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Daniel ist ein ganz normales Kind - und dennoch: Beim Sprechenlernen misslingen ihm Sätze und offenbar kann er Geräusche nicht richtig zuordnen. Er hat eine Wahrnehmungsstörung und dagegen gibt es einfache, wirksame Therapien. Dieses Buch macht Mut, gegen Vorurteile anzugehen. Denn auch in Kindern mit Wahrnehmungs- und Teilleistungsstörung steckt viel. Aus Daniel ist inzwischen ein erfolgreicher junger Mann geworden.
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Seitenzahl: 357
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HERDER spektrum Band 6946
LINGVA ETERNA® ist eine eingetragene Marke.
Impressum
Lingva Eterna ist eine eingetragene Marke
Titel der Originalausgabe: Drück mich mal fest Therapie und Erfolgsgeschichte eines wahrnehmungsgestörten Kindes Überarbeitete und erweiterte Neuausgabe 2017 (21. Gesamtauflage)
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 1991, 2013 Alle Rechte vorbehalten www.herder.de
Umschlaggestaltung: agentur IDee
Umschlagmotiv: © Jenny Sturm – Fotolia
E-Book-Konvertierung: Arnold & Domnick, Leipzig
ISBN (E-Book): 978-3-451-81064-0
ISBN (Buch): 978-3-451-06946-8
Inhalt
Vorbemerkung
Vorwort
Die Zeit bis zum Beginn der Therapie
Die ersten drei »normalen« Jahre
Sprache, Motorik und Verhalten gestört?
Und immer wieder warten
Statt Stofftieren ein Brett mit vier Rädern
Spielideen für jeden Tag
Die ersten Stunden bei der Frühförderung
Daniel geht mittwochs zum Reiten
Kurze Sätze machen vieles leichter
Erste Fortschritte und neue Probleme
Daniel konnte die Gefahr nicht abschätzen
Wir sehen die Veränderungen, die zu dem Unfall führten
Julia muss viel schlucken
Daniel badet in Rapssamen
Susanna hat immer praktische Tipps
Ausflug in die schulische Zukunft
Daniel überkommt schnell die Wut
Der Prügel hat ausgedient
Die Rachenmandeln werden herausoperiert
Daniel lernt Ball zu spielen
Ein fröhliches Spiel mit dem Rollbrett
Julia sagt: »Der stellt sich an wie ein Baby!«
Gewohnheitsmäßiges „schnell“ und „müssen“ machen Druck
Kleine Störungen – große Folgen
»Daniel, wie planst du deine Straße?«
Immer wieder bricht Daniels Welt zusammen
Und andere Kinder?
Es braucht Mut, die unbequeme Botschaft zu hören
Daniel legt Formen nach
Erster Ausflug in die Hyperkinese
Wie soll denn deine Höhle aussehen?
Der Besuch wurde Daniel zu viel
Klare Aufforderungen bringen Erfolgserlebnisse
Daniel traut sich mehr zu
Wir bemalen mit den Händen einen Kissenbezug
Wir spielen mit dem Igelball
Kämpft miteinander!
Ich kann das allein!
Wieder ein Unglück
Wir haben auch angenehme Erlebnisse
Zweiter Ausflug in die Hyperkinese
Ein eindeutiger Wortschatz macht das Mitmachen leicht
Endlich Grund unter den Füßen
Daniel besucht den Sprachheilkindergarten
Daniel baut Straßenkreuzungen und Häuser
Daniel liebt starke Berührungsreize
Ärger und Freude mit Daniel
Im Kindergarten ist Daniel ein Musterkind
Zwischen Reiten und Psychomotorik machen wir Picknick
Zwölf Monate Therapie. Ich ziehe Bilanz
Eine friedliche Sprache hat eine beruhigende Wirkung
Festigung der Therapieerfolge
Bei uns war Sperrmüll
Auf dem Rollbrett durch die Turnhalle
Daniel hat mehrere Erfolgserlebnisse
Daniel findet Freude an Gesellschaftsspielen
Bloß keine Albereien!
Wir nähen und füllen Tastsäckchen
Unsere sechs Sinne
Der Dysgrammatismus taucht wieder auf
Wir bauen die Eisenbahn auf
Ferienvergnügen
Daniel gelingt alles etwas leichter
Jedes Wort wirkt – von den Stärken sprechen
Ich bin als Mutter einen weiten Weg gegangen
Pöbeleien am Ende einer schönen Reise
Wir fertigen eine Gipsmaske an
Mama, Mama, ich kann Schuh sagen!
Herr Neumeier ist stärker als Daniel
Der Couchtisch muss dem Trampolin weichen
Ein paar Geschicklichkeitsspiele
Die Logopädin bittet mich um meine Mithilfe
Ich gebrauche meine Sprache bewusster als früher
Einschulen oder zurückstellen?
Wir entscheiden uns
Daniel ist außer sich
Herr Neumeier hat neue Riesenbausteine
Die Geschichte mit dem sch-Körbchen
Lass mich allein, sonst werfe ich mit Sand
Der Schwimmkurs beginnt
Daniels Gesichtsausdruck ist weich geworden
Ausflug in die Naturheilkunde
Wir nähern uns dem Ziel
Psychomotorik an einem heißen Tag
Die letzten Therapiestunden vor der Schule
Zum Abschluss wunderschöne Ferien
Und was ist aus Daniel geworden?
Literaturhinweise
Publikationen zur Förderung der Sinne und der Wahrnehmung
Publikationen zum LINGVA ETERNA Sprach- und Kommunikationskonzept
Kontaktadresse
Vorbemerkung
Dieses Buch ist 1991 zum ersten Mal erschienen. Schon von Anfang an erreichte es eine große Leserschaft und konnte vor allem Eltern, ErzieherInnen und LehrerInnen viel geben. Die Anzahl der Kinder, die eine ähnliche Starthilfe brauchen wie der in diesem Buch dargestellte Daniel, wächst. Ich zeige Ihnen, wie Sie sie auf ihrem Weg liebevoll und kompetent begleiten können. Und ich will Ihnen Mut machen, an diese wunderbaren Kinder zu glauben!
Alle meine in diesem Buch dargestellten Erfahrungen habe ich genutzt, um daraus ein weitergehendes Konzept zum wertschätzenden und effizienten Umgang mit der Sprache zu entwickeln. Es ist das Lingva Eterna Sprach- und Kommunikationskonzept. Ich habe das Konzept Mitte der neunziger Jahre begründet und es dann ab 2004 gemeinsam mit dem Arzt und Neurowissenschaftler Chefarzt i.R. Dr. Theodor von Stockert weiterentwickelt. Es bewährt sich vielfältig in der Praxis.
In dieser vollständig neu bearbeiteten Ausgabe habe ich Folgendes ergänzt: Am Ende jedes großen Kapitels finden Sie sprachliche Anregungen auf der Grundlage dieses Konzepts. Die praxisnahen sprachlichen Tipps ergänzen die anderen zahlreichen Anregungen, denn klare Eltern mit einer klaren Sprache sind für Kinder mit Wahrnehmungsstörungen außerordentlich wichtig. Damit geben Sie ihnen Orientierung.
25 Jahre nach Erscheinen der Erstausgabe kann ich von einer strahlenden Erfolgsgeschichte berichten. Es gibt ein Happy End – so viel kann ich Ihnen schon jetzt verraten. Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!
Erlangen, Februar 2017
Mechthild R. von Scheurl-Defersdorf
Vorwort
»Alleine kann ich das nicht«, scheinen immer wieder Kinderaugen in Kinderzimmern, auf Spielplätzen und bei Kinderfesten, in Kindergärten und Vorschuleinrichtungen sagen zu wollen.
Ängstliche und fahrige Bewegungen, hektisches, unstetes Gehabe, plötzlich aufbrechendes aggressives Verhalten, auffälliges Sprechen, ungewandte Finger, ein offenstehender kleinkindlicher Mund, eine triefende Nase, ein aus der Hose heraushängender Hemdenzipfel, offene Schuhbändel und vieles mehr ziehen nicht selten die kritisch beobachtenden Blicke anderer Eltern auf diese Kinder.
Warum kneten, malen und basteln diese Kinder auch im späteren Vorschulalter nicht gerne? Warum haben sie Probleme mit dem Fahrradfahren, dem selbstverständlichen An- und Ausziehen und manchmal sogar noch mit dem Treppensteigen? Warum rennen sie gegen Gegenstände in ihrer Umgebung? Warum machen sie trotz bester Absicht und großer Vorsicht oft Dinge durch ihre Ungeschicklichkeit kaputt?
Der Blick dieser Kinder liegt bald forschend und herausfordernd, bald sehnsüchtig oder ängstlich auf einem Gegenstand oder einer Person, um dann sogleich wieder unstet über alles hinwegzustreifen und neue Reize zu suchen.
Spielgefährten, die zur Kontaktaufnahme und zur Nachahmung anregen, stören diese Kinder eher. Die Kinder verlieren sehr schnell den Überblick, ziehen sich zurück, geben sich frühzeitig geschlagen oder reagieren unvermittelt chaotisch und aggressiv auf eine Situation.
Immer wieder zeugen leichte bis schwere Verletzungen von dem natürlichen Drang und Willen dieser Kinder, die Welt zu erforschen. Sie zeigen jedoch auch ihr Unvermögen, mit all den Reizen ihrer Umgebung umzugehen, mit ihnen fertig zu werden und aus Erfahrungen zu lernen.
Spielen und damit Lernen gelingt diesen Kindern nicht nebenbei. Es erfordert von ihnen vielmehr größte Anstrengung und Konzentration.
Die Kinder haben Probleme bei der Wahrnehmung ihrer Umwelt mit all ihren Sinnen wie auch bei der Verarbeitung der aufgenommenen Sinnesreize. Sie können sich motorisch nicht angemessen verhalten und ausdrücken. Der Bereich der Gefühle und Stimmungen ist betroffen.
Die gesamte Entwicklung der Kinder wird von diesen Schwierigkeiten bereits in ihren Anfängen beeinträchtigt, sie wird verlangsamt und gestört. Folgeerscheinungen wie Sprach- und Sprechstörungen, Verhaltensstörungen und Schulprobleme stellen sich häufig ein. Wahrnehmungs- und damit entwicklungsgestörte Kinder benötigen frühzeitig Hilfe, Motivation, Ermunterung und – eben viel, viel Zuwendung.
Sie benötigen aber auch äußerst klare Grenzen, innerhalb derer sie als individuelle Persönlichkeiten ernst genommen werden und sich frei entfalten können und dürfen.
»Drück mich mal ganz fest!« sagte kürzlich ein wahrnehmungsgestörtes Mädchen zu mir. Sie meinte damit: »Hab mich ganz lieb. Ich brauche diese zupackende Liebe. Ich wünsche sie mir und kann sie auch ertragen.« Es bedeutete aber auch: »Ich brauche dein Drücken, deinen festen Druck, um mich und dich körperlich und seelisch zu spüren. Ich brauche diese Haltepunkte und Grenzen, die du mir setzt, damit ich mich an ihnen festhalten kann.«
Entwicklungsgestörte Kinder wollen und müssen auf lehrindividuelle Weise an ihrer eigenen Höchstgrenze motivierend gefordert und gefördert werden.
Nur so gelingt es ihnen, ihre Umgebung allmählich »normal« wahrzunehmen, »normal« auf ihre Anforderungen zu reagieren und ihnen gerecht zu werden und damit den Anschluss an ihre Altersgenossen nicht zu verpassen.
Doch in welch schwieriger Lage befinden sich die Eltern solcher wahrnehmungs- und entwicklungsgestörter Kinder!
Sie beobachten meistens als erste Ungereimtheiten, Auffälligkeiten, Störungen im Verhalten ihrer Kinder. Sie können sich diese aber nicht erklären. Es kommt zu Auseinandersetzungen innerhalb der Familie, zu Gesprächen mit weiteren Familienangehörigen oder guten Bekannten. Irgendwann gehen viele Eltern mit ihrem Kind zum Arzt oder zu einer Beratungsstelle. Vielleicht finden sie dort jemanden, der die Probleme der Wahrnehmung und Motorik und deren Konsequenzen für die kindliche Gesamtentwicklung kennt. Sicherlich erhalten sie in diesem Fall den dringend notwendigen Rat und entsprechende Hilfe.
Viel häufiger aber bekommen sie die Auskunft, ihr Kind sei ganz »normal«, vielleicht ein »Spätentwickler«. Sie sollten sich nur keine Sorgen machen, alles gäbe sich von alleine.
Nicht selten wird auch den Eltern selber die Schuld an der Entwicklung ihres Kindes zugeschrieben: Sie seien übertrieben ängstlich, überbesorgend, nicht streng genug, inkonsequent u. ä.
Da die elterlichen Beobachtungen nicht in ein bekanntes und typisches Störungs- oder Krankheitsbild eingeordnet werden können, werden die Sorgen der Eltern oft nicht ernst genug genommen.
Die Eltern werden auch nicht angeleitet, die individuellen Schwierigkeiten ihres Kindes genauer zu sehen und sie zu verstehen. Sie können daher weiterhin nur schlecht mit den Problemen umgehen, ja sie verstärken diese sogar noch durch unangemessenes Reagieren. Sie werden damit ihren Kindern immer weniger gerecht. Ein Teufelskreis hat begonnen.
Die Eltern sind sich auf solch eine Beratung hin auch nicht bewusst, dass ihr Kind dringend eine systematische, gezielte, ganzheitlich ausgerichtete Hilfe benötigt. Sie lernen nicht, selber eigene sinnvolle Fördermaßnahmen für das Kind zu finden und diese lustbetont in den häuslichen Familienalltag einzubauen. Sie können daher ihrem Kind nicht in seiner Entwicklung gleichsam »nebenbei« weiterhelfen.
All diese Situationen schildert das vorliegende Buch:
Aus der Sicht einer betroffenen Mutter entsteht vor dem inneren Auge des Lesers das Bild eines wahrnehmungsgestörten, sprachbehinderten Kindes mit all seinen Freuden, Nöten und Ängsten. Die Problematik des Familienalltages mit einem solchen Kind wird deutlich.
Der Leser erlebt die anfängliche Ahnungslosigkeit und Hilflosigkeit der Eltern den Problemen ihres Kindes gegenüber. Er geht mit auf die Suche nach verstehendem Rat, nach geeigneten Fördermaßnahmen und entsprechenden Einrichtungen. Er hat teil an den Fortschritten wie auch den immer wieder neu auftretenden Schwierigkeiten und Rückfällen des Kindes bis zu seinem Schuleintritt.
Dieses Buch sollte interessierte und betroffene Leser ermuntern, Kinder genauer zu beobachten, eigene Beobachtungen mit Hilfe einer fachkundigen Beratung zu deuten, die erkannten Probleme tatkräftig anzupacken und Fördermaßnahmen zu organisieren.
Vor allem aber sollte es auffordern, angemessene Fördersituation – möglichst unter Anleitung – selber zu gestalten und damit den betroffenen Kindern innerhalb ihrer wichtigsten Umgebung, nämlich der Familie, zu helfen.
Dieses Buch regt zum Weiterlesen, zum Überdenken und zur Nachahmung an.
Es sollte Eltern, Erzieher, Therapeuten, Ärzte und alle an der Entwicklung von Kindern beteiligten Personen hellhörig und weitsichtig gegenüber Wahrnehmungs- und Entwicklungsproblemen machen, auch wenn diese im Moment noch so leicht erscheinen.
Ingelid Brand
Die Zeit bis zum Beginn der Therapie
Die ersten drei »normalen« Jahre
»Der Fregger hat die Nabelschnur um den Hals.« Diese locker hingeworfene Bemerkung des entbindenden Arztes war der erste Satz, den wir nach der Geburt unseres Sohnes Daniel hörten. Er schrie gleich und sah gesund und kräftig aus. Im Vorsorgeuntersuchungsheft sind seine APGAR-Werte mit 9, 9 und 10 angegeben. Die Geburt war sehr schnell und komplikationslos verlaufen. Daniel war so schnell da, dass er uns beinahe ins Picknick hineingeplatzt wäre. Die Wehen waren von Anfang an in kurzen Abständen gekommen, so dass er sich in den Wehenpausen vielleicht nicht so recht erholen konnte. Aber es ging alles so schnell, und die Nabelschnur war nur ganz, ganz locker um seinen Hals gelegen. Überglücklich darüber, dass alles so glatt gegangen war und wir den Kreißsaal noch rechtzeitig erreicht hatten, schlossen wir unser zweites Kind in die Arme. Drei Jahre vorher hatten wir eine Tochter bekommen. Sie heißt Julia. Lange schauten wir Daniel an und streichelten ihn behutsam. Er gähnte und schlief bald ein.
Daniel wurde ein bequemes, zufriedenes Baby. Ich stillte ihn ein gutes Jahr, bis er sich selber entwöhnte. Er trank immer gut und zügig. Als er älter wurde, ließ er sich beim Stillen leicht ablenken. Aber ist das nicht bei allen Säuglingen so? Er war fast immer zufrieden und weinte nur, wenn er eine frische Windel brauchte, hungrig war oder er es zu warm oder zu kalt hatte und auch wenn um ihn herum zu viel los war. Unser Töchterchen hatte die ersten Monate sehr viel geweint. So genossen wir den pflegeleichten Sohn ganz besonders. Ich kam nicht auf den Gedanken, dass er vielleicht zu ruhig war.
Als unser Sohn ein halbes Jahr alt war, wurden wir auf einmal unruhig. Er reagierte nicht sichtbar auf Geräusche. Wenn wir seitlich hinter ihm mit einem Glöckchen klingelten, drehte er sich nicht um. Unser Kinderarzt Dr. Schneider riet uns, sicherheitshalber die Gehörlosenschule aufzusuchen, um eine eventuelle Schädigung des Gehörs möglichst früh zu erkennen. Ich ging dorthin und erfuhr nach der Untersuchung: »Der ist nur zu faul zu reagieren. Der Daniel hört ausgezeichnet. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen!«
Wir waren erleichtert, und auch der Kinderarzt war froh. Der Verdacht, dass irgendetwas nicht stimmen könnte, wurde zu den Akten gelegt. Auch in den folgenden Monaten wurde vieles auf Daniels angebliche Bequemlichkeit geschoben. Dabei war Daniel gar nicht bequem, er konnte nicht anders. Aber das wusste damals niemand.
Leider war es keinem in den Sinn gekommen, unseren Sohn aufgrund einer einmal befürchteten Beeinträchtigung besonders genau zu beobachten. Nur gar zu gern hatten wir uns beruhigen lassen. Ich selbst hatte meine instinktive Sorge nicht ausreichend ernst genommen.
Daniel war nach wie vor ein sonniges Baby. Ganz ruhig und zufrieden war er. Gelegentlich machte er mit seinen Lippen blubbernde Geräusche. Er schaute und schaute und lachte immer wieder. Mit knapp neun Monaten drehte er sich erstmals vom Bauch auf den Rücken und zurück, von Sitzen war noch keine Rede. Überhaupt war die motorische Entwicklung langsamer als bei unserer Julia. Wir dachten, jedes Kind hat sein eigenes Entwicklungstempo, das ist alles noch im normalen Rahmen. Die untersuchten Reflexe waren normal, und bei allen Vorsorgeuntersuchungen, bis hin zur U8, kreuzte unser übrigens hochgeschätzter und umsichtiger Kinderarzt »unauffällig« an. Mit dreizehn Monaten kam Daniels erster Zahn. Na ja, das war schon sehr spät.
Um diese Zeit machten wir eine zweieinhalbstündige Flugreise. Es bereitete mir große Schwierigkeiten, unseren Sohn ruhigzuhalten. Alles war anders als zu Hause, und Daniel wurde zunehmend quengelig. Da ich im Flugzeug nicht auf und ab gehen konnte, was ihn sicher beruhigt hätte, ließ ich ihn fast die ganze Zeit an der Brust nuckeln. Stillen konnte ich das nicht nennen. Unter meinem Pullover war er von der Außenwelt abgeschirmt. Seine große Unruhe strengte mich sehr an. Dieses Verhalten hatte ich bei ihm noch nicht beobachtet.
Im Alter von etwa fünfzehn Monaten begann Daniel frei zu laufen. Eine aufregende Zeit begann. Auf einmal war er mobil. Er hat vorher so gut wie nicht gekrabbelt und war immer nur auf dem Boden oder im Bett gelegen beziehungsweise in der Wippe gesessen. Es gibt viele Kinder, die diese Phase des Krabbelns überspringen. Damals wusste ich noch nicht, dass die Diagonalbewegungen beim Krabbeln für die gesamte kindliche Entwicklung von großer Bedeutung sind. Stundenlang sollte ich später mit dem größeren Kind gemeinsam durch die Wohnung krabbeln, um Versäumtes aufzuholen.
Daniel war immer überall und nirgends, er entwickelte eine bemerkenswert ausgeprägte Entdeckerfreude. Wir freuten uns an seiner Neugierde und staunten über seine schier unerschöpflichen Kraftreserven. Schon mit achtzehn Monaten war er zu keinem Mittagsschlaf mehr zu bewegen. Ohne Pause war er von früh bis spät auf Abenteuersuche. Die größere Schwester machte damals noch einen ausgiebigen Mittagsschlaf. Das stellte bisweilen mein pädagogisches Geschick auf die Probe.
Der anfangs so ruhige und pflegeleichte Daniel war ein lebhafter Junge geworden. Er untersuchte alles, begriff schnell, wie es funktionierte, und ging zum nächsten über. »Seien Sie froh, besser als ein traniges Kind!« sagte meine Nachbarin. In den ersten Jahren schien Daniels Entwicklung völlig normal zu verlaufen. Offenbar fiel niemandem etwas auf, was nicht auch bei anderen Kindern zu beobachten wäre.
Seit der Zeit, in der Daniel mobil wurde, gab es immer wieder Ärger mit verschiedenen Nachbarn. Daniel halte sich nicht an die Mittagspause und bleibe auch nicht ruhig im Sandkasten sitzen, sondern habe schon einmal heftig mit einem Stein an der Haustüre gekratzt, und manchmal schreie er wie am Spieß, nur weil ich ihm etwas nicht erlaube. Viele Ratschläge mussten wir uns anhören: »Wir haben da früher Ohrfeigen bekommen. Machen Sie es doch auch. Das wird ihn zur Vernunft bringen. Oder, falls Sie zu einer vernünftigen Erziehung nicht bereit sind, könnten Sie das Haus von 7 bis 19 Uhr verlassen. Das nur, damit Sie sich Ihre vielen Sympathien nicht verscherzen.«
In meiner Verzweiflung über so viel überflüssigen Ärger wandte ich mich an das Ordnungsamt, klagte dort mein Leid und fragte nach den Rechten unserer Kinder. Ich erfuhr, dass sie außer zur Mittagszeit und in der Nacht keine besondere Ruhe zu geben hätten. Und kleine Kinder würden eben auch dann gelegentlich weinen. Wir lebten als einzige Familie mit Kindern in einem Sechs-Familien-Haus. Unsere Nachbarn waren alle berufstätig und etliche von ihnen haben nie Kinder gehabt. Sie hofften nach einem arbeitsreichen Tag auf einen ruhigen Feierabend. So sah ich die Ursache für den Ärger mit dem Spielen und Streiten unserer Kinder in ihrem Unverständnis den Bedürfnissen und Möglichkeiten einer jungen Familie gegenüber. Ich hatte nicht das Empfinden, dass unsere Kinder lauter waren als andere Kinder. In der Umgebung unserer meist älteren Nachbarn war ihr Lachen und Weinen einfach deutlicher zu hören, als wenn ringsum fröhliches Treiben geherrscht hätte.
Kurzum, den Nachbarn teilte ich mit, dass ich Verständnis für ihr Ruhebedürfnis habe und dass ich mich weiterhin um Einhaltung der allgemeinen Ruhezeiten bemühen würde. Doch selbst außerhalb dieser allgemeinen Ruhezeiten dürfen Kinder Geräusche machen. So bat ich sie, sich mit ihren Beschwerden über normalen Kinderlärm in Zukunft bitte ausschließlich an das Ordnungsamt zu wenden und nicht mehr an mich. Das hat geholfen. Es kehrte hinsichtlich der Beschwerden der Nachbarn weitgehend Ruhe ein.
In der Zwischenzeit hat sich zum Glück schon lange ein herzliches und angenehmes Verhältnis zur Nachbarschaft entwickelt.
Daniel fing spät mit dem Sprechen an. Er entwickelte eine eigene Kindersprache, die nur mein Mann, seine Schwester und ich verstanden. Das ist am Anfang bei den meisten Kindern so. So nahm ich es als gegeben hin und vertraute darauf, dass er schon noch mehr dazu lernen würde. Das war ja letztlich auch so. »Tu doch so, als ob du ihn nicht verstehst, dann wird er sich mehr Mühe geben!« riet mir unsere eine Oma, die ja nur das Beste für den kleinen Daniel wollte. Das haben wir glücklicherweise nie gemacht.
Als Baby hat Daniel kaum und auch weniger melodiös als andere Kinder gelallt. Jetzt war er in der Sprachentwicklung hinter Gleichaltrigen zurück. Ich sprach unseren Kinderarzt darauf an. »Macht es Sie nervös? Sie sprechen doch langsam und deutlich und reden mit ihm sicher auch ausreichend und nicht in der Babysprache. Sie dürfen nur nicht an ihm herumkorrigieren, sonst fängt er am Schluss noch an zu stottern. Vor dem fünften Lebensjahr möchte ich kein Kind zum Logopäden schicken.« Dr. Schneider notierte bei der U7 eine verzögerte Sprachentwicklung und bei der U8 Dyslalie und Dysgrammatismus. Wir hatten uns von unserem Kinderarzt immer gut beraten gefühlt und hatten großes Vertrauen. »Wenn Sie Daniels Sprachentwicklung nicht nervös macht, dann warten Sie noch etwas.«
Bemerkenswerte Auffälligkeiten neben der Sprachentwicklung waren unserer Beobachtung nach nie aufgetreten.
Die motorische Entwicklung hatte sich allem Anschein nach normalisiert, denn er bewegte sich den ganzen Tag. Daniel machte einen gesunden, aufgeweckten Eindruck, und er war immer so, wie er eben war. Ihm schien nichts zu fehlen. Es gab keinen Anlass zu irgendeiner Besorgnis. Daher hatte ich Herrn Dr. Schneider nie gefragt, ob ihm auch alles normal vorkomme. Die Schwierigkeiten, die Daniel letztlich hatte, waren nur sehr schwer aufzudecken, da eben nur eine minimale Störung vorlag. So hat sie unser Kinderarzt, der unseren Daniel nur selten und zudem nur in der Praxissituation erlebte, nicht erkannt.
Kurz nach Daniels viertem Geburtstag unternahm ich mit Freunden und unseren Kindern eine Bergwanderung. Wir übernachteten zweimal in einer Hütte. Daniel war genauso wie all die anderen Kinder. Nur konnte er am Morgen, wenn die meisten noch schliefen, keine Ruhe mehr geben. Die anderen Kinder blieben liegen oder beschäftigten sich leise. Daniel war bald als Muezzin bekannt. Denn er rief immer wieder: »Morgen, aufstehen!« Irgendwie konnte er sich nicht so recht einfügen und anpassen. Die Freunde fragten mich, ob ich ihn nicht mit etwas mehr Strenge dahin bringen könnte, die anderen schlafen zu lassen? »Nein«, musste ich sagen, »das glaube ich nicht.« – »Herrschaft, das muss doch möglich sein.« – »Nein! Das glaube ich nicht.« Doch konnte ich meine Vermutung nicht begründen. Ich gab mir größte Mühe, aber ich hatte leider keinen Erfolg. Auch Julia schimpfte, denn auch sie hätte gern länger geschlafen. Gerade der Kleinste brauchte so wenig Schlaf.
Bei dieser Wanderung war der Bruder einer Freundin dabei, ein Logopäde. Ich sprach ihn nicht auf Daniels Sprachentwicklung an, da das Gespräch mit dem Kinderarzt erst kurz zurück lag. Und er sprach mich auch nicht an.
Wochen später traf ich wieder mit ihm zusammen. Dieses Mal fragte ich ihn, ob und wann er mir zum Beginn einer logopädischen Behandlung raten würde. Ich sollte selber einmal vier Wochen lang versuchen, mit ihm einfache Satzmuster zu üben, ganz spielerisch. Beim Spazierengehen könnte ich zum Beispiel einfache Dreiwortsätze bilden wie »Ich sehe einen Baum.« Daniel sollte dann sagen: »Ich sehe ein Haus.« Falls das nichts helfen würde, sollte ich mich beim Logopäden anmelden. Zu Hause griff ich den Spielvorschlag auf. Ich sagte Daniel, dass ich ein neues Spiel mit ihm spielen wollte, und erklärte es ihm. Er hörte mir interessiert zu, und ich fing an. »Also, ich sehe ein Haus.« Daniel gefiel meine Spielidee überhaupt nicht: »Du dein bödes Guckpielchen leine mach kannst, ich zu doof find das.« Das war das Ende dieses Spiels, und ich meldete Daniel beim Logopäden an. Ob er da besser mitmachen würde? Ich hatte ein mulmiges Gefühl. Ich bekam bei drei Monaten Wartezeit einen Termin für Anfang Dezember.
Daniel ging seit einem knappen Jahr in den örtlichen Kindergarten. Auch dort fragte ich nun wegen seiner verzögerten Sprachentwicklung nach. Seine Erzieherin und auch die Leiterin des Kindergartens hatten mich nie darauf angesprochen, und auch ich hatte sie meinerseits früher nicht gefragt. Nach den Gesprächen mit dem Kinderarzt hatte ich keinen Anlass zur Besorgnis gesehen.»Ja, gehen Sie einmal zum Logopäden. Jetzt würde ich an Ihrer Stelle etwas unternehmen«. Ansonsten zeigten sich die Erzieherinnen über Daniels Verhalten im Kindergarten sehr erfreut. »Er ist so ein sonniges Kind, ein unglaublicher Schmuser. Einen Freund hat er noch nicht gefunden, er schließt sich eher einem Spiel als einem Kind an. Solche Kinder gibt es immer. Daniel ist ein Einzelgängertyp.«
Ganz passte die Charakterisierung nicht in unser Bild. Daniel hat ein großes Bedürfnis nach Zärtlichkeiten, das stimmt. Und sonnig kann er auch sein. Aber Einzelgänger? Das war er bestimmt nicht. Übrigens: Ich sprach von Daniels verzögerter Sprachentwicklung. Selbst ein kleines Kind habe ich nie so sprechen hören wie unseren Sohn. Er sprach wie jemand, der keine Grammatik gelernt hatte und nur Wörter aneinanderreihte. Daniel sprach anders als andere Kinder. Wir wurden unruhig. Da war unser Sohn knapp viereinhalb Jahre alt.
Sprache, Motorik und Verhalten gestört?
Im November besuchten wir für ein verlängertes Wochenende gute, alte Freunde, die wir aufgrund der Entfernung nur selten sahen. Wir freuten uns sehr auf das Wiedersehen mit Susanna Edelmann und ihrem Mann. Ihre beiden Kinder passten im Alter gut zu den unseren. Dort angekommen, verschwanden Daniel und Julia schnell im Kinderzimmer. Die Kinder hüpften vom Stockwerkbett hinunter auf eine große Matratze und kletterten wieder hinauf. Daran fanden Julia und die Kinder unserer Freunde viel Spaß. Daniel hüpfte nur einmal und sah sich anschließend fast verlegen im Kinderzimmer um.
Während die Kinder miteinander beschäftigt waren, unterhielten wir Erwachsenen uns und erzählten und erzählten. Daniel kam oft zu mir. Er war hier schließlich noch fremd und auch der Kleinste. Er drückte sich an mich, und ich streichelte ihn. Dann ging er wieder für eine Weile zu den anderen Kindern. Unsere Freundin war an der örtlichen Sprachheilschule tätig. So sprach ich sie auf Daniels Sprachentwicklung an. Ob sie bereit wäre, mir etwas dazu zu sagen?
»Ich erzähle dir gern etwas zu diesem Thema, ich bin geradezu erleichtert, dass du mich selber darauf ansprichst. Ich habe es fast nicht mehr ausgehalten. Wenn du nichts gesagt hättest, dann hätte ich dich angesprochen. Aber wenn ich einmal anfange, dann dauert das Stunden, und das musst du wissen.« Ich wollte ihr gern zuhören. Zwei lange Abende und Nächte erklärte Susanna mir die Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten von Daniels Sprachstörung. Aus der verzögerten Sprachentwicklung war eine Sprachstörung geworden.
Susanna liebte ihren Beruf. Für ihren Unterricht hatte sie erst vor kurzem ein neues Konzept auf Basis der Methode von Jean Ayres entwickelt. Deren Buch mit dem Titel »Bausteine der kindlichen Entwicklung« sollte für mich ein Schlüssel zum Verständnis unseres Sohnes werden. Susanna begann: »Am auffälligsten ist bei eurem Daniel die Sprache. Das Kind kann keine Grammatik. Diese Störung heißt Dysgrammatismus.« Von Dysgrammatismus hatte auch Dr. Schneider gesprochen. Daher kannte ich das Wort. Ich ahnte aber nicht, dass sich dahinter eine schwerwiegende Störung verbirgt.
»Eine in der Grammatik gestörte Sprache bedeutet, dass im Gehirn minimale Funktionsstörungen vorliegen. Im Gehirn werden alle unsere Wahrnehmungen verarbeitet, die bewussten und die unbewussten. In der frühesten Kindheit entwickeln Kinder die Fähigkeit, unbewusste Wahrnehmungen zu verarbeiten. Danach erst lernen sie, bewusst wahrzunehmen. Bei Daniel kam es vermutlich in der ganz frühen Zeit zu Störungen. Eine Folge solcher Störungen ist der Dysgrammatismus.« Susanna erklärte mir die Zusammenhänge und riet mir, das genannte Buch zu besorgen. Die Autorin spricht darin bewusst Eltern an und bemüht sich um eine gute Lesbarkeit. »Das Buch wird dir helfen, die Ursachen dieser Störung und den therapeutischen Ansatz zu verstehen. Du wirst nach der Lektüre eher in der Lage sein, aus Therapiestunden Gewinn für den Umgang mit deinem Kind zu ziehen und Ideen haben, wie du die häusliche Umgebung mit relativ einfachen Ideen so umgestalten kannst, dass Daniel auch daheim allein durch das gezielt ausgewählte Angebot Förderung erfährt.« Ich schrieb mir den Titel und den Namen der Autorin auf.
»Leider ist bei einem Dysgrammatiker nicht nur die Sprache auffällig«, fuhr Susanna fort, »sondern auch manche Verhaltensweisen und Bewegungen. Ich nenne dir jetzt tausend Kleinigkeiten, die wir bei vielen Kindern beobachten können und für die es immer irgendeine Erklärung gibt, soweit sie uns überhaupt bewusst werden. Diese Kleinigkeiten haben etwas Gemeinsames, das eng mit dem Fehlen der richtigen Reihenfolge im Wort- und Satzgefüge zusammenhängt.« Ich erschrak, denn Daniels Verhalten hatte ich immer normal gefunden, manche Kinder sind eben so und andere sind so. Susanna spürte mein Erschrecken.
»Ich verstehe, dass du erschrickst, und ich staune, dass dir sein Verhalten nicht aufgefallen ist, wo du so genau beobachten kannst. Ich will dir gleich sagen, dass du sehr wohl etwas gegen diese Störungen machen kannst. Der Zeitpunkt für eine Therapie ist auch günstig. Bis zum achten, neunten Lebensjahr kann eine Therapie sehr viel bewirken. Danach festigt sich das Gehirn, und die Fortschritte werden deutlich langsamer. Mit zwölf Jahren ist dieser Prozess dann im allgemeinen abgeschlossen. Ihr hättet mit einer Therapie natürlich früher anfangen können, je früher, desto besser.
Daniel ist jetzt viereinhalb Jahre alt, das ist ein guter Zeitpunkt für den Beginn. Euer Sohn hat ziemlich sicher ein Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom. Das gibt es mit Hyperkinese oder auch ohne Hyperkinese. Das eine sind die Zappelphilippe und das andere die Träumer. Je nachdem sprechen wir von ADHS oder von ADS. Das ist eine leichte Funktionsstörung des Gehirns und keine organische Krankheit. (Die Bezeichnung ADS oder ADHS hat die ursprüngliche Bezeichnung Minimale Cerebrale Dysfunktion, kurz MCD, abgelöst.) Solche minimalen Störungen können sich unterschiedlich auswirken. Es sind dabei immer die Motorik und das Verhalten sowie die Emotion in irgendeiner Weise betroffen, da diese Bereiche eng miteinander verknüpft sind. Jean Ayres vergleicht das Problem mit einer Stadt, in der mehrere Ampeln ausgefallen sind und wo es demzufolge zu Stauungen kommt. Dann müssen Polizisten den Verkehr regeln, bis die Ampeln wieder funktionieren. Bei geeigneter Therapie werden sich bei Daniel die Sprache, das Verhalten und die Motorik normalisieren. Ohne Therapie werden sie sich verhärten und Folgestörungen hervorrufen. Ihr müsst etwas tun, und zwar möglichst bald.«
Ich fragte Susanna, was ihr an Daniels Verhalten auffiel. Sie holte tief Luft und begann: »Er ist in der fremden Umgebung ängstlich und ist sehr viel bei dir. Es ist ihm kaum möglich, mit den anderen Kindern »einfach« zu spielen und sich in eine Gruppe einzuordnen. Außerdem kann er nicht zählen. Wenn er zählt, dann geht das so: eins, drei, fünf, Arschloch. Mit diesem „Arschloch“ verdeckt er viele Situationen, in denen er nicht zurechtkommt. Weiterhin stellt das Anziehen ein Problem dar. Soll er erst den Pullover und dann das Unterhemd anziehen oder umgekehrt? Gehört die Naht der Hose nach innen oder nach außen? Gehört der Schuh an den rechten oder an den linken Fuß? Im Alltag ist das Einhalten bestimmter Reihenfolgen und vorgegebener Regeln immer wieder sehr wichtig.«
Susanna hatte Daniel in den zwei Tagen unseres Besuchs sehr genau beobachtet. Sie wusste, worauf sie zu schauen hatte. Aufmerksam geworden auf diese Schwierigkeiten, beobachtete ich am nächsten Tag meinen Sohn beim Anziehen seiner Schuhe. Er kam nicht zurecht. Erst schlüpfte er von vorne nach hinten in den Turnschuh, und als das nicht ging, drehte er ihn um, zog aber den linken Schuh an den rechten Fuß. Ich ging zu ihm und half ihm. Ich sagte zu ihm: »Es ist schwierig, die Schuhe richtig anzuziehen. Vorhin hast du sie alleine anziehen können. Ich verstehe nicht, warum es dir jetzt so schwerfällt.« Er antwortete: »Die Turnsu du mir richtig hintellt hab. Leine nicht saff ich.« Die Antwort hätte ich vor wenigen Tagen wahrscheinlich nicht so ernst genommen, wie ich es jetzt tat.
Susanna brachte die Sprache auf Puzzles: »Beim Puzzlen werden Teile zu einem Ganzen zusammengefügt. Dafür ist es erforderlich, Strukturen und Formen erkennen zu können. Es würde mich nicht wundem, wenn er nie Puzzles legt.« Susanna hatte recht, Daniel legte nie ein Puzzle. Besonders schöne Puzzles schenkte er anderen, um ihnen damit eine Freude zu machen. Wir hatten immer geglaubt, er mag keine Puzzles – man muss ja schließlich nicht alles mögen. Aber es war wohl anders. Er konnte sie nicht legen, nicht einmal die einfachsten.
Bei einer Vorsorgeuntersuchung ist ein Puzzletest dabei. Wieso war Daniel da nicht aufgefallen? Der Kinderarzt wundert sich im Nachhinein, wieso er den Puzzletest so gut geschafft hat. Ich glaube inzwischen eine Erklärung gefunden zu haben. Es handelte sich bei dem Test um geometrische Formen. Die kannte er damals schon besser als manche Gleichaltrige. Bei den meisten Puzzles ist das Erkennen von Bildzusammenhängen und Handlungsabläufen notwendig. Damit kam unser Daniel nicht zurecht. Durch die zufällige Stärke im Erkennen geometrischer Strukturen fiel unser Sohn bei der Vorsorgeuntersuchung nicht auf. Das zeigt, wie schwer es ist, AD(H)S frühzeitig sicher zu erkennen. Die Störung ist tatsächlich minimal. Ihre Auswirkungen sind jedoch weitreichend.
»Was spielt Daniel denn gern? Ich kann mir denken, dass er Spiele, in denen die Reihenfolge oder eine bestimmte Ordnung wichtig ist, ebenso wie Puzzles nie spielt.« – »Es ist wahr«, antwortete ich Susanna nach einigem Nachdenken, »Reihenfolgespiele hat Daniel noch nie gespielt. Er hat weder Autoschlangen durch die Wohnung gelegt noch Spielsachen nach Größe oder Farbe sortiert. Seine Spiele waren und sind immer sehr phantasievoll, nie machte er etwas so, wie es sich der Spielwarenhersteller vielleicht vorgestellt hat. Sein Handeln zeichnet sich durch Spontaneität und Ideenreichtum aus. Nur selten entwickelt er eine Idee und führt sie bis zum Ende aus. Da kommen ihm fast immer wieder andere Ideen dazwischen, die ihn mitreißen.
Am schönsten kann er dann spielen, wenn nur er und ich zu Hause sind. Da lenken ihn keine anderen Kinder und keine Gespräche ab. Wichtig ist es für ihn, dass ich einer ruhigen Tätigkeit nachgehe und mehr oder weniger an einem Platz in seiner Nähe bleibe. Dann kann er sich wunderbar beschäftigen. Einmal kam ein Lieferant zu uns und fragte ihn: »Na, Großer, was spielst du denn?« – »Nichts«, antwortete Daniel. »Nichts? Irgendetwas musst du doch spielen!« Daniel hatte recht. Er spielte nichts Bestimmtes, er spielte einfach so. Noch häufiger schließt er sich mir an und hilft mir am liebsten den ganzen Tag lang.
»Wie ist das«, fragte mich Susanna, »wenn du ihm einen Auftrag gibst. Hält er sich an ihn, und führt er ihn richtig aus?« – »Ja, ich denke schon. Ich habe allerdings noch nie darauf geachtet, ob er die Reihenfolge meiner zwei, drei Bitten einhält. Beim Kochen ist es mir schließlich auch gleichgültig, ob zuerst die Butter oder die Zwiebel auf dem Tisch liegt.«
»Es ist eine gute Möglichkeit für ihn, das Reihenfolgedenken zu üben. Nimm jede Gelegenheit im Alltag wahr, ihn Dinge in eine Reihe legen oder nach Form oder Größe ordnen zu lassen. Er kann Karotten nach der Größe geordnet in eine Reihe legen. Du kannst ihm ja erzählen, dass du dann beim Kochen besser zurechtkommst.«
Jeder Tag bietet zahllose Reihenfolgesituationen. Ich muss sie nur wahrnehmen und nützen, um mein Kind bewusst und zugleich unauffällig zu fördern. Von diesem Augenblick an achtete ich darauf, solche Reihenfolgen zu erkennen und zu nutzen.
Unsere Freundin fuhr fort: »Neben den sprachlichen Auffälligkeiten und den Schwierigkeiten beim Verhalten hat euer Daniel auch noch motorische Probleme. Das habe ich bereits vorhin kurz erwähnt. Gleich beim Springen vom Stockwerkbett fiel mir auf, dass die Grobmotorik gestört ist. Er zitterte in den Knien vor Angst, grimassierte beim Springen und fiel beim Aufkommen hin. Der arme Kerl war nur gesprungen, um mithalten zu können. Er fällt auch häufiger hin als die anderen. Die Koordination klappt nicht so ganz. Das ist der Grund dafür, dass er sich nach einer anderen Beschäftigung umsah, während eure Julia und unsere Kinder mit größtem Vergnügen weitersprangen.« Ich war entsetzt über die Ausmaße der Problematik. Und das hatte niemand gemerkt? Auch nicht die Ärzte unter unseren Bekannten und nicht die Erzieherinnen? Sie haben immer betont, wie auffallend geschickt Daniel schneidet, bastelt und malt. Beim späteren Nachfragen erfuhr ich, dass Daniel beim Turnen oft auf die Toilette geht. Wer Daniel kennt, weiß, dass er vormittags fast nie zur Toilette muss. Offensichtlich war er bemüht, eine ihm unangenehme Situation zu meiden. Geschickt verdeckte er wahrscheinlich unbewusst seine Schwierigkeiten. In diesem Gespräch wurde mir bewusst, dass Daniel nicht einmal von einem kleinen Hocker hüpfen konnte, ohne hinzufallen. Auch musste er sich festhalten, um auf einen Stuhl zu steigen. Oft kasperte er herum. Ob das in Situationen war, in denen er nur so seine Schwächen überspielen konnte? Ich wurde traurig, weil mir so viele Kleinigkeiten zu Bewusstsein kamen, die ich alle nicht im Zusammenhang hatte sehen können. Jetzt sah ich auf einmal vieles in neuem Licht und vor allem in einem großen Zusammenhang. Mir ging ein Licht nach dem anderen auf.
Ich erinnerte mich an die ersten Monate nach seiner Geburt. Bei Daniel war ein Füßchen stark nach innen gestellt gewesen. Der Orthopäde hatte einen Knick-Senk-Fuß diagnostiziert und ihn mit einer Schiene behandelt. Außerdem sollte ich regelmäßig Fußgymnastik mit ihm machen. Inzwischen steht der Fuß ziemlich normal, aber nicht ganz. Jahrelang musste er Einlagen tragen. Inzwischen wehrt er sich immer mehr gegen sie. Ich lasse ihn im Freien möglichst viel barfuß laufen. Die verbleibende Schrägstellung des Fußes erklärte der Arzt mit einer leichten Anomalie der Hüfte, die aber laut Röntgenaufnahme im Rahmen des Normalen sei. Als Säugling war er gerade noch um eine Spreizhose herumgekommen. Ob die Probleme mit dem Füßchen etwas mit der gestörten Motorik zu tun hatten? Ich fragte Susanna. Sie zuckte mit den Schultern und sagte: »Meine Liebe, so kann ich dir diese Frage nicht beantworten. Aber es ist leider so, dass die Notwendigkeit mancher krankengymnastischen Behandlung beim Kleinkind sehr oft das erste Anzeichen für weitreichende Lernstörungen ist. Je früher ein Kind dann Hilfe bekommt, desto besser ist es.«
Noch eine häufig wiederkehrende Situation aus unserem Alltag kam mir in den Sinn, die mir eigenartig schien. Ich erzählte Susanna: »Beim Spazierengehen hören wir oft Autos oder Flugzeuge. Dann rennt Daniel in Panik zum nächsten Baum, zur nächsten Bank oder zu uns, um sich daran festzuklammern. Ich habe immer Angst, dass er dabei einmal auf die Straße rennt. Im Stehen prüft er dann, aus welcher Richtung das Geräusch kommt. Hat dieses Verhalten auch mit Daniels Störungen zu tun?« Susanna wusste eine Erklärung für dieses Verhalten: »Daniel ist nicht in der Lage, Wahrnehmungen aus zwei unterschiedlichen Bereichen zu koordinieren, in diesem Fall die Bewegung und das Geräusch. Ein Geräusch kann ihn dermaßen aus dem inneren Gleichgewicht bringen, dass er in Panik gerät und Halt suchen muss.« Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Als Säugling hatten wir unseren Sohn zur Gehörlosenschule gebracht, weil er seinen Kopf nicht in Richtung einer Geräuschquelle drehte. Er war als faul und bequem bezeichnet worden. Aber er war nicht in der Lage gewesen, zu hören und sich gleichzeitig zu drehen. Ein Baby kann doch gar nicht faul sein! Jedes Menschenkind ist begierig, möglichst viel zu lernen. Daniel brauchte auch eine Weile, um hier mehr Sicherheit zu bekommen. Sechs Monate nach dem Beginn der Therapie hatte er immer noch Angst, wenn er ein Motorengeräusch hörte, er ließ sich jedoch leichter beruhigen.
Susanna fragte mich weiter: »Wie ist es denn, wenn Daniel etwas möchte, was sich mit dem Plan der Familie nicht vereinbaren lässt?« – »Er wird dann sehr traurig und weint oder aber, und das ist häufiger der Fall, er wird richtig zornig. Das gestehe ich aber dem Trotzalter zu.« Mit dieser Entschuldigung war Susanna nicht zufrieden. »Alles an eurem Kind ist für sich genommen normal. Nur die Summe und die Häufigkeit aller Kleinigkeiten lassen auf eine Wahrnehmungsstörung schließen.« Das war ein wichtiger Schlüsselbegriff.
»Daniels Wahrnehmungsstörungen bewirken, dass er seinen Körper nicht so wahrnehmen kann wie wir und folglich auch nicht geschickt mit ihm umgehen kann. Das bestimmt seine gesamte Entwicklung. In bestimmten Bereichen wird er nicht so lernen können wie andere Kinder. Wenn du ihn am Körper berührst, ohne dass er der Berührung mit den Augen folgen kann, wird er kaum sagen können, wo du ihn berührt hast. Balancieren, Klettern, Fahrradfahren und alles, was ein gutes Gleichgewichtsvermögen voraussetzt, wird ihm schwerer fallen als einem nicht wahrnehmungsgestörten Kind. Denke dir nicht zu viel, wir alle haben Wahrnehmungsschwächen, uns schwindelt es auf dem Berg, oder wir werden auf dem Schiff seekrank. Nur können wir solche Schwächen kompensieren, solange sie nicht zu zahlreich sind. Je stärker die Störungen im Bereich der Wahrnehmung und Motorik sind, desto weniger können sie kompensiert werden. In diesem Fall braucht ein Kind therapeutische Hilfestellungen.
Jean Ayres geht davon aus, dass 10 bis 20 % aller Kinder ausgeprägte Wahrnehmungsstörungen haben. Buben sind häufiger betroffen als Mädchen. Das kannst du zu Hause noch einmal in aller Ruhe in ihrem Buch »Bausteine der kindlichen Entwicklung« nachlesen. Da kannst du auch über mögliche Ursachen dieser Störungen nachlesen, die genetische Veranlagung und ein Sauerstoffmangel bei der Geburt spielen eine große Rolle. Sie gibt übrigens werdenden Müttern den Rat, eine gute Vorsorgemaßnahme zu ergreifen und täglich konsequent zweimal fünf bis zehn Minuten zu schaukeln, um bereits beim ungeborenen Baby den Gleichgewichtssinn anzuregen. Wenn man den Gedanken weiterführt, so sollten Schwangere, die viel liegen müssen, sich eine Hängematte zulegen. Nach der Geburt ist der Wiege, der Hängematte und dem Tragetuch eindeutig der Vorrang zu geben gegenüber Gitterbett, Kinderwagen, Ställchen und starren Babywippen. In diesem Zusammenhang empfehle ich dir das Buch mit dem Titel ›Auf der Suche nach dem verlorenen Glück‹von Jean Liedloff.«
Ich staunte, wie komplex das Thema ist. »Susanna, mir fällt auf, dass Daniel lange braucht, um ins Spiel zu finden, und auf dem Spielplatz schaut er erst die längste Zeit zu, ehe er irgendetwas unternimmt. Hat das auch damit zu tun?« – »Das ist typisch für AD(H)S-Kinder«, antwortete sie mir, »sie können häufig nicht anfangen und, weil sie verspätet anfangen, auch nicht pünktlich aufhören. Deswegen ist dein Sohn auch so zornig, wenn er aufhören soll zu spielen, wenn ihr fortgehen wollt. Denke daran, dass er Eindrücke nicht so schnell ordnen kann wie andere Kinder. Er braucht eine Weile, bis er den Überblick hat und mit dem Spiel beginnen kann. Aus dem gleichen Grund fällt es ihm so schwer, in einer Gruppe zu spielen. Er kann sich nicht einordnen. Du siehst, auch beim ganz normalen Spielen geht es wieder um die Ordnung, deren Einhaltung deinem Sohn solche Schwierigkeiten bereitet.« Einmal hat Daniel an diesem Wochenende in der Vierergruppe richtig am gemeinsamen Spiel teilgehabt. Das war in Gestalt eines Tigers. Er hatte einen Tigeranzug in der Verkleidungskiste gefunden und angezogen. Da fühlte er sich stark.
Unser Besuch ging dem Ende entgegen. Von unseren langen Gesprächen war ich ganz aufgewühlt. Zum einen war ich traurig. Auf der anderen Seite war ich erleichtert und froh, dass ich gerade zur rechten Zeit mit meiner Familie Susanna besucht hatte, die mich so großzügig an ihrem Wissen teilhaben ließ und mir die Augen für das umfassende Störungsbild öffnete. Nun konnten wir daheim eine Therapie einleiten. Ich konnte von nun an meinem Kind insgesamt viel besser gerecht werden, da ich seine Schwierigkeiten zu verstehen begann.
Der Kritik unserer Umwelt an unseren erzieherischen Fähigkeiten konnte ich jetzt auch anders begegnen. Das gab mir eine große Erleichterung und Sicherheit. Ich erinnerte mich spontan an gelegentlich vorkommende Situationen, in denen Daniel mit Stöcken auf die Beine von Leuten zielte, sie mit seinen Füßen trat oder sie anspuckte. Damit wollte er entweder seinem Ärger Luft machen oder aber Kontakt aufnehmen. Wir konnten ihm das nicht so recht abgewöhnen und versuchten, solche Szenen zu verhindern. Es ist allzu verständlich, dass Daniel in solchen Augenblicken aggressiv oder chaotisch genannt wurde. Aggressiv war er von seinem Wesen her in unseren Augen jedoch nicht. Ich empfand ihn eher als einen besonders liebesbedürftigen Schmuser. Er hatte noch eine Angewohnheit. Er schleckte Leuten, die er besonders gern hatte, das Gesicht ab. Niemand mochte das aber besonders gut leiden. Ob er sie so genauer kennenlernen wollte?
Welche Schritte konnte ich unternehmen, um baldmöglichst eine Therapie einzuleiten? Welche Möglichkeiten hatte ich? Als erstes wollte ich zu Hause Kontakt zur örtlichen Sprachheilschule aufnehmen. Deren Existenz hatte ich bis zu unserem Besuch bei Susanna nicht einmal wahrgenommen.
Des Weiteren riet mir Susanna zum Kauf einer Hängematte. Sie sollte durchgewebt sein, da das für die Körperwahrnehmung günstiger ist als eine mit Netzstruktur, und an den Enden keine Querstange haben. Die sollten wir in der Wohnung aufhängen, um unserem Daniel eine möglichst intensive Anregung des Gleichgewichtssinnes anzubieten. Einmal könnten wir sie an zwei Haken hängen, ein anderes Mal an nur einen wie ein Nest, das bewirke einen besseren Körperkontakt. Ich wies darauf hin, dass Daniel gar nicht gern schaukelt oder zumindest immer nur herumhampelt und sich bestenfalls schaukeln lassen will. »Das ist mir klar «, sagte Susanna, »dann schaukel ihn eben sacht. Wenn er etwas noch nicht selber ausführen kann, dann hilf ihm dabei. Nur zwinge ihm nichts auf! Deine Nähe und dein Mitmachen können ihm helfen, sich zumindest ein wenig auf neue Situationen einzulassen. Krabbel gemeinsam mit ihm auf allen vieren durch die Wohnung, damit er das Bewegungsmuster tatsächlich ausführt. Mit dem Schaukeln und dem Krabbeln beginnst du die kindliche Entwicklung von Neuem und kannst Versäumtes nachholen und die Voraussetzungen für eine positive Weiterentwicklung schaffen.