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»Die zweite Ehe ist der Triumph der Hoffnung über die Erfahrung.« (Samuel Johnson) Man hat eine schmerzhafte Bauchlandung hingelegt: Die erste Ehe ging in die Brüche, Streit, Enttäuschung und Tränen waren an der Tagesordnung, Gerichtstermine kosteten Nerven und Geld. Man schwor sich: »Diesen Fehler machst du nie wieder!« Und trotzdem heiratet ein Großteil der Geschiedenen irgendwann erneut. Sandra Lüpkes, selbst einmal geschieden und – nach langer Bedenkzeit – zur überzeugten Wiederholungstäterin geworden, hat mit vielen Betroffenen gesprochen: Die Erfahrungen der ersten Ehe inklusive Trennung können sogar von Vorteil sein, denn sie bewahren einen davor, aus den falschen Gründen zu heiraten oder unrealistische Ansprüche an die neue Beziehung zu stellen. Wenn man bereit ist, sich und seinen Wunsch nach Partnerschaft im Licht der Vergangenheit zu reflektieren – es aber auch unterlässt, das Gewesene mit dem Neuen zu verknüpfen –, dann darf man sich ruhig noch einmal trauen und mit ganzem Herzen ja sagen.
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Seitenzahl: 256
Sandra Lüpkes
Zweite Ehe - neues Glück
Ein Ratgeber für den, der sich wieder traut
Fischer e-books
Vor mehr als fünf Jahren habe ich eine schmerzhafte Bauchlandung hingelegt: Die erste Ehe lag in Scherben, Streit, Enttäuschung und Tränen waren an der Tagesordnung, Gerichtstermine kosteten Nerven und Geld, irgendwann war ich völlig am Ende und schwor mir: »Diesen Fehler mache ich nie wieder!«
Trotzdem habe ich ein zweites Mal geheiratet. Und bin damit nicht allein, ein Großteil der Geschiedenen traut sich irgendwann erneut. Laut statistischem Bundesamt hatte 2008 immerhin bei einem Viertel der Eheschließungen einer von beiden bereits eine Scheidung hinter sich. Bei 16 Prozent der Hochzeiten streiften sich sogar beide Partner zum zweiten Mal die symbolträchtigen Ringe über die Finger.
Warum – wo wir uns doch letztere schon einmal gehörig verbrannt haben? Wird man denn irgendetwas gewinnen – oder kann man eigentlich nur verlieren?
Halten Sie die 2. Ehe grundsätzlich für stabiler?72 % ja 19 % vielleicht 9 % neinDiese und viele andere Fragen stellte ich im Vorfeld zu diesem Buch knapp 70 in zweiter Ehe verheirateten Männern (39 %) und Frauen (61 %) aller heiratsfähigen Altersklassen. Dabei handelte es sich sowohl um frisch verheiratete Paare (27 %) wie auch um welche, deren zweite Ehe schon wesentlich länger hält als die erste (25 %).
Sie alle gaben mir – größtenteils anonym – Auskunft über ihre Erfahrungen in der ersten Ehe, während der Trennung, in der Neuorientierung und beim Erleben der zweiten Hochzeit. Die 65 Fragen beinhalteten Themen wie Kinder und Familie, finanzielle und emotionale Nöte, die Verhältnisse der Betroffenen damals und heute.
Daraus entstand eine recht umfangreiche Statistik (da die Teilnehmer bei manchen Fragen mehrfach ankreuzen konnten, jedoch zu keiner Antwort verpflichtet waren, kann es sein, dass sich die Prozentzahlen nicht immer zu genau 100 Prozent addieren lassen), die in diesem Buch immer mal wieder zum Tragen kommt. Und die davon berichtet, dass die allermeisten es sich nicht einfach gemacht haben, nach der Scheidung optimistisch an die neue Liebe zu glauben – es ihnen aber doch gelungen ist. Immerhin geben die meisten von ihnen an, dass sie die zweite Ehe grundsätzlich und auch in ihrem speziellen Fall für stabiler halten. Dagegen stehen die Zahlen, die aus einer anderen umfangreichen wissenschaftlichen Studie hervorgehen [siehe Quelle Nr. 14]: Die zweite Ehe hat rein statistisch ein doppelt so hohes Scheidungsrisiko wie die erste.
Was stimmt denn nun? Sind wir jetzt entmutigt – oder fühlen wir uns aufgerufen, es dann erst recht besser zu machen?
Die Erfahrungen der ersten Ehe inklusive Trennung sind kein Hindernis, wenn man sich mit ihnen intensiv auseinandersetzt. Im Gegenteil: Sie können sogar von Vorteil sein, denn sie bewahren uns davor, aus den falschen Gründen zu heiraten oder unrealistische Ansprüche an die neue Paarbeziehung zu stellen. Wenn wir bereit sind, uns und unseren Wunsch nach Partnerschaft im Licht der Vergangenheit zu reflektieren – es aber auch unterlassen, das Gewesene mit dem Neuen zu verknüpfen –, dann dürfen wir uns noch einmal trauen und mit ganzem Herzen »Ja« sagen.
Dieses Buch ist in drei Teile gegliedert. »Um was es geht«, »Die Vergangenheit« und »Die Zukunft«. Es muss nicht chronologisch gelesen werden, der Leser kann auch immer schauen, was ihn in der gegenwärtigen Phase gerade besonders beschäftigt. Vor jedem Kapitel erzähle ich die Geschichte von Insa und Tim. Sie sind ein fiktives Paar, das jedoch nicht frei erfunden ist, sondern sich aus den vielen persönlichen Geschichten zusammensetzt, die mir bei meiner Recherche erzählt wurden.
Fast immer habe ich im Text die männliche Schreibweise gewählt, dies geschah ausschließlich zum Vorteil der Übersichtlichkeit. Zudem ist es mir wichtig zu erwähnen, dass selbstverständlich auch gleichgeschlechtliche Paare, die in der eingetragenen Partnerschaft gelebt haben oder leben, sich angesprochen fühlen dürfen, auch wenn hier stets von der Ehe und Mann und Frau die Rede ist.
Die insgesamt sieben Kapitel möchten Hilfestellung leisten, Denkanstöße geben und Mut machen, sich heute der Vergangenheit und der Zukunft zu stellen. Ich habe mich bemüht, die wichtigsten Aspekte zu berücksichtigen – und musste feststellen, dass dieses Thema in so viele Bereiche hineinwächst, dass mein Vorsatz vielleicht nicht bis ins Letzte realisierbar ist. Zudem – dies hat sich auch durch die Umfrage herauskristalliert – empfinden die Menschen im Entscheidungsprozess pro oder contra zweite Ehe ganz unterschiedliche Punkte als problematisch. Während der eine sich sehr schwer tut, den Verwandten den Entschluss mitzuteilen, hat der andere Schwierigkeiten damit, noch einmal richtig an die Liebe zu glauben.
Auf den nächsten Seiten erzähle ich von Liebe – und welche Gefahren dieses Gefühl in der Ehe bedeuten kann. Es geht um die Ehe und die falschen Hoffnungen, die eine Ehe kaputtmachen können. Und es geht um Hoffnung. Hoffnung, dass man es dieses Mal schaffen kann. Es geht also um richtig viel.
Alles Liebe wünscht
Sandra Lüpkes
In diesem Buch geht es um die Liebe und um die Ehe. Deswegen will ich hier im ersten von drei Teilen diesen beiden wesentlichen Begriffen auf den Grund gehen. Was sie waren, was sie sind, was sie werden könnten.
Zwei ziemlich bekannte, tausendmal verwendete, fast schon ausgeleierte Begriffe, von deren Bedeutung die meisten Männer und Frauen konkrete Vorstellungen haben. Trotzdem würden 1000 Menschen wahrscheinlich 1000 verschiedene Antworten geben. Liebe und Ehe sind relative Begriffe, die heute nicht mehr dasselbe bedeuten wie vor fünfzig oder hundert Jahren und zudem von jedem anders wahrgenommen werden. Genauso verhält es sich mit Begriffen wie »Glück«, »Erfolg« und »Wohlstand« – Letzteres meint für uns heute ein volles Bankkonto, ein eigenes Haus, ein schnelles Auto. Im Mittelalter galt man jedoch schon als wohlhabend, wenn man ein festes Dach über dem Kopf und etwas zum Beißen hatte.
Bevor ich mit diesen beiden ersten Kapiteln begonnen habe, dachte ich, es sei ein Leichtes, über Liebe und Ehe zu schreiben. Das mache ich mal eben so am Anfang des Buches, als Fingerübung bevor es ernst wird. Ich habe mich an meinen PC gesetzt und losgelegt. Klar, Liebe ist … hmm … also … aber die Ehe kann ich zumindest ganz einfach erklären, und zwar … tja …
Wider Erwarten entwickelte sich das Schreiben zu einer intensiven Recherche quer durch Geschichte und Religionen, ich fand Lesenswertes und Schund, musste manchmal herzlich lachen und habe mir des Öfteren den Kopf über den einen oder anderen Satz zerbrochen.
Mein Mann hat versucht, sich nichts anmerken zu lassen, wenn ich ihn selbst abends auf dem Sofa noch mit meinen Gedankenspielen genervt habe. Ich bin sicher, irgendwann konnte er die Worte Liebe und Ehe nicht mehr hören und war froh, als ich verkündet habe, dass der verdammte erste Teil endlich fertig ist. Obwohl – fertig?
Ob Sie als Leser danach schlauer sind? Darauf kommt es nicht an. Über Ehe und Liebe kann man nicht wirklich etwas wissen. Das kann man nur erleben. Jeder auf seine Art. Aber es ist schön, wenn man begreift, dass man nicht der Erste und sicher auch nicht der Letzte ist, dem es einfach nicht gelingen will, der Weisheit letzten Schluss zu finden.
Also, nun fange ich mit dem an, worum es hier eigentlich geht …
Insa freut sich auf den Feierabend. Ein langer Tag liegt hinter ihr, das normale Getummel in der Agentur, wo alles immer schnell gehen muss und kaum Zeit bleibt, in Ruhe etwas zu essen, einen Kaffee zu trinken, kurz die Augen zu schließen. Umso schöner ist die Aussicht, dass Tim heute gekocht hat, etwas Besonderes ist angekündigt, was auch immer das heißen mag.
Sie schließt die Wohnungstür auf. Es ist seltsam still dahinter. Normalerweise hört man das Nintendogedaddel aus Merles Zimmer und den Fernseher bei Lukas laufen. Aber heute bleibt Insas »Ich bin wieder da« unbeantwortet.
Es riecht gut, italienisch wahrscheinlich, Tims Spezialität. In der Küche summt die Abzugshaube und sie hört das Geklapper von Kochbesteck, er ist also voll beschäftigt.
Sie hängt die Jacke an den Haken, atmet tief durch, freut sich über die überraschende Ruhe heute Abend. Dann geht sie ins Esszimmer – und bleibt wie versteinert stehen. Ihr Magen krampft, sie muss sich festhalten, um Himmels willen, bitte nicht! Bitte alles, nur das nicht! Nach all dem, was geschehen ist …
Aus den Boxen klingt das Lied, zu dem Tim und sie das erste Mal getanzt haben, Kerzen und rote Rosen stehen auf dem Tisch, Champagner prickelt in den Gläsern – und ein kleines eckiges Kästchen ist in der Mitte platziert. Wunderschön im Grunde – aber Insa findet es schrecklich. Beängstigend. Am liebsten würde sie auf der Stelle kehrtmachen, umdrehen, zur Agentur fahren und Überstunden machen, bis es dunkel ist.
Sie hat immer gehofft, dieser Moment würde ihr erspart bleiben. Denn dann müsste sie sich nicht den Kopf zerbrechen, warum sie davor Angst hat, dieses kleine, eckige Kästchen zu öffnen.
Sie ahnt, was darin ist.
Ein Ring.
Tim hat alles so schön eingefädelt. Die Kinder sind bei Freunden untergebracht. Das neue Rezept hat hingehauen. Und Insa ist ausnahmsweise mal pünktlich von der Arbeit zurück. Fast zu pünktlich, denn so hat er den Moment verpasst, in dem sie erkennt, dass heute etwas wirklich Besonderes passieren wird.
Jetzt sieht er sie irgendwie verloren im Esszimmer stehen, schließlich setzt sie sich auf den Stuhl, als sei sie zu Besuch gekommen, knetet ihre Finger, was sie immer macht, wenn sie angespannt ist. Der Job, denkt Tim, da bringt sie den Stress oft mit nach Hause. Das gibt sich meist nach ein paar Minuten. Hofft er zumindest. Denn irgendwie merkt er, dass es doch etwas anderes sein könnte. Insa ist klug, sie durchschaut die Situation, ihre Augen sind auf das Kästchen gerichtet, als wolle sie es mittels Telekinese öffnen.
Er weiß, dass sie die Sache anders sieht als er. Aber er versteht sie nicht. Seit drei Jahren sind sie nun zusammen. Es läuft alles wunderbar. Besser, als er es sich jemals hätte ausmalen können, besonders, nachdem er damals so sicher war, sich nie wieder verlieben zu können. Und nun war er drauf und dran, ein zweites Mal in seinem Leben einen Heiratsantrag zu machen. Aus Liebe. Doch jetzt ist er sich gar nicht mehr sicher, ob sie ja sagen wird.
Tim: Du siehst aus, als würde dir irgendetwas auf dem Tisch gewaltige Angst einjagen.
Insa: Kerzen und Champagner und dann dieses Kästchen …
Tim: Die meisten Menschen würden sich darüber freuen.
Insa: Tu ich ja auch, irgendwie.
Tim: Aber?
Insa: Willst du mich etwa heiraten?
Tim: Soll das jetzt ein Antrag sein?
Insa: Mach keine Witze, du weißt ganz genau, dass mir bei diesem Thema nicht zum Scherzen zumute ist.
Tim: Okay: Ja, ich will dich heiraten!
Insa: Und warum?
Tim: Aus Liebe!
Insa: Ein besserer Grund fällt dir nicht ein?
Tim: Ist das nicht der beste Grund zu heiraten?
»Die Liebe ist ein seltsames Spiel,
sie kommt und geht von einem zum andern;
sie nimmt uns alles, doch sie gibt auch viel zu viel,
die Liebe ist ein seltsames Spiel.«
(Schlager von Conny Francis 1960)
Liebe lässt sich immer gut verkaufen. In der Werbung ist dieses Wort ein Garant für Aufmerksamkeit. Musikstücke und Romane, in denen die Liebe zum Tragen kommt, finden immer ein Publikum. Denn jeder kann damit etwas anfangen – und will es auch! Schließlich ist Liebe wunderbar. Zumindest, solange sie glücklich ist. Und sie ist der Heiratsgrund schlechthin.
Heiratsgrund LiebeAus Liebe geheiratet wurde von 84 % beim 2. Ja-Wort 46 % beim 1. Ja-Wort 36 % beide MaleErstaunlich, aber wahr: Die allermeisten der zweiten (!) Ehen werden aus Liebe geschlossen. [1] Nicht, weil man die Beziehung vertiefen, der Bürokratie genügen oder Sicherheit für einen neuen Lebensentwurf suchen will, das spielt zwar auch mit hinein, aber es ist in erster Linie das Herz, welches zum zweiten Jawort ermutigt hat. Dies ist umso beachtlicher, als bei der ersten Ehe nur knapp die Hälfte der Befragten aus dem mächtigsten aller Gefühle heraus geheiratet hat. Zumindest wird das in zweiter Ehe lebend so gesehen, also zu einem Zeitpunkt, an dem man sich bereits mit der Vergangenheit auf seine Weise beschäftigt hat. Und ein Drittel nennt sowohl bei der ersten wie bei der zweiten Trauung die Liebe als Heiratsgrund. Ein Drittel ist im Grunde genommen eine ganze Menge, wenn man schon einmal daran geglaubt hat, die Liebe des Lebens gefunden zu haben – und der Verlust derselbigen einen eines Besseren belehrt hat. Warum ist man anschließend nicht schlauer und heiratet aus rein rationalen Motiven? Oder bleibt unverheiratet?
Was hat die Liebe an sich, dass sie uns so unvernünftig werden lässt?
Als Antwort stellen sich ungezählte Theorien zur Verfügung. Von »Die Liebe ist ein rein biologisches Phänomen, welches dazu dient, uns den evolutionstechnisch optimalen Partner zur Fortpflanzung zu suchen«, bis »Die Liebe ist der Sinn des Lebens«.
Ersteres lässt sich schon allein dadurch widerlegen, dass sich auch Menschen Hals über Kopf verlieben, bei denen die Aussicht auf gemeinsamen Nachwuchs von vornherein nicht gegeben ist. Das Zweite ist so pauschal wie wahr, wenn man all die vielen verschiedenen Formen und Stadien der Liebe mit einbezieht. Die Liebe begleitet uns durch unser Leben, beginnt mit dem Verhältnis zwischen Eltern und Kind – ohne Zuwendung würden wir schon als kleine Säuglinge verkümmern [2] – und endet mit der Liebe, die über den Tod hinaus Bestand hat. Die Erfahrungen, die wir in Liebesdingen sammeln, prägen unsere Persönlichkeit wohl intensiver als alles andere. Ohne Zuneigung und Intimität fehlt unserem Leben etwas Entscheidendes.
Doch jede Liebe birgt neben Glücksgefühlen und Verbundenheit auch von vornherein das Risiko, Leiden zu verursachen. Tatsächlich fühlt sich bereits das akute Verliebtsein fast ungesund an, als sei alles aus dem Gleichgewicht geraten: Herzklopfen und fiebrig rote Gesichtsfarbe, Appetitlosigkeit wegen der vielen Schmetterlinge im Bauch, Schlafstörungen und Konzentrationsschwierigkeiten. Selbst Wahrnehmungsstörungen, die sprichwörtliche rosarote Brille, lassen sich durchaus mit chemischen und neurologischen Veränderungen erklären. [3] Stimulierende Botenstoffe wie das »Glückshormon« Dopamin versetzen den Verliebten in einen rauschähnlichen Zustand und man kann eine starke Aktivität in den Teilen der rechten Gehirnhälfte beobachten, die u.a. für das Streben nach Belohnung und Vertrauen zuständig sind.
Rein wissenschaftlich ist das Verliebtsein gar kein Gefühl, sondern ein Trieb (»Ich muss bei diesem phänomenalen Menschen sein«), der gestillt werden will. Der Serotoninspiegel im Blut hat ähnlich niedrige Werte wie bei einem Zwangsneurotiker, was uns Appetit- und Schlaflosigkeit beschert und fast krank vor Sehnsucht werden lässt. Körperliche Nähe und Streicheleinheiten kurbeln die Produktion des körpereigenen Oxytocin an, Vertrauensseligkeit und Aufgeschlossenheit sind die Folgen – und zudem die optimalen Voraussetzungen für den Beginn einer Partnerschaft.
Wenn sich dann die ersten biochemischen Stürme gelegt haben und eine Beziehung in ruhigere Fahrwasser gelangt, müssen andere Klippen umschifft werden: Wie bleibt unsere Liebe im Fluss? Wird es uns gelingen, die Gemeinsamkeiten und Unterschiede, die Höhen und Tiefen in den Griff zu bekommen? Und was ist, wenn es dann auf einmal nicht mehr weitergeht, wenn man auf den Abgrund zusteuert, sich festfährt oder lieber in anderen Gewässern fischen geht? Kann einer von beiden das Steuer noch rechtzeitig rumreißen?
Ein Schiffbruch in der Partnerschaft ist schmerzhaft, fast jeder hat ihn schon einmal erlitten. Liebeskummer setzt uns gehörig zu, wirft uns völlig aus der Bahn. Man muss sich neu sortieren, die Wunden verbinden und noch mal bei null anfangen. Und trotzdem steigen die meisten Menschen irgendwann wieder freiwillig und optimistisch mit einem neuen Herzenspartner in ein gemeinsames Boot. Volle Fahrt voraus!
Zum Glück ist die Liebe schön, wunderbar, unbestechlich und immer wieder neu erlebbar. Das ist ihre Überlebensstrategie. Sonst würden die Menschen sich irgendwann gegen sie entscheiden, sie ablehnen, sich vor ihr in Acht nehmen. Doch das Gegenteil ist der Fall: Verliebtheit stimmt optimistisch, macht mutig – und immer auch ein bisschen risikobereit. Weil also die Liebe nicht nur der häufigste Grund, sondern auch die ideale Voraussetzung ist, sich für eine zweite Ehe zu entscheiden, sollte sie hier einmal unter die Lupe genommen werden.
Man kann vieles lieben: die Eltern, Geschwister, Kinder und Enkel, die Freunde und das Haustier. Aber auch einen Sonnentag im Garten, ein gutes Essen, das schicke Auto, die Fußballmannschaft, das Guthaben auf dem Konto. Wir reden von Liebe, wenn es um etwas geht, das uns erfüllt und zufrieden macht, wenn wir es in unserer Nähe wissen. Doch natürlich würde kaum jemand auf den Gedanken kommen, die Liebe zu einem guten Wein mit der zu seinem Partner gleichzusetzen. Von einem Glas Merlot erwarten wir einen angenehmen Geschmack auf der Zunge und Wohlbefinden, solange wir genießen. Von dem Menschen, mit dem wir zusammen sind, wünschen wir uns weitaus mehr: Zärtlichkeit, Vertrautheit, Loyalität, Stimulation.
Das ist die Liebe, mit der wir uns befassen wollen. Die Liebe, die dann lebt, wenn sie in irgendeiner Weise erwidert wird. Wie man diese in Worte fassen und erklärbar machen kann, darüber zerbrechen sich die Menschen – Philosophen, Theologen und andere Wissenschaftler – seit jeher den gelehrten Kopf. Schon Platon hat versucht, die verschiedenen Aspekte und Erscheinungsformen der Liebe zu benennen [4]:
Eros ist das Streben nach Vollkommenheit durch Vereinigung mit dem anderen, der uns in körperlicher wie geistiger Hinsicht schön erscheint. Diese Liebe ist sinnlich und leidenschaftlich und beinhaltet den Wunsch nach dem Geliebt-Werden. Der Mensch an sich ist nur ein halbes Wesen, erst mit dem fehlenden Gegenstück kann er sich zufrieden und ganz fühlen.
Im Kontrast dazu gestaltet sich Agape bedingungslos: Die Nächstenliebe gibt, ohne eine Gegenleistung zu fordern, ist mitunter aufopfernd damit beschäftigt, dem anderen Gutes zu tun und ihm zu helfen. Der andere kann ein Freund sein, ein Familienmitglied – aber genauso gut auch ein Feind. Der Mensch, der auf diese Weise liebt, wertet sich auf durch die edlen Taten, die er jemand anderem zuteil werden lässt.
Philia hingegen ist die freundschaftliche Liebe, die auf gegenseitigem Geben und Nehmen basiert. Eine Idealform im Grunde, die das Interesse am anderen, aber auch an sich selbst voraussetzt und zur Gleichberechtigung in der Beziehung führt. Die Partner sind zwei Individuen, die gemeinsame Regeln finden, um ihr Zusammensein zum Wohle beider möglich zu machen.
Am besten erkennt man die Unterschiede der verschiedenen Liebeskategorien, wenn man das Gegenteil von ihnen sucht. Das Gegenteil der sinnlichen, leidenschaftlichen Liebe Eros ist Hass. Und – so sagen es zumindest die Religionen – bei Abwesenheit der Nächstenliebe Agape regiert die Angst. Wer aber keine Philia empfindet, dem ist der andere schlichtweg gleichgültig.
Im Laufe der Jahrhunderte haben sich die Unterformen der Liebe immer weiter verästelt, Dichter und Denker unterscheiden zum Beispiel Stoika (Liebe zu einer Tätigkeit), Ludus (Liebesspiele aller Art), Mania (besitzergreifende Liebe) und Pragma (vernunftorientierte Liebe).
Doch man muss nicht Philosophie studiert haben um zu wissen, dass die Liebe, von der wir im Alltag reden, von der Musiker aller Couleur singen und die berühmtesten Bestseller erzählen, dass diese Liebe eher eine Mischung ist aus allem, was Platon und Co. vermitteln wollen. Wer ein Musterbeispiel oder die Idealbeziehung sucht, wird nicht fündig werden. Es gibt keine Checkliste, die abgehakt werden kann, damit die Liebe nachweisbar wird.
Liebe ist nicht theoretisch! Doch sie ist und war schon immer immens wichtig, sonst hätte Platon sich nicht schon vor 2500 Jahren damit befasst. Es gibt keine historische Epoche, in der das Thema Liebe nicht vorkommt. Jede Kultur, jede Religion, egal ob weltumfassend oder individuell, beschäftigt sich mit diesem Gefühl, macht es zum Zentrum des Daseins, manchmal auch zu etwas Göttlichem.
Laut Platon [5] gab es zu Beginn der Zeit ein Kugelwesen mit je vier Armen und Beinen und zwei Gesichtern. Dieses Wesen hat die Götter erzürnt durch seine Vollkommenheit, die es fast gottähnlich werden ließ, also zerteilte es Zeus in der Mitte, so dass es unvollkommen wurde und seitdem jede Hälfte ihr Gegenstück sucht, um mit ihm gemeinsam wieder ein Ganzes zu sein.
Im Buddhismus jedoch wird die wahre Liebe von der Anhaftung unterschieden. Die Zuwendung zum anderen sollte keinen eigennützigen Zweck erfüllen. In modernen buddhistischen Reden klingt das so: »Liebe entspringt innerem Reichtum, während Anhaftung durch inneren Mangel entsteht. Liebe sieht die geliebte Person realistisch, sie erkennt und liebt auch ihre Schwächen, während Anhaftung durch eine rosarote Brille schaut.«[6]
Das Hohe Lied der Liebe, welches bei christlichen Hochzeiten oft als Trauspruch gewählt wird, zeichnet ein ähnliches Bild: »Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen, sie bläht sich nicht auf, sie verhält sich nicht ungehörig, sie sucht nicht das Ihre, sie lässt sich nicht erbittern, sie rechnet das Böse nicht zu, sie freut sich nicht über die Ungerechtigkeit, sie freut sich aber an der Wahrheit; sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.«[7]
Auch viele nichtreligiöse Zitate sind Jahrhunderte alt, aber zeitlos. »Was du liebst, lass frei. Wenn es zurückkommt, gehört es dir – für immer!« (Konfuzius 500 v.Chr.) passt sich wunderbar in die moderne Popmusik ein: »If you love somebody, set them free« (Sting 1985).
Fragt man ein kleines Kind, was Liebe ist, so wird es sagen: »Meine Eltern haben mich immer lieb, egal, was ich angestellt habe, und wenn ich sie brauche, sind sie für mich da.« Die kindliche Liebe ist egoistisch, fordernd und anspruchsvoll – und das zu Recht. Denn wenn ein Kind sich angenommen und geborgen fühlt, versorgt wird mit Nahrung, Bildung und Zärtlichkeit, wird es zu einem selbstbewussten Erwachsenen, der dann seinerseits bereit ist zu lieben.
Die gereifte Liebe klingt so: »Wir begegnen uns mit gegenseitigem Verständnis, mit Rücksichtnahme und Unterstützung. Ich brauche mich vor meinem Partner nicht beweisen und will ihn auch meinerseits so, wie er ist.« Und irgendwann, wenn man Verantwortung für ein eigenes Kind oder auch für einen pflegebedürftigen Angehörigen übernimmt, lernt man die Liebe kennen, die einen wie eine Mutter, einen Vater handeln und zum Gebenden werden lässt.
In manch erwachsener Beziehung werden jedoch auch weiterhin kindliche Ansprüche gestellt – wenn der andere Partner sich wiederum in seiner elterlichen Rolle ganz wohl fühlt, kann das auch gut passen. Solange die beiden miteinander auskommen, zufrieden sind, sich kein Leid zufügen, wird diese Liebe erfüllend sein. Ein Mensch mit Helfersyndrom kann mit einem Hypochonder glücklich werden, die Dominanz passt wunderbar zur Sehnsucht, von einer sicheren Hand geführt und geleitet zu werden. Solange dies alles auf Freiwilligkeit basiert, ist es wunderbar. Doch was ist, wenn einer von beiden sich verändert? Hier fangen die Unsicherheiten an. Woran erkennt man, dass es tatsächlich Liebe ist – und nicht lediglich als Begriff benutzt wird, um eine andere unbewusste Abhängigkeit zu beschreiben?
Wahrscheinlich ist das nicht möglich, denn wenn wir lieben, können wir uns meist nicht erklären, warum es so ist, wir nehmen das Gefühl einfach hin. Bei aller Zeitlosigkeit besteht die Liebe immer nur in der Gegenwart. Wir wissen nicht, wen wir in Zukunft einmal lieben werden. Und wem wir in der Vergangenheit unser Herz geschenkt haben, erscheint uns nach dem Liebesaus in einem ganz anderen Licht, so dass wir uns gar nicht mehr erinnern können, was uns an diesem Menschen einmal berührt hat. Dann brauchen wir Erklärungen, die plausibel machen, was wir damals in dieser Person gefunden haben. Und plötzlich erscheint das, was man in der Vergangenheit für Liebe gehalten hat, als eine Beiläufigkeit.
»Wir haben uns wohl schon irgendwie geliebt, aber geheiratet haben wir in erster Linie, weil es zu dieser Zeit die übliche Form des Zusammenlebens war.« »Natürlich hielt ich es für eine Liebeshochzeit, aber eigentlich wollte ich nur so schnell wie möglich aus meinem Elternhaus entfliehen.« »Wir waren ganz verrückt nacheinander und ich konnte mir nicht vorstellen, jemals ohne diesen Menschen leben zu wollen. Doch dann kam der Alltag und wir begannen uns miteinander zu langweilen.« »So, wie wir damals waren, passten wir perfekt zueinander, wir waren das Traumpaar schlechthin. Wer hätte denn ahnen können, dass wir uns trotzdem im Laufe der Zeit so auseinanderentwickeln würden und zehn Jahre später wie Feuer und Wasser sind?«
Die Tatsache, dass nur 46 Prozent sagen, ihre erste Ehe aus Liebe eingegangen zu sein, lässt darauf schließen, dass man erst rückblickend die vielen Beweggründe erkennt, die einen einst zum Heiraten bewegt haben und die sich damals womöglich hinter der Liebe versteckt haben. Dann hängt man nach einer gescheiterten Beziehung dieses »ja, aber« hinter die Erklärung, warum es damals zum Jawort gekommen ist.
Der Ring wird oft als Symbol der unendlichen Liebe gesehen und landet dann schließlich in irgendeiner dunklen Schublade – oder gar beim Altmetall. Denn Liebe ist durchaus endlich, daran will nur niemand denken, wenn er sich den Schmuck mit dem eingravierten Namen über den Finger schiebt. Genau genommen tut man der Liebe unrecht, wenn man sie schon im Anfangsstadium für ewig während hält. Man bürdet ihr die Zeit als Verpflichtung auf und nimmt ihr damit schon die Möglichkeit, sich frei zu entwickeln. Oft wird die Liebe mit einem Pflänzchen verglichen, das man hegen und pflegen, regelmäßig gießen und der Sonne zuwenden muss. Wenn aber aus diesem winzigen Spross mit aller Gewalt und sofort eine hundertjährige Eiche werden soll, die auf ihren stabilen Ästen alles tragen kann, was sich darauf niederlässt, wird das kleine Pflänzchen zerdrückt werden, überfrachtet und schließlich verkümmern.
Erlebt man die Liebe nur Tag für Tag oder Woche für Woche, gewinnt sie an Wert. Ein »Ja, ich will«, das immer wieder neu ausgesprochen wird und jedes Mal auf einer freien Entscheidung beruht, sagt mehr aus als ein einmaliges »Ja, ich will dich für immer«. Die Gewissheit, dass die Liebe ein Ende haben kann, wertet den Moment, in dem sie besteht, auf. Die Partner lehnen sich eben nicht bequem zurück und berufen sich auf den Ewigkeitsschwur. Was nicht heißt, dass sie bei erstbester Gelegenheit die Koffer packen, denn sie wollen der Liebe eine Überlebenschance bieten, nicht anders als andere Paare auch. Der Verzicht auf die Unendlichkeit des Gefühls setzt eine enorme Ernsthaftigkeit im Umgang damit voraus. Jedes Jahr, welches ein Liebespaar zusammenbleibt, weil es das wirklich möchte, ist mit goldenen Ringen nicht aufzuwiegen.
Die Liebe ist vielleicht eher eine Frage der Zeit als eine Antwort für die Ewigkeit.
Dieses Gefühl ist nicht statisch, es entwickelt sich, verändert ständig die Form, passt sich dem Leben an. Und genau deswegen kann es die garantierte ewige Liebe nicht geben – denn dann müsste man beiden Partnern verbieten, sich oder ihr Verhältnis zueinander jemals zu verändern. Wer schon einmal »Bis dass der Tod uns scheidet« versprochen hat, weiß, wie schmerzhaft es ist, wenn dann doch etwas anderes dazwischenkommt – und zwar das Leben.
Veränderungen sind so normal und menschlich, dass es unzählige Versuche gegeben hat, diese Metamorphosen der Liebe einzuteilen. Die meisten Liebestheoretiker kommen schließlich auf sechs Phasen, deren Dauer und Intensität unterschiedlich und individuell sind.
Man idealisiert den Partner, will ihm immer nah sein und spürt die Liebe fast intensiver als Hunger, Durst oder Müdigkeit. Es gibt nichts Wichtigeres als diesen einen Menschen. Die Sucht, von ihm wiedergeliebt zu werden, macht einen fast verrückt. Wissenschaftler sprechen hier mehr von einem Trieb als von einem Gefühl (s.o.).
So langsam kommen beide zur Ruhe und haben Gelegenheit, sich kennenzulernen. Das ist einerseits schön, denn das Vertrauen zueinander wächst, je mehr man sich angenommen weiß. Die ersten ernsthaften Pläne für eine gemeinsame Zukunft werden geschmiedet. Andererseits ist man auch mehr und mehr desillusioniert, erkennt die ersten Macken des anderen und muss immer öfter darüber nachdenken, wie viele Kompromisse man einzugehen bereit ist, um die Liebe zu erhalten.
Der Alltag ist in die Beziehung eingekehrt, der Partner kein Objekt der Sehnsucht mehr, sondern allgegenwärtig. Nun erkennt man immer deutlicher, dass nicht alles so ist, wie man es sich zu Beginn der Partnerschaft ausgemalt hat – und man versucht, dies zu ändern. Entweder schraubt man seine Ansprüche herunter, geht gemeinsam oder allein neue Wege. Auf einmal werden die Freunde, das Hobby und der Job wieder wichtiger. Vielleicht werden jetzt auch gemeinsame Kinder geboren, die ihrerseits Aufmerksamkeit fordern. Die Partner gehen mehr und mehr auf Distanz, und das, was sie aus der sicheren Entfernung sehen, gefällt ihnen oft immer weniger. Plötzlich taucht der Gedanke auf, dass der andere sich ändern müsste, damit das gemeinsame Leben sich dem Idealbild wieder anpasst.
Manchmal arten diese Änderungswünsche in wahre Machtkämpfe aus. Es macht wütend, dass der andere so stur bei seinen Ansichten bleibt. Oder man kann andererseits nicht fassen, wie sich ein Mensch so verändern kann, dass man ihn gar nicht mehr erkennt. Ein wenig fühlt man sich auch betrogen – war er damals nicht viel liebenswerter? Resignation macht sich breit, man ist nicht mehr gewillt, dem anderen etwas Gutes zu tun, weil man schließlich selbst auch nichts von ihm zu erwarten hat. Und irgendwann kommt man zu dem Schluss, dass die Rechnung nicht aufgeht, bei der Liebe kommt am Ende stets ein Minus heraus. An diesem Punkt muss man sich entscheiden: Bleiben oder gehen? Durchhalten oder scheitern? Wird man einen Weg finden, auf lange Sicht die Macken und Unterschiede zu ertragen? Oder ergreift man die Flucht und begibt sich auf die Suche nach einem Partner, der besser zu einem passt?
Die Entscheidung zu bleiben beinhaltet eine neue Sichtweise. Irgendwann beginnt man, weniger die Unterschiede und Diskrepanzen zu sehen als vielmehr die Gemeinsamkeiten. Die Erkenntnis, was man als Paar miteinander erlebt und durchlebt hat – und dass dieses einen Tag für Tag fester zusammenschweißt –, diese Erkenntnis erscheint wie eine Belohnung für die tapfer durchlebte Krise. Man ist so stolz, als habe man einen Achttausender bezwungen, und die dadurch gewonnene Aus- und Übersicht macht einem deutlich, wie klein und unbedeutend die Streitereien sind im Vergleich zu dem, was man schon so viele Jahre an seiner Seite weiß.
Am Ende sitzt das Paar händchenhaltend auf der Gartenbank und ein Lokalreporter kommt zu Besuch, um bei der Diamantenen Hochzeit nach dem Geheimnis der wahren Liebe zu fragen … So stellen wir uns gern das Happy End einer vollendeten Partnerschaft vor. Das rauschende Glück der ersten Tage ist einer ruhigen Zufriedenheit gewichen. Die alten und auch neuen Konflikte haben ihren Stachel verloren. Die Sucht, geliebt zu werden, hat einer selbstbewussten Zuneigung Platz gemacht, die nicht mehr bewiesen werden muss.
Das ist schön – und ein schönes Stück Arbeit. Wer gleich zu Beginn den Anspruch hat, die Liebe sollte genau so aussehen und nicht anders, der wird wahrscheinlich nie dort ankommen, denn schließlich muss man auch viele Jahre Klavier spielen üben, bis man ein Konzert von Rachmaninow beherrscht. Die Liebe ist ein gemeinsamer Weg und das Ziel wird nicht immer mit Rückenwind erreicht. Genau diese Unberechenbarkeit birgt das Risiko, durch die Liebe unglücklich zu werden.
Heiratsalter 1. EheFrauen66 % jünger als 2532 % zwischen 25 und 30Männer39 % jünger als 2535 % zwischen 25 und 30Die meisten, die meinen Fragebogen ausgefüllt haben, waren bei ihrer ersten Hochzeit unter 25, oft hielt die erste Ehe nicht länger als sechs Jahre, sie waren also gerade erst um die 30, als die erste große Liebe ihres Lebens zu Ende gegangen ist.
Und gerade die Lebenszeit zwischen 20 und 30 ist die wohl ereignisreichste Dekade, die man als Erwachsener zu bewältigen hat, in vielerlei Hinsicht.