Du wirst lachen, mir geht's gut - Claudia Keller - E-Book

Du wirst lachen, mir geht's gut E-Book

Claudia Keller

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Beschreibung

Wer etwas loslässt, hat zwei Hände frei. Unter diesem Motto schickt Claudia nach 20-jähriger Ehe ihren geizigen, selbstgerechten Ehemann Victor endlich in die Wüste. Nachdem der erboste Victor ihr zunächst keinen Unterhalt zahlt, rückt Claudias Wunschtraum, einen Roman zu schreiben, in weite Ferne. Und doch genießt sie ihre neu gewonnene Freiheit. Zum erstenmal erfährt sie, was das heißt: ein Zimmer für sich allein...

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Inhaltsverzeichnis
 
Buch
Autorin
Widmung
 
ERSTER TEIL - Aufbruch
So wird man unglücklich!
Kein Geld, keine Wohnung, keine Stelle, kein gesellschaftliches Ansehen oder ...
 
Copyright
Buch
Nach zwanzig Ehejahren hält Claudia es bei Victor, ihrem selbstgerechten, geizigen und untreuen Mann, einfach nicht mehr aus. Wer etwas losläßt, hat zwei Hände frei - denkt sie sich und schickt Victor endlich in die Wüste. Doch es ist gar nicht so leicht, auf eigenen Füßen zu stehen: Claudia hat keine abgeschlossene Ausbildung, und der erboste Victor zahlt ihr zunächst keinen Pfennig Unterhalt. Ihr Wunschtraum, einen Roman zu schreiben, rückt erst mal in weite Ferne. Dennoch genießt sie ihre neu gewonnene Freiheit. Zum ersten Mal erfährt sie, was das heißt: ein Zimmer für sich allein …
Autorin
Mit ihren charmant-boshaften Romanen hat sich Claudia Keller seit Jahren in die Herzen ihrer Leserinnen geschrieben. Ihre Bücher erobern regelmäßig die Bestsellerlisten, wurden in mehrere Sprachen übersetzt und erreichen inzwischen eine Gesamtauflage in Millionenhöhe. Die Verfilmungen ihrer Erfolgsromane wurden im ZDF alle mit überwältigenden Zuschauerquoten ausgestrahlt.
 
Weitere Romane von Claudia Keller bei Blanvalet:
Ich schenk dir meinen Mann! (43595) Einmal Himmel und retour (35052) Unter Damen (35373) Liebling, du verstehst mich schon … (35733) Die Vorgängerin (gebundene Ausgabe, 0035)
Für Lore, die immer sagt,man müsse mit der Zeit gehen!
ERSTER TEIL
Aufbruch
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe Bereit zum Abschied sein und Neubeginne, Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern In andre, neue Bindungen zu geben. Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, Der uns beschützt und der uns hilft zu leben.
Hermann Hesse
Unsere Zweifel sind Verräter am Guten, das wir oft erringen könnten, wenn wir den Versuch nicht fürchten würden!
Shakespeare
So wird man unglücklich!
 
 
Als ich Victor mitteilte, daß ich beschlossen hätte, mich von ihm scheiden zu lassen, sah er kurz von seiner Zeitung auf und meinte trocken, ich solle ruhig gehen, wenn es mir nicht mehr passe, früher oder später würde ich ja doch auf allen vieren zurückgekrochen kommen. Dann vertiefte er sich in die Sportnachrichten.
»Hört mal, ich will mich scheiden lassen«, sagte ich wenig später zu meiner weiblichen Verwandtschaft, deren Erziehung dazu beigetragen hat, daß ich mich in meiner Ehe nie so ganz glücklich fühlte. Doch zu meinem Erstaunen brachen sie nicht in jene jubelnden Hochrufe aus, mit denen ich fest gerechnet hatte, sondern sahen sich verlegen an und machten allerlei Einwände, wobei die Fragen: »Hast du dir das Ganze denn auch wirklich gut überlegt?« und »Wovon gedenkst du denn zu leben?« variiert wurden. Dann bekam ich zu hören, daß Victor als typischer Ehemann wohl so seine Macken habe, im großen und ganzen aber doch ein recht verträglicher Mensch sei, wenn man davon ausgehe, daß er mich niemals grün und blau geschlagen noch gezwungen habe, mit einem Wesen vom Kaliber einer Brigitte Bardot Tisch, Bett und Sparkonto zu teilen. Auch habe er nie im Zuchthaus gesessen oder harmlose Spaziergängerinnen ins Gebüsch gezerrt, alles Dinge, die doch positiv zu bewerten seien, wenn man mal bedächte, daß er doch schließlich ein richtiger Mann sei.
Dies alles zu hören erstaunte mich nicht wenig, denn über dreißig Jahre hatte ich eigentlich von ihnen nur das eine vernommen: daß nämlich Männer unnütze, um nicht zu sagen gefährliche Wesen sind, und man sich als Frau tunlichst von ihnen fernzuhalten hat. Habe man sich, einem fatalen Irrtum zufolge, jedoch breitschlagen lassen, mit einem von ihnen die Ehe einzugehen, so gebe es ja glücklicherweise die wunderbare Möglichkeit, den lebensgefährlichen Fehler schnell wieder rückgängig zu machen und sich scheiden zu lassen, und das klügste sei folgerichtig eigentlich, die Scheidung gleich mit der Hochzeit in einem Aufwasch zu erledigen, denn früher oder später komme es ja doch dazu.
 
Für die weiblichen Mitglieder meiner Sippe hätte die ganze Emanzipationswelle eigentlich gar nicht stattzufinden brauchen, denn sie waren bereits emanzipiert, noch ehe sie überhaupt geboren waren, und daß ihr Bauch ihnen gehörte, war eine Tatsache, an der sie nie gezweifelt hatten.
Dieser Umstand war bereits meiner Urgroßmutter Ellen, genannt Oo, bestens bekannt gewesen, denn kurz vor ihrem vierzigsten Geburtstag verließ sie ihren Ehemann Karle, weil sie die zweifelhafte Gemütlichkeit des ehelichen Bettes nicht länger ertrug und das Gelüst verspürte, in Düsseldorf die Kunstakademie zu besuchen und Akt- und Porträtmalerei zu studieren, anstatt weiterhin zum Damenkränzchen zu gehen und Überschlaglaken und Paradekissen mit Knötchenstickerei zu verunzieren.
Sie verließ ein geordnetes Leben, einen geordneten Haushalt, eine gepflegte Villa mit Dienerschaft und Pförtnerhaus und mietete sich statt dessen in einem zugigen Atelier ein, in dem ein qualmender Kanonenofen mehr schlecht als recht den Raum erwärmte.
Karle starb wenig später sehr taktvoll an gebrochenem Herzen. Wenn die Rede auf ihn kam, so pflegte Oo zu bemerken: »Ich hab’ ihm zwei schöne Töchter zu verdanken, die ich ohne ihn nicht so gut hingekriegt hätte, aber als sie erst mal da waren, hätte Karlemann sich gern verabschieden und mir seine tolpatschigen Annäherungsversuche ersparen können. Wie gut, daß ich stures, märkisches Blut in den Adern und ein stabiles Rückgrat habe, sonst hätte ich die Jahre mit Karlemann ganz sicher nicht ertragen, ohne langsam, aber sicher zu verblöden.«
Mit Reden dieser Art wuchsen die Früchte von Karlemanns Bemühungen, Klärchen, genannt die Dede, und ihr zwei Jahre jüngeres Schwesterchen Illi heran. Illi widerstand jeglicher Annäherung von männlicher Seite außerordentlich lange, bis sie im Alter von 49 Jahren in einem kurzen Anfall geistiger Verwirrung Otto-Werner heiratete, einen charmanten Lebemann, der zehn Jahre jünger als sie und in der Damenwelt unter dem Namen »der flotte Djigi« bekannt war. Einmal verheiratet, wurde aus dem flotten Djigi »das Leinchen«, in Abkürzung von Djigilein, Djigichen, wie er von Illis Vorgängerinnen gern genannt worden war, und das flotte Draufgängertum und die Gewohnheit, stets eine weiße Nelke im Knopfloch zu tragen, hörten schlagartig auf. Leinchen machte am Hochzeitstag noch einen jugendlichen, beschwingten Eindruck, verlor jedoch bald an Lebenskraft und verbrachte eigentlich den ganzen Tag im Bett, wo er sich jedoch nicht mehr, wie in früheren Zeiten, amourösen Spielereien hingab, sondern - höchst unattraktiv anzusehen - in den Kissen ruhte und allenfalls mit kläglicher Stimme nach Nahrung und der Tageszeitung verlangte, bis er irgendwann überhaupt nicht mehr aufstand, woraufhin Illi ihn kurzerhand ins Gästezimmer verfrachtete, wo er unter dem unrühmlichen Namen »die Puppa« den Rest seines Lebens von früherem Draufgängertum träumte.
Karlemanns zweites Töchterchen, die Dede, hatte sich romantische Neigungen erlaubt und im Zuge dieser einen schönen, stolzen Mann geheiratet, welcher bis aufs Haar dem gängigen Schönheitsideal entsprach und mit dem durch die Stadt zu gehen ein wahres Vergnügen war. Er war über einsneunzig groß, blauäugig und ritterlich. Jedenfalls war er ritterlich, bis er verheiratet war, dann ließen seine Ritterlichkeit und Dedes Sinn für Romantik schlagartig nach, und mit ihm in die Stadt zu gehen war alles andere als ein Vergnügen, denn erstens weigerte er sich standhaft, sich von Dede für diese Ausgänge feinmachen zu lassen, zweitens grüßte er reichlich viele Damen, die Dede noch nie im Leben gesehen hatte, und drittens neigte er dazu, mit einer raschen Hüftdrehung bei »Eddi« oder im »Biereck« zu verschwinden, sobald Dedes Aufmerksamkeit mal für Sekunden nachließ.
Die beiden führten eine Ehe, in der täglich die Klingen gekreuzt wurden, bis der Kampf schließlich unentschieden ausging, weil Dede im Alter von achtzig Jahren starb.
In den wenigen Augenblicken ihrer fünfzig Jahre währenden Ehe, in denen sie ihren ebenso lange dauernden Streit einmal unterbrochen hatten, waren zwei liebreizende Töchter entstanden, Lissi, später T. L. genannt, und meine Mutter Soldi. Lissi hatte sich die verschiedenen Ehespiele der Sippe so betrachtet und war bereits im Vorschulalter zu der Überzeugung gekommen, daß es für sie lohnendere Ziele geben müsse, als auf allen vieren kriechend das Bad zu putzen, nachdem irgendein widerlicher Typ (der just in diesem Augenblick irgendwo in der Welt die Hosen naß machte oder den Spinat auf das Tischtuch spuckte) darin geduscht hatte. Ein regelmäßiges Gehalt, ein gut bestücktes Konto und eine anständige Rente waren, so fand sie, einem Ehemann unbedingt vorzuziehen. Sie blieb bei Dede, trat eine Stelle bei der Verkehrsgesellschaft an, verdiente ihr eigenes Geld, legte es gut und sicher an, schloß Zusatzrenten und Lebensversicherungen ab, unterstützte Dede im Ehekampf, als deren Kräfte nachzulassen drohten, und hielt unverdrossen Ausschau nach weiteren Beispielen weiblichen Siechtums infolge männlicher Vorherrschaft.
Soldi dagegen tanzte aus der Reihe. Zum Entsetzen der weiblichen Familienmitglieder fand sie Männer eigentlich ganz nett, und mit so langweiligem Kram wie Rente und Zusatzversicherung wollte sie sich schon gar nicht beschäftigen, sosehr ihr die Schwester das geradezu überirdische Glück, in dessen Genuß sie mit 62 Jahren kommen würde, wenn sie bis dahin nur tapfer und verzichtbereit und ohne nach links und rechts zu schauen arbeiten würde, auch anpries. Sie wurde erst Ballettschülerin und später an das Dortmunder Theater engagiert und schaute links und schaute rechts und entdeckte beim munteren Umherschauen auch den Mann ihrer Träume, einen Schauspieler, dessen Blick ihr ausnehmend gut gefiel. Da man sich nun einmal entdeckt hatte, wurde auch rasch geheiratet, und Soldi war es schnurzegal, daß sich ihre Schwester bei der Eröffnung, eine Hochzeit stünde ins Haus, mit allen Anzeichen des Ekels abwandte und anstelle einer Gratulation der zukünftigen Ehefrau kurz und prägnat mit dem Zeigefinger gegen die Stirn tippte, derweil Dede »huch« schrie und sich mit einem Schwächeanfall ins Bett legte, Illi jedoch Erkundigungen einzog, wie hoch die derzeitigen Scheidungskosten waren.
 
Kurze Zeit später wurde ich geboren. Wenn die Männer in unserer Familie im allgemeinen auch wenig geschätzt waren und man ihnen im Sinne der berüchtigten Gottesanbeterin nach dem Liebesakt am liebsten den Garaus gemacht hätte, so wurde ihre Fähigkeit, niedliche kleine Frauenspersonen zu fabrizieren, doch sehr geschätzt und des öfteren rühmlich erwähnt. Ich wurde zu Dede und Lissi in Pflege gegeben, und als ich erst mal ins lernfähige Alter gekommen war, unterrichtete mich Dede bis zu neun Stunden täglich über die Dinge des Lebens, und wenn T. L., wie ich sie nannte, später aus dem Büro nach Hause kam, so unterrichtete sie mich ihrerseits über die Dinge des Lebens, bis mir vor Erschöpfung die Augen zufielen.
»Ist genug für heute, Mutter«, hörte ich sie dann noch sagen, während sie meinen schlaffen Körper ins Bett trug. »Morgen früh hämmerst du ihr dann noch einmal ein, daß sie niemals mit einem Mann mitgehen darf, und laß es sie wenigstens hundertmal wiederholen, bis du ganz sicher sein kannst, daß es sitzt.«
Die Dinge, die mir so nachhaltig eingetrichtert worden sind, daß ich sie niemals vergessen werde und sie noch im Zustand der Bewußtlosigkeit herunterlallen würde, wenn man mir nur das Stichwort laut genug ins Ohr brüllt, sind deren drei:
1. Trinke niemals Wasser, wenn du Gurkensalat gegessen hast, weil man sonst entsetzlich leidet und schließlich qualvoll stirbt.
2. Berühre niemals die Blüte des wilden Fingerhutes, denn das Gift dieser Pflanze könnte in den Mund geraten, woraufhin man entsetzlich leidet und schließlich qualvoll stirbt.
3. Laß niemals, auch nicht in Ausnahmefällen, ein männliches Wesen in deine Nähe, weil man sonst als direkte Folge dieser Unachtsamkeit entsetzlich leidet und schließlich qualvoll stirbt oder doch zumindest lebenslänglich dahinsiecht.
Die Ratschläge, auf Gurkensalat niemals Wasser zu trinken und an dem wilden Fingerhut stets in respektvoller Entfernung vorbeizugehen, habe ich immer beherzigt. Was den letzten Ratschlag allerdings angeht, den mir die guten Feen gaben, so muß ich gestehen, daß es mir geradeso wie dem unachtsamen kleinen Mädchen im Märchen erging, das es nicht lassen konnte, eines Tages die bewußte verbotene Tür zu öffnen, vor der es die gute Fee doch so eindringlich gewarnt hatte, jene Fee, welche überdies die schönsten Belohnungen in Aussicht gestellt hatte für den, der der Versuchung trotzig widerstand. Dabei war es mir anfangs noch relativ leicht gefallen, an der verbotenen Tür vorbeizugehen und sogar den heimlichen Blick durch das Schlüsselloch zu unterlassen.
Umgeben von einer stolzen Riege männerfeindlicher Weibsbilder, die keine Gelegenheit ausließen, mich auf dahinsiechende Frauen aufmerksam zu machen, Frauen, die noch vor kurzem bildschöne, strahlende Geschöpfe gewesen waren, bis irgendein Heinz oder Udo ihrem herrlichen Leben ein Ende bereitet hatte, wäre es mir in meinen Mädchenjahren niemals in den Sinn gekommen, daß Männer noch irgendeiner anderen Beschäftigung nachgehen könnten als der, unschuldige Mädchen vor den Altar zu locken und sie dann gleich nach der Trauung lebenslänglich in die Knie zu zwingen. Diese miesen Typen anzuhimmeln oder gar von ihnen zu träumen, wäre mir ebenso lächerlich erschienen wie etwa das Ansinnen, dem Nußbaumschrank im Wohnzimmer Liebesbriefe zu schreiben oder beim Anblick einer Bierflasche lustvoll zu seufzen.
Leider sollte es im Laufe der Zeit nicht vermeidbar sein, daß ich anfing, selbständig zu denken und die Reihe der unberührbaren Dinge eigenmächtig zu vervollständigen. Ich fügte still und leise und ohne groß zu fragen meine Schulbücher hinzu. Dies war nun weniger erwünscht, da sie ja schließlich das erste Glied jener Kette bildeten, deren letztes dann das sorgenfreie Alter nebst Rente und Zusatzversicherung gewährleistete. Mich interessierte das sorgenfreie Alter nicht im geringsten, und die Bücher blieben auf dem Bücherregal, und nichts auf der Welt hätte mich dazu bewegen können, den langweiligen Kram jemals zur Hand zu nehmen.
»Du wirst eines Tages noch in’nem möblierten Zimmer enden und Sozialhilfe beziehen«, mutmaßte T. L., »wenn du nicht ganz auf die schiefe Bahn gerätst und Ehefrau wirst«, womit sie meine traurige Zukunft ziemlich genau charakterisiert hatte, auch wenn ich in Umkehrung der Reihenfolge zuerst Ehefrau wurde und dann als Sozialhilfeempfängerin in dem möblierten Zimmer landete, doch das wußten wir damals noch nicht.
Zunächst einmal vermied ich, wie mir geheißen, Gurkensalat mit Wasser, den wilden Fingerhut und die männliche Gesellschaft, versagte, da ich die Schulbücher ebenso geflissentlich mied, in mehreren Schulen, beehrte schließlich in der Eigenschaft eines Schneiderlehrlings den Modesalon »Alwi Mess« mit meiner Gegenwart und fühlte mich, da ich den wirklich gefährlichen Dingen des Lebens ja geschickt aus dem Wege ging, eigentlich ganz wohl, auch wenn T. L.s Mahnungen, was Rente und Lebensversicherung betrafen, dringlicher wurden.
Aber dann öffnete ich die besagte verbotene Tür, und Victor lag dahinter bereits auf der Lauer, um mir Dinge zu zeigen, von denen ich bislang nur recht verschwommene Vorstellungen hatte.
Als ich meiner Familie mitteilte, daß ich vorhätte zu heiraten, befand man sich gerade in jener Starre, die der Erkenntnis folgt, daß sich das Kind, auf das man sämtliche Hoffnungen gesetzt hatte, durch eine geradezu erschreckende Talentlosigkeit auf allen Gebieten auszeichnet (wenn es sich überhaupt irgendwo auszeichnete) und sich die aufkommende Gewißheit, diesen Versager vielleicht lebenslänglich auf dem Hals zu haben, drückend auf die Seele legt.
So war dann der Schock, der der Eröffnung, daß ich heiraten wollte, folgte, nicht ganz so groß.
Ich war damals neunzehn und Victor zwanzig.
Er war schön, groß, blauäugig, ehrgeizig und außerordentlich schweigsam und hinterließ bei seinem ersten offiziellen Besuch den angenehmen Eindruck, daß er das Familienleben sicher nicht weiter stören würde und später ja den Platz von »Puppa« einnehmen könnte, der kürzlich gestorben war. Akutes Siechtum meinerseits war jedenfalls nicht zu befürchten, und wenn alle Stricke reißen sollten, so könnte man ja die Scheidung einreichen. Was außerdem sehr zu Victors Gunsten ausfiel, war die Tatsache, daß er fast niemals den Mund öffnete, um etwa ein Sätzchen zu formen, das über einige Brummlaute und kurzgefaßte Meinungskundgebungen wie »ja«, »nein« oder »finde ich nicht!« hinausging. Da in unserer Sippe alle außerordentlich redselig sind, sich gegenseitig ständig ins Wort fallen und überschreien und den anderen nur dann zu Worte kommen lassen, wenn dieser sich mit gezückter Pistole Gehör verschafft, empfand ich es als wohltuend, endlich jemanden gefunden zu haben, der mich niemals unterbrach und den Anschein erweckte, die Fähigkeit zu besitzen, mir Tage, was sage ich, Jahre, vielleicht sogar ein ganzes Eheleben lang zuzuhören. Heute glaube ich, daß es eben diese Fähigkeit war, der zufolge ich freudig nickte, als dieser schöne, schweigsame Junge eines Abends (ich hatte gerade den fesselnden Bericht aus dem Leben eines Schneiderlehrlings kurzfristig unterbrochen, um mir die Nase zu putzen) plötzlich und unerwartet ein Lächeln auf seine Lippen zauberte und diese sodann zu einem Wort formte: »Heiraten?« fragte er.
»Gern!« antwortete ich.
 
Heute kommt es mir so vor, als wenn unsere Ehe eigentlich von Anfang an zum Scheitern verurteilt gewesen wäre und es eine wirklich bewundernswerte Leistung darstellt, daß wir tatsächlich 19 Jahre miteinander verheiratet waren, ohne uns gegenseitig umzubringen oder doch wenigstens den Versuch zu unternehmen.
Daß wir überhaupt so lange über die Runden gekommen sind, lag wahrscheinlich daran, daß Victor es von Anfang an vermieden hat, mir vorzugaukeln, daß das Leben an seiner Seite ein beschwingtes Vergnügen sei, nach dem sich Tausende von Frauen die Finger lecken. Victor ist in diesem Punkt außerordentlich ehrlich, und Versprechungen gleich welcher Art sind ihm zutiefst zuwider. So war meine Enttäuschung nicht allzu groß, als ich gleich nach der Hochzeit zur Kenntnis nehmen mußte, daß Victor für romantischen Blödsinn wie Liebesgeflüster, kleine Schelmereien oder etwa das Erfinden von Kosenamen keine Zeit und für unnützen Quatsch wie Hochzeitsreisen, Blumen, Kinokarten und jeglichen Weiberkram (womit er jeden Gegenstand meinte, der von der Industrie zum speziellen Gebrauch von Frauen auf den Mark gebracht wird, angefangen vom simplen Strumpfhöschen bis hin zum blauen Chinchilla) keinen Pfennig übrig hatte. Und da ich gar nicht erst die Hoffnung hegte, auf Rosen gebettet oder gar auf Händen getragen zu werden, hatte ich, im Gegensatz zu den meisten Frauen, mit Enttäuschungen dieser Art nicht zu kämpfen.
Nein, es war etwas anderes, das unserem Glück im Wege stand. Den ersten Schock erlebte ich, als ich Victor - es geschah so im zweiten oder dritten Ehejahr - zum erstenmal sprechen hörte und traurig feststellen mußte, daß sich seine Themen ausschließlich um die Firma, das Haushaltsgeld und den Sport drehten und darum, wie unnütz, um nicht zu sagen gefährlich, die Frauen sind, und es Zeit wird, etwas zu erfinden, das ihre Anwesenheit auf Erden ein für alle Mal überflüssig macht.
Diese Aussage stürzte mich in Verwirrung, bis ich dahinterkam, daß Victor haargenau dieselbe Erziehung genossen hatte wie ich selbst, nur daß es in seinen Lehrbüchern die Frauen gewesen waren, die den Männern Siechtum gebracht hatten, und nicht umgekehrt. Victor war in dem Glauben erzogen, daß es die Weiber von frühester Jugend an darauf anlegen, einen Idioten zu finden, der bereit ist, sich lebenslänglich für sie abzurackern, derweil sie selbst das Dasein in duftenden Schaumbädern liegend genießen und anschließend, hingegossen auf ein flauschiges Tigerfell, ihren Liebhaber erwarten oder bestenfalls stundenlang mit ihrer Freundin telefonieren. Hören sie den müden Schritt des Gatten nahen, so erheben sie sich geschwind, legen das Gesicht in Falten, streichen sich mit einer erschöpften Geste das Haar aus der Stirn und stöhnen, daß sie den ganzen Tag vor lauter Schufterei nicht zum Kochen gekommen seien, ehe sie eine Dose öffnen und deren Inhalt lieblos auf einen Teller klatschen. Während nun der von seinem Beruf schwer mitgenommene Mann mit hängenden Schultern und gesenktem Kopf den Fraß in sich hineinschaufelt, darf er sich anhören, wie teuer doch alles geworden ist und daß die tausend Mark Haushaltsgeld, die er erst gestern ausgezahlt hat, leider für Suppengrün und Waschpulver draufgegangen sind. Hatte man dagegen eine Frau erwischt, die selbst berufstätig war, so mußte man Sorge tragen, daß sie einen nicht in den Schatten stellte und sich allabendlich mit Überstunden herausredete, um den Trottel von Ehemann ungestört mit dem Abteilungsleiter betrügen zu können, derweil besagter Trottel die Wäsche bügeln und den Mülleimer hinaustragen darf.
Gab sich das Weib dagegen häuslich und äußerte den Wunsch, ein Kindlein würde das Glück doch erst komplett machen, so war allergrößte Vorsicht am Platze, denn die listigen Weibsbilder neigen dazu, sich später mit dem Kindlein gegen den Papa zu verbünden und diesen zum Arbeitstier und heimlich belächelten Packesel zu degradieren, und die Reihe der Windelpakete, Stofftiere, Drei-, Zwei- und Vierräder, Zuckerstangen, Jeanshosen, Nickis, Luftballons, Zeichenstifte und Landschulheimaufenthalte, welche der Ankunft des Kindleins auf dem Fuße folgt, ist endlos und verschlingt astronomische Summen. Die sinnlosen Gegenstände, für die das sauer verdiente Geld draufgeht, überfluten schließlich das ganze Haus, so daß man kein einziges freies Plätzchen mehr findet, auf das man sein müdes Haupt betten könnte. Und wenn die Familie es endlich geschafft hat, einen ins Grab zu treiben, dann verpulvert sie jubelnd auch noch den Notgroschen, den man sich in der wahnwitzigen Hoffnung, sich vielleicht irgendwann einmal auch eine kleine Freude zu gönnen, beiseite geschafft hat.
Natürlich gab es auch andere Typen, die einem, wie Victor frühzeitig gelehrt worden war, das Leben restlos vergällen. Da gab es die spießige Hausfrau, die ihr Heim bei weitem mehr liebt als den Packesel, der ihr das Heim geschaffen hat, und die niemals gestattet, daß man während des Fernsehgenusses die Beine hochlegen oder etwa das Sofakissen verknüllen darf; da ist die sparsame Wirtschafterin, mit der man es zwar frühzeitig zum Eigenheim bringt, deretwegen man aber das Rauchen einstellen muß, weil sonst die zwei Mark Taschengeld nicht reichen, die sie einem allwöchentlich in die Hand zählt; da ist die Intellektuelle, die die unangenehme Angewohnheit hat, bei jedem Sätzchen, das man sich zu sagen traut, mit hochgezogenen Augenbrauen ironisch zu lächeln, und das an sich ganz niedliche Dummchen, das mit seinen Bemerkungen leider verhindert, jemals den Chef mit nach Hause bringen zu können.
Anstatt uns also glücklich ins Öhrchen zu flüstern, wie schön das Eheleben doch sei, und wertvolle Zeit mit albernen Liebesbeteuerungen zu vergeuden, beäugten wir uns vom Hochzeitstage an mißtrauisch aus den Augenwinkeln, um festzustellen, welchen der angezeigten Typen wir denn nun erworben hatten und entsprechende Gegenmaßnahmen zu ergreifen, und es dauerte gar nicht lange, da hatten wir den anderen dann auch identifiziert:
Victor war ein zum Geiz neigender, mauliger Pascha und ich eine grünäugige, spitzzüngige Schlange, die immer das letzte Wort haben will und das Geld zum Fenster hinauswirft.
Nachdem wir diesen grundsätzlichen Punkt erst einmal geklärt hatten, begannen wir unser Eheleben.
Victor ließ sich nicht lumpen und machte es seinen Vorgängern nach, indem er eine sehr niedliche Miniemanze produzierte, die von den großen Emanzen jubelnd in Empfang genommen wurde. Die folgenden Jahre nutzte er dann, in seiner leisen, unauffälligen Art eine leise, unauffällige Karriere zu starten, und ich gab meinen eigentlichen Wunsch, Kostümbildnerin zu werden und die Theaterwelt mit immer neuen Kreationen in Atem zu halten, wortlos auf, obwohl ich die schlimme Zeit der Schneiderlehre eigentlich nur mit diesem Wunsch vor Augen hinter mich gebracht hatte. Ich widmete mich also, weniger emanzipatorischen als traditionellen Leitbildern folgend (und vor allem auch aus dem Grunde, weil Victor klipp und klar gesagt hatte, er würde lieber sterben, als sich von mir zur Mithilfe im Haushalt zwingen zu lassen), Kathrines Erziehung. Ich hielt mich stets in Rufnähe und gab nach und nach sämtliche außerhäusigen Interessen auf, was immer günstig ist, weil die Miniemanze dann nämlich von frühester Jugend an mitkriegt, daß auch eine Mutter, die Simone de Beauvoir liest, selbst keinen intimeren Freund als ihren Staubsauger hat, mit dem sie nicht nur sehr viel Zeit, sondern nach einigen Jahren auch das geistige Niveau teilt.
Als Kathrine größer wurde und mich eigentlich nicht mehr so sehr brauchte (was erschreckend früh der Fall war), mußte ich dann gewaltige Anstrengungen unternehmen, um meine immer größer werdende Unzufriedenheit zu bekämpfen und nicht eines Tages zu jenen Frauen zu gehören, die mit allen Tricks versuchen, ihre Kinder an sich zu fesseln, und doch ohnmächtig mit ansehen müssen, wie die einzige Aufgabe, die sie jemals hatten, unaufhaltsam aus ihrem Leben hinauswächst. Ich besuchte also jegliche Art von Volkshochschulkursen, lernte Autofahren und rannte zur Gymnastikstunde, las beinahe täglich ein Buch und schrieb schließlich selbst zwei Bücher, in denen ich das beschwingte Leben an Victors Seite schilderte, aber unser Eheleben war immer müder und immer trostloser geworden und beschränkte sich schließlich auf ein knappes »Hallo«, wenn wir uns gelegentlich im Flur trafen.
Dann wurde Kathrine richtig erwachsen, und ihre Sätze begannen immer häufiger mit der beiläufigen Bemerkung: »Nach dem Abi, wenn ich ausgezogen bin«, und ich war beinahe vierzig und dachte, daß es weiß Gott an der Zeit sei, ebenfalls meinen Auszug und den Beginn eines neuen Lebens vorzubereiten, wenn ich nicht eines Tages zu jenen miesen Schrauben gehören wollte, die das Zusammensein mit der erwachsenen Tochter dahingehend ausnutzen, ihr immer und immer wieder zu erzählen, was der Papa in der vergangenen Woche wieder angestellt hat, und lüstern auf das erste Enkelkind zu warten, das sie dann wie ein lange entbehrtes Spielzeug an sich reißen.
Ich spürte die Gefahr, in die Falle hineinzutappen.
Obwohl er in den letzten Jahren immer wieder behauptet hatte, ich solle mir ja nicht einbilden, daß er mich zu irgend etwas brauche, stand Victor meinem Scheidungswunsch letztendlich ablehnend gegenüber und verkündete nun, ich solle ja nicht glauben, seine Zustimmung oder jemals einen einzigen Pfennig Unterhalt zu bekommen.
Kathrine meinte, sie würde mich verstehen, und je eher ich auszöge, desto eher könne ich damit beginnen, ein neues Leben anzufangen. Sie riet mir mit einigem Enthusiasmus zum sofortigen Neubeginn, und ich glaube, die Angst, anderenfalls lebenslänglich »wieder gutmachen zu müssen, was der Papa der Mama angetan hat« (ein Schicksal, welches ja viele nette Töchter netter Mütter ereilt), saß ihr ebenso in den Knochen wie mir.
Meine weiblichen Familienmitglieder jedoch, deren zum kritischen Denken anregende Erziehung ja eigentlich der Nährboden meines hanebüchenen Verhaltens bildete, schauten betreten drein. Mit ihrer niemals nachlassenden Bereitschaft, sich Victors schändliche Taten anzuhören und mich wahlweise zu bedauern oder aber zu bewundern ob des Mutes, mit welchem ich diese schändlichen Taten ertrug, hätte ich lebenslänglich rechnen können, die Zustimmung zur Beseitigung des Problems (und zur Aufgabe eines liebgewordenen Themas) zu geben, war eine ganz andere Sache.
»Ja, und was wird aus dem Kind?« fragte man.
»Das Kind ist doch erst achtzehn.«
»Und wovon willst du leben?«
»Und wohin wirst du gehen?«
»Du wirst doch wohl hoffentlich in unserer Nähe bleiben und das Kind mitnehmen!«
»Und hast du dir schon einmal überlegt, was ist, wenn Victor keinen Unterhalt zahlt und es für die Ergreifung eines Berufes zu spät ist? Und wie peinlich das alles dann sein wird?«
Ich beruhigte die Gemüter damit, daß man ja später leicht behaupten könnte, zur Entfaltung des Genies, welches man einst besessen habe, sei es zu spät gewesen, da große Teile davon während der Ehe zerstört worden seien, und daß mir die Möglichkeit des Zurückkriechens auf allen vieren ja immer noch offenstünde, falls alles andere versagte.
Auch versuchte ich klarzumachen, daß es sich bei dem Gedanken, mich von Victor zu trennen, ja keineswegs um eine Spontanidee handelte, die mir heute morgen beim Zähneputzen eingefallen war.
Aber dann fand sich doch noch ein Trumpf-As, in Form eines Problems, mit dem ich mich noch nicht beschäftigt hatte und auf das ich daher keine Antwort wußte.
»Und was ist mit Weihnachten?« fragte jemand.
Das war am 31. März.
Hundert Menschen sprechen für einen, der denkt.
John Ruskin
Kein Geld, keine Wohnung, keine Stelle, kein gesellschaftliches Ansehen oder Das kleine Mädchen mit den Schwefelhölzern
 
 
Es besteht ein gewaltiger Unterschied darin, ob man hier und da verlauten läßt, daß man die ewige Bevormundung seines Ehemannes herzlich leid sei und seinen geradezu krankhaften Geiz und/oder letzten Seitensprung eigentlich damit beantworten müßte, unverzüglich die Scheidung einzureichen, oder ob man vor seine Gemeinde tritt und kühn zur Kenntnis gibt, nun sei es soweit, für morgen habe man einen Termin beim Anwalt.
Dieselben Leute, die einem früher die Stange hielten, indem sie einem in allen Punkten recht gaben und in das Lied der geknechteten Ehefrau freudig mit einstimmten, weichen bei der Ankündigung, daß man im Begriff stünde, die Prophezeiungen in die Tat umzusetzen, ebenso entsetzt zurück, wie dies etwa die Kollegin im Büro täte, wenn man ihr eines Tages mitteilte, das ewige Gejammer über den miesen Charakter des Chefs habe man satt, und ihr den Dolch zeigt, mit dessen Hilfe man das Problem ein für alle Mal aus dem Weg schaffen will. Als ich verlauten ließ, daß ich im Begriff stünde, die eheliche Gemeinschaft aufzulösen und mitnichten zu warten, bis daß der Tod uns scheidet, machte man nicht nur in der eigenen Familie einen diskreten Rückzieher, auch mein weiblicher Bekanntenkreis reagierte geradeso, als ob ich ein mieser Typ wäre, der aus dem amüsanten Gesellschaftsspiel »Hasch den Räuber«, bei dem wir uns gefunden und so außerordentlich wohl gefühlt hatten, eine bierernste Tragödie inszenieren wollte, und ihnen künftig »der dritte Mann« für die Runde fehlen würde. Auch hier bekam ich den Rat, es mir doch lieber noch einmal gründlich zu überlegen.
»An sich« war Victor doch ganz nett.
Ich hatte doch ein gesichertes Dasein, eine wunderschöne Wohnung, einen eigenen Wagen und so viele freie Stunden, wie sich ein Mensch nur wünschen kann. Kurz, »an sich« ging es mir doch geradezu unverschämt gut. Außerdem bekam ich zu hören, daß es schließlich überall mal ein Problem gebe, daß es keinen Sinn habe, alles einfach hinzuwerfen und abzuhauen, und ich mir um Gottes willen nicht einbilden solle, in meinem »neuen« Leben auf Rosen gebettet und von aller Mühsal befreit zu sein.
Im Gegenteil! »An sich« war ich doch ziemlich verwöhnt, nicht gewohnt, einer geregelten Arbeit nachzugehen, ganz abgesehen davon, daß ich ja gar keine Arbeit hatte und nicht die geringste Aussicht bestand, jemals eine zu bekommen.
Keinen Job, keine Wohnung, kein Geld, keine nennenswerten Talente und keinen neuen Mann, der bereit war, nun seinerseits für mich ackern zu gehen, um mir sein Herz, sein Gehalt und später Rente und Lebensversicherung zu Füßen zu legen, und sooo jung war ich ja auch nicht mehr.
»Wieso?« fragte ich pikiert.
»Ja, glaubst du denn im Ernst, daß du noch immer so taufrisch aussiehst, wenn du nach neunstündiger Fabrikarbeit hundemüde in dein möbliertes Zimmer schleichst?«
Dann bekam ich furchtbare Berichte von Frauen zu hören, die einer kleinen Verfehlung seitens des Ehemannes wegen kopflos die Flucht ergriffen hatten; z. B. von einer, die ein sicheres, warmes, gut behütetes Leben unbedacht
Umwelthinweis:Alle bedruckten Materialien dieses Taschenbuches sind chlorfrei und umweltschonend.
 
 
Blanvalet Taschenbücher erscheinen im Goldmann Verlag, einem Unternehmen der Verlagsgruppe Random House
 
Taschenbuchneuausgabe Mai 2002
© 2002 by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH Umschlagfoto: Photonica / Kishimoto Verlagsnummer: 35563 Lektorat: SK Herstellung: Heidrun Nawrot
eISBN : 978-3-641-01047-8
www.blanvalet-verlag.de
 
1 3 5 7 9 10 8 6 4 2
 
Leseprobe
 

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