6,99 €
Reclam Lektüreschlüssel XL – hier findest du alle Informationen, um dich zielsicher und schnell vorzubereiten: auf Klausur, Referat, Abitur oder Matura! Differenziert, umfassend, übersichtlich! • Präzise Inhaltsangaben zum Einstieg in den Text • Klare Analysen von Figuren, Aufbau, Sprache und Stil • Zuverlässige Interpretationen mit prägnanten Textbelegen • Informationen zu Autor:innen und historischem Kontext • Hilfreiche Infografiken, Abbildungen und Tabellen • Aktuelle Literatur- und Medientipps • Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen • Zentrale Begriffe und Definitionen als Lernglossar April 1945: Im bayerischen Penzberg erleben drei Jugendliche Chaos und Gewalt in den letzten Kriegstagen. Als Gegner des NS-Regimes die Stadt an die Amerikaner übergeben wollen, befiehlt die Wehrmacht den Widerstand zu beseitigen. Werden die Bürger Mut und Menschlichkeit beweisen und das Richtige tun? Oder sind Fanatismus und NS-Ideologie zu tief verwurzelt? Die bewegende Novelle beruht auf historischen Tatsachen und warnt vor den katastrophalen Folgen von Machtmissbrauch und ideologischer Verblendung.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 131
Kirsten Boie
Lektüreschlüssel XL für Schülerinnen und Schüler
Reclam
Dieser Lektüreschlüssel bezieht sich auf folgende Textausgabe:Kirsten Boie: Dunkelnacht. Hamburg: Verlag Friedrich Oetinger, 52021.
E-Book-Ausgaben finden Sie auf unserer Website unter www.reclam.de/e-book
Lektüreschlüssel XL | Nr. 962256
2024 Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Gesamtherstellung: Philipp Reclam jun. Verlag GmbH, Siemensstraße 32, 71254 Ditzingen
Made in Germany 2024
RECLAM ist eine eingetragene Marke der Philipp Reclam jun. GmbH & Co. KG, Stuttgart
ISBN978-3-15-962256-9
ISBN der Buchausgabe 978-3-15-015552-3
www.reclam.de
Inhalt
1. Schnelleinstieg
2. Inhaltsangabe
1. Schorsch, Marie
2. Der Hintergrund
3. Gustl
4. Sebastian Reithofer, Marie
5. Hans Rummer
6. Polizeimeister Lahner, Schorsch
7. Hans Rummer, Sebastian Reithofer, Dr. Ludwig, Ludwig März
8. Marie
9. Das 22. Werfer-Regiment und Hauptmann Bentrott
10. Hans Rummer, Sebastian Reithofer
11. Schorsch, Marie
12. Gustl
13. Bürgermeister Vonwerden, Hans Rummer, Sebastian Reithofer, Ludwig März
14. Schorsch, Marie
15. Hauptmann Bentrott
16. Marie
17. Hauptmann Bentrott, Oberstleutnant Ohm
18. Marie, Sebastian Reithofer, Hans Rummer
19. Schorsch
20. Hauptmann Bentrott, Hans Rummer
21. Marie, Reithofer
22. Hauptmann Bentrott, Oberstleutnant Ohm
23. Marie
24. Oberstleutnant Ohm, Bürgermeister Vonwerden
25. Schorsch, Marie
26. Oberstleutnant Ohm, Hauptmann Bentrott, Bürgermeister Vonwerden, Hans Rummer
27. Schorsch, Marie
28. Hauptmann Koopmann, Hans Rummer, Oberleutnant Rethage, Schorsch, Marie
29. Gustl
30. Schorsch, Marie
31. Schorsch
32. Leit-Wolf Zöberlein, Vonwerden, Rebhahn, Polizeimeister Kugler
33. Schorsch
34. Zöberlein, Vonwerden, Lahner, Stadtwachmann Marksteiner
35. Gustl
36. Gustl, Jagdgruppe des Werwolfs, Belohlawek
37. Schorsch, Gustl
38. Gustl
39. Vonwerden, Gustl, Werwolf
40. Schorsch
41. Schorsch
42. Gustl
43. Schorsch
44. Vonwerden
3. Figuren
Marie
Schorsch
Gustl
Sebastian Reithofer
Hans Rummer
Vonwerden
Hauptmann Bentrott
Oberstleutnant Ohm
Giesler, Zöberlein
4. Form und literarische Technik
Zum Aufbau und zur Form
Zur Sprache
Literarische Mittel
5. Quellen und Kontexte
6. Interpretationsansätze
Deutung als historische Erzählung
Ein kleiner literarischer Exkurs
Deutung als politische Literatur
7. Autorin und Zeit
Die Autorin
Die Zeit
8. Rezeption
9. Prüfungsaufgaben mit Lösungshinweisen
Aufgabe 1: Erklärung des Nachworts für das Verständnis der Novelle
Lösungshinweise in knapper Fassung
Aufgabe 2: Interpretation einer Textstelle (Giesler)
Lösungshinweise in knapper Fassung
Aufgabe 3: Reflexion über die Möglichkeiten der Literatur
Lösungshinweise in knapper Fassung
10. Literaturhinweise/Medienempfehlungen
Benutzte Textvorlage
Literatur über die NS-Zeit und den Zweiten Weltkrieg
Andere Literatur
Empfehlenswerte Webseiten
11. Zentrale Begriffe und Definitionen
Autorin
Kirsten Boie, geb. 19. März 1950, deutsche Schriftstellerin
Gattung
Erzählung in Novellenform
Epoche
Zeitgenössische Literatur (Jugendliteratur)
Veröffentlichung
Erste Arbeiten gehen auf den Anfang des Jahres 2020 zurück; die Veröffentlichung erfolgte 2021.
Werkaufbau
Die Novelle ist in zwei Teile mit insgesamt 44 Kapiteln eingeteilt. Die kurzen Momentaufnahmen nehmen die dramatischen Ereignisse aus weniger als 48 Stunden auf.
Ort und Zeit der Handlung
Penzberg (Bayern), 27. April bis 29. April 1945
Rezeption und Adaption
Die Novelle ist in der Presse und auf dem Buchmarkt ausgesprochen positiv aufgenommen und mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2022 ausgezeichnet worden. Es gibt eine Hörbuch-Fassung; eine Verfilmung wurde im Oktober 2022 angekündigt.
Die Lage des Deutschen Das NS-Reich am AbgrundReiches war Ende April 1945 eine aberwitzige. Die Wehrmacht war nach sechs Jahren Krieg erschöpft und ausgeblutet, die großen Städte mit ihrer jahrhundertealten und malerischen Bausubstanz in Schutt und Asche gebombt; hunderttausende Zivilisten hatten dabei ihr Leben verloren. In anderen Ländern war es ähnlich. Die Zahl der Opfer [8]des Zweiten Weltkrieges, so wird sich herausstellen, betrug mindestens 55 Millionen – Schätzungen gehen bis an die 80 Millionen –, und allein Hitlers Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion brachte 27 Millionen Menschen den Tod. Noch aber wurde im April 1945 verbissen gekämpft. Die Schlacht um Berlin war in vollem Gange, während die Briten und Amerikaner im Westen weit auf dem Reichsgebiet vorgedrungen waren und die in jeder Hinsicht an Material und Mensch chancenlose Wehrmacht zurückdrängten.
Während der Großteil der Zivilbevölkerung Deutschlands sich in großer Sorge innerlich auf die Besatzungszeit der Siegermächte einzustellen begann und den sogenannten Endsieg schon längst nicht mehr erwartete, hatten die meisten Soldaten nur noch den innigsten Wunsch, irgendwie zu überleben und nicht in die Hände der Sowjets zu fallen. Die sowjetische Gefangenschaft galt unter den einfachen Soldaten der Wehrmacht als der größte denkbare Alptraum; wohl wissend, was man in der Sowjetunion angerichtet hatte. Andere hatten den Kampf noch nicht aufgegeben und versuchten über brutalen Druck den Durchhaltewillen zu erzwingen. Die Befehlsketten waren noch intakt und wer nicht gehorchte, wurde hingerichtet. Den Gedanken an Fahnenflucht behielt man deshalb besser für sich, wenn man ihn denn hatte.
Die Novelle greift ein historisches Ereignis auf und erweitert es um die fiktive Geschichte von drei Jugendlichen. Der Inhalt: Im idyllisch gelegenen Penzberg, April 1945[9]Penzberg, einer kleinen Stadt in Bayern, glauben Ende April 1945 der ehemalige Bürgermeister und andere Oppositionelle, die Chance für eine Ablösung des alten Regimes sei nach einer Radiodurchsage einer Widerstandsbewegung gekommen. Sie wollen die friedliche Übergabe der Stadt an die heranrückenden Amerikaner vorbereiten. Zufällig kommt eine Wehrmachteinheit gerade durch die Stadt; der Befehlshaber greift ein und bittet um Anweisungen von oberer Stelle, was zu tun sei. Für drei Jugendliche stehen Entscheidungen an: Maries Vater ist Oppositioneller, und er muss um sein Leben bangen. Für Oppositionelle vs. RegimetreueMarie ist das die größte Sorge. Schorsch, ein HJ-Mitglied, ist in Marie verliebt und sie in ihn. Doch er spürt, dass sie eine Entscheidung erwartet, ob er sich zum Regime oder zu ihr und ihrer Familie bekennt. Gustl ist ein fanatischer Junge in einer Werwolf-Einheit, einer Untergrundeinheit von überzeugten Nationalsozialisten aus der Zivilbevölkerung, die unbedingt kämpfen will; Gustl will sich für das Regime bewähren. Schließlich kommt der Befehl aus München, den Widerstand in Penzberg zu brechen und ein Strafgericht zu vollziehen. Die Wehrmacht und die Werwolf-Gruppe ermorden daraufhin 16 Zivilisten, darunter eine schwangere Frau.
Kirsten Boie hält die damaligen Ereignisse nach intensiver Quellenstudie in dieser Novelle fest und deutet dabei an, was die Beteiligten antrieb, kurz vor Kriegsende einen sinnlosen Massenmord zu begehen. Die Ereignisse werfen zeitlose Fragen nach dem auf, [10]was der Mensch ist und wie er sein sollte. Der hohe moralische Anspruch des Nachwortes der Novelle spricht ausgehend von der Vergangenheit entscheidende gesellschaftspolitische Gegenwartsfragen an, und der Deutsche Jugendliteraturpreis 2022 sowie das rege Interesse an der Novelle bezeugen, dass Literatur und ErinnerungLiteratur ein Beitrag sein kann, diese Fragen zu diskutieren.
Dieser Lektüreschlüssel wird versuchen, die Entstehungsgeschichte zu beschreiben, die Novelle zu analysieren bzw. zu deuten und die bisherige Rezeption zusammenzufassen.
In der Nacht des 27. April 1945 trifft sich die 14-jährige Marie mit Schorsch, einem 15-jährigen Jungen. Beide sind in den Jugendorganisationen des NS-Staates und beide sind ineinander Erstmals verliebtverliebt. Marie erzählt von den Nachrichten über die anrückenden US-amerikanischen Truppen; es sei besser, zum Zeichen der Kapitulation weiße Betttücher aus den Fenstern zu hängen. Schorsch ist von der NS-Propaganda überzeugt und denkt innerlich nicht an die Möglichkeit aufzugeben. Überraschend küsst er Marie, weil er meint, es wie in einem Film so richtig zu machen. Marie reagiert erschrocken und Schorsch schämt sich so sehr, dass er Marie in Gedanken wegen ihrer Haltung denunzieren möchte. Da Marie aber schnell signalisiert, dass es ihr doch nicht unangenehm war, gehen beide glücklich auseinander.
Es werden die letzten sechs Jahre Kurzer Rückblickerzählt, die viele indoktriniert haben. Nach stürmischen Anfangserfolgen – begleitet von der NS-Propaganda, die die deutsche Überlegenheit und die zukünftigen Planungen nach dem Sieg andeuten – haben sich Rückschläge eingestellt. Die Propaganda lastet sie dem verschwörerisch koordinierten Zusammenspiel feindlicher Mächte und [12]auch Verrätern an. Auch Schorsch glaubt noch an den sogenannten Endsieg, befindet sich aber auch in einer schwierigen Situation, weil er Marie liebt.
Gustl ist ebenfalls ein Junge aus Penzberg, der sich freiwillig zur »Gruppe Hans«, einem der sogenannten Werwolf-Verbände, gemeldet hat und fest an das NS-Reich Fanatisch und verblendetglaubt. Es sind alles entweder sehr junge Männer oder Greise, die sich als letztes Aufgebot gegen den Feind wenden. Gustl möchte mit der freiwilligen Meldung die aus seiner Sicht große Schande wettmachen, dass sein Vater ein Oppositioneller war und sogar im KZ Dachau einsaß.
Abb. 1: HJ-Uniform aus den 1930er Jahren
Maries Vater überrascht seine Frau beim Hören von Radionachrichten, die er für verbotene Feindpropaganda hält. Er ist entsetzt, weil die Strafen drastisch wären. Er dreht das Radio leiser. Seine Frau weist ihn darauf hin, dass es sich um eine Durchsage der »Freiheitsaktion Bayern« handelt, die die Regierungsgewalt übernommen zu haben behauptet und auffordert, Sabotageakte der Nationalsozialisten in letzter Minute zu verhindern. In Maries Kopf überstürzen sich die Gedanken; sie fragt sich, wie die Amerikaner sie behandeln werden. Dann klopft jemand an der Tür und bittet Reithofer, schnell zum ehemaligen Bürgermeister Rummer zu kommen. Die Familie macht sich Sorgen, doch der Vater hält die Verhinderung des sogenannten Nero-Befehls für die vordringlichste Aufgabe.
Der ehemalige Bürgermeister von Penzberg reagiert auf die Nachricht der »Freiheitsaktion Bayern« mit Viele offene FragenErleichterung, wie der Erzähler mutmaßt. Rummer sind die kommenden Schwierigkeiten bewusst, aber er befürchtet eine Verzweiflungstat der Regimeanhänger im Zuge des Nero-Befehls, besonders die durch Sabotage herbeigeführte Flutung des wirtschaftlich wichtigen Bergwerks. Er beschließt, zum Bergwerk zu gehen und Sebastian Reithofer zu informieren.
Auch Schorschs Vater ist in seiner Funktion als Polizeimeister angespannt. Er macht sich Sorgen, wie die Amerikaner ihn als Diener des NS-Staates behandeln werden, und er ist sich bewusst, dass er eine Rolle zu erfüllen hat. Die Nachrichten von der »Freiheitsaktion Bayern« versetzen ihn in Unruhe, sodass er beschließt, sich um die Akten im Rathaus zu kümmern.
Der ehemalige Bürgermeister Hans Rummer ist im Bergwerk, um mit dem Leiter Dr. Ludwig die Sicherung der wirtschaftlich wichtigen Anlage abzusprechen. Zusammen mit dem Leiter klärt er ihr Vorgehen ab und macht sich dann auf den Weg zum Rettung der Gefangenen[15]Gefangenenlager in der Nähe, um weitere Verbrechen zu unterbinden.
Maries Mutter fordert sie auf, ihren Vater zu holen. Marie ist aber gedanklich woanders. Gustls attraktives Äußeres und sein an Marie interessierter Blick stehen Schorschs erstem Kuss gegenüber; sie fühlt sich zu Schorsch hingezogen.
Es marschieren Die Wehrmacht taucht aufWehrmacht-Soldaten in Penzberg ein; abgekämpft und müde. Sie sind dankbar, in Deutschland zu sein, und scheinen auf das hören zu wollen, was ihnen ihr Hauptmann Bentrott befiehlt.
Der ehemalige Bürgermeister Rummer ist im Kriegsgefangenenlager und spricht mit dem Lagerkommandanten Michael Brummer. Der ist willens, Verbrechen an den Gefangenen zu unterbinden, bekommt in der Eile aber keine zureichenden Instruktionen von Hans Rummer. Sie trennen sich mit ihren Hoffnungen.
Schorschs Vater ist in heller Aufregung und arbeitet belastende Akten durch. Am Fenster sieht Schorsch, der ihn begleitet hat, wie Bergwerksarbeiter trotz der Schicht in die Stadt strömen, und erblickt plötzlich Marie in der Menge. Er springt ihr nach und gibt ihr zu verstehen, dass er ihrer Auffassung Schorsch entscheidet sichfolgt und nicht länger auf der Seite der Regimefanatiker steht. Sie vereinbaren, einen ruhigeren Ort aufzusuchen, um sich auszusprechen.
Gustl ist voller Vorfreude bei der morgendlichen Übung in der Werwolf-Gruppe von Hans Zöberlein dabei. Der heruntergekommene Anblick der Kleidung der Jungen und Alten stört ihn nicht; ihm kommt es auf die fanatische Einstellung an, mit der er hofft, seine familiäre Schande tilgen zu können und in der Heimatstadt Marie für sich zu gewinnen.
Abb. 2: Volkssturmmann mit Gewehr, 1944
Im Rathaus verlangt Rummer übernimmtRummer vom NS-Bürgermeister Vonwerden die Herausgabe der Schlüssel. Vonwerden versucht in seiner Angst vor den kommenden Entwicklungen unter amerikanischer Besatzung zunächst, seine Autorität zu wahren. Rummer macht [17]ihn auf das Unrecht seiner eigenen Inhaftierung im Jahr 1933 aufmerksam und verspricht Vonwerden, verschont zu werden und frei gehen zu können, da der Neubeginn friedlich bleiben solle. Vonwerden gibt schließlich nach.
Schorsch läuft mit Marie durch Penzberg. Er möchte nichts falsch machen und ist zurückhaltend ihr gegenüber. Sie machen sich Gedanken über die Zukunft, als sie vor dem Rathaus einen Menschenauflauf wahrnehmen und Rummer aus einem Fenster das Kriegsende sowie Frieden ausruft. Er ruft dazu auf, die Zukunft mit den Anhängern des Regimes friedlich zu gestalten. Insbesondere appelliert er an die Zuhörenden, den NS-Bürgermeister Vonwerden unbeschadet ziehen zu lassen. Die Menge reagiert abwartend. Marie berührt Schorschs Arm und beide verabreden sich für später.
Der Kommandant des 22. Werfer-Regiments ist bei einer alten Witwe untergekommen und macht sich Sorgen um seine Männer. Plötzlich hört er im Radio den Aufruf der »Freiheitsaktion Bayern« und ist alarmiert; er Bentrott greift eingeht zum Rathaus, um nach dem Rechten zu sehen. Rummer empfängt ihn mit dem aufrichtigen Interesse, dass sie gemeinsam den Frieden in der Stadt sichern, die Übergabe an die Amerikaner vorbereiten und Verzweiflungsaktionen in letzter Minute entgegentreten.
Marie geht ins Rathaus, um ihren Vater zu suchen. Sie wird nicht aufgehalten; im Gegenteil, es scheinen sich alle über das absehbare Ende des Krieges zu freuen. Marie platzt in die Runde um Rummer hinein, die das Weitere berät, und bittet ihren Vater, der Mutter im Geschäft zu helfen. Rummer entlässt Sebastian Reithofer mit den Worten, das Entscheidende sei geregelt und die Wehrmacht selbst wolle keine weiteren Konflikte. Der Erzähler kommentiert, dies sei der Grund, weshalb Reithofer überlebt habe.
Bentrotts Vorgesetzter, Oberstleutnant Ohm, tobt, nachdem ihm Bentrott die jüngsten Ereignisse mitgeteilt hat. Er verlangt, das Rathaus umstellen und alle Die Wehrmacht bleibt regimetreuverhaften zu lassen.
Im Geschäft von Maries Vater herrscht Aufregung. Die Nachricht, man habe das Rathaus umstellt, veranlasst diesen, im Rathaus anzurufen und nachzufragen. Rummer beschwichtigt Maries Vater, dies habe wohl keine weitere Bedeutung. Er müsse die Übergabedetails aushandeln.
Schorsch geht zu seinem Vater in die Wache zurück. Er befürchtet, bestraft zu werden, weil er weglief, um Marie zu treffen. Doch der Vater ist nervös und fühlt sich bei seiner Arbeit mit den Akten gestört. Schorsch verlässt ihn und wird auf dem Weg durch die Stadt auf die Aufruf BentrottsDurchsage aus dem Rathausfenster aufmerksam, der Platz sei binnen zehn Minuten zu räumen, sonst werde geschossen. Erschrocken sieht er einen Offizier, der eilig das Rathaus betritt und überlegt sich, dass die Dinge sich gerade schlecht entwickeln.
Bentrott hat dem Befehl seines Vorgesetzten Folge geleistet und Rummer mit seinen Gefolgsleuten im Sitzungssaal festsetzen lassen. Die Fragen, was das zu bedeuten habe, wiegelt er höflich, aber bestimmt ab. Er geht an ein Fenster und fordert die Menschen vor dem Rathaus auf, den Platz zu verlassen, sonst werde er in zehn Minuten das Feuer eröffnen lassen.
Marie und ihr Vater sprechen aufgeregt über die Lage, die mittlerweile keinen Zweifel mehr daran lässt, dass sich Sebastian Reithofer in Lebensgefahr befindet. Beide haben Bentrotts Aufforderung, den Platz [21]