Die unheimliche Fracht - Frank Callahan - E-Book

Die unheimliche Fracht E-Book

Frank Callahan

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Die großen Western Classic Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen). Dieser Traditionstitel ist bis heute die "Heimat" erfolgreicher Westernautoren wie G.F. Barner, H.C. Nagel, U.H. Wilken, R.S. Stone und viele mehr. Fäuste schlagen an die Türen, hämmern auf Tischplatten herum, donnern an Schränke. Dazu ertönen, sich blitzschnell über das ganze Jail mit seinen drei Stockwerken fortpflanzend, die grimmigen, wilden Rufe der Sträflinge. Einer von ihnen hat versucht, aus der Hölle von Saint Quentin zu entfliehen, aber man hat ihn erwischt. Dennoch gibt es nichts, was in den Köpfen der Sträflinge mehr umherspukt als die Flucht, der Gedanke an die goldene Freiheit. Jeder Sträfling kennt die Strafe für Ausbruchsversuch, und jeder hasst auf seine eigene Art die Wächter und dieses verfluchte Gefängnis. »Rankin, du Satan«, knurrt Christie und gibt dem Banditen einen Schubs. »Daran wirst du noch denken. Hast du zu reden, wenn du nicht gefragt bist?« »Nicht schlagen … Aaah, aah!« Rankins markerschütternde Schreie lassen das Dröhnen der Stiefel verstummen. Der Bandit wälzt sich brüllend am Boden, rollt hin und her und schreit dabei: »Ah, nicht doch, ich, hab nichts getan. Nicht schlagen! Aaah – oaaah!« Und dann bricht die Hölle los, in den Zellen scheinen keine Menschen, sondern Wölfe zu sitzen. Das Geheul, das nach einem bösartigen Schweigen nun einsetzt, muss außerhalb des Jails zu hören sein. »Schweine, Schweine! Totschläger – Mörder! Ihr Mördergesindel!« »Allmächtiger«

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Die großen Western Classic – 38 –

Die unheimliche Fracht

Frank Callahan

Fäuste schlagen an die Türen, hämmern auf Tischplatten herum, donnern an Schränke. Dazu ertönen, sich blitzschnell über das ganze Jail mit seinen drei Stockwerken fortpflanzend, die grimmigen, wilden Rufe der Sträflinge.

Einer von ihnen hat versucht, aus der Hölle von Saint Quentin zu entfliehen, aber man hat ihn erwischt. Dennoch gibt es nichts, was in den Köpfen der Sträflinge mehr umherspukt als die Flucht, der Gedanke an die goldene Freiheit.

Jeder Sträfling kennt die Strafe für Ausbruchsversuch, und jeder hasst auf seine eigene Art die Wächter und dieses verfluchte Gefängnis.

»Rankin, du Satan«, knurrt Christie und gibt dem Banditen einen Schubs. »Daran wirst du noch denken. Hast du zu reden, wenn du nicht gefragt bist?«

»Nicht schlagen … Aaah, aah!«

Rankins markerschütternde Schreie lassen das Dröhnen der Stiefel verstummen. Der Bandit wälzt sich brüllend am Boden, rollt hin und her und schreit dabei: »Ah, nicht doch, ich, hab nichts getan. Nicht schlagen! Aaah – oaaah!«

Und dann bricht die Hölle los, in den Zellen scheinen keine Menschen, sondern Wölfe zu sitzen. Das Geheul, das nach einem bösartigen Schweigen nun einsetzt, muss außerhalb des Jails zu hören sein.

»Schweine, Schweine! Totschläger – Mörder! Ihr Mördergesindel!«

»Allmächtiger«, sagt Larabee keuchend und ist mit zwei Sätzen bei Rankin. »Das hast du Halunke nicht umsonst getan, Rankin. Versuchter Aufruhr, mein Freund. Hoch mit dir, Mensch! Daran denkst du noch, das verspreche ich dir.«

Andere Wärter rennen durch die Gänge, stürmen auf die Glocken zu und beginnen zu läuten. Die schrillen Klänge vermischen sich mit dem Geschrei der Sträflinge zu einem Furioso. Dann klappern die Schritte in den Gängen vor den Zellen. Die ersten Türen werden aufgerissen.

Und seltsam, in den Zellen, die offen sind, schreit niemand mehr. Sie liegen friedlich auf ihren Pritschen und haben zum Teil die Decken über den Ohren, scheinen zu schlafen.

»Ruhe, sonst gibt es drei Tage kein warmes Essen!«

Das Geschrei verebbt langsam. Der große Bau kommt Larabee nach wenigen Minuten wie ausgestorben vor.

»Zelle schließen! Und dann weg mit dem Kerl!«

Ja, denkt Rankin, nur weg hier. Je eher, desto besser, Mr Larabee. Du hättest dir die Füllungen der Schrankrückwand doch genauer ansehen sollen, aber das findet ihr Narren nie. Ihr müsstet schon die ganze Rückwand auseinanderreißen. Die Füllungen sitzen in Nuten. Mit einem Draht kann man die Nuten so sauber machen, dass ein Loch entsteht. Und in das Loch kann man etwas stecken, wenn man es erst hat. Zum Beispiel eine Schnur.

Irgendwo in der Rückwand von zwei Schränken in zwei verschiedenen Zellen stecken Schnüre. Sie sind schwarz, glänzen leicht und haben eine Seele aus einer Pulvermischung. Sie brauchen nur noch die Sprengpatronen, dann …

Aber das weiß Larabee nicht.

Und er wird es zu spät erfahren.

*

Harrington atmet rasselnd, zieht automatisch die Schnursäge mit Ashton hin und her. Seit einer Woche scheint die Sonne wie durch ein Brennglas in den Steinbruch herab. Gegen Mittag ist die Hitze kaum noch zu ertragen, darum fangen sie jetzt früher mit der Arbeit an und machen eine anderthalbstündige Pause.

Happy Jack Harrington ist alles andere als das, was sein Spitzname besagt. Er ist nicht glücklich. Happy Jack Harrington hat die Wut im Bauch, seit Wochen.

»Verfluchte Schinderei!«, mault er. »Einmal möchte ich’s erleben, einmal nur, verstehst du, Ashton? Ich möchte Aufseher sein – und die Aufseher Gefangene. Denen würde ich einheizen, bis ihnen das Wasser im …«

»Ich würde sie Steine schleppen lassen«, sagt Ashton schnaufend. »Von einem Haufen zum anderen und dann wieder zurück, bis sie umfielen in der verfluchten Hitze, ihre Zungen heraushängen ließen und glaubten, sie seien Klippfische.«

»Na, habt ihr noch Luft zum Reden?«, fragt hinter ihnen plötzlich Darwin, der zweite Posten. »Dann arbeitet mal einen Schlag schneller, ihr Banditen. Los, legt zu!«

Er bleibt abwartend stehen und grinst.

Als Darwin endlich davongeht, knirscht Happy Jack Harrington mit den Zähnen.

»Den kaufe ich mir noch mal, Ashton. Ah, da kommt das Essen.«

In den Steinbruch führen zwei Wege. Der obere auf halber Wandhöhe entlang und drüben wieder hinaus. Dort taucht der Wagen auf, nimmt dann den Talweg und rollt in die Tiefe des Steinbruchs.

Ein Ende Schiene ersetzt die Glocke. Kaum ertönt der erste Ton, als einer losrennt, um zuerst am Wagen zu sein, auf dem die beiden Kessel stehen.

»Ratte Kenton, wer sonst«, knurrt Ashton. »Der ist immer zuerst da. Hat ewig Hunger, aber dicker wird er nicht. Dabei hat er schon einen feinen Job, der Kerl.«

Happy Jack Harrington beobachtet »Ratte« Kenton genau. Ihm fällt ein, dass Kenton bis vor einer Woche an der Steinsäge arbeitete. Als die Hitze kam, erhielt Kenton den Job, die Quaderblöcke mit dem Karren nach oben zu fahren. So kommt Kenton neuerdings immer wieder an die frische Luft und braucht nicht wie die anderen in der brütenden Hitze zu arbeiten.

»He, Happy, komm an den Napf!«, sagt Ashton. »Was ist denn los, Mann?«

»Nichts«, sagt Happy Jack, lässt die Säge los und geht neben ihm her. »Du, Ashton, wo steckte der Kerl eigentlich, als sie Henry mit dem Seil erwischten?«

»Die Ratte? Warte mal.«

Ashton blickt sich um, deutet dann kurz auf die Wand und den oberen Weg.

»Dort«, sagt er mit Bestimmtheit. »Sie brauchten da oben gerade Steine. Ich weiß es genau, ich war ja selbst oben.«

Happy Jack bleibt stehen und starrt auf die Wand, die Blöcke oben, die dunklen Schatten dazwischen.

In den letzten vier Monaten ist es der vierte Fall gewesen, dass man bei jemanden etwas gefunden hat, mit dem man einen Ausbruchversuch einleiten konnte. Da war Stafford, der die Wagen in Ordnung hält. Bei dem fand man eine Feile und einen Bohrer. Danach Jeffrey, der Nachschlüssel besaß. Der dritte Mann hatte sich mit den beiden anderen Zellenpartnern darangemacht, das Fenster und die Stäbe zu lockern. Und dann kam die verdammte Sache mit Rankins Strick.

Zufall? Gleich viermal Zufall? Happy Jack Harrington glaubt nicht an so viele Zufälle.

»So, du warst oben. Und Ratte Kenton hat mit dir gearbeitet, Ashton? Bist du ganz sicher?«

»Natürlich.«

Wenig später sitzen sie zusammen und löffeln die Bohnensuppe. Und wieder blickt Happy Jack Harrington zu Kenton hinüber. In ihrer Nähe ist niemand, die Gruppen arbeiten verstreut im Steinbruch. Man hat Rankin ganz oben eingesetzt. Lowry ist mit dem Steinekarren beschäftigt. Morris hat Keile zu schlagen. Und Tom Kelly, der fünfte Mann Harringtons, steckt im linken Teil des Steinbruchs.

Happy Jack löffelt schweigsam, aber seine Gedanken arbeiten ohne Unterlass. Es hat Gerüchte gegeben, dass unter den Sträflingen ein Spitzel stecken müsste, aber die Gerüchte sind nun verstummt.

Harrington kennt alle Sträflinge. Hat er keinen von ihnen bisher verdächtigt, dann fragt er sich nun, warum »Ratte« Kenton den feinen Job am Eselskarren bekommen haben mag.

»Du, Ashton.«

Happy Jack hat genug gegessen, ihm schmeckt es heute nicht.

»Ja, was ist?«

»Kenton hat also bei euch gehockt, als die Geschichte mit Rankin passierte. Neben dir?«

»Nicht neben mir, der hockt immer allein. Du weißt doch, dass keiner ihn mag. Er setzt sich zwischen die Felsen, abseits von uns.«

»Wo?«

»Siehst du die Wegbiegung mit den großen Steinen davor?«

»Ja. Und, war er immer allein?«

»Ja. Hör mal, Jack, du denkst doch nicht, dass Kenton …«

»Dem Rattengesicht traue ich nicht über den Weg. Komm mit, Ashton!«

Sie bringen ihre Blechnäpfe zurück, machen dann aber einen Umweg und halten zwischen den Steinen an. Es ist die Stelle, an der Rankin ein Seil versteckte und sich die Stränge in die Hosennähte zog.

Happy Jack Harrington dreht sich um, blickt auf die schroffen Felsen an der Wegbiegung.

»Ashton, komm her!«

Für Ashton genügt ein Blick. Er zuckt zusammen.

»Man kann von oben alles sehen, was zwischen den Steinen hier geschieht. Aber er müsste schon auf die Felsen gestiegen sein, um herabzublicken.«

»Hat er das getan, weißt du das noch?«, fragt Happy Jack. »Saß er genau dort?«

»Nicht auf den Felsen, Happy. Er hockte zwischen ihnen im Schatten.«

Harrington geht auf die steile Wand zu und wartet in ihrem Schatten, bis Kenton wieder unter seinem Karren liegt. Zwar stehen ganz oben auf der Wand die Wachtposten, aber die Sträflinge können sich im Steinbruch frei bewegen. Es ist unmöglich, über die Wände zu steigen und zu flüchten.

Keine zwei Minuten darauf ist Harrington, dem Ashton folgt, auf dem Weg und an den Felsen.

»Wo saß ›Ratte‹, Ashton?«

»Hier, hinter dem nächsten Block.«

Happy Jack macht drei Schritte, dann bleibt er stehen und blickt auf die Aschenreste in dem Spalt zwischen den Steinen. Es hat wochenlang nicht geregnet. Die beiden Felsblöcke klaffen hier auseinander. Eine Art Kimme gibt den Blick auf den Steinbruch und jene Ansammlung von Blöcken frei, in deren Mitte sich Rankin die Hosen auszog und den Strick versteckte.

Ashton wird bleich, als er von der großen Hand Happy Jacks an die Kimme geschoben wird.

»Mann«, sagt er gepresst, »das ist ja …«

»Ja, ein Loch, das von unten nicht zu erkennen ist. Hier hat die verdammte Ratte gesteckt und alles gesehen. Darum haben sie gewusst, wo der Strick unter dem Geröll versteckt lag. Jetzt ist mir alles klar.«

Er flucht, bückt sich und zerreibt die Asche zwischen den Fingern. Er scheint Ashton vergessen zu haben. Happy Jack Harrington murmelt vor sich hin, lacht plötzlich.

»Das ist es«, sagt er, als Ashton sich räuspert. »Er raucht doch so gern. Ohne Tabak kann der nicht leben. Zigarrenasche. Woher hat der Halunke die Zigarre gehabt? Wir bekommen doch nur Tabak. Komm, der Kerl schleicht da unten schon wieder herum!«

Tatsächlich hat »Ratte« Kenton seinen schattigen Platz unter dem Wagen verlassen. Und schlendert im Steinbruch umher. Happy Jack und Ashton verdrücken sich, tauchen dann – ungesehen von Kenton – unterhalb des Weges zwischen den Steinen auf und trotten wieder auf ihre Arbeitsstelle zu. Aus den Augenwinkeln beobachtet Harrington das Rattengesicht und sagt zischelnd: »Der verfluchte Spitzel. Zigarre …, sieh mal einer an. Die haben nur die Aufseher, also kann er sie auch nur von einem der Bluthunde bekommen haben. Ashton, er liegt doch mit Alvis zusammen, oder?«

»Ja.«

»Den kennt Alvis. Der sitzt mit ihm hinten auf dem Wagen, der euch zurück ins Jail bringt. Red mit Alvis. Frag ihn, ob die Ratte vielleicht ein paar Tage von der Sache mit Henry Rankin mal in der Verwaltung bei Dewey oder Larabee gewesen ist. Alvis müsste es wissen, der lässt sich nichts gegenüber der Ratte anmerken. Frag ihn auf der Rückfahrt, verstehst du?«

Ashton blick Harrington an und denkt, dass »Ratte« bisher alle verpfiffen hat.

»Ja«, sagt Ashton. »Und wenn er bei den Aufsehern gewesen ist, was dann?«

»Nichts, was du wissen musst«, antwortet Harrington. »Es ist immer besser, wenn man nichts weiß, klar? Dann kann man bei allen Fragen die Achseln zucken, wenn jemand einen ›Unfall‹ hat, verstehst du, Ashton?«

*

Als Tom Kelly auf den Wagen steigt, gewinnt er den Blick in die Tiefe des Steinbruchs. Schnaufend nimmt er seinen Hut ab. Und weder Höllen-Bäcker noch Saylor, der andere Aufseher, der das Herankarren der Steine bewacht, messen dieser Hutbewegung irgendeine Bedeutung bei.

Kelly aber kann tief unten Rankin sehen. Der trägt ein knallrotes Halstuch, das sich von der nackten Brust krass abhebt.

Unten nimmt Rankin nun auch seinen Hut ab und wischt sich die Stirn. Dann arbeitet er weiter.

Während die beiden Aufseher miteinander sprechen, nimmt Kelly die Steine an, die von den anderen drei Sträflingen heraufgeschleppt werden. Nach einer Weile steigt Dexter, der dritte Sträfling, auf den Wagen, um Kelly abzulösen. Der Kasten füllt sich mit Steinen, aber es wird Mittag, ehe er vollgepackt ist.

Kelly richtet es so ein, dass er als Letzter davongeht. Baker wandert bereits mit Saylor zum Wachhaus am Drahtzaun, der den Steinbruch absperrt, um dort zu essen. Keiner der Aufseher sieht, dass Kelly einen dreieckigen Stein unter das eine Hinterrad des Wagens klemmt.

Narren, denkt Kelly und nimmt sein Hemd vom Bremshebel. Ihr seid so blind wie alte Eulen am Tag.

Er schiebt den Hebel nach vorn. Durch den beladenen Wagen geht ein Ruck. Gefährlich knirscht der dreieckige Stein hinten, aber er hält den Wagen fest. Die Rechnung, die sich jemand gemacht hat, ist aufgegangen.

Der Wagen steht kurz vor dem steil abfallenden Hang, an dessen Kante die Quader gestapelt liegen. Rollt der noch nicht ganz vollgepackte Wagen auch nur zwei Schritte, dann befindet er sich auf dem Hang und wird nicht mehr zu halten sein.

*

Rankin nimmt das Halstuch ab und wedelt sich damit Luft zu.

Das Zeichen, denkt Kelly, es ist soweit.

Er nimmt den schweren Stein, wuchtet ihn hoch. Und dann tritt er auf irgendeinen anderen Stein dieses Haufens, den er aufgeschichtet hat.

Kelly schreit erschrocken, als er kippt, aber niemand außer ihm weiß, dass es Absicht ist.

Kelly kommt genau über dem Hinterrad zu liegen, hält den Brocken in beiden Händen und stößt ihn nach unten.

Der Stein kracht auf den Brocken unten, dessen Dreiecksform genau richtig sein muss.

Ein Knirschen, ein Ächzen, als der Dreieckstein zur Seite geschoben wird. Das Rad dreht sich vor Kelly, die schwere Eisenfelge knirscht mahlend auf den kleinen Steinbrocken des Bodens.

»He, Kelly!«, schreit Baker, als der Wagen sich in Bewegung setzt. Thubman macht einen Sprung zur Seite und sieht, wie sich die Räder schneller drehen.

»Haltet ihn! Haltet ihn!«

»Nein, nicht!«, brüllt Kelly, krabbelt mit aufgerissenen Augen, Furcht im Gesicht, über die Steine. »Nicht rollen! Haltet ihn auf, haltet ihn!«

Viel zu spät, das weiß er. Baker hat eine Sekunde wie erstarrt dagestanden. Die anderen blicken entsetzt auf das rollende Ungetüm.

Schreiend klettert Kelly über die Steine. Baker rennt los, sieht Kelly sich oben festklammern, statt abzuspringen, und brüllt: »Runter, Kelly! Spring doch!«

Polternd knallen und hüpfen die Räder über den unebenen Boden. Die Deichsel schwankt, als Kelly mit einem gellenden Aufschrei, keine sechs Schritte vor den Quadern, über die Kante des Wagens hechtet. Er schlägt hart auf, sieht sich aber dennoch um. Neben ihm rennt Baker, wirft die Arme hoch, brüllt sinnlose Worte.

Und dann prallt der Wagen donnernd gegen die Quadern. Die Deichsel saust wie eine Sichel herum, als ein Stein das linke Vorderrad blockiert, direkt auf Baker zu.

Die Deichsel schmettert gegen den linken Oberschenkel und schleudert den Aufseher wie eine Strohpuppe weg.

Das tosende Poltern, das im nächsten Augenblick an der Kante ertönt, lässt sie Baker und dessen Bein vergessen. Dort stellt sich der Wagen quer, dreht sich noch einmal halb um sich selbst und kippt dann. Mit dem Endbrett voran stürzt der vollgeladene Transportwagen über die Kante. Quader fliegen nach rechts und links in die Tiefe. Den Bruchteil einer Sekunde ragt die Deichsel noch hoch. Dann verschwindet auch sie in der Tiefe.

*

Der Esel zockelt mit dem Karren, auf dem Kenton sitzt, die steile Trasse hoch.

Rechts von Kenton die Felskehre, jene Steine, hinter denen er gelegen und Rankin beobachtet hat. Unwillkürlich sieht sich das Rattengesicht nach Rankin um. Dort hinten hat Rankin die Säge losgelassen, wedelt sich mit dem Halstuch frische Luft zu. Es sieht aus, als winke Rankin ihm.

Kenton blickt nach oben, denn dort poltert es so seltsam. Schreit da nicht einer?

Das Rattengesicht erstarrt.

Der Stein kommt – einer jener Quaderblöcke, die er selbst nach oben gefahren hat. Sieht seltsam aus, wie sich das schwere Ding, das fast dreihundert Pfund wiegt, wie ein Würfel in der Luft dreht und genau auf ihn zukommt.

»Lauf!«, schreit Kenton und will seinen Esel antreiben. »Lauf, du Langohr, lauf doch!«

Er kommt nicht durch, das sieht er nun. Also herum mit dem Karren, weg hier.

Entsetzt blickt er hoch, als er den Esel nach links reißt.

Bockend zerrt das Tier an der Deichsel, will herum, kommt aber nur mit dem Kopf auf die Wand zu. Jetzt steht der Karren quer zum Weg.

Und dann kracht der erste Block herab. Steinsplitter schwirren wie Geschosse durch die Luft. Eins dieser zackigen Stücke trifft den Esel. Der schreit markerschütternd vor Schreck und springt an. Die Sielen straffen sich jäh, die Ketten des Baumes klirren. Und dann kommt ein anderer Stein herabgeschossen.

Ein Bersten, als zerbräche ein Baum. Die Deichsel zersplittert kurz hinter dem Esel und vor dem schreienden Kenton, der die Arme über den Kopf reißt.

Springen, Kenton!

Er will hoch, aber da bricht die Deichsel durch. Der Karren kippt nach hinten, die Quadern kommen ins Rutschen. Und ›Ratte‹ Kenton stürzt rücklings auf sie. Einen Augenblick gewinnt er die Sicht nach oben, während er nach hinten gerissen wird.

Der Wagen, denkt Kenton und sieht das Ungeheuer oben erscheinen, der Wagen kommt.

Hinter ihm kracht der erste Quaderblock hart an die schroffe Kante des Weges. Der zweite, auf dem Kenton liegt, prallt auf den ersten, dreht sich.

›Ratte‹ Kenton wirft sich herum, kommt gerade noch zu Boden und sieht den zweiten Quader in die Tiefe sausen. Eine halbe Sekunde blickt Kenton in den Steinbruch hinab, schaudert vor der Tiefe zurück und wirbelt weg, will springen.

Als er sich dreht, ist sein Karren da. Das Hinterende kommt gegen Kentons Brust und schiebt den Mann ganz langsam über den Felsblock hinweg. Die Räder schurren, als kein Esel mehr die Deichsel hält, auf dem schrägen Weg dem Abgrund entgegen.

»Nein, nein!«

Unten steht einer, hat die Säge losgelassen und hört die anderen Burschen brüllen.

Henry Rankin starrt auf den Staub, den Wagen, der jetzt – wie ein Spielzeug anzusehen auf die Entfernung über die Kante kippt. Ein kleiner Punkt, mehr nicht, das ist ›Ratte‹ Kenton. Im nächsten Augenblick löst sich der Punkt von der Wegkante hoch oben. Ein kleiner Fleck, der in die Tiefe stürzt.

Sträflinge schreien, lassen ihre Arbeit liegen und rennen los. Rankin sieht nur den kleinen Punkt unten an der Wand. Der Wagen schlägt auf die Kante, reißt den Quader mit. Beide fallen dem kleinen Punkt nach, der schon unten angekommen ist.

Happy Jack Harrington stößt Rankin in die Seite.