Die Wechselstellung unter Kollegen - Henry Spietweh - E-Book

Die Wechselstellung unter Kollegen E-Book

Henry Spietweh

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Beschreibung

Nach dem großen Erfolg des Erstlings "Störung im Betriebsablauf", der auch auf Französisch erschien, legt Spietweh nun nach. Wieder geht es rund um den Globus - Spietwehs liebste Souvenirs sind und bleiben Schildbürgerstreiche, Formularpapiere und die ganz normalen Wahnsinnigen, die uns allen tagtäglich begegnen. Legen Sie ein Wärmepflaster und Taschentücher bereit, es könnte sein, dass Ihr Nacken vom Kopfschütteln schmerzt und kein Auge trocken bleibt. Sie lernen in diesem Buch viel über sehr angestrengtes Verwaltungshandeln, auch in Deutschland, außerdem wie man sein Sofa nicht verschenkt, von kreativen Prozessen, Backwaren, Berliner Szeneclubs, russischen Landstraßen, der polnischen Bibel und deutschen Adelshäusern. Sie werden sensibilisiert für den falschen Kalender, den Sie täglich nutzen, Krankheiten und die bevorstehende Revolution. Wenn das keine aufregende Mischung ist! Zudem gibt es wieder viele tolle Illustrationen von Anna Rother und Fundstücke, falls Sie zum Lesen eigentlich zu faul sind.

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Über das Buch

Nach dem großen Erfolg des Erstlings „Störung im Betriebsablauf“, der auch auf Französisch erschien, legt Spietweh nun nach. Wieder geht es rund um den Globus – Spietwehs liebste Souvenirs sind und bleiben Schildbürgerstreiche, Formularpapiere und die ganz normalen Wahnsinnigen, die uns allen tagtäglich begegnen. Legen Sie ein Wärmepflaster und Taschentücher bereit, es könnte sein, dass Ihr Nacken vom Kopfschütteln schmerzt und kein Auge trocken bleibt.

Sie lernen in diesem Buch viel über sehr angestrengtes Verwaltungshandeln, auch in Deutschland, außerdem wie man sein Sofa nicht verschenkt, von kreativen Prozessen, Backwaren, Berliner Szeneclubs, russischen Landstraßen, der polnischen Bibel und deutschen Adelshäusern. Sie werden sensibilisiert für den falschen Kalender, den Sie täglich nutzen, Krankheiten und die bevorstehende Revolution. Wenn das keine aufregende Mischung ist! Zudem gibt es wieder viele tolle Illustrationen von Anna Rother und Fundstücke, falls Sie zum Lesen eigentlich zu faul sind.

Über Henry Spietweh

Spietweh wird im Speckgürtel der Hauptstadt der DDR geboren und genießt die Schulbildung in einem Land, das den Text seiner eigenen Nationalhymne schon verboten hat. Seine Eltern sind bis heute renitente Regimekritiker, die stets dafür sorgen, dass sein Pioniertuch verschwindet. Die Kindheit verbringt er im Angelverein oder mit den Großeltern auf dem werkseigenen Campingplatz des Plastewerks Köpenick nahe der mecklenburgischen Siedlung Kratzeburg. Der Weg zum scharfsinnigen Humoristen war also vorgezeichnet. Der erste Beweis dafür war die Führerscheinprüfung, in der er die Geschwindigkeit in einer 30-Zone um mehr als 20 km/h überschreitet. Seitdem gehört Autofahren und Reisen allgemein zu seinen liebsten Beschäftigungen. Spietweh studierte Betriebswirtschaftslehre in Berlin und Brüssel, arbeitet als Direktor für verrückte Evaluation und krassen Mist in Berlin, Köln und Aachen für große und kleine, deutsche, französische, amerikanische und schwedische Unternehmen und reist für diese und für sich selbst durch die Welt zwischen Hennepin County, Petrosawodsk und Batumi.

WAT IS NU WIEDER?!

„Zu viel Belgien“ war einmal der Kommentar einer Dame nach einer meiner Lesungen. Ich versprach ihr, das nächste Buch würde ohne Belgien auskommen. An dieser Stelle muss ich sagen: Es tut mir leid, ich habe gelogen. Wenn man Sie ausfindig machen kann, schenke ich Ihnen ein Buch. Man ist als Humorist ja darauf angewiesen, was einem geliefert wird. Und Belgien ist einfach eine wirklich viel zu dankbare Quelle des Irrsinns, als dass ich darauf verzichten könnte. Der Anteil Belgiens im Buch ist aber deutlich kleiner. Das liegt auch daran, dass da draußen einfach alle bekloppt geworden sind und ich eigentlich den ganzen Tag nur noch mitschreiben muss.

Oder bin ich einfach alt geworden? Die Kassiererin im Supermarkt duzt mich beharrlich, obwohl sie ihren Renteneintritt schon lange verpasst hat und die 17-Jährige Schülerpraktikantin im Café nebenan siezt mich derweil konsequent, während sie analog fotografiert, wie mein Kaffee durch den Keramikfilter läuft während unter ihrem neon-farbenen Blouson aus Ballonseide die untere Kleidungsschicht halb herausguckt und halb reingesteckt ist. Ihre Haare sind absichtlich so gefärbt, dass alles total rausgewachsen aussieht, dit heißt dann Balayage. Fragen Sie mich nicht ... Jamaika-Aus und der erste Bundestagsabgeordnete namens „Kevin“ ist leider auch an uns vorbeigegangen, wenn auch nur knapp. Schade, der hätte bestimmt ähnlich ausgesehen und analog die Kanzlerin fotografiert. Das alles gibt’s dann also vielleicht im nächsten Buch? Auch erwartet Sie hier noch keine vollständige Aufarbeitung des Dramas am BER, dessen Chef ich noch immer nicht sein darf – ich widme mich lieber Dingen, deren schlimmster Moment schon in der Vergangenheit liegt. Oder wie die alten Griechen schon wussten: Komödie ist Tragödie plus vergangene Zeit. Dann warte ich also erst einmal, bis Gras über die Sache wächst. Also über den Flughafen.

Auch an dieser Stelle noch einmal einen großen Dank für den ungebrochenen Erfolg von „Störung im Betriebsablauf“, das auf Deutsch inzwischen in der zweiten Auflage erschienen und auch auf Französisch verfügbar ist. Fünfeinhalb Milliarden Euro haben die Deutschen im letzten Jahr in die Renovierung ihrer Badezimmer investiert. Mehr kann ich nicht verlangen. Und wenn Sie jetzt nicht wissen, wovon ich rede, sollten Sie auch dieses Buch noch erwerben.

„...und das ist Henry, der ist übrigens Autor. Der hat dieses Buch geschrieben, wie heißt das noch gleich, ähm... ach... ja... ‚Die Wechselstellung unter Kollegen’“. Nun, was soll ich sagen. Nein, das hatte ich noch nicht. Aber damit das beim nächsten Mal wenigstens stimmt, nenne ich nun einfach dieses Buch so, auch wenn ich Sie schon jetzt enttäuschen muss – inhaltlich gibt Ihnen dieses Buch keine Richtschnur zum Umgang mit Kollegen. Oder vielleicht doch? Ach, finden Sie es doch wie immer einfach selbst heraus!

Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur zweiten Auflage

Nomen est Omen

Augen auf beim Amikauf

Aus dem Handbuch des Zentralverbandes des Deutschen Backhandwerks

Geschichten, die das Leben schreibt

Willkommen im Hufeisen

Konferenzgebäck

Doccia Globale

Minnesota hat auch schöne Seiten

Denken Sie groß!

Sonntagsfrage

Bibel, die polnische Übersetzung

Futurissimo

Herr von und zu, bitte sehr!

Der eine Staat und das ganz andere Amt I

Wohnwelten

Wie einst in Heysel ‘72

Geschichten, die das Leben schreibt

Stau kurios

Antiökohinweis

2 is ne Sammlung

Der eine Staat und das ganz andere Amt II

Endlich Schweineohren

Ein Acht vom Zehnt

Nichts zu verzollen

Ihr Koffer ist in Paris

Der eine Staat und das ganz andere Amt III

Bilder vom Reisen, Unterwegssein und Ankommen

Ich geh‘ mit meiner Laterne, und meine Laterne mit mir

Geschichten, die das Leben schreibt

Sicherheitsspiel

Teufelszeug

Reiseschutzgeld

Fast Yellow AB oder viel Nichts

Kennzeichen D

Der eine Staat und das ganz andere Amt IV

Revolution 2.0

*****SPAM***** Geld Überweisung

Wodka

Wenn man mit über 30 wach wird und es tut nichts weh

Bedürfnis-Paradoxon

Der eine Staat und das ganz andere Amt V

DJ Richard

Lachgesicht

Leo der Zweite

Wildschweineselbärchen

Doch was zu verzollen

Von der Kunst, ein Sofa zu verschenken

Schildburg in Andalusien, an der Donau, oben im Norden

*****SPAM***** Von Herrn Edwin Porter

Wann wollen Sie umziehen

Ein braver neuer Bürger

Geschichten, die das Leben schreibt

XHainhäuschen

Auflösung zu „Endlich Schweineohren“

Credits

NOMEN EST OMEN

„Sag mir mal schnell Deinen RICHTIGEN Namen!“

Mein neuer Chef, der zum ersten Mal einen Flug für mich buchen will.

Henry.

Nein, so wie es im Ausweis stehe.

Henry.

„Du heißt wirklich Henry?“

Ich muss meinem eigenen Chef meinen Personalausweis zeigen. Der gesamte Bewerbungsprozess war kein Problem, ich habe eine Email-Adresse und Visitenkarten mit diesem Namen bekommen, scheinbar permanent in der Annahme, das wäre nicht mein wirklicher Name. Nun guckt er erstaunt. Köln. Meine gleichaltrigen Kollegen heißen Jürgen, Astrid, Ingrid, Günther, Hubertus, Joachim, Werner und Burkhard. Mit Vornamen. In meinem Abiturjahrgang kommen solche Worte höchstens als Nachnamen in Frage.

Vornamen gehen anders. Da sind zunächst die englischen. Die haben Anfang der Achtziger wohl ihren Höhepunkt. Mandy, Randy, Danny, Kevin, Cindy, Sandy, Cynthia, Ronny, Brian. Und halt eben auch Henry. Da steht schon mal der halbe Jahrgang. Im vereinten Deutschland eher Ausdruck einer bestimmten Schichtzugehörigkeit waren diese Namen in der späten DDR total normal.

Die französischen haben zwei Wellen. Jacqueline und René sind eher in den 70ern geboren und zum Zeitpunkt meiner Geburt fast schon ein klein bisschen aus der Mode gekommen: Marcel und Sandrine haben ihren Frühling noch ganz spät.

Die italienischen Namen kommen ab Mitte der Achtziger erst richtig: Enrico, Bianca, Romina, Mariana, Nico und Silvana sind tendenziell eher ein kleines bisschen jünger als ich. Marina allerdings nicht - die ist eher in der ersten sozialistischen Generation verheimatet.

Die sowjetischen konnte ich zeitlich nie einordnen: Mascha und Boris können jünger oder älter sein. Und Sascha ist faszinierenderweise auch bei Wessis sehr verbreitet.

Die skandinavischen, die in westdeutschen Kinderzimmern eher mal an Kinder mit fair gehandeltem Holzspielzeug aus Äthiopien und ohne rechte Winkel verteilt wurden, Nils, Sören, Jasper, Sven, Jörn, sind im Osten komischerweise nie recht heimisch geworden.

Und dann sind da noch die fantasievollen: Mareen, Raiko und Romy - Herkunft des Namens: ungewiss. Die des Trägers nicht. Bemerkenswert ist, dass Maya hingegen beispielsweise im Osten fast nicht bekannt ist und im Westen ganz üblich - obwohl die berühmte gleichnamige Biene von Karel Gott besungen wurde, dessen Heimat ja deutlich näher an Dresden als an Dortmund liegt.

Von ein paar versprengten biblischen Klassikern abgesehen, die beidseits der Mauer für wenig Abwechslung sorgten, ist die Herkunft klar zu erkennen. Im im Sterben liegenden realexistierenden Sozialismus war es halt en Vogue, Kindern Namen zu geben, die so klangen als kämen sie aus Ländern, die man ohne Reisefreiheit nie sah. Und die in Köln jedermann selbstverständlich für ein Pseudonym hält.

Interessanterweise liegt der Fokus dabei auf Namen, die in den gedachten Herkunftsländern auch seit 1920 nicht mehr vergeben wurden, so dass man selbst in England als Henry oder in Frankreich als Henri immer noch auffällt.

Ein klares Indiz für eine Abstammung von links der innerdeutschen Grenze ist ein zweiter Vorname bei Mitmenschen meiner Generation. Vor allem wenn dieser dann entweder ebenfalls biblisch oder aber altdeutsch-großelternvererbt ist. Und zu 100% wenn er für Männer Maria lautet. Türkische Vornamen, durch die zweite, dritte Einwanderergeneration in den alten Bundesländern Gang und Gäbe, sind im Osten Fehlanzeige und so kommen auch Serkan und Hakim mit großer Wahrscheinlichkeit nicht aus den neuen Bundesländern.

Die gesamtdeutschen Nachwendekinder ficht das alles nicht an. Durch eine einheitliche Medienlandschaft geprägt, haben sich auch die Vornamen angeglichen und so werden irgendwann nur die Grabsteine meiner Generation einen Hinweis auf getrennte Geschmäcker geben.

Nachnamen hingegen waren immer gleich. Manche deuten auf Abstammung oder Berufe hin, manche auf Äußerlichkeiten und bei vielen weiß man gar nicht, was er bedeuten soll. So einen trage ich. Und auch wenn man ihn immer buchstabieren muss, bin ich doch froh, meine Emailadresse nicht um Wohnort und Geburtstag ergänzen zu müssen ([email protected]) und immer ein dankbares Smalltalk-Thema zu haben.

Beitrag zum Aufruf „Nomen est Omen“ von „Zwischen den Polen“, Berlin

Friedrich II (genannt „der Große“), preußischer König (1712-1786)

AUGEN AUF BEIM AMIKAUF

Tag 1

„Und wat is mit Sie hier?“

„Arbeiten Sie hier?“

„Kiekensesich domma um!“

Schon an dieser Stelle beschließe ich, diesen absurden Dialog für die Ewigkeit festzuhalten. Irgendwas sagt mir auch, dass ich noch viel Spaß haben werde. Ich bin in der KFZ-Zulassungsstelle in Berlin und werde in einem leeren Raum aufgegriffen, in den ich mich verlaufen habe, weil ich auf der Suche nach der Wartenummernausgabe bin.

„Hä?“

„Na meinse, dit is hier so schön, dass ick freiwillig hier wär?“ Nein, schön ist es hier wirklich nicht. Obwohl offensichtlich ein Neubau, hat man es geschafft, DDR-Flair herzustellen - mit äußert geschmack- und lieblos gestaltetem Interieur inklusive stilechtem Linoleum und Papptüren. Und natürlich der bezaubernden Lage am Rande von Berlin-Hohenschönhausen.

„Ja, äh, also, ich suche die Wartenummernausgabe.“

„Jibtet nich mehr!“

„Ja, aber da steht doch das Schild auf dem Flur?“

„Na Sie seh’n doch, dit der Raum hier leer is!“

„Ja jut, aber da steht doch ein Schild!“

„Et jibt aba keene Nummern!“

„Sie haben die Nummernautomaten weggeschafft aber das Schild hängen lassen?“

„Ick mach hier jar nischt!“

Gut, diesen Eindruck hatte ich sowieso schon…

„Ja…. Äh… Aha! Und nu?“

„Ja jibt keene Nummern mehr!“

„Mmmhhhh!“

„Allet nur no‘ uff Termin!“ Dann flüstert die Dame, die sonst sowohl von Statue als auch von Stimmlage als deutlich männlicher als ich durchgeht, weiter: „Idee vom Chef!“

„Ja. Aha. Und wie krieg ich einen Termin? Haben Sie die Automaten dafür nicht hier reinbekommen?“

„Sie krieg’n hier ja keen Tamin!“

„Na aber… Sie haben doch eben gesagt… Sie… also…. Ich… Nur mit Termin?“

„Ja aber den kriejense nur im Intanet!“

„Ich muss jetzt wieder nach Hause, um einen Termin zu vereinbaren, um dann wieder herzukommen?“

„Janz jenau! Jut, wa?“

„Mmmmhhhh, total!“

Zu Hause angekommen stelle ich fest, dass es auf der Webseite der KFZ-Zulassungsstelle zwar eine Online-Terminvergabe gibt, die aber erst in drei Wochen wieder Lücken sieht – Mittwochmittags … Das ist mir zu spät … und zu doof. Das KFZ, das ich anmelden will, hat eine Kurzzeitzulassung bis HEUTE und ich kann nicht drei Wochen warten. Ich rufe einen der zahlreichen privaten Zulassungsdienste an, die sich mir auf Google vorstellen und die eine KFZ-Zulassung in Berlin innerhalb von 24 Stunden versprechen.

„Ja guten Tag. Ich habe folgendes Problem: ich muss noch heute ein Auto in Berlin zulassen!“

„Haha, ja sehr lustig. Heute geht gar nichts mehr, die Schalter sind schon zu. Morgen können wir schaffen.“

„Verstehe, haben Sie da jeden Tag Termine reserviert oder wie machen Sie das eigentlich?“

„Nee, wieso, wir gehen an den Händlerschalter.“

„Händlerschalter? Es gibt einen Händlerschalter? Und da braucht man keinen Termin?“

„Nee natürlich nicht, man kann doch nicht wissen, ob man in drei Wochen mal ein Auto zulassen muss.“

Halleluja. Das Land Berlin hat mit dieser Terminvergaberegelung offensichtlich einem ganzen privaten Geschäftszweig eine Daseinsberechtigung verliehen. Den Impuls, ein eigenes Unternehmen zu gründen, um mein Auto dann als mein eigener Auftraggeber dort anzumelden, unterdrücke ich, nachdem ich mir noch einmal bewusst mache, dass das Auto eigentlich heute von der Straße muss, denn die Zulassung läuft um Mitternacht aus…

„Ja… gut… toll… Und wie läuft das jetzt konkret ab?“

„Na wenn Sie das machen wollen, dann schicke ich jetzt jemanden vorbei!“

„Na dann mal los…!“

Tatsächlich ist innerhalb einer unglaublichen halben Stunde ein Mitarbeiter namens Rutkoschinski bei mir und sammelt alle Dokumente ein: TÜV-Bericht, Fahrzeugschein, Versicherungsbestätigung, meinen Ausweis und all mein Bargeld.

„Besorgen Sie auch die grüne Plakette?“

„Theoretisch schon, praktisch nich!“

„Weil?“

„Na weil die ja Auskunft jibt üba die Abjasnorm. Sechs, fünf und vier bekomm‘ ne grüne Plakette, drei ne jelbe und zwei ne rote. Vastehnse?“

„Ja? Und weiter?“

„Na, lesense ma hier in‘ den Fahrzeugschein!“

„Emissionsklasse nicht bekannt?“

„Jenau, Ihr Auto hat jar keene, is jetze nicht grade’n Umweltauto oda? Wir könnten höchstens vasuchen, ne Ausnahmejenehmijung zu bekommen. Is aber teua und hängt vonne Laune des Beamten ab. Und jilt nur für eene Stadt!“

„Wie? Ich muss in jeder Stadt Deutschlands mit Umweltzone eine gesonderte Ausnahmegenehmigung beantragen und die kostet jeweils neu Geld und der Erfolg ist ungewiss?“

„Janz jenau! Jut, wa?“

„Mmmmhhhh, total! Und kann ich eigentlich amerikanische Kennzeichen bekommen?“

„Ick denke, Sie woll’n dit Auto in Balin zulassen?“

„Ja, ich meine doch, so kleine…“

„Achso ja, vastehe. Is dit denn ein amerikanischet Auto oda wieso?“

„Ja, ähem, Sie…. Sie haben… Da die Papiere ja… vor sich liegen?“

„Che… Wat heißt dit? Chev-rol-lett? Und dit is’n Ami oda wat?“

„Ja?“

„Ja denn müssen wa da aba ne Ausnahmejenehmijung müssen wa da!“

„Aha!“

Tag 2

„Ja hier Rutkoschinski. Könnse im Eilverfahren hierher komm‘? Dit Auto muss vorjeführt wern!“

„Was ist los?“

„Na Ihr Auto. Der Che-vroll-dings, die wolln dit sehn, bevor die dit zulassen. Die is hier so ne Rejel, stilljelechte Importfahrzeuje müssen vorjeführt wern!“

„Ah ja… Und das wussten Sie nicht?“

„Ja… also nee… Wann könnse denn da sein?“

„Ja und wie geht das konkret? Fährt man denn ganz langsam am Fenster des Zulassungsbeamten vorbei oder wie?“

„Mensch, quatschnse nich, wir brauchen Sie hier!“

„Jaja, ich steh ja schon auf!“ – und gehe erstmal duschen.

„Na da sindse ja endlich! Die wolln die Fahrjestellnummer sehn. Wissense wo die is an dit Fahrzeuch?“

„Ja, vorne im Motorraum ist sowas…“

„Jut, denn sa’ick da bei de Kollejen mal bescheid. Fahrnse mal zu die Halle da!“

Beim Einsteigen entferne ich möglichst unauffällig ich einen Aufkleber mit einer Fahrgestellnummer aus der Fahrertür. Ich hatte schon beim Kaufen des Fahrzeugs in der Vorwoche gesehen, dass da eine andere Fahrgestellnummer draufsteht, als auf dem Aufkleber im Motorraum, den ich gleich vorhabe zu präsentieren. Denn die stimmte mit den Papieren überein.

„So. Und dit is also Ihr Fahrzeug, wa?“

„Ja?“

„Na dit hamwa jerne. Wissense wo die Fahrjestellnumma is?“

„Ja, vorn im Motorraum!“ Ich öffne die Motorhaube. „Hier!“

„Nee, dit is’n Typenschild. Dit nicht. Die muss fest in’n Rahmen eingeschla’en sin!“

„In den Rahmen eingeschlagen?“

„Ja. Ham Amis aber eigentlich nicht.“

„Ja und wonach suchen wir dann?“

„Wissen wa ooch noch nicht. Also die Amis kleben überall nur so Schilder rin, aber in Europa muss die Nummer untrennbar in den Rahmen eingeschlagen sein. Und zwar nach Jesetz vorn rechts!“

„Und wenn ich so was jetzt nicht habe?“

„Na denn können wa dit Auto nich zulassen!“

Mir wird zum ersten Mal warm.

„Hamse ne Taschenlampe?“

„Nein? Suchen SIE nicht die Nummer?“ Der Beamte bekommt immer schlechtere Laune. Jetzt artet die Sache für ihn in Arbeit aus und das mag er scheinbar nicht. Nachdem eine steuerfinanzierte Luxus-Teleskop-Taschenlampe aufgetrieben wurde, leuchtet man in den vorderen rechten Radkasten. Und wird direkt fündig. Leider.

„Jünter! Komm ma rüber hier! Ick brauch ma Deine Hilfe! Kiek dir dit ma‘ an hier!“

Beamter 1 schaut noch mehrfach prüfend in den Radkasten, dann auf die Papiere, dann in den Radkasten und wird immer blasser. Beamter 2 – alias Jünter – löst ihn ab. Schaut in den Radkasten, kratzt, rubbelt und poliert, schaut in die Papiere und zurück. Beide schauen sich an und schütteln den Kopf.

„Kommse ma her! Kiek’n se mal da rin. Lesense mal die Nummer da ab!“

„2GB38….“

„Reicht schon!“

„Ja wie?“

„Erste Ziffer nochmal bitte?“

„Na, eine zwei!“

„Jut. Kiekn’se mal hier. Ihre Papiere. Wat steht’n da?“

„Oh..., eins…“

Ich schaue wieder in den Radkasten. Und freue mich.

„Aber der Rest der Nummer stimmt doch!“

Ich bekomme nur einen Blick als Antwort. Und der heißt: „Das meinen Sie doch jetzt nicht ernst, oder?“

Ich sehe das zunächst als Aufforderung, noch einmal nachzusehen.

„Ja, doch, also der Rest stimmt. Da hat sich halt mal jemand vertippt. Dann ändern Sie doch die Nummer in den Papieren!“

Der Blick sagt jetzt: „Sind Sie wahnsinnig?“ – tatsächlich klingen die Worte des Beamten aber eher so: „Dit muss stimm‘, vastehnse mich? Stimm‘! Nich unjefähr stimm‘! Stimm‘ musset. Und die stimmt aba nich, also jeht dit nich! Wir könn‘ Sie so nich zulassen!“

Ein paar rat- und hilflose Blicke und eine unbeantwortete Frage an den (von mir bezahlten) Zulassungsdienst Rutkoschinski später, wird klar, dass hier erstmal der Chef des Ablehnungsbeamten involviert werden muss.

„So also dit läuft jetze so, dit se ne neue Fahrjestellnummer bei de DEKRA einschla’en lassen müss’n. Wir ham ne Fahndungsabfrage jemacht. Die Nummer mit‘de 2 is gleich ungültig, die 1 is richtig und nich‘ jeklaut, hamse Glück!“

Hab ich wohl… „Und ich kann da jetzt einfach zur DEKRA hingehen und denen sagen, die sollen wir mal eben einen neue Fahrgestellnummer in den Rahmen hämmern?“

„Mensch, natürlich nich, Mann! Sie brauchen dafür ne amtliche Aufforderung!“

„Ah ja, das klingt ja toll. Und die bekomme ich von Ihnen?“

„Ja nu ma‘ nich so unjeduldich… Dit macht denn erstmal siemunvierzich Euro!“

Bei der DEKRA angekommen ist der zuständige Werkstattmeister zunächst einmal etwas überfordert und stellt gekonnt Fragen, auf die der normale Autokäufer adhoc keine Antwort wissen kann:

„Warum gönnt man sich SO EIN Auto?“, „Wer hat dem Ding denn jemals TÜV gegeben?“, „Haben Sie schon gesehen, dass unter dem Auto alles aufgerissen ist?“ und „Sagen Sie, ist das ein Rahmen oder eine selbsttragende Karosse?“

Auf meinen Einwand hin, dass mir das eigentlich egal wäre, ich nun schon den zweiten Tag in der Zulassungstelle verbringe und noch nie von jemandem gehört hätte, der (außerhalb Belgiens) so viel Aufwand mit der Zulassung eines KFZ hatte und er einfach mal das machen soll, was in der amtlichen Anordnung steht, damit wir die Karre heute noch zugelassen bekommen, tritt der Meister zunächst einfach mal in den Sitzstreik.

„Na Sie haben ja GAR keine Ahnung, oder? Laut Gesetz muss die Fahrzeug-Ident-Nummer, wie das hier korrekt heißt, in den Rahmen eingeschlagen werden. Und zwar vorn rechts.

Da ist aber kein Platz mehr, das geht also nicht.“

„Ja denn löten Sie einfach ein Schild drüber!“

„Das ist verboten. Die einzige Lösung wäre, wir stellen hier fest, dass das eine selbsttragende Karosse ist. Dann kann ich die Nummer irgendwo in die Karosse einschlagen, zum Beispiel in den Türrahmen.“

„Na dann haben wir das doch schon geklärt, oder? Selbsttragende Karosse… was auch immer das ist...“

So langsam wird es auch dem DEKRA-Mann zu bunt mit uns.

„Hat einer von Euch Leuchten eigentlich gesehen, dass hier vorn am Armaturenbrett, hinter der Windschutzscheibe, gut sichtbar von außen, auf der Fahrerseite, eine Platte angebracht ist mit einer Fahrgestellnummer?“

Wir (also Zulassungs-Rutkoschinski und ich) schauen uns alle dumm an und dann hinter die Scheibe. Nein, haben wir natürlich nicht – und auch der Beamte der Zulassungsstelle nicht. Glücklicherweise. Denn das ist – natürlich – eine falsche Nummer.

„Also wenn ich Sie richtig verstehe, wollen Sie mit dem Fahrzeug ins Ausland?! Dann würde ich diese Plakette vorher einfach mal sauber rausflexen. Das haben Sie aber nicht von mir. Und jetzt legen Sie da schön ein Papier rein, damit das drüben bei der Zulassung keiner mehr sieht. So – und damit wir hier vorwärts kommen, schreibe ich Ihnen jetzt einen DEKRA-Bericht, wo ich vermerke, dass ich festgestellt habe, dass das hier zweifelsfrei eine selbsttragende Karosse ist – das wäre ohnehin besser für Sie mit dem ganzen Rost da im Boden. Und dann schlage ich Ihnen hier in die Tür vorn rechts die richtige Nummer ein – oder das, was die da drüben dafür halten. Dann achten Sie darauf, dass bei der Zulassung die Änderung im Fahrzeugschein vermerkt wird, ok? Und bei der nächsten Abwrackprämie machen Sie bitte mit!“

Während der ganzen Wartezeit bei der DEKRA entsteht unter den dort versammelten Mitmenschen, die allesamt kleinere Probleme mit ihrem KFZ zu lösen haben, um eine Zulassung zu erhalten, eine Art Fan- und Bewunderer-Gemeinschaft für unseren Chevy G20. Und schnell bildet sich dort auch ein Rädelsführer heraus, der mich am Ende fast bedrängt, ihm das Auto zu verkaufen und es bloß nicht „der Russerei“ zu verkaufen. Ich bedanke mich artig.

80 DEKRA-Euro später begutachtet nun wieder der Ablehnungsbeamte das KFZ, Rutkoschinski schaut wie immer doof zu. Aufgrund aufbrandender Begeisterung beim Beamten über die saubere und überaus gut lesbare Nummer, für die man sich nun noch nicht einmal mehr bücken muss, steigen die Chancen wieder. Rutkoschinski erwacht nun aus seinem zweitägigen Schlaf. Er würde jetzt Gas geben und schauen, dass er das KFZ noch heute zugelassen bekommt, der Annahmeschalter sei noch ein paar Minuten lang offen.

Ich muss warten. Und treffe auf Ibrahim. Ibrahim ist Libanese und vermutlich das, was man ein Musterbeispiel für Integration nennen würde. Ibrahim verkauft in Berlin gebrauchte Nutzfahrzeuge nach Afrika und hat sagenhafte Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 10 bis 17 Uhr. Keine Ausnahmen. Keine Überstunden. Keine Wochenendarbeit.

Keinesfalls. Eigentlich hatten wir uns für ein Auto von Ibrahim interessiert, waren einmal dort und wollten es in einer Werkstatt begutachten lassen, da Ibrahim grundsätzlich jede Verantwortung ablehnt. Aber an seinen preußischen Öffnungszeiten ist es gescheitert. Also für uns, wir haben dann einfach diesen Chevrolet gekauft, Ibrahim weiß davon aber noch nichts. Ich schaue durch ihn hindurch und hoffe, er erkennt mich nicht. Er schaut mich lange an und überlegt.

Aber es scheint ihm nicht einzufallen.

Rutkoschinski erlöst mich irgendwann, doch zu was zu gebrauchen der Mann: „Sie ham‘ Glück, wir kriejen dit heute noch durch, Schilder kann ick heute Nachmittach siejeln lassen, Ausnahmejenehmjung für de kurzen Schilda hab ick ooch schon“, berichtet er mir eine halbe Stunde später stolz.

Immerhin, denke ich.

Leider ist der Rutkoschinski, der mich ein paar Stunden später mit flacher Hand vor der eigenen Kehle wedelnd aus der Ferne begrüßt, weniger euphorisch. Die Nummer meiner Versicherungsbestätigung stimme nicht, die sei nur für das Kurzzeitkennzeichen gewesen, das stehe ja auch drauf.

„Und das haben Sie selber nicht gesehen?“

„Ja… also nee…“, sagt er mal wieder.

Tag 3

Rutkoschinski hat am Vorabend per Email von mir eine neue Versicherungsbestätigung an seine Firmenadresse [email protected] erhalten und bringt mir die gesiegelten Schilder gegen Mittag nach Hause. Er ist nun fertig mit mir, sich und der Welt und braucht erstmal Urlaub. Jetzt muss ich mit den Schildern, mal wieder, zur Zulassungsstelle, um sie dort anzuschrauben und die Karre endlich wieder vom Hof der Beamten zu bekommen. Ausgerüstet mit professionellem Werkzeug (einem Hammer) mache ich mich auf den Weg dorthin und bekomme das vordere Schild mit normalen, europäischen Maßen recht simpel montiert, indem ich zwei Schrauben mit dem Hammer durch das Schild treibe. Hinten wird es schwieriger. Zwar habe ich ein Schild erhalten, das deutlich kürzer ist als das vordere, allerdings ist es… ZU kurz. Offenbar haben Amerikaner und Europäer unterschiedliche Vorstellungen von amerikanischen Kennzeichen. Die vorgebohrten Löcher der Amis jedenfalls liegen beide knapp außerhalb meines Schildes.

Ich begebe mich zu den Schilderhändlern mit meinem Schild, meinem Werkzeug und meinem Problem. Eine ältere Schilderkioskbetreiberin nimmt sich rührig der Sache an: „Na komm mal her Kleener, wir kriegen dit schon hin!“ und verkauft mir zunächst einmal einen völlig überteuerten Nummernschildträger, den ich am Ende nicht brauche. Retten wird mich ihr Klebeband, mit dem ich das Kennzeichen stilecht festzurre. Während meiner Versuche, das Kennzeichen auf dem Parkplatz der Behörde zu befestigen, begrüßen mich der Ablehnungsbeamte, der Fanclubvorsitzende und Ibrahim im Vorbeilaufen. Und alle wollen mit mir plauschen. Wenn man auf dem Hof einer Behörde mehr Bekannte trifft, als draußen auf der Straße, dann hat man irgendwas falsch gemacht, denke ich, und will vor allem schnell flüchten. Endlich könnte es losgehen, doch jetzt warte ich auf den ADAC, denn ein Marder hat ein nach 3 Tagen Stillstand ein Kabel zerfressen…

Personenbeförderungsgesetz (PBefG) § 4:

Ist es Kunst, nur weil es an der Wand hängt? Quelle: eigenes Foto

Himbeere auf Apfelbasis. Geschmacksfrei. Quelle: eigenes Foto

„Kind vor dem Waschen entfernen“ - Vielen Dank für diese äußerst nützliche Pflegeanweisung. Quelle: twitter.com/derrabus

AUS DEM HANDBUCH DES ZENTRALVERBANDES DES DEUTSCHEN BACKHANDWERKS

§1. Der Segnung des chinesisches Fertigteiglings muss unbedingt gehuldigt werden. Sie erspart dem Bäcker aufwendige Fertigungsschritte mitten in der Nacht, die sonst zu Lasten seines familiären Lebens und seines Schlafes gingen.

a. Auch chinesische Fertigteiglinge lassen sich für 80 Cent pro Stück verkaufen, wenn sie nur kurz vor dem Verkauf mit irgendwelchen Samen oder Körnern bestreut werden, die der Bäcker fertig beim Zentralverband erwerben kann. Dabei ist stets neuen Modetrends zu folgen, um den Preis immer mindestens auf konstantem Niveau zu halten. Aktuell empfiehlt der Zentralverband die Anbringung von Chia-Samen auf als glutenfrei gekennzeichneten Fertigteiglingen.

§2. Der Profit ist zu maximieren, wenn die Einrichtung des Backwarenverkaufsgeschäfts heruntergestuft wird. Waren früher Wand- und Deckenverkleidungen sowie teure Innenraumfarbe notwendig, ist heute grundsätzlich darauf zu verzichten.

§3. Der Profit ist ferner zu maximieren, wenn der aufgewärmte Fertigteigling vor dem Verkauf durch maximal minderwertige Käse- und Wurstwaren belegt wird.

a. Auch hierbei muss Modetrends gefolgt werden. Ein vegan belegter glutenfreier Chiasamen-Fertigteigling darf an Bahnhöfen deutscher Großstädte für bis zu 6,83 Euro verkauft werden.

§4. Beim Fertigbelegen der Fertigbackwaren ist zu beachten, dass das Brötchen stets nur bis zur Mitte aufgeschnitten werden darf und sodann der Belag mindestens zur Hälfte aus dem Brötchen herausschauen muss. Ferner muss in der Auslage auf eine diagonale Ausrichtung des Produkts geachtet werden, so dass der Kunde aus seiner Sichthöhe direkt in den Belag schaut. So wird sichergestellt, dass auch wenig Belag wahrnehmbar ist.

a. Es ist nicht im Sinne des Verkaufenden, sich allzu große Gedanken zu machen, dass durch den nur halben Anschnitt immer ein halbes, trockenes Brötchen im Müll landet. Der Konsument darf bei Bedarf jeder Zeit ein zweites Brötchen käuflich erwerben.

§5. Grundsätzlich ist es vorgeschrieben, eine große Menge minderwertiger Fertigremoulade zu verwenden, wenn belegte Backwaren verkauft werden. Diese ist, im Gegensatz zu Butter, durch ihren hohen Anteil von Erdöl, Glykol und Konservierungsstoffen nicht auf Kühlung angewiesen und gaukelt dem Konsumenten zudem ein frisch aufgebackenes Fertigbrötchen vor, das ohne Remoulade nach wenigen Stunden nicht mehr essbar wäre. So sind sogar Restbestände vom Vortag noch gut verwertbar.

§6. Zumindest im Sichtbereich des Kunden ist weiterhin darauf zu verzichten, Bargeld und Backwaren mit der gleichen Hand anzufassen.

Das Herausgeben von Wechselgeld kann minimiert werden, wenn aufgrund absurder Preisgestaltung immer davon auszugehen ist, dass der Kunde aus Gründen der Zeitersparnis aufrundet.

Der Euro ist das gesetzliche Zahlungsmittel. Hierauf ist zu verweisen, wenn Konsumenten versuchen, bargeldlos zu bezahlen. Die Akzeptanz bargeldloser Zahlung bleibt den Mitgliedern des Zentralverbands selbstverständlich weiterhin untersagt. Gleichzeitig besteht gesetzlich keine Verpflichtung, mehr als 50 Münzen mit einem Zahlvorgang anzunehmen.

Ausländischen Kunden gegenüber sind Erklärungen hierüber grundsätzlich in regionaler Dialektsprache wiederzugeben.

§7. Die Abschaffung des Einweg-Plastikhandschuhs aus Kostengründen ist vollzogen. Besonders hervorzuheben ist der große Erfolg aller Mitglieder des Zentralverbands, dies beim Konsumenten als Umweltschutzmaßnahme zu deklarieren.

§8. Um weiterhin Bargeldhand von Backware zu trennen, erlaubt sich der Zentralverband nunmehr die Einführung der Kunststoffserviette. Diese ist 100% flüssigkeitsabweisend und somit als Serviette im eigentlichen Sinne ohnehin unbrauchbar.

Jeweils genau eine dieser Servietten ist dafür zu gebrauchen, fertig belegte Backwaren zu greifen.

Da fertig belegte Backwaren nicht an der Hinterseite angefasst werden dürfen, da sonst der Belag herausgedrückt würde, ist mit der Kunststoffserviette die geöffnete Seite zu packen. Hierbei quillt dem geübten Verkäufer genug Remoulade aus dem Brötchen, dass diese sich an der für den Kunden in diesem Moment nicht sichtbaren Innenseite der Serviette verteilen kann und dem Produkt somit dank der nun als Klebeband fungierenden Serviette ausreichend Stabilität verleiht, um in eine Papiertüte verpackt zu werden.

Der Undurchlässigkeit der Serviette zum Dank, ist auch der dünnsten Serviette von außen nicht anzusehen, dass sie auf der Innenseite voll mit Remoulade ist.

Einzige Ausnahme von der Verwendung der Plastikserviette ist der Verkauf frisch aufgewärmter Laugengebäckfertigteiglinge. Hierfür ist grundsätzlich ein gesondert zu kennzeichnender Vorrat an Papierservietten zu halten. Die leicht klebrige Oberfläche des Laugengebäcks ermöglicht es der Papierserviette ideal, haften zu bleiben. Kein Konsument darf je ein Laugengebäckerzeugnis ohne Reste von Papierservietten essen.

Zusätzliche Servietten sind Kunden zu keiner Zeit auszuhändigen.

§9. Bedenken, dass der Gast sich durch versehentlichen Druck auf die Rückseite des belegten Brötchens mit dem herausquellenden Belag oder durch Berühren der Vorderseite des belegten Brötchens mit Remoulade beschmutzen könnte, sind zu unterdrücken.

Selbstverständlich ist sicherzustellen, dass Beschmutzungen aller Art, vor allem herunterfallender Belag, außerhalb des Backwarenverkaufsgeschäfts erfolgen. Hierzu siehe §10 für Verpackungstechniken.

Die Verhandlungen des Zentralverbandes mit der Innung der Chemiereinigungen bezüglich einer Gewinnbeteiligung stehen kurz vor dem Abschluss.

§10. Aus in §8.b erläuterter Klebebandtechnik ergibt sich, dass grundsätzlich jedes Produkt einzeln in eine vom Zentralverband zur Verfügung gestellte Papiertüte verpackt werden muss, selbst wenn der Kunde lautstark und wiederholt aufmüpfig anregt, das Fertigprodukt direkt in die Hand zu nehmen.

Um ein Öffnen der Papiertüten in unmittelbarer Nähe des Verkaufsbereichs zu verhindern (und damit auch ein gereiztes Klima, von dem andere Kunden sich ggf. vom Kauf abschrecken ließen) ist beim Verschluss der Papiertüten eine Kombination aus Falt- und Knülltechnik anzuwenden. Der geübte Verkäufer verschließt die Papiertüte unwiederbringlich, so dass sie vom Konsumenten an der Unterseite aufgerissen werden muss. Entsprechende Verschlusstechnik-Seminare sind beim Zentralverband zu buchen.

§11. Der Verkauf ganzer Brotlaiber erfolgt bevorzugt geschnitten. Geschnittenes Brot verdirbt schneller. Dies kann zudem beschleunigt werden, indem geschnittenes Brot in Plastik- statt in Papiertüten abgegeben wird. Schneidemaschinen werden vom Zentralverband gestellt.

§12. Bei allen Maßnahmen ist stets zu beachten, dass vor allem die Klientel für Fertigbelegtes in der Regel auf Durchreise ist und nicht begeistert werden muss, da ein erneuter Besuch ohnehin von vornherein ausgeschlossen ist.

Durchsage im ICE der Deutschen Bahn

Berliner Humor im Speisewagen der Bahn:

"Können Sie das Sandwich warm machen?"

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"Wenn Sie ne Katze haben, können wir die auch warm machen"

GESCHICHTEN DIE DAS LEBEN SCHREIBT: 80-JÄHRIGE SPENDIERT STRIPPER ZUR „LADIES NIGHT“ IM PFARRSAAL

Der geschmacklose Auftritt eines Striptease-Tänzers bei einer Karnevalssitzung in der Offenen Tür (OT) Kronenberg dürfte jetzt ein ernstes Nachspiel haben. Die OT gehört zum Kinder und Jugendzentrum der katholischen Gemeinde St. Hubertus und war zur „Ladies Night 2013“ am 5. Januar von der KG Schwarz Grüne Funken e.V. 1951 angemietet worden. Die Räume befinden sich in der Trägerschaft der Pfarre St. Jakob. Deren Pastor Andreas Mauritz zeigte sich am Montag empört: „Was sich da offenbar abgespielt hat, ist eine Unverschämtheit. Das geht so nicht“, sagte er auf Anfrage der Aachener Zeitung (AZ). „Ich werde mit den Verantwortlichen der KG Kontakt aufnehmen und die Vorwürfe klären. Sollte sich der Sachverhalt bewahrheiten, werden wir Konsequenzen ziehen. Dann waren die das letzte Mal Mieter bei uns“, kündigte der Geistliche an.

Mauritz betonte dennoch: „Wir als Vermieter kannten das Programm nicht und sind dafür auch in keiner Weise verantwortlich.“Die Plakate, mit denen die KG für ihre „Ladies Night“ in der OT an der Händelstraße zum Eintrittspreis von 15 Euro warb, habe die Pfarre nie gesehen, erklärte der Pastor.