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Von K. Bromberg, Autorin der DRIVEN-Serie, kommt ein Begleitbuch, das die Romane erweitert. Nach Verführt, Begehrt, Geliebt erfüllt Bromberg ihren Leser/innen den Wunsch und erzählt ausgewählte Szenen aus der Sicht von Colton Donavan. Hör seine Gedanken, erlebe seine Zerissenheit, und lache mit ihm auf seiner Reise, wenn er seine inneren Dämonen besiegt und lernt, was es heißt zu lieben.
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Seitenzahl: 335
K. BROMBERG
Rylees und Coltons Lovestory
WIE ER SIE SAH
Roman
Aus dem Amerikanischen von Anu Katariina Lindemann
K. Bromberg, Autorin der DRIVEN-Serie, hat ein Begleitbuch geschrieben, das die Romane erweitert. Nach Verführt, Begehrt, Geliebt erfüllt sie nun ihren LeserInnen den Wunsch und erzählt ausgewählte Szenen aus der Sicht von Colton Donovan.
Hör’ seine Gedanken, erlebe seine Zerissenheit, und lache mit ihm auf seiner Reise, wenn er seine inneren Dämonen besiegt und lernt, was es heißt zu lieben.
K. Bromberg lebt mit ihrem Mann und ihren drei Kindern im südlichen Teil Kaliforniens. Wenn sie mal eine Auszeit von ihrem chaotischen Alltag braucht, ist sie auf dem Laufband anzutreffen oder verschlingt gerade ein kluges, freches Buch auf ihrem eReader.
Die Originalausgabe erschien 2014 unter dem Titel Raced bei JKB Publishing LLC.
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Copyright © 2014 by K. Bromberg
Published by Arrangment with JKB Publishing LLC
Copyright © 2015 der deutschsprachigen Ausgabe by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH,
Neumarkter Straße 28, 81673 München
Redaktion: Anita Hirtreiter
Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München
unter Verwendung von shutterstock / kiuikson
Umsetzung eBook: Greiner & Reichel, Köln
ISBN 978-3-641-20084-8V004
www.heyne.de
Für meine LeserInnen …
Ihr seid das Karierte in meiner Flagge und macht mein Alphabet komplett – von A bis Z.
Ihr lasst mich im Regen tanzen und schenkt mir meine Stimme.
Eure unendliche Unterstützung, euer kontinuierlicher Enthusiasmus und euer unerschütterlicher Glaube in meine Fähigkeiten überwältigen mich jeden Tag aufs Neue.
Das hier ist das Buch, das ich nie beabsichtigte zu schreiben, aber ihr könnt ziemlich überzeugend sein … somit ist dieses Buch hier euch gewidmet.
Ich renn euch. Ich büchere euch. Ich schokoladige euch. Ich danke euch.
Kristy
Als ich Driven begann, hatte ich nicht die Absicht, irgendeinen Teil dieser Bücher aus Coltons Perspektive zu schreiben. Rylee war meine Heldin. Ich wusste, wie sie tickte, umriss ihre Beweggründe von einer Szene zur nächsten und verstand, warum sie ihre Gefühle für den egoistischen Colton Donovan lange nicht zulassen wollte, aber ich verstand auch, was sie zu ihm hinzog.
Nicht ein einziges Mal machte ich mir darüber Gedanken, was Colton wohl dachte, von den Gründen einmal abgesehen, warum er Rylee zurückstieß.
Alle Bücher dieses Genres, die ich gelesen hatte, waren aus der Perspektive des weiblichen Ich-Erzählers geschrieben, und ich entschloss mich ebenfalls dafür, so zu verfahren. Ich stellte auf diese Art eine Verbindung zur Heldin her, identifizierte mich mit dem, was sie tat, und genau das wollte ich auch meinen LeserInnen bieten, als ich VERFÜHRT schrieb.
Nach der Veröffentlichung von VERFÜHRT las ich in einem Blog, dass einige LeserInnen gerne ein paar Szenen aus Coltons Perspektive lesen würden, weil er ein so komplexer Charakter ist. Ich tat mich schwer mit der Anmerkung – nicht weil sie nicht schlüssig gewesen wäre, sondern eigentlich sogar durchaus das Gegenteil der Fall war. Aber ich hatte doch vorher noch nie aus der Sicht eines Kerls geschrieben! Allein der Gedanke daran jagte mir eine Heidenangst ein.
Doch ich entschied, mich der Herausforderung zu stellen. Ich nahm Kontakt zum Blog auf und fragte, ob sie als ein Special für ihre Website etwas aus der Erzählperspektive von Colton haben wollten. Und sie sagten Ja. Dann bemerkte ich erst, wie aufgeschmissen ich eigentlich war, denn … ich kannte zwar natürlich die Dialoge, aber kein einziges Mal hatte ich mich gefragt, was Colton gedacht hatte.
Die folgende Szene zu schreiben verlangte mir zunächst viel ab. Ich musste überhaupt erst einmal Zugang zu seiner inneren Stimme finden, seiner Persönlichkeit. Und nachdem ich einige Tage immer neu damit begonnen und sie immer wieder überarbeitet habe, war ich endlich fertig.
Und genau in jenem Moment stellte ich fest, dass ich Colton sogar noch mehr liebte, als mir zuvor bewusst war. Ich liebte seine direkte Art, seinen Sarkasmus und konnte nun auch die Probleme mit seinen Dämonen besser nachvollziehen. Es hatte so etwas Befreiendes, die Szene aus seinem Blickwinkel zu schreiben. Ich liebte nun die Herausforderung, und es machte mir Spaß, herauszufinden, wie er tickte, und ich liebte es, aus der Geschichte herauszutreten und sie mit anderen Augen und aus einer völlig neuen Perspektive zu betrachten.
Als der Text auf dem Blog gepostet wurde, war das Feedback positiv. Ich schaute mir den Roman BEGEHRT an, der zu circa achtzig Prozent fertig und komplett aus Rylees Blickwinkel geschrieben war, und entschied mich dazu, dass ich einige Kapitel aus Coltons Perspektive schreiben müsste. Nach dem Ende von VERFÜHRT dachte ich mir, er könnte wieder in der Gunst der LeserInnen steigen, wenn ich das letzte Kapitel aus seiner Sicht erzählte. Ich wollte, dass die LeserInnen ihn verstanden, sodass sie ihm etwas mehr vergeben könnten.
Also machte ich mich an die Arbeit und schrieb den Prolog von BEGEHRT in einem Zug. Das hatte ich vorher noch nie hinbekommen. Aber als ich fertig war, wusste ich, dass ich achtzig Prozent des fertiggeschriebenen Buches auseinanderpflücken würde, damit ich mehr von Coltons Stimme in die Geschichte hineinfließen lassen könnte.
Sowohl in BEGEHRT als auch in GELIEBT suchte ich mir dann ganz gezielt die Textstellen heraus, die aus Coltons Perspektive sein sollten. Dabei wollte ich nie zu viel oder zu wenig von ihm preisgeben. Ich wählte entscheidende Szenen aus, die einen bestimmten Zweck erfüllen sollten. Aber es schien, als ob es nie genug für die LeserInnen war. Ich bekam (und bekomme immer noch) ständig Nachrichten und werde gefragt, was er wohl in dieser oder jener Szene gedacht haben mag. Zwischendurch überlegte ich auch irgendwann einmal, ob ich die Reihe noch einmal komplett neu auch aus seiner Perspektive schreiben sollte, kam dann allerdings schließlich doch zu dem Entschluss, dass in diesem Fall sein Humor und seine Anziehungskraft ihren Glanz für die LeserInnen verlieren und sie sich irgendwann bei einer Geschichte langweilen würden, von der sie bereits alle Details kannten.
Trotzdem fand ich, dass es sich bei bestimmten Ereignissen durchaus lohnen würde, wenn sie neu erzählt werden würden, also habe ich euch, meine lieben LeserInnen, gefragt, welche Szenen das sein sollten. Es hat mich nicht weiter überrascht, dass viele davon diejenigen waren, die ich ohnehin schreiben wollte.
Hier sind sie dann also – aus Coltons Perspektive. Einige davon sind abgeänderte Versionen von bestimmten Textpassagen, die du schon früher irgendwann auf einem Blog gelesen haben könntest, manche sind umgeschriebene Kapitel, die du noch nicht kennst, und manche sind Szenen, die du noch niemals zuvor gelesen hast, weil wir zuvor nur erfahren haben, was Rylee machte, aber nie, was Colton in der Zwischenzeit tat.
Ich hoffe, dass sie dir Freude bereiten werden, zumindest war das bei mir der Fall. Es hat Spaß gemacht, sich in Colton hineinzuversetzen, denn so konnte ich miterleben, wie er seine Dämonen bezwingt, und ihm dabei zusehen, wie er lernt, sich von seinen festgefahrenen Verhaltensmustern zu trennen.
Driven
Verführt
Viele LeserInnen waren neugierig, was Colton während seines ersten Treffens mit Rylee dachte, als sie aus der Abstellkammer geradewegs in seine Arme fiel. Auch ich war neugierig. Das Problem war allerdings, dass ich keinen blassen Schimmer hatte. Ich wusste ja nicht einmal, warum er hinter der Bühne herumgelaufen war.
Diese Szene war mein erster Versuch, aus Coltons Perspektive zu schreiben.
Ich fing mindestens siebenmal immer wieder von vorne an und versuchte mir vorzustellen, warum er sich während der Gala abseilte, anstatt sich mitten ins Geschehen zu stürzen. Es dauerte lange, diese Szene zu schreiben, aber ich werde sie immer als diejenige betrachten, die die Richtung von BEGEHRT veränderte – zum Besseren!
Mein Körper wird kräftig durchgeschüttelt, als sie in mich reinfällt. Fingernägel graben sich in meinen Bizeps. Wilde braune Locken sind alles, was ich sehe, als ich auf sie herunterblicke. Ihre Schultern beben bei jedem hyperventilierten Atemzug – ein Geräusch, das einhergeht mit einem ohrenbetäubenden Schrei, der ja zwangsläufig als Nächstes folgen muss.
Vielen Dank, Social Media! Ihr könnt eure verdammten Tweets und stalker.com-Beiträge nehmen und sie euch sonst wohin stecken! Danke, dass ihr einem weiteren gesichtslosen, verzweifelten Fan dabei geholfen habt, mich aufzuspüren.
Wie kommt’s, dass mich die Frauen sogar an diesem Ort überfallen? Zuerst der rotbraune Piranha in dem Alkoven und jetzt diese hier.
Ernsthaft? Die Jungfrau-in-Nöten-Masche? Als ob ich die nicht schon längst kennen würde. Du bist eine von vielen, Süße. Du willst, dass ich dich beachte? Dann solltest du aber definitiv weniger anhaben. Na ja, außer halterlosen Strümpfen und High Heels vielleicht. Und nichts anderem! Damit hättest du auf jeden Fall meine volle Aufmerksamkeit.
Ich verlagere mein Gewicht, aber sie rührt sich nicht. Okay, Stalker-Girl, deine Zeit ist abgelaufen. Lass mich jetzt verdammt noch mal los, damit ich kein Arschloch sein und dich von mir losreißen muss!
Meine Güte.
Es verschlägt mir fast den Atem, als sie zu mir aufsieht – sie hat wunderschöne Augen. Sie hält ihren Kopf nach wie vor geneigt, sodass das Einzige, was ich wahrnehme, die ungewöhnliche veilchenblaue Farbe ihrer Augen ist. Und das, obwohl ihre Augen durch die Schminke ziemlich verschmiert sind, aber die Art, wie sie mich anschaut – geschockt und entsetzt, gleichzeitig allerdings auch erleichtert –, hindert mich daran, ihr eine unhöfliche Verabschiedung an den Kopf zu werfen.
Was verdammt noch mal ist denn nur los mit mir? Hysterisch plus weiblich gleich verrückt – das sind doch alles Gründe, ganz schnell das Weite zu suchen! Schließlich hab ich diese Lektion schon vor einer verdammt langen Zeit gelernt. Obwohl sie echt gut riecht … Konzentrier dich, Donovan! Erinnere dich an Regel Nummer eins: Geh niemals mit einer Verrückten in die Kiste!
Sie wendet ihren Blick von meinem ab, senkt ihn langsam und stoppt an meinen Lippen, starrt sie an, ohne etwas zu sagen. Ihr Körper wird steif, ihre Finger verspannen sich an meinen Armen und sie hält einen Moment lang die Luft an, bevor sie zitternd aufseufzt.
Warte. Warte. Es kommt … Das unvermeidliche Angebot. Der einstudierte Seufzer, der Versuch, mich mit unanständigen Dingen zu verführen, damit sie dann im Gegenzug damit angeben kann, dass sie ein paar nette Stunden mit mir verbracht hat.
Kenn ich schon alles, Süße. Deshalb gibt es ja Regel Nummer eins. Sie kann sich drehen und wenden, wie sie will, aber das bedeutet nicht, dass ich es auch mögen werde.
Sie verlagert ihr Gewicht, und dabei taumelt sie noch mal gegen mich. Feste Titten pressen sich gegen meinen Oberkörper, ehe sie wieder zurückspringt, so als ob sie einen Elektrozaun berührt hätte.
Stimmt, Süße. Ich bin elektrisch.
Es ist die erste Gelegenheit, mir ihre Gesamterscheinung anzusehen, und die Kleine ist definitiv einen zweiten Blick wert! Sie ist kurviger als die Frauen, mit denen ich für gewöhnlich etwas habe, aber verflucht … diese Kurven stehen ihr echt verdammt gut! Ich verschlinge sie förmlich mit den Augen, bewundere ihre Fick-mich-Schuhe, die langen, wohlgeformten Beine und die vollen, mehr als eine Handvoll großen Brüste. Und ich hab große Hände … Ich kann nichts dagegen tun, dass sich mein Puls beschleunigt. Sie mag ja vielleicht verrückt sein, aber hat einen verflucht heißen Körper!
Die Entschuldigung, die sie mit Mühe und Not herausbringt, höre ich nicht – ihre faule Ausrede, warum sie eingeschlossen war, weil mein Blick weiter nach oben wandert und an ihrem Mund hängen bleibt. Herr im Himmel – sie hat verdammt perfekte Lippen! Ich könnte mir jetzt echt gut vorstellen, wie perfekt diese Lippen um meinen Schwanz herum aussehen würden. Ich muss mich stark zusammenreißen, bei der Vorstellung nicht laut aufzustöhnen – wie sie vor mir kniet, mit diesen unglaublichen Augen zu mir aufsieht und ihre Wangen einzieht, während mein Schwanz in ihren Mund hinein- und wieder hinausgleitet.
Scheiß drauf! Wann hab ich denn jemals diese verdammten Regeln befolgt?!
Ha – Regelbrecher, Herzensbrecher. Gerne nehme ich den Titel an, wenn ich dafür etwas Spaß mit ihr haben kann.
Das war’s dann wohl mit Regel Nummer eins.
Ich zwinge mich, nicht mehr ihren Mund anzustarren, und reiße meinen Blick hoch, um ihre Absichten abzuschätzen. Sie will also eine wilde Nacht mit dem berühmt-berüchtigten Bad Boy? Nach dem Kopfkino-Porno von gerade eben, mit ihr als Hauptdarstellerin, soll ich verflucht sein, wenn ich’s ihr nicht ordentlich besorge.
Aber dafür soll sie sich auch ins Zeug legen. Das, was ich zu bieten habe, ist zu gut, um es umsonst herzugeben. Fangirls sind Dutzendware, aber ich bin ein Sechser im Lotto!
Sie wendet ihren Blick wieder ab, und ich beobachte, wo ihre Augen als Nächstes hinwandern. Ja, ihr gefällt das, was sie sieht, scheinbar richtig gut … ich glaub nicht, dass sie irgendeine Idee hat, mit wem sie es gerade zu tun hat.
So wie es eine gute Stalkerin tun sollte, hat sie bestimmt die Schundblätter gelesen und glaubt jetzt, dass das hier einfach wird – dass ich mit jeder vögele, die die Beine breitmacht. Sie will also Spielchen spielen?! Sie ahnt ja gar nicht, dass ich gerade echt in der Stimmung bin, mit harten Bandagen zu kämpfen.
Sie starrt mich immer noch an, und ich kann nichts gegen das Lächeln tun, das sich auf meinem Gesicht ausbreitet. Ihre Augen werden größer und ihr Atmen flacher. Oh ja, sie will es definitiv auch. Sie spielt absolut auf Sieg.
Nach einer kurzen Pause schaut sie mir wieder in die Augen. Erweiterte Pupillen, leicht geöffneter Mund, Röte schleicht sich auf ihre Wangen. Fuck, ich wette, so sieht sie aus, wenn sie kommt. Mein Schwanz regt sich bei dem Gedanken, derjenige zu sein, der ihr diesen Gesichtsausdruck verschafft, wenn ich in den Schlitz zwischen ihren Schenkeln gleite.
Danach mache ich mich dann aus dem Staub. Wie ging noch mal der Spruch? Wie gewonnen, so zerronnen.
»Kein Grund, sich zu entschuldigen«, sage ich zu ihr. Ich muss ein bisschen grinsen, weil diese ursprünglich langweilige Veranstaltung jetzt ja doch viel interessanter geworden ist. Los geht’s! »Ich bin daran gewöhnt, dass Frauen vor mir zu Boden sinken.«
Ihr Kopf fährt hoch, und Verwirrung – vermischt mit etwas, von dem ich ausgehe, dass es Empörung ist – blitzt in ihren außergewöhnlichen Augen auf.
Willkommen bei den ganz Großen, Süße!
Sie öffnet wieder ihren Mund. Ist durcheinander. Verhaspelt sich.
Ich mache sie nervös. Gut so.
»Danke. Vielen Dank. Die … die Tür ist zugefallen und war blockiert. Und dann bin ich in Panik geraten und –«
Nun höre ich tatsächlich ihre Stimme. Eine raue Telefonsex-Stimme. Shit! Mein Schwanz tut jetzt mehr, als sich zu rühren. Das Schnurren von diesem Betthäschen reicht schon aus, dass ein Mönch einen Ständer bekommen würde. »Geht’s Ihnen gut, Miss …?«
Sie starrt mich einfach nur weiter an. Regungslos. Ich sehe Unentschlossenheit und Verwirrung in ihren unglaublichen Gesichtszügen. Sie stellt ihren Entschluss bereits infrage? Verdammt noch mal, keine Chance! Sie geht nirgendwohin! Ich bringe immer das zu Ende, was ich angefangen habe, und das hier – die Chance, sie meinen Namen herausschreien zu hören, während ich später in ihr versunken bin – ist auf gar keinen Fall schon zu Ende!
Los geht’s!
Ich lege meine Hand in ihren Nacken und ziehe sie näher an mich heran. Das ist alles, was ich tun werde. Eine leichte Berührung, um noch einmal nachzulegen und sie dazu zwingen, die Karten auf den Tisch zu legen. Ich ziehe sie nah genug an mich heran, um ihre Lippen zu berühren, sie ein bisschen zu necken, um sie den Wetteinsatz bei unserem unerwarteten Spiel wissen zu lassen.
Aber shit … wenn ich nur wüsste, was es mit ihr auf sich hat. Es ist irgendetwas anderes – Herausforderung hin oder her –, was mich dazu bringt, meine freie Hand auszustrecken und sie ihren Arm hinaufgleiten zu lassen, über die Linie ihres Nackens hinweg und über ihre Wange.
Aber ich will auf keinen Fall, dass ich sie will! Ich brauche sie nicht! Scheiße, wenn ich auf einen Quickie aus wäre, müsste ich nur Raquel eine kurze Textnachricht schreiben und sie würde sofort vorbeikommen. Fuck, wahrscheinlich ist sie sogar schon längst bei mir daheim. Obwohl es zwischen uns nicht mehr so knistert wie am Anfang, ist sie immer noch für alles zu haben.
Und sie hat erstaunliche Dinge drauf …
Aber dieses verrückte Fangirl hier hat irgendetwas an sich, das mich noch ein zweites Mal hingucken lässt. Etwas, das mich vergessen lässt, dass das hier nur ein Spielchen ist.
Diese Augen. Diese wilden Locken, die so aussehen, als ob sie beim Vögeln aus der Haarklemme herausgefallen wären. Diese prallen, perfekt geöffneten Lippen. Herr im Himmel! Ich könnte sie auch einfach dieses Spielchen gewinnen lassen, weil sie verdammt noch mal nicht mit fairen Mitteln spielt!
Gedanken, was ich mit ihr alles anstellen könnte, flimmern mir durchs Hirn. Soll ich mich Hals über Kopf in die Sache reinstürzen und über die Konsequenzen später nachdenken oder das hier in die Länge ziehen und erst dann mit ihr Spaß haben?
Dann saugt sie stoßweise die Luft ein, was mich wissen lässt, dass sie mag, was ich tue. Es lässt mich wissen, dass sie den Mund etwas zu voll genommen hat. Es deutet auf das bisschen Verletzlichkeit hin, die ich in ihren Augen aufflackern sehe. Und dieses Geräusch – der fast unmerkliche Schauder, der mir sagt, dass ihr Körper die Warnung ihres Verstandes, einen großen Bogen um mich zu machen, verraten will – macht mich total scharf auf sie.
Und mein Verlangen überwältigt jegliche Logik.
Das Testosteron gewinnt.
Nur ein kleiner Vorgeschmack.
»Ach, verdammt!« Ich presse meinen Mund auf ihren und nutze ihren überraschten tiefen Atemzug aus, um meine Zunge zwischen ihre jetzt geöffneten Lippen zu schieben. Um zu schmecken, was sie anzubieten hat. Ach du Scheiße! Sie bringt mich gerade komplett aus dem Konzept! Diese Frau schmeckt wie nichts, was ich je zuvor gehabt habe! Du hörst Drogenabhängige sagen, dass ihre erste Line Koks das war, was sie abhängig gemacht und dazu gebracht hat, unvernünftige Dinge zu tun, damit sie ihre nächste Dröhnung bekommen. Endlich kann ich das nachvollziehen!
Sie ist so süß. Unschuldig. Sexy. Willig.
Einfach verdammt heiß!
Und bevor ich mir noch mehr davon nehmen kann, was ich plötzlich so unbedingt haben will – scheiß auf das Spielchen –, windet sie sich plötzlich und löst ihre Lippen von meinen.
Nur ein Gedanke schwirrt mir jetzt noch im Kopf herum. Trübt meine Entschlossenheit.
Ich will mehr.
Ich spüre unter meiner Handfläche, wie sich ihr Puls beschleunigt. Ihr Keuchen vermischt sich mit meinem. Ihre Augen leuchten vor Verwirrung und Furcht. Und Verlangen.
Ich will mehr.
»Entscheide dich, Süße.« Ein unangenehmer Schmerz macht sich bereits in meinen Eiern breit. »Ich kann mich nicht ewig zurückhalten.«
Ihre Augen – so viel Widersprüchliches funkelt in ihnen auf – sagen zur selben Zeit Komm, fick mich! und Bleib mirverdammt noch mal vom Leib!. Ihre Lippen öffnen sich und schließen sich dann wieder. Dann greift sie nach meinem Kragen. Man sieht ihr an, wie sie mit sich selbst ringt. Warum die plötzliche Zurückhaltung, wenn sie jetzt doch genau das bekommt, warum sie hergekommen ist? Hat sie jetzt plötzlich doch Schiss bekommen? Ah … also hat sie wohl einen festen Freund. Wie könnte sie auch keinen haben – bei dem Aussehen?!
Sie starrt mich an, ihre Augen sind ausdruckslos, aber ihr Körper reagiert immer noch auf mich, genauso wie jeder Nerv in meinem Körper danach schreit, sie an mich zu ziehen und zu nehmen, bis ich genug von ihrem süchtig machenden Geschmack habe. Die Zeit ist um, Süße. Die Entscheidung liegt nun bei mir. Ich werde ihr schon zeigen, was sie will, und ihr das geben, was ihr Freund nicht tut. Sie hatte ihre Chance zu gehen, und das hat sie nicht getan. Ich werde das jedenfalls ganz bestimmt nicht tun. Ich bekomme immer das, was ich will.
Und genau jetzt will ich sie!
Der Griff meiner Hand in ihrem Nacken wird fester. Ich kann mir das Lächeln nicht verkneifen, als ich daran denke, mich später in ihre weichen Kurven und in ihre feuchte Muschi hineinzudrängen. Und dann leg ich los! Sie ziert sich zuerst, als ich Anspruch auf ihren Mund erhebe. Ich bin geschickt, aber weit davon entfernt, sanft zu sein, als ich ihre bebenden Lippen dazu dränge, sich zu öffnen, und ich mir meinen nächsten Schuss hole.
Einen weiteren Vorgeschmack.
Das ist alles, was ich will. Ich lecke mit meiner Zunge über ihre. Erforschend. Schmeckend. Fordernd.
Ach du Scheiße! Das ist das Einzige, was mir durch den Kopf geht, als sie beginnt, auf mich zu reagieren. Unsere Körper verbinden sich, ihre Zunge spielt mit meiner. Ihre Fingernägel kratzen an meiner Wange, eine Hand krallt sich in mein Haar. Ein verdammtes Inferno brennt sich seinen Weg meine Wirbelsäule hinab und in meine Eingeweide. Mir entfährt ein Stöhnen, als sie sich an meinen steinharten Schwanz presst und ihr weicher Körper meinem Ständer nachgibt.
Jegliche Urbedürfnisse in meinem Körper betteln danach, sie zu berühren, sie als mein Eigentum zu beanspruchen. Ich streiche mit einer Hand ihre kurvigen Hüften hinab, unsere Körper vibrieren vor lauter Adrenalin und Verlangen. Ich lege eine Hand auf ihren Rücken und drücke sie gegen mich, mein Schwanz presst sich gegen ihren Bauch, mein Knie schiebt sich zwischen ihre Beine. Sie reagiert prompt und reibt sich an mir, sodass ich ihre feuchte und willige Muschi durch den Stoff meiner Hose spüren kann.
Sie ist so verdammt empfänglich. Ihr Körper gibt einfach nach, reagiert auf die zarteste Berührung. Nimmt selbstlos. Fügt sich bereitwillig.
Ich will sie so richtig verderben …
Und dann gibt sie den weichsten, erotischsten Laut von sich, den ich je gehört habe. Ein sanftes Stöhnen, das gleichzeitig bettelt und alles anbietet.
Und ich habe mich entschieden. Werde von Begierde verzehrt. Bin fest entschlossen.
Scheiß auf das Spielchen!
Sie ist mein.
Ich will sie. Ich muss sie haben. Ich bestimme jetzt, wo’s langgeht. Das Adrenalin durchströmt meinen Körper, macht sich in mir breit – wie beim Schwenken der grünen Flagge.
Ich will, dass sie mir gehört!
Ich beiße ihr leicht in die Unterlippe und lecke dann den Schmerz weg. »Herrgott, ich will dich jetzt sofort«, murmele ich zwischen den Küssen an ihren Lippen. Mein Schwanz pulsiert bei dem Gedanken daran, in sie zu stoßen. Meine Hände bewegen sich, wollen sie jetzt besitzen. Das Verlangen schürt mein Feuer. Finger reiben über harte Nippel, die darum betteln, geschmeckt zu werden. Wir knallen gegen die Wand. Meine Hände begeben sich auf Wanderschaft, um ihre nackte Haut zu spüren. Ich greife nach ihren Seidenstrümpfen und schiebe mir den Weg nach oben frei, bis ich den Bund ihrer halterlosen Strümpfe fühle. Ich stöhne in ihren Mund hinein.
Sie ist so verdammt perfekt. Die Kombination aus Seide, Spitze und nackter Haut macht mich so was von an. Wenn es möglich sein sollte, noch härter zu werden, dann ist mir das gerade eben passiert.
Ich nehme an, dass Fangirl nicht als eine von vielen betrachtet werden will.
Als sie langsam an Vertrauen gewinnt, neckt ihre Zunge meine in einem schwindelerregenden Tempo. Meine Fingerspitzen schlängeln sich die nackte Haut ihrer Oberschenkelinnenseite hinauf – sie ist so glatt, fühlt sich so weich an und fleht mich förmlich an, sie zu lecken, zu saugen, zu zwicken. Ich erreiche das bisschen Spitze, die sich zwischen mir und ihrer intimsten Stelle befindet und darum bettelt, weggerissen zu werden.
»Herr im Himmel«, murmele ich, als ich fühle, wie feucht der Stoff und wie bereit sie schon für mich ist.
»Nein. Nein! Ich kann das nicht.« Sie schubst mich etwas zurück, und ich sehe, wie sie ihre zitternde Hand auf den Mund legt. Ihre Augen sagen Nein, aber ihr Körper? Ihr trügerischer Körper vibriert voller Erwartung: Ihre Brust bebt, die Lippen sind geschwollen, die Nippel hart.
Ich zwinge mich zu schlucken. Zu atmen. Mein Gleichgewicht zurückzugewinnen, das sie gerade erschüttert hat. Ich habe mehr Frauen gehabt, als sich ein Mann wünschen könnte, aber sie hat gerade allein mit ihren Lippen meine Welt ins Wanken gebracht.
Sie geht nirgendwohin!
Sie ist mein.
»Dazu ist es wohl ein bisschen spät, Süße. Sieht aus, als hättest du das schon längst.« Als ob du jetzt noch eine andere Wahl hättest. Du hast damit angefangen, Fangirl. Und ich sage, wenn’s vorbei ist.
Flammen steigen in ihre Augen, und frech hebt sie ihr Kinn. Mein Gott, der Anblick allein genügt, um dem Wort sexy eine völlig neue Bedeutung zu geben!
»Für wen halten Sie sich eigentlich?«, faucht sie mich an. »Mich einfach anzufassen? Sich einfach über mich herzumachen?«
Wir sind also wieder zurück bei der Jungfrau-in-Nöten-Masche? »Ach, so ist das?« Spöttisch grinse ich sie an und fahre mir mit der Hand über die Wange, während ich überlege, was ich als Nächstes sagen könnte.
Es ist ein bisschen spät für Selbsterhaltung, Süße.
»Interessante Deutung der Ereignisse. Du hast also gerade nicht mitgemacht? Und bist auch nicht regelrecht in meinen Armen geschmolzen?« Ich kann mir ein leichtes Lachen nicht verkneifen. »Mach dir in deiner tugendhaften Selbstgerechtigkeit bloß nicht vor, dass du das gerade nicht genossen hast. Und nicht mehr von mir willst.«
Ich komme näher an sie heran und sehe verschiedene Gefühle in ihren Augen aufflackern. Aber am meisten sehe ich Furcht und Ablehnung. Widerstand. Wird sie es jetzt komplett ignorieren, was da eben zwischen uns passiert ist? Fangirl könnte am Ende ja vielleicht doch verrückt sein. Aber scheiß drauf – ich lechze bereits nach dem nächsten Vorgeschmack von ihr.
Und ich will sie auf jeden Fall!
Trotz ihres angespannten Kiefers dreht sie ihren Kopf nicht weg, als ich mit dem Finger die Konturen ihrer Wange nachzeichne. Oh ja. Sie ist definitiv immer noch interessiert, also warum kämpft sie so stark dagegen an?
»Lass uns eins klarstellen«, warne ich sie zähneknirschend und versuche, meine Irritation darüber zu verbergen, dass ich um etwas kämpfen muss, das auf einmal kompliziert geworden ist. »Ich nehme nur, was man mir freiwillig anbietet. Und wir wissen beide, Süße, dass du das getan hast. Und wie.«
Als ich nun mit den Fingerspitzen ihr Gesicht berühre, reißt sie plötzlich ihren Kopf weg. Wer hätte gedacht, dass Trotz so verdammt erregend sein kann? Und irritierend! Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal so ins Zeug legen musste, um eine Frau rumzukriegen.
Ihr Körper vibriert vor Wut. Oder vor Verlangen. Was von beidem es ist, kann ich nicht so genau sagen. Ich trete zurück in ihre persönliche Distanzzone und bin auf mich selbst wütend, dass ich es zugelassen habe, mich so stark von ihr beeinflussen zu lassen.
»Die Masche mit dem armen, hilflosen Ding mag bei deinem Freund ziehen, der dich wahrscheinlich wie ein Porzellanpüppchen behandelt. Ein hübsches, zerbrechliches Ding, das man in die Vitrine stellt und gerne ansieht, aber selten zum Spielen rausnimmt.« Ich zucke mit den Achseln, so als ob es mir nichts ausmachen würde, aber alles, was ich will, ist eine Reaktion von ihr. Irgendetwas, das mir zeigt, was sie hinter ihrer distanzierten Fassade denkt. »Gib’s zu, Schätzchen, das ist verdammt langweilig.«
»Mein Freund? Aber –«, stammelt sie, Schmerz flackert dabei in ihren Augen auf. Hm. Sie muss sich gerade erst von ihm getrennt haben. Perfektes Timing für einen Pump-and-Dump-Angriff. »Ich bin nicht zerbrechlich!«
Bingo!
»Ach, nicht?« Jetzt will ich erst recht noch mehr Knöpfe drücken. Ich will sie dazu bringen zuzugeben, dass sie mich will, also strecke ich meine Hand aus und ergreife ihr Kinn mit meinem Daumen und meinem Zeigefinger, um sicherzugehen, dass sie meinem Blick nicht ausweichen kann. »So benimmst du dich aber.«
Mit einem Ruck reißt sie ihren Kopf weg, ein »Sie können mich mal!« entfährt ihren schönen Lippen. Das Feuer in ihren Augen hält mich gefangen.
Und wie konnte ich nur eine Sekunde lang glauben, ich würde mir Fangirl entgehen lassen?!
»Oh, du bist ja ein ganz freches kleines Ding.« Ich kann mir nicht das Grinsen verkneifen. Wenn sie jetzt schon so temperamentvoll ist, kann ich mir lebhaft ausmalen, wie wild sie erst im Bett ist. »Ich mag’s frech, Süße. Das macht dich nur noch begehrenswerter.«
So viele Empfindungen huschen über ihr Gesicht, die ich nicht richtig deuten kann. Sie macht einen Schritt zur Seite, baut dadurch eine Distanz zwischen uns auf. Als ich gerade denke, dass sie etwas sagen wird, geht die Tür am Ende des Flurs auf und überflutet den ruhigen Gang mit dem Lärm von der Party draußen. Genau bevor Fangirl in die Richtung des Trubels herumwirbelt, sehe ich noch einen Ausdruck der Erleichterung über ihr Gesicht huschen.
An der Tür steht ein durchschnittlich großer Kerl, der uns – ganz offensichtlich neugierig – beäugt. Für eine Sekunde kann ich ihn nicht richtig einordnen, aber dann wird mir klar, dass ich ihn vorhin zusammen mit einigen der großen Nummern von Corporate Cares gesehen habe.
»Rylee? Ich brauche diese Listen wirklich dringend. Hast du sie geholt?«
Rylee? Was zum Teufel ist hier los?
»Ich wurde abgelenkt«, murmelt sie dem Typen zu und blickt dann wieder zu mir. In ihrem Gesicht sehe ich eine Mischung aus Erleichterung, Bedauern und Enttäuschung. Sie ist eine Kollegin von ihm? Arbeitet für Corporate Cares? Sie sagt noch irgendetwas zu ihm, das ich aber nicht höre, weil ich gerade versuche zu begreifen, dass das verrückte Fangirl überhaupt kein Fan ist!
Oder verrückt.
Rylee. Das kommt mir irgendwie bekannt vor. In meinem Kopf rolle ich den Namen auf meiner Zunge, ich mag die Art, wie er klingt, wie er sich anfühlt.
Sie geht an mir vorbei und vermeidet jeglichen Blickkontakt, bevor sie sich dann dem Abstellschrank zuwendet. Ich reiß mich zusammen, nicht meine Hand nach ihr auszustrecken, weil wir hier noch lange nicht fertig sind. Dann folge ich ihr, halte ihr die Tür auf und beobachte ihre ruckartigen Bewegungen, als sie eilig Bieterkarten in ihre Tasche stopft. Ich kann es förmlich spüren, wie die Augen ihres Kollegen Löcher in meinen Rücken bohren, während er versucht, zu verstehen, was hier los ist. Garantiert denkt er gerade, ich solle abhauen.
Das Gleiche denke ich. Verpiss dich, Kumpel, damit wir hier das zu Ende führen können, was wir angefangen haben! Ich konzentriere mich wieder auf Rylee. Sie richtet sich gerade auf, hält die Tasche in der Hand. Sie drückt ihre Schultern durch und geht dann an mir vorbei, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen.
Zorn pocht in meinen Adern. Ich lass mich doch nicht einfach so abservieren! »Dieses Gespräch ist noch nicht vorbei, Rylee.«
»Und ob es das ist, Ace«, ruft sie mir zu, als sie auch schon den Gang entlangmarschiert.
Ich sehe, wie sie geht. Sie wackelt absichtlich mit den Hüften. Ihre Kurven betteln darum, berührt zu werden. Ihre High Heels … ich will, dass sie – von den Schuhen einmal abgesehen – nichts anderes trägt außer ihre halterlosen Strümpfe, die auf den Boden schnalzen.
Seit wann ist eine Frau, die geht, einer der heißesten Anblicke, den ich jemals gesehen habe?
Die Tür schließt sich hinter den beiden, und es ist wieder still. Mit der Hand fahre ich mir durchs Haar, lehne mich zurück gegen die Wand und versuche, die letzten zwanzig Minuten zu begreifen. Ich atme laut aus, bin total verwirrt und frage mich, warum ich eigentlich so sauer bin.
Du lässt scheinbar nach, Donovan.
Wenn eine Frau abhaut, sollte das doch eigentlich eine gute Sache sein. Es verringert die Chance, dass es später kompliziert wird. Ich jage aus Prinzip nicht. Ist nicht mein Ding, ist es nie gewesen, wird es nie sein. Dafür gibt es einfach zu viele willige Frauen auf diesem Planeten. Warum also meine Zeit mit welchen verplempern, die Probleme machen? Warum mir für so was den Arsch aufreißen, wenn das Leben schon kompliziert genug ist? Ich ficke, wen ich will und wann ich will. Das entscheide immer ich. Und ich bestimme die Bedingungen. Die immer zu meinem Vorteil sind. Das sind die weiteren Regeln.
Aber scheiße … dass … sie … wie konnte ich sie nur gehen lassen?! Scheiße!
Niemand geht, bis ich sage, dass ich fertig bin. Und ich habe vor, das mit ihr zu Ende zu führen, was ich gerade angefangen habe. Die Trophäe gehört mir. Ich werde definitiv die Ziellinie passieren!
Auf eine Nacht der Premieren!
Zum ersten Mal habe ich mich mit einer Brünetten eingelassen.
Jetzt heißt es die Verfolgung aufnehmen.
Los geht’s!
Wink mit der Zielflagge, Süße, weil ich dich mir holen werde.
Verführt
Als Leser gingen wir davon aus, dass Colton irgendetwas mit der Manipulation auf der Date-Auktion zu tun haben musste. Zu dieser Vermutung werde ich mich jedoch nie äußern, weil ich denke, dass jeder Leser sein eigenes Drehbuch entwickeln sollte. Aber wir wissen, dass Rylee versteigert wurde und nicht allzu glücklich darüber ist. Sie ist völlig durcheinander, kann nicht mehr klar denken und will nur noch nach Hause.
Trotzdem drehen sich ihre Gedanken wie immer um die Jungs, und das bedeutet, dass sie den arroganten, aber leider auch überaus gut aussehenden Donovan finden muss, um ihren Gewinn von der Wette einzukassieren. Von der Kette von Ereignissen, die dieses Zusammentreffen auslösen wird, ahnt sie zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nichts …
Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, diese Szene zu schreiben. Natürlich wusste ich, dass Colton arrogant war, aber was genau hat ihn zu seinen Kommentaren bewegt? Was passierte, als er in dieser Nacht zurück nach Hause kam? Inwiefern beeinflusste ihn diese aufsässige Frau mit der wilden Lockenmähne?
Scheiß auf meine Regeln.
Ich bin süchtig nach ihr.
Scheiß auf ihren Dickkopf.
Sie gehört mir!
Sie weiß es nur noch nicht.
Unsere Blicke begegnen sich, als sie aus der Tür kommt. Ihr spöttischer Gesichtsausdruck und das Feuer in ihren Augen sagen mir, dass sie es doch weiß.
Aber das ist überhaupt nicht möglich.
Sie kann es noch gar nicht herausbekommen haben. An der Art, wie sie – diese Frau mit den verdammt sexy Kurven – auf mich zustolziert, kann ich allerdings erkennen, dass sie sauer ist. Ich kann nicht anders, als sie mit den Augen förmlich zu verschlingen, denn ich will mehr als nur den kleinen Vorgeschmack, den ich vorhin von ihr bekommen habe. Ich will die ganze Hauptspeise.
Und die will ich jetzt!
Geduld gehört jedenfalls definitiv nicht zu meinen Stärken.
Und ich bin sicher, dass sie mit mir auch ihre verlieren wird.
Ich kann mir ein Lächeln nicht verkneifen, während ich mich von der Wand abstoße, als sie gerade auf mich zusteuert. Sie gleicht einem Güterzug der Wut und hat noch nicht einmal den blassesten Schimmer, dass ich ihr Treibstoff bin.
Was würde ich dafür geben, um sie an die Wand zu drücken, dabei hochzuheben und sie wieder zu schmecken – scheiß auf die Menschenmenge um uns herum –, solange ich nur meinen Schuss bekomme. Sie hebt die Hand, um mich am Reden zu hindern. Diese Frau tut alles, um mich anzumachen und dann wieder abzutörnen, und alles, was das mit mir anstellt, ist, mich immer weiter anzustacheln und total geil zu machen.
»Sieh mal, Ace, ich bin müde und ziemlich mies drauf. Ich muss jetzt wirklich in die Heia und –«
»Und da wollte ich dir gerade vorschlagen, dich in Gefilde zu entführen, die deine kühnsten Träume übersteigen.« Ich kann nicht anders, als ihre Knöpfe zu drücken. Die Worte sind schon raus, bevor ich sie mir noch verkneifen kann. Aber shit, es ist doch wahr! Ich bin mir sicher, dass wir die Laken – wenn nicht sogar das Bett oder den Fußboden oder die Couch oder wo wir auch immer übereinander herfallen werden – in Brand setzen werden. Ihre üppigen Lippen bleiben bewegungslos bei meinem Kommentar, aber ich denke, dass ich sie auf Trab halten werde. Drück die Knöpfe weiter. Es macht einfach zu viel Spaß. »Du weißt gar nicht, was dir entgeht, Süße.«
Sie schnaubt. Sie schnaubt mich tatsächlich an, steht hier in ihrem eleganten Kleid, und verdammt soll ich sein, wenn das nicht auch eine Mischung aus sexy und anbetungswürdig ist. »Du kränkst mich«, sage ich und greife mir dabei an mein Herz in vorgetäuschtem Schmerz. »Du wärst überrascht, was ich mit meinem Mundwerk alles bewirken kann.«
Mal schauen, was sie darauf zu erwidern hat. Mein Blick wandert über die äußere Linie ihrer Lippen, die ich um meinen Schwanz haben will, ihre verdammt umwerfenden Augen sehen mich ein bisschen geschockt an. Selbst nach dem, was heute Nacht alles zwischen uns passiert ist, weiß sie wohl immer noch nicht so genau, wie sie mich einschätzen soll.
Gut. Soll sie mal nur im Ungewissen bleiben. Ihre Verwirrung ist mein Vorteil.
»Ich habe jetzt keine Zeit für kindische Spiele. Ich musste gerade schlimmste Demütigungen über mich ergehen lassen und bin mieser drauf, als du dir vorstellen kannst. Mich mit dir abzugeben ist wirklich das Allerletzte, was ich im Moment will.«
»Ja, ich mag Frauen, die aussprechen, was sie denken«, murmele ich mehr zu mir selbst als zu ihr. Ich bin gerade nicht in der Lage, meinen Blick von ihrem abzuwenden. Oder ein Nein zu begreifen. So etwas ist etwas völlig Neues für mich.
»Ich werde in ungefähr zehn Minuten hier abhauen, der Abend ist also gelaufen. Ich habe unsere bescheuerte Wette gewonnen, also solltest du deine Brieftasche holen und mir einen Scheck ausstellen, denn heute Abend wirst du mit leichten Taschen nach Hause gehen«, ereifert sie sich und stemmt dabei ihre Hände in die Hüften.
Scheiße, da ist schon wieder dieses Trotzige in ihrem Verhalten, was meine Eier vor lauter gespannter Erwartung dazu bringt, sich zusammenzuziehen. Vor zügelloser Lust. Und sie denkt jetzt allen Ernstes, dass ich ihr lediglich einen Scheck ausstellen und sie dann wieder aus meinem Leben verschwinden lassen werde, ohne sie gehabt zu haben? Da hat sie sich aber gewaltig getäuscht! Ich bin ein Alles-oder-nichts-Typ.
Und bei dieser Frau hier werde ich mir definitiv alles nehmen. Nur zu schade, dass sie noch nichts davon weiß.
Dieses Mal versuch ich’s erst gar nicht und kämpfe nicht gegen mein Grinsen an. Game on, Baby! »Fünfundzwanzigtausend Dollar leichter, um es genau zu sagen.«
»Nein, wir hatten doch zwanzig –« Ihre Stimme verstummt allmählich, und ich beobachte sie, wie es ihr langsam dämmert. Die Erkenntnis kracht wie ein Tornado über ihren Gesichtszügen zusammen und stürmt durch ihre Augen. Ich kann sehen, wie sie versucht, dagegen anzukämpfen und dem Drang zu widerstehen, mich zu erwürgen.
Und shit … wenn ich gedacht habe, dass diese Sturheit sie sexy macht, dann macht die Wut sie erst recht atemberaubend!
»Nein, nein, nein. Du versuchst, mich über den Tisch zu ziehen, und das weißt du!« Sie funkelt mich zornig und mit dermaßen viel Abscheu in ihren Augen an, was mich allerdings nur noch entschlossener macht, dass ich sie unbedingt haben muss. »Die Wette lautete anders, und das hier gilt nicht.«
Ich versuche mir noch das Grinsen zu verkneifen, was mir aber nicht so recht gelingen mag. »Wette ist Wette, Ryles!«
»Ich heiße Rylee, du Arschloch«, faucht sie mich wütend an.
Sie ist aber leicht reizbar … Dann eben meinetwegen Rylee.
»Ah. Na ja, soweit ich mich erinnere, heiße ich auch nicht Ace.« Aber wenn du später, wenn wir vögeln, meinen Namen herausschreist, darfst du mich nennen, wie du willst. Ich lehne mich zurück gegen die Wand und beobachte die Gefühlsregungen, die über ihr Gesicht huschen.
Sie ist so frustriert. Auftrag ausgeführt, Knöpfe gedrückt. Und jetzt habe ich eine streitlustige Furie am Hals, doch ich bin mir verdammt sicher, dass der Versuch, sie zu zähmen, Spaß machen wird, andererseits: Warum sollte ich sie eigentlich zähmen? Ein paar Kratzer haben noch niemandem geschadet.
»Du hast geschummelt. Du, du … Argh!«
»Leider hatten wir keine Zeit, Regeln oder Bedingungen festzulegen«, erkläre ich ihr mit gehobenen Augenbrauen und einem Schulterzucken. »Du wurdest weggerufen. Also sind die Details offengeblieben und Auslegungssache.«
Ihre Lippen, die ich schmecken will, öffnen sich und schließen sich dann wieder, aber nur um sich kurz darauf wieder zu öffnen. Ich versuche, nicht daran zu denken, wofür sie sich sonst noch öffnen und sich dann darum schließen sollten. Herr im Himmel! Ich versuche meine Gedanken auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren und nicht darauf, was sich unter diesem Kleid befindet. Ich drücke mich von der Wand ab und mache einen Schritt auf sie zu.
Ich kann einfach nicht widerstehen.
»Ich denke, damit haben wir bewiesen, dass du doch hin und wieder verlierst, Ryles.«
Ich muss sie einfach berühren.
Sie ist so unwiderstehlich.
Und sie ist mein.
»Ich freu mich schon auf unser Date.«
Ich beobachte, wie ihr Blick meinen Fingern folgt, als ich eine Haarlocke von ihrer Wange streiche. Mir fällt ebenfalls auf, dass ihr kurz der Atem stockt, und ich weiß, dass sie mir ins Netz gegangen ist. Jetzt ist alles nur noch eine Frage der Zeit.