Digitale Zusammenarbeit mit Familien in der Kita - Theresa Lill - E-Book

Digitale Zusammenarbeit mit Familien in der Kita E-Book

Theresa Lill

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Beschreibung

Zusammenarbeit und Austausch mit Eltern und Familien sind wesentliche Säulen der pädagogischen Arbeit in Kitas. Wie können digitale Medien für einen einfachen und schnellen Austausch zwischen Kita und Familie genutzt werden? Welche Chancen ergeben sich daraus und was gilt es zu bedenken? Anhand praxisnaher Beispiele zeigen die Autorinnen auf, wie die Zusammenarbeit mit Eltern und Familien durch digitale Werkzeuge leicht und nachhaltig bereichert werden kann.

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Marion Lepold / Theresa Lill / Carola Rittner

Digitale Zusammenarbeit mit Familien in der Kita

Marion Lepold / Theresa Lill / Carola Rittner

Digitale Zusammenarbeit mit Familien in der Kita

© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2023

Alle Rechte vorbehalten

www.herder.de

Umschlaggestaltung: Röser MEDIA GmbH & Co. KG, Karlsruhe

Satz: Röser MEDIA GmbH & Co. KG

Covermotiv: © in-future / GettyImages

Alle Icons: © Benedikt Dietrich;

Fotos im Innenteil: Seite 9: © Hispanolistic - GettyImages-1402700314; Seite 25: © Oksana Kuzmina - AdobeStock_296290382; Seite 31: © deagreez - AdobeStock_335369676; Seite 60: © Thomas Lepold; Seite 63: © Rawpixel - GettyImages-1127324447; Seite 71: © SDI Productions - GettyImages-1173363326; Seite 74: © CaiaimageSam Edwards - GettyImages-544489653; Seite 89: © PeopleImages - GettyImages-1402732903;

E-Book-Konvertierung: Röser MEDIA GmbH & Co. KG, Karlsruhe

ISBN Print 978-3-451-39454-6

ISBN EBook (EPUB) 978-3-451-82919-2

ISBN EBook (PDF) 978-3-451-82920-8

Inhalt

Einleitung

1. Grundlagen zur digitalen Zusammenarbeit mit Familien

1.1 Die wachsende Bedeutung der Zusammenarbeit mit Familien

1.2 Lebenswelten der Familien aufgreifen

1.3 Der Nutzen zeitgemäßer (digitaler) Zusammenarbeit

1.4 Effekte digitaler Zusammenarbeit

1.5 Grenzen und Risiken der digitalen Zusammenarbeit

2. Formen der digitalen Zusammenarbeit mit den Familien

2.1 Überblick über die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten

2.2 Kinder- und Vertragsdaten erfassen

2.3 Abwesenheiten verwalten

2.4 Dokumente teilen

2.5 Terminplanung

2.6 Newsletter

2.7 Kita-Zeitung

2.8 Das Kita-Buch

2.9 Umfragen

2.10 Kurznachrichten

2.11 Videomeetings

2.12 Austauschforen

2.13 Digitale Pinnwand

2.14 Digitaler Bilderrahmen

2.15 Digitale sprechende Wände

2.16 Blogs & Podcasts

2.17 Den Tag des Kindes teilen

2.18 Entwicklungsdokumentation

3. Einführung der digitalen Zusammenarbeit mit Familien

3.1 Zeitleiste

3.2 Projektplanung und -vorbereitung

3.3 Klärungsphase

3.4 Richt- und Leitlinienentwicklung

3.5 Einführungs- und Umsetzungsphase

3.6 Weiterentwicklung und Reflexion

4. Verantwortungsvoller Umgang mit dem Datenschutz

4.1 Auswahl der Anwendungen nach Datenschutzgesichtspunkten

4.2 Recht am eigenen Bild

Literatur

Über die Autoren

Einleitung

Die Zusammenarbeit mit Familien ist ein wichtiger Bestandteil der pädagogischen Arbeit in Kindertageseinrichtungen. Diese Bedeutsamkeit unterstreichen auch die Beschlüsse der Kultusministerkonferenz, die für alle Kindertageseinrichtungen in Deutschland verbindlich sind: „Aufgrund der gemeinsamen Bildungs- und Erziehungsverantwortung wirken Fachkräfte und Eltern partnerschaftlich zusammen. Regelmäßige Gespräche mit den Eltern über das Kind sowie Informations- und Bildungsangebote für Eltern in der Tageseinrichtung sind von großer Bedeutung. Bei Entscheidungen über wichtige Angelegenheiten, die die Tageseinrichtung betreffen, sind die Eltern entsprechend zu beteiligen“ (JMK/KMK 2004, S. 6).

Im Zuge der Corona-Pandemie und den damit verbundenen LockDowns war es den Kitas in vielen Fällen nicht mehr möglich, in den direkten, persönlichen Austausch mit den Familien zu treten. Um in Kontakt zu bleiben, sind viele Einrichtungen auf digitale Kommunikationskanäle ausgewichen. Doch digitale Zusammenarbeit ist weit mehr als nur eine vorübergehende Notlösung.

Digitale Medien und damit auch die verschiedensten Formen der digitalen Kommunikation nehmen in der Gesellschaft immer mehr Raum ein. Deshalb werden digitale Kommunikationswege den Gewohnheiten vieler Familien gerecht. Zudem entstehen durch vielfältige Lebens- und Familienformen ebenso vielfältige Bedarfe bei den Familien. Digitale Medien sind hier eine Möglichkeit, diese unterschiedlichen Bedarfe zu integrieren. Um nur wenige Aspekte zu benennen: Digitale Medien bieten zeitliche und örtliche Flexibilität in der Informationsweitergabe, schaffen allein durch Übersetzungsprogramme die Möglichkeit, Barrieren abzubauen, und durch Fotos, Videos und Sprachaufnahmen neue Partizipationsmöglichkeiten – um nur einige Aspekte zu nennen.

Mit diesem Buch möchten wir vielfältige Ansätze aufzeigen, wie digitale Medien dazu genutzt werden können, die Zusammenarbeit mit Familien in der Kita zu bereichern. Dabei ist uns wichtig zu zeigen, dass digitale Zusammenarbeit weit mehr als die reine Umlagerung einer mündlichen oder gedruckten Informationsweitergabe ist. Zusammenarbeit bedeutet mehr als nur Kommunikation, und somit ist digitale Zusammenarbeit auch mehr als nur digitale Kommunikation. In unserem Verständnis muss in den Blick genommen werden, wie digitale Medien den Austausch von Fachkräften und Familien, aber auch die Partizipationsmöglichkeiten der Familien am Kita-Leben unterstützen. Dabei ist nicht nur die Ebene der erwachsenen Personen, sondern auch die der Kinder zu berücksichtigen. Ganz im Sinne des Bildungsdreiecks: Fachkräfte, Familie, Kind.

Dabei steht das Kind im Zentrum aller Bemühungen, weshalb es bedeutsam ist, auch die Grenzen und Risiken der digitalen Zusammenarbeit in den Blick zu nehmen. Die Zusammenarbeit mit Familien lebt von der Beziehung, die die Kitas mit den Familien aufbauen. Digitale Zusammenarbeit darf nicht dazu führen, dass diese Beziehungen abnehmen, da kein Austausch, kein Miteinander mehr stattfindet. Wir sehen ein breites Spektrum von analoger und digitaler Zusammenarbeit, bei der bewährte analoge Wege bestehen bleiben, manche Dinge überdacht und durch digitale Möglichkeiten ergänzt werden.

1. Grundlagen zur digitalen Zusammenarbeit mit Familien

In diesem Kapitel erfahren Sie

welche Bedeutung die Zusammenarbeit mit Familien in unserer Gesellschaft hat

wie digitale Medien eine bedarfsgerechte Zusammenarbeit unterstützen können

welche Effekte der Einsatz von digitalen Medien auf verschiedenen Ebenen haben kann

wo die Grenzen und Risiken des Einsatzes digitaler Medien in der Zusammenarbeit mit Familien liegen

1.1 Die wachsende Bedeutung der Zusammenarbeit mit Familien

Die Zusammenarbeit mit Familien nimmt einen immer größeren Stellenwert in der Frühpädagogik ein, wodurch die Anforderungen an die pädagogischen Fachkräfte stetig zunehmen. In der Vergangenheit wurden Kindertagesstätten primär auf die Erziehung und Betreuung beschränkt, die frühkindlichen Bildungsprozesse wurden dabei kaum beachtet. Dies hat sich in den letzten Jahren erheblich gewandelt, wodurch Kindertagesstätten zum einen in der breiten Öffentlichkeit nun verstärkt als Bildungseinrichtungen wahrgenommen und anerkannt werden. Auf der anderen Seite zeigen nationale und internationale Studien, dass der Bildungsort Familie einen größeren Stellenwert für die frühkindliche Bildung und Entwicklung hat als die institutionelle Bildung.

Indem pädagogische Fachkräfte und Familien gemeinsam mit dem Kind dessen individuelle Bildungsbiografie gestalten, entsteht eine Art Bildungsdreieck. Dabei steht das Kind im Mittelpunkt der Bemühungen. Deshalb ist es wichtig, dass sich seine Bezugspersonen gegenseitig anerkennen und vertrauen. Die Familien sind dabei die Expert:innen für ihr Kind im Speziellen, pädagogische Fachkräfte die Expert:innen für die kindliche Entwicklung und Bildung im Allgemeinen. Auch das Kind selbst ist als Gestalter:in seiner eigenen Bildung anzuerkennen, da es eigenaktiv lernt. In diesem Sinne ist eine Partnerschaft anzustreben, bei der sich Familie und Kindertageseinrichtung gegenseitig als wichtige Lernorte für das Kind begreifen.

Die Mitglieder der Familie als primäre Betreuungspersonen kennen das Kind mit all seinen Facetten und Bedürfnissen am besten. Sie wissen, wann es dem Kind gutgeht, wie es in verschiedenen Situationen reagiert, welche Bedürfnisse es hat und wie sie diese erkennen. Mit Beginn der außerfamiliären Betreuung geben die Familien die Fürsorge für das Kind zeitweise in fremde Hände. Sie sind darauf angewiesen, dass die außerfamiliären Betreuungspersonen die Signale ihres Kindes erkennen und auf seine verschiedenen Bedürfnisse reagieren. Dabei entstehen bei den Familien schnell Sorgen und Ängste: Wird mein Kind in der Kindertagesstätte gut versorgt? Wie können die Fachkräfte bei so vielen Kindern die Bedürfnisse meines Kindes im Blick haben? Geht mein Kind in einer so großen Gruppe vielleicht unter? All diese und noch viele weitere Fragen beschäftigen die Familien, wenn sie ihr Kind außerhalb der Familie betreuen lassen. Um die Bedenken der Familien zu reduzieren, ist es bedeutsam, dass ein intensives Vertrauensverhältnis zu den Fachkräften besteht. Der Aufbau dieses Vertrauensverhältnisses beginnt mit der Eingewöhnung in die Kita und entwickelt sich während der weiteren Betreuung des Kindes weiter. Um die Entwicklung dieses Vertrauensverhältnis zu unterstützen, ist es enorm wichtig, dass die Familien so viel Einblick wie möglich in den pädagogischen Alltag erhalten und größtmögliche Transparenz zwischen der Einrichtung und den Familien besteht. Denn Informationen und Wissen tragen dazu bei, dass die Familien ihr Kind in guten Händen wissen und Vertrauen aufbauen können. In der Einrichtung wird damit nicht nur das Kind, sondern die ganze Familie betreut. Daher ist es wichtig, die Bedürfnisse aller in den Blick zu nehmen.

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit Familien haben sich verschiedene Instrumente in Kitas etabliert:

Aufnahmegespräche

Eingewöhnung

Entwicklungsgespräche

Übergabegespräche beim Bringen und Abholen des Kindes

Möglichkeiten für Hospitationen

Elternabende oder -nachmittage

Familiencafés

Befragungen

Elternbeirat

Feste und Veranstaltungen

etc.

Für das Gelingen der Zusammenarbeit mit Familien können digitale Medien eine unterstützende Ergänzung zu diesen etablierten Methoden darstellen. Sie kommen den Bedürfnissen der Familien entgegen, wie zum Beispiel durch den schnellen und unkomplizierten Austausch von Informationen und durch Einblicke in den pädagogischen Alltag mithilfe von Foto- und Videodokumentationen. Dies vereinfacht die Verzahnung des Bildungsortes Familie und des Bildungsortes Kindertagesstätte. Das Kita-Leben wird für die Familien transparenter, und es fällt leichter, daran teilzuhaben.

Digitale Zusammenarbeit soll als Ergänzung und Mehrwert dienen und nicht als Ersatz von persönlichen Kontakten. Die Möglichkeiten sind wirklich groß und das Potenzial riesig, das sollte man unbedingt erkennen und nutzen.

Jessica W., Kita-Fachkraft

Ebenso kann der Einsatz von digitalen Medien für Familien und Fachkräfte Prozesse im Kita-Alltag vereinfachen. Indem etwa organisatorische Informationen digital geteilt werden, sind diese jederzeit für alle abrufbar. So gehen weniger Informationen unter und zugleich eröffnet sich zum Beispiel die Möglichkeit, die kurze Zeit beim Bringen und Abholen intensiver für einen Austausch über das Kind zu nutzen und die Beziehung zu pflegen.

Selbstverständlich geht mit dem Einsatz von digitalen Medien auch stets ein Anpassen der bisher gelebten Prozesse in der Zusammenarbeit mit Familien einher und erfordert an der einen oder anderen Stelle ein Umdenken.

1.2 Lebenswelten der Familien aufgreifen

Vielfältige Familienformen und Lebensmodelle

Das Konstrukt Familie hat in den letzten Jahrzehnten einen erheblichen Wandel durchlaufen. Es sind viele neue Aspekte hinzugekommen, die auf die Lebensmodelle der Familien Einfluss haben. Die Technisierung, die Urbanisierung, die Hygienisierung, die Modernisierung der Arbeitswelt, die Beschleunigung, die Höherqualifizierung und die Pluralisierung der Lebensstile verändern die Gesellschaft kontinuierlich. Diese Veränderungen wirken auf das System Familie und das Aufwachsen von Kindern. Kinder werden zunehmend institutionalisiert, wodurch sich auch das System der Kindertagesbetreuung stark verändert hat. Gleichzeitig ist das Interesse an der Bildung des Kindes erheblich gestiegen, was auch die Bedürfnisse von Familien verändert hat.

Die durch den gesellschaftlichen Wandel veränderten Familienformen haben ebenfalls Auswirkungen auf das Aufwachsen des Kindes. Auch wenn in Deutschland viele Kinder noch immer in der klassischen Kernfamilie leben, breiten sich zunehmend unterschiedliche Familienformen aus. Die Familienformen, in welchen Kinder aufwachsen, haben sich in den Jahren vervielfältigt, wodurch es nötig wird, sich mit diesen in der Kita zu befassen. Nachfolgend werden verschiedene Familienformen benannt, in denen Kinder aufwachsen; diese verändern sich fortlaufend und entwickeln sich stetig weiter.

Unterschiedliche Familienformen, in denen Kinder heute aufwachsen

Kernfamilie, bestehend aus Vater, Mutter und Kind(ern)

Großfamilie

Regenbogenfamilie

Einelternfamilie, verschiedenen Ursprungs: Scheidung/Trennung, Todesfall eines Elternteils, Krankheit, (berufliche) Distanz eines Elternteils, künstliche Befruchtung etc.

Patchworkfamilie

Wahlfamilie

Pflegefamilie

Bei den Großeltern

In Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe

In einem Mehrgenerationenhaus

In einer sozialen Elternschaft

In Wohngemeinschaften

u.v.m.

Die verschiedenen Familienformen müssen als dynamischer Prozess betrachtet werden, da sich zum einen Lebensmodelle wandeln, zum anderen auch die Familienformen verändern können. Zum Beispiel: Ist ein Kind Teil einer Regenbogenfamilie und das Elternpaar trennt sich, verändert sich die Familienform, sodass das Kind möglicherweise in Zukunft in einer Einelternfamilie oder einer Patchworkfamilie aufwächst.

Neben den verschiedenen Familienformen gilt es bei der Analyse auch die Lebensmodelle zu betrachten. Kinder wachsen mehrsprachig, mit verschiedensten sozial-kulturellen Hintergründen, in Armutslagen, mit einer Bildungsbenachteiligung, mit psychisch kranken Eltern(-teilen) etc. auf – jede dieser Lebenslagen bringt für die Zusammenarbeit mit den Familien unterschiedliche Aspekte mit sich. So wird auch „Doing Family“ ein immer wichtigeres Thema: Familien, in denen beide Elternteile berufstätig sind, müssen anders organisiert und gemanagt werden, als Familien, bei denen Großeltern fest in die Bildung und Betreuung mit eingeplant sind – um nur ein Beispiel zu nennen. Jede Familienform bringt unterschiedliche Bedingungen und Bedürfnisse mit, die in der Zusammenarbeit zwischen Kita und Familien berücksichtigt werden müssen.

Wichtig ist, dass – unabhängig von den einzelnen Familienformen und Lebensmodellen – die Konzepte der Kindertageseinrichtungen an diese Veränderungen angepasst werden.

Unterschiedliche Bedürfnisse der Familien

Werden die verschiedenen Familienformen und Lebensmodelle betrachtet, wird schnell deutlich, dass jede Familie eigene Bedürfnisse im Hinblick auf die Bildung und Betreuung des Kindes hat. Angebote, die auf die klassische Kernfamilie oder eine bestimmte Klientel abzielen, sind nicht mehr zeitgemäß. Kitas kommunizieren unter anderem mit

Familien, bei denen sich ein Elternteil für einen längeren Zeitraum im Ausland oder einem anderen Ort aufhält.

Kindern, die in unterschiedlichen Familienformen aufwachsen (siehe Seite xxx)

Personen, die in die Betreuung und Bildung des Kindes eingebunden sind (z.B. Großeltern, Babysitter:in, Nachbar:in)

Betreuungspersonen nichtdeutschsprachiger Herkunft

Betreuungspersonen, die mit Barrieren konfrontiert sind (z.B. Seh- oder Hörbehinderung)

etc.

Diese Vielfalt der Ansprechpartner:innen macht deutlich, dass es nicht mehr ausreicht, in der Kita ausschließlich auf analogen Wegen (Aushänge, Elternbriefe etc.) mit den Familien zusammenzuarbeiten. Es müssen Möglichkeiten geschaffen werden, die zum Ziel haben, alle Personen, die an der Bildung und Betreuung des Kindes beteiligt sind, individuell zu erreichen. Dafür ist die digitale Zusammenarbeit ein unersetzliches Instrument. Es ist jedoch nie ausreichend, nur auf einem Kanal mit den Familien zusammenzuarbeiten. Die digitale Zusammenarbeit sollte stets als Ergänzung oder Erweiterung der analogen Zusammenarbeit betrachtet werden. Jede Familie hat individuelle Bedürfnisse, auf die mit den unterschiedlichsten Möglichkeiten der Zusammenarbeit reagiert werden muss.

Hinsichtlich der unterschiedlichen Bedürfnisse von Familien hat Renate Thiersch (2006, S. 80ff) sogenannte „Modi der Zusammenarbeit“ mit Familien formuliert. Dabei können sich Familien in mehr als nur einem Modus befinden:

Modus der Identifikation (Familien wollen genau über sämtliche Ereignisse und Abläufe informiert sein)

Modus der Delegation (Familien delegieren die Erziehung und Bildung für die Zeit des Kita-Besuches an die Fachkräfte, wünschen sich eher knappe „Tipps“)

Modus der Beratungsbedürftigkeit (Familien erwarten umfassende Beratung in Erziehungsthemen etc.)

Modus der Unterstützung (Familien fordern praktische Unterstützung von den Fachkräften ein)

Die Erfahrungen aus der pädagogischen Praxis zeigen, dass Familien zunehmend über die pädagogischen Konzepte und Abläufe der Kindertagesstätte informiert werden wollen (= Modus der Identifikation). Sie benötigen größtmögliche Transparenz und wollen die Geschehnisse in der Kita in Bezug zur Entwicklung des eigenen Kindes setzen. Dieser Anspruch stellt Fachkräfte vor immer neue Herausforderungen und Überlegungen: Wie können wir diesem Bedürfnis der Familien nachkommen? Wo erleben wir Grenzen und warum? Welche Formen und Möglichkeiten können genutzt werden, um diesem Bedürfnis gerecht zu werden? Hier können digitale Medien eine große Unterstützung darstellen, vor allem, um möglichst große Transparenz zu schaffen (siehe Kapitel 1.3).

Auch der Modus der Delegation ist bei vielen Familien in der pädagogischen Praxis beobachtbar. Kinder verbringen heute die meiste Zeit des Tages in der Einrichtung, und der Bedeutung der Kita als Bildungsort wird einen immer größerer Stellenwert zugesprochen. Dadurch sind Familien ein Stück weit darauf angewiesen, die Erziehung und Bildung für die Zeit des Kita-Besuches an die pädagogischen Fachkräfte zu delegieren. Dies bringt mit sich, dass Familien den pädagogischen Fachkräften ein hohes Maß an Vertrauen für die Bildungs- und Entwicklungsprozesse des Kindes entgegenbringen. Die Familien betrachten die Fachkräfte als Expert:innen für die Entwicklung ihres Kindes und sind dankbar über Praxistipps für die Zeit außerhalb der Kita. Gerade gute Praxistipps können den Familien einfach über digitale Medien zur Verfügung gestellt werden.

Es gibt nicht mehr „einen” Erziehungsstil, sondern verschiedenste Wege, sein Kind zu bilden und zu erziehen. Dazu kommt, dass Familien heute jederzeit Zugang zu (pädagogischem) Fachwissen haben. Diese unüberschaubare Menge an Möglichkeiten und Informationen führt bei den Familien häufig zur Verunsicherung (= Modus der Beratungsbedürftigkeit). Es fällt ihnen schwer, die „richtige” Information auszuwählen, sich „richtig“ zu entscheiden. Diese Verunsicherungen sind in der pädagogischen Praxis deutlich spürbar und bedingen einen erheblichen Beratungsbedarf der Familien. Mittels digitaler Medien können Beratungsmöglichkeiten organisiert und gute Fachliteratur, Erziehungsblogs oder auch Online-Weiterbildungen empfohlen werden.