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Der übergewichtige Kriminalhauptkommissar Hajo Freisal ist gerade dabei, Sportschuhe für sein neues Fitnessprogramm auszusuchen, als er zum Fundort einer Leiche gerufen wird. Ein älterer Kleingärtner liegt erwürgt in seiner Laube. Über einen Mangel an Verdächtigen kann Freisal nicht klagen: Beinahe jeder im Kleingartenverein hätte ein Motiv gehabt, den überall verhassten "Giftzwerg" umzubringen. Und dann gibt es da offenbar noch eine dunkle Episode in der Vergangenheit des Opfers. Nur über Umwege gelingt es Freisal und seiner pfiffigen Assistentin, Licht ins Dunkel zu bringen.
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Seitenzahl: 332
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Bernd Mannhardt
GIFTZWERG
Kriminalroman
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
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ebook im be.bra verlag, 2017
© der Originalausgabe:
berlin.krimi.verlag im be.bra verlag GmbH
Berlin-Brandenburg, 2017
KulturBrauerei Haus 2
Schönhauser Allee 37, 10435 Berlin
Lektorat: Gabriele Dietz, Berlin
Umschlaggestaltung: Ansichtssache, Berlin
ISBN 978-3-8393-6158-0 (epub)
ISBN 978-3-89809-548-8 (print)
www.bebraverlag.de
Senkfuß
Datsche
Nasensonde
Abschottung
Spatenstiche
Papperlapapp
Vogelnest
Papierkrieg
Licht
Sonnenhof
Zutritt
Einkehr
Überzeugung
Obstsalat
Bewegungsmelder
Hausfriedensbruch
Espenlaub
Augenhöhe
Fallobst
Danksagung
Über den Autor
Die meisten Menschen, die man böse nennt,
wurden deshalb so, weil sie ihre schlechte Laune
für einen berechtigten Zustand ansahen.
Lew Tolstoi
Als sich Kriminalhauptkommissar Hajo Freisal samstagnachmittags im Wilmersdorfer Sportschuhfachgeschäft auf einem Laufband erst in Trab setzte und wenig später aus der Puste geriet, blieb just im selben Moment einem Laubenpieper in seiner Moabiter Datsche die Luft zum Atmen in Gänze weg.
Aber besser von vorn.
Bevor sich Freisal in Bewegung gesetzt hatte, war er vom Sportschuhfachverkäufer gebeten worden, seine beigefarbene Stoffhose bis zur Wade hochzukrempeln und die italienischen Sneaker – Oxford-Halbschuhe ohne Schnürsenkel – auszuziehen sowie die Socken – Markenstrümpfe von Boss, was zufällig sein Dienstverhältnis zur ihn begleitenden Kriminalkommissarin Yasmine Gutzeit benannte – abzulegen.
Beide Kriminale hatten Bereitschaftsdienst, und weil Gutzeit eine erfahrene Joggerin war und sie es sympathisch fand, dass ihr Vorgesetzter seine Kondition aufpäppeln wollte, stand sie ihm gerne zur Seite. Sie wusste, dass das Treppensteigen für den Mittfünfziger, wie er selbst schon mehrfach gesagt hatte, »zur olympischen Disziplin« avanciert war; zudem fand sie, selbst Ende zwanzig und von sportlicher Erscheinung, dass es vom Kriminalhauptkommissar, kurz KHK, sehr vernünftig war, unlängst damit begonnen zu haben, das eigene Kampfgewicht über Ernährungsumstellung herunterzuschrauben: Er wog jetzt schon acht Kilo weniger (wenngleich immer noch achtundachtzig Kilogramm bei einer Mindestkörpergröße für den Polizeidienst von einem Meter fünfundsechzig).
Also bitte.
Der Sportschuhfachverkäufer hatte von Freisals Fußsohlen via High-Tech-Matte Abdrücke genommen, »Senkfuß« konstatiert und ihn aufs Laufband gebeten. Es ging darum, Freisals »Fußstellung« herauszufinden. Dazu wurden die Füße von hinten und auf Fersenhöhe mit Video aufgezeichnet. Der Verkäufer und Gutzeit standen hinter dem einen Meter entfernten Stehtisch mit Computer. Freisal hatte sechs oder sieben Schritte auf das Laufband gesetzt, als er, gut hörbar, zu schnaufen begann – ja, er trat zwar tapfer wie auch fleißig, jedoch nicht wirklich elegant auf der Stelle. Es hatte den Anschein, als müsste er sich sehr konzentrieren, um der Geschwindigkeit des unter ihm wegrutschenden Laufbandes Herr zu werden und zu bleiben. Jedenfalls rumste es bei jedem Schritt gewaltig und Freisals Mimik verriet, dass es ihm nun doch peinlich war, einen derartigen Radau zu machen (bloß um Laufschuhe zu kaufen, wie er dachte). Was er in diesem Moment nicht wusste, war: Auch jeder andere Laufbandläufer hätte das Dreifache des eigenen Körpergewichts gen Geräteboden gebrettert, was keinesfalls geräuschlos vonstatten gegangen wäre.
Naturgemäß nicht.
Die von jemand Unbekanntem alarmierte Notärztin konnte auf dem Gelände des Gartenvereins Lehrter Straße e.V., genauer gesagt auf der Parzelle 38 beziehungsweise in der dortigen Laube, nur noch den Tod eines Gartenfreundes feststellen: Horst Kessler (74).
Für die Medizinerin hatte es im ersten Moment den Anschein, dass der mittelgroße, hagere Mann, der dort seitlich unweit des Esstischs am Fenster auf dem Dielenboden lag, mangels Sauerstoffzufuhr wohl ohnmächtig vom Stuhl gekippt und sodann erstickt war. Den ausschlaggebenden Hinweis auf T71 – so lautete der Code der internationalen Klassifikation ICD10SGBV für die Diagnose Tod durch Ersticken – gab der Ärztin das therapeutische, elektronisch gesteuerte Hilfsmittel für Atempatienten: Neben Kessler lag ein Sauerstoffkonzentrator, ein schuhkartongroßes Gerät, das bei Patienten zur Unterstützung der Sauerstoffzufuhr eingesetzt wurde, wenn es nicht mehr möglich war, den eigenen Sauerstoffbedarf über die natürliche Atmung selbst zu regulieren. Aber auch die angebrochene Zigarettenschachtel nebst vollem Aschenbecher auf dem hellen Holztisch vorm Laubenfenster waren Indizien dafür, dass der alte Herr an COPD – Chronic Obstructive Pulmonary Disease – gelitten hatte. COPD bezeichnet eine unheilbare Verengung der Atemwege. Auf gut Deutsch auch: Raucherlunge. Dennoch, die Medizinerin schrieb auf den Totenschein, Spalte Todesart, nicht »natürlicher Tod«, sondern, wie in Zweifelsfällen üblich: »ungeklärt«.
Es irritierte die Ärztin offenbar, dass sich am Hals des Toten ein T14.0 befand. Das Kürzel wiederum stand für Hämatom. Wohl »eine Kontusion, volkstümlich Quetschung genannt«, verursacht durch das »gewaltsame Zusammenpressen von Körpergewebe«, erklärte sie dem anwesenden Polizisten. Die »Konturen der frischen Hautverfärbung« sahen aus, als stammten sie »von zupackenden Fingern«. In weiße Overalls gewandete Spurensicherer ließen nicht lange auf sich warten.
Bevor die Notärztin gen Markthalle Moabit entschwand – wo ein Kunde in der Warteschlange vor dem Demeter-Stand kollabiert war –, übergab sie den Fall dem mittlerweile am Fundort eingetroffenen Forensiker Professor Schnidt.
Schnidt war ein erfahrener wie auch renommierter Mediziner. Er stand kurz vor seinem Ruhestand, jedoch galt es allgemein als unklar, ob er diesen auch antreten würde. KHK Freisal, der Schnidt in der Zusammenarbeit bei der Lösung auch von kniffligen Fällen kennen und schätzen gelernt hatte, unkte diesbezüglich gerne in der Polizeikantine, dass Schnidt wohl »einfach weiterarbeiten« würde, »weil ihm der Beruf nicht nur Broterwerb, sondern Berufung war«. So weit, hatte Freisal weiter angemerkt, würde er für sich selbst nicht gehen wollen: »Der blasierte Umgang der Politik mit den Ressourcen der Stadt verleidet mir zunehmend die Arbeit.« Deshalb habe er sich eine Rentenuhr als Bildschirmschoner auf seinem Dienst-PC installiert.
»Oh, oh, oh«, machte Gutzeit in Freisals Rücken. Es klang, als wäre sie um ihren Vorgesetzten ernsthaft besorgt. »Überpronation«, raunte sie mit einer gewissen Dramatik in der Stimme.
»Schlimm?«, keuchte Freisal. »Heilbar?« Er galt zwar unter Kollegen und Delinquenten gleichermaßen als wortgewandt, aber »Überpronation« sagte ihm nun so gar nichts.
»Alles klar«, sagte der Verkäufer und schaltete das Trainingsgerät fernbedienend ab, bevor er hinterm Stehtisch hervortrat und, während das Band langsam zum Stillstand kam, den Kunden am linken Ellenbogen stützte. »Ich halte Sie«, sagte er im fürsorglichen Ton eines besorgten Altenpflegers.
»Finger weg!«, maulte Freisal. »Bin ich hier im Geriatriezentrum, oder was?«
»Wollte nur helfen«, sagte der Verkäufer. »Mache ich immer, wenn einem Kunden diese ganz spezielle Tretmühle fremd ist.«
Freisal trat vom Band herunter. Geschafft – unfallfrei, sinnierte er. Dann setzte er sich auf den Stuhl, der zwei, drei Meter entfernt neben dem Laufband stand und zog sich die Socken wieder an. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, dass der Verkäufer und Gutzeit die Köpfe zusammensteckten. Konspirativ?
»Was gibt’s denn da zu tuscheln?«, brummte er.
»Ein chirurgischer Eingriff …«, setzte Gutzeit an.
»Was?!« Freisal riss erschrocken die Augen auf.
»… wird wohl nicht notwendig werden, aber …« Gutzeit hielt erneut inne.
»Raus mit der Sprache!«, forderte Freisal und stützte sich auf den Knien ab, hievte seine Korpulenz in die Senkrechte und schlurfte auf Socken zum Stehtisch.
»Sehen Sie«, der Verkäufer zeigte mit dem Finger auf den Bildschirm, nachdem er die Videoaufzeichnung neu gestartet hatte, »Sie knicken überdurchschnittlich viel nach innen weg. Das nennt man Überpronation. Das hat mit Ihrer leichten X-Beinstellung, den Senkfüßen und … na ja, natürlich auch Ihrem Körpergewicht zu tun. Wir wissen jetzt«, fuhr er fort, »dass Sie Laufschuhe brauchen, die Ihre Fußfehlstellung korrigieren: Schuhe mit fester Zwischensohle, Abknickstützen und Dämpfung durch EVA.«
»Ich kannte mal eine Eva«, merkte Freisal an. »Aber die wird kaum gemeint sein. Sprechen Sie verständlich mit mir, bitte – danke!«
»Ethylenvinylaceta«, warf Gutzeit ein und ließ die geübte Läuferin raushängen. »Bei bis zu neunzig Prozent EVA«, erläuterte sie, »entsteht ein kautschukähnliches Material, sogenanntes Elastomer.«
»Seien Sie ehrlich, Gutzeit, Sie haben sich vor unserem Meeting hier noch schnell eingelesen in die Materie, um mich aber auch so was von blöd aussehen zu lassen.«
»Herr Freisal«, Gutzeit lächelte charmant, »EVA ist Allgemeinbildung und bekanntlich als DIN-Norm ISO 1629:1995 registriert.«
»Bekanntlich, sicherlich …«
Der Verkäufer ging rasch dazwischen – nicht, dass da verkaufstechnisch was anbrennt, mochte er denken. Er fragte Freisal, wo das Lauftraining denn stattfinden solle. Der zuckte mit den Schultern. Gutzeit hob die Hand.
»Ich bin der Laufcoach«, behauptete sie. »Waldboden.«
»Sehr gut«, sagte der Verkäufer und zeigte mit der Rechten in die Richtung eines Cross-Over-Laufschuhregals mit hintergrundbeleuchteter Wand aus weißem Plexiglas und chromglänzenden Zwischenböden. Freisal ging entschlossen voran zu dem farbenfrohen Schuhwerk, das mit fantasiereichen Namen wie Adrenaline GTS 15, Supernova Sequence Boost 7 und Wave Inspire 11 daherkam. Schön, schön, dachte der Kommissar – und kratzte sich ratlos am Kopf. Der Verkäufer referierte ungefragt: »Die Dämpfung von Laufschuhen ist nach rund tausend Kilometern platt. Wenn Sie, sagen wir mal, zweimal in der Woche zehn Kilometer laufen, ist die Schuhpolsterung nach rund einem Jahr hinüber.«
»So? Na, Sie können mir ja viel erzählen. Hab keine Ahnung, mein Coach weiß mehr.« Aber wo war auf einmal Yasmine Gutzeit? Hajo Freisal ließ seinen Ermittlerblick durch den Laden schweifen. Ah, dort!, stellte er fest: Gutzeit hatte sich auf leisen Sohlen in eine hintere Ecke des Geschäfts verkrümelt, um offenkundig etwas abseits vom nachmittäglichen Verkaufsrummel telefonieren zu können; er nahm wahr, dass ihre Mimik höchste Konzentration verriet. Vermutlich ein dienstliches Telefonat. Wurde sie alarmiert?, fragte er sich. Merkwürdig, dachte er. Normalerweise wird doch ein KHK angerufen, nicht seine Assistentin.
Reflexhaft fasste er sich an die Seite der Innentasche seiner braunen Wildlederjacke. Dort steckte normalerweise sein Handy. Hatte er einen Anruf der Zentrale überhört? Freisal griff ins Leere, weil er seine Jacke über den Stuhl, genauer gesagt über die Rückenlehne gelegt hatte. Leichtsinnig. In Berlin feierten Langfinger Hochkonjunktur.
Der Kommissar zuckte mit den Schultern, ließ den Verkäufer kommentarlos am Schuhregal stehen. Er schlurfte zurück zu der Sitzgelegenheit, vor dem er seine Sneaker ordentlich geparkt hatte, und kramte das Handy aus der Jacke. Tatsächlich, die Zentrale hatte versucht, ihn zu erreichen. Er zog sich rasch die Schuhe an und legte sich die Jacke über die Schulter.
Der Verkäufer trug ihm ein Paar Wave Inspire 11 hinterher und begann zu schwärmen: »Um ein Wegknicken Ihres Fußes nach innen zu verhindern …«
»Tschuldigung«, unterbrach ihn Freisal und stand wieder auf. Er hatte gesehen, dass ihn Gutzeit mit der Rechten heranwedelte. »Haben Sie meine Senkis gespeichert?«, fragte er.
»Ihre was?«
»Füße.«
»Nein, noch nicht. Kann ich aber machen.«
»Bitte tun Sie das. Wir müssen weg – kommen aber wieder.«
»Ach so«, sagte der Verkäufer. »Welches Kundenkennwort soll ich Ihnen geben?«
Fliegengewicht, fiel Freisal spontan ein – und er sagte es auch. Dann behauptete er, dass Gutzeit seine Schwiegertochter sei, sie beide bei der freiwilligen Feuerwehr und nun schleunigst los müssten, weil es irgendwo in der Stadt brenne, fasste sich zum Abschied an die Schiebermütze, die er über seinem brav gescheitelten Kurzhaarschnitt trug, und verließ mit Gutzeit den Laden.
Der Himmel über Berlin stand unverschämt weit offen. Die Temperaturen lagen bei moderaten 25 Grad Celsius.
»Bei nächster Gelegenheit«, merkte Gutzeit an, »werden wir hier wieder aufschlagen. Ohne vernünftige Laufschuhe brauchen Sie gar nicht mit dem Training anzufangen.«
»Hab noch Turnschuhe im Keller«, gab der Kriminalhauptkommissar zu bedenken und grinste schief.
»Turnschuhe?!« Gutzeit fühlte sich auf den Arm genommen und schlug mit flacher Hand blitzschnell auf den Schirm von Freisals Schiebermütze.
»Hallo?!« Der KHK schob sich die Mütze mit mürrischer Miene zurück in die Stirn.
»Für die Turnschuhe«, erklärte Gutzeit.
»Und was war vorhin? Chirurgischer Eingriff und so?«
»Okay.« Gutzeit nickte. »Es steht zwei zu eins.«
»Heißt jetzt was?«
»Sie haben heute noch einen Spruch frei.«
»Lehrter Straße 5«, informierte Gutzeit ihren Chef, der wie ein Bär neben ihr am Steuer seines MX-5 saß, einem kleinen, tief liegenden Sportwagen mit offenem Stoffverdeck. »Männliche Leiche, siebzig plus, liegt in seiner Datsche neben einem mobilen Sauerstoffgerät und Rollator. Die Notärztin wollte Fremdverschulden nicht ausschließen. Schnidt ist auch schon vor Ort.«
»Klar«, konstatierte Freisal. »Könnte man einen unnatürlichen Tod ausschließen, hätte man uns nicht alarmiert.« Er klang etwas unlustig.
Ups, dachte Gutzeit, was ist los? Aber das würde sich schon noch klären, war sie sich aus Erfahrung sicher. Früher oder später war ihr Chef immer damit herausgerückt, was ihm quer lag.
Der Tag war ideal, um offen zu fahren. Auch Yasmine Gutzeit fühlte sich sichtlich wohl im offenen Roadster, obschon sie auf dem Beifahrersitz mit ihren eins achtzig etwas beengt saß: Der MX-5 war ein fernöstliches Vehikel, wohl nicht wirklich für Europäer konzipiert (die mehr als einen Meter siebzig maßen). Sie hatte die Knie angezogen, was, sinnierte sie, natürlich kein Vergleich zur Bequemlichkeit auf ihrer Susi war (eine Motocrossmaschine, mit der sie ansonsten in der Stadt unterwegs war und dem üblichen Verkehrschaos trotzte). Aber Freisal hatte darauf bestanden, sie zum »Laufschuhshopping« von zu Hause, Mierendorffplatz, abzuholen.
»Wer hat den Fund gemeldet?«, fragte der KHK.
»Die Person am Telefon habe weiblich geklungen, sagt der Kollege in der Zentrale. Sie habe ihren Namen weder sagen, noch am Fundort auf die Polizei warten wollen.«
»Informelle Selbstbestimmung«, kommentierte Freisal. »Außerdem muss sich niemand neben einer Leiche die Beine in den Bauch stehen.«
»Aber als Zeugin?«
»Wer sagt, dass die Person, erstens, eine Frau, zweitens, Zeugin ist? Es soll Männer geben, die haben piepsige Stimmlagen.« Er geriet ins Dozieren. »Und Zeugin? Kollegin, Zeugen sind Personen, die nach Paragraf 48 StPO – ich zitiere mal eben aus dem Kopf, wenn’s recht ist – in einem nicht gegen sich selbst gerichteten Strafverfahren über von ihnen gemachte Wahrnehmungen Aussagen machen können.«
»Ist ja schon gut! Aber …«
»Die Strafverfolgung kennt neben den klassischen Zeugen wie Opfern beziehungsweise Geschädigten nur Tat-, Ergänzungs- und Leumundszeugen.«
»Ja doch! Nur …«
»Muss ich das näher ausführen? Gut, also …«
»Selbst auf die Gefahr, dass Sie heute den ganzen Tag über den Schlechte-Laune-Onkel mimen: Sie haben eine Zeugenart vergessen, Herr Freisal.«
»Ach was?«
»Den Sachverständigen.«
Hajo Freisal schwieg. »Im Ernst«, sagte er dann, »vielleicht war’s die Täterin oder der Täter selbst, die oder der angerufen hat. Schlechtes Gewissen und so, man kennt das.«
»Hm, glaube ich jetzt weniger.«
»Warum?«
»Täter, die Reue zeigen, wählen aller Erfahrung nach die 112, nicht die 110. Sie wollen sich ja nicht selbst anzeigen, sondern medizinische Hilfe holen.«
Gutzeit erinnerte sich an einen Fall, der noch nicht lange zurücklag: Horst S. (55) hatte bei der Feuerwehr angerufen und angegeben, dass ihm der Fön in die mit Wasser gefüllte Wanne gefallen sei.
»Sicherung am Stromkasten rausdrehen, dann den Stecker ziehen«, hatte der Feuerwehrmann in der Notrufzentrale empfohlen. »Deshalb kommen wir bei Ihnen nicht vorbei.«
»Aber …«
»Nichts aber, die Leitung muss für Notfälle frei bleiben. Dafür haben Sie sicherlich Verständnis.«
»Im Wasser liegt meine Frau.«
Der wenig später herbeigeeilte Notarzt konnte nur noch den Tod von Helga S. (54) feststellen. Horst S. wurde nach Indizienlage angeklagt, weil er nicht plausibel machen konnte, warum er mit einem eingeschalteten Fön im Bad gestanden hatte.
»Es gibt eine Besonderheit«, führte Gutzeit aus. »Die mutmaßliche Anruferin hatte versucht, ihre Rufnummer zu unterdrücken. Vergebens, natürlich.« Sie bezog sich auf den Not- und Sicherheitsdienst CLIRO. Das Akronym stand für Calling Line Identification Restriction Override und machte unterdrückte Telefonnummern sichtbar. Der Einsatz dieses Systems war bei der Berliner Polizei Usus. »Die Nummer hab ich mal gleich bei mir auf’m Handy gespeichert«, sagte sie. »Soll ich mal eben checken, wer da rangeht?«
»Später«, sagte Freisal. »Keine überhasteten Aktionen, bitte – danke! Das machen vielleicht die Kollegen im Tatort – wir nicht.« Kurzes Schweigen. Dann: »Gesehen? Letzten Sonntag?«
»Da lief Polizeiruf«, stellte Gutzeit fest.
»Finden Sie das wesentlich? Jedenfalls warnte einer der Ermittler während seiner Observation mit unumsichtigen Herumgestolpere die in flagranti zu stellenden Delinquenten. Mal ehrlich: Ich kapiere nicht, warum wir von der Kripo im Fernsehen immer als Vollpfosten oder Psychos dargestellt werden.«
Gutzeit zuckte mit den Schultern und nahm den Faden wieder auf. »Also nicht checken, wer da rangeht?«, wollte sie wissen.
»Korrekt. Ich will mir am Fundort erst mal einen Überblick verschaffen.«
Gutzeit runzelte die Stirn. »Sie sind der Boss.«
»Was ist das denn für eine überflüssige Bemerkung?« Freisal sah zu ihr hinüber. »Sagen Sie, wenn’s Ihnen nicht passt.«
Yasmine Gutzeit schüttelte nur den Kopf. Jetzt dem Chef nicht widersprechen und seine Laune weiter in den Keller ziehen. Würde sich schon alles fügen, war sie sich nach wie vor sicher. Sie genoss es, wie ihre kastanienbraunen langen Haare im Fahrtwind tanzten; der Luftstrom streichelte ihr schmeichelnd übers Gesicht. Da konnte Freisal grummeln, so viel er wollte.
»Lehrter Straße 5 kenne ich«, warf der KHK ein. »Eine der skurrilsten Laubenkolonien Berlins.«
»Heißt das politisch korrekt nicht Kleingartenanlage?«
»Politisch korrekt, Sie sagen’s«, erwiderte der Kommissar. »Und vermutlich ist auch Laubenpieper unkorrekt.«
»Hat das eigentlich was mit der Kolonialzeit in Afrika zu tun?«
»Nichts. Könnte aber Leute ausgrenzen, die mit dem Wort Datsche groß geworden sind.« Freisal schüttelte den Kopf. »Sagte man bei Ihnen drüben eigentlich Datschenpieper? Überhaupt, wieso Datsche? Heißt das im Russischen nicht Datscha?«
»Och nee, Herr Freisal!«, mokierte sich Gutzeit. »Jetzt ist aber gut.«
»Was denn?«
»Datsche ist eingedeutscht. Seit wann haben Sie was gegen uns Ossis?«
Gutzeits Eltern kamen, wie Freisal wusste und provokant zu umschreiben pflegte, »aus der SBZ«. Zum Zeitpunkt der Wiedervereinigung war die Kollegin noch Kind und der KHK, wie er nicht ohne Selbstironie festzustellen pflegte, »überzeugter Besserwessi«.
»Hab nichts gegen Zonis«, goss Freisal Öl ins Feuer. »Finde nur bestimmte Begriffe, die ich als Wessi übergestülpt bekommen habe, befremdlich.« Er trommelte mit den Fingern aufs Lenkrad. »Bin ja noch mit dem schönen deutschen Wort Mannschaft groß geworden«, schwärmte er. »Heute reden alle von Kader.«
»Sprache ändert sich«, gab Gutzeit zu bedenken. »Was ist Ihr Problem?«
Hajo Freisal unterbrach sein Lenkradgetrommel. Die Konversation mit Gutzeit bekam einen gefährlichen Zungenschlag. Es traf sich gut, dass der Tiergartentunnel unmittelbar vor ihnen lag und sich eine weitere Unterhaltung zum Thema allein schon aus akustischen Gründen erübrigt hatte.
Der Kommissar lenkte den MX-5, vom Schöneberger Ufer kommend, links auf die George-C.-Marschall-Brücke, fuhr wenige Meter weiter geradeaus und in die Unterführung des Tiergartens in Richtung Anhalter Bahnhof. Der Lärm des Verkehrs in der rund zweieinhalb Kilometer langen Röhre war im offenen Roadster ohrenbetäubend. Freisal hatte sich als Lärmschutz die Headsets eingestöpselt. Gutzeit hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu. Wenig später blitzte am Ende des Tunnels, Ausfahrt Tiergarten und Wedding, Tageslicht auf.
Die schrankenlose Zufahrt zur Kleingartenanlage stellte eher einen Wirtschaftsweg als eine Straße dar. Rechterhand fielen weit auseinander und in einer Linie stehende Türme aus dunklem Klinker und mit Fenstern auf. Hinter den Türmen verlief eine vielleicht drei oder vier Meter hohe Mauer. Dahinter lag die parkähnlich angelegte Gedenkstätte des ehemaligen Zellengefängnisses von 1849. Das Gefängnisgebäude, dessen Einzelzellen seinerzeit als Innovation im Strafvollzug gefeiert wurden, existierte nicht mehr. Überliefert ist jedoch, dass dort Leute wie der Hauptmann von Köpenick, Wilhelm Voigt, aber auch Klaus Bonhoeffer einsaßen. Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges ermordete hier die Gestapo politische Gegner. In den Fünfzigern des letzten Jahrhunderts wurde die Haftanstalt abgerissen und jetzt, gut siebzig Jahre später, wohnten in den Türmen des Grauens Familien mit Kindern.
Die Auffahrt zur Kleingartenanlage war mit rot-weißem Plastikband abgesperrt. Dahinter standen Einsatzfahrzeuge von Polizei und SpuSi. Zwei Beamte in Uniform achteten darauf, dass niemand der neugierig herumstehenden Passanten die Barriere passierte. Ebenso abgeriegelt war der zweite, unscheinbarere Kleingartenzugang, eine bauchhohe Holztür an der Lehrter Straße, Höhe Seydlitzstraße. Hier wie dort durften nur Fußgänger passieren, die entweder Pächter eines Gartens oder Mieter in einem der Wohntürme waren.
Der MX-5 rollte langsam an das im leichten Windzug flatternde rot-weiße Plastikband heran. Hajo Freisal stoppte den Wagen unmittelbar vor der Absperrung. Dahinter, vielleicht zwei, drei Meter entfernt, standen zwei Uniformierte. Sie gestikulierten, dass hier kein Durchkommen möglich sei. Aber der Sportwagen rührte sich nicht vom Fleck. Wohl deshalb signalisierte einer der Uniformierten nun vehementer – mit beinahe schon operettenhaften Armbewegungen, fand Freisal –, dass sich der Fahrer mal langsam, aber sicher aus dem Staub machen solle.
»Mann, Mann, Mann«, murrte der KHK. »Was ist das bloß für eine Ignoranz gegenüber der Kripo.«
Er kannte dieses, wie er meinte, »kollegiale Desinteresse« gegenüber seinem vergleichsweise »schnittigen Dienstwagen« und war sich sicher, dass die Kollegen den Roadster »eher aus Prinzip« ignorierten. »Projektion?«, hatte Gutzeit einmal in der Kantine des Präsidiums, als sie gemeinsam mit Freisal und Kriminalrat Claus Pause machte, scherzhaft gefragt. »Die Kollegen müssen ja Opel fahren.«
»Tjaja, jeder Popel …« Claus hatte gegrinst und sich gut gelaunt Rucola in den Mund geschoben. Er selbst fuhr Daimler.
»Aber Herr Kriminalrat«, sagte Freisal gespielt entrüstet, »wir sollten das sicherheitstechnisch sehen: Opel ist so unsexy, dass diese Kisten von Langfingern gerne gemieden werden.« Er setzte eine Kunstpause, um dann nachzulegen: »Das kann man von der Marke, die Sie bevorzugen, nicht behaupten, richtig?«
Claus schluckte. »Sensibles Thema«, stellte er fest – und schwieg. Sein Mercedes, wussten Freisal und Gutzeit, war zweimal hintereinander aufgebrochen worden. Die Täter hatten es auf das teure Navigationsgerät – Kostenpunkt: 3.000 Euro – und den Fahrer-Airbag – Kostenpunkt: 300 Euro – abgesehen. »Keine Chance, die Ganoven zu erwischen«, hatte Claus beim ersten Schadensfall berichtet. »Die sind organisiert wie Mechaniker in der Boxengasse.«
»Aber das Tolle ist«, schob Freisal nach, »dass Sie sich nach dem ersten Bruch ein neues Navi haben einbauen lassen. Seitdem haben Sie die Ganoven an den Hacken, nicht wahr? Sie stehen bei denen auf der Liste, richtig? Tja, und auch Ersatzgeräte werden gerne genommen …«
Claus hatte stumm genickt. »Kollege, ich empfinde Sie in diesem Moment schon als ein wenig gehässig.«
Hajo Freisal ließ sich von Yasmine Gutzeit aus dem Handschuhfach die Kelle HALT – POLIZEI geben. Er schwang das dienstliche Hilfsmittel weit ausholend von links nach rechts und umgekehrt. Gutzeit drückte ihren Kopf zurück in die Kopfstütze, denn die Kellenrückseite war gefährlich nahe an ihrer Nasenspitze vorbeigezischt. Aha, mein Chef scheint zur alten Form zurückzufinden, dachte sie, sagte aber: »Herr Freisal, bitte aufpassen, beinahe hätten Sie mich erwischt.«
»Sie sagen’s, nur beinahe.« Der KHK wedelte fleißig weiter. »Gutzeit, haben Sie Ihren Dienstausweis parat? Der Kollege beißt an!« Dienstausweise, wusste auch der Kommissar, waren in Berlin zunehmend wichtiger geworden. Ein körperbetonter Einsatz wie der aktuelle musste keinen Uniformierten überzeugen. Der Grund dafür lag auf der Hand: Polizeikellen, sogar Blaulichter, wurden im Internet offeriert. In den Behörden war das natürlich bekannt – im Übrigen auch, dass in Berlin und Umgebung Privatpersonen Exekutive spielten. Erst vor kurzem war in einer Berliner Zeitung zu lesen gewesen, dass »falsche Polizisten auf dem Berliner Ring unterwegs gewesen« seien und »zu schnell fahrende Autolenker mit der Kelle gestoppt und Bußgelder kassiert« hätten. Erst nachdem sich ein Autofahrer die Dienstausweise habe zeigen lassen wollen, seien die Betrüger stiften gegangen, konnten aber schon wenig später im wahrsten Sinne des Wortes aus dem Verkehr gezogen werden. Der »echte Raser« hatte sich geistesgegenwärtig das Nummernschild notiert.
»Herr Freisal«, sagte Gutzeit, »wenn Sie mit dem Herumgefuchtel aufhören, könnte ich meinen Ausweis ohne Schaden aus der Jacke ziehen.«
»Sie stellen sich heute aber an …« Er nahm die Kelle herunter und legte sie auf das schmale Armaturenbrett zwischen Scheibe und Lenkrad.
Der Uniformierte schritt skeptischen Blickes auf den MX-5 zu und stieg lässig über das auf Bauchhöhe flatternde Plastikband; auf Gutzeits Handzeichen hin trat er an die Beifahrerseite des Roadsters heran. Nachdem der Kollege von der Sicherheit den Dienstausweis zur Kenntnis genommen hatte, hielt er das Absperrband mit flacher linker Hand ein Stück weit hoch. Im Grunde genommen, das war allen Beteiligten klar, bedurfte es nur eines symbolischen Anhebens, damit der Roadster darunter durchpasste.
Gedacht, getan.
»Danke«, sagte Gutzeit, während der Wagen die Absperrung passierte.
Sie hielten auf Höhe des ersten Turms. Nahezu synchron schraubten Freisal und Gutzeit sich aus dem Wagen. Der Uniformierte war hinter ihnen stehen geblieben. Auf Gutzeits Nachfrage informierte der Kollege, dass die Parzelle 38 der Fundort sei. »Am Ende des Weges«, er zeigte mit ausgestrecktem rechten Zeigefinger die Richtung an, »müssen Sie dann links rein.«
»Wie, Ende?«, fragte Gutzeit. Sie konnte erkennen, dass sich der Pfad hinter dem letzten Turm rechtsherum weiterschlängelte.
»Der Weg geht noch weiter, ja«, sagte der Uniformierte, »aber vorher, Höhe Parzelle 7, können Sie aufs Gelände.«
»Verstanden«, sagte Freisal. »Erste Erkenntnisse?«
Der Beamte zuckte mit den Schultern. »Die SpuSi ist noch vor Ort.«
»Ach was?« Der KHK zeigte auf den unweit stehenden Kastenwagen: Kriminaltechnik. »Kollege, ich kann lesen. Gibt’s Zeugenaussagen, meinte ich. Wenn ich das richtig sehe, müssten hier außer den SpuSis und Sicherheitskräften noch ein paar mehr Leute unterwegs sein. Sind das eigentlich Laubenpieper, die da so lärmen?« Laute Musik waberte vom Areal der Kleingartenanlage zu ihnen herüber.
»Sommerfest«, gab der Uniformierte Auskunft.
»Wissen Sie, ob’s Zeugen gibt?«, fragte Yasmine Gutzeit.
»Wir sperren hier nur ab. Am besten, Sie fragen die Einsatzleitung. Die finden Sie am Fundort.«
»Danke«, sagte Freisal und wippte demonstrativ im Takt zu Atemlos durch die Nacht. »Immerhin ein Novum.«
»Bitte?«
»Musikalisch begleiteter Leichenfund.«
Och nee, Herr Freisal!, dachte Gutzeit. Sie hakte ihren Vorgesetzten kurz entschlossen unter. »Dann lassen Sie uns mal zur Datsche gehen.«
Die beiden bogen wie empfohlen am letzten Wohnturm links ab und betraten das eigentliche Areal der Kleingartenanlage. Der Weg hinein war schmal und naturbelassen. Der Fundort befand sich nur wenige Schritte weiter auf der linken Seite, und während sie den zur Parzelle gehörenden Zaun entlangschritten, ließ Freisal neugierig seine Blicke über den angerosteten Maschendraht schweifen. Auch für eine eher kleinwüchsige Person wie ihn war es möglich, schon von hier aus erste Blicke auf den Garten zu werfen, denn die Hecke hinter dem Zaun war lückenhaft und nur ungefähr einen Meter zwanzig hoch. Am Gartentor angekommen, war das vielleicht hundertfünfzig Quadratmeter große Grundstück in Gänze einsehbar.
»Ach schön«, seufzte Freisal, bezogen wohl auf das kleine blau-weiße Holzhäuschen. Es mutete schwedisch an. »Blockbohlenhütte«, kommentierte er.
»Sie kennen sich da aus?«, fragte Gutzeit.
»So weit zumindest, dass ich erkenne, dass es sich hier um keine mit Asbestplatten zusammengetackerte Datsche handelt.«
Unmittelbar vor dem Gartentor stand ein Beamter in Uniform; den Schulterklappen nach zu urteilen, war er von höherem Rang und der Einsatzleiter. Gutzeit wies sich aus und stellte Freisal als den »leitenden Ermittler vom Dienst« vor. Der Uniformierte grüßte, indem er die Hand an die Dienstmütze hob. Freisal legte die Hand an seine Schiebermütze und linste neugierig auf das Grundstück. »Aha«, konstatierte er flapsig, »die SpuSi ist noch beim Durchfegen.«
»Wird noch dauern«, sagte der Uniformierte. »Ich soll Ihnen von den Kollegen ausrichten, dass die Ermittler bitte noch warten mögen. Sie treten sich da drinnen sonst gegenseitig auf die Füße. Die Grundfläche der Hütte hat nur ungefähr achtzehn oder zwanzig Quadratmeter.« Der Kollege schaute auf seine Armbanduhr. »In zwanzig Minuten, so die KT, sind die fertig.«
»Danke«, sagte Freisal. »Gibt’s erste Erkenntnisse über den Toten?«
Der Uniformierte nestelte ein Plastiktütchen hervor, in dem ein Personalausweis lag. »Kessler, Horst, vierundsiebzig«, sagte er. »Das Opfer war der Pächter des Gartens hier.«
»Wer sagt das?«, fragte Gutzeit.
Der Kollege tippte mit dem Zeigefinger auf die Tüte. »Da ist auch eine Stromrechnung für die Laube drin, adressiert an Kessler. Lag auf dem Tisch.«
»Verstehe«, sagte Gutzeit, nahm die Tüte entgegen und steckte sie ein.
»Ist der Gerichtsmediziner noch da?«, fragte Freisal. »Dann würden wir erst mal mit dem sprechen.«
»Ist schon wieder weg. Anderer Einsatzort. Ich soll Ihnen ausrichten, dass Sie alles …«
»… per E-Mail erhalten, ich weiß.« Keine Ahnung, wie wir mal ohne elektronische Post klargekommen sind, dachte Freisal sarkastisch.
»Morgen, hat der Mediziner gesagt, haben Sie’s auf Ihren Rechnern, vorausgesetzt« – der Beamte schaute in seinen Notizblock, den er aus der oberen Außenjackentasche gezogen hatte – »der Mann kommt ihm bis 17.30 Uhr auf den Tisch. Später läuft nichts mehr. Hat von seiner Frau Kinokarten geschenkt bekommen. Die verfallen zu lassen, käme einer Ehekrise gleich. Noch eine Krise kann er sich nicht leisten, hat er gesagt.«
»Tja, so klingt Professor Schnidt – mit dt!«, konstatierte Gutzeit.
Der Uniformierte schaute wieder auf den Block und nickte.
»Schnidt ist Cineast«, wusste Freisal. »Hat eine Vorliebe für pathologische Protagonisten. Dennoch, er wird geflunkert haben, schätze ich.«
»Inwiefern?«, fragte Gutzeit.
»In Anbetracht des von Schnidt bevorzugten Filmgenres, Schweigen der Lämmer und so, wird kaum seine Frau ihm, sondern er seiner Frau die Karten geschenkt haben.«
»Dazu kann ich nichts sagen«, stellte der Uniformierte bierernst fest. »Ich kenne weder den Herrn Professor noch seine Frau persönlich.«
»Ja, nee – schon klar«, bemerkte Gutzeit. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. »16.30 Uhr«, stellte sie fest.
»Ich gebe die Leiche zur Bergung erst frei«, sagte Freisal, »wenn ich die Situation ihres Auffindens selbst gesehen habe.«
»Die Gerichtsmedizin liegt ums Eck«, stellte der Uniformierte fest. »Könnte was werden – zeitlich.«
»Ja«, stimmte Freisal zu. »Jemand muss den Toten identifizieren. Am besten jemand aus dem familiären Umfeld. Gibt’s dazu Erkenntnisse?«
»Negativ«, konstatierte der Uniformierte.
»Zeugen?«, fragte Gutzeit.
»Nichts Verwertbares. Keinem der Laubenpieper will was aufgefallen sein. Vor einer Stunde haben wir dort zweiundzwanzig Personen angetroffen, deren Personalien aufgenommen und alle befragt«, ergänzte der Uniformierte und überreichte Gutzeit die rote Umlaufmappe, die er die ganze Zeit unterm Arm gehalten hatte.
»Lässt sich daraus schon mal mutmaßen, dass hier heute kein Fremder unterwegs war?«, überlegte Gutzeit laut.
»Wohl kaum«, sagte der Uniformierte. »Wir bekamen unisono zur Auskunft, dass auf Unbekannte eh nicht geachtet würde, weil es hier manchmal von Wildfremden wimmele. Touristen, die von einem Rundgang im nebenan liegenden Erinnerungspark kommen.«
»Woher wollen die Leute wissen, dass das Touristen sind?«, hakte Gutzeit nach.
»Weil es Tage gibt, an denen Reisebusse die Auffahrt verstellen, haben die Kleingärtner berichtet«, erwiderte der Uniformierte.
Die Musik drang weiter in unverminderter Lautstärke zu ihnen herüber.
Freisal runzelte die Stirn. »Ein paar Meter weiter … am Parallelweg drängeln sich vermutlich Leute auf einer Party – und keiner hat was mitbekommen?«
»Verstehe ich sowieso nicht«, warf Gutzeit ein. »Eine Party? Salopp gesagt: Da beißt ein Gartenfreund ins sprichwörtliche Gras, und da drüben, ein paar Meter weiter, boxt der Papst im Kettenhemd? Merkwürdig.«
»Auch das werden wir klären.« Freisal sah auf die im Takt wippenden Schuhspitzen des Uniformierten. Ach herrje, noch jemand, der auf Fischer steht, dachte er, biss sich aber auf die Zunge.
»Das klingt nach mehr, als es noch ist«, wusste der Uniformierte zu berichten. »Nach unseren Befragungen hat sich das Fest schlagartig ausgedünnt. Dort stehen jetzt vielleicht, wenn’s hochkommt, noch ein, höchstens zwei Hände voll Leute herum.«
»Danke«, sagte Gutzeit.
»Schlage vor«, sagte Freisal, »wir drehen erst mal eine Runde übers Gelände.«
»Okay«, sagte Gutzeit und setzte sich in Bewegung.
Hajo Freisal kannte die Kleingartenanlage. »Vor acht Jahren«, sagte er, »ist hier ein Laubenpieper beim Anlegen seines Nutzgartens auf ein menschliches Skelett gestoßen.« Es habe sich herausgestellt, dass die Knochen von 1944 stammten. »Vielleicht ein politisches Opfer, dass man hier verscharrt hatte.« Bis auf die Bestimmung des Alters der Knochen habe man nichts weiter herausfinden können.
Sie waren knapp zehn Meter gegangen, als Gutzeit abrupt an einem schmiedeeisernen Zaun stehen blieb. Hinter dieser Einfriedung lag ein parkähnliches Grundstück, das sich in einem verwahrlosten Zustand befand: überwuchert von Efeu und Wildbeeren. Mittendrin standen hochgewachsene Eschen und Linden.
»Was ist los?«, fragte Freisal.
»Da liegen Grabsteine«, konstatierte Gutzeit.
»Natürlich liegen da Grabsteine«, erwiderte Freisal. »So sieht’s halt aus, wenn ein ehemaliger Friedhof, heutiges Gartendenkmal, nicht gepflegt wird.«
Gutzeit schaute Freisal verblüfft an. »Friedhof? Dachte, wir stehen in einer Kleingartenanlage.«
»Das muss in Moabit kein Widerspruch sein, Kollegin. Was Sie sehen, ist der ehemalige Beamtenfriedhof des alten Zellengefängnisses«, erklärte der KHK.
Er zeigte in die Richtung, aus der sie gekommen waren. »Dort hinten, sehen Sie: Das Gebäude dazu gibt’s nicht mehr – bis auf die Türme und das Stück Gefängnismauer. Dahinter liegt der Erinnerungspark.«
»Erinnerungspark?«
»Gutzeit, wie sagten Sie im Schuhladen so schön: Allgemeinbildung. Da drüben wütete zuletzt Hitlers Geheimpolizei, selbst noch kurz vor Toresschluss. Alles ohne Gerichtsverfahren, auf Betreiben eines ganz Eifrigen, des Polizeichefs von Berlin. Bis heute ist übrigens unklar, ob der Mann bei Kriegsende in der Stadt umgekommen ist oder sich noch hat absetzen können.«
Freisal guckte seine Kollegin herausfordernd an.
»Aber das müsste Ihnen doch was sagen. Polizeihistorie!«
»Ähm …« – Gutzeit zog die Stirn kraus. Kalt erwischt, dachte sie.
»Aber ich bitte Sie!«, sagte Freisal. »Polizeiaufbau, Strukturen und Aufgaben. Kaiserreich, Weimarer Republik, Hitlerdeutschland, geteiltes Deutschland.«
»Ist ja schon gut«, murrte Gutzeit. »Der Groschen ist gefallen. Sie sprechen von Heinrich Müller, damals auch Gestapo-Müller genannt.«
Freisal hob den Daumen. »Geht doch.«
Gutzeit blickte sich um. »Aber auf dem Areal hier war ich tatsächlich noch nicht.«
Stumm gingen sie weiter, immer am Friedhofszaun entlang.
»Verstehe ich trotzdem nicht«, unterbrach Gutzeit die Stille zwischen ihnen.
»Was verstehen Sie nicht?«
»Wenn ich das richtig gesehen habe, liegt der Friedhof nicht am Rand, sondern mittendrin in der Kleingartenanlage«, stellte Gutzeit fest. »Also, die Laubenpieper haben drum herum ihre Parzellen. Moabit morbid?«
»Ja, muss man mögen«, meinte Freisal. »Es kommt aber noch besser: Die Lauben selbst stehen auf Gräbern. Der ehemalige Beamtenfriedhof war nur ein Teil des damaligen Gefängnisfriedhofs. Die Fläche, auf denen man Gefangene begraben hatte, wurde in den Fünfzigern für das Anlegen von Gärten freigegeben.«
»Nein!«
»Doch.«
»Krass.«
»Andererseits«, warf der KHK sarkastisch ein, »gewinnt der Sinnspruch, sich die Radieschen von unten anzugucken, hier eine beinahe schon realistische Bedeutung.«
»Der Witz scheint mir pietätlos«, mokierte sich Gutzeit.
»Warum?« Freisal holte tief Luft. »Pietätlos ist, auf einem Totenacker Kartoffeln anzupflanzen. Meine Meinung.«
Erneutes Schweigen.
Ungefähr vierzig Meter legten die Kommissare, dicht an der Umzäunung entlang, zurück. Auf Höhe von Parzelle 11a verlief das nekropole Quadrat im rechten Winkel nach links, wiederum um die vierzig Meter lang. Sie gingen bis zur nächsten Gabelung. Freisal blieb stehen, Gutzeit tat es ihm gleich. Der Weg geradeaus führte weiter hinauf zur Lehrter Straße. Aus der Entfernung konnte man am Wegesende ein Tor erkennen – der Seiteneingang zur Kleingartenanlage, der ebenfalls von zwei Uniformierten bewacht wurde.
Aha, lässt sich ratzfatz umrunden, der Friedhof, dachte Gutzeit. Auf dem links abzweigenden Weg standen Bierbänke mit Tischen und ein vor sich hin qualmender Grill. Die Sonne drang durch die Baumwipfel des ehemaligen Friedhofs. Im Gegenlicht zeichneten sich Rauchschwaden ab.
Freisal atmete tief ein.
»Rostbratwürste am Leichenfeld«, sagte er düster.
Gutzeit rümpfte die Nase. »Sind wir uns wenigstens hierin einig …«
»… dass das pietätlos ist?«
Gutzeit nickte stumm.
»Ich weiß«, Freisal machte eine kurze Pause, »ich komme heute unlustig rüber. Arbeite dran. Bitte nichts persönlich nehmen.« Er grinste. »Aber unsere Wege trennen sich nun doch.«
»Nur temporär, hoffe ich.«
»Selbstverständlich.«
Freisal schaute auf seine Armbanduhr.
»Vorschlag«, sagte er, »ich gehe wieder zurück zum Fundort. Die SpuSi könnte jetzt so weit sein. Unterdessen checken Sie bitte, was da drüben mit den Leuten los ist. Ich meine, wieso machen die weiter Party, wenn sie doch, so vermute ich mal, wissen, dass einer ihrer Gartenfreunde das Zeitliche gesegnet hat. Wird doch in Moabit noch was Besonderes sein, wenn ein Gartenfreund tot in seiner Laube liegt?«
»Sollte man meinen«, sagte Gutzeit.
»Wir sehen uns, sagen wir, in spätestens einer halben Stunde wieder«, gab Freisal das Etappenziel vor. »In Kesslers Laube.«
Er drehte sich auf dem Hacken um und wollte den Weg, den sie gekommen waren, zurückgehen.
»Ähm, Herr Freisal: Wäre der Weg vorbei an den Laubenpiepern nicht kürzer? Ein paar Meter geradeaus, dann gleich wieder links?«
»Stimmt«, sagte Freisal. »Wahr ist aber auch: Jeder Gang macht schlank.«
Als KHK Hajo Freisal Kesslers Parzelle betrat, ging er langsam, beinahe schon bedächtig über das knöchelhohe Gras; bei Fundort- wie auch Tatortbegehungen hatte er sich angewöhnt, erst einmal die Atmosphäre auf sich wirken zu lassen.
»Wir müssen uns emotional einlassen auf die Dinge«, hatte er Gutzeit gleich zu Beginn ihrer Zusammenarbeit geraten, »es gibt eine Dimension von Ermittlung, die in den kriminalistischen Lehrbüchern viel zu kurz kommt: die Intuition.« Es hätte für Freisal »keinen Sinn« ergeben, hektisch durchs Gelände oder durch Räume zu stiefeln. Überflüssig zu erwähnen, dass er bestimmte TV-Ermittler als ausgesprochen albern empfand, spätestens eben dann, wenn sie sich, kaum an einem Fundort angekommen, gehetzten Blickes Gummihandschuhe über die Finger zerrten und wahllos in Schubladen nach Beweisen wühlten.
Was denn für Beweise?, dachte er dann immer. So ganz ohne Annahme? Ach, wie bekloppt!
Noch bevor der Kommissar die nach Süden ausgerichtete Terrasse aus gegossenem Beton betrat, fiel ihm auf, dass Kesslers Garten schon mal bessere Tage gesehen haben musste. Löwenzähne standen in Blüte und der Ginster, der einen Teil der Steinstufe bedeckte, hätte es durchaus vertragen, zurückgeschnitten zu werden. Der Rhododendron, der seitlichen Blickschutz zur auffallend nahe stehenden Nachbarlaube bot, machte einen durstigen Eindruck.
Der Kommissar stand auf der Betonterrasse und sah sich in aller Ruhe um. Vielleicht hatte der Pächter einfach nicht mehr die Kraft gehabt, die Parzelle zu pflegen. Immerhin, erinnerte er sich, war Kessler schon Mitte siebzig gewesen. Hatte er niemanden, der ihm zur Hand gehen konnte oder wollte?
Die SpuSi-Kollegen kamen aus der Laube und standen kurz zusammen, wohl um die weiteren Arbeitsschritte zu beraten. Dann gab der Chef der Truppe die Laube für den KHK frei.
»Auffälligkeiten?«, fragte Freisal.
»Wir beraten uns noch. Komme gleich noch mal zu Ihnen in die Laube. Von mir aus kann die Leiche dann abtransportiert werden. Sie geben den Kollegen vom Transport das Signal, ja?«
»Mach ich«, sagte Freisal, trat über die Schwelle und setzte einen Schritt in den Raum. Sein erster Blick fiel auf den am Boden liegenden alten Mann. Schätzungsweise eins fünfundsiebzig, sinnierte er. Das schneeweiße volle Haupthaar lag streng nach hinten gekämmt, eine Art Elvistolle hing schlaf in die von tiefen Falten gezeichnete Stirn. Alles in allem: eine eher magere Erscheinung, wie sie so bäuchlings auf dem Dielenboden lag, in kariertem Kurzarmhemd, Bluejeans und grünen Gartenclogs.
Hm, dachte der Kommissar, wie es aussieht, ist der Mann vom Stuhl gekippt.
Neben Kessler lag eine braune Kunststofftasche mit Trageriemen. In der Tasche steckte passgenau ein elektronisches Gerät, aus dessen unterer Seite ein kleiner transparenter Schlauch herausragte, an dessen Ende wiederum eine Nasensonde hing. Ein mobiles Sauerstoffgerät? Die Sonde lag unweit des Kopfes des Toten. Das Gerät als solches war ein rechteckiger Kasten von vielleicht dreißig mal zwanzig mal zehn Zentimetern. Freisal bückte sich, um das Teil am Trageriemen kurz anzuheben, und setzte es wieder ab. Schätzungsweise drei Kilo, dachte er. Geschultert musste der Apparat auch von physisch schwächeren Personen tragbar sein.
Dem Kommissar fiel auf, dass die obere Seite des Trageutensils blank lag: das weiße Kunststoffgehäuse des Gerätes lugte an der Taschenkopfseite hervor. Ein kleines Display war sichtbar.
Freisal blickte auf die Anzeige und erkannte, dass es sich um einen elektronischen Akku-Energiestandsmelder handelte. Aha, dachte er, demnach ist das Gerät funktionsbereit.
Er kratzte sich am Kopf.
Genau genommen wusste er über die Funktion von solchen Geräten nichts. Aber möglicherweise war es durchaus wichtig, von Anbeginn der Ermittlungen wenigstens doch das Wesentliche an Aufgabe und Funktion dieser Gerätschaft zur Kenntnis zu nehmen?
Der KHK zückte sein Handy und wählte eine Nummer.
»Ist jetzt ganz schlecht«, sagte Professor Schnidt – ohne Begrüßung. »Hocke über einer Leiche im Wedding. Erste Inaugenscheinnahme.«
»Geht mir nicht anders, Herr Schnidt«, stellte Freisal fest. »Bin in der Lehrter Straße. Wir haben uns leider verpasst.«
»Hat Ihnen der Kollege denn nicht …?«
»Doch, doch, hat er. Ich habe nur eine kurze technische Frage.«
»Aber wirklich nur kurz«, drängelte Schnidt.
»Versprochen. Also, der Tote hier liegt neben einem Sauerstoffgerät und …«
»Schon falsch!«, unterbrach Schnidt. »Das Gerät ist ein Konzentrator.«
»Aha.« Klugscheißer, dachte Freisal. So kennen wir ihn, den Herrn Professor.
»Das Gerät, das Sie da sehen, wird zur Langzeitsauerstofftherapie eingesetzt«, holte Schnidt aus. »Es geht um die tägliche mehrstündige Zufuhr von Sauerstoff über einen längeren Zeitraum. Ziel ist es, die Hypoxämie zu beseitigen.«
»Hyp… was?«
»Sauerstoffmangel.«
»Hab ich auch manchmal – beim Treppensteigen«, rutschte es Freisal heraus.
»Herr Freisal, Sie brauchen keinen Konzentrator, Sie müssen einfach nur weniger essen und sich mehr bewegen.«
»Ja, ja – bin am Ball«, murmelte der Kommissar.
»Der Mann vor Ihnen ist … also, er war Besitzer des Rolls-Royce unter den Konzentratoren: je Atemzug präzise Abgabe der Bedarfsmenge zwischen elf und fünfzig Milliliter, wiederum je zwanzig Atemzüge, versteht sich. Atemzugsteuerung nennt sich das. Innerhalb einer Minute ist der Transfer von bis zu tausend Millilitern möglich. Fantastisch, nicht wahr? Aber was war noch mal Ihre Frage?«
»Noch nicht gestellt.«
»Nun aber mal flott«, forderte Schnidt.