Du bist Trader! - Raimund Schriek - E-Book

Du bist Trader! E-Book

Raimund Schriek

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Beschreibung

Trading fasziniert – nicht nur wegen seiner Verdienstmöglichkeiten. Doch bis du ein profitabler Trader bist, gilt es für dich einige Hürden zu nehmen, denn Erfolg im Trading geht mit der Entwicklung deiner Persönlichkeit einher. Die Auseinandersetzung mit deinen Verhaltensmustern und Glaubenssätzen steht in direktem Zusammenhang mit der Analyse, dem Selbstmanagement und der Umsetzung deiner Strategie auf einer Handelsplattform. Dieses Buch hilft dir, die komplexe Finanzwelt differenzierter wahrzunehmen, und gibt dir Werkzeuge an die Hand, mit denen du deinen Weg zur individuell besten Trading-Praxis finden kannst. Leicht umzusetzende Tipps, Übungen und wissenschaftliche Studien bieten zusammen mit Interviews bekannter und erfolgreicher Praktiker aus Sport, Finanzen und Forschung eine neuartige Sicht auf das Thema. Damit bietet "Du bist Trader!" erstmals ein ganzheitliches Konzept für deine persönliche Weiterentwicklung als Trader.

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Dr. Raimund Schriek

DU BISTTRADER!

Dr. RaimundSchriek

DU BISTTRADER!

Wie du trotz Fiskus, Fast Food undFinanzentertainment erfolgreich wirst

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen:

[email protected]

2. Auflage 2023

© 2018 by FinanzBuch Verlag,

ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Türkenstraße 89

80799 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Die im Buch veröffentlichten Ratschläge wurden von Verfasser und Verlag sorgfältig erarbeitet und geprüft. Eine Garantie kann dennoch nicht übernommen werden. Ebenso ist die Haftung des Verfassers beziehungsweise des Verlages und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ausgeschlossen.

Redaktion: Marion Reuter

Korrektorat: Sonja Rose

Umschlaggestaltung: Ryan Sanktjohanser

Umschlagabbildung: Fotolia/vege

Satz: ZeroSoft, Timisoara

Druck: Florjancic Tisk d.o.o., Slowenien

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-89879-930-0

ISBN E-Book (PDF) 978-3-86248-773-8

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86248-774-5

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.finanzbuchverlag.de

Beachten Sie auch unsere weiteren Verlage unter www.m-vg.de

INHALT

Einleitung

1 Geld persönlich nehmen

1.1 Erzählen Sie Ihre Geldgeschichte

1.2 Trader sind die gegenwärtigen Anleger

1.3 Vom Trading verführt

1.4 Nachdem sich Eizelle und Sperma gefunden haben

1.5 Spieglein, Spieglein an der Wand

1.5.1 Fünf Persönlichkeitsmerkmale

1.5.2 Typen sind Mangelware

1.5.3 Top-Team in Bestbesetzung mit neun Rollen

1.6 Finanzmärkte als Trading- und Trader-Coach

2 Risiken begrenzen und Ziele erreichen

2.1 Entwickeln Sie Risikobewusstsein

2.2 Risiken sind im Paket inbegriffen

2.2.1 Pläne sind persönlich

2.2.2 Besser mit Strategie

2.2.3 Ihr Tagebuch merkt sich alles

2.3 Sie sind Ihr persönliches Risiko

2.4 Kostspielige Fettnäpfchen

2.5 Ziel anpeilen und ins Schwarze treffen

2.6 Strategie- oder Gelegenheits-Trader?

3 Empirische Verhaltensforschung

3.1 Mitläufer, Psychopathen und fünf weitere Geldverlierer

3.2 Wonach suchen Geldverlierer?

3.3 Warum Trading süchtig machen kann

3.4 Mannomann!

3.5 Reich durch Transformation

4 Gefühle und Emotionen bändigen

4.1 Von Gefühlen beherrscht

4.2 Trader stehen nicht zur Disposition

4.3 Entscheidungsverhalten

4.4 Trading-Ergebnisse verstärken Gefühle

4.5 Angst, Trauer und Wut

5 Weniger Gedanken machen

5.1 Lernen hat Methode

5.2 Denken hat seinen Preis

5.3 Grenzenloser Glaube

5.4 Enttäuschte Erwartungen

5.5 Nährende Kommunikation betreiben

5.6 Futter fürs Gehirn

5.7 Körper und Geist entspannen

6 Finanzinformationen und Zeit sind relativ

6.1 Finanzentertainment ist Mindfuck

6.2 Trading als Floh-Erfahrung

6.3 Wahrnehmen und loslassen

6.4 Zeitbewusstsein

6.4.1 Rhythmus in Ihrer Zeit

6.4.2 Handelszeiten: Ihre und die der Märkte

6.4.3 Haltedauer Ihrer Trades

6.4.4 Trading ist langweilig

7 Entwicklung durch Trading

7.1 Herzhaft traden

7.1.1 Weniger sympathisch kommt besser

7.1.2 Trading mit offenem Herzen und starker Leber

7.1.3 Herzschlagwahrnehmung steigert die Ertragskraft

7.1.4 Herzintelligenz entdecken und nutzen

7.2 Trading ist Flow-Erfahrung

7.3 Du bist Trader!

8 Verzeichnisse

8.1 Abbildungen

9 Über den Autor

10 Danksagung

WISSENSCHAFTLICHE AUFSÄTZE

Sind Sie Anleger, Trader oder beides?

Spektrum und Ausprägung von Persönlichkeitsmerkmalen bestimmen über persönlichen und finanziellen Erfolg

Introvertierte Männer fühlen die Details der Märkte

»Macher« und »Umsetzer« traden übermäßig: Entwickeln Sie auch Wissens- und Kommunikationsorientierte Rollen für ausbalanciertes Trading

Begrenzung des Trading-Risikos durch perfekte Umsetzung einer Strategie und gründliche Dokumentation der Trades im Tagebuch

Persönlichkeitsentwicklung frei Haus: Trading-Ergebnisse eröffnen Zugang zur Gefühls- und Gedankenwelt

EXKURSE

Wie Energiefelder wirken

Angst schadet den Nebennieren

Wie Energien in Familiensystemen fließen

Traden nach Namen, Zahlen und rhythmischen Zusammenhängen

Signale von Herz, Bauch und Kopf

Perfekte Wellen durch Mentalsysteme

INTERVIEWS

Besser mit Strategie

Sie sind Ihr persönliches Risiko

Wonach suchen Geldverlierer?

Entscheidungsverhalten

Denken hat seinen Preis

COACHING-AUFGABEN

Trading

Was in deinem Trading-Plan eine Rolle spielt

Erfüllt deine Strategie die Eigenschaften einer Trading- Strategie?

Warum dein Trading-Tagebuch dein wichtigstes Finanzbuch ist

Wie du deine Trading-Ziele formulierst und erreichst

Wie verhältst du dich, wenn du dein Trading-Ziel erreicht hast?

Wie du eine Trading-Strategie entwickelst 150

Personal-Trader-Coaching

Wie ist deine Beziehung zu Geld?

Wie ist deine persönliche Geldgeschichte?

Was treibt dich an?

Welchen Bezug hast du zu Geld?

Worin bestehen deine größten Herausforderungen beim Trading?

Woher kommt es, dass du dich nicht an (deine) Regeln hältst?

Wie gehst du mit Druck um?

Wie machst du dir deine Trading-Ergebnisse sichtbar?

Visualisiere doch einmal

Wie tradest du? und Wie verhältst du dich, während du handelst?

Ist dir das Thema Sucht in deinem Umfeld bekannt?

Was löst Trading in dir aus?

Wie gehst du mit deinen Gefühlen um?

Wie du dir deine Entwicklungsthemen bewusst machst: Erstelle ein Genogramm

Wie gehst du mit deinen Gedanken um?

Was verstehst du unter Reichtum?

Wie du dir deine Entwicklungsthemen bewusst machst: Erstelle ein Genogramm

Wovon bist du überzeugt?

Wie du dir ein Trading-freundliches Umfeld schaffst: 1. Deine Kommunikation

Wie du dir ein Trading-freundliches Umfeld schaffst: 2. Dein Arbeitsplatz

Was tust du für deinen Körper?

Wie viel Zeit verbringst du mit Finanzentertainment?

Wie hoch ist dein Stundenverrechnungssatz?

Lebst du in deinem persönlichen Rhythmus?

Wann hast du Trading-freie Zeit?

Wie begegnest du Langeweile?

Wie du dich in Balance bringst

Ertaste dein Herz und deine Leber

Wofür bist du dankbar?

EINLEITUNG

Der Titel »Du bist Trader!« bringt es schon auf den Punkt. Wann sind Sie ein Trader? Was unterscheidet einen Trader von einem Nicht-Trader? Die einfache Antwort darauf ist: »Es ist Ihre Entscheidung Trader zu sein«. Dies hat weit reichende Konsequenzen für Ihr Leben. Wenn Sie jetzt denken, dass sich dahinter ein 14-Stunden-Job an Laptop oder Computer verbirgt, liegen Sie falsch. Vielmehr geht es um die Haltung zu sich, gegenüber anderen Menschen und dem Leben im Allgemeinen. Trader machen Dinge, die funktionieren. Trader kümmern sich zeitnah darum, Störungen im Betriebsablauf zu beheben. Trader suchen die Lösung bei sich und wissen, dass es hinter jeder Erkenntnis noch weitere gibt, die zum tieferen Verstehen beitragen. Förderlich sind auch einige weitere Eigenschaften wie Geduld, Mäßigung, wertfreies Wahrnehmen, Aufgeschlossenheit und Begeisterung für persönliche Entwicklung.

Trader zu sein, ist mit verschiedenen Herausforderungen verbunden. Viele vermissen den sozialen Kontakt, da sie in der Trading-Praxis auf sich allein gestellt sind. Das liegt z. B. auch an den sehr unterschiedlichen Lebensumständen. So kommt es immer wieder vor, dass z. B. Besucher von Finanzmessen in der orientierungslosen Masse ein Pendant entdecken. Diese Begegnungen bringen selten den lang ersehnten finanziellen Erfolg. Daher sind Glücksgefühle meistens nur von kurzer Dauer. Das ist auch verständlich. Menschen traden nichts anderes als sich selbst. Genau genommen traden sie ihren persönlichen Entwicklungsstand. Dieser zeigt sich dann auch auf dem Konto. Anhand der Kapitalentwicklung kann man erkennen, inwieweit also Menschen bereit sind, sich zu verändern. Der »Trading-Kumpel« hilft kurzfristig die soziale Komponente zu befriedigen, ist aber bedauerlicherweise keine große Hilfe bei der Verwirklichung von Wünschen oder Träumen. Bewusst lasse ich das Wort »Ziele« bei der Aufzählung weg, da diese oft fehlen oder nur in Ansätzen vorhanden sind.

Von Trading-Kultur kann im deutschsprachigen Raum im Gegensatz zum Land der unbegrenzten Möglichkeiten auch in diesem Jahrzehnt noch immer keine Rede sein. Fast schon traurig ist das. Es gibt einfach keine guten Lehrer, die Trading ganzheitlich vermitteln. Kürzlich habe ich gelesen, was einen erfolgreichen Trader ausmachen soll: 1. ein Broker mit günstigen Konditionen, 2. eine Strategie mit gutem Chance-Risiko-Verhältnis und 3. einen Chart lesen können. Die eigentliche Person, um die es geht, also Sie, der Trader, spielte dabei überhaupt keine Rolle.

Vorbilder sind leider auch Fehlanzeige. Diejenigen, die durch Trading Geld verdienen, bekommen Sie gar nicht zu Gesicht. Sie arbeiten von zu Hause aus. Bis auf wenige Ausnahmen gehören die gefeierten Star-Trader, Finanzexperten oder selbsternannten Börsengurus der Unterhaltungsindustrie an.

Die Weiterbildungsmöglichkeiten in Form von passiven Lernangeboten wie Seminaren, Webinaren oder Vorträgen sind vielfältig. Trading ist aber zuallererst Selbsterfahrung. Trading heißt sich auszuprobieren. Trading ist eine faszinierende Mischung aus Selbstanalyse, der praktischen Umsetzung von Trading und Selbstmanagement. Wenn Sie in diesen drei Bereichen trainieren, dann werden Sie erfolgreich und können von sich behaupten: »Ich bin Trader!«

Den Begriffen des Untertitels »Fiskus, Fast Food und Finanzentertainment« werden beim Trading lediglich Nebenrollen zugedacht. Immer wieder begegnet mir die Frage nach der Versteuerung von Gewinnen, bevor überhaupt ein einziger Cent verdient wurde. Das Thema Steuern ist nebensächlich. Gutverdiener zahlen Steuern. Wer noch nichts erwirtschaftet hat, sollte sich mit Wichtigerem beschäftigen.

Bei Fast Food liegt die Betonung vor allem auf dem ersten Teil. Tatsächlich kann es schnell organisiert werden, macht genauso schnell wieder hungrig und setzt sich schnell in Form einer stillen Reserve im Körper ab. Verpackungsmüll ist im Gesamtpaket enthalten, dafür sparen Sie bei den Tabs für die Spülmaschine, da weder Geschirr noch Besteck benötigt werden. Trader sollten sich mit guten, gesunden Nahrungsmitteln unterstützen und sich die Zeit nehmen, Essen selbst frisch zuzubereiten. Eine Nährstoffversorgung durch ausgewogene Ernährung und die Erhaltung der Gesundheit im Allgemeinen sollten für Trader immer Themen sein, da der sprichwörtliche gesunde Geist in einem gesunden Körper wohnt. Beide sind Grundlage für erfolgreiches Trading.

Finanzentertainment ist ein Wort, das ich vor einigen Jahren geprägt habe. Wenn Sie unterhalten werden wollen, gibt es in der Branche für jeden Geldbeutel etwas, von kleinen Zugaben bis zur großen Show. Wenn Sie vorhaben, Geld zu verdienen, setzen Sie stattdessen auf persönliche Entwicklung.

Diese können Sie vorantreiben, indem Sie sich z. B. selbst schulen und die vorgeschlagenen Coaching-Aufgaben gründlich bearbeiten (Trading- und Trader-Coaching). Nachdem Sie eine Aufgabe zu Ihrer vollsten Zufriedenheit gelöst haben, legen Sie diese ein paar Tage zur Seite und wenden sich dem Thema anschließend aufs Neue zu. Das sollte bestenfalls zu einer Vertiefung führen. Welcher Bereich der wichtigere ist, lässt sich pauschal nicht beantworten. Wenn Sie keinen auf Ihre Persönlichkeit angepassten Trading-Stil entwickelt haben, hilft Ihnen die Beschäftigung mit den psychologischen Themen nicht wirklich weiter. Das wird Ihnen auch nicht gelingen, wenn Sie disziplinlos traden oder überflüssige Fehler machen.

»Du bist Trader!« heißt auch, dass Sie sich den Herausforderungen selbstständig widmen. Sie bekommen in diesem Buch zwar viele wertvolle Werkzeuge an die Hand, allerdings keinen Plan, der suggeriert: »Wenn Sie das alles abgearbeitet haben, dann stellt sich auch bei Ihnen Trading-Erfolg ein.« Das ist ein Versprechen, das Ihnen niemand geben kann. Viele Klienten wünschen sich so etwas wie einen Fahrplan. Den zu entwickeln, ist zwar möglich, hilft aber nicht entscheidend weiter. Trading verlangt mehr von Ihnen als das Abhaken einer Liste.

Wo Sie auf der Trading-Seite sagen können »Das ist richtig oder falsch«, ist es beim Trader-Coaching eine Entwicklung, bei der Sie bestimmen, wie weit und vor allem wie tief Sie sich darauf einlassen. Da geht es um Ihr Leben, Ihren persönlichen Weg, und der ist einschätzbar, aber nicht messbar. Manchmal braucht es einen längeren Weg, einen Umweg oder auch einen sehr bewussten langsamen Gang. Eine Zusammenarbeit mit jemandem, der sich mit den gerade bei Ihnen zeigenden Themen auskennt, kann dabei hilfreich sein.

Sie können auch die sechs wissenschaftlichen Aufsätze (graue Seiten) studieren und darüber nachdenken, welche Antworten Sie gegeben hätten. Diese unterscheiden sich in Gestaltung und Schrifttyp vom übrigen Text. Dazu habe ich die Zeitschrift »The Journal of Behavioral Finance Management and Research« erfunden. Ich erwähne das, falls jemand auf den Gedanken kommt, in einer Bibliothek oder online danach zu suchen. Die Daten in »Du bist Trader!« sind nicht von anderen Wissenschaftlern begutachtet.

Diese umfassende Datenerhebung ist einmalig für den deutschsprachigen Raum, weil sie nicht unter »Laborbedingungen« entstanden ist. Die in vielen wissenschaftlichen Aufsätzen diskutierten Ergebnisse gehen auf Antworten und Reaktionen von Probanden (oftmals Studierende) zurück, die mit dem Thema Trading vielfach gar nichts zu tun haben. Die großen Datenmengen von Banken, Brokern und Emittenten enthalten vorwiegend eine blutleere Kundenstatistik wie Alter, Geschlecht, Kontogröße, eingesetzte Anlageprodukte, Haltedauer oder Trade-Anzahl. Diese Zahlen liefern keinen Input, wie deren Kunden ihr Verhalten in finanziellen Entscheidungen nachhaltig verbessern können. Wirksame Trader-Ausbildung kann erst dann auf den Weg gebracht werden, wenn tiefer gehende Fragen gestellt werden und die Persönlichkeit einzelner Trader unter die Lupe genommen wird. Trader sind also bislang auf sich allein gestellt.

Die wissenschaftlichen Aufsätze vertiefen und wiederholen bereits Geschriebenes anhand von Klientendaten. Sie können die grauen Seiten auch überspringen und auf den darauf folgenden weißen Seiten fortfahren.

Die Begriffe Trade, Trader, Trading und Stop-Loss (Stopp zur Verlustbegrenzung) sind mittlerweile eingedeutscht, sie sind Trader-Sprache. Ich verwende bewusst den geschlechtsneutralen Begriff Trader und nicht Trader und Traderin oder TraderIn und freue mich, wenn sich alle Leserinnen und Leser gleichermaßen angesprochen fühlen. Die Coaching-Aufgaben (Personal-Coaching-Aufgabe, Aufgabe Trading) sind bewusst in der Du-Form formuliert. Mir ist wichtig, dass Sie sich angesprochen fühlen, dass die Aufgaben dich also persönlich berühren.

Immer wieder begegnet mir die Frage: »Was ist ein guter Trade?« Die Standardantwort der vermeintlich Schlauen lautet: »Ein Trade, der nach Regeln erfolgt.« Das sehe ich anders. Zum einen sind manche Trader ohne Regeln unterwegs, zum anderen gibt es keine guten und schlechten Trades, weil Sie mit jedem Trade etwas begreifen können.

Ich habe dieses Buch geschrieben, weil ich überzeugt davon bin, dass jeder Mensch erfolgreich traden lernen kann. »Du bist Trader!« soll Sie bei Ihrem Lernprozess unterstützen.

Wer ständig glücklich sein möchte, muss sich oft verändern.

- Konfuzius, chinesischer Philosoph

1 GELD PERSÖNLICH NEHMEN

1.1 Erzählen Sie Ihre Geldgeschichte

Geld berührt und wer es einmal in den Händen hatte, will meistens mehr davon. Dieses Gefühl war zu Zeiten der Goldgräber vermutlich noch ausgeprägter, weil das Edelmetall etwas Ursprüngliches hatte. Gold war wertvoll, anfassbar und verbreitete Glanz. Daneben war es die Belohnung für harte Schürfarbeiten. Gold war ein Zahlungsmittel, mit dem deren Besitzer achtsam umging. Mit Geld verhält es sich oft anders. Geld ist für viele nicht einfach Geld. Da wird unterschieden in verdientes, geerbtes, geklautes, gefundenes, vom Fiskus zurückbezahltes, und meistens liegt es verstreut in Keksdosen, Hosentaschen, auf unterschiedlichen Konten oder ist gebunden in Wertpapieren auf Depotbanken anzutreffen.

Viele von Ihnen hatten bestimmt noch ein Sparbuch oder haben ihr Geld in Fonds angelegt. Früher gab es z. B. die sogenannten Tafelpapiere, bei denen jährlich ein Coupon abgeschnitten wurde und eine Gutschrift auf dem Konto einbrachte. Geburtstags- und Weihnachtsgeld bekam man in einem Umschlag zugesteckt. Geld war oft noch sichtbar und anfassbar.

Das hat sich grundlegend geändert. Sparcard, Online-Banking und Apps zum Sparen haben den gleichen Nutzen, fühlen sich aber ganz anders an.

Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Berührung mit Geld? Die folgenden umfangreichen Coaching-Fragen beleuchten Ihre Beziehung zu Geld.

Was hat dich mit Geld in Berührung gebracht?

Wer hat dich mit Geld in Berührung gebracht?

Was verbindest du mit deinem ersten Geld?

Weißt du, was du gefühlt hast?

Wie alt warst du?

Hast du deinen ersten Kontakt mit Geld bewusst wahrgenommen?

War es ein Geschenk oder musstest du etwas dafür tun?

Dein erstes selbst verdientes Geld:

Hast du freiwillig dafür gearbeitet?

Oder war es mit Zwängen, Erwartungen und/oder Wünschen Dritter behaftet?

Was hast du mit deinem ersten verdienten Geld gemacht?

Personal-Trader-Coaching:Wie ist Deine Beziehung zu Geld? Weitere Aufgabe in Kapitel 1.1.

Sind Sie leicht an Geld gekommen oder mussten Sie etwas dafür tun, wie z. B. Rasenmähen, Autowaschen oder Einkaufen? Konnten Sie frei über Geldgeschenke verfügen, indem man Sie z. B. alles in Süßigkeiten umwandeln ließ? Wurde ein vorhandener Geschäftssinn unterstützt, so dass man Sie ungehindert sämtliche Ahoj-Brause in Ihrem Kiez aufkaufen ließ, die Sie dann in der Schule für das Doppelte vom Kaufpreis anbieten konnten? Oder war es vielmehr so, dass Sie sich den Regeln Ihrer Eltern und den Konventionen Ihrer Großeltern beugen mussten? Die ersten Erlebnisse mit Geld waren für viele ernüchternd. Die Freiheit, die das Zahlungsmittel an sich mit sich bringt, wurde oft durch Erwartungen, Wünsche und gezielte Anweisungen beeinträchtigt.

Viele verbinden Geld bis heute mit einem bestimmten Familienmitglied. Wenn Ihre Bezugsperson ein Sparfuchs war, könnte es sein, dass Sie bis heute finanzielle Risiken meiden. Das Geld fließen zu lassen, auszugeben, umzuwandeln oder Handel zu betreiben, wurde sehr oft frühzeitig unterbunden. Diese Entwicklung ist vermutlich auch den Spätfolgen der Weltkriegsereignisse in Mitteleuropa zuzuschreiben. So hat sich ein Volk von Sparern und Anlegern entwickelt, über das sich bis heute Bausparkassen und Lebensversicherer freuen. Verstehen Sie mich bitte richtig. Das meiste davon war sinnvoll. Die Frage stellt sich, ob es heutzutage bessere und verlässlichere Möglichkeiten gibt, Geld zu vermehren und gleichzeitig das ängstliche Verhalten abzulegen.

Abb. 1.1: Geldkoffer: Was machen Sie mit 500 Euro, 50 000 Euro oder 500 000 Euro?

Stellen Sie sich vor, Sie könnten zwischen drei Geldkoffern mit Beträgen von 500 Euro, 50 000 Euro oder 500 000 Euro wählen. Die meisten würden sich für den Koffer mit dem höchsten Betrag entscheiden. Bemerkenswert ist, dass viele mit dem höchsten Geldbetrag überhaupt nichts anfangen können. Auf meine Frage »Was machen Sie mit dem Geldbetrag?« erhalte ich vielfach Antworten wie Investieren, Immobilie-Kaufen oder Verschenken. Das könnte darauf hindeuten, dass viele von uns alles haben und vielleicht sogar im Überfluss leben. In diesen Antworten steckt auch die Erkenntnis, dass Herzenswünsche und Bezüge zu großen Geldbeträgen fehlen. Bei 50 000 Euro sind die Wünsche klarer und die Inspiration ist größer. Das Geldkoffergeschenk mit 500 Euro fließt direkt in ein Wellnesswochenende, einen Schwedischkurs, Konzertkarten oder ein Fest, das für die besten Freunde ausgerichtet wird.

Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, ob Sie im Laufe Ihres Lebens durch Finanzgeschäfte reicher geworden sind? Werfen Sie doch einmal einen Blick auf Ihre persönliche Geldgeschichte. Dabei sollten Sie unbedingt zwei Rechnungen aufmachen und die Ergebnisse von Geldanlage und Trading unterscheiden.

Mit der folgenden Coaching-Aufgabe sollten Sie etwas länger beschäftigt sein. Das Ergebnis ist aus verschiedenen Gründen wichtig: 1. Sie machen sich bewusst, was Sie in Bezug auf Geld alles schon erlebt haben. 2. Sie bilanzieren. 3. Sie werden feststellen, dass Sie unterschiedliche Erfolge als Anleger und Trader haben, sofern Sie beides verwirklichen.

Sammele alle Fakten, die mit deiner persönlichen Geldgeschichte zu tun haben. Skizziere die Zeiten, in denen du Anleger und/oder Trader warst. Erstelle ein Diagramm, in dem du auf der x-Achse die Zeit (Jahreszahlen) und auf der Y-Achse die Kapitalentwicklung (Euro) einträgst.

Wie viel hast du verdient, wie viel hast du verloren (als Anleger/Trader)?

Trage auch deine Totalverluste, Banken- oder Brokerwechsel ein und schreibe die Gründe dazu.

Personal-Trader-Coaching:Wie ist deine persönliche Geldgeschichte? Weitere Aufgabe in Kapitel 1.3.

1.2 Trader sind die gegenwärtigen Anleger

Kaufen und dann erst mal abwarten, das ist die Vorgehensweise von Anlegern. Die Buy-and-hold-Strategie vermittelt zwar eine gewisse Unbedarftheit, doch hatte man sich ja beraten lassen oder sogar selbstständig informiert, bevor man in die Anlage investierte. Selbst wenn es mal schlecht lief, war es doch nur eine Frage der Zeit (manchmal auch sehr langer) bis sich die Investition lohnte. Zwischendurch setzte man auf das Prinzip Hoffnung oder wie der Rheinländer sagt »Et kütt wie et kütt – et hätt noch immer jod jejangen.«

Wenn Sie heute Geld anlegen, z. B. weil Sie zu viel davon haben, sollten Sie sich die Risiken von langfristigen Investitionen bewusst machen. Lebensversicherungen basieren übrigens auch auf den Prinzipien der Geldanlage. Meine tiefe Überzeugung ist, dass man bei einer Riester- oder Rürup-Rente Verluste fest einplanen kann. Sparen Sie auch aufgrund von Steuerersparnisversprechen? Bedenken Sie, dass Sie Ihr Kapital dadurch langfristig binden und Ihnen bei großen Veränderungen der Märkte nur die Rolle als Zuschauer bleibt. Versprechen vom Staat (»Die Rente ist sicher«, Norbert Sebastian Blüm) und großen Organisationen, z. B. aus der Versicherungsbranche, sollten Sie immer mit Vorsicht genießen. Ihr Genuss wird sich in Grenzen halten. Allein Ihr Glaube an eine positive Wertentwicklung wird Sie nicht glücklicher machen. Der Staat kontrolliert Sie durch die »R«-Renten, kann so Geldflüsse besser steuern und am langen Ende handelt er nach der schwäbischen Maxime: »Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern?« Der Fiskus wird zulangen, vermutlich wird am langen Ende besteuert. Bescheuert, oder?

Vorzusorgen kann auch zu Lasten von Selbstverantwortung und Selbstbewusstsein gehen. Die Betonung bei Vorsorge liegt ohnehin auf dem Wort Sorge. Sollten Sie sich tatsächlich sorgen, finden Sie die Gründe dafür.

Bei der Geldanlage kann es vorkommen, dass Sie über Jahre keinen finanziellen Nutzen haben. Das liegt auch an der Vorgehensweise von Anlegern, die passiv sind. Hohe Kontoschwankungen werden als normal angesehen. Abbildung 1.2 zeigt einen 10-Jahres-Chart vom DAX-Future (Juli 2006 bis Juli 2016). Anleger, die Anfang 2007 den FDAX kauften, hatten in den nächsten fünf Jahren wenige Gelegenheiten, ihre Position im Gewinn aufzulösen (graue Fläche). Erst seit dem Jahr 2013 war die Position dauerhaft im Gewinn.

Geldanlage und langfristiges Trading sind aufgrund der Haltedauer von Positionen vergleichbar. Wenn Sie im Grunde Ihres Wesens ein Anleger sind, sollten Sie das auch bleiben. Zeitgemäße Geldanlage heißt aber, dass Sie lernen, langfristig zu traden. Die Vorgehensweise unterscheidet sich kaum. Trader bestimmen Gewinnziele und legen ihr Risiko fest. Sie versuchen herauszufinden, wann sich Trends umkehren. Dazu verwenden sie z. B. einen oder mehrere gleitende Durchschnitte (38, 100 oder 200), Trendlinien oder Trendkanäle.

Abbildung 1.3 zeigt ebenfalls einen 10-Jahres-Chart vom FDAX. Trader würden im Zeitraum von 2007 bis 2012 möglicherweise drei Trades durchführen. Sie sind jeweils mit E für Einstieg und A für Ausstieg gekennzeichnet. Bei den weißen Kreisen handelt es sich um Long-, bei grauen um Short-Positionen. Stopps könnten z. B. auf der Höhe des letzten Ausstiegs, Hochs oder Tiefs liegen. Einstiege könnten aufgrund von Widerständen, Unterstützungen, des Bruchs von Trendlinien oder sich kreuzender gleitender Durchschnitten erfolgen.

Die Ergebnisse für die drei langfristigen Trades: 1. Trade long: 0 Punkte, 2. Trade short: +1 500 Punkte, 3. Trade long: +1 500 Punkte (Gesamtergebnis: +3 000 Punkte). Selbst wenn langfristig orientierte Trader den Short-Trade auslassen (Anleger fühlen sich vielfach bei Investitionen auf steigende Kurse besser), ist das Ergebnis noch immer beeindruckend und stellt das des Anlegers in den Schatten (+1 500 Punkte gegenüber 0 Punkten).

Sehen Sie sich den Chart des DAX-Futures an: starke Aufwärts- und Abwärtsbewegungen vielfach um mehrere 100 Punkte innerhalb weniger Tage. Das Risiko beim Investieren ist aus meiner Sicht größer als beim langfristigen Trading. Mit ihrem Geld geben viele Investoren auch ihre Verantwortung an Banken oder Finanzdienstleister ab. Die Folge können unerwünschte finanzielle Achterbahnfahrten sein. Investoren berauben sich der Möglichkeit, an jeder Marktphase zu partizipieren. Im Gegensatz dazu setzen Trader auf fallende oder steigende Kurse, weil sie aktuelle Marktsituationen berücksichtigen.

Anleger sind sich ihrer Probleme meistens gar nicht bewusst. Das Wort Problem habe ich an vielen Stellen aus meinem Wortschatz entfernt und durch die Worte Herausforderung oder Lernaufgabe ersetzt. An dieser Stelle handelt es sich tatsächlich um Probleme, die bei Anlegern aufgrund ihrer langen Haltedauer von Positionen entstehen.

Erstes Anlegerproblem: mit Geldanlage aufgewachsen

Geldanlage wurde jahrzehntelang propagiert. Unsere Vorfahren haben bereits Werte ins Depot gelegt und lange gehalten. Auf diese Weise haben wir es auch gelernt und im Prinzip ist es vonseiten des Staates genau so gewünscht.

Zweites Anlegerproblem: gegen ein Unternehmen traden (short gehen)

Jahrzehntelang bedeutete Geldanlage auf steigende Kurse zu setzen. Das hat sich geändert, seitdem es mit Hebelprodukten möglich ist, langfristig an fallenden Kursen teilzuhaben. Die Bedenken, auf der Short-Seite investiert zu sein, sind oft mit Gedanken verbunden wie: »Ich kann doch nicht auf den Misserfolg eines Unternehmens setzen.« Ich wohne an der Nordsee und da gibt es Hoch- und Niedrigwasser. Beides ist wichtig für das sensible Ökosystem. Viele Vögel z. B. spekulieren auf Niedrigwasser, weil die dann frei liegenden Wattflächen zu ihrer Nahrungsgrundlage werden. Die Flora und Fauna der Küsten- und Meeresbewohner lebt angepasst an diesen besonderen Lebensraum.

An den Finanzmärkten ist es ähnlich. Letztlich können Sie bei auflaufendem (steigende Kurse) und ablaufendem Wasser (fallende Kurse) erfolgreich sein. Wer dennoch Bauchschmerzen hat, auf fallende Kurse eines Unternehmens zu spekulieren, der kann sein Geld auch mit Währungen, Rohstoffen, Industrie- oder Edelmetallen auf der Short-Seite verdienen.

Drittes Anlegerproblem: verliebt in die Position

Fühlen Sie sich da angesprochen? In Stuttgart werden Daimler-Aktien gekauft, in München sind es die von BMW und der Wolfsburger legt sich Volkswagen ins Depot. In der Regel halten Privatanleger an diesen Investments zu lange fest, auch wenn sie sich bei genauerer Betrachtung als Verlustbringer erweisen könnten. Anleger haben ein »gesundes« Selbstbewusstsein, schließlich meinen sie, dass Aktien schon immer Erträge abgeworfen haben und sie unabhängig von einer Wirtschafts-, Staaten- oder Eurokrise irgendwann schon wieder steigen werden.

Viertes Anlegerproblem: das Risiko (Volatilität) unterschätzen

Anleger sollten bei hoher Volatilität schnelle Kauf- oder Verkaufsentscheidungen fällen. Wenn es noch vor wenigen Jahren hieß: »Hin und her macht Taschen leer«, könnte genau diese Vorgehensweise ein probates Mittel sein, um Vermögen aufzubauen. Anleger sind heutzutage durch entsprechende Anlageprodukte in der vorteilhaften Lage, an steigenden und fallenden Kursen teilhaben zu können – einzig sie tun es (noch) nicht.

Fünftes Anlegerproblem: der Dispositionseffekt

Fest steht auch, dass Anleger Gewinnerpositionen zu früh verkaufen und an Verlierern zu lange festhalten und das, obwohl Finanzinformationen heutzutage leichter zugänglich sind als jemals zuvor (Printmedien, E-Newsletter, Internet, TV-Sender). »Trader stehen nicht zur Disposition« beleuchtet das Thema umfassend (vgl. Kap. 4.2).

Seit vielen Jahren setze ich mich mit Geldanlage und Trading auseinander. Ich war ein sehr guter Anleger und zunächst dachte ich, Trading gelingt mir genauso. Doch weit gefehlt: Trading verlangt sehr viel mehr. Trader müssen bewusster mit ihrem Geld umgehen. Sie handeln selbstständig und sind aktiver, weil sie die Märkte aufmerksamer verfolgen. Day-Trader haben den Vorteil, Übernachtrisiken zu vermeiden. Das sind einige Gründe, warum Trader für mich derzeit die besseren Anleger sind. Dabei stellt sich für mich keine Grundsatzfrage, ob Geldanlage oder Trading der richtige Weg ist. Vielmehr ist es die Frage, was gerade jetzt geschickter ist, wenn Sie Geld unterbringen müssen. Vielleicht sind Sie auch heute mit einem langfristigen Investment gut beraten? Niemand weiß das.

Trading ist eine zukunftsträchtige Investition

Wie Sie in Abbildung 1.4 sehen, ist aktiver Handel selbst mit kleinem Risiko ertragreicher als eine Geldanlage.

Wenn Sie täglich nur 0,1 Prozent von einem Startkapital von 10 000 Euro erwirtschaften, ergibt sich für Trader Folgendes: Nach einem Jahr verfügen Sie über 12 400 Euro (10 000 Euro plus 2 400 Euro). Im zweiten Jahr verdienen Sie 2 976 Euro (12,40 Euro pro Arbeitstag). Nach drei Jahren haben Sie bereits einen Gewinn von 9 066 Euro. Einfachheitshalber liegen der Berechnung 240 Arbeitstage ohne Zinseszins zugrunde. Die zu erwirtschaftenden Beträge von 0,1 Prozent pro Tag sind über das Jahr gesehen konstant, also 10,00 Euro, 12,40 Euro und 15,38 Euro.

Abb. 1.4: Geldanlage und Trading: Vergleich der Erträge nach ein, zwei und drei Jahren Trading (0,1 Prozent vom Gesamtkapital pro Tag) und Geldanlage über drei Jahre bei 3, 8 und 12 Prozent; Anfangskapital war jeweils 10 000 Euro

Geldanlagen bei angenommenen 3, 8 oder 12 Prozent führen bestenfalls zu ca. 4 000 Euro Gewinn. Dabei ist keine Zinseszinsberechnung eingeflossen.

Vorteile von Trading

In Tabelle 1.1 finden Sie die Eigenschaften von Geldanlage und Trading gegenübergestellt.

 

Geldanlage

Trading

Verhalten

passiv

aktiv, verantwortungsvoll

Position

long, in der Regel

long/short

Zeitfenster

langfristig

Day-Trading, kurz-, mittel- und langfristig

Drawdown-Phasen

evtl. länger

eher kürzer

Kapital

gebunden

kurzfristig verfügbar

Tab. 1.1: Geldanlage und Trading: Eigenschaften

Der vielleicht größte Vorteil von Trading gegenüber der Geldanlage ist, dass Trader auch kurzfristig über ihr Geld verfügen und so mehrjährige Aussitzphasen vermeiden. Im Gegensatz zu Anlegern nutzen Trader die Bewegungen der Märkte. Sie setzen je nach Marktlage auf steigende oder fallende Kurse. Sie passen sich der Marktsituation an und werden aktiv, wenn sich die Trendrichtung ändert.

Trading können Sie in jedem Zeitfenster betreiben: Day-Trading, kurz-, mittel- und langfristig. Folgende Überlegungen sprechen für Day-Trading:

1. Sie setzen Ihr Kapital einem geringen Risiko aus (kurze Zeit im Markt).

2. Sie tragen kein Übernachtrisiko.

3. Sie haben das Kapital ständig bei der Hand.

4. Sie müssen sich nur während der Handelszeit mit Ihrem Kapital beschäftigen.

Die ersten beiden Punkte sind selbsterklärend. Je kürzer die Zeit, in der Sie Ihr Kapital einem Risiko aussetzen, umso besser für Sie. Vielleicht sagen Sie berechtigterweise: »Das Übernachtrisiko gab es doch schon immer.« Dafür bekommen Sie vollste Zustimmung, doch sind die Zeiten andere. Der als Spekulant auftretende Schriftsteller André Bartholomew Kostolany tat damals gut daran, Aktien zu kaufen, langfristig zu halten und sich über Gewinne zu freuen. Die Frage, um die es geht, ist aber: »Was ist jetzt angemessen, Geldanlage oder Trading?«

Die Zeiten sind schnelllebig, die Entwicklung verläuft in vielen Lebensbereichen rasant. Vor nicht allzu langer Zeit war es üblich, Briefe zu schreiben, zu frankieren und zur Post zu bringen. Im günstigsten Fall befand sich die Nachricht am folgenden Tag in den Händen des Empfängers. Den Antwortbrief hatte man wahrscheinlich zwei Tage später vorliegen. Heutzutage schreiben wir E-Mails und erwarten fünf Minuten später eine Antwort. Die Finanzmärkte reagieren in diesen Zeiten mehr denn je auf Informationen, die teilweise noch nicht einmal veröffentlicht sind. Wenn Sie vor 10, 20 oder 30 Jahren Geld angelegt haben, ist das ganz wunderbar. Wenn Sie es heute machen müssen, weil Sie zu viel haben, z. B. durch eine Erbschaft oder die Auszahlung einer Lebensversicherung, sollten Sie sich der Risiken von langfristiger Anlage bewusst sein.

Stellen Sie sich vor, Ihr Lieblingsnachtisch steht vor Ihnen. Sie können ihn sehen, riechen, anfassen und auch schmecken, wenn Sie beherzt zugreifen. Danach stellen Sie sich vor, wie er sich weiter und weiter von Ihnen entfernt und schließlich in den Keller gebracht wird. Schluss mit lecker und mit etwas Glück meldet sich Ihr fünfter Sinn, der den Nachtisch aus dem Keller rufen hört »Bitte rette mich!« Was ich damit sagen will: Wenn Sie den Bezug verlieren, räumlich oder zeitlich, erinnern Sie sich nur noch an Grießflammerie, Panna cotta, Tiramisu oder Vanilleeis mit heißen Himbeeren. Möglicherweise haben Sie nur noch eine Vorstellung davon, die Realität schmeckt nämlich oft ganz anders (zumindest die finanzielle). Essen Sie den Grießpudding, wenn er noch warm ist, die Panna cotta, solange die Konsistenz stimmt, das Tiramisu gekühlt und das Eis bevor es gänzlich geschmolzen ist. So schmeckt Trading.

Andernfalls verlieren Sie den Bezug zum krönenden Nachtisch, möglicherweise wird er irgendwann auch ungenießbar und Sie merken es gar nicht. Geldanlage war früher, heute sollten Sie darüber nachdenken, selbstverantwortlich zu handeln, im wahrsten Sinn des Worts: Traden Sie.

1.3 Vom Trading verführt

Ein Konto eröffnen, in wenigen Sekunden kapitalisieren und schon könnten Sie traden. Das klingt doch einfach, oder? »Trader werden ist nicht schwer, es zu bleiben dagegen sehr.« Wer früher investierte, musste in eine Bank gehen, einen Bankberater anrufen oder ein Telefax senden. Online-Broker gab es nicht. Im Gegensatz dazu können Sie heute alles selbstständig von fast überall erledigen. Ortsunabhängig zu arbeiten, ist ein starkes Argument für Trading.

Daneben meinen Anfänger, dass sie sich durch Trading von regelmäßiger Arbeit, dem Angestelltendasein und chronischem Geldmangel befreien können. Diese sogenannten Weg-von-Motivationen sind Gründe, warum Trader sich zu Workaholics entwickeln. Da kann es vorkommen, dass das vormittags Verdiente am Nachmittag in die Märkte zurückfließt und mit der Schlussglocke in den USA der Trading-Tag auf einem unglücklichen Höhepunkt endet. Weg-von-Motivationen bewirken meistens eine Verstärkung der Zustände, aus denen man sich befreien wollte. Das Verhindern oder Umgehen einer Lernaufgabe gelingt genauso wenig, wie z. B. einen Mangel an Wertschätzung durch das Verändern von äußeren Umständen zu beheben. Wenn eine ihrer Antworten auf die folgende Coaching-Aufgabe das Thema Freiheit berührt, prüfen Sie zunächst, wie Sie zu diesem Gefühl in Ihrer jetzigen Lebenssituation gelangen können, bevor Sie sich voll und ganz aufs Trading einlassen.

Personal-Trader-Coaching:Was treibt dich an? Weitere Aufgabe in Kapitel 1.3.

Ganz anders verhält es sich mit den Hin-zu-Motivationen. Sie sind auf etwas gerichtet, z. B. traden lernen, den Tag selbstbestimmt gestalten oder Geld verdienen (was etwas ganz anderes ist als nicht mehr wenig Geld haben zu wollen). Trading wirkt auf den ersten Blick wie ein leichtes, lebendiges Abenteuer. Wie auch bei Reisen in fremde Welten, sollten Sie sich vorbereiten. Die Frage nach der wahrhaftigen Motivation ist wesentlich. Trader müssen eine Klarheit darüber bekommen, ansonsten werden sie in der Trading-Praxis immer wieder in Situationen geraten, in denen das Geldverdienen eine untergeordnete Rolle spielt. Geist und Seele sind Taktgeber von persönlicher Entwicklung, die oberste Priorität hat. Machen Sie sich also bewusst, worum es für Sie beim Traden wirklich geht.

Die Frage nach der Motivation führt vorrangig zu zwei Antworten: »Geld verdienen« regt mehr als 80 Prozent der Befragten an, weitere 50 Prozent suchen eine Herausforderung oder wollen etwas lernen (Abb. 1.7). Die weiteren Antworten spielen eine untergeordnete Rolle, wenn man sich einen Überblick über die Gruppe der Trader verschaffen will.

Wenn ich die Frage »Wer von Ihnen tradet tatsächlich wegen des Geldes?« in einem Vortrag stelle, strecken 80 Prozent ihre Hände hoch. Auf meine direkte Nachfrage »Verdienen Sie denn auch Geld?« verbleibt ein kleiner Rest mit einem Schmunzeln im Gesicht, der tatsächlich weiß, wie sich finanzieller Erfolg anfühlt.

Ihr Verhältnis zum Geld sollten Sie sich ohnehin genauer anschauen. Die Herkunft von Geld ist bedeutsam, weil der Umgang damit auch davon abhängt, wie es erworben wurde oder wie es zu Ihnen gelangt ist. Bestenfalls traden Sie mit selbstverdientem Geld. Damit gehen die meisten besonders achtsam um. Vielleicht finden Sie Trading sogar verführerisch, weil man auf einfache Art und Weise zu messbaren Ergebnissen kommen kann?

Woher hast du das Geld, mit dem du tradest?

Welche Bedeutung hat Geld in deinem Leben?

Wie verändert sich dein Leben, wenn du ab heute 50 oder 100 Prozent mehr Geld zur Verfügung hast?

Wo im Körper spürst du, wenn du Geld verlierst (Geldanlage/Trading)?

Worin empfindest du deinen größten persönlichen Mangel (emotional, psychisch, mental, physisch)?

Personal-Trader-Coaching:Welchen Bezug hast du zu Geld? Weitere Aufgabe in Kapitel 1.5.

Bedenken Sie, dass beim Traden neben Ihrem Kapital immer auch Teile Ihrer Aufmerksamkeit in der Position und im Markt gebunden sind. Ein positives Trading-Ergebnis und ein Erkenntnisgewinn sind der bestmögliche Deal für Sie. Nehmen Sie sich immer auch die Zeit zu schauen, was Sie während eines Trades wahrnehmen und wie Sie sich fühlen. Beim Trading spielt die emotionale Entwicklung eine sehr bedeutende Rolle. Emotionen, die im normalen Leben unterdrückt werden, können sich ungebremst in der Trading-Praxis zeigen.

Abb. 1.8: Trading: einfache praktische Umsetzung gekoppelt an persönliche Entwicklung

Je besser Sie sich kennenlernen, umso weniger Überraschungen werden Sie in der Trading-Praxis erleben. Daher gehört es für Trader dazu, sich ständig zu reflektieren, um zu einem bewussten Leben zu gelangen. Das Auseinandersetzen mit den zentralen Fragen »Wo komme ich her? «, »Wer bin ich jetzt?« und »Worin bestehen meine Lernaufgaben?« werden Sie auch im normalen Leben glücklicher, freier und selbstbewusster machen.

1.4 Nachdem sich Eizelle und Sperma gefunden haben

In einem Körper zu leben, ist ein Entwicklungsprozess. Modelle geben oft keine umfassenden Antworten auf wichtige Fragen wie z. B. »Welchen Einfluss haben die ersten Monate im Bauch der Mutter auf das weitere Leben? Was bringen Menschen mit, was entwickeln sie mit den Jahren? Wie stark wirkt das Umfeld auf die Entwicklung, vor allem in den ersten Lebensjahren, in denen sich Persönlichkeitsmerkmale ausbilden?«

Es geht darum, Erfahrungen zu machen und zu spüren, wie sich das Menschsein anfühlt. Trading ist eine Möglichkeit, umfangreiche Erfahrungen zu sammeln, weil man viel über sich selbst herausfinden kann. Die Trading-Ergebnisse und der Umgang damit haben die Wirkung eines »Spiegels der Wahrheit«.

Neben Modellen, die darstellen wie Menschsein oder Menschwerden stattfindet, gibt es auch verschiedene Trader-Modelle, wie z. B. »Der rationale (Homo oeconomicus) und der irrationale Trader« In einem anderen Modell werden der emotionale, der intuitive und der rationale Trader unterschieden. Vielleicht auch: »der Clevere« (erfahren, mit Strategie), »der Coole« (stressaushaltend, rational), »der Nervöse« (stressanfällig, irrational) und »der Naive« (unerfahren, ohne Strategie).

Sie fragen sich vielleicht, worin der Vorteil liegt, sich in einem Trader-Typ wiederzuerkennen? Haben Sie denn schon Anhaltspunkte gewonnen durch Ihre Art und Weise zu traden? Wichtig ist es, nicht in ein Schubladendenken zu geraten, was Ihnen ein Gefühl von Sicherheit vermittelt. Sich einzuordnen befriedigt das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, könnte allerdings Ihre Entwicklung eher verhindern. Letztlich geht es darum, sich bewusst wahrnehmen zu können.

Entwicklung

Menschliche Entwicklung geschieht durch das Annehmen verschiedener Aufgaben (A1, A2, A3 … An). Diese finden auf unterschiedlichen Ebenen statt (E1, E2, E3 … En).

Abb. 1.9: Entwicklung: Aufgaben auf unterschiedlichen Ebenen

In der Ebene E1 begegnen Ihnen verschiedene Herausforderungen, die auch auf E2, E3 und weiteren Ebenen vorkommen können. Die Umstände auf den unterschiedlichen Ebenen sind oft andere. Sie können davon ausgehen, dass sich ein Thema so lange zeigt, bis Sie eine für Ihre Seele zufriedenstellende Lösung herbeigeführt haben. Das Lösen von Aufgaben fördert Ihre Entwicklung und führt zu einem immer tieferen Verständnis und zu einem friedlichen Seelenzustand. Das Annehmen von Aufgaben verkürzt den Entwicklungsprozess, weil jedes Sich-Wehren zu einer weiteren Runde unter gleichen, meist jedoch unter verschärften Bedingungen führt. Nach meiner Erfahrung geht es bei vielen Menschen um wenige große, ständig wiederkehrende Lernaufgaben. Dabei ist es oft kaum zu bemerken, dass ein Thema mit jeder Auseinandersetzung um ein weiteres Stück gelöst wurde. Diese kleinen, aber wichtigen Veränderungen wahrzunehmen, fühlt sich für die meisten von uns eher wie eine anstrengende Wiederholung an. Aber: »Kleinvieh macht auch Mist!«

Beispiel: Auch wenn das Setzen eines Stopps sehr weit von einer großen Lernaufgabe entfernt ist, so stellt es doch für viele eine Herausforderung dar.

Das bloße Setzen eines Stopps in der Trading-Praxis ist ein motorisch leicht umzusetzender Vorgang. Sie machen sich mit den Möglichkeiten vertraut, und mit wenigen Klicks ist Ihre Position gesichert (E1). Vielleicht stellen Sie fest, dass Sie weiterhin ständig ausgestoppt werden. Sie haben zwar die Notwendigkeit erkannt, Ihr Risiko zu begrenzen, haben aber kein Gefühl dazu (E2). Statt dem eigentlichen Ziel, Ihre Verluste zu begrenzen, näherzukommen, beweisen Sie sich selbst, dass die Stoppsetzung nicht sinnvoll ist. Sie haben Ihre Stopps vermutlich so nahe am Einstieg gesetzt, dass Sie fest mit Verlusten rechnen können. Auf der nächsten Ebene (E3) lernen Sie, dass es wichtig ist, die Bewegungen des Marktes bei der Stoppsetzung einzubeziehen. Sie verstehen, dass ein Stopp erst dann seinen Zweck erfüllt, wenn Sie ihn an einer Stelle platzieren, die dem Trade Luft zum Atmen gibt. Sie haben bis jetzt schon einiges zur Stoppsetzung gelernt: die unterschiedlichen Stopparten, die Umsetzung auf der Handelsplattform und dass Sie den Stopp an den Markt anpassen sollten.

Trotzdem werden Sie Verluste machen, die Sie schmerzen. Sie stellen fest, dass es da offensichtlich noch mehr zu lernen gibt. Auf dieser Ebene geht es darum, dass Sie zunächst einmal Ihren Schmerz wahrnehmen und akzeptieren, dass er zu Ihnen gehört (E4). Möglicherweise stellen Sie fest, dass Sie in Kontakt mit einem Gefühl, einem Gedanken oder auch einer früheren Situation oder Handlungsweise kommen. Auf einer weiteren Ebene (E5) nehmen Sie wahr, dass der Umgang mit Ihrer Grenze schon lange ein im Hintergrund schwelendes Thema ist. Die Möglichkeiten, warum das »Nein«-Sagen oder »Bis hierher und nicht weiter« oder »Danach wird es mir zu viel, weil es mich zu viel kostet« Ihnen schwerfallen, sind vielfältig. So könnte es z. B. sein, dass Ihnen als Kind keine Grenzen gesetzt wurden, weil Ihre Eltern keine Kraft dazu hatten oder beruflich stark eingespannt waren. Der Grund könnte aber auch darin liegen, dass Sie ständig kontrolliert wurden. Wenn Sie das Setzen eines Stopps als Kontrolle empfinden, werden Sie in Ihrem Inneren einen Widerstand dagegen spüren. Das führt dann zu einer Stoppsetzung, wie für die Ebene E1 beschrieben. Sie begrenzen dann zwar Ihr Risiko, doch steckt in jedem Stopp eine Portion Trotz. Sie sehen, dass die Gründe, warum Sie etwas halbherzig oder wenig durchdacht tun, viel tiefer liegen können. Die Aufgabe von Tradern ist es, dahin zu gucken, wo die »wahren« Gründe liegen, und notwendige Veränderungen einzuleiten. Sonst kann es kostspielig werden.

Lebensgesetze

Persönliche Entwicklung findet immer eingebettet in ein größeres Ganzes statt. Da haben vor allem die Lebensgesetze ein starkes Gewicht. Diese werden vielerorts auch Schöpfungsgesetze, Schicksalsgesetze oder universelle Gesetzmäßigkeiten genannt. Genauso wenig wie Sie ein physikalisches Gesetz, wie z. B. die Schwerkraft, umgehen können, ist es möglich, Lebensgesetze zu umgehen. Verschiedene Schriftsteller haben sich diesem Thema in besonderer Weise gewidmet. Trader sollten sich allein schon deshalb damit auseinandersetzen, weil sie übergeordnet wirken (vgl. Dahlke 2009; van Helsing, Holey 2004). Wer sie berücksichtigt, wird seinen Vorteil daraus ziehen; wer sie missachtet, könnte auch auf die Nase fallen.

Im Folgenden finden Sie eine kurze Erläuterung verschiedener Lebensgesetze:

1. Das Gesetz von Ursache und Wirkung (Karma). Bei diesem Gesetz geht es um kosmische Gerechtigkeit. Dazu gehört auch, dass wir uns mit den Folgen von Ursachen auseinandersetzen, die wir in der Vergangenheit selbst in Bewegung gebracht haben. Das kann heißen, dass unbezahlte Rechnungen ausgeglichen werden. Wer allzu gerne beim Traden verliert oder trotz Strategie durch ungünstige Zufälle erheblichen finanziellen Schaden nimmt, sollte sich auf Spurensuche begeben.

2. Das Gesetz der Polarität: Dabei geht es um Gegensätze oder Gegensatzpaare, wie z. B. männlich/weiblich oder positiv/negativ. Gerade im Trading gibt es Polarität, z. B. long/short, Bulle/Bär oder Gewinner/Verlierer. Es ist unwahrscheinlich, dass Sie nur gewinnen, vermutlich machen Sie auch Erfahrungen als Verlierer. Diese sind wichtig, um die Erfahrung von Polarität zu machen.

3. Das Gesetz der Schwingung (oder Resonanz) spielt auch für Trader eine große Rolle. Woher kommt es, dass Sie sich überhaupt für Trading interessieren?

4. Das Gesetz des Rhythmus: Rhythmus hat mit Wiederholung und Zyklen zu tun. Davon haben die Finanzmärkte viel zu bieten. Viele Trader beschäftigen sich mit Bewegungen, Trends, Rhythmen und Zyklen. Die meisten vermutlich mit dem Ziel, Positionen auf der richtigen Seite des Marktes einzugehen und mögliche Kursziele zu bestimmen. Wiederholungen in der Trading-Praxis können auch auf nicht verstandene Lernaufgaben hinweisen.

5. Das Gesetz der Analogie stößt im Prinzip ins gleiche Horn: Im Makrokosmos herrschen die gleichen Gesetze wie im Mikrokosmos. Der amerikanische Buchhalter Ralph Nelson Elliott entschlüsselte die Struktur von Kursbewegungen, die sich in einer rhythmischen Abfolge von Wellen entwickeln (Elliott-Wellen). Obwohl die Elliott-Wellen-Theorie zeitunabhängig ist, funktioniert sie bei mittel- und langfristigen Analysen besser als z. B. beim Intraday-Trading (Prechter, Frost 2004). Diese Beobachtung wurde durch die Erkenntnisse der Chaosforschung untermauert. Der polnisch-französische Mathematiker Benoît Mandelbrot formulierte das Prinzip der Selbstähnlichkeit als Ordnungsstruktur des Kosmos. Die Struktur des Makrokosmos spiegelt sich fraktal im Mikrokosmos wider, wird dort allerdings teilweise von chaotischen Strukturen überlagert.

6. Dem Gesetz der Mentalität liegt die Kraft des Denkens zugrunde. Dinge, Ereignisse und Wörter entstehen im Denken. Die Gedanken sind dabei neutral. Erst aus dem Beweggrund Ihres Denkens entsteht die Wertung. So liegt es an Ihnen, was Sie denken (wertfreie, glückliche oder traurige Gedanken). Die Stärke und das Bewusstsein Ihres Denkens hängen ausschließlich von Ihnen ab. Einige Menschen können kraft ihrer Gedanken Metall biegen, andere Menschen heilen und wieder andere können durch Gedanken Dinge zerstören.

Exkurs

Wie Energiefelder wirken

Seit vielen Jahren beschäftige ich mich mit Themen wie Energiefeldern, Systemaufstellung oder auch Reinkarnation. Wie sind wir mit anderen verbunden? Was beeinflusst unsere Gefühle, Gedanken oder unser Verhalten?

Menschen leben, um sich zu entwickeln. Essen, laufen und sprechen lernen, so fängt alles an. Die Aufgaben werden im Laufe des Lebens vielfältiger, so dass weitere Fähigkeiten entwickelt werden. Woher kommt es, dass Menschen unterschiedliche Lernaufgaben haben? Welchen Einfluss haben dabei die unterschiedlichen sozialen Umfelder? Was tragen die viel beschworenen Gene, die wir als Geschenk von unseren Eltern mitbekommen haben, zu unserer Entwicklung bei?

Meine Erfahrung ist, dass vor allem drei Energiefelder bedeutsam sind: 1. das persönliche Feld, 2. das systemische Familienfeld und 3. weitere Felder, zu denen ich Gruppenfelder, Ortsfelder und Störfelder zähle.

Abb. 1.10: Persönliches Feld

Das persönliche Feld ist in Abbildung 1.10 dargestellt. Die gestrichelten Rechtecke stehen als Symbol für zwei unterschiedliche Sichtweisen:

1. Die Rechtecke links können für frühkindliche Erfahrungen stehen, zu denen der bewusste Zugang fehlt. Diese spielen im weiteren Leben immer wieder eine Rolle. Die Figur mit Herz zeigt den Trader im Jetzt. Das Rechteck rechts davon steht für einen späteren Zeitraum.

2. Die Rechtecke können jeweils auch ein früheres Leben abbilden (links vom Trader), das rechts vom Trader kann für ein weiteres nach dem jetzigen stehen.

Letztlich ist es egal, was die Rechtecke für Sie bedeuten. Viel wichtiger ist, dass Sie Ihre Lernaufgaben erkennen und annehmen (Abb. 1.11).

Abb. 1.11: Persönliches Feld mit Aufgaben A1, A2, A3und A4

Als Ergänzung zu Abbildung 1.10 sehen Sie die Aufgaben A1, A2, A3 und A4 eingefügt, die sich aus Erfahrungen in früheren Zeiten ergeben (frühkindlich, frühere Leben).

Aus dem ersten Zeitraum haben sich die Lernaufgaben A1 und A2 entwickelt, im nächsten spielte wieder die Aufgabe A1 eine Rolle. Eine weitere Aufgabe ist dazugekommen (A3). Die Aufgabe A1 konnte in dieser Zeit gelöst werden, zumindest zeigt sie sich bis jetzt nicht wieder. Anschließend spielten die Aufgaben A3 und A4 eine Rolle. Der Trader (jetzt) widmet sich den Aufgaben A2, A3 und A4. Die Aufgabe A3