Du kommst mir gerade richtig! - Bernd Mannhardt - E-Book
SONDERANGEBOT

Du kommst mir gerade richtig! E-Book

Bernd Mannhardt

0,0
0,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 0,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

"Schaurig schöne, bitterböse Kurzgeschichten, wunderbar geschrieben: Was blauäugig beginnt, wird schwarzhumorig gewandelt - und am Ende ist meist jemand tot." (Birgit Kleffmann/wir-besprechen-spannendes.de)

 

"Nicht immer geht es um Mord. Aber alle Erzählungen führen zu einem überraschenden Ende." | "Wortgewandtheit und Biss. Empfehlenswert." | "Bitterböse Shortstorys" - Fünf Sterne auf lovelybooks.de

 

Bestimmten Leuten kommt man besser gar nicht erst in die Quere – denn denen kommt man gerade richtig!
Spätestens nach der Lektüre dieser „mordsfidelen“ Geschichten ist man gewarnt vor windigen Werbeprofis, nachtragenden Stararchitekten und anderen manipulativen Zeitgenossen. Denn je charmanter desto hinterhältiger, aber – dem Autor sei Dank – immer zum großen Vergnügen für den Leser. Am Ende obsiegt nicht das Gute über das Böse oder umgekehrt, sondern stets die Pointe über die Moral.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Bernd Mannhardt

Du kommst mir gerade richtig!

Mordsfidele Geschichten für quietschvergnügte Leser

„Wohlerzogen zu sein, ist heutzutage ein großer Nachteil. Es schließt einem von so vielem aus.“ Oscar Wilde BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Motto

„Wohlerzogen zu sein, ist heutzutage ein großer Nachteil. Es schließt einem von so vielem aus.“Oscar Wilde

Vorwort

Als Sie auf dem Umschlag Mordsfidele Geschichten lasen, schlussfolgerten Sie, Gemeines in den Händen zu halten? Bingo! Obwohl ich anmerken muss – und zwar in memoriam Dr. H., meines Deutschlehrers a.D., der ver­starb, nachdem er sich an einer Buch­staben­suppe ver­schluckt hatte, also ein gut Teil des in Lettern daherkommenden Teigs ihm in die falsche Röh­re gerutsch­­t und er daraufhin so er­schrocken war, dass sein sie­ben­undacht­zig Jahre altes Herz erst zu stot­tern, dann auszu­setzen begann (und dann wie ein überhitzter Motor nicht mehr an­sprang); in Er­innerung an Dr. H., der mir viel über die deut­­sche Spra­che und ihren korrekten Ge­brauch beibrachte, will ich also vorab anmerken, dass das Prä­fix „Mords-“ von Hause aus weder Gutes noch Böses inten­diert. Er stellt lediglich eine an sich wert­freie Vor­silbe dar, die das Ad­jek­tiv „-fi­del“ im Sin­ne von „sehr“ verstärken soll. Dr. H. würde in diesem Kontext wohl auch er­läutern, dass präfixen – ’Tschul­digung, dieses Verb gibt es gar nicht, es sieht aber auf Papier einfach zu gut aus –, also dass der Gebrauch des Präfixes selbst­verständlich auch bei Sub­stan­tiven funk­tio­­niert und vermutlich würde Dr. H. den substan­ti­­vi­schen Präfix „Mords­­weib“ zur Verdeutlichung an­führ­en. Dies wiederum hät­te nicht not­wen­diger­­weise etwas zu tun mit seiner 45 Jah­re jüngeren ehemaligen Geliebten, die sich – so gehen zumin­dest die Gerüchte – des anhänglichen alten Sacks ent­ledigen ge­wollt und daher zum Verwechseln ähnliche Plas­tik­buch­staben in die Suppe ­geschmug­­gelt hatte. Meiner Ein­schätzung nach hätte Dr. H. mit „Mords­weib“ wahrscheinlich gar nicht seine Geliebte ge­meint, sondern vielmehr seine be­wun­­derns­werte Ehe­frau Hildegard, die gut informierten Kreisen zufolge ihn, Dr. H., so tapfer er­tragen hatte.

Wie dem auch gewesen sein mag – in dem vorlie­genden Büchlein ist von Zeit­genossen die Rede, mit denen wohl auch Dr. H. im rich­tigen Leben nicht die Bohne etwas zu tun hätte gehabt haben wollen. Von daher trifft es sich natürlich gut, dass die Cha­rak­tere und Hand­lungen allesamt frei erfun­den sind, um nicht zu sa­gen erstun­ken und er­logen. Ähn­lich­keiten mit le­ben­den oder ver­stor­benen Perso­nen wären rein zufällig.

Sie können die fol­gen­den Sei­ten ent­spannt angehen und amü­siert oder gar quiet­sch­­ver­gnügt in sie eintauchen. Verlag und Autor wünschen Ihnen prä­fix­­träch­­tig eine Mords­­­­­un­ter­hal­tung – auch wenn es gar nicht in allen Ge­schich­ten blutrünstig zur Sache geht (was aber nun gar kein Wider­spruch sein muss, wie wir mit dem Vorwort hier hoffentlich haben klären können). Bernd Mannhardt

Die Performance

Es lässt sich wohl mit Fug und Recht behaupten, dass Mani­pu­latoren immens wichtig sind, je­denfalls im tech­nischen Be­reich: Als Geräte beein­flussen sie nämlich Chemi­kalien auf eine be­stimm­te Wirkung hin oder formen Bauteile für Mikrochips – alles in allem mit sagenhafter Präzi­sion.

Allerdings kommt allgemein eher weniger Freude auf, wenn wir an ihre Namens­vetter aus Fleisch und Blut denken, also über Zeit­genossen sinnieren, die Herrschaft über Den­ken und Handeln Dritter erlangen wollen. Täu­schungsmanöver dienen ihnen als hin­terhältige Mittel zu profitablem Zweck, wenngleich der Nutzen nicht not­wen­di­ger­weise ma­te­rieller Natur sein muss: Allein das Glücksgefühl, jeman­­den wie einen Bären am Na­sen­ring herumge­führt zu haben, ist solchen Manipulatoren oft Zweck genug – so ver­hielt es sich zumindest bei unserem Helden Manfred Köh­ler.

Köhler war CEO – Chief Executive Of­ficer – einer Ham­burger Werbeagentur. Leute, die ihn näher kannten, meinten, dass er einem gewissen manipulativen Tun schon von Be­rufs wegen nahe stände, seine eigentliche Tragik jedoch darin bestehe, dies­bezüg­lich vor Privatem nicht Halt machen zu können – da sei ihm, so die einhellige Meinung seiner Freunde, Bekannten und Ver­wandten, möglicherweise nicht mehr zu helfen.

Aus Gründen publizistischer Redlichkeit sollte an dieser Stelle nicht uner­wähnt bleiben, dass sich die Lobbyisten der besagten Branche vom Begriff der „Manipulation“ seit jeher distan­ziert haben und stets wortgewandt zu er­klär­en wissen, dass es in ihrem Business le­diglich um „zwang­freie Beeinflus­sung“ ginge, was wiederum mit dem „Reiz­wort Mani­pulation“ nicht die Bohne etwas zu tun habe. Be­einflus­sung sei ja per se nichts Schlech­tes, führen sie an: Bei­spielsweise würden Eltern ihre Kinder beeinflussen, damit aus ihnen etwas Anstä­n­diges werde.

Nach Köhlers Sichtweise waren diese Verlautbarungen allerdings nichts weiter als eu­phe­­mistisch. Er vertrat da die entgegenge­setz­te Auf­fassung: Werber, die glaubten, um „Ma­nipulation als Me­thode der Absatzpolitik“ herum­zu­­kommen, sollten „besser auf Moralprediger umsatteln“.

„Was soll es denn an­deres sein als manipu­lativ“, hatte Köhler unter Kollegen einmal rhetorisch gefragt, „wenn ich Äp­fel mit trans­­parentem Lack verziere und suggeriere, sie seien so vom Baum gefallen?“

Köhlers Zugang zum Gegenstand der Betrachtung war ein rein pragmatischer. Im Foyer der Agentur hatte er ein provokatives Transparent an die Wand gehängt, worauf in schneeweißen Lettern auf feuerwehrrotem Untergrund zu lesen war: „Manipulie­ren, aber richtig!“

Köhlers Geschäft war das Produzieren von Werbespots und sein oben erwähnter Vergleich mit dem Obst war insofern nicht von ungefähr gekommen, als seine Agentur ihre Dienste vorwiegend im Food-Sektor offerierte. Zuletzt war es darum gegangen, das Publikum glauben zu machen, dass es durch den Ver­zehr ei­nes bestimmten Instant-Foods das eigene Körper­ge­wicht nach­haltig reduzieren könne.

Für diese Produktion hatte Köhler Sara Richter engagiert, sie sollte eine „Ver­braucherin“ mimen. Selbstverständlich war Sara im richtigen Leben Schauspielerin – mit makel­loser Figur, die sie mit viel Sport und ausgewogener Ernährung auch halten konnte. Mit Leggins und Top betont luftig bekleidet, wurde Sara von der Re­gie auf den Rand eines mu­schel­­artigen Korbsessels plat­ziert, wo sie wie angewiesen ihre wohlgeformten Beine dekorativ übereinanderschlug. Dann fiel auch schon die erste Klappe – Sara lächelte.

„Schnitt!“ Ei­ne Schüssel mit einer breiar­tigen Sub­stanz, in der ein Sil­berlöffel liegt, steht auf Saras flacher Hand. „Schnitt!“ Sie hebt den Löffel voll Brei auf die Höhe ihres Kinns. „Schnitt!“ Sie hebt den Löffel noch ein Stückchen höher und befördert den Brei in ihren Mund. „Schnitt!“ Ihre Zun­gen­spit­ze schnellt her­vor und leckt über die Lippen. „Schnitt!“ Sara lächelt, noch immer – dann aber: „Gestor­ben!“ Dieser makaber anmutende Befehl, der aus dem Regieraum erklang, bedeu­tete, dass die Szenen „im Kasten“, also gelungen waren.

Augen­weide und Ansporn zugleich, dachte Köhler, als Sara in die Garde­robe entschwand. Er musterte die Szenen und attes­tier­te der jungen Schauspielerin im Geiste: At­trak­tiv wie be­ge­h­rens­wert.

Wenig später betrat Sara umgekleidet den Regieraum – Köhler lobte sogleich über­schwänglich: „Lecker!“ Seine Augen glänzten sonderbar. „Jeden Tag in Was­ser aufgerührtes Pulver …“ Er grins­te. „Mit dir zusammen könnt’ ich da vielleicht auf den Geschmack kommen.“

„Na, wenn du das so sagst“, sagte Sara gedehnt. Sie war sich ihrer Wirkung auf Männer durchaus be­wusst und dass bei einigen von ihnen der Testosteron-Spiegel wie auf Knopfdruck ansteigen konnte, war ihr nicht unbekannt.

„Aber im Ernst“, sagte Köhler, „wollen wir jetzt nicht was Richtiges essen ge­hen? – Du bist natürlich eingeladen.“

Sara überlegte kurz und nahm das Angebot dann an. Testoste­ron hin oder her, dachte sie, wenn der Auftrag­geber schon mal einlädt … Auch Sara war kein Kind von Trau­rigkeit.

Bloß nichts anbrennen lassen, dachte Köhler, der vor einem Jahr geschie­den worden war – zum dritten Mal. Wahrscheinlich hat­te seine allgemeine Einstellung zu Beziehungen nicht unwesentlich dazu beige­tragen: „Das Le­ben ist zu kurz, um treu zu sein“, war von ihm oft zu hören. Seine Ehefrauen hatten das offenbar gar nicht komisch ge­funden.

Schöne Aussichten, sin­nierte Köhler, als ihm Sara in einem Gourmetrestaurant an der Elbchaussee gegenüber­saß. Und während sie überlegte, ob sie sich für ge­backene Kabeljauzungen in Grau­pen-Safran-Sud oder für den Maibock-Rücken mit Spitzkohl und Kirschen oder doch lieber für das Sharonfrucht-Süppchen mit Rha­barbersorbet entscheiden sollte, attestierte Köhler bei ihrem Anblick: Ero­tische Ausstrahlung.

Er selbst war kein Adonis, das war ihm durchaus bewusst. Köhler schritt eher schmächtig und etwas schief gebaut durchs Leben. Er versuchte zwar, dies mit einer Art Künst­ler-Outfit zu kaschieren – sein schul­­terlanges Haar trug er zum Pferde­schweif gebunden und ein rotes Brillen­ge­stell aus Horn saß ihm markant im Gesicht –, aber ob’s wirklich nutzte, war ihm nicht bekannt. Bekannt war allerdings, dass sich einige seiner Kol­legen hinter vorgehaltener Hand fragten, „was die Frauen ausgerechnet an dem Köhler finden“. Offenbar hatten die Fragenden übersehen, dass, wie es so schön heißt, nicht zuletzt auch Erfolg sexy macht: Köhlers Agen­tur stand seit Jahren in den „Top 10“ der Bran­che.

Sara entschied sich dann für etwas ganz anderes, nämlich für das Filet vom Angus-Rind mit Kräuter-Kruste sowie gestovtem Ro­sen­kohl und Nebbiolo-Sauce. Köhler schloss sich dem der Einfachheit halber an und nachdem das Essen ver­speist und eine Fla­sche edlen Weines geleert war, klebte Köhlers Blick an Saras Lippen und in Vorfreude auf das, was da noch kommen könnte, zi­tierte er in sich hinein den Titel der Autobio­grafie eines gewissen Klaus Günter Karl Nakszynski, bekannt als Klaus Kinski: Ich bin so wild nach deinem Erdbeer­mund.

Köhler mochte Kinski: Ein Groß­meister – der Manipulation, dachte er gerne. Seine, Kins­kis, öffentlichen Wutausbrüche schie­nen ihm, Köhler, stets wohl ­kalku­liert gewesen zu sein – alles in allem mit dem Ziel, Aufmerksamkeit zu erregen oder um Leute für sich einzuneh­men oder um den Lauf der Dinge in eine ihm genehme Richtung zu wenden. Gott hab’ ihn selig!, dachte Köhler – und: Ich bin so wild …

Er gab sich redlich Mühe, Sara von sich zu beein­drucken. Anfangs präsentierte er sich als em­pathi­scher Zuhö­rer, später wech­­selte er dann in die Rolle des geist­reichen Plauderers und als die Stunde eine vorgerückte war, ris­kierte er einen ziemlich frechen Blick in Saras Dekolleté. Sara quittierte das mit einem verschmitzten Lächeln.

„Also, wenn du mich fragen würdest: Ja, doch – ein Glas vertrage ich noch.“

„Gerne“, sagte Köhler und gab dem Kellner nervös ein ent­sprechen­des Zeichen.

Um 23 Uhr dachte Köhler dann: Jetzt oder nie! Er ging in die Offensive und sagte: „Und? Machen wir noch was?“

„Vorschlag?“, flötete Sara. Sie spielte gerne die Naive.

Weibliche Rhetorik, analysierte Köhler. Er rieb sich das Kinn. „Ich könnt’ dir meine Werbespot-Sammlung zeigen“, sagte er und grinste frech.

Originell ist anders, dachte Sara. Dennoch zwinkerte sie Köhler zu: „In 3D?“

„Zumindest Großbildleinwand.“

„Wie, wohnst du im Kino?“

„120-Quadratmeter-Loft.“

Köhler zahlte und ließ ein Taxi rufen.

Zwanzig Minuten später stand Sara tatsächlich in der vierten Etage des Neubaus, in dem Köhler sein luxuriöses Domizil bewohn­te. Sie blickte durch das Panoramafenster und bewun­derte die Aus­­­sicht über die Dächer der Altona-Altstadt bis hin zum Kirch­turm.

Köhler trat von hinten tänzelnd an sie heran; zwischen den Fin­gern seiner Lin­ken hielt er geübt zwei gefüllte Champag­ner-Gläser. Dicht hinter Sara stehend legte er seine Rech­te sanft in ihren Nacken und säuselte: „Dan­ke für den schönen Abend.“

Nachdem sich Sara zu Köhler umgedreht hatte, gab er ihr ei­nes der bei­den Gläser in die Hand und stieß mit ihr an: „Auf die begehrenswerteste Frau, die ich kenne.“

Originell ist anders, dachte Sara wieder, nahm Köhlers Ansprache aber als „nett gemeint“ hin und gab ihm einen Kuss.

Sara mochte Köhler ja schon. Irgendwie. Sie hatte nichts dagegen einzuwenden, dass dann alles plötzlich ziemlich schnell ging, nachdem Köhler die Gläser wieder beiseite gestellt hatte.

Ähnlich einer bestimmten Szene aus Ei­ne verhängnisvolle Affäre – die bezaubernde Glenn Close verdreht dem ewig smar­­ten Michael Douglas den Kopf – rissen Sara und Köhler sich gegensei­tig die Klei­dung vom Leib, um ihre anein­an­derge­schmiegten Körper wie choreografiert auf das hochpolierte Eichen­par­kett nieder­sin­ken zu lassen. Schnitt! – nur so viel: Sara nahm sich Köhler rich­tig zur Brust.

Nachdem das Feuerwerk der Begierde relativ schnell abge­brannt war, lagen Sara und Köh­ler auf dem Rücken nebenein­ander. Köhler war sichtlich erschöpft. Er starrte zur Decke. Sara blickte zu Köhler hinüber und dachte sich: Ausdauernd ist an­ders.

Unterdessen sinnierte Köhler, wie viel Zeit seit Drehschluss wohl vergangen sein mochte. Fünf Stun­den, vielleicht sogar sechs? Er atmete tief durch. Eigentlich unver­hältnis­mäßig, die Vorarbeit, dachte er. Köhler hob intuitiv oder aus einem unbe­stimmten Re­flex heraus seinen linken Arm und legte ihn zu Sara hinüber – die Hand lan­dete sanft auf ihrer Brust. Sara, die dem eben vollzogenen Akt wohl noch nachspürte, schien die Be­rührung zu genießen; jedenfalls entfuhr ihr ein Stoßseufzer. Gut und schön, dachte Köhler, aber nicht, dass sie hier jetzt Wur­zeln schlägt.

Sara räusperte sich und fragte, zufällig passend, ganz un­vermittelt: „Was würdest du davon halten, wenn ich heut’ Nacht hier bliebe?“

Gott behüte!, flammte es in Köhlers Kopf auf. Er lächelte etwas ge­­quält, was Sara, die nun ebenfalls zur Decke starrte, nicht sehen konnte. Für Köhler war eine Situation eingetreten, die ihm nicht fremd war. Bei aller Liebe, aber das passt mir über­haupt nicht, dachte er. Allein schon der Gedanke an mor­gend­liche Dis­kus­­­sio­nen da­rüber, wer zuerst das Bad benutzen dürfe, wie weich- oder hartge­kocht die Früh­stückseier sein sollten oder ob man lieber Tee statt Kaffee oder umge­kehrt auf­setzen wolle, ließ ihn übellaunig werden.