Does It Hurt? - H. D. Carlton - E-Book

Does It Hurt? E-Book

H. D. Carlton

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Beschreibung

Wer bin ich? Ich habe die Antwort auf diese Frage schon vor langer Zeit vergessen. Könnte ich ein Mädchen sein, das den Sinn des Lebens in gewissenlosen Männern sucht? Es war so leicht, über sie alle hinwegzukommen. Bis er auftauchte. Enzo Vitale. Ein rätselhafter Mann, der immer nur die Tiefsee lieben wird. Oder vielmehr die Raubtiere, die sie bewohnen. Es stellt sich heraus, dass er sich nicht so sehr von den Monstern unterscheidet, die er füttert. Denn er hat mich wie einen Fisch aus dem Ozean auf sein Boot gelockt, um Rache für mein Verbrechen zu nehmen. Hätte ich seine Absichten erkannt und gewusst, dass wir bei einem gewaltigen Sturm einen Schiffbruch erleiden würden, wäre ich geflohen. Jetzt bin ich ein Mädchen, das in einem verfallenen Leuchtturm Zuflucht bei einem Mann sucht, der mich fast so sehr verabscheut, wie er mich begehrt. Er will mir wehtun. Aber der Wärter der verlassenen Insel hat vielleicht noch viel finsterere Absichten.

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Prolog
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Kapitel 35
Kapitel 36
Kapitel 37
Kapitel 38
Kapitel 39
Epilog
Glossar
Danksagung

H. D. Carlton

 

Does It Hurt?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Übersetzt von Madeleine Seifert

Dieser Artikel ist auch als Taschenbuch und Hörbuch erschienen.

 

Does It Hurt?

 

Copyright

© 2024 VAJONA Verlag

Alle Rechte vorbehalten.

[email protected]

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit Genehmigung des Verlags

wiedergegeben werden.

 

 

Übersetzung: Madeleine Seifert

Die Originalausgabe erschien 2022 unter dem Titel

»Does It Hurt?«.

Korrektorat: Lara Späth und Susann Chemnitzer

Umschlaggestaltung: Zeichnungen und Design von Julia Gröchel unter

Verwendung von Motiven von 123rf

Satz: VAJONA Verlag, Oelsnitz

 

Vermittelt durch die Agentur:

WEAVER LITERARY AGENCY, 8291 W. COUNTY ROAD 00 NS., KOKOMO, IN 46901, USA

VAJONA Verlag

Carl-Wilhelm-Koch-Str. 3

08606 Oelsnitz

 

ISBN: 978-3-98718-156-6

Für Baby Shark,

tritt zur Seite,

Daddy Shark ist jetzt hier.

 

 

 

 

Playlist

 

 

Theme Song:

Chris Isaak – Wicked Game (Jessie Villa Cover)

 

 

Ed Sheeran – Bad Habits

Billie Eilish – NDA

Billie Eilish – idontwannebeyouanymore

Sasha Sloan – Runaway

The Neighbourhood – Sweater Weather

Croosh (feat. IV) – Lost

Seether – Words as Weapons

Hemming – Hard on Myself

OneRepublic (feat. Timbaland) – Apologize

Righteous Vendetta – A Way Out

Transviolet – Under

Lana Del Rey – Born to Die

nothing, nowhere – rejecter

Emawk (feat. Solace) – Pilot

MAALA – Better Life

Frank Ocean – Lost

Glass Animals – Heat Waves

Johnny Rain – Harveston Lake

Seether (feat. Amy Lee) – Broken

KALLITECHNIS – Synergy

 

 

Vorwort

 

Dies ist eine Dark Romance, die triggernde Situation beinhaltet, wie unter anderem grafisch dargestellte Gewalt und Gore, grafisch dargestellte Morde, eindeutige Sprache, Suizidgedanken, Erwähnungen von Selbstmord, Depressionen und Angstzustände, Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), Nahtodsituationen, Stranden mitten im Ozean, Dub/Non-Con, Erwähnung von Inzest und Pädophilie (nicht dargestellt), Kindesmissbrauch, Erwähnung von Vergewaltigung und anderen Formen des Missbrauchs, Entführung und explizit sexuelle Inhalte ab 18+. Darüber hinaus werden bestimmte Kinks bedient wie Autassinophilie (Erregung durch die Gefahr, getötet zu werden), Atemspiele, Erniedrigung und Sadomasochismus.

 

 

 

 

 

Vorwort der Autorin

 

Ich habe bei allen Aspekten, die Enzos Kultur und Sprache betreffen, eng mit jemandem aus Italien zusammengearbeitet, aber bitte beachtet, dass ein paar der Übersetzungen kontextbezogen und nicht wörtlich gemeint sind. Der Übersetzer hat sich einige Freiheit genommen, um die gleiche Bedeutung wiederzugeben, auch wenn sie wörtlich nicht dasselbe sagen. Im hinteren Teil des Buches befindet sich ein Glossar mit dem deutschen Text und diesen Übersetzungen.

 

 

 

Viel Spaß!

 

 

 

Some days I’m the ocean.

Some days I’m the ship.

Tonight, I’m the lighthouse:

at the edge, alone, and burning.

 

– Vasiliki

Prolog

Sawyer

 

Hör auf, mich anzustarren, Arschloch.

Mein Bein hüpft heftig auf und ab und ich zwinge mich schon zum millionsten Mal dazu, innezuhalten. Damit mache ich nur deutlich, dass ich nervös bin, aber wie könnte ich es auch nicht sein, wenn mich die Nichte vom Ehemann der Cousine meiner Mutter anstarrt? Sie sieht aus, als hätte sie einen Geist gesehen, und der war ich in den letzten sechs Jahren ja praktisch auch gewesen. Aber wenn das der Fall gewesen wäre, müsste ich diesen verdammten Flug nicht antreten.

Wir sitzen beide auf einander gegenüberliegenden Stühlen und warten auf das Boarding des Flugzeugs nach Indonesien. Warum zur Hölle will sie dort überhaupt hin? Es ist fast Weihnachten, verdammt noch mal.

Ich nehme an, es könnte sich um eine Dienstreise handeln, betrachtet man ihren Rock, den passenden Blazer und die Louboutins. Wer reist schon in verfluchten Louboutins?

Spielt auch keine Rolle. Was aber eine Rolle spielt, ist, dass sie mich bemerkt hat – und das ist im Augenblick nicht besonders cool.

Schweiß läuft mir über den Rücken und ich bin mir sehr sicher, dass dunkle Flecken in meinen Achseln prangen.

Ich versuche, unauffällig zu bleiben, doch das tut sie auch. Sie wirkt lässig, wenn auch nicht vollkommen lässig, als sie ihr Handy aus ihrer Hosentasche zieht.

Normalerweise keine Red Flag, aber sie hat auch Schweißflecke und sieht mich alle zwei Sekunden an.

Vorsichtig führt sie das Telefon an ihr Ohr, in dem Versuch, es in ihrem schnurglatten Haar zu verstecken. Die Strähnen sind so dünn, dass sie beinahe durchsichtig sind – sie versteckt ihr Handy darunter nicht annähernd so gut, wie sie denkt.

Bitch.

Ich habe keine Ahnung, wie ich es schaffen soll, zu fliehen, wenn sie mich beobachtet, aber ich habe keine andere Wahl. Entweder ich fliehe oder sie finden mich.

Scheiß auf unauffällig sein, mein Leben steht auf dem Spiel. Ich schnappe mir mein Handgepäck, stehe auf und versuche, leise wegzugehen.

»Hey«, ruft sie, aber scheiß drauf, und scheiß auf sie. Ich schlängle mich durch die Menge, den Tränen nahe. Ich habe so lange gezögert, das Land zu verlassen, weil ich überzeugt war, dass ich erwischt werden würde – und genau das könnte passieren.

Mit rasendem Herzen gehe ich direkt in den Souvenirladen, kaufe mir einen Kapuzenpullover mit Reißverschluss, eine Jogginghose und eine Baseballcap und suche nach einer Toilette, um mich umzuziehen, während ich mir über die Schulter schaue.

Selbst die Toilette ist überfüllt, also halte ich meinen Kopf gesenkt und verstecke mich schnell in einer Kabine. Mit zitternden Händen wickle ich meine Haare zu einem tiefen Dutt zusammen, stülpe die Cap darüber und schlüpfe dann in die Jacke, wobei ich die Kapuze über den Kopf ziehe, um den Rest meiner Haare zu verdecken. Zuletzt ziehe ich die Jogginghose über meine Shorts, schwitze schon jetzt wegen der vielen Schichten und des Adrenalins.

Dann wasche ich meine Hände und eile zum Ticketschalter, wo ich außer Atem ankomme und der Mitarbeiterin beinahe ins Gesicht keuche. Sie schaut zu mir auf, erschrocken über meine plötzliche Anwesenheit.

»Kann ich Ihnen hel-«

»Ich brauche ein Ticket für den nächsten Flug«, unterbreche ich sie und stolpere fast über meine Worte.

Sie blinzelt mich an, fokussiert sich dann auf den Computermonitor, klickt mit ihrer Maus herum und tippt ein paar Tasten an. »Ein Flug nach Indo–«

»Nein, den nicht«, unterbreche ich sie erneut. »Einen anderen.«

Sie wirft mir einen Blick zu. Ich nerve sie, aber ich bin mir sicher, dass ein großes Glas Rotwein ihren Kummer lindern wird, während ich definitiv vor meinen Schöpfer treten werde, wenn ich erwischt werde.

»Ein Flug nach Australien geht in vierzig Minuten.«

»Verkauft«, sage ich und lege ein Bündel Bargeld und meinen Ausweis auf den Tresen. Sie wirft mir einen unbeeindruckten Blick zu, bearbeitet das Ticket und zählt das Geld durch.

Wenn auch verdammt langsam.

»Ihnen fehlen 8,09 Dollar«, sagt sie.

Normalerweise bin ich kein Freund schnippischer Bemerkungen gegenüber dem Kundenservice. Die haben schon genug Mist am Hals. Wenn ich allerdings wegen 8,09 Dollar erwischt werde, zeige ich direkt auf sie und schreie, dass sie es war, bevor ich abhaue.

Mit einem leisen Murmeln fische ich einen Zehn-Dollar-Schein aus meiner Tasche und lege ihn auf den Tresen.

Sie wirft mir einen bösen Blick zu, nimmt den Schein und macht weiter.

Ich schaue ständig über meine Schulter, aber zum Glück ist der Flughafen überfüllt und ich sehe noch keine wütenden Gesichter in Uniform und mit einer Waffe auf mich zukommen.

»Haben sie Gepäck?«

»Nein, nur mein Handgepäck«, erwidere ich.

Nach ein paar weiteren Minuten schiebt sie mir schließlich das Ticket zusammen mit meinem Wechselgeld und meinem Ausweis zu.

»Gate 102. Terminal B.«

Ich schnappe sie mir vom Schalter, presse ein kurzes »Dankeschön« aus und mache mich auf den Weg zum Shuttle, wobei mein Seesack gegen meine Beine knallt.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich es durch den Sicherheitscheck schaffe, das Shuttle verlasse und schließlich das Gate erreiche. Es hat eine verdammte Ewigkeit gedauert und sie haben bereits meinen Namen über die Lautsprecher aufgerufen. Ich bekomme Panik, dass ich es nicht schaffen könnte, und sie sind tatsächlich gerade dabei, die Türen zu schließen, als ich endlich am Gate ankomme.

»Halt!«, rufe ich.

Der Angestellte sieht, wie ich ankomme und ich schwöre bei Gott, er hat einen Blowjob dafür verdient, dass er freundlich zur Seite tritt und mich durchlässt. Sogar als ich auf dem Gang laufe, um ins Flugzeug zu gelangen, schaue ich über meine Schulter. Mein Herz weigert sich, in den für es vorgesehenen Platz zurückzukehren, bis das Flugzeug abhebt.

Selbst dann warte ich darauf, dass die Flugsicherung das Flugzeug anhält und ihnen mitteilt, dass eine Flüchtige an Bord ist.

 

Kapitel 1

Sawyer

 

Krebs schmeckt beschissen.

Ich ziehe tief ein, Menthol gleitet über meine Zunge und füllt meine Lungen mit vorgefertigten Chemikalien. Wie viele von diesen Dingern muss ich rauchen, bevor der Krebs meine Zellen befällt, Metastasen bildet, bis ich vollends von der Krankheit geplagt bin?

Mir schnürt sich die Kehle zu, sie rebelliert gegen den Tabak und ich stoße einen scharfen Husten aus. Ich ziehe die Zigarette weg und starre darauf, mein Gesicht verzieht sich vor Ekel, als Rauch aus meiner Nase und meinem Mund strömt. Ich drehe meine Hand von links nach rechts, schaue sie mir von unterschiedlichen Winkeln an.

Ein helles, orangefarbenes Glimmen strahlt von der Spitze, graue Asche frisst das Papier. Das Feuer an der Spitze flackert auf, als wolle es mich dazu verleiten, meine Lippen wieder darum zu legen.

Nope.

Ist immer noch nicht ansprechend.

Eine gebräunte Hand streckt sich aus und schnappt sich die Zigarette, bevor ich sie im Sand ausdrücken kann.

»Gib mir die, bevor du sie verschwendest.«

Ich runzle die Stirn. Wie entzündlich ist wohl Sand? Ich wette gar nicht. Er ist zu dicht – nichts, um den Sauerstoff zu füttern. Außer ich würde Benzin darüber gießen. Ich wette, es würde den Strand jedenfalls schöner machen.

Feuer an der Küste des weiten, blauen Ozeans? Wer würde das nicht sehen wollen?

Die salzige Meeresbrise weht sanft, drängt die blonden, gelockten Strähnen zu einem sinnlichen Tanz um mein Gesicht. Ich streiche mir die Locken hinters Ohr, zu müde, um sie zurück in den lockeren Knoten, der tief an meinem Hinterkopf hängt, zu binden.

Ich schaue zu dem Typen, der neben mir sitzt. Seine wilden, sandfarbenen Haare locken sich in seinem Nacken und das Tattoo von einem Schwert hinter seinem Ohr prangt verführerisch auf seiner sonnengeküssten Haut. All seine Tattoos tun das – er ist von ihnen bedeckt.

Ich kenne seinen Namen immer noch nicht, aber sein Schwanz ist ganz nett, und das ist alles, was zählt. Nun, das, und sein mörderisches Nikotin. Er ist nicht der Typ, auf den ich normalerweise stehe, aber ich habe mich einsam gefühlt und bespaßte den ersten Kerl, der mir keine Übelkeit bescherte.

»Was meinst du, welche Art von Krebs wirst du davon bekommen?«, frage ich und nicke in Richtung der Zigarette in seiner Hand.

Er zieht eine dicke Braue in die Höhe, seine schönen blauen Augen glänzen im Morgenlicht. »Keine Ahnung. Lungenkrebs ist zu klassisch. Wie wäre es mit Kehlkopfkrebs?«

»Glaubst du, dass du sterben wirst?«

Er stößt ein bellendes Lachen aus. »Darauf hoffe ich, verfickt noch mal.«

Ich nicke, strecke eine Hand aus, damit er mir sie zurückgibt. Er sieht mich an, als wäre ich seltsam. Ein Herzschlag vergeht, ehe er tut, wonach ich gefragt habe.

Ein weiteres Einatmen, und die Zigarette schmeckt ein bisschen besser bei der Erinnerung daran, dass ich den Tod in meiner Lunge aufnehme.

Ja, das schmeckt viel besser. Laute Wellen schlagen ans Ufer, rollen heran und greifen mit ausgestreckten Krallen nach meinen babyblau lackierten Zehen, bevor sie wieder zurücksinken und Sand mit sich ziehen.

Das Meer ist wunderschön. Aber es ist auch unverzeihlich. Innerhalb von Sekunden kann es sich gegen dich wenden. Es kann dich so heftig hinunterziehen, dass du nicht mehr weißt, wo oben ist, und stopft dich in sein höhlenartiges Maul, bis du ertrinkst oder zwischen den Zähnen von etwas viel Schrecklicherem landest.

Ich atme noch einmal tief ein und schließe die Augen, als ich spüre, wie der Rauch meine Lungen füllt und in ihnen stecken bleibt.

Zigaretten sind auch unverzeihlich, weil sie einen von innen heraus auffressen. Sie töten dich langsam, und dann ganz plötzlich. Ich beschließe, dass ich das Meer mag, und Zigaretten ebenso. Weil ich … weil ich auch unverzeihlich bin.

 

 

 

»Das macht dann 68,10 Dollar«, sagt der Kassierer freundlich und lächelt.

»Für einen Schwangerschaftstest und Zigaretten?«, frage ich ungläubig.

Der Mann gluckst. »Ich fürchte ja.«

»Das ist buchstäblich Raub«, murmle ich, aber ich bin mir nicht sicher, ob er mich gehört hat, denn er lächelt immer noch.

Ich würde gern etwas von diesem Glück für mich selbst mitnehmen, aber nach drei Wochen in Port Valen, Australien, fühle ich mich nicht sicherer als in Amerika.

Nach der Landung überprüfte ich die Nachricht im Internet, und die Behörden wurden darüber informiert, dass ich möglicherweise am Flughafen gesichtet wurde und vermutlich mit einem Flugzeug geflohen bin. Die Dame am Ticketschalter konnte mich möglicherweise identifizieren und meinen Flug nach Australien bestätigen, auch wenn ich einen anderen Namen verwendet habe. Zumindest könnte sie sagen, dass ich mich verdächtig verhalten habe und ihnen damit einen Grund geben, nach mir zu suchen.

Ich bin in diesem Land nicht sicher – sie würden mich den US-Behörden ausliefern, wenn sie mich erwischen –, aber es ist zu riskant, in ein Land zu fliegen, das mir Gnade gewähren würde.

Ich habe mich also mit der Tatsache abgefunden, dass ich noch eine Weile hierbleiben würde, und dass es an der Zeit ist, wieder das Leben eines anderen Menschen anzunehmen.

Es gibt schlimmere Orte, nehme ich an.

Port Valen ist ein wunderschönes Küstenstädtchen an der Ostküste, umgeben von einem strahlend blauen Ozean und überfüllt mit Touristen, die mit Haien tauchen oder die Korallenriffe erkunden wollen. Außerhalb des Strandes gibt es riesige Wasserfälle und Tauchlöcher, umgeben von wilden Tieren und kilometerlangen, hellen Wäldern, die Wanderer aus aller Welt anlocken.

Außerdem ist es hier verdammt teuer.

Ich krame in meinem verlotterten Portemonnaie, dessen Schnüre an den Rändern ausfransen und sich im Reißverschluss verfangen. Ich zähle die Scheine und Münzen und verfluche mich selbst dafür, dass ich in dieser Situation gelandet bin. Wertvolles Geld, das ich vergeudet habe, weil ich es kaum aushalte, allein zu sein. Dazu kommen die zusätzlichen Kosten, weil ich jetzt das Bedürfnis habe, mir einen Kick zu holen, um mich abzureagieren und abgestumpft zu fühlen.

Das Problem ist, dass diese Klinge scharf und zackig ist. Es gibt jedoch keine Droge auf dieser Welt, die mich daran hindern könnte, mich zu schneiden.

»Bitte sehr«, sage ich und zwinge ein Lächeln auf mein gefühlloses Gesicht. Es fühlt sich an wie damals, als Mom mich zum Zahnarzt brachte und ich mit Lidocain, das mir in den Mund gespritzt wurde, und ohne Kontrolle über meine Gesichtsmuskeln, wieder herauskam. Früher habe ich immer über dieses seltsame Gefühl gekichert, aber jetzt ist mir nicht mehr zum Lachen zumute.

Er reicht mir das Wechselgeld und meine Einkäufe, wieder ein Lächeln auf dem Gesicht.

Jetzt ist es fast schon nervig, wie glücklich er ist.

»Einen schönen Tag noch«, zwitschert er.

»Danke«, murmle ich.

Ich schnappe mir meine Tüte und eile zum Ausgang des Lebensmittelladens, wobei meine leuchtend orangefarbenen Flip-Flops auf den schmutzigen, weißen Kacheln klappern.

Dieser blöde, beschissene Schwangerschaftstest hat mir wirklich den kleinen Spielraum genommen, den ich mir selbst zugestehe. Trotzdem würde ich lieber wissen, ob ein kleiner Außerirdischer in meinem Körper eindringt, als in Angst zu leben und meinen Bauch auf jeder spiegelnden Oberfläche zu überprüfen, an der ich vorbeikomme, nur um zu überprüfen, ob er einen Zentimeter gewachsen ist.

Ich lebe schon mit genug Angst, ich brauche nicht noch mehr. Sie können dich nicht finden, Sawyer. Du bist in Sicherheit.

Ich schüttle den Kopf und bleibe hartnäckig an dem kalten, einsamen Ort, an dem der Terror wohnt. Bin ich in Sicherheit?

Wenn ein Alien in mein Inneres eingedrungen sein sollte, würde das mein Leben noch viel schwerer machen. Ich kann mich nicht um ein Kind kümmern und für mich sorgen. Das schaffe ich schon jetzt kaum, und meine Methoden dazu sind … Gott, sie sind grauenvoll.

Meine Gedanken kreisen und ich stelle mir ein kleines blondes Baby in meinen Armen vor, das lauthals schreit, weil es Hunger hat oder unter Windelausschlag leidet oder so. Ich würde das Baby zur Adoption freigeben müssen, keine Frage. Aber es würde mir das verdammte Herz brechen. Oder was davon noch übrig ist.

Meine Atmung beschleunigt, und ich bemühe mich, sie zu kontrollieren, kämpfe darum, meine sich zuschnürenden Lungen mit Luft zu füllen. Das helle Sonnenlicht wärmt meine Wangen, als ich aus den automatischen Türen stürme, über den Parkplatz und auf den Bürgersteig laufe, wobei meine Flipflops aus dem Ein-Dollar-Laden drohen, bei meiner Geschwindigkeit ihren Geist aufzugeben.

Ich atme tief ein, sauge verzweifelt Sauerstoff ein, aber er verstopft meine Kehle.

Meine Periode kommt eine Woche zu spät, obwohl ich gestresst war. Wirklich gestresst. Ich habe noch nie so viel gebetet. Ich habe über einer Toilette gehockt, die Daumen in den Shorts eingeklemmt und die Götter angefleht, mir einen Grund zu geben, den Tampon in meiner Hand zu benutzen. Ich glaube, der Himmel hat mich auf seiner Shitlist.

Was Blödsinn ist, auch wenn ich es den Engeln nicht verdenken kann, dass sie mich im Namen des Herrn zurechtweisen.

Der Geschmack des salzigen Ozeans liegt in der Luft und legt sich auf meine Zunge, während ich weiterhin tief einatme und spüre, wie sich meine angespannte Brust ein wenig lockert. Irgendetwas an dem Geruch des Meeres beruhigt meine gequälten Lungen immer – ob ich sie nun mit einer Panikattacke oder Zigarettenrauch missbrauche.

Das ist etwas, dem ich nachtrauern werde, wenn ich schließlich zum nächsten Ziel weiterziehe.

Im Moment genieße ich die Schönheit von Port Valen, solange ich kann. Die Straßen sind von Grün umgeben, Blumen leuchten in Pink, Orange und Violett. Massive Klippen liefen weit hinter mir, und obwohl sie meilenweit entfernt sind, sind ihre imposanten Strukturen nicht zu übersehen.

Eine Gruppe von Frauen in ihren Tanga-Bikinis und Tops kommt vorbei, und ich kann nicht anders, als mich in die entspannte Atmosphäre der Stadt zu verlieben.

Noch gefährlicher ist es, dass ich mich in Port Valen als Ganzes verliebe, trotz der menschenfressenden Spinnen, die dieses Land bewohnen.

Ich laufe schnell zur Bushaltestelle und lasse mich mit einem zittrigen Ausatmen auf die Bank plumpsen, die Plastiktüte baumelt zwischen meinen gespreizten Beinen. Eine Elster kreist über mir und macht mich noch nervöser. Ich habe auf die harte Tour gelernt, dass die dämonischen Vögel gern grundlos zuschlagen und angreifen. Ich bin immer noch traumatisiert von der letzten Attacke und bete, dass der Bus schneller als geplant ankommt.

Ich hätte auch mit Senile Suzy fahren können, dem Van, den ich letzte Woche gekauft habe. Es ist ein alter, buttergelber Volkswagen – einer von denen, mit dem die Hippies in den 70er-Jahren herumgefahren sind. In einem Van zu leben ist optimaler als in einem Hotel, und ich hatte das unglaubliche Glück, einen solchen für viel weniger Geld zu finden, als er eigentlich wert ist. Der Verkäufer behauptete, er gehöre seiner Tochter, die verstorben sei, und er wolle ihn einfach loswerden.

Ich habe hier sowieso keinen Führerschein und traue mir nicht zu, auf der anderen Straßenseite zu fahren. Ich bin überzeugt, dass ich bei einem Autounfall draufgehen oder wegen Fahrens ohne Führerschein erwischt werden würde.

Wie aufs Stichwort krächzt die Elster, als würde sie mich warnen wollen, dass es sicherer wäre, es mit der Senile Suzy zu versuchen, aber zum Glück fliegt der Vogel weiter.

Mit vor Aufregung zitternden Händen krame ich in der Tasche und hole die Zigarettenschachtel heraus. Ich sollte in meiner misslichen Lage nicht rauchen, aber der Gedanke an den Tod ist zu verlockend, und ich habe zu viel Angst, um etwas anderes zu tun.

Ich schäme mich für mich selbst, aber ich glaube, ich weiß nicht, wie es ist, etwas anderes zu fühlen.

Mach das nicht zur Gewohnheit, Sawyer. Davon hast du schon genug.

Gerade als ich eine Zigarette rausziehe und in meinen Mund stecke, werden mir zwei Dinge klar. Ich habe vergessen, ein Feuerzeug zu kaufen, und da sitzt jemand neben mir, dessen Blick sich auf meinem Gesicht verhärtet wie getrockneter Ton.

Ich drehe mich um und sehe einen älteren Mann mit dunkelbrauner Haut, der ein orangefarbenes Feuerzeug in der Hand hält das so hell leuchtet wie meine Flipflops – und den Daumen auf dem Rädchen hält, bereit, es für mich zu entzünden. Er trägt ein altes weißes Hemd und eine in die Jahre gekommene, khakifarbene Baseballkappe auf dem Kopf. Schweiß rinnt ihm über das Gesicht, aber er riecht nach Old Spice und Salz.

Lächelnd beuge ich mich vor und er knipst es an. Das Feuer fasziniert mich ebenso sehr wie die Tatsache, dass es sich durch das Durchschlagpapier frisst. Der Rauch, der von der Kippe in die salzige Luft steigt, brennt mir in den Augen, während er mir ins Gesicht weht.

»Danke«, sage ich und winke den Rauch weg. »Wollen Sie auch eine?«

»Klar«, sagt er. Ich reiche ihm eine Zigarette und beobachte ihn genau, als er sich seine eigene anzündet und beim Einatmen ein orangefarbenes Glühen verströmt.

»Ich habe versucht, das Rauchen einzuschränken, aber ich kann scheinbar nie endgültig damit aufhören«, sinniert er im Plauderton.

Ein schreckliches Problem, das man haben konnte, und definitiv eines, das ich mir nicht antun sollte, aber dann überkommt mich eine Welle der Euphorie, und ich nehme an, dass es gar nicht so schlimm ist. Die Zigarette hält nicht länger als eine Minute, aber sie macht die scharfe Kante erträglich, und das ist alles, was ich im Moment brauche. Das, und gute Gesellschaft.

»Wann waren wir jemals in der Lage, die Dinge loszulassen, die uns am meisten wehtun?«, murmle ich.

»Nun, da hast du mich erwischt.«

Ich grinse. »Wie heißen Sie?«, frage ich und versuche, ein rauchiges O auszupusten, was mir aber nicht gelingt.

Er gluckst, klingt dabei heiser. »Ich kann mich nicht daran erinnern, wann mich das letzte Mal eine hübsche junge Dame nach meinem Namen gefragt hat. Ich heiße Simon.«

Normalerweise würde ich bei einem alten, fremden Mann, der mich hübsch nennt, aufstehen und ohne einen Blick zurück weggehen, aber so wie er es sagt, fühle ich mich nicht unwohl. Ich fühle mich sogar ein bisschen so, wie sich ein Zuhause anfühlen sollte. Warm und einladend. Sicher.

Dieses Gefühl der Behaglichkeit bringt mich dazu, etwas zu tun, was ich selten tue.

Etwas, das ich nie tue. Ich verrate ihm meinen richtigen Namen.

»Sawyer. Danke, dass Sie mir Gesellschaft geleistet haben, Simon.«

Eine Weile herrscht Schweigen und dann: »Willst du mein neues Tattoo sehen?«

Vor Überraschung halte ich kurz inne, die Zigarette auf halbem Weg zum Mund, bevor ich ein schnelles »Sehr gern« ausstoße und den Filter im Mundwinkel einklemme.

Er krempelt seine Cargo-Shorts hoch und zeigt mir sein neues Tattoo. Schwarze, ungleichmäßige Linien bilden die Worte Fuckyou in der Mitte seines Oberschenkels, der immer noch geschwollen und gereizt ist. Diesmal bin ich wirklich überrumpelt.

Ein erstauntes Lachen entweicht meiner Kehle und ich verliere dabei fast meine Zigarette, was mir egal gewesen wäre.

»O mein Gott, ich liebe es. Wahrscheinlich mehr als meinen Lieblingszeh. Hat das wehgetan?«, frage ich und beuge mich näher, um die Tinte zu untersuchen. Es ist offensichtlich nicht professionell gemacht – tatsächlich ist es eine ziemlich beschissene Arbeit – aber ich denke, das ist es, was ich am meisten daran mag.

»Nein«, sagt er und winkt ab. »Es ist therapeutisch. Ich weiß allerdings nicht, was du mit einem Lieblingszeh meinst.«

Ich halte meinen linken Fuß hoch und zeige auf ihn. »Mein kleiner Zeh ist wirklich niedlich, finden Sie nicht auch?«

Er beugt sich vor und schaut ihn sich genau an. »Du hast recht. Ich mag diesen Zeh auch.«

Lächelnd lasse ich meinen Fuß sinken und starre auf die unförmigen Wörter hinunter. Ich bin verliebt. Ich kann immer eine kleine Therapie in Form einer rücksichtslosen – und leicht manischen – Entscheidung gebrauchen.

Ich ziehe einen weiteren Schwall Rauch ein und puste ihn aus, um den Impuls zu bekämpfen, der in mir aufsteigt.

»Woher haben Sie das?«

Er zuckt mit den Schultern. »Ich habe es selbst gemacht. Schon mal was von Tebori gehört?«

Ich schüttle den Kopf, daraufhin kramt er in der Tasche und holt ein Fläschchen mit schwarzer Tinte und eine Handvoll versiegelter Nadeln heraus.

Ich ziehe die Augenbrauen hoch und frage mich, warum er dieses Zeug mit sich herumträgt, bin aber froh, dass er wenigstens unbenutzte Nadeln verwendet.

»Das ist eine traditionelle japanische Methode. Die Leute nennen sie Stick-and-Poke-Tattoos«, erklärt er.

»Wie funktioniert das?«

Er erklärt mir die Prozedur, die ziemlich einfach klingt. So einfach, dass ich in Erwägung ziehe, es selbst zu tun. Ich habe weder Tattoos noch den Luxus, in einen Laden zu gehen und mir gegen Bezahlung eines stechen zu lassen.

Als ich gerade den Mund öffnen will, um zu fragen, woher er die Utensilien hat, schaltet er sich ein: »Willst du, dass ich dir eins mache?«

Ich neige den Kopf zu ihm und ein Grinsen macht sich auf meinen Wangen breit.

»Ja«, sage ich und nicke, denn die Vorstellung, dass ein Fremder mir an einer Bushaltestelle ein Tattoo stechen würde, ist zu schön, um sie zu verpassen. Das ist die perfekte Art von Spontanität, die ich brauche. »Was wollen Sie dafür haben?«

Er nickt in Richtung meiner Plastiktüte. »Die Packung Zigaretten wird reichen.«

Der Blick, den er mir zuwirft, gibt mir das deutliche Gefühl, dass er mehr daran interessiert ist, mich davon abzuhalten, sie zu rauchen, als sie selbst zu rauchen. Ich frage mich, ob er bemerkt hat, was noch in der Tüte ist.

Ich lächle. »Abgemacht. Ich will genauso eines wie Sie. Auch die gleiche Stelle. Dann passen wir zusammen.«

Mir gefällt der Gedanke, mit Simon ein Tattoomotiv zu teilen. Ich schätze, es gibt mir das Gefühl, einen Freund in meiner einsamen kleinen Welt gefunden zu haben, an den ich mich erinnern kann, wenn ich schließlich gehe.

Aber noch wichtiger ist, dass ich die Botschaft mag. Denn wirklich, genau diese Worte gehen mir jeden Tag durch den Kopf. Gibt es einen besseren Satz als mein tägliches Mantra, um ihn tätowieren zu lassen?

Er grinst, wobei er seine leicht schiefen Zähne zeigt, und bedeutet mir, meinen Oberschenkel zu ihm zu drehen. Cutoff-Shorts sind hier meine Alltagskleidung, also kann er problemlos ein Tattoo an derselben Stelle wie bei sich platzieren.

Der Bus nähert sich, also werden wir unsere Fahrt verpassen, aber in dreißig Minuten wird ein anderer Bus kommen - genug Zeit, um mein erstes Tattoo zu bekommen.

Er öffnet das Fläschchen und gießt ein wenig schwarze Flüssigkeit in den Deckel, dann reißt er die Verpackung mit einer neuen Nadel auf.

»Octopus-Tinte«, sagt er mir. »Die beste Tinte, die man bekommen kann.«

Ich nicke, obwohl es mich nicht unbedingt interessiert. Das Ganze ist sowieso unhygienisch. Wenn mein Körper es abstößt, wird es eine ziemlich coole Narbe geben. Allerdings habe ich Kraken schon immer sehr gemocht, also wird es wohl schön sein, einen Teil von ihnen in mich zu injizieren. Sie können so leicht verschwinden, sich tarnen, um mit ihrer Umgebung zu verschmelzen, was alles ist, was ich im Leben wirklich wollte. Vielleicht kann ich mit dieser neuen Tätowierung so tun, als hätte die Tinte alles zerfressen, was mich menschlich macht, und mich genau wie sie verschwinden lassen.

Ich runzle die Stirn, weil ich weiß, dass es nie so ist wie in den Filmen, wo ein einsames Kind eine unglaubliche Superkraft bekommt. Ich glaube, das nehme ich den Kranken auch ein wenig übel.

Mein neuer Freund beugt sich dicht über meinen Oberschenkel, seine braunen Augen wandern nie von seiner Aufgabe weg, während seine überraschend ruhige Hand akribisch Tinte in meine Haut sticht. Die scharfen Nadelstiche setzen alle möglichen Endorphine in meinem Körper frei, und ich beschließe hier und jetzt, dass ich süchtig nach Tattoos bin.

Das ist besser als Zigaretten, aber da es jetzt seine sind, erlaubt er mir, während der Prozedur eine zu rauchen. Um sich zu entspannen, sagt er.

Ein paar weitere Leute gesellen sich zu uns und ich muss lachen, als keiner von ihnen auch nur im Geringsten überrascht aussieht, dass sich ein Mädchen ein Tebori-Tattoo stechen lässt, während es auf den Bus wartet, als ob das in Port Valen etwas Alltägliches wäre. Ein Typ kommt sogar rüber und fragt nach einem eigenen, aber Simon sagt ihm, er solle ihn an einem anderen Tag aufsuchen.

Die ganze Erfahrung ist seltsam, aber sie hat mich glücklich gemacht, und dieses fremde Gefühl ist besser als Sex. Ich erlebe so wenig Freude. Viel zu oft drängen sich fremde Männer über mich und beanspruchen meinen Körper. Vor allem aber hat es mich vergessen lassen.

Fünfundzwanzig Minuten später richtet sich Simon auf, sein Gesicht ist schmerzverzerrt und sein Rücken knackt, weil er so lange in einer unbequemen Position verharrt hat.

Ich habe ein schlechtes Gewissen wegen der Schmerzen, die ich ihm zugefügt habe. Er muss meinen Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er wirft mir einen strengen Blick zu, ähnlich dem eines Vaters, der mit seinem Kind schimpfen würde. »Du brauchst kein Mitleid mit mir zu haben, junge Dame. Es ist ein Segen, alt zu sein, und jedem Segen wohnt etwas Bittersüßes inne.«

Ich fühle mich immer noch schlecht, aber ich nicke und beuge mich hinunter, um meine Tätowierung zu untersuchen. Mein Oberschenkel ist knallrot und gereizt, was die harten Linien noch verstärkt.

Fuck You in fetten schwarzen Buchstaben, obwohl meine ein bisschen ordentlicher aussehen als seine. Trotzdem sind sie immer noch uneben und wackelig, und ich bin erleichtert darüber. Deshalb liebe ich es so sehr. »Es ist perfekt.«

»Unperfekt«, korrigiert er mich und betrachtet sein Werk.

»Perfekt unperfekt«, schließe ich einen Kompromiss und lächle ihn breit an. Meine Wangen tun weh, weil sie so stark gedehnt werden, aber wie jedes Mal, wenn die Nadel durch meine Haut gestochen ist, fühlt sich der Schmerz gut an. »Das sind die besten Dinge.«

Er zündet sich noch eine Zigarette an und lehnt sich zurück, als ob er sich um nichts in der Welt kümmern würde. Simon sieht aus, als hätte er sein Leben sehr gründlich gelebt, und ich möchte wissen, was ihn an diese Bushaltestelle geführt hat, um einem seltsamen Mädchen an einem Dienstagnachmittag ein Tattoo zu verpassen.

»Du hast recht«, räumt er ein. »Du bist auch sehr seltsam.« Ich grinse noch breiter, als er genau das Gleiche sagt, was ich gedacht habe.

»Das sind Sie auch, Simon. Das sind Sie auch.« Der Blick, den wir uns zuwerfen, spricht Bände – wir sind beide damit zufrieden, seltsam zu sein.

In diesem Moment fährt der Bus vor, der Motor rumpelt laut. Als die Türen sich zischend öffnen, stehe ich auf und biete ihm meinen Ellbogen an, als ob ich ihn zu einem Ball begleiten würde.

Er winkt mit der Hand und scheucht mich weiter.

»Ich ziehe es vor, zu laufen. Meine alten Knochen brauchen die Bewegung, sonst werden sie für immer blockiert.«

Ich ziehe die Brauen zusammen. »Warum haben Sie dann an der Bushaltestelle gesessen?«

Er zuckt mit den Schultern. »Ich bin zufällig vorbeigekommen und du sahst aus, als könntest du einen Freund gebrauchen.« Ich lasse meine Ellbogen sinken und ein seltsames, stechendes Gefühl durchzuckt meine Brust. Enttäuschung. Ich wollte weiter mit Simon reden. Ihm Fragen stellen und mehr über den Mann hinter den abgetragenen Klamotten und der Octopus-Tinte erfahren.

Auch er wirkt aufmerksam und bemerkt einmal mehr meine Miene. Vielleicht trage ich meine Gefühle auch nur zu öffentlich zur Schau.

»Unsere Wege werden sich wieder kreuzen, Sawyer. Das Leben hat die seltsame Angewohnheit, dir die Menschen in den Weg zu stellen, mit denen du zusammenstoßen sollst. Es liegt an dir, dich dafür zu entscheiden, es von Dauer zu machen.«

»Dauerhaftigkeit«, murmle ich und schmecke das Fremdwort auf meiner Zunge. »Sie sind bereits dauerhaft, Simon, genau wie dieses Tattoo.« Er lächelt mich an, mit einem wissenden Funkeln in den Augen.

»Dann sehen wir uns ja bald wieder, oder?«

Ich fühle mich ein wenig besser und nehme meine Plastiktüte in die Hand. Das Rascheln des Inhalts erinnert mich daran, was sich noch darin befindet. Das kleine Grinsen verschwindet aus meinem Gesicht. Simon wird mich nicht mehr von meiner bevorstehenden Situation ablenken, und plötzlich graut es mir vor der Fahrt allein.

»Das hoffe ich doch. War schön, Sie kennenzulernen, Simon.«

Und dann drehe ich mich um, mein Oberschenkel brennt, als ich mich auf den Weg zum Bus mache. Ich stecke meine Münzen in den Schlitz und suche mir einen Platz ganz hinten. Das Kunstleder ist heiß und klebt an der Rückseite meiner Oberschenkel, aber ich merke es kaum.

Ich schaue zum Fenster und werfe einen letzten Blick auf Simon, der mir zuwinkt, bevor der Bus losfährt.

Wenigstens muss ich nicht in einen Laden gehen und eine Kreditkarte benutzen oder noch mehr Geld abheben. Ich gebe mir noch ein paar Tage, bis es an der Zeit ist, einen Drink zu nehmen.

Dann werde ich als jemand anderes neu anfangen.

Nicht als Sawyer Bennett, sondern als jemand, von dem man sich wünscht, man wäre ihm nie begegnet.

 

Kapitel 2

Sawyer

 

Jamie Harris.

Ich starre für eine kurze Sekunde auf den Ausweis, bevor ich ihn dem Barkeeper rüberschiebe. Er sieht darauf, zurück zu mir und dann wieder auf die Karte.

»Du bist Amerikanerin«, stellt er fest.

»Leider«, antworte ich.

»Du siehst nicht aus wie neunundzwanzig«, kommentiert er, bevor er mir die Karte zurückgibt. Das ist beleidigend, weil ich nur ein Jahr jünger bin, als der Ausweis sagt.

Ich zwinge mich zu einem Lächeln. »Es tut mir schrecklich leid, dass ich nicht deinem Standard entspreche, wie eine neunundzwanzigjährige Frau auszusehen hat. Dank meiner Skincare-Routine. Kann ich jetzt einen Drink haben?«

Der Barkeeper verdreht die Augen, bevor er sich in Bewegung setzt, um den besagten Drink zuzubereiten. In der Sekunde, in der er weggeht, stoße ich die Luft aus. Meine Brust ist vor Beklommenheit zugeschnürt, aber ich wage es nicht, mir das anmerken zu lassen.

Das ist mein Gesicht auf dem Ausweis, aber nicht mein Name.

Jamie Harris ist erfolgreicher Inhaber eines Unternehmens in Los Angeles, Kalifornien, hervorragende Bonität und das Kreditkartenlimit liegt bei satten fünfzigtausend Dollar.

Er ist außerdem ein Mann und er macht sich ganz gut.

Nun, ich nehme an, dass ich es bin, die jetzt ganz gut für sich selbst sorgt.

Wie auch immer, ich habe nicht vor, das ganze Geld auszugeben – nicht mehr als absolut notwendig. Bevor ich hierhergeflogen bin, habe ich genug Geld abgehoben, um eine Weile durchzuhalten.

All meine Opfer sind Männer, die meisten von ihnen haben Unisex-Namen, was es einfacher für mich macht, mich als sie auszugeben. Ich habe auch mit fast allen von ihnen geschlafen. Bei manchen … wollte ich es nicht, und meine Haut kribbelte bei jeder Berührung. Aber es war notwendig, um das zu bekommen, was ich brauchte.

Ich habe nicht die Fähigkeiten dazu, es online zu tun, also ist die gute alte Art meine einzige Methode. Und um nahe genug heranzukommen, um ihre privaten Informationen zu erhalten – müssen sie mich nach Hause bringen.

Ich könnte mir einen Job suchen, aber das würde bedeuten, entweder die Identität einer toten Person zu stehlen, von der niemand weiß, dass sie tot ist, oder meinen richtigen Namen zu benutzen – und beides bringt mich zum Kotzen. Wenn ich ehrlich bin, würde ich anfänglich am liebsten sterben, wenn ich anderen das Leben stehle.

Ich bin ein beschissener Mensch, kein Zweifel. Aber ich bin auch keine Soziopathin. Mir fehlt es nicht an Empathie und ich bin auch nicht schuldlos.

Trotzdem darf niemand wissen, wo ich bin. Wer ich bin.

Also nein, ich kann nachts nicht schlafen und schaue auch nicht in den Spiegel.

Aber ich tue, was ich kann – das Einzige, was ich tun kann, um zu überleben.

Der Barkeeper kommt mit meinem Wodka und Sprite zurück, schiebt ihn rüber und wirft mir einen missmutigen Blick zu.

»Wie heißt du?«, frage ich, nippe an meinem Getränk und lächle sofort. Für jemanden, der mir nicht zu glauben scheint, hat er den Drink ziemlich stark gemacht. Darüber bin ich froh, denn das ist der einzige Drink, den ich zu kaufen gedenke. Ich kann es nicht riskieren, mich zu betrinken. Nicht, wenn ich heute Abend arbeiten muss und meinen Verstand brauche.

Allerdings bin ich nicht nur zum Arbeiten hierhergekommen, sondern auch zum Feiern. Der Schwangerschaftstest war negativ. Nach diesem Schreck habe ich mir sofort eine Spirale einsetzen lassen. Das hat mich zwar Geld gekostet, das ich nicht ausgeben wollte, aber es ist um einiges billiger als ein Kind. Keine Babys und keine Periode in absehbarer Zeit, und das ist ein Grund zum Feiern, verdammt noch mal.

Die Krankenschwester in der Klinik bestätigte, dass meine Periode wahrscheinlich stressbedingt verspätet ist, und wies mich auch auf einige andere gesundheitliche Probleme hin. Offenbar bin ich untergewichtig und dass ich kaum etwas essen kann, ist sicher nicht hilfreich.

Mit Jamies Kreditrahmen könnte ich mir ein nagelneues Auto kaufen, wenn ich wollte, aber ich kann mich nicht dazu durchringen, mehr als das Nötigste zu kaufen. Sobald ich einen Ort verlasse, benutze ich nie wieder ihre Karte, falls sie herausfinden, wer ich bin, und die Polizei auf mich ansetzen. Ich weiß nicht, ob das möglich ist oder nicht, aber meine Paranoia lässt es nicht anders zu.

»Ich muss eine volle Bar führen«, ist seine Antwort. Ich werfe einen Blick in beide Richtungen und entdecke keine Menschenseele in der Bar. Es ist ein Uhr nachmittags an einem Donnerstag. Diese Bar ist scheiße und offenbar ist die Einstellung des Barkeepers auch nicht besser als die veraltete Einrichtung.

»Du magst mich wirklich nicht. Warum?«

»Du vermittelst mir das Gefühl, ein wilder Hund zu sein.«

Mein Mund öffnet sich, bevor ein schockiertes Lachen aus meiner Kehle dringt.

»Ein wilder Hund?«, frage ich ungläubig. Es ist so wahr, dass ich nicht einmal beleidigt sein kann. Ich stütze mein Kinn auf meine Hand, ein Grinsen im Gesicht. »Erzähl.«

Er stützt sich mit beiden Armen auf die Theke und beugt sich vor. »Du bist zerstörerisch und unkontrollierbar.«

»Du musst Psychologe sein«, erwidere ich trocken.

»Ich erkenne Ärger einfach, wenn ich ihn sehe.«

Ich presse die Lippen zusammen, zucke dann mit den Schultern und nehme einen weiteren Schluck, anstatt ihm eine verbale Antwort zu geben. Immer noch nicht falsch.

Er sieht mich an und wartet auf eine Antwort. Als ich nur einen weiteren Schluck nehme und ihm dabei direkt in die Augen schaue, nickt er, als ob er sich selbst etwas bestätigen würde.

»Du hast Angst. Das macht dich gefährlich«, endet er. Meine Miene fällt in sich zusammen, und mit dieser Bestätigung schnalzt er mit der Zunge, zieht seine Arme langsam von der Bar und geht weg.

Ich vermute, um die Geister zu bedienen, denn es ist immer noch keine verdammte Menschenseele hier.

Oder zumindest dachte ich das.

»Wusstest du das nicht? Ein Drink wird heute zusammen mit einer kostenlosen Therapiestunde serviert.«

Die dunkle, von einem Akzent beherrschte Stimme hinter mir ist verblüffend, auch wenn es nicht der gewohnte australische Akzent ist, den ich sonst höre. Ich zucke zusammen, drehe mich auf dem Barhocker, schaue einmal nach hinten und drehe mich sofort wieder herum.

»Nope. Ich könnte bei dem bloßen Blick auf dich schwanger werden. Geh weg.«

Er stöhnt. »Ist das nicht ein Ritual des Mannwerdens? Eine Frau schwängern und abhauen?«

Ich schnaube. »Das scheint es zu sein, was sie denken.«

Der Mann setzt sich auf einen Hocker neben mir, hüllt mich in den Duft nach dem Ozean und einem Hauch von Sandelholz ein. Er trägt Boardshorts und ein schwarzes Tanktop – und welcher Mann trägt schon Tanktops und kommt damit ungeschoren davon? Vielleicht, weil er die schönsten Arme hat, die ich je gesehen habe.

Er ist genau die Art von Typ, von der ich mich fernhalte. Ich bevorzuge Männer, die in Anzügen gekleidet sind, Krawatten tragen und Hypotheken am Handgelenk tragen. Die Art, die so überarbeitet und gestresst ist, dass sie nach fünfzehn Minuten … was auch immer sie als Sex bezeichnen, in Ohnmacht fallen.

Der Mann neben mir? Ich müsste hart arbeiten, um ihn ermüden zu lassen, und wenn ich das erreicht hätte, dann wäre ich zu beschissen müde, um irgendetwas anderes zu tun.

Er ist gefährlich.

Ich lehne mich ihm entgegen, presse meine Nase beinahe gegen seinen muskulösen Bizeps und atme tief ein, wobei ich die Augen verdrehe. »Du riechst auch gut«, stöhne ich. »Hau ab.«

Ich schnappe mir wütend meinen Drink, ernsthaft sauer darüber, wie verführerisch er ist. Ich schaue ihn entgeistert an, während er sichtlich genervt den Kopf schüttelt. Dennoch bewegt er sich nicht weg.

»Schnüffel nicht an mir.«

Ich hebe die Augenbrauen. Ich habe es noch nie geschafft, nur eine zu heben, dabei habe ich mir immer gewünscht, ich könnte es. Das würde meine nächste Antwort noch geschmackvoller machen. »Dann geh.«

Der Barkeeper meinte, ich wäre gefährlich, aber dieser Mann verkörpert Gefahr. Sein Haar ist knapp über der Kopfhaut rasiert – kleine kurze Borsten, die sich wahrscheinlich unfassbar gut an meinen Händen anfühlen würden – haselnussbraune Augen mit einem dunklen Fleck auf dem rechten, und er hat dunkel gebräunte Haut. Ein leichter Hauch von Haaren ist über seine scharfe Kieferpartie gestreut und unterstreicht den fast kriminellen Look, den er an den Tag legt.

Körper eines griechischen Gottes? Check.

Könnte mein Leben mit einem Wink ruinieren? Check.

Hat einen ständigen finsteren Blick und tut so, als würde er die Welt hassen? Fick mich doch gleich. »Bring mich dazu«, antwortet er, hob das Kinn in Richtung des Barkeepers. Die direkte Herausforderung in seinem Unterton lässt mir einen Schauer über den Rücken laufen, auch wenn sie herablassend klingt. Das hält mich nicht davon ab, meine Schenkel zu verkrampfen.

Ich räuspere mich und sage: »Ich möchte dich nicht vor anderen in Verlegenheit bringen.«

Sein Blick gleitet langsam zu mir, ein stoischer Ausdruck auf seinem dümmlich-schönen Gesicht. »Sehe ich aus, als müsste ich mich für irgendetwas schämen?«

Bevor ich etwas erwidern kann, kommt der Barkeeper heran, sein Verhalten ist viel weniger wild, während das Arschloch neben mir seinen Drink bestellt. Er lässt sich nicht einmal den Ausweis zeigen.

Ich spotte. Männer. Die sind alle scheiße.

Ich beuge mich zum Barkeeper vor. »‘Tschuldigung. Dieser Mann …« Ich halte inne und schaue zur Seite. »Wie ist dein Name?«

»Enzo«, antwortet er bereitwillig, als ob ich ihn nicht verpetzen wollte. Ich runzle die Stirn. Er hat einen lächerlich sexy Namen.

»Enzo belästigt mich«, sage ich, blicke zurück zum Barkeeper und nicke mit dem Kopf in Richtung des Übeltäters. »Ich habe Angst um mein Leben.«

Schnell drehe ich mich zu Enzo um und füge schnell hinzu »Ich heiße übrigens Jamie, danke der Nachfrage«, bevor ich mich wieder dem Barkeeper zuwende und ihm einen erwartungsvollen Blick zuwerfe.

Er rollt nur mit den Augen, bevor er weggeht. Ich lasse mich fallen, und neben mir kichert mein neuer Begleiter tief.

»Er kann dich wirklich nicht leiden.«

»Ich weiß«, sage ich und werfe meine Hände hoch. »Ich habe noch nie einer Fliege etwas zuleide getan.«

Ich verschlucke mich fast an der unverhohlenen Lüge, und meine Laune sinkt mit der Erinnerung daran, dass ich Menschen nur beruflich verletze.

Er scheint die plötzliche Veränderung meines Verhaltens zu bemerken und wirft mir einen Blick zu. Die Art und Weise, wie er mich beobachtet, gefällt mir nicht besonders. Ich rutsche auf meinem Sitz hin und her, meine Oberschenkel kleben an dem billigen Leder.

»Ich werde jetzt weggehen«, warne ich ihn.

Er starrt mich an, und ich starre auf mein leeres Getränk. Ich bewege mich nicht. Nicht einmal einen Zentimeter. Und er lässt zu, dass ich von dem Tornado in meinem Kopf mitgerissen werde. »Wie wäre es stattdessen mit einem weiteren Drink?«

 

 

 

»Also, du sagst mir, dass du mit Haien schwimmst? So wie die großen, angsteinflößenden Monster im Ozean, die Menschen fressen?«

Er wirft mir einen amüsierten Blick zu, unbeeindruckt von meiner Feststellung.

»Sie fressen keine Menschen. Es ist wahrscheinlicher, dass du einen Autounfall hast, als von einem Hai gebissen zu werden.«

»Wirklich, lahme alte Statistik? Das sagen sie bei allem.« Ich lass meine Stimme spöttisch eine Oktave tiefer wandern und sage: »Es ist wahrscheinlicher, dass du einen Autounfall hast als einen Flugzeugabsturz. Warum machst du es nicht interessanter und sagst, dass es wahrscheinlicher ist, dass du wegen einer herabfallenden Kokosnuss umgebracht wirst?«

Er schüttelt den Kopf, aber in seinen Augen glitzert es, sein Mundwinkel zuckt leicht in die Höhe, und in diesem Moment verlässt meine Seele meinen Körper. Er hat Grübchen.

Verdammt. Nicht cool.

Es ist auch das erste Mal, dass ich ihn zum Lächeln bringe. Zumindest rede ich mir das ein. Sonst würde ich es kaum als Belustigung bezeichnen. Enzo mag so tun, als würde er sich über mich ärgern, aber insgeheim genießt er meine Gesellschaft. Ein Mann wie er würde sich nicht zwingen, zu bleiben, wenn er es nicht wollte. Ich glaube, es würde ihm sogar Spaß machen, mir zu sagen, dass ich mich verpissen soll.

»Das stimmt«, sagt er achselzuckend. »Haie sind sehr missverstanden, und die Medien stellen sie als menschenfressende Bestien dar, aber das ist überhaupt nicht der Fall. Sie sind neugierige Tiere, die häufig Menschen mit Robben verwechseln. Haie mögen unseren Geschmack nicht.«

»Du meinst also, wenn ich mit einem Hai ins Wasser steige, würde er nicht wie Der weiße Hai auf mich losgehen?«

Er verdreht die Augen, und ich weiß, dass er das nicht verführerisch gemeint hat, aber es ist der herzzerreißendste Blick, der mir je zugeworfen wurde.

Meine Oberschenkel schmerzen schon lange, weil ich sie in den letzten zwei Stunden, in denen Enzo und ich uns unterhalten haben, ständig zusammengepresst habe. Aber es geht auch weit über das Körperliche hinaus. Irgendetwas an ihm zieht mich in seinen Bann, lässt mich an seinen Lippen hängen und macht es mir unmöglich, mich von ihm abzuwenden.

Vielleicht liegt es am Alkohol. Vielleicht aber auch nicht.

Er sieht mir tief in die Augen, wenn ich spreche – ich habe mich noch nie so gehört gefühlt. Das Beste daran ist, dass er mir keine unaufgeforderten Ratschläge gibt oder mich mit fadenscheiniger Gemütlichkeit versorgt. Er … hört einfach zu, und zwar aufmerksam. Als ob das Nächste, was aus meinem Mund kommt, das Heilmittel für Krebs sein könnte. Nur schade, dass ich der verdammte Krebs bin.

Wir sind inzwischen beide leicht angeheitert, und obwohl er nicht gerade der Netteste ist, kann man sich gut mit ihm unterhalten.

Mir gefällt es, dass er so spricht, als ob er im Sterben läge und keine Zeit hätte, nett zu sein, obwohl er kein verdammtes Interesse daran hat, das überhaupt zu sein. Er verschwendet keine Zeit mit falschen Geschichten und Beteuerungen. Er ist der Typ Mensch, der sich neben dich setzt, einfach weil er es möchte, und der eine Unterhaltung am Laufen hält, weil er sich genug dafür interessiert, was du als Nächstes sagen wirst.

Er ist geflissentlich.

Und das sorgt für ein sehr interessantes Gespräch.

»Es wäre kein persönlicher Angriff gegen dich. Aber letzten Endes sind sie wilde Tiere und müssen respektiert werden. Sie können temperamentvoll und territorial sein und werden angreifen, wenn man sie aufregt oder wenn sie einen mit dem Futter verwechseln.« Er zuckt mit den Schultern. »Aber in den meisten Fällen schwimmen sie einfach weiter.«

Ich stütze mein Kinn auf meine Hand und bin fasziniert von seiner Art zu reden. Er erzählt leidenschaftlich von der Arbeit. Seine haselnussbraunen Augen funkeln vor Aufregung, er spricht mit den Händen, wenn er richtig aufgeregt ist, und auf seiner rechten Seite ist immer der Anflug eines Grübchens zu sehen, wenn er über seinen Beruf spricht, als wüsste er etwas, das der Rest der Welt nicht weiß.

Ich schätze, in gewisser Weise tut er das auch. Er weiß, wie es ist, mit einem der ältesten und gefürchtetsten Raubtiere der Welt zu schwimmen, was nicht viele von sich behaupten können.

Er hat vielleicht nicht die besten Manieren, aber ich bewundere seine Leidenschaft. Das Einzige, was ich je mit Leidenschaft gemacht habe, ist das Überleben – und selbst dabei habe ich häufig das Gefühl, dass ich aufgeben muss.

»Wurdest du jemals gebissen?«

»Nicht von einem Hai«, lallt er. Ich überlege kurz, als ich die Anspielung in seinen Worten erkenne.

»Du sagst das so, als ob du gern von Nicht-Haien gebissen wirst.«

Er zieht eine Augenbraue in die Höhe, ein leichtes Grinsen lässt das Grübchen deutlicher auf seiner Wange erscheinen. Er kann eine Braue anheben. Das ist wohl keine große Überraschung. Gott hatte schon immer seine Lieblinge.

»Gibt es einen Grund, es nicht zu mögen?«

Ich seufze laut. »Hör auf, mich schwängern zu wollen, Enzo. Wir sind nicht einmal Freunde.« Ich hebe meinen Drink an und trinke ihn aus, um mich davon abzulenken, seine Theorie zu testen.

»Ich werde mein Bestes geben«, sagt er trocken.

»Und ich werde nichts Geringeres akzeptieren. Die einzige Art von Daddy, an der ich interessiert bin, sind die mit Sugar im Namen.«

»Willst du deine Nummer an die Badezimmerwand schreiben?«, schlägt er vor. »Glaube aber nicht, dass derjenige, der anruft, der Typ ist, den du mit nach Hause zu deinen Eltern nehmen solltest.«

Seine Worte klingen unschuldig, aber sie lösen trotzdem einen stechenden Schmerz in meiner Brust aus. Scharf genug, dass ich mein Glas etwas zu unsanft abstelle.

Er bemerkt meinen Stimmungsumschwung, stellt ebenfalls sein Glas ab und sieht mich an.

Sieht mich einfach nur an. Er wartet, ohne weiter nachzufragen.

Ich zwinge mich zu einem Lächeln und zucke lässig mit den Schultern. »Die habe ich nicht.«

»Keine Familie?«

»Nur ich.«

Wieder wartet er schweigend, während ich an der feuchten Serviette herumfummle, die die feuchten Schlieren des langsam schmelzenden Eis von meinem Glas aufsaugt.

»Ich hatte sie, bis mein Bruder Kevin und ich achtzehn waren. Sie sind betrunken nach Hause gefahren und haben sich gestritten, wie sie es immer taten. Wahrscheinlich, weil Dad mal wieder einer anderen Frau zu nah gekommen ist. Sie stürzten von einer Brücke und kamen erst am nächsten Tag wieder hoch. Ich fand Kratzspuren in Dads Gesicht von ihren Nägeln, und beide hatten einen hohen Alkoholpegel.«

Er nickt langsam und fragt dann: »Zwillinge?«

»Ja«, bestätige ich leise. »Kev und ich waren Zwillinge. Aber jetzt gibt es nur noch mich.« Ich beende die Aussage mit einem breiten Lächeln und signalisiere damit das Ende dieser deprimierenden Unterhaltung.

Er wirft mir einen undeutbaren Blick zu, sagt aber schließlich: »Komm mit, ich will dir etwas zeigen.« Er nickt in Richtung Ausgang. »Ich will nicht den ganzen Tag in dieser Scheiß-Bar verbringen.«

In Ordnung. Also schnappe ich mir seinen Drink und trinke ihn aus.

Whiskey. Ekelhaft.

»Du bist wirklich unhöflich«, bemerkt Enzo, steht auf und sieht mit einem unbeeindruckten Stirnrunzeln auf mich herab.

Er ist so verdammt groß. Als wäre er einen ganzen Kopf größer als ich.

»Und du bist ein Mammut«, erwidere ich.

Der Barkeeper – der endlich nachgegeben und mir gesagt hat, dass er Austin heißt – schnappt sich im Vorbeigehen die Gläser, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Selbst als Enzo sein Portemonnaie herausfischt, um ein paar Scheine herauszuziehen und sie auf die Bar zu klatschen, um unsere Rechnung zu bezahlen.

»Du bist nervig.«

Das höre ich nicht zum ersten Mal.

»Heißt das, du sagst unser Date ab?«, frage ich, mit einem Hauch von Hoffnung in meinem Ton. So sehr ich es auch brauche, dass Enzo mich nach Hause bringt – ich hasse immer das, was danach kommt.

»Es ist kein Date. Aber nein, wenn du rauswillst, dann geh allein wie ein großes Mädchen.«

Gott, ist der fies. Warum gefällt mir das?

»Wie auch immer. Lass mich nur das Geld holen für …«

»Wenn du dein Geld rausnimmst, schiebe ich es dir in den Rachen«, warnt er und seine Stimme wird gefährlich tief.

Ich blicke ihn an, sicher sind meine Augen kugelrund vor Schreck.

»Herrgott, wenn du ein Gentleman sein willst, sag das einfach. Spinner.«

Er ignoriert mich und geht an mir vorbei in Richtung Ausgang, ohne einen Blick zurückzuwerfen. Das Arschloch geht einfach davon aus, dass ich ihm folge.

Tja.

Er hat recht.

Ich war noch nie jemand, der Selbstbeherrschung besaß. Ich springe vom Barhocker und eile ihm hinterher, wobei meine Flip-Flops auf dem klebrigen Boden klappern, während ich mich bemühe, ihn einzuholen.

»Ich schätze dein unvernünftig schnelles Tempo«, keuche ich, als wir in die heiße australische Sonne hinaustreten. Ich blinzle, das grelle Licht sticht in meine empfindlichen Augen. »Keine Zeit verschwenden. Das gefällt mir. Ich bin eine viel beschäftigte Frau, weißt du?«

Ich schwitze bereits, denn mit seinen langen Beinen kann er viel größere Schritte machen, als ich es mit meinen kurzen jemals könnte.

»Irgendwie bezweifle ich das.«

 

 

Kapitel 3

Sawyer

 

»Warum sagen die Leute, dass sie sich im Vergleich mit dem Universum klein fühlen, aber sagen dasselbe nie über Wasserfälle?«

»Wahrscheinlich, weil sie glauben, dass man Wasserfälle bezwingen kann. Aber niemand wird jemals das Universum bezwingen.«

Ich schiebe meine Unterlippe vor und denke über seine Antwort nach. »Der Ozean ist nicht erobert worden. Die Leute sagen auch nie was dazu.«

Er spottet. »Dann waren diese Leute noch nie in der Mitte des Ozeans.«

Enzo fischt sein Portemonnaie heraus und wirft es auf den Boden, bevor er hinter seinen Kopf greift, sein Hemd von hinten packt und es auszieht.

Meine Kehle wird trocken, als er den Stoff auf den nassen Stein fallen lässt, und ich frage mich, wie ein Stein die Feuchtigkeit besser bei sich behalten kann als ich.

Er trägt nur schwarze Badeshorts, die viel zu viel seiner nackten Haut preisgibt. Jeder Muskel, der physisch eigentlich gar nicht existieren sollte … nun ja, existiert. Meine Knie sind kurz davor, einzuknicken und auf den Stein zu prallen.

»Bitte, zieh dein Shirt wieder an«, flehe ich.

Er eilt an mir vorbei, ohne auf meine sehr vernünftige Forderung einzugehen, und stürzt sich kopfüber in das riesige Tauchloch vor uns.

Seine Haut hat meine kaum berührt, und doch fühlt es sich an, als würde Elektrizität über meinen Körper tanzen.

Wenn ich jetzt reinspringe, werde ich durch einen Stromschlag sterben.

»Du hättest dir den Kopf stoßen können!«, rufe ich über das tosende Wasser hinweg, als sein Kopf aus der Wasseroberfläche auftaucht. Er ignoriert mich und schwimmt auf den Wasserfall zu, sein gebräunter Rücken glänzt im Sonnenlicht.

Eigentlich bin ich mir nicht einmal sicher, warum er mich eingeladen hat.

Aber ich bin froh darüber, denn jetzt, wo seine Muskeln nicht mehr sichtbar sind, kann ich die Aussicht richtig genießen.

Sie ist atemberaubend. Eine kleine Nische, umgeben von Klippen und leuchtend grünen Pflanzen, die in die glitzernde blaue Tiefe übergehen. Geradeaus befindet sich ein gewaltiger Wasserfall, dessen Kraft meine Knochen vibrieren lässt. Lianen klettern Hunderte von Metern an den Felsen hinauf, und ich überlege ernsthaft, ob ich mich an einer festhalten und meine Tarzan-Fähigkeiten testen soll. Ich wollte mich schon immer von einer Liane schwingen und ins Wasser springen. Eins sein mit der Natur und dieser ganze Scheiß.

Enzo dreht sich zu mir um und mein Herz bleibt für einen kurzen Moment stehen.

»Kommst du rein?«

»Nur, wenn du versprichst, mich nicht anzufassen«, rufe ich zurück.

»Ich verspreche, nichts zu tun, worum du mich nicht bittest.«

Dann dreht er sich um, taucht unter und verschwindet unter dem Wasserfall.

Ich stöhne laut auf und lehne meinen Kopf in den Nacken. Ich bin zu gleichen Teilen erleichtert und verärgert, dass er mir das Versprechen nicht einfach geben konnte. Er sendet mir wirklich gemischte Signale. Resigniert seufzend schiebe ich mein Tanktop über den Kopf, knöpfe meine Jeansshorts auf und lasse sie fallen. Zum Glück habe ich gelernt, nirgendwo ohne meinen Badeanzug hinzugehen.

Ich fahre mit den Fingern über das frische Tattoo auf meinem Oberschenkel. Es ist erst ein paar Tage her und ich riskiere eine Infektion, wenn ich ins Wasser gehe. Aber nicht ins Wasser zu gehen und nie herauszufinden, was hinter dem Wasserfall passieren wird, fühlt sich schlimmer an.

Ich glaube, die einzige weise Entscheidung, die ich heute treffen werde, ist, mich nicht von einer Liane zu schwingen.

Ich werde heute nicht als König des Dschungels auftreten, obwohl ich wünschte, Enzo wäre nicht verschwunden, damit ich ihn fragen kann, ob es sicher ist, mit einer Arschbombe in die Quelle zu springen. Er ist zwar getaucht, aber ich habe auch das Gefühl, dass er in einem vier Fuß tiefen Wasser tauchen könnte, ohne sich auch nur die Nase zu kratzen.

Ich beschließe, es zu versuchen, nehme Anlauf, rolle mich zu einer Kugel zusammen und stürze mich ins Wasser wie ein echter Idiot. Die meisten Mädchen würden wahrscheinlich wie bei einem Fotoshooting ins Wasser gleiten, aber mein Leben ist zu unsicher, um nicht das zu tun, was ich wirklich tun will.

Zum Beispiel den schärfsten Mann, den ich je gesehen habe, hinter einem Wasserfall zu verführen. Ich stöhne wieder, diesmal über mich selbst. Ich brauchte zwei Sekunden, um mich dazu zu überreden, obwohl ich schon wusste, dass ich nicht Nein sagen würde.

Ich lüge mich gern selbst an.

Ich komme wieder nach oben, lang genug, um tief einzuatmen, dann tauche ich wieder ab und unter den Wasserfall.

Es ist so warm hier drinnen; es fühlt sich an, als wäre man an einem kalten Tag in eine Heizdecke eingewickelt. So wohlig, dass man eine Gänsehaut bekommt.

Als ich wieder auftauche, sitzt Enzo auf dem Steinboden am Rand des Beckens, ein Knie angezogen und den Arm abgestützt, das andere Bein immer noch ins Wasser getaucht, während er auf mich wartet. Sein Körper glänzt, und besonders ein Tropfen zieht meine Aufmerksamkeit auf sich, der an seinem definierten Bauch hinunter zum Bund seiner Shorts läuft.

Ich schlucke, erwidere seinen Blick und bleibe im Wasser, wo es sicher ist. Ich kann keine der Emotionen in seinen Augen deuten. Er hält sie unter Verschluss, und nicht zu wissen, wie er fühlt oder was er denkt, ist beunruhigend.

»Willst du mich jetzt umbringen?«, frage ich mit einer Stimme, die sich kaum von dem donnernden Geräusch des Wasserfalls abhebt. Es wäre ein Leichtes, wenn meine Schreie davon gespült würden.

»Würde jemand nach dir suchen?«, erwidert er.

Ich lächle sardonisch. »Ja. Ich habe Leute, die gerade nach mir suchen.« Er wird den Wahrheitsgehalt dieser Aussage niemals verstehen. Zumindest nicht, bis es zu spät ist.

»Dieser Wasserfall ist nicht sehr bekannt«, antwortet er und lässt seinen Blick an meinem Hals hinuntergleiten, bevor er zurück zu meinen Augen findet. »Es würde eine Weile dauern, dich zu finden.«

Trotz der Tatsache, dass ich wegen der Temperatur schwitze, jagt mir seine Antwort – nein, seine Stimme – einen Schauer über den Rücken.

Ich zucke mit den Schultern. »Ich will nie gefunden werden.«

»Dann habe ich dich wohl genau da, wo ich dich haben will«, lallt er träge.

Ich stecke in Schwierigkeiten, aber es ist die Art von Gefahr, die dich unkontrolliert lächeln lässt, während du auf dem Grad zwischen Leben und Tod schwebst. Die Art von Gefahr, die dir einen Nervenkitzel verschafft, dir das Gefühl gibt, lebendig zu sein, und dich dann leer und verlassen zurücklässt, wenn es vorbei ist.

»Willst du wissen, was ich von dir dachte, als wir in der Bar waren?«, frage ich nach.

»Dass ich dich mit einem Blick schwängern könnte«, wiederholt er trocken.

Flüssige Hitze sammelt sich bei seinen Worten in meinem Magen. Ich will nicht einmal Kinder, weshalb es beschämend ist, zuzugeben, dass ich unglaublich erregt bin.

Das ist so, als würde dein Celebrity Crush davon reden, dich zu schwängern. Es spielt keine Rolle, ob du Kinder willst oder nicht, dein Höschen schmilzt sofort bei dem Gedanken.

Ich schüttle den Kopf und atme tief ein, in der Hoffnung, dass ich Sauerstoff einatme, der das Delirium aus meinem Kopf vertreiben wird.

»Dass du mich schon mit der Spitze ruinieren könntest«, gebe ich zu und grinse, als er ein wenig verblüfft aussieht.

»Wie kommst du darauf, dass ich dich ficken würde?«

Autsch.

Ich zucke mit den Schultern und ignoriere die Verlegenheit, die mir langsam in die Wangen kriecht.

»Willst du sagen, du würdest nicht?«

Er starrt mich einen Moment lang mit seinen prüfenden Augen an. Es fühlt sich an, als hätte er einen Dietrich und würde in meinem Gehirn herumstochern, um alle meine Geheimnisse zu lüften.