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Sie sind über 50 oder gehen darauf zu? Sie sind dabei, sich freiwillig oder gezwungen beruflich zu verändern? Fakt ist: Sie haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Fakt ist aber auch: Vielen fällt es schwer, sich neu zu positionieren. Warum? Ganz klar: Wenn Sie heute über 50 sind, haben Sie Ihre berufliche Karriere zu einer Zeit begonnen, in der die Arbeitswelt noch völlig anders tickte. Der Karriereexperte Hans-Georg Willmann coacht in seiner Praxis viele Menschen in der zweiten Lebenshälfte und kennt deren Bedenken sowie die besonderen Herausforderungen. Er zeigt praxisnah und Schritt für Schritt, wie auch in dieser Lebensphase der Neustart in der Arbeitswelt 4.0 gelingt.
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Seitenzahl: 253
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Hans-Georg Willmann
DURCHSTARTENMIT 50 PLUS
Wie Sie Ihre Chancen auf demArbeitsmarkt nutzen
Campus Verlag
Frankfurt/New York
Über das Buch
Sie sind über 50 oder gehen darauf zu? Sie sind dabei, sich freiwillig oder gezwungen beruflich zu verändern? Fakt ist: Sie haben gute Chancen auf dem Arbeitsmarkt. Fakt ist aber auch: Vielen fällt es schwer, sich neu zu positionieren. Warum? Ganz klar: Wenn Sie heute über 50 sind, haben Sie Ihre berufliche Karriere zu einer Zeit begonnen, in der die Arbeitswelt noch völlig anders tickte.
Der Karriereexperte Hans-Georg Willmann coacht in seiner Praxis viele Menschen in der zweiten Lebenshälfte und kennt deren Bedenken sowie die besonderen Herausforderungen. Er zeigt praxisnah und Schritt für Schritt, wie auch in dieser Lebensphase der Neustart in der Arbeitswelt 4.0 gelingt.
Vita
Hans-Georg Willmann berät seit 20 Jahren erfolgreich Menschen über 50, die sich beruflich neu orientieren wollen oder müssen. Der Diplom- Psychologe gründete 2003 sein Büro für Personalberatung & Coaching in Freiburg. Er ist Autor zahlreicher Karriereratgeber.
EINE GESCHICHTE ZU BEGINN
Teil I STARTKLAR MACHEN FÜR IHRE ZUKUNFT
1 DIE ZUKUNFT
KURSKORREKTUR
Neustart beim alten Arbeitgeber?
Die eigene Haltung und das Verhalten reflektieren
Die Arbeitsbedingungen verändern
Ein neuer Job muss her
Aufbruch in ein neues Leben
ARBEITSWELT 4.0
Demografie und Digitalisierung
Willkommen in der VUCA-Welt
Chancen erkennen
IHR JOBZIEL
Die sechs Jobfaktoren
1. Branchenwechsel
2. Positionswechsel
3. Aufgabenwechsel
4. Arbeitszeitveränderung
5. Arbeitsortveränderung
6. Gehaltsveränderung
Definieren Sie Ihr Ziel
IHR JOBPOTENZIAL
Übertragbare Fähigkeiten
Auf der Suche nach den übertragbaren Fähigkeiten
Persönliche Eigenschaften
2. DIE GEGENWART
WAS IST PASSIERT UND WARUM?
Die Wechselstory
Trennungsgründe benennen
WIE GEHT ES IHNEN?
Die Achterbahnfahrt der Gefühle
Mit Gefühlen konstruktiv umgehen
3. ERSTE-HILFE-KIT
WECHSELSTORY
SELBST KÜNDIGEN
Kennen Sie Ihre Kündigungsfrist?
Wissen Sie, wie Sie früher aus Ihrem Arbeitsvertrag kommen?
Wissen Sie, wann Sie sich arbeitslos melden müssen?
Kennen Sie die Sperrzeitenregelung beim Arbeitslosengeld?
Wie regeln Sie das mit der Sozialversicherungspflicht?
Wie lange reicht Ihr Geld?
Haben Sie bereits eine neue Erwerbsidee, ein konkretes Jobziel?
Wissen Sie, wie Sie sich in der Arbeitswelt 4.0 positionieren?
AUFHEBUNGSVERTRAG
Die Form des Aufhebungsvertrags
Der Abwicklungsvertrag
ARBEITSLOSEN- UND SOZIALVERSICHERUNG
ARBEITSZEUGNIS
Inhaltliche Ansprüche an ein Arbeitszeugnis
Formale Ansprüche an ein Arbeitszeugnis
Anspruch auf Nachbesserung des Arbeitszeugnisses
FINANZPLAN
Teil II Los geht’s – entwerfen Sie Ihren Erfolgsplan
4. SECHS ERFOLGSFAKTOREN
REALITÄTSSINN
Welche Bedenken haben Arbeitgeber?
Wie viel Wahrheit steckt dahinter?
Wie können Sie mit den Bedenken umgehen?
SELBSTEINSCHÄTZUNG
Selbstzweifel – Selbstunterschätzung
Überheblichkeit – Selbstüberschätzung
Faktencheck – raus aus dem Ping-Pong
EINSTELLUNG
Weitsicht und Weltsicht
Raus aus der »Ja, aber«-Falle
Willenskraft
DENKMUSTER
Problemfokus
Lösungsfokus
OFFENHEIT
Generation Y und Diversität
Digitalisierung und neue Technik
VERSTEHEN, WIE PERSONALER TICKEN
Arbeitgeber wollen Kosten, Zeit und Arbeit sparen
Arbeitgeber wollen kein Risiko eingehen
Personalauswahl heißt: »Finde die, die du eliminieren kannst«
Personaler sprechen eine eigene Sprache
Personaler nutzen alle zugänglichen Informationen
Personaler arbeiten digital
5. DER MASTERPLAN 50 PLUS
DIE ZEIT IST IHR FREUND
Zeitplan
DIE K.S.P.S.V.-STRATEGIE
Aktionsplan
Den inneren Schweinehund überwinden
ZWEI MILLIONEN OFFENE STELLEN – ABER WO?
Wie Sie online Stellenanzeigen finden
Die drei Onlinerekrutierungswege der Arbeitgeber
Relevante Onlinejobbörsen 50 plus
Wie Sie Onlinejobbörsen effektiv nutzen
Die Qualität von Onlinejobbörsen
Wie Sie Stellenanzeigen decodieren
XING UND CO. – SICH VON ARBEITGEBERN FINDEN LASSEN
Ein Xing-Profil erstellen
Die Onlinehürde
SOZIALES KAPITAL NUTZEN
»Nur gut sein« reicht mit 50 plus nicht aus
INITIATIVE ERGREIFEN
Initiativbewerbung
Kongresse, Personalmessen und andere Personalevents
DIE KUNST DES PITCHENS
»Ich bin, ich kann, ich will«
Anrufen, anrufen, anrufen!
Kommunikationskette Teil 1
Kommunikationskette Teil 2
DIE BEWERBUNGSUNTERLAGEN – OHNE GEHT ES (NOCH) NICHT
Der Lebenslauf – weniger ist mehr!
Das Anschreiben – keine Prosa bitte!
Zeugnisse und Co. – alles oder nichts?
Der digitale Bewerbungsweg
Das digitale Bewerbungs-Kit
Online – also schnell und einfach?
Die Bewerbung ist raus – und jetzt?
ALLES ONLINE – ODER WAS?
Wie Sie digital eine weiße Weste behalten
Wie Sie sich auf Onlinetests vorbereiten
DAS VORSTELLUNGSGESPRÄCH – DIE KUNST DER SELBSTPRÄSENTATION
Was im Jobinterview für 50-Jährige wirklich zählt
Fünf Fallen 50 plus
Fünf Chancen 50 plus
Die Gehaltsfrage
Telefon-, Skype- oder Facetime-Interview
Mit Absagen umgehen
DER ARBEITSVERTRAG – DANACH IST ES NICHT VORBEI
Ankommen im neuen Job
Auf dem Spielfeld geirrt?
PLAN B
Wenn nicht jetzt, wann dann?
Die Portfoliokarriere
EIN GEDANKE ZUM SCHLUSS
ANHANG
CHECKLISTEN
1. STÄRKEN 50 PLUS, DIE AUF DEM ARBEITSMARKT GESUCHT WERDEN
2. BEDENKEN SEITENS DER ARBEITGEBER GEGENÜBER BEWERBERN 50 PLUS
3. VUCA-WELT UND AGILITÄT
4. ÜBERTRAGBARE FÄHIGKEITEN FÜR DIE ARBEITSWELT 4.0
5. DIE SECHS JOBFAKTOREN
6. PASSUNG ZWISCHEN IHREM PROFIL UND EINEM ARBEITGEBERBEDARF
7. DAS JOBINTERVIEW: FÜNF FALLEN 50 PLUS
8. DAS JOBINTERVIEW: FÜNF CHANCEN 50 PLUS
9. DIE 12 WICHTIGSTEN TIPPS FÜR BEWERBER 50 PLUS
10. MIT DER ZIELSETZUNGSKARTE ZUM ERFOLG
DIE WICHTIGSTEN LINKS
LITERATUR
REGISTER
AUTOR
Mein Name ist Hans-Georg Willmann. Ich werde dieses Jahr selbst 50. Und wie viele heute 50-Jährige habe ich meine Berufstätigkeit zu einer Zeit und in einer Welt begonnen, die ziemlich anders war, als sie heute ist. Der rasante digitale Fortschritt der vergangenen 30 Jahre hat die Arbeitswelt durcheinandergewirbelt. Aber von vorn ...
Beispiel
1985. Ich war 16 und gerade in der Ausbildung zum Industriekaufmann bei einem Global Player (heute Pfizer). Viele größere Unternehmen stellten in dieser Zeit ihre Administration von der elektrischen Schreibmaschine zur computerisierten Textverarbeitung um. Zwei Jahre zuvor hatte Apple den ersten Büro-Computer mit Maus auf den Markt gebracht. Die New York Times schrieb damals:
»Statt Befehle einzutippen, zeigt man Bilder auf dem Bildschirm, indem man ein von Hand geführtes Gerät, genannt Maus, auf der Oberfläche des Schreibtischs nah beim Computer herumschiebt. Während die Maus sich bewegt, bewegt sich der Cursor – das ist der Pfeil, der auf bestimmte Stellen am Bildschirm zeigt – entsprechend.«
(The New York Times: Andrew Pollack: Apple’s Lisa Makes a Debut. 19.01.1983. Anm. d. Autors: Übersetzt aus dem Englischen.)
Heute erscheinen uns diese Zeilen fast skurril: »(…) ein von Hand geführtes Gerät, genannt Maus (…)«. Doch damals war die neue Technologie eine Herausforderung, ja eine Revolution. Die Leute in meinem Ausbildungsbetrieb sind ganz unterschiedlich damit umgegangen. Viele, besonders die über 50-Jährigen, erzählten mir, sie bräuchten sich nicht mehr umzustellen. Es sei viel zu kompliziert, auf einem Computer zu schreiben. Außerdem müsse man mit Ausgabegeräten, den Druckern, das Getippte auf Papier bringen und das würde nicht richtig funktionieren. Da sei ihnen ihre alte IBM-Kugelkopfschreibmaschine lieber. Die funktioniere bislang und werde es auch weiterhin tun. Nur ein Abteilungsleiter, Michael, 52 Jahre alt, dem ich zu der Zeit zugeordnet war, reagierte anders. Und das hat mich so sehr beeindruckt, dass ich mich noch heute, 33 Jahre später, daran erinnere. Michael rief mich eines Tages in sein Büro: »Hans-Georg, du hast sicher einen Computer zu Hause, erkläre mir den Computer.« Ich schaute wohl so verdutzt, dass Michael einfach weiterredete. »Weißt du, Veränderungen sind nicht aufzuhalten. Die einen lehnen sie ab, aus Bequemlichkeit oder Angst. Die anderen sehen darin eine Chance. Du kannst dich jeden Tag neu entscheiden, zu welcher Gruppe du gehören willst. Ich will den Computer lernen.« Ich wusste damals nicht, wie sehr Michael meine Einstellung zu Veränderungen prägen würde.
In den 1980er Jahren revolutionierte der PC die Datenverarbeitung und damit das Leben vieler Menschen – entgegen den Rufen vieler Skeptiker, die darin nur ein Spielzeug sahen. In den 1990er Jahren veränderte das World Wide Web unsere Kommunikation radikal. In den 2000er Jahren kamen das Smartphone und damit verbunden die Apps, die wiederum von vielen als Spielerei abgetan wurden. Mittlerweile gibt es für fast alles eine App oder eine Software, die uns unser Leben sehr angenehm und viele klassische Jobs überflüssig macht. Zahlreiche Berufsbilder verändern sich dramatisch – oder sie verschwinden ganz. In zehn Jahren wird es viele der heute noch existierenden Bürojobs nicht mehr geben. Schalterangestellte in der Bank oder Versicherungsmakler auf Hausbesuch werden wohl aussterben – und auch die Stromzählerableser. Jeder von uns wird diese Arbeiten mehr und mehr selbst übernehmen – mit Hilfe einer App. Schnell, unkompliziert und nahezu kostenfrei. Die digitale Revolution ist nicht aufzuhalten. (Oxford-Studie, 2013)
Die Digitalisierung macht auch vor den Werkstoren deutscher Unternehmen nicht halt. Das Internet der Dinge (Internet of Things, kurz IoT) – ein Netzwerk von Geräten, in dem Elektronik, Software und Sensoren den Austausch und die Analyse von Daten ermöglicht – schafft die Industrie 4.0. Aber es geht weiter. MIT-Forscher sprechen aktuell von einem dritten großen digitalen Umbruch. In Zukunft werde die Produktion umgekrempelt. Die Industrie 4.0 sei nur ein Zwischenschritt. Der Herstellungsprozess von Produkten lasse sich – ähnlich wie Filme, Musik oder Software – als digitaler Strang von Nullen und Einsen darstellen. Wenn die Fabrikation aller Dinge auf diese Weise digitalisiert sei, dann werde sich die Möglichkeit auftun, dass sich jedermann alles selbst machen kann. In einer offenen Werkstatt um die Ecke. Der Replikator aus Star Trek wäre damit Wirklichkeit. (Quelle: Spiegel Online 16.02.2018)
Seit Ausbildungsbeginn 1985 hat sich in meiner Lebens- und Arbeitswelt ziemlich viel ziemlich radikal verändert. Immer wieder gibt es neue Technologien, neue Chancen und neue Anforderungen. Ich komme immer wieder an den Punkt, an dem ich mich über technische Neuerungen ärgere. Weil ich mich neu einarbeiten muss und weil ich häufig nicht sofort verstehe, wie alles funktioniert. Weil ich merke, dass die Jüngeren schneller sind. Weil ich mich manchmal nach dem Sinn frage und danach, ob ich das denn überhaupt (noch) brauche. Immer, wenn es so weit ist, denke ich an Michael und daran, was er 1985 im Alter von 52 Jahren zu mir gesagt hat. Und mein Widerstand schwindet.
Wenn Sie zu diesem Buch gegriffen haben, bedeutet das vermutlich, dass Sie vor einer beruflichen Veränderung stehen. Vor einer Neuorientierung. Jetzt. Mit Anfang, Mitte 50. In einem Alter, in dem das Leben eigentlich in geregelten Bahnen verläuft. Sie sich etabliert und in stabilen Verhältnissen eingerichtet haben. Eigentlich hatten Sie nicht vor, noch einmal die Stelle zu wechseln. Doch Sie merken, dass es im Job nicht mehr stimmt. Dass der Spaß an der Arbeit und die Identifikation mit der Firma schleichend verloren gegangen sind. Dass noch mehr in Ihnen steckt und dass Sie aufbrechen wollen – um etwas anderes zu machen. Oder aber Sie verlieren ungewollt und überraschend Ihren Job. Weil die Firma zum Beispiel ins Schlingern geraten ist.
Unabhängig davon, ob die anstehende Veränderung freiwillig oder erzwungen ist: Sie brauchen wahrscheinlich eine neue Erwerbsidee – einen neuen Job.
Die gute Nachricht ist: Noch nie war die Zeit für einen Aufbruch 50 plus besser als heute. Vergessen Sie die Schlagzeilen, dass Sie in Ihrem Alter keine Chance mehr haben. Fakt ist: Sie haben Chancen, sich mit über 50 in der Arbeitswelt neu zu positionieren. Aufgrund der demografischen Entwicklung fehlen gut ausgebildete Arbeitskräfte. Aktuell sind über eine Million offene Stellen gemeldet. Noch einmal so viele Stellen werden ohne öffentliche Ausschreibung besetzt – das ist der verdeckte Arbeitsmarkt. (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, 2018) Dazu kommen eine Million Möglichkeiten in der digitalen Arbeitswelt. Heute kann sich fast jeder neu erfinden, neue Erwerbsideen umsetzen, den großen Aufbruch in ein neues Leben wagen, sein Potenzial entfalten und neu durchstarten.
Fakt ist aber auch: Vielen Menschen über 50 fällt es schwer, sich auf dem Arbeitsmarkt zu bewegen und sich neu zu positionieren. Viele wissen nicht genau, was sie da draußen erwartet, wo sie anfangen sollen und wie. Was Sie eigentlich genau wollen und warum. Welche Möglichkeiten sie in der Arbeitswelt 4.0 haben und wie sie ihre Chancen auf dem Arbeitsmarkt nutzen. Wenn es Ihnen auch so geht, dann wird Ihnen mein Buch weiterhelfen.
Seit 20 Jahren coache ich Menschen in der zweiten Lebenshälfte, die durch eine Krise in ihrer Karriere motiviert, oft auch gezwungen sind, sich neu zu positionieren. Eins ist mir während dieser Zeit ganz klar geworden: Um beruflich erfolgreich durchzustarten, brauchen Sie einen persönlichen Masterplan und eine aktive Haltung.
Dieses Buch zeigt Ihnen praxisnah und Schritt für Schritt alles, was Sie wissen müssen, um diese Haltung zu entwickeln und Ihren individuellen Masterplan zu entwerfen. Sieben Fragen bilden dabei den roten Faden, an dem Sie sich orientieren können:
Was wollen Sie?
Was können Sie?
Was ist passiert – und warum?
Wie geht es Ihnen?
Was müssen Sie sofort beachten?
Welche Erfolgsfaktoren bringen Sie weiter?
Wie entwerfen Sie Ihren persönlichen Masterplan?
Mit diesem Buch an Ihrer Seite starten Sie durch – mit 50, 55 oder darüber hinaus. Ich wünsche Ihnen viele kleine und große Aha-Momente und viel Erfolg beim Neustart 50 plus.
Ihr Hans-Georg Willmann
Freiburg im Frühjahr 2018
Ein Hinweis vorab: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichte ich auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen. Selbstverständlich gelten sämtliche Personenbezeichnungen gleichermaßen für Leserinnen und Leser.
Eine berufliche Neuorientierung mit 50 plus ist eine komplexe Sache. Das wird oft unterschätzt. Der Veränderungsprozess betrifft fast alle Bereiche des Lebens, in denen Sie sich bislang stabil eingerichtet hatten. Betroffen sind Ihre Finanzen und damit Ihre Existenzgrundlage, die Arbeitskollegen, Freunde und Familie, und damit Ihr soziales Umfeld, manchmal auch Ihre Gesundheit und oft die großen Fragen nach dem Sinn und den eigenen Werten. Gleichgültig, ob Sie sich freiwillig oder gezwungen neu orientieren – Sie stehen vor einem Abenteuer. Sie verlassen Ihr gewohntes Umfeld und starten ins Unbekannte – mit ungewissem Ausgang.
Im ersten Teil des Buches machen Sie sich startklar für dieses Abenteuer. Ihre Antworten auf fünf entscheidende Fragen werden Sie auf einen Erfolgskurs bringen:
Was wollen Sie?
Was können Sie?
Was ist passiert und warum?
Wie geht es Ihnen?
Was müssen Sie sofort beachten?
Fast jeder zweite Deutsche ist unzufrieden mit seinem Job und wünscht sich eine Veränderung. Aber was für eine? Wer mit 50 plus den großen Aufbruch plant, muss sich grundlegende Fragen stellen. Doch nicht jeder will sich gleich komplett neu erfinden. Manche wollen einfach den gleichen Job bei einem anderen Arbeitgeber weiterführen. Und manchmal ist sogar ein Neustart beim alten Arbeitgeber möglich.
Wie ist das bei Ihnen? Wie groß soll Ihre Veränderung werden? Kennen Sie Ihre Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt? Welche Fähigkeiten bringen Sie für die Arbeitswelt 4.0 mit? Und welche Erwerbsideen verfolgen Sie eigentlich?
Ein »Weiter so« gibt es nicht – so viel steht für Sie fest. Aber was soll sich bei Ihnen ändern? Was wollen Sie?
Abbildung 1: Die drei Hauptveränderungswege
Bleiben oder gehen? Träumen Sie von einer neuen Stelle? Nicht immer ist ein Wechsel ratsam. Manchmal liegen die Gründe für die Unzufriedenheit ganz woanders. Ein Neustart beim jetzigen Arbeitgeber kann sinnvoll sein – und ist häufiger möglich, als man denkt. Während der Arbeit mit meinen Klienten stellt sich immer wieder heraus, dass die Leute eigentlich ihren Job mögen und auch das Umfeld mit den netten Kollegen schätzen. Der Grund für die große Unzufriedenheit und der Wille zu wechseln liegen häufig im Umgang mit den Widrigkeiten des Arbeitsalltags.
Manche leisten seit Jahren Überstunden, überlasten sich und fantasieren sich vor lauter Frust in einen Traumjob hinein – anstatt Nein sagen zu lernen. Andere finden keinen angemessenen Umgang mit ihrem cholerischen Chef oder den dominanten Kollegen, ziehen sich innerlich zurück und träumen von einem anderen Beruf – anstatt Strategien zu entwickeln, um sich besser abgrenzen zu können. Manche wollen auch vor allem deshalb wechseln, weil sie das Gefühl nicht loswerden, den eigenen Job sattzuhaben. Im falschen Job sind die meisten Leute aber nicht. Ein Jobwechsel würde wenig ändern. Denn es gibt überall Routineaufgaben, dominante Kollegen, cholerische Chefs und viel zu viel Arbeit. Die Lösung liegt hier vielmehr in der Veränderung der eigenen Sichtweise, der Haltung und des Verhaltens – auch oder gerade mit 50 plus.
Wenn das eigentliche Problem nicht die Arbeitstätigkeit an sich ist und auch nicht darin liegt, dass Sie noch keine Strategien entwickelt haben, um mit verschiedenen Situationen im Job besser klarzukommen, dann sind es häufig die Arbeitsbedingungen, die als unzumutbar empfunden werden. Das Großraumbüro oder die Arbeitszeiten, die Arbeitsabläufe oder die ständige Bildschirmarbeit, die jetzt mit über 50 nicht mehr zu Ihren Vorstellungen und Bedürfnissen passen. Hier können Sie mit einem Arbeitgeberwechsel zwar etwas ändern, aber warum gleich kündigen und die Anstrengung der Jobsuche mit 50 plus auf sich nehmen? Vielleicht sind Veränderungen auch beim jetzigen Arbeitgeber und im alten Job möglich? Haben Sie das schon einmal mit Ihrem Vorgesetzten besprochen? Suchen Sie das Gespräch mit Ihrem Chef und klären Sie offen und konkret ab, ob und, wenn ja, wie sich Ihre Arbeitsbedingungen verbessern lassen. In vielen Fällen ist mehr möglich, als man denkt.
Viele meiner Klienten sind von solchen Überlegungen und Erkenntnissen oft erst einmal enttäuscht, weil sie eigentlich nach aufregenden neuen Möglichkeiten gesucht haben. Einige Tage nach der Ernüchterung fühlen sie sich jedoch erleichtert. Vielen gelingt es, ihre Sichtweise auf ihren Arbeitgeber und auf ihren Beruf zu ändern – und viele können mit Hilfe eines Coachs Ideen für ein Gespräch mit dem Vorgesetzten entwickeln oder die Fähigkeit trainieren, sich besser abzugrenzen und Nein zu sagen, um sich von dominanten Menschen nicht zu sehr beeinflussen zu lassen. Dann kehrt die Zufriedenheit zurück. Beim aktuellen Arbeitgeber. Im alten Job.
Doch manchmal sind die Zerwürfnisse mit dem Chef oder den Kollegen nicht mehr zu kitten, die Arbeitsbedingungen aufgrund betrieblicher Notwendigkeiten nicht zu ändern, Ihre Vorstellungen und Bedürfnisse nicht mehr zurückzuschrauben oder das eigene Verhalten im jahrelang gewohnten Umfeld zu schwer zu ändern. Die Kündigung ist ausgesprochen – egal von welcher Seite. Es gibt kein Zurück. Ein neuer Job muss her. Und am besten einer, bei dem die Dinge besser werden, als sie waren.
Als Karriereberater bin ich davon überzeugt, dass in verschiedenen Lebensaltern unterschiedlich große Veränderungen möglich und ratsam sind. Kommen Klienten um die 30 zu mir und äußern den Wunsch, noch einmal komplett umzusatteln, ergibt das oft einen Sinn. Viele merken erst nach ihrem Studium und nach einigen Jahren im Beruf, dass sie die falsche Richtung eingeschlagen haben. Bei 50-Jährigen, die an einem Wendepunkt im Arbeitsleben stehen und mit Umbruchwünschen in die Karriereberatung kommen, sieht das oft anders aus. Viele kommen mit einer Sinnkrise und dem Gefühl, alles neu machen zu müssen. Doch das ist häufig gar nicht nötig und auch oft nicht sinnvoll.
In der Karriereberatung achte ich daher immer darauf, ob ein kompletter Berufswechsel unerlässlich ist oder ob eine kleinere Kurskorrektur ausreicht. Je älter die Ratsuchenden sind, umso deutlicher frage ich auch ab, ob die Klienten von dem neuen Beruf leben müssen und ob finanzielle Rücklagen vorhanden sind. Ein Berufswechsel oder die Verwirklichung im Traumberuf sind schließlich meistens mit mehreren Jahren Aufbauarbeit, mit einer Aus- oder Weiterbildung und mit oft erheblichen finanziellen Einbußen verbunden. Von den Wechselwilligen, die über 50 sind, interessiert sich deshalb auch nur ein Teil für eine große berufliche Veränderung. Die meisten wollen im alten Beruf bei einem neuen Arbeitgeber durchstarten.
Was genau wollen Sie? Wollen Sie den Beruf wechseln oder lediglich einzelne Facetten im Job ändern? Kreuzen Sie einmal an, bei welchen der folgenden sechs Jobfaktoren Sie etwas verändern wollen.
Jobfaktoren
Ein neuer Job muss her – Was will ich ändern?
1. Branche
Ich will die Branche wechseln und zwar ...
Ich will in meiner Branche bleiben
2. Position
Ich will meine Position ändern (aufsteigen, downsizen)
Ich will die gleiche Position beibehalten
3. Aufgaben
Ich will etwas anderes arbeiten und zwar ...
Ich will das Gleiche arbeiten
4. Arbeitsort
Ich will meinen Arbeitsort verändern und zwar ...
Ich will meinen Arbeitsort beibehalten
5. Arbeitszeit
Ich will anders arbeiten (flexibler, weniger, mehr)
Ich will gleich viel arbeiten
6. Gehalt
Ich will mein Gehalt verändern (mehr, weniger)
Ich will gleich viel verdienen
Um wieder erfüllter und zufriedener zu arbeiten, reicht es häufig aus, wenige Jobfaktoren zu verändern. Auf der Suche nach mehr Sinn kann es schon helfen, die Branche zu wechseln – zum Beispiel weg von der freien Wirtschaft und hin zu einer Stiftung. Wer eine gesündere Work-Life-Balance will, der kann seine Position ändern, zum Beispiel downsizen, oder die Arbeitszeit reduzieren.
Bei jeder Veränderung in unserem Leben ist eines ganz wichtig zu beachten: Die Veränderungen, die wir uns wünschen, sind oft nur die sichtbare Oberfläche unserer Bedürfnisse. Wenn Sie sich beispielsweise eine Gehaltserhöhung wünschen, kann dahinter ein Bedürfnis nach mehr Sicherheit oder nach mehr Anerkennung oder Gerechtigkeit stehen. Wünschen Sie sich einen kürzeren Arbeitsweg und kürzere Arbeitszeiten, steht dahinter vielleicht das Bedürfnis nach weniger Stress. Wünschen Sie sich einen anderen Chef, andere Kollegen oder Aufgaben, hängt das häufig mit einem Bedürfnis nach mehr Wertschätzung, Anerkennung und Selbstbestimmung zusammen. Und der Wunsch nach einem neuen Beruf oder einer ganz neuen Erwerbsmöglichkeit signalisiert oft ein Bedürfnis nach mehr Sinnerfüllung im Leben.
Tipp
Welche Jobfaktoren wollen Sie ändern – und welche Bedürfnisse stecken dahinter? Nehmen Sie sich ein wenig Zeit, um darüber nachzudenken. Es lohnt sich – denn einzelne Jobfaktoren können Sie beeinflussen, Ihre Bedürfnisse aber können Sie nicht so leicht ändern.
Ob 50, 55 oder darüber hinaus – wenn Sie trotz allem spüren, dass Sie die Sehnsucht nach einer großen Veränderung nicht loslässt, dann wird es Zeit aufzubrechen. Wer nie etwas Neues in seinem Leben versucht, bereut es oft später – und wenn nicht mit 50 plus, wann dann?
Haben Sie einen Traumjob im Kopf oder eine verrückte Erwerbsidee, mit der Sie sich selbstständig machen wollen? Viele schrecken davor zurück, groß zu denken. Dabei ist auch ein großer Schritt im Grunde nichts weiter als die Aneinanderreihung von kleinen Schritten. Zunächst ist es wichtig, dass Sie Ihr Ziel formulieren. Lassen Sie sich dabei von den folgenden fünf Fragen inspirieren.
Tipp
Nehmen Sie sich ein wenig Zeit für Ihre Gedanken und notieren Sie Ihre Antworten dazu.
Was ist mir wichtig?
Wie will ich leben?
Was gibt mir Kraft?
Wofür brenne ich?
Warum will ich arbeiten?
Besonders die fünfte Frage kommt Ihnen vielleicht komisch vor, aber Ihre Antwort darauf wird Sie in die Richtung lenken, in der Sie die passende Arbeit(-sstelle) oder Erwerbsidee für Ihre Lebenssituation finden. Wenn Sie in der Arbeitswelt 4.0 beispielsweise mit Leuten der Generation Y (das umfasst die Generation, die im Zeitraum zwischen etwa 1980 und 2000 geboren wurde) um einen finanziell und inhaltlich interessanten Vollzeitjob konkurrieren, müssen Ihre Fähigkeiten in Ihrem Arbeitsbereich auf dem neuesten Stand sein. Suchen Sie hingegen hauptsächlich eine Teilzeitarbeit, die Spaß macht, und einen netten Kollegenkreis, ist es gut möglich, Ihre Fähigkeiten auch in einen anderen Arbeitsbereich zu übertragen.
Ein Beispiel: Ein Controller arbeitet in einem mittelständischen, inhabergeführten Unternehmen. Der Mittelständler wurde vor einem Jahr von einem US-Konzern übernommen. Seither findet eine Fusion beider Unternehmen statt. Wie bei solchen Mergers and Acquisitions üblich kommt es zur Anpassung der Firmenwerte und der Firmenkultur, dem Austausch der Führungsebene und der Einführung neuer Prozesse und Anforderungen.
Im Bereich Controlling werden neue Rechnungslegungsgrundsätze nach US GAAP sowie neue Reportstandards nach IFRS eingeführt. Der Controller ist 59 Jahre alt und spürt, dass er sich mit der neuen Firmenphilosophie und den neuen fachlichen Anforderungen nicht arrangieren will oder kann. Ein Aufhebungsvertragsangebot kommt ihm da gerade recht. Ein bisschen gekränkt ist er zwar schon, dass nach 23 Jahren im Betrieb plötzlich alles vorbei sein soll, aber sieben Monate Freistellung bei vollem Gehalt und ein ganzes Jahresgehalt Abfindung – das will er nicht ausschlagen.
Seit vier Monaten ist er jetzt schon in der Freistellung und mittlerweile 60 Jahre alt geworden. Seine Jobsuche ist bislang erfolglos verlaufen. Am Anfang dachte er, ein Mann mit seiner Erfahrung findet schnell wieder eine vergleichbare Anstellung. Doch das hat sich nicht bestätigt. Bislang erhielt er nur Absagen. Er konkurriert mit sehr viel jüngeren Bewerbern um die attraktiven Jobs in den größeren Unternehmen. Alle haben einen Bachelor- oder Masterabschluss in Wirtschaft. Er hat keine Chance.
»Warum wollen Sie arbeiten?« – frage ich in der Karriereberatung. »Finanziell haben Sie einigermaßen gut vorgesorgt. Nach mittlerweile fast 44 Jahren Berufsleben verfügen Sie über Rücklagen. Angefangen haben Sie mit 16 Jahren, gleich nach dem Realschulabschluss, mit einer Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. Lückenlos haben Sie danach gearbeitet. Jetzt fehlen Ihnen noch knapp zwölf Beitragsmonate zur abschlagsfreien Altersrente nach 45 Beitragsjahren. Drei Monate davon sind Sie noch in Freistellung. Dann endet Ihr Arbeitsverhältnis offiziell. Danach steht es Ihnen offen, entweder bis zu 24 Monate Arbeitslosengeld I in Höhe von 60 Prozent Ihres früheren Nettoeinkommens zu beziehen und mit 62 Jahren in die abschlagsfreie Altersrente zu gehen. Oder Sie zahlen noch neun Monate freiwillige Beträge in die Rentenkasse ein, machen damit die 45 Jahre voll und gehen mit 61 Jahren in die abschlagsfreie Altersrente.«
Dem Controller wird klar, dass er durch seine Rücklagen und die abschlagsfreie Altersrente finanziell sicher dasteht. Ihm gelingt es, die eigentlichen Gründe für seine Unruhe und seinen Wunsch nach einem Job zu benennen: »Ich bin gesund und fit, ich will unter Leute, ich schätze die zeitliche Struktur einer Arbeit und ich will mich selbst fordern.« Das kann er aber auch in anderen Arbeitsbereichen mit anderen Aufgaben in anderen Branchen als bislang. Er muss nicht mit den viel jüngeren, besser qualifizierten Bewerbern um Jobs im Controlling kämpfen. Jetzt hat er die Freiheit, das, was er kann, und das, was er vielleicht schon immer einmal machen wollte, auszuprobieren.
Vielleicht kann er sein Sprachtalent in einem Teilzeitjob in der Touristeninformation der Gemeinde einsetzen, in der er seit 60 Jahren lebt und die er so gut kennt wie kein Zweiter. Oder einfach halbtags die Buchhaltung für einen kleinen Handwerksbetrieb übernehmen – ohne US-GAAP und IFRS. Während des Bezugs der abschlagsfreien Altersrente darf er hinzuverdienen. Es gelten die Regelungen des Hinzuverdienstes vor Erreichen der Regelaltersgrenze. Er informiert sich bei seinem Rentenversicherer, bei der Agentur für Arbeit, bei der Krankenkasse und er fragt auch noch einmal zur Sicherheit bei einem Fachanwalt für Arbeitsrecht nach. Dann stellt er einen Finanzplan auf. Aber vor allem hat er sich die Frage beantwortet, warum er eigentlich arbeiten will.
Überlegen Sie einmal, was Sie aus diesem Beispiel für sich mitnehmen können. Wo soll Ihre Reise hingehen? Können und wollen Sie es sich leisten, Teilzeit in einem ganz anderen Aufgabenfeld zu arbeiten – so wie unser Controller? Oder müssen und wollen Sie Vollzeit arbeiten, dabei aber gern ein wenig downsizen, also weniger Verantwortung tragen? Sind Sie bereit und voller Tatendrang, etwas Neues zu lernen, um damit in einem anderen Beruf noch einmal durchzustarten? Oder wollen Sie nur die Branche wechseln, vielleicht raus aus der freien Wirtschaft und stattdessen für eine Stiftung oder für einen Verband tätig werden, mit dessen Arbeitszweck Sie sich stärker identifizieren? Vielleicht wollen Sie auch Ihre Fähigkeiten und Ihr gesammeltes Know-how zukünftig in einer Selbstständigkeit einsetzen – Ihr eigener Chef sein?
Um eine Antwort auf die Frage zu finden, was Sie eigentlich wollen, helfen manchmal auch kleine praktische Übungen. Lassen Sie sich von den folgenden drei Gedankenexperimenten anregen: Ihr 80. Geburtstag, Inspirierende Geschichten und Die Wunderfrage.
Beispiel
Mein 80. Geburtstag – So will ich gelebt haben
Machen Sie es sich bequem. Atmen Sie einige Male tief durch und schließen Sie die Augen. Begeben Sie sich auf eine Zeitreise bis zu Ihrem 80. Geburtstag. Wo findet der Geburtstag statt? Mit wem möchten Sie diesen Tag verbringen? Welche Menschen, Aufgaben, Ziele sollen in Ihrem Leben bis dahin eine wichtige Rolle gespielt haben? Einer Ihrer Gäste erhebt sich und hält eine kleine Rede. Was soll er an diesem Tag über Sie sagen? Waren Sie besonders erfolgreich, mutig, hilfsbereit, lustig oder kreativ? Nun richten Sie einige Worte an Ihre Gäste. Was war Ihnen wichtig in Ihrem Leben? Gibt es etwas, das Sie bereuen? Dinge, die Sie nicht gemacht haben, oder Ziele die Sie nicht erreicht haben? Atmen Sie noch einmal tief durch und kommen Sie dann langsam zurück ins Heute. Wie möchten Sie Ihr Leben gelebt haben, so dass Sie an Ihrem 80. Geburtstag zufrieden zurückblicken können?
Geschichten, die mich inspirieren
Erzählen Sie Ihrem Partner oder Ihrer Partnerin, einer Freundin oder einem Freund eine (oder mehrere) Geschichten von Menschen, die Sie bewundern. Denken Sie an Berichte, die Sie im Fernsehen gesehen haben, im Internet verfolgen oder in Zeitschriften oder Büchern gelesen haben. Wofür bewundern Sie die Hauptperson der Geschichte? Was macht diese Person? Wie verhält sie sich und wie beschreiben Sie die Person? Ist die Person beruflich sehr erfolgreich oder hat sie es zu etwas gebracht? Lebt sie ein glückliches Familienleben oder ein aufregendes Abenteuerleben? Wirkt die Person zufrieden in einem einfachen Leben ohne viel Luxus? Bewundern Sie die Hingabe, mit der sich die Person einer Sache widmet, zum Beispiel dem ehrenamtlichen Engagement in der Flüchtlingshilfe? Was spricht Sie an der Hauptperson Ihrer Geschichte an?
Die Wunderfrage
Stellen Sie sich vor, dass Sie, nachdem Sie diese Zeilen gelesen haben, zu Bett gehen und schlafen. Und während Sie schlafen, passiert ein Wunder. Und die Situation, die Sie dazu geführt hat, dieses Buch zu kaufen, ist plötzlich aufgelöst, einfach so. Ihr Problem ist weg. All das passiert, während Sie schlafen, Sie erleben dieses Wunder nicht bewusst. Wenn Sie in der Früh aufwachen, woran würden Sie bemerken, dass dieses Wunder tatsächlich geschehen ist? Was wäre anders?
Tipp
Wie konkret können Sie Ihre Vorstellungen von Ihrer beruflichen Zukunft jetzt schon fassen? Welche Bedürfnisse wollen Sie mit Ihrem nächsten beruflichen Schritt befriedigen? Welche Notwendigkeiten müssen Sie dabei berücksichtigen? Brauchen Sie einen neuen Vollzeitjob, weil Ihnen das Gehalt wichtig und der Status angenehm sind? Kommt für Sie ein alternatives Lebens- und Einkommensmodell in Frage, weg von einem Normalarbeitsverhältnis, so wie bei unserem Controller? Wollen Sie noch einmal aufbrechen, neu starten und vielleicht einen anderen Beruf erlernen oder etwas auf die Füße stellen und in die Selbstständigkeit gehen? Notieren Sie einmal, welche Ideen für Sie wertvoll sind.
Eine Selbstständigkeit aufzubauen oder noch einmal einen neuen Beruf zu erlernen ist auch mit 50 plus möglich. Es gibt zahlreiche Beispiele von Menschen, die diesen Weg erfolgreich gegangen sind: beispielsweise der Verwaltungsangestellte, der nebenberuflich BWL studiert hat und mit 51 Jahren – die Kinder sind mittlerweile aus dem Haus – im Wunschberuf des Personalreferenten durchstartet und sich etabliert. Oder die Sachbearbeiterin aus dem Kundenservice, die mit 54 Jahren ihr Hobby zum Beruf macht, Schmuckstücke aus Edelmetallen und Halbedelsteinen herstellt und auf Kunstmärkten verkauft.
Für eine Kurskorrektur von diesem Ausmaß brauchen Sie zwei Dinge: erstens einen guten Finanzplan und zweitens einen guten Umsetzungsplan. Eine größere Kurskorrektur verlangt mehr Einsatz und mehr Energie als eine kleinere. Holen Sie sich dafür genug Know-how und Unterstützung aus der Literatur (vgl. Literatur). Recherchieren Sie nach geeigneten Beratern, die sich darauf spezialisiert haben, Existenzgründer oder generell Karrieregestalter 50 plus erfolgreich zu machen (vgl. Kapitel Plan B). Beflügeln Sie sich selbst, indem Sie Erfolgsgeschichten von Menschen über 50 lesen, die Ihren Traum verwirklicht haben. Wägen Sie Chancen und Risiken ab und dann starten Sie durch – in Ihr neues Leben.
Um Ihre Vorstellungen davon zu konkretisieren, wie es in der Arbeitswelt 4.0 aktuell aussieht und welche Möglichkeiten und Chancen Sie darin überhaupt haben, finden Sie im nächsten Abschnitt weitere nützliche Informationen.