DIE WIEGE DER EWIGKEIT (Joe Hawke 3) - Rob Jones - E-Book

DIE WIEGE DER EWIGKEIT (Joe Hawke 3) E-Book

Rob Jones

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Beschreibung

Joe Hawke und sein Team müssen sich einem gnadenlosen Feind stellen, der auf der Jagd nach dem ältesten Geheimnis der Welt vor nichts zurückschreckt. In seinem Wettlauf gegen die Uhr muss Hawke nicht nur das Geheimnis des Elixiers ewigen Lebens lösen, sondern auch die Wahrheit über den brutalen Mord an seiner Frau aufklären. Dieser führt ihn von der Kälte Russlands und den gewundenen Kanälen Venedigs bis zu den Pyramiden Ägyptens. Doch die Schatten seiner Vergangenheit sind länger als geahnt …  Atemlose Action, verknüpft mit mythologischen Themen, und ein gehöriger Schuss Humor machen Rob Jones' Schatzjägerreihe zu einem absoluten Geheimtipp für Fans von James Rollins, Andy McDermott oder Clive Cussler. 

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Die Wiege der Ewigkeit

Joe Hawke Abenteur – Band 3

Rob Jones

This Translation is published by arrangement with Rob Jones.

WIDMUNG

Impressum

überarbeitete Ausgabe Originaltitel: THE TOMB OF ETERNITY Copyright Gesamtausgabe © 2024 LUZIFER Verlag Cyprus Ltd. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlages wiedergegeben werden.

Cover: Michael Schubert Übersetzung: Madeleine Seither Lektorat: Manfred Enderle

Dieses Buch wurde nach Dudenempfehlung (Stand 2024) lektoriert.

ISBN E-Book: 978-3-95835-657-3

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:

Inhaltsverzeichnis

Die Wiege der Ewigkeit
Impressum
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Anmerkung des Autors
Über den Autor

Kapitel 1

New York

Der Ausblick auf Manhattan wurde von dichten Wolken verdeckt, als sich die Boeing nach Steuerbord neigte und ihren Landeanflug auf die Stadt begann. Ein erschöpfter Joe Hawke erhaschte einen Blick auf das Chrysler Building, bevor es von einem anderen Teil derselben Wolkendecke verhüllt wurde. Neben ihm schlief Lea Donovan, die Irin, der er mehr vertraute als sonst jemandem auf der Welt, unruhig, und auf der gegenüberliegenden Seite des Gangs starrte Ryan Bale vor sich hin, ohne zu blinzeln oder sich zu bewegen.

Hawke wandte den Blick ab und schloss die Augen. Es war weniger als einen Tag her, seit Nightingale ihm jene Nachricht geschickt hatte, die besagte, dass sie entführt wurde. Er hatte diese Worte während des Flugs dutzende Male angestarrt und jedes Mal gehofft, dass er sich irgendwie geirrt hatte, dass es vielleicht doch nur ein Scherz war.

Was das Bild des Mannes betraf, das sie verschickt hatte, bevor er sie schnappte – das schreckliche, unscharfe Bild ihres Peinigers, der mit etwas, das wie ein Küchenmesser aussah, in der Hand über ihr aufragte –, so spürte er jedes Mal eine unkontrollierbare Wut in sich aufsteigen, wenn er es ansah.

Lea hatte sich an ihr Versprechen gehalten und Sir Richard Eden sofort über die Lage informiert, doch während der noch geduldig ihren Worten lauschte, buchte Hawke bereits den Flug nach New York. Er wusste das Hilfsangebot zu schätzen, zögerte aber, es anzunehmen.

Als er das letzte Mal eine Crew in eine Mission geführt hatte, waren zwei von ihnen nicht zurückgekommen, und er würde nicht vergessen, wie Olivia Hart und Sophie Durand gestorben waren – unter seiner Aufsicht, unter seinem Befehl. Er sah Sophies Tod jedes Mal in Ryans Gesicht, wenn er ihn anschaute. Er biss die Zähne zusammen und sah nach unten, um zu erkennen, dass er das ganze Blut aus seinen Knöcheln gepresst hatte. Dieses Mal hatte er sich dem Feind alleine stellen und nur für sich selbst verantwortlich sein wollen, doch Lea weigerte sich, das zuzulassen.

»Wo du hingehst, gehe ich auch hin, Joe Hawke«, hatte sie gesagt.

Ryan hatte mit einem unverbindlichen Schulterzucken zugestimmt.

Und so flogen die drei jetzt nach New York.

Er blickte mit Hass im Herzen in die Zukunft und wusste, dass es eine Menge schwerer, gefährlicher Arbeit bedürfe, wenn er Nightingale retten wollte. Die große Frage in seinem Kopf lautete, warum sie entführt worden war. Ging es einfach darum, ihm irgendwie einen Schlag zu versetzen – eine Art persönliche Vendetta – oder hatte es etwas mit der verfluchten Karte der Unsterblichkeit zu tun?

Er wusste es nicht mit Sicherheit, aber er hatte das ungute Gefühl, dass die verdammte Karte hinter allem steckte, und als wäre all das noch nicht schlimm genug, wurde sein Verstand auch noch vom Gedanken an den Verrat durch Dragonfly gequält. Dafür, dass er dieser Frau eine so wichtige Mission anvertraut hatte, verfluchte er sich mittlerweile. Das war ein weiteres furchtbares Fehlurteil, das ihn seine Fähigkeit, Menschen in derartige Gefahren zu führen, aufs Neue infrage stellen ließ.

Als sie das Flugzeug in Hongkong bestiegen hatten, hatte Eden Lea kontaktiert und ihr mitgeteilt, dass er Dragonfly bereits auf der Spur war. Er würde Scarlet Sloane und Bradley Karlsson nach Deutschland schicken, um sich auf die Jagd nach der chinesischen Berufskillerin und der Karte zu machen, die sie aus dem brennenden Grab in Xi’an mitgenommen hatte. Hawke war klar, dass er zuerst seine alte CIA-Freundin retten musste, aber der Gedanke daran, Lexi Zhang zur Strecke zu bringen und seine Rechnung mit ihr zu begleichen, reichte beinahe, um den Zorn zu bezwingen, der in seinem Herzen aufstieg.

Wenigstens, überlegte er verbittert, hatte das Ganze die Gedanken an seine Ehefrau, Liz, in seinen Hinterkopf verdrängt. Selbst jetzt, nachdem er Zeit gehabt hatte, über das nachzudenken, was Hart ihm auf dem Weg nach Xi’an erzählt hatte, konnte er sich kaum dazu durchringen, auch nur ein Wort davon zu glauben, und dennoch … In seinem Herzen wusste er, dass das, was sie ihm gesagt hatte, stimmte. Seine Frau war nicht die gewesen, für die er sie gehalten hatte. Er musste die schreckliche Wahrheit akzeptieren, dass sie während ihrer gesamten Beziehung jemand anderes gewesen war – eine Frau mit einer geheimen Vergangenheit, die ihn an jedem gemeinsamen Tag angelogen hatte. Das zerriss ihn fast so sehr wie der brutale Mord, den er auf ihrer Hochzeitsreise bezeugt hatte.

Das Flugzeug beschrieb eine weitere Kurve und trat seinen finalen Landeanflug an. Lea erwachte aus ihrem Schlaf und streckte die Arme. Sie sah müde aus, dachte Hawke. Er sah zu, wie sie ihren Gurt schloss und sich auf die Landung vorbereitete, doch dann erblickte er Ryan und seine Gedanken schweiften zu dem schrecklichen Verlust, den der junge Mann erlitten hatte, als die Untergebenen der Lotosblume seine Freundin ermordet hatten, während diese versuchte, sein Leben zu schützen. Er wusste, was Ryan durchmachte, aber es war sinnlos, es auszusprechen. Abwesend schnallte er sich an, während Lea ihr Handy checkte.

»Irgendwas gehört?«, fragte er.

Sie nickte und schob sich die Haare hinter die Ohren. »Eine Nachricht von Richard – er wiederholt nur, dass wir uns darauf konzentrieren sollten, Nightingale zu finden, weil er Scarlet auf die Suche nach Lexi schicken wird. Was Nightingale betrifft, bat ich ihn, ihre Anrufe zurückzuverfolgen, um hoffentlich eine Adresse rauszufinden.«

Hawke dachte kurz über den Plan nach und kam zu dem Schluss, dass, wenn irgendwer Lexi Zhang aufspüren konnte, es Cairo Sloane war. »Hoffen wir also, dass sie sie finden kann«, sagte er und dachte wieder einmal an ihren Verrat an ihm und seinen Freunden in Xi’an nach.

»Was ist los?«, fragte Lea.

»Nichts … nur dass ich derjenige war, der Lexi in die ganze Sache reingezogen hat – es ist meine Schuld, dass wir mit der Karte reingelegt wurden. Ich wusste, dass ich ihr nicht trauen konnte … ich kann nur einfach nicht glauben, dass ich sie euch allen vorgestellt und ernsthaft euer Leben in ihre Hände gelegt habe.«

Lea seufzte. »Sei nicht so verdammt melodramatisch, Joe Hawke!«

»Was?«

»Du hast mich ganz genau verstanden.«

»Ja, schon, aber …«

»Aber du hast Mitgefühl erwartet? Tja, vergiss es, Junge. Wir sind hier alle schon groß und erwachsen, weißt du, zumindest mit Ausnahme von Ryan.«

»Das hab ich gehört«, murmelte Ryan mit geschlossenen Augen.

»Der Punkt ist, dass wir unser eigenes Urteil über Lexi Zhang gefällt haben und darüber, ihr zu vertrauen oder nicht. Es liegt nicht alles an dir, also zieh den Kopf aus dem Arsch und konzentriere dich darauf, Nightingale zu finden, kapiert?«

Hawke lächelte. »Kapiert.«

»Das hör ich gern. Also ist es zu spät, Bier und Erdnüsse zu bestellen?« Während sie sprach, reckte sie den Hals über die Kopfstütze des Sitzes vor sich und versuchte, einen Flugbegleiter zu finden. Hawke schüttelte den Kopf und drehte sich dem Fenster zu.

Unter ihnen standen jetzt die gedrungenen Gebäude eines an den Flughafen angrenzenden Industriegebiets, und tausende Autos schlängelten sich in die ausgedehnte Stadt hinein und heraus. Die Landeklappen waren mittlerweile voll ausgefahren und die merkwürdige Stille des Landeanflugs erfüllte die Kabine. Er war nicht mehr in den USA gewesen, seit Eddie Kosinski ihn aus dem Gewahrsam der CIA entlassen hatte, und während das Flugzeug auf US-Boden aufsetzte und die Schubumkehr zum Einsatz kam, fragte er sich fast, ob man ihn wieder ins Land lassen würde.

»Ich werd es früh genug rausfinden«, sagte er zu sich selbst.

Sie rollten langsam ans Gate und ein leichter Nieselregen setzte ein.

***

Eine kurze Autofahrt durch die Stadt brachte sie an ihren Zielort – der von außen wie ein ziemlich teures Gebäude mit Eigentumswohnungen im Stadtteil Tribeca aussah. Irgendwo in der Ferne drückten Yellow Cabs auf Hupen und kämpften um die Vorherrschaft und ein paar Dutzend in Schals und Handschuhe gehüllte Menschen eilten über die Bürgersteige. Der kalte Himmel versprach Schnee, doch im Moment war es noch immer nur ein Nieseln. Weiter weg zeigte eine riesige Reklametafel ein Bild des neusten iPhones, aber allen war es zu kalt, um Notiz zu nehmen.

»Joe?«

Das war Lea. Ihre Stimme war ruhig, und sie strich ihm sanft über den Arm, als sie sprach.

»Ja?«

»Wir sind da, Babe.«

Er sah sie verwirrt an, nahm sie nicht einmal wahr, und starrte dann am Gebäude hinauf, während ein ernster Ryan Bale den Taxifahrer bezahlte.

»Hier ist es?«, sagte er.

Lea zuckte die Achseln. »Ja. Das ist der Ort, an den Richard ihren letzten Anruf zurückverfolgte.«

Gott sei Dank haben wir Richard, konnte Hawke nur denken. Er hatte niemals jemanden mit mehr Einfluss und Reichweite als Sir Richard Eden kennengelernt, und, so vermutete er, mit mehr Geld. Im Moment war Hawke so wütend, dass er das Problem einfach mit Gewalt angehen wollte, aber Eden seine MI5-Kontakte dazu nutzen zu lassen, um Nightingales Anruf zurückzuverfolgen, war ein Geniestreich von Lea. Er wusste, dass das beinahe sicher den Unterschied zwischen Leben und Tod für seine alte CIA-Freundin bedeutete, wo zur Hölle sie auch gerade steckte.

»Dann legen wir mal los«, sagte er und wappnete sich für ein neues Gefecht. Er drehte sich Lea zu, senkte die Stimme und gestikulierte ruhig zu Ryan drüben beim Taxi hinüber. »Glaubst du wirklich, dass er das schafft?«

Sie nickte. »Denke schon. Ich denke, er hat letzte Nacht vieles verarbeitet – ich hab Ryan noch nie einfach so eine ganze Flasche Scotch trinken sehen. Ich weiß, dass er innerlich vollkommen am Boden zerstört sein muss, aber er scheint seine Wut nach außen zu projizieren.«

»Ist das gut?«

»Ich weiß es nicht …«

»Für mich klingt das unberechenbar, aber …«

»Aber wir wissen beide, dass wir ihn brauchen werden.«

Hawke nickte. »Ganz genau.«

»Und …«

Hawke warf Lea einen Blick zu. »Was?«

»Er sagt, er wird keine Ruhe geben, bis er jeden Einzelnen aus Shengs Team getötet hat.«

»Die sind schon alle tot – mit Ausnahme von Luk, natürlich, und ein paar Handlangern.«

Lea schauderte, als Hawke Luk erwähnte. Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, war er um sein wertloses Leben aus dem brennenden Grab des Kaisers Qin gerannt, und das letzte Mal davor war sie an einem Arbeitstisch in einem Bootshaus angekettet gewesen, während Luk ein mörderisches Messer geschärft hatte. Jetzt war er irgendwo da draußen. Sie konnte es nicht ertragen, darüber nachzudenken.

»Bitte erinnere mich nicht an diesen Irren. Ich meine ja nur, ich glaube, Ryan ist okay, aber wir können nicht ausschließen, dass er was Verrücktes anstellt – von der Bildfläche verschwindet und sich alleine darum kümmert, oder so was. Er würde keine fünf Minuten überleben, Joe.«

»Das werden wir nicht zulassen, okay? Aber jetzt müssen wir uns konzentrieren.«

Hawke stellte seinen Kragen auf und ging auf das Wohnhaus zu. Es war an der Zeit, nicht länger Fragen zu stellen, sondern anzufangen, Antworten zu finden.

Kapitel 2

Berlin

Dragonfly zündete die Zigarette an und behielt den Rauch tief in der Lunge. Sie seufzte, und mit diesem sachten Ausatmen strömte der heiße Rauch gleichmäßig aus ihrem Körper und in den kalten Berliner Himmel. Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt, hieß es, und trotzdem … Sie schüttelte den Gedanken ab und betrachtete den Verkehr unterhalb ihres Hotelzimmers.

Ja, sie hatte Joe Hawke hintergangen. Das wusste sie. Es war Teil des Spiels. Sie hatte Sheng Fang die Karte abgenommen, sie ihm aus den toten Händen gerissen – aber sie hatte keine Wahl gehabt. Sorokin hatte sie nur wenige Stunden zuvor kontaktiert. Er hatte ihr eine schlichte Nachricht geschickt und erklärt, dass er über ihr dunkelstes Geheimnis im Bild war und dieses Hawke und allen anderen, die sie kannte, verraten würde, wenn sie ihm nicht gehorchte. Die Information war sicher, hatte er gesagt. Das hatte er beteuert. Töten Sie mich, dann wird es die ganze Welt erfahren, hatte er ihr gesagt. Eine falsche Bewegung und sie finden es raus, hatte er gesagt. Es hatte nicht so gewirkt, als spaße er.

Sie wusste, dass sie ihre Rache an Sorokin bekommen würde – niemand drohte ihr und kam damit durch –, aber sie wusste auch, dass sie mitspielen musste – auf Zeit spielen –, tun, was der Russe von ihr verlangte, bis sich der Moment zur Rache böte. Wie sich herausstellte, geschah das früher als erwartet, als ein unbekannter Killer Sorokin am Taxistand vor dem Flughafen in Berlin ausschaltete. Frei nach dem chinesischen Sprichwort war die Henne zwar ausgeflogen, aber das Ei war nicht unbedingt zerbrochen.

Das wäre es aber, wenn Joe Hawke jemals diese Information über sie in die Finger bekäme.

Was Sorokin sonst noch über ihre Vergangenheit herausgefunden hatte, würde sie nie erfahren. Das war das Leben, das sie führte, aber wenigstens war es ein Brand weniger, den sie löschen musste. Sie wusste, dass sie herausfinden musste, ob Sorokin die Wahrheit darüber erzählt hatte, dass die Information irgendwo versteckt war, aber jetzt war keine Zeit dafür.

Sie wusste auch, dass sie einen riesigen Schaden wiedergutmachen musste – es wäre einige Überzeugung nötig, damit Hawke und die anderen ihr glaubten, dass sie sie nicht absichtlich betrogen hatte, besonders wenn man bedachte, dass sie ihnen niemals die Wahrheit darüber sagen konnte, warum sie es getan hatte. Mit dem Grund dafür würde sie kreativ werden und sich etwas für sie ausdenken müssen. Noch mehr Lügen … und dann war da diese verdammte Karte … Sie musste etwas damit tun, bevor Sorokins Mörder ihr einen zweiten Besuch abstatteten.

Sie blickte in die Stadt. Ein abwesendes Schnipsen der Zigarette ließ eine Aschewolke über den Balkon wehen. Sie sah zu, wie sie durch die Luft schwebte. Ihre ziellose Bahn erinnerte sie leider an ihre eigene bittere Vergangenheit. Selbst hier, so weit von ihrem Leben in China entfernt, schaffte es diese dunkle, verdrängte Geschichte, sich aufzubäumen und ihr fast die Kehle zuzuschnüren. Wenn sie doch nur in der Zeit zurückreisen könnte, dachte sie …

Jetzt, allein weil sie es nicht wollte, füllte sich ihr Verstand mit Erinnerungen an die Vergangenheit. An den Tag, an dem sie ihr Zuhause verlassen hatte, um zum Ministerium zu gehen, an ihre Ausbildung, daran, wie der Staat sie unter seine Fittiche genommen und ihr alles beigebracht hatte. Ihr erster Mord – es war eine Schießerei in Pjöngjang und sie hatte immer noch Albträume davon … wie sie Joe Hawke in Sambia kennenlernte. Sie war dort, um in Sachen Korruption zu ermitteln. Jemand leitete chinesische Staatsentwicklungsgelder auf ein privates Konto in der Karibik um, während er eigentlich die Produktivität der Kupfermine in Chambishi steigern sollte. Sie hatte ihn davon überzeugt, das Geld zurückzugeben, bevor sie ihn in einen frühen Ruhestand geschickt hatte. Oder zumindest hatte die Regierung das seiner Familie so erzählt. Die Realität sah ein wenig anders aus.

Hawke war als Teil eines gemeinsamen Teams von SBS und SAS dort gewesen, das einen britischen Handelsgesandten und dessen Stab beschützte, die im Land waren, um Investitionsmöglichkeiten zu besprechen. Gegen den Gesandten war eine Terrordrohung ausgesprochen worden, und Hawke und seine Truppe reisten in Zivilkleidung an der Seite der Beamten und gaben sich als Verwalter aus.

Sie hatten sich in einem Restaurant in Lusaka getroffen, beide vorgegeben, etwas zu sein, was sie nicht waren, aber beide besaßen die Fähigkeiten und Erfahrung zu wissen, dass der andere log. Es dauerte nicht lange, bis sie über einigen Flaschen Mosi Lager die wahre Geschichte des jeweils anderen herausgefunden hatten. Sie hatten drei Nächte miteinander verbracht, gegen alle Regeln, aber keinen von beiden schien das zu stören. Die Mission hatte für die Briten böse geendet, war aber ein Erfolg für die Chinesen gewesen, und man hatte Lexi besondere Anerkennung gezollt, als sie heimkam.

Nun würde sie, falls Hawke sich weigerte, ihr zu glauben, dem Aschehaufen ihrer Erinnerungen noch einen Verrat hinzufügen müssen. Doch vielleicht konnte sie die Sache in Ordnung bringen. Nur vielleicht.

Sie stand reglos da und überdachte ihre Lage. Sie war alleine in einem deutschen Hotelzimmer mit der Karte der Unsterblichkeit – dem Objekt der irrsinnigsten Begierde in der Geschichte. Sorokin hatte sie hierher gebracht, um sich mit einem Mann zu treffen, der versprochen hatte, die Karte zu übersetzen. Vermutlich nur ein Scharlatan, dachte sie, und rollte sie auf dem Bett auf. Sie sah sich das Ding, das so viel Ärger und Tod verursacht hatte, genau an. Sie hatte Lust, es als Aschenbecher zu benutzen.

Die Karte war, leider, unverständlich. Lexi war wütend über ihre eigene Naivität – sie hatte mehr oder weniger erwartet, dass es eine Karte zu irgendeinem Gebiet wäre, mit so etwas Ähnlichem wie einem großen, roten Kreuz darauf, das anzeigte, wo der verborgene Schatz lag. Stattdessen sah sie sich mit einem unleserlichen, unordentlichen Gekritzel konfrontiert – eine Art Code –, das sie an ägyptische Hieroglyphen erinnerte. Was immer es war, es sagte ihr nichts, und es war auch nichts, was man googeln konnte. Sie hatte keine Chance, das Elixier ohne die Hilfe der anderen zu finden, und das wusste sie.

Das Problem war, dass sie keine Ahnung hatte, wie Hawke und die anderen reagieren würden, wenn sie sich wieder bei ihnen meldete, und ob sie ihr ihre Geschichte über Sorokin und die Erpressung abkaufen würden. Sie hatte sich für eine Story darüber entschieden, dass ihre Eltern von dem Russen gefangengehalten wurden, und sie konnte ihnen Bilder ihrer mit einer Waffe bedrohten »Eltern« zeigen – solche Dinge konnten einfach genug gefälscht werden. Sie wusste das, und die anderen wussten das auch. Sie würden sie einfach beim Wort nehmen müssen.

Ein weiteres Problem war, wer zum Teufel versucht hatte, sie am Flughafen Tegel zu töten, und zur gleichen Zeit Sorokin ausgeschaltet hatte. War sie das Hauptziel oder Sorokin? Sie hatte keine Ahnung, aber sie wusste, dass niemand mit dem Versuch davonkam, die Libelle zu töten, nicht einmal wegen des Besitzes der ältesten Schatzkarte der Welt. Wer immer es war, er fing besser damit an, darüber nachzudenken, sein Testament auf den neusten Stand zu bringen.

Sie nahm das Hoteltelefon ab und rief rasch bei der Rezeption an. Während sie wartete, sah sie wieder zur Karte und bemerkte zum ersten Mal, dass eine der Ecken leicht ausgefranst war. Sie zog eine Augenbraue hoch, während sie genauer hinsah, doch dann nahm jemand ihren Anruf entgegen.

»Rezeption.«

»Hier spricht Zimmer 76«, sagte sie ruhig. »Ich frage mich, ob Sie mir bitte die Adresse einer zuverlässigen Bank geben können. Ich muss etwas in einem Schließfach deponieren.«

»Sie können gerne den Safe in Ihrem Zimmer benutzen. Er ist sicher genug für die meisten Wertsachen.«

»Es geht nicht um die meisten Wertsachen«, sagte Lexi scharf. Sie hatte über einen steilen Anstieg der Anzahl an Berufs- und Gelegenheitseinbrüchen in Berliner Wohnungen und Hotelzimmer gelesen. Jetzt war nicht der richtige Zeitpunkt, um die Sorgfalt dieser speziellen Journalistik auf die Probe zu stellen.

»Ich verstehe. Bitte warten Sie.«

Sie sah zur Decke und atmete tief durch. Warum tat sie das? Vielleicht war es an der Zeit, alles hinter sich zu lassen. Einfach wegzugehen und sich niederzulassen, vielleicht mit einem Kerl wie Joe Hawke – oder andererseits …

»Hören Sie?«

»Ja, sprechen Sie.«

»Entschuldigen Sie die Verzögerung, aber nicht alle Banken in Berlin erlauben den Zugang zu einem Schließfach, wenn man kein Konto besitzt. Die nächstgelegene Bank ist eine Deutsche Bank, welche sich auf derselben Straße wie dieses Hotel befindet, oder Sie können es bei der Berliner Bank ein wenig weiter weg versuchen. Ich glaube, dort kann man Ihnen helfen.«

»Danke.« Sie legte auf und betrachtete ihr Handy, das harmlos auf dem Hotelschreibtisch neben dem Fenster lag. Sie könnte ihn einfach anrufen, dachte sie.

Hi Joe, hier ist Lexi – von den Toten auferstanden.

Nein, nicht jetzt. Sie hatte etwas zu erledigen.

Sie presste die Lippen zusammen und zog eine weitere Zigarette aus der Schachtel. Sie hasste deutsche Zigarettenmarken, aber das war alles, was im hiesigen Geschäft noch übrig gewesen war. Sie starrte die kleine Warnung auf der Schachtel an, als sie das Streichholz anriss und die winzige Flamme unter die Spitze der Zigarette hielt, um die Tabakkrümel zu entzünden – Rauchen kann tödlich sein. Das können eine Menge anderer Dinge auch, dachte sie, während sie das Streichholz ausblies und wieder auf den Balkon hinausging.

Das können eine Menge Dinge.

Mich eingeschlossen.

Als sie ausgeraucht hatte, steckte sie die Karte in ihre Tasche und schob ihre Waffe in ihre Jacke. Die Zigaretten in die Hosentasche geschoben, dann fiel die Tür klickend hinter ihr ins Schloss, während sie sich über den stillen Flur zum Aufzug bewegte.

Kapitel 3

Moskau

Nightingale öffnete die Augen, sah aber nur Dunkelheit. Wo bin ich? Ihr Atem ging schneller, während sie angestrengt versuchte, sich einen Reim auf ihre neue Welt zu machen. Der Mann, der sie aus dem Schrank gezerrt hatte, hatte ihr einen schwarzen Sack über den Kopf gestülpt und sie mit etwas geknebelt, das sich wie ein langes Stück rauen Stoffs angefühlt hatte.

Der bloße Gedanke an ihn machte sie krank vor Furcht.

Sie erinnerte sich jetzt an ihn. An das Gefühl seiner schweren Hände, als er sie an Kopf und Schulter packte und sie aus ihrem Versteck riss. An seinen Geruch, als er sie ins Licht zerrte – billiger Wodka und Kaffee. An den Klang seiner fremdartigen Flüche, als er über ihren Rollstuhl stolperte und ihn in einem Anfall glühender, animalischer Rage durchs Zimmer trat.

Die CIA war lange her, aber sie hatte sich konzentriert und sich wieder an ihre Ausbildung erinnert. Ruhig bleiben, die Situation bewerten, den Geiselnehmer nicht aufregen. Mehr noch, sie versuchte, optimistisch zu bleiben, und dachte an ihre Rettung … doch niemand wusste, wo sie war, abgesehen von dem einen Menschen, dem sie mehr als allen anderen vertraute, und dessen Name war Joe Hawke. Hatte er ihre Nachricht erhalten?

Ihr verängstigter Verstand spielte diese Nacht erneut durch. In dem Moment, in dem ihre Überwachungskameras abgeschaltet wurden, hatte sie gewusst, dass etwas nicht stimmte, und sofort nach ihrem Handy gegriffen. Eine Sekunde später hörte sie, wie ihre Tür eingetreten wurde. Ohne über ihr Tun nachzudenken, kippte sie sich in ihrem Rollstuhl um und fiel zu Boden.

Dann hatte sie den Mann im Flur gehört, auf der Suche nach ihr.

Sie zog sich über den Boden, zog das Gewicht ihrer toten Beine mit aller Macht hinter sich her, weil sie wusste, dass ihr vielleicht nur noch Sekunden zu leben blieben. Sie kroch in den Schrank in ihrem Schlafzimmer und schrieb an Hawke. »Jemand ist in meiner Wohnung. Ich verstecke mich im Schrank. Man versucht, mich zu töten. Hilfe.«

Und dann sah sie, wie der Mann sich mit Gewalt Zugang zu ihrem Schlafzimmer verschaffte, die Tür auftrat, als bestünde sie aus Balsaholz. Sie beobachtete ihn durch die Spalten in der venezianischen Tür ihres Schranks, während er ins Zimmer stolzierte. Seine straffe, schlanke Brust hob und senkte sich mit seinem schnellen Atem. Er war wachsam und voller Adrenalin.

Dann sah er das Versteck.

Sie wusste, was sie tun musste. Sie schaltete ihr Handy in den Kameramodus und begann, durch die Spalten hindurch Fotos zu machen. Der Mann zog ein langes Küchenmesser – eines von ihren – und sie dachte, es wäre alles aus. Sie hängte das Bild an ihre Textnachricht an und schickte es an Hawke.

Der Mann riss die Tür auf und schlug ihr das Handy aus der Hand, bevor er sie an den Haaren ins Zimmer hinauszog. Sie schrie und versuchte, sich zu wehren, aber es war zwecklos. Dann sah sie, wie er seinen rechten Arm zurückzog und eine Faust machte. Es erinnerte sie an eine gespannte Sprungfeder.

Er schlug sie und ihre Welt wurde dunkel.

Jetzt zuckte sie vom Schmerz des Schlags zusammen, doch zumindest war sie am Leben. Wie lange sie bewusstlos gewesen war, blieb ihr ein Rätsel, aber es war möglich, dass sie unter Drogen gesetzt worden war. Sie glaubte, hören zu können, wie sich jemand durch den Raum bewegte, und dann hörte sie einen zweiten Mann eintreten. Sie sprachen kurz in schnellem Russisch miteinander und dann sprach jemand auf Englisch mit schwerem Akzent mit ihr.

»Erzähl mir von Joe Hawke«, sagte die Stimme.

Sie erkannte den Akzent als Südrussisch. »Ich … wo bin ich?«

Ein fester Schlag ins Gesicht kam aus dem Nichts und riss sie fast vom Stuhl. Sie schnappte nach Luft und versuchte, das Schwindelgefühl zu unterdrücken, das ihr jetzt den Kopf vernebelte. Einige Sekunden ominöser Stille folgten, und ihr Verstand schwirrte von Gedanken darüber, warum ihr das widerfuhr und was sie tun konnte, um sich zu schützen.

Der Mann seufzte. »Ich stelle die Fragen. Ich will von Joe Hawke hören, dem britischen Elitesoldat. Erzähl mir von ihm, sonst bekommst du noch eine Ohrfeige.«

In Nightingales neuer Welt aus Dunkelheit begann die Panik anzuschwellen wie Wellen auf einem eisig schwarzen Meer. Sie versuchte, sich zu beruhigen, aber sie war schon so lange nicht mehr im Einsatz gewesen, dass es ihr nicht leicht fiel, mit solchen Situationen umzugehen – und sie wusste, dass sie diesem Albtraum nicht entfliehen konnte. Im Hintergrund hörte sie weitere Männer in schnellem Russisch sprechen, doch ihre fehlende Ausbildung in dieser Sprache reduzierte es zu unverständlichen Geräuschen. Wie viele waren jetzt mit ihr im Raum – beobachteten sie, lauschten ihrem verängstigten Atem?

»Ich kenne Joe Hawke nicht wirklich. Er war …«

Noch ein Schlag, diesmal aus der anderen Richtung und viel fester. Dieser riss sie aus dem Stuhl und sie stürzte zu Boden. Er fühlte sich wie kalter Beton an. Einige Augenblicke lang dachte sie, sie würde sich in den Sack übergeben, doch sie kämpfte angestrengt darum, die Übelkeit zu unterdrücken und ihre Hyperventilation wieder irgendwie unter Kontrolle zu bringen.

»Wir fangen nicht mit Lügen an«, sagte die Stimme. Diesmal klang sie härter, aber leiser – fast ein raues Flüstern. »Wir wissen, dass du eine lange gemeinsame Vergangenheit mit dem Engländer hast. Erzähl uns von dieser Vergangenheit.«

Ohne Vorwarnung spürte sie, wie zwei riesige Hände sie an den Schultern packten und sie zurück in den Stuhl beförderten. In diesem Griff lag sehr viel Kraft, überlegte sie. Es war leicht, sich vorzustellen, wie sie fester zudrückten und ihr das Schulterbein brachen. Dann hörte sie, wie eine Art Klebeband von einer Rolle abgerollt wurde. Gleich darauf klebte jemand ihre Knöchel und Handgelenke am Stuhl fest. »So muss ich dich nicht aufheben, wenn ich dich das nächste Mal schlage. Jetzt erzähl mir von Joe Hawke.«

In Nightingales Verstand überschlugen sich so viele Emotionen – Furcht, Panik, Wut – Sorge um Hawke – Angst um sich selbst. Sie hatte keine Ahnung, wo auf der Welt sie sich befand, keine Ahnung, wer die Männer im Raum waren, oder was sie von Hawke wollten. Sie wusste, dass sie zumindest auf Zeit spielen musste, also musste sie ihnen erzählen, was sie hören wollten. Ihr war außerdem klar, dass sie ihnen die Wahrheit sagen musste, weil sie keine Ahnung hatte, was ihnen bereits bekannt war. Das alles, überlegte sie, könnte ein Test sein, um ihre Glaubwürdigkeit einzuschätzen.

Und sie wollte nicht noch so einen Schlag abbekommen.

»Joe Hawke«, begann sie, »war früher Sergeant des Special Boat Service, oder SBS. Das ist das Äquivalent der Royal Navy zum SAS der British Army und eine wirklich zähe Truppe von Spezialeinsatzkräften. Das sind gefährliche Männer und sie arbeiten üblicherweise ohne formellen Kommandanten.«

»Das wissen wir. Wir haben selbst solche Männer. Erzähl mir etwas, das ich nicht weiß.«

Sie zuckte zusammen, als sie etwas rascheln hörte, doch dann erklang das unverwechselbare Geräusch eines Zippo-Feuerzeugs. Eine Sekunde später waberte der Geruch starken Zigarettenrauchs zu ihr herüber, gefolgt von einem tiefen, zufriedenen Seufzen.

Sie fuhr fort. »Er war Offizier der Royal Marines Commandos, stieg zum Rang eines Majors auf, wurde aber einige Jahre, nachdem er vom SBS rekrutiert wurde, zum Sergeant degradiert.«

»Warum?«

»Er wurde im Rang zurückgestuft, nachdem er sich unerlaubt entfernt hatte.«

»Warum?«

»Ich weiß es nicht …« Sie hörte die Kleidung des Mannes rascheln, als er die Hand hob, um sie zu schlagen. »Ich schwöre, ich weiß es nicht! Das ist die Wahrheit. Er entfernte sich vor einigen Jahren unerlaubt von der Truppe, als er gerade für eine bedeutende Mission ins Ausland versetzt werden sollte. Er hat mir nie gesagt, warum, nur, dass er etwas Wichtigeres zu erledigen hatte. Ich habe immer angenommen, dass die Familie gemeint war, aber er hat mir nur erzählt, dass er Glück gehabt hatte, nicht komplett aus den Streitkräften geflogen zu sein. Ich schätze, das ist nicht geschehen, weil er so qualifiziert und erfahren ist.«

Das Rascheln hörte auf. »Interessant. Wann bist du Mr. Hawke zum ersten Mal begegnet?«

»Während einer gemeinsamen Mission von britischen und US-Truppen im Balkan. Er war verdeckt im Einsatz, um eine Terrorgruppe zu infiltrieren, und ich half ihm, ihr zu entkommen. Er sagte immer, dass ich ihm das Leben gerettet habe und er auf ewig in meiner Schuld steht.« Trotz der schrecklichen Angst, die sie verspürte, lächelte sie beinahe bei dem Gedanken.

»Und warum interessierst du dich so fürs Alte Ägypten?«

»Wie bitte?« Die Frage war aus dem Nichts gekommen – sie erkannte sie als klassische Technik zur Verwirrung während Befragungen wieder. Zum ersten Mal glaubte sie, dass diese Menschen das hier vielleicht beruflich machten – oder es zumindest in der Vergangenheit getan hatten.

»Wir beobachten dich schon lange – tatsächlich seit du zum ersten Mal für Hawke und Eden gearbeitet hast. Danach haben wir angefangen, wie soll ich es nennen – dein Leben zu belauschen.«

»Ihr habt mich gehackt?«

»Sei nicht so überrascht. Dein Ruf als Computergenie ist begründet, aber einem ehemaligen KGB-Mitglied wie mir fehlt es nicht an gewissen Kontakten. Es fiel mir nicht schwer, jemanden zu finden, um dich zu hacken, und was wir entdeckt haben, war sehr interessant, wie du weißt.«

»Ich weiß nicht, was Sie meinen.«

Der Mann seufzte wieder und riss ihr ohne Vorwarnung den Sack vom Kopf. Sie blinzelte im hellen Licht und erkannte ihr gegenüber einen breitgesichtigen Mann mit dunklen Haaren und schmalen Lippen. Drei breite Narben zogen sich über die Seite seines Gesichts.

»Spiel keine dummen Spielchen mit mir. Du weißt, was wir meinen. Du hast sehr ausführliche Nachforschungen über die Karte der Unsterblichkeit angestellt, und deine Recherche ist exzellent, aber für mich ist die Person, mit der du über E-Mail sprichst, interessanter – Codename Mercurio.«

Sie warf dem Mann einen Blick zu und verriet sich damit augenblicklich. Jetzt wusste sie, warum man sie entführt hatte – sie wollten über sie an jemand anderen herankommen. Jemand, der für die Suche nach der Karte von entscheidender Bedeutung war.

Er lachte. »Danke für die Bestätigung, dass du Mercurio kennst. Das stimmt mich fröhlich. Das einzige Problem, das ich jetzt noch habe, ist, dass ich nicht weiß, wie Mercurios richtiger Name lautet, oder wo er nachts schläft. Du wirst mich mit diesen Informationen versorgen.«

»Und was, wenn ich es nicht weiß?« Das war ein Wagnis, aber den Versuch wert.

»Ich weiß, dass du es weißt. Es geht offensichtlich aus eurem E-Mailverkehr hervor, dass ihr den Namen und die Adresse des jeweils anderen kennt.«

Sie war in die Ecke gedrängt, und sie spürte, wie entrüsteter Zorn darüber, so behandelt zu werden, in ihr aufstieg. »Ich kann Ihnen einfach nicht sagen, was Sie wissen wollen, wer immer Sie auch sind!«

Der Mann strich ihr mit seiner Zigarettenhand übers Gesicht. Sein Ausdruck näherte sich beinahe in so etwas wie Bewunderung. »Ich denke, wir können dich dazu überreden«, sagte er schlicht, als er den Raum verließ.

***

»Es wird Zeit, dass er es erfährt – ist er dabei oder nicht?«

Sir Eden MP drehte sich langsam mit seinem Sessel und beobachtete, wie der Nebel über die Themse waberte. London war kalt heute. Er dachte sorgfältig über ihre Worte nach. Natürlich hatte sie recht, aber das Problem war größer, als ihr bewusst war.

»Richard?«

Er drehte sich wieder zu ihr um. Zu sagen, sie sei attraktiv, war eine Untertreibung, obwohl ihr Gesicht eine kalte Traurigkeit an sich hatte, die die meisten Männer argwöhnisch machte. Schwarzer Nagellack, schlanke, schmale Arme. Sie trommelte auf ihre Stuhllehne.

»Was?«, fragte er schließlich.

Sie seufzte und verdrehte die Augen. »Hawke. Ist er dabei oder nicht?«

Eine lange Stille. »Wie dir bekannt ist, Scarlet, muss ich erst mit Lea darüber reden, und die ist in New York, wie wir beide wissen.« Er machte eine kurze Pause, während der er ihre Reaktion beobachtete, dann sprach er weiter. »Aber was denkst du?«

»Er ist ein arroganter Mistkerl, aber der beste, den es gibt. Ich sage, er ist dabei.«

Eden nickte nachdrücklich. »Er würde uns wertvolle Fähigkeiten und Erfahrung bringen, aber …« Seine Stimme verklang. »Der Weg nach Elysium ist lang.«

Obwohl Eden das Wort ausgesprochen hatte, überraschte es ihn. Konnte man einen Mann wie Joe Hawke an einen Ort wie Elysium bringen? Vielleicht, überlegte er, doch andererseits, vielleicht nicht. Das war nicht die Art von Ort, an den man einfach irgendwen einlud, so viel war klar.

Er sah wieder zu Scarlet Sloane, und es schien, als wäre sie seiner Meinung. »Es ist ein langer Weg, ja, aber es geht viel schneller, seit du deinen neuen Jet gekauft hast.«

»Apropos«, sagte Eden und wechselte damit das Thema. »Du wirst ihn vielleicht bald benutzen müssen. Wir haben Informationen über die chinesische Doppelagentin Zhang Xiaoli, auch bekannt als Dragonfly.«

Scarlet zog eine Augenbraue hoch. »Ist sie tot, oder sind es schlechte Neuigkeiten?«

Eden schenkte ihr einen sarkastischen Blick. »Wie wir beide wissen, wurde sie zuletzt mit einem Russen, den Sheng dafür bezahlt hatte, das Tesla-Gerät nach Tokio zu bringen, auf einem Flug nach Berlin gesehen. Der Name des Russen war Jewgeni Sorokin, ein Akteur der mittleren Gewichtsklasse in der Moskauer Unterwelt, der Sheng aufs Kreuz legte, weil er beschloss, dass er für immer leben wollte.«

»Ein bescheidenes Ziel.«

»Ziemlich, aber er war ein sehr gefährliches Individuum.«

»War?«

»Er wurde aus dem Hinterhalt erschossen, als er mit Zhang vor dem Flughafen Berlin-Tegel stand, nur wenige Augenblicke, nachdem sie den Zoll verlassen hatten. Er war kaum fünfzehn Minuten auf deutschem Boden gewesen. Wir glauben, der Mörder war Kamtschatka.«

Scarlet beugte sich vor, nachdem ihr Interesse endlich geweckt war. »Du meinst Kodiak?«

Eden nickte. Die Russen nannten den Auftragsmörder Kamtschatka, nach dem Braunbären. Aus ihren eigenen Gründen heraus hatten die CIA und der MI6 ihn auf Kodiak umgetauft. So oder so, er war einer der gnadenlosesten Killer am Markt und für seinen absoluten Mangel an Moral und seine extrem skrupellosen Methoden berühmt. »Genau der – Ekel Kvashnin.«

Scarlet dachte kurz über die neuen Informationen nach. »Ich war der Meinung, der hätte sich zur Ruhe gesetzt.«

»Anscheinend nicht. Er ist aktiv, im Einsatz und ich muss dir kaum erklären, wie verdammt gefährlich er ist. Wir glauben, dass er versuchte, sowohl Zhang als auch Sorokin zu töten und die Karte an sich zu nehmen.«

»Lexi wird vom Kodiak gejagt?«

Eden nickte grimmig.

»Gut«, sagte Scarlet scharf. »Das verdient sie verdammt noch mal auch.«

»Das mag zutreffen, aber so oder so, wir müssen zu ihr gelangen, bevor er es tut, sonst ist sie tot und die Karte für immer verschwunden.«

Scarlet spielte mit ihrem Feuerzeug. »Und woher haben wir diese Information?«

Eden wartete kurz, bevor er antwortete, mit dem Anflug eines Funkelns im Blick. »Das ist der interessante Teil – von Lexi Zhang selbst.«

Scarlets Augen zogen sich argwöhnisch zusammen. »Also das muss ein Scherz sein.«

»Leider nein. Sie rief mich vor Kurzem an, um zu erklären, dass Sorokin sie dazu erpresst hat, die Karte an sich zu nehmen, und sie keine andere Wahl hatte. Jetzt, wo Sorokin tot ist, will sie sie uns zurückgeben.«

»Das ist ja nicht zu fassen, Richard! Bitte sag mir, dass du diesen Mist nicht glaubst.«

»Wir werden sehen.«

Scarlet schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. »Er hat sie erpresst – wie?«

»Sie behauptet, dass er ihre Eltern als Geiseln genommen und gedroht hat, sie zu töten, wenn sie ihm nicht die Karte besorgt.«

Sie lachte. »Nein. Vollkommener Blödsinn – sorry.«

»Das musst du selbst rausfinden, tut mir leid.«

Scarlet schenkte ihm ein bitteres Lachen. »Das dachte ich mir schon … aber ich traue ihr nicht – ich denke, sie hat etwas vor.«

»Vielleicht, aber das ist dein Auftrag, ob es dir gefällt oder nicht. Ich will die Karte wiederhaben, und wir können uns später Sorgen darum machen, ob Lexi Zhang uns anlügt oder nicht. Sei einfach vorsichtig, das ist alles.«

»Natürlich bin ich das. Ich mach mir überhaupt keine Sorgen um die Schmeißfliege, oder wie sie heißt. Wenn sie mich hintergeht, mach ich sie kalt.« Sie schlug die Beine übereinander und seufzte, blieb eine Weile stumm. Dann sprach sie weiter. »Was du über Kodiak gesagt hast …«

»Kvashnin?«

»Genau – ein Affe wie der würde nicht solo arbeiten. Wer zieht seine Fäden?«

»Wir wissen es nicht. Er hat für jeden Dreckskerl in Russland gearbeitet und im Laufe der Jahre auch für eine ganz Menge im Mittleren Osten, also könnte es jeder sein. Wenn er versucht, Lexi Zhang auszuschalten, dann muss es eindeutig um die Karte gehen, nichts anderes, also vermute ich, dass Sorokin nur ein Kollateralschaden war. Wir können mit ziemlicher Sicherheit annehmen, dass noch jemand das Gerede über die Suche nach der Unsterblichkeit gehört hat und ein wenig davon für sich selbst abhaben will.«

»Und wir können uns anhand der Tatsache, dass er Kodiak angeheuert hat, eine Vorstellung davon machen, wie ernst es ihm damit ist.«

»Genau, und das ist auch der Grund, warum du nach Berlin gehst. Wir wissen, dass Dragonfly mit der Karte dort ist, und ich will, dass du sie zurückholst.«

»Wann?«

»So bald wie möglich. Wir werden uns mit Lexi absprechen, aber ich will, dass du vorher dort bist und den Ort erst mal auf Schwierigkeiten überprüfst.«

»Natürlich.«

»Und du nimmst Karlsson mit.«

»Ach, bitte. Kann ich stattdessen eine Kartoffel mitnehmen? Die wäre nützlicher.«

Eden seufzte, nicht amüsiert. »Die Amerikaner bestehen entschieden darauf, an der Sache beteiligt zu sein, und er ist der Mann, den sie dabei haben wollen. Ich habe das Gefühl, dass jemand ziemlich nah an der Spitze der Nahrungskette in DC angefangen hat, seine Beziehungen in der Angelegenheit spielen zu lassen. Wird das ein Problem sein?«

Scarlet lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück und schwang ihre Stiefel auf Edens Schreibtisch, was ihn dazu veranlasste, eine Augenbraue hochzuziehen. »Bradley Karlsson? Ich hatte schon mit tougheren Teddybären zu tun. Den kann ich bei Fuß halten.«

Kapitel 4

Hawke musste die Tür nicht aufbrechen. Das war bereits passiert, als der Messermann Nightingale geholt hatte. Jetzt war sie im Rahmen geschlossen, aber nicht versperrt, und der Schließmechanismus war herausgeschlagen und hatte ein zerklüftetes Loch hinterlassen, wo er sie einst beschützt hatte. Oder zumindest hatte sie das vermutlich geglaubt.

Er und Lea trennten sich und überprüften die Wohnung auf Ärger, während Ryan draußen blieb und den Flur beobachtete.

Es war ein großzügiges Loft-Apartment mit polierten Hartholzböden und eleganten weißen Wänden, von denen eine ein riesiges Bücherregal war, das vom Fußboden bis zur Decke reichte. Ein großes, halbrundes Fenster überblickte das kalte Manhattan und ließ die Geräusche des Verkehrs weit unter sich herein.

Einbaustrahler leuchteten von der Decke und mehrere gut gepflegte Zimmerpflanzen sorgten für Farbspritzer in dem langen, ordentlichen Raum. In der Mitte der Fläche befand sich ein runder Schreibtisch mit einem beträchtlichen Aufgebot an Laptops und Computern darauf. Hier gab es keine Anzeichen eines Kampfes.

Lea betrachtete das ordentliche Apartment. »Sie war ziemlich organisiert. Meine Wohnung sieht aus wie eine Kreuzung zwischen einem Wettessen und einer Tornado Alley.«

»Daran kann ich mich nur zu gut erinnern«, sagte Hawke, während er sich zum Schlafzimmer bewegte, wo der Ärger angefangen hatte. Hier drinnen war eine Topfpflanze umgeworfen worden und die Erde war über einen vornehmen, cremefarbenen Läufer verstreut. Während des offensichtlichen Kampfes waren Bücher und Zierrat aus den Regalen geschlagen worden und lagen jetzt auf dem Boden verteilt.

Schlimmer noch war der Anblick eines auf der Seite liegenden Rollstuhls in der Mitte des Schlafzimmers. Es sah aus, als hätte ihm jemand einen ordentlichen Tritt verpasst, und eines der Haupträder war leicht aus der Achse gebogen. Hawke kam es so vor, als dränge er direkt ins Herz von Nightingales geheimer Welt ein, aber er wusste, dass ihm nichts anderes übrig blieb, wenn er auch nur die geringste Chance haben wollte, sie zurückzuholen – diesen Albtraum ein für alle Mal zu beenden.

Lea kam zu ihm. »Da hinten ist alles klar, aber … warte – ist das ein Rollstuhl?«

Er nickte düster. »Ich hatte keine Ahnung. Sie hat mir nie davon erzählt.« Er öffnete die Schranktür und sah hinein. »Hier hat sie die Bilder von dem Kerl gemacht, der sie geschnappt hat. Ich erkenne den Blick von innen wieder. Mistkerl.«

Lea steckte ihre Waffe ins Holster und sah Hawke an. »Was machen wir als Nächstes?«

Hawke seufzte und dachte einen Moment lang nach. Wer immer Nightingale mitgenommen hatte, musste einen verdammt guten Grund dafür gehabt haben, und wer es auch war, er hatte fast einen ganzen Tag Vorsprung vor ihnen.

Er drehte sich Lea zu. »Ryan muss diese Computer anschmeißen, meinst du nicht?«

Lea nickte leicht und ging fort, um Ryan zu holen.

Hawke hob den Rollstuhl auf und stellte ihn wieder auf seine Räder, wobei er mit den Fingern auf die Griffe trommelte, während seine Gedanken abschweiften. Wer zum Teufel würde in Nightingales Wohnung einbrechen und sie entführen, aber all ihr Computerzeug zurücklassen? Eindeutig niemand aus ihrer CIA-Vergangenheit, dachte er. Es fing an, persönlich zu wirken, und sein Gefühl, dass ihr Verschwinden mit der Jagd nach der Karte zusammenhängen könnte, wurde stärker – es wäre einfach ein zu großer Zufall, um etwas anderes zu sein.

Er sah sich rasch ein letztes Mal in Nightingales Schlafzimmer um, doch das Schuldgefühl kehrte zurück. Er hatte schon so oft mit dieser Frau gesprochen, und sie hatte ihm das Leben gerettet, aber sie hatte ihn nie wirklich in ihr Privatleben eingeladen. Jetzt war sie fort und er stand im Mittelpunkt ihres Universums, und alles fühlte sich falsch an.

Auf der anderen Seite ihres Betts stand ein gerahmtes Foto einer Frau, von der er annahm, es sei sie, mit einem Mann. Er hob es auf und sah Nightingale zum ersten Mal an. Sie war schlank, mit hellbraunen, lockigen Haaren und funkelnd grünen Augen. Ein unschuldiges, ehrliches Lächeln ließ sie jung und freundlich aussehen, aber er wusste, dass dies eine Frau mit einer Vergangenheit war. Der Mann im Bild hatte wirklich perfektes Haar mit einem Anflug von Silber an den Schläfen. Auf den ersten Blick dachte Hawke, es müsse ihr fester Freund sein, doch dann glaubte er, eine Ähnlichkeit zu erkennen, und entschied, dass der Mann problemlos ihr Bruder sein könnte. Wer immer er war, Hawke fand, dass er ihn stark an jemanden erinnerte, doch er konnte den Gedanken nicht genau fassen.

»Joe!« Das war Lea, die ihn aus dem Hauptraum rief. Er stellte das Bild vorsichtig auf dem Nachttisch ab und trat zurück ins andere Zimmer, wo er sah, wie Ryan um den Tisch herumging und alle Computer einschaltete. Sein Gesicht war eine Studie ernster Entschlossenheit.

»Glück gehabt?«, fragte er.

»Ich schmeiße diese Schätzchen gerade erst an«, sagte Ryan. Seit dem Mord an Sophie Durand in Tokio war Hawke aufgefallen, dass Ryan den Augenkontakt mit ihm vermied, wann immer er konnte, und seine Scherze auf ein Minimum reduzierte. Nicht überraschend, dachte Hawke, aber er hoffte, dass Ryan im Inneren alles unter Kontrolle hatte. Er hatte das Gleiche durchgemacht, als Liz in Hanoi getötet worden war – direkt vor seinen Augen erschossen – und damit klarzukommen war schon für einen Mann mit seiner Ausbildung schwer genug gewesen. Wie eine tickende Zeitbombe, wie Ryan Bale reagieren mochte, war unmöglich einzuschätzen, aber Hawke fürchtete das Schlimmste. Am besorgniserregendsten war Ryans Weigerung, darüber zu sprechen, doch er wusste, dass man ihn nicht drängen sollte.