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Ist ihre Liebe wirklich verloren? Der gefühlvolle Roman »Die Unwägbarkeit der Liebe« von Mary Jo Putney jetzt als eBook bei dotbooks. Eine unerwartete Wendung des Schicksals ... Nachdem die Ehe von Kate und Patrick vor Jahren auf tragische Weise zerbrach, führt das Testament von Kates Vater sie nun wieder zusammen: Nur wenn sie ein Jahr lang zusammenarbeiten und unter einem Dach wohnen, erben sie das Haus der Corsi-Familie. Für die Architektin Kate eine bittere Nachricht, denn nicht ohne Grund lebt sie seit der Trennung in Kalifornien – weit weg von ihrem Exmann, seinen dunkelsten Seiten und der gemeinsamen Vergangenheit. Doch die Arbeit im Familienbetrieb und das geliebte Haus ihrer Kindheit hat sie schrecklich vermisst. Und Patrick, der ein anderer Mann geworden ist, als der, mit dem sie nicht mehr zusammenleben konnte, gelobt Wiedergutmachung ... Verdient er diese zweite Chance – und wird vielleicht auch ihre Liebe neu erblühen? Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Liebesroman »Die Unwägbarkeit der Liebe« von Mary Jo Putney. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks – der eBook-Verlag.
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Seitenzahl: 500
Über dieses Buch:
Eine unerwartete Wendung des Schicksals ... Nachdem die Ehe von Kate und Patrick vor Jahren auf tragische Weise zerbrach, führt das Testament von Kates Vater sie nun wieder zusammen: Nur wenn sie ein Jahr lang zusammenarbeiten und unter einem Dach wohnen, erben sie das Haus der Corsi-Familie. Für die Architektin Kate eine bittere Nachricht, denn nicht ohne Grund lebt sie seit der Trennung in Kalifornien – weit weg von ihrem Exmann, seinen dunkelsten Seiten und der gemeinsamen Vergangenheit. Doch die Arbeit im Familienbetrieb und das geliebte Haus ihrer Kindheit hat sie schrecklich vermisst. Und Patrick, der ein anderer Mann geworden ist, als der, mit dem sie nicht mehr zusammenleben konnte, gelobt Wiedergutmachung ... Verdient er diese zweite Chance – und wird vielleicht auch ihre Liebe neu erblühen?
Über die Autorin:
Mary Jo Putney wurde in New York geboren und schloss an der Syracuse University die Studiengänge English Literature und Industrial Design ab. Nach ihrem Studium übernahm sie Designarbeiten in Kalifornien und England, bis es sie schließlich nach Baltimore zog, und sie mit dem Schreiben begann. Mit ihren Büchern gelang es ihr, alle Bestsellerlisten in den USA zu erklimmen, unter anderem die der New York Times, des Wall Street Journals, der USA Today, und der Publishers Weekly.
Mary Jo Putney veröffentlichte bei dotbooks bereits »Der Duft von wilden Granatäpfeln«, »Im Land der wilden Orchideen«, »Regency Beauties – Die Küsse des Lords« und »Regency Beauties – Das Lächeln der Lady«.
Die Website der Autorin: maryjoputney.com
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eBook-Neuausgabe April 2023
Die amerikanische Originalausgabe erschien erstmals 2000 unter dem Originaltitel »The Burning Point« bei Berkley Books. Die deutsche Erstausgabe erschien 2002 unter dem Titel »Die Unwägbarkeit des Glücks« bei Lübbe.
Copyright © der amerikanischen Originalausgabe 2000 by Mary Jo Putney
Published by Arrangement with MARY JO PUTNEY, INC.
Copyright © der deutschen Erstausgabe 2002 by Verlagsgruppe Lübbe GmbH & Co. KG, Bergisch Gladbach
Copyright © der Neuausgabe 2023 dotbooks GmbH, München
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.
Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.
Titelbildgestaltung: Kristin Pang, unter Verwendung von Motiven von shutterstock.com (Pav-Pro Photography Ltd, f11photo, Elenamiv)
eBook-Herstellung: Open Publishing GmbH (ae)
ISBN 978-3-98690-510-1
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Mary Jo Putney
Die Unwägbarkeit der Liebe
Roman
Aus dem Amerikanischen von Bettina Albrod
dotbooks.
Für Ruth, eine Literaturagentin, die den Dingen immer auf den Grund gegangen ist
»Die Liebe ist der Brennpunkt des Lebens ...
Je stärker die Liebe ist, desto größer ist der Schmerz.«
»Aber die Liebe erträgt alles.«
Joseph Campbell und Bill Moyers,Die Macht des Mythos
Vor fünfundzwanzig Jahren
Ein durchdringender Heulton durchschnitt die Morgenluft. In der wartenden Menge, sicher durch Absperrungen zurückgehalten, breitete sich erwartungsvolles Gemurmel aus. In der Kommandostelle hüpfte Kate Corsi vor Aufregung von einem Fuß auf den anderen. »Jetzt, Papa?«
Sam Corsi lachte. »Noch nicht, Katie. Das ist nur die Warnsirene, dass es in zwei Minuten losgeht.«
Katie versuchte, still zu stehen, aber zwei Minuten kamen ihr vor wie eine Ewigkeit. Sie wusste, dass es der Beruf ihres Vaters war, Gebäude in die Luft zu jagen, und sie hatte Filme über seine Arbeit gesehen. Aber das hier war anders, zum ersten Mal war sie selber dabei. Unruhig zerrte Katie an dem Band, das ihre blonden Haare bändigte. »Darf ich auf den Knopf drücken?«
»Wenn du lieb bist, lasse ich dich eines Tages die Sprengladung zünden, aber dieses Mal nicht.« Sam Corsi fuhr ihrem Bruder durch die dunklen Haare. »Das Geschäft wird einmal Tom gehören, und er muss lernen, wie man mit so viel Kraft umgeht.«
Tom schlang in einer entschuldigenden Umarmung einen Arm um Kate. »Deine Zeit wird schon kommen, Kleine.«
Der Countdown, durchgeführt von Luther Hairston, nahm seinen Lauf. Als er bemerkte, dass Kate ihn beobachtete, zwinkerte er ihr zu, ohne das stetige Zählen zu unterbrechen.
»In Ordnung, Tom«, befahl Sam Corsi. »Leg den Finger auf den Knopf und warte, bis ich ›jetzt‹ sage. Drücke nicht, ehe ich es dir sage.«
Tom sah ein wenig blass aus, als er den Finger auf den Knopf legte. Aber Kate wusste, dass er keinen Fehler machen würde. Er war der klügste große Bruder der Welt.
Sieben, sechs, fünf, vier, drei, zwei ...
»Jetzt«, bellte ihr Vater.
Tom drückte so hart zu, dass seine Fingerspitze weiß wurde. Nichts geschah, und Kate hatte einen schrecklichen Moment lang das Gefühl, ihr Herz würde still stehen bleiben.
Dann erklang aus dem Gebäude auf der anderen Straßenseite ein Knall wie von einem Maschinengewehr, und Staubwolken quollen aus den Fenstern im Erdgeschoss. Es folgten tiefe, markerschütternde Explosionen. Die Wände fielen nach innen, und das ganze große Gebäude sank in sich zusammen. Kate schrie vor Begeisterung.
Ihr Vater hob sie auf seine Schultern, damit sie besser sehen konnte. »Sieh genau hin, Katie. Das ist Phoenix Demolition bei der Arbeit, und wir sind die Besten!«
Kate hüpfte auf und ab. »Eines Tages sprenge auch ich Gebäude in die Luft.«
Sam lachte leise. »Sprengungen sind nichts für Mädchen. Tom wird die Firma führen. Wenn du ihn nett darum bittest, lässt er dich vielleicht im Büro arbeiten.«
»Die Zeiten ändern sich, Sam«, warf Luther ein. »Dieses lebhafte kleine Mädchen wird vielleicht eine gute Ingenieurin sein, wenn sie einmal erwachsen ist.«
»Meine Tochter wird niemals als Sprengmeisterin arbeiten.«
Kate schniefte. Papa war störrisch, aber das war sie auch. Sie würde ihn schon dazu bringen, dass er sie in der Firma arbeiten ließ.
Denn Katherine Carroll Corsi wollte wirklich Gebäude in die Luft sprengen.
Gegenwart, außerhalb von Washington, D.C.
Noch eine Stunde bis zur Detonation.
Bis zum Sonnenaufgang war es noch eine Weile hin. Donovan trat in die Wärme des Bürocontainers von Phoenix Demolition, der neben dem schäbigen Apartmenthaus aufgestellt worden war, welches das gegenwärtige Projekt der Firma war. Sein Chef Sam Corsi goss ihm ungefragt einen Becher Kaffee ein und reichte ihn ihm.
»Danke.« Donovan nahm einen heißen Schluck. »Verdammt, ist das kalt draußen. Fällt schwer, da an die globale Erwärmung zu glauben.«
»Alles in Ordnung?«
Donovan nickte. »Alles klar, und wir liegen sogar etwas besser in der Zeit als der Plan vorsieht. Jetzt fehlt nur noch die Sprengung selbst. Soll ich das machen?«
»Zum Teufel, nein. Ich habe nicht all die Jahre lang PDI aufgebaut, damit junge Kerle wie du Spaß haben.«
Donovan, der keine andere Antwort erwartet hatte, grinste. Der letzte Handgriff, um ein Gebäude dem Erdboden gleich zu machen, war eine besondere Art von Erlebnis, und Sam nutzte seine Stellung schamlos aus, um das zu tun, so oft er konnte. Um keinen Preis würde er seine rechte Hand den Job übernehmen lassen, nicht einmal in einer Nacht, in der sogar ein Eisbär frieren würde.
Sams Tochter Kate hatte ebenfalls diese übertriebene Begeisterungsfähigkeit gehabt. Kate, Donovans lang verflossene, aber nicht vergessene Ex-Frau.
Sam trank den Rest seines Kaffees aus, den Blick auf die dunkle Silhouette des Jefferson Arms gerichtet, das sich schwarz vor den Lichtern Washington D.C.s abzeichnete. Davor hielten Polizeikräfte die Schaulustigen in sicherer Entfernung. Weil es an diesem frühen Januarmorgen besonders kalt war, hatten sich nur wenige eingefunden, um Zeuge der Sprengung zu werden.
Brüsk fragte Sam: »Hast du je überlegt, dich wieder mit Kate zusammen zu tun?«
»Himmel, Sam!« Donovan verschluckte sich an seinem Kaffee. »Wie, zum Teufel, kommst du denn darauf? Es ist gut zehn Jahre her, seit Kate und ich uns getrennt haben, und soweit ich weiß, hat sie seitdem nie mehr einen Fuß nach Maryland gesetzt.«
Sam zuckte die Achseln, den Blick immer noch auf das Jefferson Arms gerichtet. »Ja, aber es hat auch keiner von euch Anzeichen gezeigt, sich jemand anderen zu suchen. Ihr wart zu jung, als ihr geheiratet habt, aber da war etwas verdammt Gutes zwischen Euch. Außerdem wünscht sich Julia ein paar Enkelkinder zum Verwöhnen.«
Donovan zuckte zusammen, als sich die Unterhaltung auf gefährlichen Boden bewegte. »Du hast Recht, dass wir zu jung waren. Aber selbst wenn man mal annimmt, dass Kate Interesse hätte – und offen gesagt denke ich, dass sie mich eher in der Hölle sehen würde –, ist da noch das kleine Problem, dass sie in San Francisco lebt. Das ist nicht gerade die ideale Entfernung für Verabredungen.«
»Die Dinge ändern sich.« Sam warf einen Blick auf die Uhr und zog sich dann Handschuhe und Parka an. »Kann sein, dass ich Tom demnächst mal anrufe.«
Diese Bemerkung war ein noch größerer Schock als der Vorschlag mit Kate. Donovan dachte an Sams unerwartete Einlieferung in die Notaufnahme im letzten Monat und fragte unsicher: »Haben die Ärzte etwas an deinem Herzen gefunden, von dem du mir nichts erzählt hast? Ich dachte, sie hätten gesagt, dass es eine Magenverstimmung war.«
»Alles in Ordnung mit meinem Herzen, das kann ich mit einem EKG beweisen.« Sam setzte sich den Hut auf seine grau gesprenkelten Haare und griff sich eine große Taschenlampe. »Aber ich muss zugeben, dass es mich nachdenklich gemacht hat, so ins Krankenhaus gekarrt zu werden. Keiner lebt ewig. Vielleicht ist es an der Zeit, dass ich ein paar Leuten den Kopf wasche.«
Als Sam den Ausdruck auf Donovans Gesicht sah, grinste er und schlug ihm spielerisch mit der Faust gegen die Schulter. »Mach dir keine Sorgen. Wenn ich ein paar Leuten den Kopf wasche, dann nur zu deinem Besten.« Damit trat er hinaus in die Kälte der Nacht.
Donovan fragte sich, wozu das eben hatte gut sein sollen, und überprüfte dabei den Funkkontakt zu den anderen Mitarbeitern. Eine perfekte Sprengung war kein Zufall, und die unfallfreie Geschichte von PDI war das Ergebnis sorgfältigster Planung bei jedem Schritt eines Projekts. Auch diese Sprengung war Routine, wenn man bei dem Vorgang, ein mächtiges Hochhaus innerhalb von Sekunden dem Erdboden gleich zu machen, überhaupt von Routine sprechen konnte. Nicht mehr lange, und das Bauwerk würde ausgelöscht sein, und zwar nicht mit einem leisen Wispern, sondern mit einem gewaltigen Knall. An seiner Stelle würde dann etwas Besseres entstehen.
Der tanzende Strahl der Taschenlampe bezeichnete Sams Weg durch das Jefferson Arms. Er war in dem hallenden Gebäude unterwegs, um noch einmal jede Sprengladung zu überprüfen, jeden Draht und sogar das Mehl, das seine Leute auf den Fluren und Treppen verstreut hatten, um zu prüfen, ob sich noch ein Obdachloser oder ein streunendes Tier in dem Gebäude versteckt hielt.
Noch zwanzig Minuten bis zur Sprengung. Aufgekratzt vom Adrenalin, das immer vor der Sprengung bei ihm freigesetzt wurde, griff Donovan wieder nach dem Mikrofon der Funkanlage. »Wie sieht’s aus, Sam?«
»Alles klar«, dröhnte die Stimme seines Chefs. »Der Bau hier mag zwar ein lausiges Wohngebäude gewesen sein, aber er wird einen großartigen Haufen Kies abgeben. In zehn Minuten bin ich draußen.«
Donovan wollte gerade das Mikrofon abstellen, als er Sam murmeln hörte: »Das ist aber seltsam.«
»Was denn?«
»Ich bin mir nicht sicher. Einen Moment ...«
Plötzlich erklang ein ohrenbetäubender Knall durch die Stille der Nacht. Eine Reihe von Explosionen ging durch das Jefferson Arms und hüllte das Gebäude in Rauch und Flammen. Die Wände wölbten sich nach innen, und während Sand und Steine in alle Richtungen flogen, sank das Haus majestätisch in sich zusammen.
»Sam! Sam!«, schrie Donovan panisch und rannte instinktiv durch die Tür nach draußen.
Aber es war zu spät. Tausende Tonnen Beton hatten bereits den Mann unter sich begraben, der sein halbes Leben lang Boss, Freund und Ersatzvater für ihn gewesen war.
Drei Tage später
Beerdigungen waren die Hölle, und der Leichenschmaus danach war nicht viel besser. Kate Corsi hatte die Grenzen ihrer Belastbarkeit erreicht und zog sich für ein paar Minuten zurück, um nicht vor Dutzenden von Freunden und Verwandten zusammenzubrechen. Da sie im ersten Stock kein ruhiges Plätzchen fand, stieg sie die teppichbelegten Stufen des großen Hauses hinauf, bis sie das hintere Schlafzimmer erreichte, das ihr Vater als Arbeitszimmer genutzt hatte.
Alles in diesem Zimmer erinnerte an Sam Corsi, von den verschiedenen Andenken an gesprengte Gebäude bis hin zu dem schwachen Zigarrengeruch der noch im Zimmer hing. Kate hob einen Jahrhunderte alten Ziegelstein hoch, der von der Sprengung einer Fabrik in New England stammte. Das war das erste Projekt von PDI gewesen, das für einen Hollywood-Film verwendet worden war – es war ein Film über eine Invasion durch Außerirdische – und Sam war darüber völlig aus dem Häuschen gewesen. Seitdem waren noch einige Sprengungen des Unternehmens auf Kinoleinwand gebannt worden.
Kate legte den Stein wieder hin, nahm eine Zigarre aus der Schachtel und drückte sie an ihre Wange. Der starke, würzige Geruch erinnerte sie auf ganz eindrückliche Weise an ihren Vater. Er hatte meistens in diesem Zimmer geraucht, aber der schwache Zigarrenduft hatte ihn überallhin begleitet.
Sie legte die Zigarre zurück, trat ans Fenster und drückte ihre Stirn an die Scheibe, während ihr die Tränen in die Augen stiegen. In den vergangenen drei Tagen war ihr das Leben unwirklich vorgekommen, seit sie morgens um vier durch das Klingeln des Telefons aus dem Schlaf gerissen worden war. Auch mit hundert Jahren würde sie nie die Stimme ihrer Mutter vergessen, als diese ihr den tragischen Tod von Sam Corsi mitteilte. Innerhalb von Sekunden war die Entfremdung Kates zu ihrem Vater verschwunden, als sie die Erinnerung an ihre liebevolle Beziehung zu ihm mit Trauer erfüllte.
Am Vormittag hatte sie bereits in San Francisco im Flugzeug gesessen, um nach fast zehn Jahren zu ihrem ersten Besuch nach Maryland zu fliegen. Als sie landete, hatte man die Leiche ihres Vaters bereits aus den Trümmern geborgen und den Zeitpunkt der Beerdigung festgesetzt.
Seitdem war Kate mit ihrer Mutter ununterbrochen damit beschäftigt gewesen, Entscheidungen zu treffen und die Beerdigung zu organisieren. Sam Corsi war wie sein Unternehmen, die Phoenix Demolition International, einzigartig gewesen, und sein Tod durch eine vorzeitige Explosion war Titelthema auf der ersten Seite der Baltimore Sun. Jetzt lag er nach einem hastigen Beerdigungsgottesdienst, mit eisigem Wind, in der froststarren Erde. Es war der kälteste Januar seit langem.
Kate konnte immer noch nicht fassen, dass ein so dickköpfiger, unerträglicher und dabei großherziger und liebenswerter Mann plötzlich einfach weg sein konnte. Unbewusst war sie davon ausgegangen, dass ihr Vater ewig leben würde. Oder zumindest so lange, bis die Kluft zwischen ihnen wieder hätte überbrückt werden können. Sie hätte sich mehr darum bemühen sollen. Jetzt war es zu spät. Verdammt, zu spät.
Das Klappern hoher Absätze schreckte Kate auf, und rasch richtete sie sich auf und wischte sich die Tränen aus den Augen, als eine zweite Frau das Zimmer betrat. Das dunkle Fenster spiegelte ein Bild wider, das fast ihr eigenes hätte sein können. Ihre Mutter Julia hatte Kate die hoch gewachsene Figur und das blonde Haar vererbt. Nur Kates schokoladenbraune Augen stammten eindeutig von ihrem italienischen Vater.
Kate drehte sich um, um sich von Julia umarmen zu lassen und ihre Mutter ebenso zu halten. »Wie geht es dir, Mutter?«
»So leidlich.« Julia klammerte sich voller Anspannung an ihre Tochter, und Kate drückte sie an sich und spürte voller Mitleid ihren Schmerz.
Dann schwand die Spannung, und Julia trat zurück, aber scharfe Linien hatten sich in ihrem Gesicht eingegraben, ihre Haut wirkte grau und leblos vor Erschöpfung. »Ich bin dir gefolgt, um dir zu sagen, dass Charles über das Testament deines Vaters reden möchte.«
Ohne Zweifel war auch ihre Mutter froh über eine Entschuldigung gewesen, der Menge unten für einen Moment entkommen zu können. »Ich dachte, die Verlesung des letzten Willens vor versammelter Familie käme nur in Viktorianischen Romanen vor.«
»Das wird hier nicht ganz so sein.« Julia wandte den Blick ab. »Aber es wird Dinge geben ... die zu besprechen sind.«
Ehe Kate fragen konnte, was denn so wichtig war, dass es noch heute Abend besprochen werden musste, ließ ihre Mutter sich auf einen hölzernen Stuhl sinken und schlang die Arme um sich. »Hoffentlich gehen sie alle bald. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch ertragen kann.«
Sanft legte Kate Julia die Hand auf die Schulter. »Mutter ...«
Julia bedeckte die Hand ihrer Tochter mit der eigenen. »Es tut gut zu hören, dass die Leute über Sam reden, und wie sie ihn in Erinnerung haben. Aber es ist auch sehr schmerzlich. Ich verbringe schon den ganzen Tag damit, gegen die Tränen anzukämpfen.«
»Keinen würde es stören, wenn du weinst.«
»Doch, mich, weil ich nicht wüsste, wie ich wieder aufhören soll.«
Kate umfasste die Schultern ihrer Mutter noch fester. Die blaublütige Julia Carroll war ganz anders als Sam Corsi, ein stolzer Junge aus Ost-Baltimore, aber das hatte ihrer glücklichen Ehe nicht im Wege gestanden. Sie hatte jedes Recht, auf ihre Weise zu trauern. Kate konnte ihre Mutter gut verstehen, denn auch sie hatte den Drang, der Welt gefasst gegenüberzustehen.
Julia schloss die Augen. »Ich bin so froh, dass du da bist, Kate. Dich in San Francisco zu besuchen ist nicht dasselbe, wie dich zu Hause zu haben.«
Der Grund, warum Kate Baltimore fast zehn Jahre lang nicht mehr besucht hatte, befand sich im Erdgeschoss, verlockend wie die Sünde und doppelt so gefährlich. Aber heute verblassten Kates Probleme angesichts des Verlusts, den ihre Mutter erlitten hatte. »Natürlich bin ich gekommen. Dad und ich hatten unsere Schwierigkeiten« – was eine Untertreibung war – »aber in den letzten paar Jahren ging es aufwärts. Nicht wie bei Dad und Tom.«
»Ich wünschte, Tom wäre hier.« Julia schlug die Augen auf und lächelte traurig. »Ich wette, du hast ihn gefragt, ob er kommen würde, und er hat geantwortet, da er zu Dads Lebzeiten nicht willkommen war, wüsste er nicht, warum er es jetzt sein sollte.«
»Ziemlich genau so war es«, gab Kate zu. »Können Mütter Gedanken lesen?«
»Das gehört zu unseren Aufgaben.« Müde stand Julia auf. »Ich kann Tom keinen Vorwurf daraus machen, dass er nicht zur Beerdigung gekommen ist, nicht nachdem Sam ihn so behandelt hat. Der Mann konnte so unmöglich sein ...«
Ihre Stimme erstarb, und Kate vermutete, dass Julia sich an den Zerfall ihrer Familie erinnerte, ein Ereignis, das auch nach zehn Jahren nichts an Schmerz eingebüßt hatte. Da Kate nicht darüber sprechen wollte, sagte sie: »Wenn du etwas zur Ruhe gekommen bist, musst du uns in San Francisco besuchen. Tom und ich nehmen dich gerne auf, solange du willst.«
»Er hat mich zu sich eingeladen, als er gestern angerufen hat. Vielleicht nehme ich ihn beim Wort.« Mit zitternden Fingern strich Julia sich das Haar zurück. »Es wäre schön ... wegzukommen.«
Kate überlegte, ob sie ihrer Mutter nicht vorschlagen sollte, nicht mehr zu den Gästen zu gehen, aber Julia würde niemals ihre Gastgeberpflichten versäumen. Dann hatte sie eine Idee. »Hast du nicht immer gesagt, dass eine Gastgeberin allen Gästen das Gefühl geben soll, dass sie willkommen sind, um sie dann loszuwerden, wenn sie genug von ihnen hat?« Kate deutete auf das zugefrorene Fenster. »Das hier ist Maryland – wir brauchen nur anzudeuten, dass es bald Schnee geben könnte, und die Leute werden schneller gehen, als du ›weißer Schrecken‹ sagen kannst.«
Die Miene ihrer Mutter hellte sich auf. »Lass uns das machen.«
Kate hob anerkennend den Daumen, und Julia erwiderte die Geste mit einem schwachen Lächeln.
Zusammen verließen sie das Arbeitszimmer, und Julia trug wieder die gefasste Miene zur Schau, die Kate täglich in ihrem eigenen Spiegel sah. Die Falten ihrer Mutter erinnerten Kate an deren Mutter, und für einen kurzen Moment sah Kate eine Generation von Müttern und Töchtern vor sich, die sich durch Strenge, Kraft, Loyalität und immer wiederkehrende Konflikte auszeichnete. Wenn sie Glück hatte, würde sie vielleicht eines Tages selber eine Tochter haben.
Aber das war ein weiteres Thema, das zu schmerzhaft war, um darüber nachzudenken. Kate riss sich zusammen und folgte ihrer Mutter entschlossen die Treppe hinunter.
Kate war ins Wohnzimmer zurückgekehrt – Donovan konnte ihre Gegenwart spüren. Den ganzen Tag über war er sich ihrer bewusst gewesen. Nur gut, dass ihn die Arbeit nach Sams Tod so in Atem gehalten hatte, dass er Kate erst zur Beerdigung gesehen hatte.
Donovan beendete das Gespräch mit einer tränenreichen Cousine Corsis, füllte sein Ginger Ale auf und sah unauffällig zu, wie Kate ihre Runde machte. Sie verfügte über dieselbe Anmut und den herzlichen Charme, der auch Julia auszeichnete. Verwandte und langjährige Freunde der Familie strahlten, wenn sie sie sahen.
Einen Moment lang spielte Donovan mit dem Gedanken, zu ihr zu gehen und etwas Belangloses zu sagen. Schließlich war alles schon zehn Jahre her. Beide hatten ein reiches, erfolgreiches Leben geführt. Kate arbeitete als Architektin in San Francisco, und er hatte emotionalen und beruflichen Halt als zweiter Mann in Sam Corsis Unternehmen gefunden.
Dann sah Kate in seine Richtung. Als ihre Blicke sich trafen, durchzuckte es Donovan heiß. Rasch wandte er den Kopf ab, als hätte man ihn beim Stehlen ertappt. Schlafende Hunde und Ex-Frauen sollte man nicht wecken. Sein Entschluss wurde noch bestärkt, als er jetzt Val Covington mit Kate sprechen sah. Von Kates alten Schulfreunden wohnte nur noch Val in Baltimore und hatte an der Beerdigung teilnehmen können. Das freute ihn für Kate, denn sie brauchte alle Unterstützung, die sie bekommen konnte, aber Val und Kate zusammen war eine Kombination, an die er auf keinen Fall denken wollte.
Die Gästeschar löste sich jetzt rasch auf, als Gerüchte von nahendem Schneefall aufkamen. Donovan überlegte ebenfalls, ob er nicht gehen sollte, als er sich umwandte und Kate mit einem entschlossenen Lass-es-uns-hinter-uns-bringen-Blick auf sich zukommen sah. Donovan versteifte sich, nicht sicher, ob er mit ihr reden wollte, aber es war zu spät.
Er fühlte sich seltsam hin und her gerissen. Auf der einen Seite war Kate ihm vollkommen vertraut und die Frau, die er mit aller Kraft eines jungen Mannes geliebt hatte. Zugleich war sie eine Fremde für ihn, geprägt von einer Dekade von Ereignissen und Menschen, die er nicht kannte.
Dennoch hätte er sie überall wieder erkannt, trotz der Jahre, die vergangen waren. Ihre blonden Locken wurden durch das ernste Schwarz ihres Hosenanzugs betont, und sie war jetzt noch schöner als mit achtzehn. Natürlich entging ihm das nicht – es war wie eine biologische Reaktion. Sie hatten aus überwältigender Lust aneinander geheiratet, und die war nicht verschwunden, nur weil ihre Ehe mit einem Knall geendet hatte, der zerstörerischer war als Dynamit.
Kate blieb einen halben Meter vor ihm stehen und sagte kühl: »Keine Sorge, ich bin nicht bewaffnet. Ich hielt es für an der Zeit, ganz schrecklich zivilisiert zu sein und dich zu begrüßen. Wie geht es dir, Donovan?«
»Wieder besser. Die letzten Tage –« Seine Stimme brach, als er daran dachte, wie das Jefferson Arms vor seinen Augen zusammengesunken war. »Es tut mir so verdammt Leid wegen Sam, Kate. Wenn man ein Elternteil verliert, ändert das ... alles.« Er sprach aus bitterer Erfahrung, denn seine Eltern waren gestorben, als er siebzehn war.
»Das merke ich gerade.« Kate senkte die Lider und verbarg jede Verletzlichkeit. »Aber du hast genauso das Recht zur Trauer wie ich. Du hast ihn jeden Tag gesehen. Sein Tod hinterlässt in deinem Leben die gleiche Lücke.«
Das stimmte, Sam war wahrscheinlich der wichtigste Mensch in Donovans Leben gewesen. Er betrachtete sein Glas. »Es ist schwer, sich PDI ohne Sam vorzustellen. Er war nicht nur der Gründer, sondern auch Herz und Seele des Unternehmens.«
Kate trank einen Schluck Weißwein. »Wie konnte es zu dem Unfall kommen? Ich dachte, Vorsicht wäre die Religion von Phoenix Demolotion?«
»Wenn ich das nur wüsste, Kate. Wir haben einen alten Wohnblock bei Washington gesprengt, reine Routine. Irgendetwas hat die Explosion ausgelöst, als Sam auf der letzten Runde war.«
»Gibt es einen Anhaltspunkt, was das gewesen sein könnte?«
Frustriert schüttelte Donovan den Kopf. »Ich weiß es nicht. Irgendeine Nebenspannung, nehme ich an. Die Gefahr besteht immer bei kaltem, trockenem Wind, aber dennoch hätte es nicht passieren dürfen. Die Feuerwehr ermittelt, aber bisher gibt es noch keine Ergebnisse.«
»Es tut mir Leid, Donovan. Sowohl Dads Tod, als auch, dass du dabei warst. Es muss ein Albtraum gewesen sein.«
Erneut sah er das Bild des Einsturzes vor sich, wie so oft in den letzten drei Tagen. »Ich frage mich immer wieder, ob es etwas gab, was ich hätte tun können.«
»Vielleicht ist es besser, das nicht zu wissen.« Kate sah auf ihr Weinglas hinunter, und helle Lichter schimmerten in ihren blonden Haaren. Nach ein paar Sekunden hob sie den Kopf. »Du siehst gut aus.« Ihre Augen glitten über seinen Anzug. Das war etwas ganz anderes als die Jeans, die sie zu sehen gewohnt war. »Dir ist der Wandel vom Arbeiter zum Büromenschen gut gelungen.«
»Lass dich von dem Anzug nicht täuschen. Ich bin nichts anderes als ein Bauarbeiter.« Er lächelte verlegen. »Besser gesagt, ein Abbauarbeiter.«
So höflich, dass er sich nicht sicher war, ob es ein Seitenhieb war, erwiderte Kate: »Ganz im Einklang mit deinen natürlichen Talenten.« Sie machte Anstalten, sich abzuwenden. »Es war schön, dich zu sehen. Wenn du mich jetzt entschuldigst, da sind noch ein paar Leute, mit denen ich sprechen muss.«
»Warte.« Er hob die Hand, plötzlich unfähig, sie gehen zu lassen, ohne die Kluft zwischen ihnen anzusprechen. »Vor zehn Jahren bist du so schnell gegangen, dass ich nie Gelegenheit hatte zu sagen, dass ... dass es mir Leid tut.«
Ihre braunen Augen wurden dunkel. »Keine Sorge, das weiß ich. Dir hat es immer Leid getan.«
Donovan zuckte zusammen, als wenn sie ihn geschlagen hätte. Einen langen Moment herrschte angespanntes Schweigen, dann senkte Kate den Kopf und presste ihre Finger an die Stirn. »Entschuldige, Patrick, das hätte ich nicht sagen sollen. Aber ich will nicht darüber sprechen, weder jetzt noch später.«
Damit drehte sie sich um und ging davon, die schmale Gestalt gerade und aufrecht. Donovan holte tief Luft. Kate nannte ihn nur Patrick, wenn es ihr ernst war, also war das Thema ihrer gescheiterten Ehe für sie ein für allemal abgeschlossen. Wahrscheinlich sollte er dankbar dafür sein.
Doch seine Gedanken hielten nicht so leicht inne wie ihr Gespräch. Wie oft hatte er davon geträumt, sie wiederzusehen? Selbst als sie ihn verlassen hatte, war er sich sicher gewesen, dass sie die Dinge wieder ins Lot bekämen, wenn sie miteinander redeten und er sich entschuldigte und alles erklärte. Mit wachsender Dringlichkeit hatte er nach ihr gesucht, selbst nachdem sie die Scheidung eingereicht hatte.
Kurz darauf hatte er erfahren, dass sie fast sofort nach San Francisco gegangen war. Er hatte nie die Chance gehabt, sie umzustimmen, nachdem sie einmal entschieden hatte, dass ihre Ehe vorbei war. Typisch Kate – erst eine lange Phase der Toleranz und des Großmuts, bis sie den Punkt erreicht hatte, an dem sie es nicht mehr ertragen konnte. Da hatte sie die Tür für immer hinter sich zugeschlagen.
Sobald ihm das klar geworden war, hatte es ihm das Herz zerrissen. Wenn Sam nicht gewesen wäre, der für ihn wie ein Vater war, hätte er das nicht überlebt. Wahrscheinlich wäre er mit hundert Stundenkilometern an einen Laternenpfosten gefahren wie sein Vater damals.
Jetzt war Kate ihm körperlich so nahe, dass er sie hätte berühren können, aber emotional entfernter denn je. Seine Augen folgten ihr, als sie von Gruppe zu Gruppe trat und den Leuten Gelegenheit gab, ihr zu sagen, was Sam ihnen bedeutet hatte.
Ihr schwarzer Hosenanzug war das Gegenteil von dem, was sie getragen hatte, als sie sich zum ersten Mal trafen. Er parkte damals Autos beim Maryland Cotillon Ball ein, auf dem junge Damen aus guter Familie in die Gesellschaft eingeführt wurden. Als ihm der Job angeboten wurde, hatte Donovan kaum glauben können, dass es solche Feste überhaupt noch gab. Er nahm den Job an, weil das Stipendium für sein Studium nur für den Unterricht reichte, und er so viel er konnte nebenbei arbeitete, um sich Geld für Bücher und seine Freizeit dazuzuverdienen. Außerdem war er neugierig zu sehen, wie die andere Hälfte der Welt lebte.
Der Ball fand in einem historischen Theater in Baltimore statt. Obwohl das Haus nicht besonders elegant war, wurde das durch die Gäste wettgemacht. Donovan genoss den Anblick stolzer Väter und besorgter Mütter, wie sie mit ihren Töchtern eintrafen. Da es trotz des Dezembers recht mild war, brauchten sich die Debütantinnen nicht wie Eskimos zu verpacken. Selbst die weniger attraktiven Mädchen glitzerten in ihren weißen Kleidern wie Diamanten. Donovan hatte gar nicht gewusst, dass es in Maryland so viele Blondinen gab.
Falls es echte Blondinen waren. Er wusste sehr gut, dass keines der Mädchen so unschuldig war, wie es tat. Die meisten waren das erste Jahr auf dem College, und wahrscheinlich war keine von ihnen mehr Jungfrau. Dennoch genoss er die Illusion eines einfacheren, reineren Zeitalters.
Die Corsis trafen in einer Limousine ein. Julia war ganz aristokratische Eleganz, während Sam das Selbstbewusstsein von Macht und Erfolg ausstrahlte. Kate haute ihn um, sobald sie aus dem Wagen stieg, das blonde Haar hochgesteckt und mit Perlen um den Hals, die echt sein mussten. Ihr Lächeln wärmte die Winternacht. Grace Kelly mit achtzehn in einem leichten, schneeweißen Kleid.
Sie war groß, sicher eins siebzig. Eine gute Größe für ihn. Donovan war so benommen, dass er fast vergaß, die Wagentür wieder zu schließen. Dann sah Kate ihn an, nicht wie ein reiches Mädchen einen Handlanger ansieht, sondern sie sah ihn an.
»Danke.« Und dann zwinkerte sie ihm zu. Von dem Moment an hatte er das Gefühl, als gäbe es nur sie beide auf der Welt. Er wäre ihr in den Saal gefolgt wie eine Motte dem Licht, wenn ihre Mutter nicht gefragt hätte: »Hast du an deine Handschuhe gedacht, Kate?«
Kate blieb stehen und betrachtete erschrocken ihre bloßen Hände. »Tut mir Leid, Mutter, ich habe sie zu Hause liegen lassen. Ich bin einfach nicht für diese Viktorianische Förmlichkeit gemacht.«
Beeindruckend elegant, aber mit einem amüsierten Glitzern in den Augen, hatte ihre Mutter gemurmelt: »Warum überrascht mich das jetzt nicht?«, als sie ein Paar Handschuhe aus ihrer Abendtasche zog.
Kate lachte auf. »Aus demselben Grund, warum es mich nicht überrascht, dass du darauf vorbereitet warst.«
Fasziniert hatte Donovan zugesehen, wie sie die Handschuhe aus weißem Kalbsleder bis zu den Ellbogen hochgezogen hatte. Sie passten wie eine zweite Haut. Als ihre Mutter ein paar Knöpfe an Kates Handgelenk schloss, hatte diese ihm einen Blick zugeworfen, als wenn sie sagen wollte: Du und ich wissen, wie töricht das ist, aber ich will meinen Eltern den Gefallen tun. Dann war sie wie eine Prinzessin in den Ballsaal getreten, ihren Vater und ihre Mutter einen Schritt hinter sich.
Als das nächste Auto vorfuhr, hatte Donovan Kate noch einen letzten, sehnsüchtigen Blick zugeworfen, um sich ihr lachendes Gesicht für immer einzuprägen. Mädchen wie sie waren nichts für Männer wie ihn, die Autos parkten und als Bauarbeiter arbeiteten, um sich ihr Geld fürs Studium zu verdienen.
Seine Fantasie hatte nicht ausgereicht, um sich auszumalen, wie diese Nacht enden würde.
Aber das war damals gewesen, und jetzt war heute. Donovan wandte sich ab und hoffte, dass niemand gesehen hatte, wie er seine Ex-Frau angestarrt hatte. Die Kate von damals war etwas Besonderes gewesen, jemand, der die Arme ausgebreitet und das Leben mit unschuldigem Vertrauen und einer Intelligenz willkommen geheißen hatte, die ihn entzückt hatten. Jetzt zeigte sie dieselbe unerschütterliche Ruhe wie Julia.
Nicht dass es schlecht war, wenn sie Julia ähnelte – er liebte seine frühere Schwiegermutter. Trotz aller Reserviertheit war sie eine warme, unterstützende Kraft in seinem Leben gewesen. Nicht gerade wie eine Mutter – eher wie eine lebenskluge Tante, die ihn so nahm, wie er war.
Wo Julia reserviert war, war Kate auf der Hut. Und das war zum größten Teil seine Schuld. Keine Frage, seit ihrer Scheidung hatte auch sie Höhen und Tiefen erlebt, aber er wusste ganz genau, dass er derjenige war, der ihre unschuldige Offenheit auf dem Gewissen hatte. Mit den Jahren hatte er alles versucht, um seine Fehler gutzumachen, aber die Vergangenheit konnte niemand mehr ändern. Kate war eine schöne, quälende Erinnerung an die schlimmste Zeit seines Lebens.
Zum Glück würde sie in ein paar Tagen nach San Francisco zurückgehen.
Das Gerücht von nahendem Schnee hatte einen allgemeinen Aufbruch ausgelöst. Als Letzte gingen Kates Cousin Nick Corsi und seine dunkeläugige Frau Angie. Nick hatte jahrelang für PDI gearbeitet, bis er vor kurzem ein eigenes Sprengungsunternehmen aufgemacht hatte. Sein Gesicht war ernst, und Kate fragte sich, ob er genau wie Donovan darüber nachgrübelte, ob es etwas geändert hätte, wenn er zum Zeitpunkt des Unfalls dabei gewesen wäre. Tod und Schuldgefühle waren natürliche Partner.
Kate umarmte ihren Cousin zum Abschied und schloss dann die Tür gegen die eisige Kälte. Jetzt, wo Sam tot war und Nick aus der Firma ausgetreten, gehörte das Unternehmen Julia, und es war am wahrscheinlichsten, dass Donovan PDI weiterführen würde. Er würde seine Sache genauso gut machen wie Sam. Vielleicht sogar noch besser, weil er weniger flüchtig war. Zumindest meistens.
Mit einem Anflug von Bitterkeit sagte Kate sich, dass Donovan es nach ihrer gescheiterten Ehe besser getroffen hatte als sie. Er hatte eine neue Familie und eine aufregende Karriere gewonnen, während sie ein paar tausend Meilen weit weg in einem Beruf gestrandet war, der nicht ihre erste Wahl war. Erst ein Todesfall hatte sie nach Maryland zurückgebracht, und das nicht nur, weil sie immer Donovan aus dem Wege hatte gehen wollen. Der Hauptgrund war, dass sie nicht hatte sehen wollen, wie viel sie aufgegeben hatte. Und doch, wenn sie den Zusammenbruch ihrer Ehe noch einmal durchmachen müsste, würde sie sich wohl wieder so entscheiden, also bestand kein Grund für Selbstmitleid.
Kate ging ins Wohnzimmer zurück und hielt unter der Tür inne. Selbst mit den leeren Tellern und Gläsern, die überall herumstanden, besänftigte sie die Eleganz der polierten Antiquitäten und des farbenfrohen persischen Teppichs. Das Zimmer hatte Julia eingerichtet, aber Sam hatte es geliebt, weil es für ihn ein Symbol dafür war, wie weit er es seit Ost-Baltimore gebracht hatte.
Als Julia Kate erblickte, erhob sie sich aus einem Schaukelstuhl, in den sie sich für einen Moment zurückgezogen hatte. »Janet wird hier gleich aufräumen, deshalb hat Charles vorgeschlagen, dass wir uns in das Familienzimmer zurückziehen.«
Kate seufzte. Sie hatte vergessen, dass der Anwalt noch mit ihnen sprechen wollte. Als sie mit ihrer Mutter den Flur entlangging, fragte sie: »Das wird doch nicht lange dauern, oder? Das meiste geht doch sowieso an dich. Wenn ich daran denke, wie er Tom und mich abgelehnt hat, wird unser Erbe nicht gerade üppig ausfallen.«
»Mit solchen Vorhersagungen wäre ich an deiner Stelle lieber vorsichtig. Auch wenn es deinem Vater schwer gefallen ist, einige eurer Entscheidungen zu akzeptieren, hat er nie aufgehört, dich und deinen Bruder zu lieben.«
Kate hatte nicht wirklich an der Liebe ihres Vaters gezweifelt, auch wenn er ihr nie verzeihen konnte, dass sie sich von Donovan hatte scheiden lassen und Maryland verlassen hatte. Über die Jahre ihres selbst auferlegten Exils waren sie wieder miteinander ins Reine gekommen. Es hatte Besuche in San Francisco und regelmäßige Telefonate gegeben. Auch wenn ihre Gespräche nie sehr tief gingen, waren sie doch wieder Freunde geworden.
Aber mit Tom war es etwas anderes. Sam hatte fast zehn Jahre lang nicht mehr mit ihm gesprochen. Kate hoffte innbrünstig, dass ihr Vater Tom etwas hinterlassen hatte – irgendetwas – als Geste der Versöhnung.
Das Licht im Familienzimmer war gedämpft, und Oscar Wilde, der Familienhund, döste vor dem Kaminfeuer. Hier lag das echte Herz des Hauses, das viel besser als das formelle Wohnzimmer zeigte, wie Julia Gemütlichkeit schaffen konnte. Die soliden, bequemen Möbel, die sie gekauft hatte, als ihre Kinder noch klein waren, hatten Jahre des Hüpfens, Fernsehens und Zeitungslesens überstanden. Der Stapel bunter Kissen in einer Ecke hatte unzähligen Jugendlichen als bequeme Sitzgelegenheit gedient, denn die Freunde ihrer Kinder waren Julia immer willkommen gewesen.
An der Wand neben dem Kamin hingen die Familienfotos; Dutzende von Aufnahmen aus dem Familienleben. Kates Blick wanderte von den Schnappschüssen von Tom als Messdiener und beim Kricket zu sich selbst, wie sie mit ihrer Mutter in einem Garten voller Frühlingsblumen arbeitete. Julia hatte den grünsten Daumen in ganz Roland Park. Neben dem Gartenbild war ein hübsches Porträt von Sam und Julia von dem Abend, als sie zum Essen ins Weiße Haus eingeladen waren, und ein Foto von Sam, wie er seiner Mutter beim Einzug in das Haus half, das er ihr in Baltimore gekauft hatte, unterstützt von rund zwanzig weiteren Corsis inklusive Kate und Tom.
Kates Blick verweilte auf ihrem eigenen Hochzeitsfoto. Himmel, Donovan und sie sahen so jung und glücklich aus, dass es schmerzte. Es war typisch für Julia, dass sie dieses Bild oder die von Tom nicht abgehängt hatte. Die Geschichte der Corsis war an diese Wand geschrieben, egal, ob gute oder schlechte Zeiten.
Kate kamen fast die Tränen, als sie an die guten Zeiten dachte. Sie trugen alle einen Teil der Schuld daran, dass sie zerstört hatten, was einmal eine glückliche Familie gewesen war.
Als sie eintraten, schloss Charles Hamilton das Kamingitter. Seine kantigen Züge wurden von den Flammen beleuchtet. Er war Ende fünfzig und von der gleichen schlanken, aristokratischen Gestalt wie Julia. Tatsächlich sah er genauso aus, wie man sich einen Familienanwalt vorstellte. Doch dem Klischee wurde Charles nicht annähernd gerecht. Vor langer, langer Zeit waren er und Julia einmal verlobt gewesen. Es wäre eine ungemein vernünftige Verbindung zwischen zwei blaublütigen Familien Marylands geworden. Aber dann sprengte Julia ihre Grenzen und löste die Verlobung, als Sam Corsi in ihr Leben trat. Statt nun an Liebeskummer zu leiden, hatte Charles seine Verwandten bestürzt, indem er rasch Barbara Kantor geheiratet hatte, eine kluge und warmherzige jüdische Anwältin.
Konservative sagten vorher, dass beide Ehen scheitern würden. Stattdessen blühten sie und wurden mit je zwei Kindern gesegnet. Die beiden Familien hatten einander von jeher nahe gestanden. Tom und Kate waren mit den Töchtern der Hamiltons, Sandy und Rachel, fast von der Wiege auf befreundet gewesen.
Kate verspürte einen schmerzhaften Stich, als sie an Barbara dachte, deren unverblümte Offenheit sie zugänglicher gemacht hatte als ihre eigene Mutter, die manchmal einfach zu ... perfekt war. Barbara war vor zwei Jahren von einem alkoholisierten Fahrer getötet worden, was Charles gut darauf vorbereitet hatte, Julia beim Verlust des Gatten zu trösten.
Oscar erhob sich von seinem warmen Plätzchen am Feuer und trottete mit wedelndem Schwanz herbei, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Kate bückte sich und streichelte sein seidiges Fell. Auch nach so vielen Jahren schien der alte Oscar sich an sie zu erinnern. Dann sah sie auf und erblickte eine vierte Person rastlos im Zimmer auf und ab gehen. Donovan.
Kate erstarrte, und ihr Puls raste. Wie gut, dass sie das dicke Eis zwischen ihnen vorhin gebrochen hatte. Ansonsten wäre ihr unerwartetes Treffen hier unerträglich geworden.
Er nickte ihr kurz zu, spielte aber mit einem leeren Glas herum, ein Zeichen dafür, dass er weniger entspannt war, als er vorgab. Sie neigte den Kopf, als wenn sie erwartet hätte, ihn hier zu sehen, und nahm so weit entfernt wie möglich von ihm Platz. Seine Anwesenheit hier war tatsächlich zu erwarten gewesen. Sam hatte seinem früheren Schwiegersohn wahrscheinlich ein paar Anteile am Unternehmen hinterlassen, zumal Donovan ein viel passenderes ›Kind‹ geworden war als Kate und Tom. Er war geblieben und hatte in dem Unternehmen gearbeitet und Sam all die Zuneigung und Partnerschaft entgegengebracht, die Sam sich gewünscht hatte.
Zum Tausendsten Mal dachte Kate, wie schade es war, dass keines seiner Kinder so geworden war, wie Sam es sich gewünscht hatte. Noch mehr aber bedauerte sie, dass er keinen von ihnen so hatte akzeptieren können, wie sie waren.
Nachdem Julia und Kate Platz genommen hatten, sagte Charles: »Es ist spät geworden, und wir sind alle müde, deshalb komme ich gleich zur Sache.« Er zog die Brauen zusammen, als er seine Gedanken ordnete. »Sams Testament ist ungewöhnlich. Julias finanzielle Sicherheit ist bereits festgeschrieben, und natürlich erbt sie das Haus. Eine größere Summe ist für wohltätige Zwecke vorgesehen, und es gibt ein paar Hinterlassenschaften für andere Verwandte. Der Rest von Sams Vermögen soll zu gleichen Teilen zwischen dir, Kate, und Tom geteilt werden, wohingegen Phoenix Demolition an Donovan geht – unter gewissen Bedingungen.«
Kate versteifte sich, überrascht, dass ihr Vater Tom und sie zu seinen Erben gemacht hatte. Das würde Tom so viel bedeuten, und das nicht wegen des Geldes.
Kate warf ihrem früheren Mann einen Blick zu. Er sah verblüfft und erfreut aus, aber auch misstrauisch. Das gab Kate zu denken. Das Testament musste einen Pferdefuß haben, sonst hätte Charles sie nicht hierher bestellt. »Was für Bedingungen?«
Der Anwalt warf Kate einen Blick zu. »Dass Donovan und du für ein Jahr unter demselben Dach lebt.«
»Jesus, Maria und Josef!« Die verblüffte Stille wurde durch das Klirren zerbrechenden Glases gebrochen, das Donovan aus der Hand glitt.
Kate sprang auf und verspürte ein so tiefes Erschrecken, dass ihr fast schwarz vor Augen wurde. »Nein!«, stieß sie erstickt hervor. »Das ist doch verrückt! Nicht in einer Million Jahren!«
Ihr Blick wanderte zu Donovan. Sein fassungsloses Gesicht spiegelte ihren eigenen Schock wider.
Sie sollten zusammenleben? Die Vorstellung ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren.
»Das Testament ist vollkommen rechtskräftig«, sagte der Anwalt, »die Klausel miteingeschlossen, die alle enterbt, sobald einer dagegen angehen sollte.«
Kate schloss die Augen und spürte, wie das Blut in ihren Schläfen klopfte. Ihr Vater hatte nicht gewusst, warum sie sich von Donovan hatte scheiden lassen, und wessen Schuld war das? Sie hatte Schweigen einem öffentlichen Skandal vorgezogen. Und da hieß es, keine gute Tat bleibt ungesühnt! Kate begann zu zittern, als der Jähzorn, den ihr Vater das ›italienische Erbe‹ genannt hatte, sie ergriff. Sie schlug die Augen auf und sah Donovan wütend an. »Hast du Sam dazu angestiftet?«
»Denkst du, ich bin verrückt?« Seine Stimme hob sich ungläubig. »Lieber würde ich mit einer Wölfin die Höhle teilen.«
So sehr sich Kate wünschte, ihm das Gesicht zu zerkratzen, bemerkte sie doch auch, dass sein Schock genauso groß war wie ihr eigener. Kate fuhr zu ihrer Mutter herum. »Hast du davon gewusst?«
»Ja. Und wirklich, Kate, du solltest versuchen, dich ein bisschen zusammenzureißen. Mach nicht so ein Theater!«
»Und ob! Ich will eine Szene machen.« Kate ballte die Fäuste. »Wie konntest du es nur zulassen, dass Sam ein so ... so unglaubliches Testament aufsetzt?«
»Sam war ein gläubiger Katholik, der an die Unauflösbarkeit der Ehe glaubte«, erklärte ihre Mutter. »Du bist zwar nicht katholisch, aber Donovan ist es, und ihr habt kirchlich geheiratet. Da die Ehe nie annulliert wurde, hat sie in Sams Augen immer fortbestanden.«
»Sam konnte ziemlich mittelalterlich sein, aber selbst er wusste, dass eine Scheidung Teil des modernen Lebens ist«, wandte Donovan ein. »Er kann doch nicht wirklich geglaubt haben, dass sein verdammtes Testament eine Ehe wiederbeleben könnte, die seit zehn Jahren tot ist.«
Kate hätte nicht mehr zustimmen können. Sie hätte auf einer Annullierung bestehen sollen. Donovan hatte nie darum gebeten, und sie hatte nichts ins Rollen bringen wollen, was einen Kontakt zu ihm nötig gemacht hätte. Diese Nachlässigkeit hatte Sam die Entschuldigung dafür geliefert zu behaupten, ihre Ehe wäre noch gültig.
Nicht dass ihr Vater eine Entschuldigung gebraucht hätte. Trotz seines Glaubens hatte er selber nicht katholisch geheiratet, weil Julia in ihrer eigenen Kirche hatte heiraten wollen. Dennoch benutzte er die katholische Eheschließung seiner Tochter bereitwillig dazu, noch einmal seinen Kopf durchzusetzen.
Mit Bitterkeit in der Stimme fragte Kate: »Was, wenn Donovan oder ich längst jemand anderen geheiratet hätten? Hätte Sam dann erwartet, dass wir uns scheiden lassen?«
»Für den Fall hätte es eine andere Verfügung gegeben, darauf habe ich bestanden«, sagte Charles. »Doch das hat sich erübrigt, weil ihr beide ledig seid und damit in der Lage, zu wählen, ob ihr die Bedingung erfüllen wollt.«
»Die Bedingung erfüllen!« Kate sah Donovan wütend an. Es war schon schwer genug, vor anderen Leuten wieder mit ihm zu sprechen. Die Vorstellung, mit ihm zusammenzuleben war ... unvorstellbar. »Sam hatte keine Ahnung, was er da verlangt.«
Aber Donovan wusste es. Von seinem Plätzchen am Kamin aus sah er sie an, als wäre sie eine Zeitbombe. Widerstrebend musste Kate anerkennen, dass er genauso betrogen worden war wie sie. Statt das Unternehmen zu erben, das ihm durch seinen Einsatz und seine Loyalität zustand, war Donovan zum Opfer von Sams letzter, bizarrer Laune geworden.
Kate beherrschte sich und sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Nun, das Geld und Sams letzter Versuch, uns auch noch vom Grab aus zu manipulieren, sollen zum Teufel gehen.« Damit strebte sie zur Tür.
»Warte«, sagte Charles energisch. »Ich weiß, dass das ein Schock für dich ist, Kate. Aber vergiss nicht, wenn du die Bedingung ablehnst, ist es nicht nur dein eigenes Erbe, was damit verloren geht. Tom wird dann ebenfalls leer ausgehen, und Sam hat verfügt, dass PDI dann an Marchetti Demolition verkauft werden wird.«
Bei diesen Worten fluchte Donovan, und Kate blieb stehen. Bud Marchetti war ein langjähriger Freund ihres Vaters, der in regelmäßigen Abständen versucht hatte, PDI aufzukaufen und zu einer Unterabteilung seiner Abbruchfirma zu machen. Sam hatte immer über seine Angebote gelacht, aber offenbar hatte er es sich letztlich doch anders überlegt.
»Ich kann dir keinen Vorwurf daraus machen, dass du aufgebracht bist«, sagte Julia ruhig. »Wie du schon sagst, das Testament ist unglaublich, aber Sam hat nie aufgehört zu hoffen, dass ihr zwei eines Tages wieder zusammenkommt.«
Kates Augen wurden schmal. »Du warst doch sicher nicht dieser Meinung.«
»Nein, aber seine Idee hat etwas für sich.« Ernst sah sie zwischen Kate und Donovan hin und her. »Nicht weil eine Chance bestünde, dass ihr zwei euch wieder versöhnt. Ich weiß nicht, warum eure Ehe gescheitert ist, aber offenbar hat sie tiefe Narben hinterlassen, sonst wäret ihr beide nicht noch zehn Jahre danach unverheiratet. Wenn ihr ein Jahr zusammen verbringt, kommt ihr vielleicht mit dem, was geschehen ist, ins Reine und könnt eure Leben weiterführen.«
Kate unterdrückte einen Fluch. »Niemals!«, knirschte sie.
»Bedenke, die Bedingung lautet lediglich, dass ihr unter demselben Dach lebt, nicht dass ihr dasselbe Bett teilt. Genau genommen wäret ihr einfach nur Hausbewohner.« Charles sprach so ruhig, als ginge es um die Einkommenssteuer. »Sam hat etwas genauer aufgeführt, was für ihn akzeptabel wäre. Im Hotel könntet ihr zum Beispiel eine Suite statt eines Zimmers mieten.«
Kate biss die Zähne zusammen, als sie erkannte, wie gründlich Sam sich alles überlegt hatte. Er musste die letzten zehn Jahre damit verbracht haben, Strategien zu entwickeln, wie er seine Tochter und seinen Ex-Schwiegersohn wieder zusammenbekäme.
Charles fuhr fort: »Im Übrigen hat Sam auch angegeben, dass ihr in dem Haus leben sollt, das ihr euch in der Zeit eurer Ehe geteilt habt und in dem Donovan heute noch wohnt.«
Zum Wahnsinn kam jetzt das Absurde! Oscar spürte Kates Niedergeschlagenheit und kam zu ihr getappt, um sich an ihrem Bein zu reiben. Kate streichelte seinen Kopf und spürte die tröstliche Wärme seines weichen Fells an ihren kalten Fingern. Sie richtete sich auf. »Nicht nur ich muss hier zustimmen«, erklärte sie. »Donovan wird genauso wenig mit mir zusammenwohnen wollen wie ich mit ihm.«
Statt der Zustimmung, die sie erwartet hatte, bewölkte sich sein Gesicht. »Kate, wir müssen reden.«
»Eine ausgezeichnete Idee.« Julia erhob sich erschöpft. »Charles, lass uns etwas Alkohol suchen, ich kann einen Drink gebrauchen. Einen Großen!«
Ehe Charles ihr folgte, zog er einen Brief heraus und reichte ihn Kate. »Das hat dein Vater für dich hinterlassen.«
Kate starrte den Brief an und steckte ihn dann in die Tasche. Julia und der Anwalt gingen und ließen Kate und Donovan alleine zurück. Sie trat ans Fenster und sah hinaus, die Haltung steif und abwehrend.
Was zum Teufel war nur in Sam gefahren?, fragte sich Donovan. Soweit er daran seit Sams Tod überhaupt gedacht hatte, war er davon ausgegangen, dass Julia das Unternehmen erben und ihn als Verwalter einsetzen würde. Auch wenn Nick Corsi nicht gegangen wäre, um ein eigenes Unternehmen zu gründen, wäre Donovan die bessere Wahl gewesen. Er hatte bis zum Umfallen gearbeitet, um sich so viel technisches Wissen anzueignen, dass er so gut war wie Sam, wenn nicht noch besser. Er hatte neue Methoden entwickelt, um Gebäude sprengen zu können, die auf den ersten Blick unzerstörbar aussahen, und er hatte viel freie Zeit darauf verwendet, seinen Universitätsabschluss zu machen.
Er hatte ganz bestimmt nicht wie ein Verrückter geschuftet, um dann als kleiner Angestellter bei Bud Marchetti zu enden. Aus einer Laune Sams heraus würde das Unternehmen verloren gehen, und dann hätte Kate umso mehr Grund, ihren Ex-Mann zu hassen.
Ohne sich vom Fenster abzuwenden, sagte Kate: »Es fängt an zu schneien, Zeit für dich, nach Hause zu fahren.«
»So leicht wirst du mich nicht los«, erwiderte Donovan leichthin, um die Stimmung aufzulockern, »ich habe Allradantrieb.«
Kate schlang die Arme um ihren Bauch und erschauerte. »Du kannst doch nicht wirklich bei dieser ... dieser Farce mitspielen wollen, Donovan. Es wäre die Hölle für uns.«
»Zuerst ja«, stimmte er zu, »aber dennoch ... vielleicht sollten wir doch in Betracht ziehen, mitzumachen.«
Entsetzt wirbelte Kate herum. »Das kann nicht dein Ernst sein!«
Donovan begann mit der Sache, derer er sich sicher war. »Ich will Phoenix Demolition haben, Kate.« Er ging langsam auf und ab, wobei er einen großen Abstand zu ihr hielt. »Ich habe ein Dutzend Jahre den Großteil meiner Energie in die Arbeit gesteckt. Wir sind die Besten der Welt, was Sprengungen angeht. Jetzt, wo Sam nicht mehr lebt, kann keiner das Unternehmen besser führen als ich.«
»Auch ich habe ein Geschäft, für das ich mich krumm gelegt habe, und das ist dreitausend Meilen weit entfernt«, schoss sie zurück. »Ich kann es nicht einfach im Stich lassen, und meine Partnerin Liz auch nicht.«
»Es ist höllisch schwer, Kate, für dich noch mehr als für mich.« Donovan sah in die Flammen. »Aber vergiss PDI, und vergiss einmal die Arroganz von Sam, der seinen Kopf durchsetzen will. Das wirkliche Problem ist das, was Julia gesagt hat – dass du und ich immer noch in der Vergangenheit gefangen sind.« Donovan sah Kate an und hoffte, dass sie verstand, was er nicht in Worte fassen konnte. »Für mich zumindest trifft das zu. Für dich wahrscheinlich auch, sonst hättest du schon vor Jahren eine neue Beziehung begonnen. Du ... du warst eine gute Ehefrau.«
»Mag sein, dass meine Mutter da Recht hat. Aber wenn ich je zu dem Schluss kommen sollte, dass ich Hilfe brauche, würde ich eine Therapie machen und nicht mit dir zusammenziehen. Wir haben einander schon einmal fast zerstört, Patrick. Wir wären verrückt, einander wieder so nahe zu kommen.«
»Nicht unbedingt. Die meiste Zeit unserer Ehe waren wir gute Freunde. Was uns auseinander gebracht hat, war, dass wir auch Ehepartner waren, Mann und Frau. Diesmal wäre es anders. Wenn wir wieder Freunde werden könnten, kämen wir vielleicht über das hinweg, was passiert ist. Es wäre einen Versuch wert.«
Himmel, dachte Kate. Es stimmte, sie waren Freunde gewesen, hatten zusammen gekocht und gelacht und sich ein Heim geschaffen. Aber glaubte er wirklich, sie könnten ein Jahr zusammenwohnen, ohne miteinander ins Bett zu gehen? War die rotglühende Leidenschaft, die sie Liebe genannt hatten, in ihm erloschen?
Als Kate das kantige Gesicht des Mannes betrachtete, den sie geliebt und gehasst hatte, angebetet und gefürchtet, gingen ihre Gedanken zu dem Abend zurück, an dem alles angefangen hatte.
»Hast du den tollen Typen gesehen, der die Autos einparkt?« Laurel Clark, die als Einzige von Kates Schulfreundinnen beim Debütantinnenball dabei war, zwinkerte bedeutungsvoll mit den Augen, als sie in der Damentoilette frischen Lippenstift auftrug.
»Mr Groß, Hübsch und Dunkelhaarig?«, erwiderte Kate grinsend. »Ich habe meinen Eltern gesagt, dass ich ihn gewaschen und gebürstet in mein Zelt gebracht haben will. Dad fand das gar nicht komisch.«
Laurel kicherte. »Er nimmt diese Debüt-Geschichte viel ernster als du.«
»Es ist für ihn ein Symbol seines Erfolges. Nicht nur sein Geschäft blüht, sondern er hat auch noch eine Frau aus dem Baltimore-Adel geheiratet. Er findet es toll, dass er seine heiß geliebte Tochter der guten Gesellschaft präsentieren kann. Nicht schlecht für einen Mann aus Little Italy.« Sie wühlte in ihrem Abendtäschchen nach dem Puder. »Nicht dass ich erwarte, dass die Gesellschaft beeindruckt ist, aber jetzt, wo ich Dad zuliebe eine gute, kleine Debütantin bin, ist vielleicht der richtige Zeitpunkt, ihn um einen Ferienjob bei Phoenix Demolition zu bitten.«
»Und wenn er nein sagt?«
»Das wird er nicht. Seit ich ein kleines Mädchen war, war für mich klar, dass ich dort arbeiten will, wenn ich erwachsen bin.«
»Ich kann deinen Wunsch, Dinge in die Luft zu jagen, einfach nicht verstehen.«
Kate zögerte. »Die Gebäude werden so oder so abgerissen. Ist es nicht viel würdiger, mit einem einzigen großen Knall abzutreten, als langsam mit einer Abbruchbirne in Stücke geschlagen zu werden?«
»Wenn du es so ausdrückst, klingt es schon interessanter. Aber mehr für dich als für mich. Ich hasse laute Geräusche.« Laurel wandte sich um und spähte über die Schulter, um die Rückseite ihres Kleides zu prüfen. »In diesen adretten weißen Kleidern sehen wir wie Hochzeitstorten aus.«
»Du vielleicht.« Kate puderte sich die Nase und klappte dann die Dose zu. »Wenn ich heirate, wird meine Torte aus Schokolade sein.«
»Ich will zwei Stück, wenn es soweit ist. Und trotzdem hat Tradition etwas für sich. Dieses besondere Ritual, junge Leute der Gesellschaft vorzuführen, ist Jahrhunderte alt. Es hat sogar die revolutionären sechziger Jahre und die Siebziger überlebt, was doch recht beeindruckend ist.«
»Dann lass uns auf die Tradition anstoßen, selbst wenn die Junggesellen, denen wir heute vorgestellt werden, alt genug sind, um unsere Väter sein zu können!« Kate raffte den weiten Rock und knickste tief. »Und jetzt ist es Zeit, Dad dazu zu überreden, mir einen Sommerjob zu geben.«
Lachend verließen sie die Damentoilette und ließen sich der créme de la créme der Gesellschaft von Maryland vorstellen. Je weiter der Abend fortschritt, desto mehr musste Kate zugeben, dass der Brauch zwar archaisch sein mochte, ihr aber auch viel Spaß machte. Als ihr Vater kam, um sie auf die Tanzfläche zu führen, sprudelte sie über vor Zuversicht und guter Laune. Während sie sich zur Musik drehten, fragte Kate: »Erfüllt der Ball deine Erwartungen, Dad?«
Er lächelte sie mit seinem strahlenden Lächeln an, gegen das nicht einmal eine Steinstatue immun wäre. »Ich weiß, dass du nur mir zuliebe hier bist, aber ja, es gefällt mir. Ich habe als Kind über diesen Ball in der Zeitung gelesen, und es war, als würde ich über ... Versailles lesen. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich mal eine Tochter haben würde, die zu diesem Teil der Welt dazugehören würde.« Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. »Du siehst großartig aus, Liebes, genau wie deine Mutter.«
»Und du bist der attraktivste Vater im ganzen Saal.« Das stimmte. Er hatte immer schon gut ausgesehen, und das Grau an seinen Schläfen erhöhte nur seine Anziehungskraft. Kate empfand plötzlich Stolz. In einem Raum voller Männer, die ihr Geld am Schreibtisch verdienten, tat Sam Corsi etwas. Er hatte ein Unternehmen aufgebaut, mit dem er Weltspitze war. Das konnte nicht einmal König Louis aus Versailles von sich behaupten.
Es war Zeit für ihr Anliegen. Kate flatterte mit den Wimpern, halb neckend, aber auch ganz ernst. »Dad, ich möchte diesen Sommer ein Praktikum bei PDI machen. Es ist an der Zeit, dass ich das Geschäft von der Pike auf lerne.«
Sams Lächeln erlosch. Als er sie herumwirbelte, um einem anderen Tanzpaar auszuweichen, sagte er: »Ich dachte, du hättest dir diesen Unsinn aus dem Kopf geschlagen. Du hast seit Jahren nicht mehr davon gesprochen.«
»Ich habe mir Zeit gelassen«, erwiderte Kate fröhlich. »Ich verstehe, dass du mich nicht als Praktikantin haben wolltest, als ich noch zur Schule ging – Sprengungen darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Aber jetzt, wo ich auf dem College bin, kannst du nicht mehr sagen, dass ich zu jung dafür wäre. Du kannst nicht viel älter gewesen sein als ich jetzt, als du den Umgang mit Sprengstoff gelernt hast.«
»Das ist etwas anderes. Ich war beim Militär. Außerdem bin ich ein Mann, und Sprengungen sind Männersache. Deshalb wird die Firma auch einmal an Tom gehen.«
Kate hatte gewusst, dass er das sagen würde. »Tom will gar nicht den Rest seines Lebens damit verbringen, Gebäude kaputtzumachen. Er arbeitet diesen Sommer nur deshalb für dich, weil er den Computern im Büro nicht widerstehen kann. Und da er PDI gar nicht haben will, sollte das Unternehmen an mich gehen. Ich bin genauso dein Kind wie Tom.«
Sam ging nicht auf das ein, was sie über Tom gesagt hatte, und erwiderte: »Sprengungen sind gefährlich und schmutzig, und ich will nicht, dass meine Tochter so etwas macht.«
Kate spürte einen Anflug von Erschöpfung, sprach aber ruhig. »Die Zeiten haben sich geändert, Dad. Frauen machen so gut wie alles. Sie spielen sogar Fußball. Ich habe genug Zeit bei PDI verbracht, um zu wissen, dass es da keinen Job gibt, den ich nicht genauso gut machen könnte. Zum Teufel, ich bin besser qualifiziert als Nick, und den nimmst du diesen Sommer.«
Ihr Vater kniff die Lippen zusammen. »Dein Cousin ist ein Mann, das ist eine Qualifikation, die du nie haben wirst. Sei froh, dass ich dich Architektur studieren lasse. Offen gesagt ist mir das auch nicht recht, aber du brauchst schließlich eine Beschäftigung, bis du heiratest.«
Kate blieb stocksteif auf der Tanzfläche stehen. Während andere Paare hastig versuchten, ihnen auszuweichen, fauchte sie: »Gute Güte, wie viktorianisch! Seit wann braucht man einen Penis, um Berechnungen anzustellen und Sprengungen vorzubereiten? Ich habe mich nicht für Architektur entschieden, um die Zeit bis zur Hochzeit rumzukriegen – ich tue es, weil es eine gute Vorbereitung für PDI ist.«
»Hüte deine Zunge, junge Dame!« Sams Gesichtsausdruck wechselte zu dem des zähen Geschäftsmannes. »Du wirst auf keinen Fall bei PDI arbeiten, und ich will nie wieder etwas davon hören. Ist das klar?«
Kate starrte ihren Vater fassungslos an. Das durfte nicht einfach das Ende ihrer Träume sein – sie wusste so genau, dass sie in die Firma gehörte, wie sie wusste, dass am nächsten Tag die Sonne wieder aufgehen würde. Es war die Zukunft, nach der sie sich ihr Leben lang gesehnt hatte.
»Für PDI zu arbeiten ist nicht irgendeine Laune von mir, Dad«, sagte Kate mit zitternder Stimme. »Ich mag wie Mutter aussehen, aber im Herzen bin ich wie du. Ich liebe die verrückte Mischung unterschiedlicher Projekte, die Herausforderung, alle Einzelheiten richtig zu machen, die Aufregung einer fehlerlosen Sprengung. Gib mir nur die Chance, dir zu beweisen –«
»Genug, Kate! Der einzige Weg, bei PDI zu arbeiten, ist über meine Leiche!«
Kates Schock wandelte sich in Wut. »Dann werde ich eben in einer anderen Firma Sprengungen machen! PDI mag im Moment am besten sein, aber ich kann lernen, wie man es noch besser macht. Und das werde ich auch!«
»Das wirst du nicht!«, herrschte ihr Vater sie an. »Verdammt, ich bin dein Vater, und du tust, was ich sage.«
Kate riss sich mit blitzenden Augen los. »Wir sind nicht mehr im 19. Jahrhundert, Sam, und mein Leben gehört mir, nicht dir. Zum Teufel mit dir und diesem verdammten, gekünstelten Ball!«
Sie fuhr herum und rannte heulend von der Tanzfläche, wobei sie mit Tanzenden zusammenprallte. Es war ein Witz in der Familie, dass sie ihren Vater zu allem überreden konnte, was sie wollte, und sie hatte nicht wirklich damit gerechnet, dass er ihr diesen Wunsch abschlagen würde. Oh, sie war darauf vorbereitet gewesen, dass er sich erst sträuben würde, aber sie war sicher gewesen, dass er insgeheim stolz darauf sein würde, dass sie in seine Fußstapfen treten wollte.