Die Welt, die ist ein Irrenhaus und hier ist die Zentrale - Claudia Hochbrunn - E-Book

Die Welt, die ist ein Irrenhaus und hier ist die Zentrale E-Book

Claudia Hochbrunn

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Beschreibung

Wahnsinnig lustig – aus dem Alltag in der Psychiatrie. Mit trockenem Humor, aber voller Sympathie für ihre Patienten erzählt die Ärztin Claudia Hochbrunn vom Alltag in einer psychiatrischen Klinik. Dabei erfährt der Leser nicht nur Wissenswertes zu Krankheitsbildern wie Depression und Manie, sondern auch, warum Fernbedienungen in der Psychiatrie genauso schnell verschwinden wie Socken in der Waschmaschine; dass man einen Patienten durchaus fragen darf, warum er sich den Kopf mit Butter beschmiert und mit Alufolie umwickelt hat; und wieso jemand, der nackt den Verkehr regelt, so gut wie immer an einer Schizophrenie leidet.

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Seitenzahl: 248

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Claudia Hochbrunn

Über dieses Buch

Wahnsinnig lustig – aus dem Alltag in der Psychiatrie.

 

Über Claudia Hochbrunn

Inhaltsübersicht

Teil 1 – Die psychiatrische AufnahmestationEine kurze EinführungEin Exkurs – Die forensische Aufnahme – Folge 1Von ver(w)irrten ÄrztenDer Thriller im Kopf – die SchizophrenieVon Manikern und SchizophrenenEin Exkurs – Die forensische Aufnahme – Folge 2Von KrankenhauswanderernDie Außerirdischen sind gelandetWas für Schachfiguren?Ein Exkurs – Die forensische Aufnahme – Folge 3Wenn der Alkohol ein Problem wirdDepressive weinen nichtSchwarz oder Weiß – ein Leben ohne GrauTeil 2 – Die TherapieEine kleine Einführung in die Therapiestationen …Warum Ehrlichkeit in der Therapie wichtig istDie GruppentherapiePsychoedukationIndikative GruppenEin Exkurs – Therapie in der forensischen Psychiatrie – Folge 1Gestaltende und ausdrucksfördernde TherapienEin Exkurs – Therapie in der forensischen Psychiatrie – Folge 2Teil 3 – Rehabilitation und ambulante HilfenVorbereitung auf die EntlassungEin Exkurs – Entlassung aus der forensischen PsychiatrieDer Sozialpsychiatrische Dienst (SpD)Wie man mit Schizophrenen diskutieren kannDie isolierte wahnhafte StörungWenn alles andere nicht mehr hilft – die ZwangseinweisungAuf HausbesuchWenn Eheprobleme als psychische Erkrankung erlebt werden …Ein Exkurs – Forensische Patienten in der AmbulanzTeil 4 – Der Psychiater und seine Kollegen aus anderen BerufenTeil 5 – Nachbetrachtungen anstelle eines NachwortsGlossar

Teil 1 –Die psychiatrische Aufnahmestation

Eine kurze Einführung

Herzlich willkommen auf der Aufnahmestation! Hier beginnt unsere Reise durch die Psychiatrie. Sie glauben an Gummizellen, Zwangsjacken und Wasserkuren? Keine Sorge, das finden Sie hier nicht.

Schon bei Ihrer Ankunft werden Sie bemerken, dass Sie nun auf der «Geschlossenen» sind – denn die Tür fällt sofort hinter Ihnen ins Schloss, und wenn Sie sich umdrehen, ist da nur ein Knauf. Der lässt sich nicht drehen, und Rütteln nützt auch nichts. Ich kann Sie jedoch beruhigen. Wer die Station verlassen möchte, um im Park spazieren zu gehen (oder bei dem Wucherer, der den Kiosk betreibt, eine Tafel Schokolade für den Preis einer ganzen Schokoladenfabrik zu kaufen), muss nur dem Pflegepersonal Bescheid sagen. Sofern das Personal nicht gerade bei der Übergabe ist oder Kaffee trinkt, wird Ihnen sofort die Tür geöffnet.

Aber nehmen wir uns erst einmal Zeit, uns gemeinsam auf Ihrer neuen Station umzusehen.

Die meisten Aufnahmestationen haben Ein- und Zweibettzimmer. Im Gegensatz zu anderen medizinischen Abteilungen gibt es in der Psychiatrie überwiegend Betten in Holzoptik und die dazu passenden Nachttische. Die Wände sind in freundlichen Pastelltönen gestrichen und mit Werken aus der Kunsttherapie geschmückt. Die schönsten Bilder hängen grundsätzlich vorn im Foyer, wo sie von allen bewundert werden können. Die weniger gelungenen findet man in den Patientenzimmern. Sollten Sie versuchen, das Bild mit den braunen und grünen Farbklecksen über Ihrem Bett abzuhängen und gegen das mit den tanzenden Elfen im Foyer zu tauschen, werden Sie eine Enttäuschung erleben. Die Rahmen sind an der Wand festgeschraubt.

Im Aufenthaltsraum erwarten Sie gemütliche Polsterstühle, moderne LCD-Fernsehgeräte, allerdings ohne Fernbedienung (Fernbedienungen verschwinden in Psychiatrien genauso schnell wie Socken in der Waschmaschine), DVD-Player sowie Gesellschaftsspiele (wo die fehlenden Schachfiguren sind, werden Sie noch erfahren). Manchmal findet sich auch ein Bücherregal, aber das dient nur dekorativen Zwecken, denn die Auswahl der Bücher beschränkt sich auf das, was die selbstlosen Spender nicht auf dem Flohmarkt losgeworden sind. Wer aktuelle Bücher lesen möchte, kann sich an die Klinikbibliothek wenden. Das Pflegepersonal stellt Ihnen jederzeit eine Liste aller vorhandenen Bücher zur Verfügung, die Ihnen direkt auf die Station geliefert werden.

Die in den neunziger Jahren noch so beliebten Aquarien sind inzwischen von den Stationen verschwunden. Offiziell hieß es aus Kostengründen, ich vermute jedoch, dass die Fische von den Patienten zu häufig mit Wurstbroten, sauren Gurken und Kaffee gefüttert wurden.

Nun sitzen Sie also im Aufenthaltsraum und warten darauf, dass man Ihnen die Tür öffnet, damit Sie nach draußen gehen können. Bitte werden Sie nicht ungeduldig oder ärgerlich, wenn es zu lange dauert. Übergaben (und Kaffeepausen) brauchen ihre Zeit. Nutzen Sie die Gelegenheit lieber, Ihren Zimmernachbarn kennenzulernen. Hier ein kleiner Ratgeber, damit Sie ihn besser einschätzen und verstehen können:

Sollte Ihr Zimmernachbar Ihnen erzählen, dass er von Außerirdischen entführt wurde und der Geheimdienst ihm dabei elektronische Mikrochips ins Hirn implantiert hat, leidet er an einer Schizophrenie.

Berichtet er Ihnen von seinen tollen Geschäftsabschlüssen, mit denen er täglich drei Millionen Euro verdient, hat er eine Manie, umgangssprachlich auch als Größenwahnsinn bekannt. Bitte lassen Sie sich von ihm keine Aktienfonds andrehen – auch wenn es noch so verlockend klingt! Glauben Sie wirklich, jemand, der drei Millionen Euro am Tag verdient, würde sich mit Ihnen ein Zweibettzimmer als Kassenpatient teilen?

Liegt er antriebslos im Bett und sagt gar nichts, hat er eine Depression. Sollte er plötzlich anfangen, Ihnen Aktienfonds andrehen zu wollen, ist die depressive Phase vorbei, und er ist in die Manie gerutscht. Bitte kaufen Sie ihm auch in diesem Fall keine Aktien ab – fragen Sie ihn lieber, warum er depressiv geworden ist …

Ist er schon sehr alt und begrüßt Sie alle fünf Minuten aufs Neue, um sich vorzustellen, hat er Alzheimer.

Behauptet er, er sei Napoleon, ist er kerngesund. Kein psychisch Kranker hält sich für Napoleon. Ein echter Kranker ist immer unter seinem eigenen Namen eine wichtige Persönlichkeit.

Sie können sich allerdings hundertprozentig sicher sein, dass Sie niemals einen Serienmörder oder praktizierenden Kannibalen als Zimmernachbarn bekommen werden. Die landen alle in der Forensik, dem psychiatrischen Maßregelvollzug.

Wenn schließlich ein Pfleger kommt, um Ihnen die Tür zu öffnen, und Sie fragt, wohin Sie gehen möchten, sollten Sie auf keinen Fall andeuten, dass Sie sich vor die nächste U-Bahn werfen wollen. Dann können Sie Ihren Parkausgang knicken! Genau aus diesem Grunde sind Aufnahmestationen geschlossene Stationen. Dies dient Ihrem Schutz.

Bitte verwechseln Sie die geschlossene Aufnahmestation niemals mit der forensischen Psychiatrie.

Ein Exkurs

Die forensische Aufnahme

Folge 1

Falls Sie Ihren Chef mit dem Beil erschlagen haben, weil der immer so komisch guckte, und Ihr Anwalt den Richter bei der Verhandlung davon überzeugen konnte, dass Sie verrückt sind, werden Sie vergeblich darauf hoffen, auf die oben beschriebene Aufnahmestation zu kommen.

Für Leute wie Sie gibt es den psychiatrischen Maßregelvollzug – die forensische Psychiatrie. Sie werden den Unterschied sehr schnell bemerken, da man Sie mit einem Gefängnistransporter in die Klinik fährt und in Handschellen auf die Station bringt. Die Pfleger lächeln Ihnen auch nicht freundlich zu – und das nicht nur, weil Sie durch Ihre Ankunft bei der Übergabe (oder beim Kaffeetrinken) stören.

Nun kommen Sie auf eine kahle, einschüchternde Station, vorbei an den weiß gestrichenen Wänden (an denen Bilder aus der Kunsttherapie hängen – noch eine Gemeinsamkeit mit der Allgemeinpsychiatrie) und werden in eine Überwachungszelle gebracht. Natürlich ist das keine Gummizelle, denn Gummizellen gibt es in Deutschland nicht. Stattdessen sind die Wände weiß verputzt, und vor dem einzigen Fenster sind Gitter. Schlafen dürfen Sie in der ersten Nacht auf einer am Boden festgeschraubten Pritsche aus Edelstahl (immerhin hat diese Pritsche einen Schaumgummibezug).

Und da bleiben Sie dann erst mal. Kein Parkausgang, keine Schokolade, kein netter Zimmernachbar. Am ersten Tag zeigt man Ihnen noch nicht mal den Aufenthaltsraum. Aber der ist ohnehin langweilig. Dort gibt es nur stabile Tische und Stühle aus Holz sowie einen Fernseher – meist ein antiquiertes Röhrengerät, aber immerhin schon in Farbe (und ohne Fernbedienung – Sie wissen ja, Fernbedienungen in der Psychiatrie …).

Da Sie dort erst einmal mehrere Tage verbringen, bis man Sie besser einschätzen kann (und sich sicher ist, dass Sie hier niemanden erschlagen oder mit dem Bettlaken erwürgen werden), kehren wir nun zurück zur Allgemeinpsychiatrie. Aber keine Sorge – wir kommen bald wieder.

Von ver(w)irrten Ärzten

Die meisten Mitarbeiter auf der allgemeinpsychiatrischen Aufnahmestation tragen Zivil. Offiziell soll es die Krankenhausatmosphäre abmildern und ein angenehmes Klima schaffen. Inoffiziell spart die Klinik dadurch Dienstbekleidung und Wäschereikosten.

Wenn man Glück hat, tragen die Mitarbeiter wenigstens irgendwo am Körper ein Namensschildchen, aber wenn man Pech hat, weiß man nicht, ob man einen Arzt oder einen Patienten vor sich hat. Manchmal hat man auch beides in einer Person.

Wie im Fall des Internisten Doktor Wagner, der aufgrund einer rasant fortschreitenden Demenz zu uns kam. Doktor Wagner war weit über siebzig, aber seine Praxis existierte noch. Als die ersten Symptome der Alzheimer-Erkrankung bei ihm auftraten, versuchte er mit allen Mitteln, dagegen anzukämpfen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Als Arzt hatte er keine Schwierigkeiten, sich sämtliche Medikamente zu besorgen, die der Markt hergab – sogar solche, die noch gar nicht zugelassen waren.

Genützt hat es ihm leider gar nichts. Nachdem er sich zu Hause nicht mehr zurechtfand und mehrfach hilflos von der Polizei auf der Straße aufgegriffen worden war, sah seine Ehefrau keine andere Möglichkeit mehr, als ihn in die Klinik zu bringen. Hier begegnete ich Doktor Wagner zum ersten Mal. Er war ein charmanter, freundlicher Mann, aber sein Kurzzeitgedächtnis war ausgelöscht. Er erzählte mir gern Geschichten aus seiner Jugend, und es war bemerkenswert, wie er seine verbliebenen Gedächtnisinseln nutzte, um die Demenz so weit wie möglich zu überspielen. Wenn er nicht mehr weiterwusste, sagte er einfach: «Wenn Sie erlebt hätten, was ich alles erlebt habe. Ach ja, das Leben …» Dazu lächelte er so gewinnend, dass die meisten Menschen mitlächelten und keine weiteren Fragen mehr stellten.

Da Doktor Wagner zudem dazu neigte, plötzliche Spaziergänge zu unternehmen und sich dabei hoffnungslos zu verlaufen, war die Unterbringung auf der geschlossenen Station unumgänglich. Am liebsten hätten wir ihn sofort auf die geschlossene Station der Gerontopsychiatrie, der Alterspsychiatrie, verlegt, doch dort war kein Bett frei.

Doktor Wagner störte das nicht. Er fügte sich wie die meisten Patienten sehr schnell auf der Aufnahmestation ein. Die Hilfsbereitschaft unter den Patienten ist trotz der unterschiedlichen Diagnosen sehr groß. Während es für junge Ärzte und Pflegekräfte schwierig ist, an die eigenen Grenzen geführt zu werden, da logische Argumente einen nicht weiterbringen, ist dies für die Patienten das geringste Problem. Ich vermute, es liegt daran, dass die Patienten viel weniger Angst davor haben, etwas falsch zu machen. Wenn sie etwas am Verhalten ihrer Mitpatienten nicht verstehen, dann fragen sie einfach. Junge Ärzte und Pfleger sind oft viel zu befangen.

Darf ich den Patienten wirklich fragen, warum er sich den Kopf mit Butter einschmiert und danach mit Alufolie umwickelt? Oder soll ich lieber so tun, als sei das ganz normal, um ihn nicht zu verärgern?

Am Schluss steht der junge Berufsanfänger mit großen Augen vor dem Patienten und sagt gar nichts mehr.

Natürlich darf man fragen! Wie soll man sonst jemals die Vorstellungswelt der Patienten und ihre Bedürfnisse verstehen?

Dann erfährt man auch, dass Butter und Alufolie den Kopf vor gefährlichen Strahlen schützen. Wenn man Glück hat, bietet der Patient seine Hilfe an, damit man sich selbst so einen Strahlenschutz basteln könnte. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, sich zu bedanken und dem Patienten zu erklären, dass es jetzt etwas Besseres gegen Strahlen im Kopf gibt: Tabletten!

Doktor Wagners Bedürfnisse waren dagegen leicht zu verstehen. Jeder konnte nachvollziehen, dass er mit seiner Frau telefonieren wollte.

In den Zeiten vor dem Siegeszug des Handys gab es auf allen psychiatrischen Stationen spezielle Telefonzellen. Die Patienten teilten dem Pflegepersonal die Nummer mit, die sie anrufen wollten, dann wurde das Gespräch durchgestellt. Natürlich gebührenpflichtig. Die Telefoneinheiten wurden von der Verwaltung ganz genau mitgezählt und den Patienten bei Entlassung auf die Rechnung gesetzt. Diese Telefone gibt es bis heute, denn noch immer weigern sich einige Menschen standhaft, ein Handy zu besitzen. (Allerdings stirbt die Spezies der Handylosen langsam aus – auch dank der Kliniktelefone, denn wenn diese Menschen ihre erste Klinik-Telefonrechnung in der Hand halten und feststellen, dass ein Ortsgespräch vom Krankenhaus aus so teuer ist, als würde man nach Timbuktu telefonieren, haben sie bei ihrem nächsten Aufenthalt garantiert ein Handy dabei.)

Doktor Wagner, der in den neunziger Jahren bei uns war, hatte noch kein Handy. Er erschien morgens nach dem Frühstück pünktlich vor dem Stationszimmer und bat, mit seiner Frau verbunden zu werden. Kein Problem. Nach ungefähr einer halben Stunde intensiven Telefonats legte er auf. Dann blieb er nachdenklich vor dem Telefon stehen. Ich saß gerade im Stationszimmer und ging die Akten durch, als ich hörte, wie er den Stationsleiter Erwin fragte: «Kann ich jetzt bitte mit meiner Frau telefonieren?»

Erwin starrte Doktor Wagner verblüfft an. «Aber Sie haben doch gerade erst mit ihr telefoniert.»

Doktor Wagner zog ein pikiertes Gesicht, das einem englischen Gentleman alle Ehre gemacht hätte. «Was erzählen Sie denn da? Ich habe seit zwei Tagen nicht mehr mit meiner Frau gesprochen.»

«Stellen Sie ihn durch», raunte ich Erwin zu, ehe es zu einer endlosen Diskussion kam. «Seine Frau wird ihm schon sagen, dass er sie gerade erst angerufen hat.»

Mein Plan ging leider nur halb auf. Zwar erklärte Frau Wagner ihrem Mann, dass sie vor wenigen Minuten bereits einmal gesprochen hätten, aber kaum hatte er aufgelegt, hatte er das schon wieder vergessen.

«Könnte ich jetzt bitte mit meiner Frau telefonieren?», fragte er freundlich.

«Das Telefon ist doch noch warm von Ihrem letzten Anruf», murrte Erwin.

«Das kann nicht sein, ich habe seit zwei Tagen nicht mehr mit meiner Frau gesprochen.»

Nach einem Dutzend solcher Anrufe war nicht nur Erwins Geduld erschöpft, sondern auch die der Gattin. Sie untersagte uns strikt, mehr als drei Telefonate pro Tag durchzustellen. Doktor Wagner wurde ärgerlich, beklagte sich lautstark darüber, dass wir ihn nie mit seiner Frau telefonieren ließen, und schimpfte über das unfreundliche Personal.

Es gibt nur wenig, das frustrierender ist, als jemandem ohne Kurzzeitgedächtnis erklären zu wollen, was gerade eben passiert ist. Plötzlich steht man als Lügner da, und je verzweifelter man versucht, sein Gegenüber zu überzeugen, umso wütender wird der. Bei jemandem mit einer schweren Demenz kommt man ganz schnell an seine Grenzen.

Deshalb ein Tipp an alle Leser, die befürchten, irgendwann selbst an einer Demenz zu erkranken: Trainieren Sie am besten mit Ihren nahen Angehörigen Schlüsselwörter. Wenn Sie damit früh genug anfangen, haben Sie das vielleicht in zwanzig Jahren in Ihrem Langzeitgedächtnis neben Ihren Kindheitserinnerungen verinnerlicht. Und dann wissen Sie vielleicht, aber auch nur ganz vielleicht, dass das Wort «Marmeladentopf» bedeutet, dass man Ihnen alles schon mal erklärt hat, aber Sie inzwischen dement geworden sind und es deshalb wieder vergessen haben.

Sollten Sie hingegen Angehöriger eines Dementen sein, der einfach nicht glauben will, was Sie ihm erzählen, versuchen Sie, sich in seine Lage hineinzuversetzen. Was würden Sie denken, wenn Ihnen jemand etwas einreden will, an das Sie sich nicht erinnern können? Wieso erzählt der mir solchen Mist? Ich weiß doch, dass das nicht stimmt! Will mich der junge Spund verarschen?

Na, merken Sie, wie der Aggressionspegel bei dieser Vorstellung steigt? Das ist der Grund, warum Menschen mit einer Demenz aggressiv werden, auch wenn sie früher friedliche Zeitgenossen waren. Es ist einfach frustrierend, wenn alle Welt behauptet, man hätte gerade mit seiner Frau telefoniert, aber man selbst doch am besten weiß, dass das gar nicht stimmt!

Das Einzige, was hilft, ist Ablenkung. Lenken Sie Ihren dementen Angehörigen mit irgendetwas ab. Sei es ein Spaziergang oder ein Marmeladenbrötchen.

Auch Doktor Wagner lenkte sich schließlich erfolgreich ab. Am zweiten Tag seines Aufenthaltes fragte er, warum das Arztschild von seiner Zimmertür entfernt worden sei, denn er war davon überzeugt, dass dies seine Praxis sei. Nachdem wir eine Weile vergeblich versucht hatten, ihm zu erklären, wo er war, nahm einer der Pfleger einen weißen DIN-A4-Bogen und schrieb mit schwarzem Filzstift «Dr. med. Wagner» darauf. Dann klebte er das Schild mit Tesafilm an der Tür fest. Doktor Wagner war zufrieden. Manchmal kann es ganz einfach sein.

Dachten wir …

In der Übergabe hieß es, Doktor Wagner wolle nicht mehr ständig mit seiner Frau telefonieren und sei sehr ruhig geworden.

«Vermutlich ein Zeichen der Besserung», stellte unser Oberarzt Doktor Krumm erleichtert fest. «Er fängt an, sich einzugewöhnen.»

Da hatte Doktor Krumm vollkommen recht. Doktor Wagner hatte sich eingelebt. Er praktizierte sogar wieder …

Kurz nach der Übergabe bestürmten drei Patienten den Oberarzt.

«Doktor Krumm, ich muss mit Ihnen sprechen!», forderte der erste. «Der Doktor Wagner hat gesagt, ich soll diese Tabletten nicht länger nehmen!»

«Genau, die haben schädliche Nebenwirkungen», pflichtete ihm der zweite bei.

«Und außerdem nützen die sowieso nichts», beharrte Nummer drei.

Doktor Krumm wich irritiert zurück.

«Wie kommen Sie dazu, mit Doktor Wagner über Ihre Tabletten zu sprechen?», fragte er.

«Na, weil Doktor Wagner Arzt ist», sagte der erste Patient. «Steht ja an seiner Zimmertür! Ich meine, der mag ja ein bisschen vergesslich sein, aber Arzt bleibt Arzt. Und wenn der sagt, ich soll das nicht nehmen, dann wird der sich doch was dabei gedacht haben, oder?»

Kleine Schweißperlen bildeten sich auf Doktor Krumms Stirn. Ich glaube, in dem Augenblick hätte er den Pfleger, der das Schild gemalt hatte, am liebsten gelyncht.

«Doktor Wagner ist bereits im Ruhestand», erklärte er mit Nachdruck. «Außerdem ist er Internist, kein Psychiater.»

«Und wieso steht er dann noch im Telefonbuch mit seiner Praxis?»

Manche Argumente von Patienten lassen sich nur schwer entkräften. Es kostete uns sehr, sehr viele Gespräche, das Vertrauen in die von uns verordneten Medikamente wiederherzustellen.

Als Doktor Wagner ein paar Tage später endlich auf die Station für Gerontopsychiatrie verlegt werden konnte, gaben wir den Kollegen dort den Tipp, bloß kein Doktorschild an seiner Tür anzubringen. Die Gerontopsychiater nahmen es sportlich und meinten, ihre Klientel würde ohnehin sofort vergessen, was Doktor Wagner ihnen empfahl.

 

Doktor Wagner war nicht der einzige Arzt, der als Patient auf unsere Station kam. Tatsächlich trifft man alle Berufsgruppen und alle sozialen Schichten auf psychiatrischen Aufnahmestationen. Besonders tragisch war der Fall einer jungen Frau, die im Alter von achtundzwanzig Jahren erstmals an einer Schizophrenie erkrankte. Sie hatte gerade ihr Medizinstudium abgeschlossen und mit der Facharztweiterbildung zur Chirurgin begonnen, als die Krankheit ausbrach. Sie bemerkte zwar, dass etwas mit ihr nicht stimmte, aber anstatt sich einem Kollegen anzuvertrauen, versuchte sie es mit Selbstmedikation. Leider fehlte ihr aufgrund der Erkrankung die Einsichtsfähigkeit, welche Medikation geeignet wäre, und so wurde sie ein paar Wochen später nackt auf der Straße vor der Klinik aufgegriffen. Die Polizisten, die sie in die psychiatrische Aufnahme brachten, berichteten, sie hätte entweder getanzt oder versucht, den Verkehr zu regeln, so genau sei das nicht zu unterscheiden gewesen.

Wenn jemand nackt den Verkehr regelt, hat er so gut wie immer eine Schizophrenie. In meiner Laufbahn habe ich zahlreiche Menschen mit einer Schizophrenie aufgenommen, die dadurch aufgefallen sind, dass sie nackt den Verkehr regelten. Das ist eines der großen Mysterien der Psychiatrie. Warum regeln Schizophrene so gern den Straßenverkehr? Und warum ausgerechnet nackt? Es passiert übrigens nur im Sommer. Ich habe noch keinen Patienten getroffen, der im strengsten Winter nackt den Verkehr geregelt hätte. Nicht mal angezogen. Ich habe einige Patienten nach ihrer Genesung nach dem Grund gefragt. Leider konnte mir keiner eine zufriedenstellende Erklärung geben, die mir geholfen hätte, die heimliche Logik dahinter zu verstehen.

Auch die junge Ärztin konnte nichts dazu sagen. Sie war zu diesem Zeitpunkt schwer krank und lebte in einer anderen Welt. Sie glaubte, dass man sie verfolgte und durch Implantate im Kopf und Abhörgeräte überwachte und ihr Befehle erteilte.

Umso erstaunlicher war es, dass sie bis vor ein paar Tagen noch als Stationsärztin in der Chirurgie gearbeitet hatte. Wir wunderten uns, dass die chirurgischen Kollegen nichts bemerkt hatten. Gut, es waren Chirurgen, die operieren ja lieber, statt zu reden, aber trotzdem … Psychiater und Chirurgen verbindet eine seltsame Hassliebe – für die Chirurgen sind Psychiater keine echten Ärzte, weil sie nicht operieren, sondern lieber reden, und für Psychiater sind Chirurgen Handwerker, die erst operieren und dann fragen.

Auf Nachfrage erfuhren wir, dass die Patientin schon länger als «merkwürdig» eingestuft worden war und man ihr nahegelegt hatte, sich untersuchen zu lassen. Aus dem OP hatte man sie ferngehalten, aber mehr sei nicht passiert, weil niemand einer Kollegin mit dienstrechtlichen Schritten drohen wollte. Auf die Idee, den Betriebsarzt hinzuzuziehen, waren die Kollegen leider nicht gekommen.

Nachdem die Patientin in Behandlung war, verbesserte sich ihr Zustand schnell. Vier Monate später nahm sie ihre Arbeit wieder auf, aber dann setzte sie die Medikamente ab und erlitt einen schweren Rückfall, von dem sie sich nie mehr ganz erholte und der dazu führte, dass sie nicht mehr als Ärztin arbeiten konnte.

Ein paar Jahre später traf ich sie durch Zufall wieder. Sie war inzwischen fünfunddreißig, hatte mehrere Rückfälle hinter sich, weil sie jedes Mal ihre Medikamente abgesetzt hatte, sobald es ihr besserging. Als ich sie wiedersah, war ich erschüttert. Sie war auf den intellektuellen Stand eines Menschen mit geistiger Behinderung abgerutscht, arbeitete in einer Werkstatt für Behinderte und lebte in einer betreuten Wohngemeinschaft. Auch vom Erscheinungsbild her hatte sie sich massiv verändert. Die ehemals schlanke, attraktive Frau hatte nicht nur deutlich an Gewicht zugelegt, sondern auch noch jedes Interesse an ihrem Äußeren verloren. Das Haar hing strähnig ohne wirkliche Frisur von ihrem Kopf, die Kleidung war vernachlässigt und schmuddelig. Ich habe mich oft gefragt, ob ihr dieses Los wohl erspart geblieben wäre, wenn sie sich auf eine dauerhafte Medikation eingelassen hätte.

Der Thriller im Kopf – die Schizophrenie

Viele Menschen glauben, es handle sich bei der Schizophrenie um eine Spaltung der Persönlichkeit – aber das ist nicht zutreffend. Gespalten ist einzig der Bezug zur Realität. Wie kann das passieren?

Nun, im Prinzip kann es jeden treffen, denn es ist eine Krankheit wie jede andere auch. Unser Gehirn funktioniert mit Botenstoffen. Wenn wir eine Sinneswahrnehmung haben, also etwas hören, sehen, riechen oder fühlen, löst dies im Gehirn eine chemische Reaktion aus. Wir hören etwas mit den Ohren, die Hörnerven leiten es weiter ans Gehirn, und dort wird das Hörzentrum durch die Botenstoffe erregt. Unser Gehirn wandelt die ankommenden Impulse dann in Laute oder Worte um. Kurzum: Wir hören.

Einer der wichtigsten Botenstoffe ist das Dopamin. Bei Menschen mit einer Schizophrenie produziert der Körper aus einem bislang noch unbekannten Grund plötzlich zu viel davon. Durch die hohe Konzentration an Dopamin werden verschiedene Zentren im Gehirn falsch erregt. Am häufigsten betrifft es das Hörzentrum. Da unser Gehirn dazu neigt, jeder Wahrnehmung einen Sinn beizumessen, versucht das Gehirn des Schizophrenen, die völlig willkürlichen Impulse, die auf das Hörzentrum einprasseln, zu ordnen. Das Gehirn «erfindet» eine Geschichte dazu, und die Folge für den Betroffenen ist die, dass er «Stimmen» hört. Diese Stimmen hört er wirklich. Der Schizophrene bildet sie sich nicht ein. Das muss man sich immer wieder klarmachen.

Sein Hörzentrum bekommt Fehlinformationen, und sein Gehirn macht daraus echte Stimmen, die sich in nichts von normalen Stimmen unterscheiden. Wenn ihm jemand sagt, er würde sich das nur einbilden, führt das bloß dazu, dass der Kranke sein Gegenüber selbst für verrückt hält oder glaubt, der wolle sich über ihn lustig machen. Er hört das doch! Oder ist das vielleicht eine Verschwörung? Hat die NSA nun Wanzen bei ihm installiert und will man ihn damit in den Wahnsinn treiben? Warum behauptet der Typ, dass da nichts ist? Oder ist das vielleicht die Stimme Gottes? Soll er in den heiligen Krieg ziehen?

Na, merken Sie, wie schnell auch ein völlig gesunder Mensch nur aufgrund von Fehlschaltungen im Gehirn eine in sich logische Verschwörungstheorie oder einen religiösen Wahn entwickeln kann?

Im Grunde lebt der Schizophrene in seinem eigenen Psychothriller – er ist der Einzige, der weiß, was wirklich wahr ist, aber kein anderer glaubt ihm.

Stellen Sie sich einmal vor, einer der guten alten Politthriller sei real geworden. Sie sind der Einzige auf der Welt, der weiß, dass Ihre Nachbarn in Wahrheit Geheimagenten sind (oder wahlweise Außerirdische – je nach persönlichen Vorlieben). Sie wissen, dass Sie von diesen Menschen beeinflusst werden. Sie spüren Stromschläge im Körper (Leibhalluzinationen, ebenfalls ein sehr häufiges Symptom), hören die Stimmen Ihrer Nachbarn, die aus den Wänden, aus der Heizung oder dem Toilettenspülkasten kommen. Unter Umständen empfangen Sie auch Signale aus dem Radio. Sie hören, wie man im Fernsehen über Sie spricht, wie man in der Tagesschau ankündigt, man werde Sie fertigmachen.

Oft gehen die Betroffenen sogar zur Polizei und erstatten Anzeige gegen ihre Nachbarn. Auch ein Mensch mit Schizophrenie glaubt an das Rechtssystem und wählt den normalen Weg. Dann erzählt er seine Geschichte, aber anstatt die Spione (oder Außerirdischen) dingfest zu machen, glaubt die Polizei ihm nicht und empfiehlt ihm stattdessen, zum Arzt zu gehen, um sich untersuchen zu lassen.

Wären wir in einem Hollywood-Spielfilm, wüssten Sie genau, was nun passiert, nicht wahr? Der Held muss ganz allein gegen die Bedrohung angehen und die Welt retten, denn auch die Polizei ist infiltriert. Und die Kinozuschauer fragen sich, warum ihm denn keiner glaubt, warum die Polizei so blöd ist und die Bedrohung nicht erkennt.

In der Realität gerät der Mensch mit einer Schizophrenie immer mehr in Not. Er ist doch nicht verrückt! Das passiert doch alles wirklich! Er hört und fühlt es doch. Was hat er an sich, dass sich sogar die Polizei gegen ihn verschworen hat? Er grübelt und sucht nach immer neuen Erklärungen, die das Unerklärliche für ihn begreifbar machen, denn die einfachste Erklärung – dass er erkrankt ist – kennt er nicht.

Je mehr man als Außenstehender versucht, dem Schizophrenen seinen Wahn auszureden, umso schlimmer wird es. Plötzlich ist man selbst ein Verfolger, weil man die «Wahrheit» abstreitet. Die einzige Chance, den Betroffenen in unsere Realität zurückzuholen, besteht darin, das Botenstoffgleichgewicht im Gehirn zu normalisieren. Das geschieht durch Medikamente. Durch die Tabletten verschwinden die Wahnvorstellungen, und die Menschen erkennen, dass ihre Erlebnisse nicht real waren. Das dauert allerdings mehrere Wochen, manchmal sogar Monate. Und leider haben die meisten Patienten auch Angst – sie glauben, man wolle sie vergiften.

Eine Psychotherapie ist bei einer akuten Schizophrenie wirkungslos, da sie das Problem der erhöhten Botenstoffkonzentration nicht lösen kann. Wer glaubt, einen Menschen mit Schizophrenie ohne Medikamente behandeln zu können, zeigt damit, dass er von der Erkrankung keine Ahnung hat.

Stellen Sie sich einmal vor, Sie wären ein Typ-1-Diabetiker, der sich regelmäßig Insulin spritzen muss. Und dann käme jemand und würde Ihnen sagen: «Du brauchst kein Insulin. Dieses ewige Spritzen ist doch schädlich. Wir machen jetzt lieber eine Psychotherapie, und dann kannst du wieder alles essen. Du musst nur deinen zentralen Konflikt bearbeiten und begreifen, dass Schokolade dir nicht schadet.»

Würde das jemand sagen? Nein? Sehen Sie, das ist der Unterschied zwischen der inneren Medizin und der Psychiatrie. In der Psychiatrie fühlt sich jeder Laie berufen, gute Ratschläge zu geben, auch wenn die dem Patienten schaden.

Aber wie kann ich einen Menschen mit einer Schizophrenie dazu bewegen, Tabletten zu nehmen, wenn er sich selbst doch für gesund hält?

Zunächst muss ich seine Realität ernst nehmen und meine eigene Wahrnehmung gleichberechtigt daneben stehen lassen. Wenn ich dem Patienten klarmache, dass ich ihm glaube – dass er Dinge hört und beeinflusst wird –, belüge ich ihn nicht. Ich weiß ja, dass er das wirklich so empfindet. Nun kann ich versuchen, mit ihm über die Ursachen ins Gespräch zu kommen. Ist es wirklich die NSA, die ihn verwanzt hat, oder könnte es vielleicht auch durch dieses Botenstoffungleichgewicht im Gehirn entstanden sein?

Wenn ich großes Glück habe, kann ich mit dem Patienten einen Deal abschließen: Er probiert die Medikamente eine Zeitlang aus. Wenn die Stimmen in seinem Kopf in dieser Zeit verschwinden, hatte ich recht, und er ist krank. Wenn nicht, wird er wirklich von Geheimagenten oder Außerirdischen beeinflusst, und ich helfe ihm, die Welt zu retten. Auf diese Weise kann der Kranke sein Gesicht wahren und sich leichter auf meine Realität einlassen, schließlich komme ich ihm ja entgegen und schließe seine eigene Wahrnehmung nicht gleich als «verrückt» aus. Leider klappt es nur in rund zwanzig Prozent der Fälle, aber es ist immer einen Versuch wert.

Wenn die Patienten sich nicht darauf einlassen, steht man vor einem Dilemma – soll man sie in dieser Wahnwelt weiterhin leiden lassen oder soll man sie gegen ihren Willen mit Medikamenten behandeln, damit sie wieder einsichtsfähig werden und selbst entscheiden können? Manche Patienten haben Verfügungen geschrieben, die besagen, dass sie beim Auftreten bestimmter Symptome auch gegen ihren Willen mit bestimmten Medikamenten behandelt werden wollen. Aber was ist, wenn es zum ersten Mal auftritt? Darüber sollte sich jeder Leser seine Gedanken machen und vielleicht eine eigene Patientenverfügung schreiben. Ich persönlich würde lieber vier Wochen lang gegen meinen Willen Medikamente bekommen und wieder gesund werden, als dass mein Gehirn immer weiter durch den Dopaminüberschuss vergiftet wird und ich irgendwann auf den intellektuellen Stand eines Menschen mit geistiger Behinderung abrutsche – denn das ist die große Gefahr bei einer über Jahre unbehandelten Schizophrenie. Wenn es erst so weit gekommen ist, helfen keine Medikamente mehr, denn dann ist es zu spät.

Von Manikern und Schizophrenen

Gerade Menschen mit einer Schizophrenie oder einer Manie werden von ihrer Umwelt als die «klassischen Verrückten» erlebt – und geraten dadurch manchmal in ziemlich kritische Situationen.