint sind jene, die in die Vorstellung geschickt sind – oft von ihren Eltern –, diese Welt sei nur da, um „etwas in ihr zu erreichen“, sich zu verbessern, „etwas Besseres zu werden“, Status zu erlangen, „die soziale Leiter“ zu erklimmen, Stufe um Stufe, Generation für Generation – ein Familienfluch im Grunde, und der Einzelne, wenn er sich von diesem Auftrag nicht emanzipiert – dann mag er werden, was er will –, wird von dieser Zwangsvorstellung in die höchsten Ämter getragen, kann gar nicht anders, als in seinem Amt oder Beruf unfähig zu sein, weil für ihn jede Befähigung, die er vielleicht besitzt, so bedeutungslos wie seine allfällige Unfähigkeit ist.
Es ist die Zwangsvorstellung, die befriedigt und weitergegeben werden will, der fremde Zwang, dem er entspricht, der Blick von Außen, von den Anderen