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Klimawandel, Trockenheit und Hitze machen unseren Gärten zu schaffen. Aber was tun, wenn der Regen immer öfter ausbleibt? Eine vorausschauende Gestaltung mit robusten, wärmeliebenden Stauden sorgt für Entspannung – ganz ohne ständiges Gießen. In diesem Buch finden Sie alle Grundlagen, um trockene Standorte im Garten ökologisch sinnvoll und nachhaltig zu gestalten. Dabei hilft ein Blick an den Naturstandort der Pflanzen, denn es gibt zahlreiche Hitzeprofis, die der nächsten Dürreperiode mühelos standhalten. Katrin Lugerbauer stellt 15 erprobte Pflanzenkombinationen inkl. Alternativen und jahreszeitlichen Ergänzungen vor und steckt den Leser mit ihrer Begeisterung und Experimentierfreude förmlich an. Planung, Pflanzung, Pflege werden so zum Kinderspiel.
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Seitenzahl: 185
Katrin Lugerbauer
ECHTE HITZEPROFIS
Nachhaltige Gartengestaltung mit trockenheitsliebenden Stauden
Trockenheit bedeutet für spezialisierte Pflanzen vor allem einen Konkurrenzvorteil, den sie zu nützen gelernt haben – dann gibt es auch hier eine Blütenfülle, entlang einer Einfahrt mit verdichtetem Schotter.
Mit gelungenen Staudenbeeten assoziieren die allermeisten Gartenbesitzer üppig blühende Prachtstauden in bester Erde, die sich dem Betrachter das ganze Jahr über in Szene setzen. Für deren dauerhaftes Gelingen sind in länger anhaltenden Trockenzeiten verstärkte Wassergaben notwendig. Trockenes Gärtnern weckt bei den meisten Gartenbesitzern Vorstellungen an trostlose, steinige Steppen. Dass aber trockene Freiflächen und Gehölzränder sowie trockener Schatten und absonnige Stellen sich im Garten durchaus über die Jahre attraktiv und dabei ökologisch sinnvoll präsentieren können, zeigt die Autorin anhand mehrerer, aufschlussreicher Beispiele – auch ohne regelmäßiges Gießen.
Trockenes Gärtnern erfordert vor allem Basiswissen über die Ansprüche der jeweiligen Stauden. Mutter Natur ist wie so oft ein gutes Vorbild, denn Rückschlüsse vom Naturstandort helfen uns im Garten bei der Suche des richtigen Pflanzplatzes! Die Gratwanderung zwischen ästhetischer Gartengestaltung und der artenreichen Auswahl passender Pflanzen gelingt nur, wenn man sich mit dem Medium Pflanze, ihrer Herkunft und ihren Ansprüchen intensiver beschäftigt und dabei auch ein Stück weit Mut und Experimentierfreude mitbringt. An mangelnden Sortimenten kann es nicht liegen, wobei auch unbekannte Annuelle und Bienne für die notwendige Dynamik in trockenen Bereichen sorgen.
Inzwischen hat sich in den Staudensortimenten eine enorme Vielfalt an Stauden für den trockenen Bereich etabliert, wir können quasi aus dem Vollen schöpfen. Nicht nur farblich, sondern uns stehen auch vom Blühzeitpunkt die unterschiedlichsten Stauden aus aller Welt zur Verfügung, ganz abgesehen von ihrem Winterkleid. Nahezu alles ist vorhanden, einem gärtnerisch ausgewogenen, auch für die Tierwelt wertvollen, trockenen Gartenteil ist somit Tür und Tor geöffnet – je vielfältiger, desto nachhaltiger! Wer dann von den Pflanzen schlussendlich den Ton angibt, wer die Oberhand gewinnt, bleibt spannend und hängt entscheidend vom Wohlwollen und der Toleranz seines jeweiligen Erschaffers und Gartenbesitzers ab. Fest steht, dass teure Bewässerungssysteme überflüssig sind, aber auch Gartenschlauch und Gießkanne zumindest in diesem Bereich des Gartens ausgedient haben.
Katrin Lugerbauer versteht es meisterhaft, durch Wort und Bild sich diesen hochgesteckten Zielen zu nähern und dabei den Leser zu überzeugen und abzuholen, nach dem Motto „So schwer ist dies alles gar nicht!“. Ich würde mir jedenfalls sehr wünschen, dass unter den Vorzeichen des bereits angekommenen, drohenden Klimawandels auch in unseren Gärten ein Umdenken stattfindet und dieses Buch dazu beiträgt, sich mit diesen Trockenheitskünstlern verstärkt auseinanderzusetzen.
Christian H. Kreß
Staudengärtner durch und durch
Trocken gärtnern, geht das überhaupt?
WARUM UNS TROCKENHEIT IM GARTEN BESCHÄFTIGT
Gießen muss sein, oder?
Regen und Temperaturen
Extremwetterlagen
Standortgerechte Pflanzen
Wenn gießen, dann richtig!
Trockenstress im Frühjahr
Wasser effektiv nutzen
Gärtnern mit der Natur
INSPIRATION AUS DER NATUR
Welche Pflanzen sind geeignet?
Tricks bei Trockenheit
Herkunft Europa
Mittelmeerraum
Die Prärien Nordamerikas
Und Afrika?
Vom Naturstandort lernen
Die Gräser
Trockenbeete in den Gärten
ÖKOLOGISCHE UND NACHHALTIGE GESTALTUNG DES GARTENS
Gut geplant und trotzdem anders?
Vielfalt zulassen
Die Sache mit dem Begriff „Kiesgarten“
Die Sache mit den Bienen
Dynamik akzeptieren
Unser Ziel: Nachhaltige Pflanzengesellschaften
IN DER PRAXIS – ENTSCHEIDEN, PLANEN, ANLEGEN, PFLEGEN, ERHALTEN
Damit es loswachsen kann
Den Boden einschätzen
Den Boden verändern?
Abmagern
Vorbereitung aufs Pflanzen
Mit Sand zum Beet
Planen und anlegen
Wer passt zusammen?
Natürlich verteilt
Wie viele Pflanzen?
Einkauf
Überlegungen zur Pflanzzeit
Ab in die Erde
Die erste Zeit mit dem neuen Beet
Mulchen – eine sinnvolle Unterstützung
Kiesmulch für Trockenbeete
Komplett ohne Mulch – ökologisch wertvoll
Längerfristige Pflege
Veränderungen akzeptieren
Notwendiger Schnitt
Wann greift man ein, wann lässt man wachsen?
Und das Jäten?
PFLANZIDEEN FÜR TROCKENE STANDORTE
Gelb und Rosa – warm und farbenfroh
Indigolupine mit Begleitern
Leuchtend durch den Sommer
Blüten im Spätsommer
Üppige Staudenfläche auf dem Dach
Drei Mini-Kombinationen mit robusten, raschwüchsigen Pflanzen
Mit Tulpen durch den Frühling
Exotische Kontraste
Natur pur mit heimischen Wildpflanzen
Silberlaub und Gegenlicht
Bunte Kiesbeetwiese
Mauerkronen, Pflanzgefäße, heiße Minibeete
Weitere besondere Pflanzen, die bei Trockenheit gut wachsen
Trockener Schatten
Einjährige und Zweijährige für trockene und sonnige Standorte
SERVICE
Zum Weiterlesen
Zum Einkaufen
Ausflugsziele
Trockenheit wird in vielen Gärten als Belastung empfunden: Bekannte Stauden gedeihen nur zögerlich oder gehen ganz ein, ohne Gießen wächst gleich gar nichts – so etwas verdrießt. Dabei ist die Auswahl an trockenheitstoleranten Stauden enorm, man muss nur wissen, wonach man Ausschau halten muss. Um für zukünftige Hitzeperioden gewappnet zu sein, empfiehlt sich eine vorausschauende Planung mit robusten, wärmeliebenden Stauden – damit wir auch im Sommer unsere Gärten genießen können.
Regen ist für den Garten die schonendste Art der Bewässerung, bei deren Ausbleiben man manchmal nachhelfen muss. Ein sanfter Gewitterschauer ist bei Pflanzen und Menschen gleichermaßen willkommen.
Gärtnern trotz Trockenheit? Dieses Hobby bedeutet für viele, immer die Gießkanne im Blick zu haben – dabei ist das gar nicht notwendig.
Auf Nutzgärten und die damit erzielten Erträge trifft es zu, für einen Staudengarten hingegen ist Gießen nicht unbedingt ein Muss. Natürlich gibt es Pflanzen, die einen hohen Wasserbedarf haben. Ein erfreulich vielfältiger Anteil der Pflanzenwelt gedeiht jedoch an heißen, sonnigen Standorten und wächst im Garten erst dann zu üppiger Pracht heran, wenn diese Bedingungen auch wirklich geboten werden. Abgelegene Gartenecken, Grundstücke ohne Wasseranschluss oder hitzeflirrende Vorgärten sind daher kein Grund, auf gärtnerische Gestaltung zu verzichten oder zu Lösungen zu greifen, die weder ästhetisch noch ökologisch sind.
Nicht selten geht dem Wunsch nach Pflegeleichtigkeit und geringem Zeitaufwand ein missglücktes Beetprojekt voran, eine gut gemeinte Pflanzung am falschen Standort. Wer schon einmal in Vollblüte stehende, optimal versorgte, Zeit ihres Lebens in einem wohltemperierten Gewächshaus gezogene und jeden Tag automatisch geflutete Containerpflanzen in einer heißen Sommerwoche in den Garten entlassen hat, dem wird der Gedanke vertraut vorkommen: Wenn so kräftige Pflanzen innerhalb weniger Tage einfach wegsterben, kann das nur am Standort liegen. Und so werden Flächen aufgegeben, die mit standortgerechter Pflanzenauswahl problemlos blühen würden.
Ob ein Garten überhaupt mit Trockenheit zu tun bekommt, hängt von einigen Faktoren ab. Zum einen ist es die geografische Lage, die großen Einfluss hat. Betrachtet man die durchschnittliche Niederschlagsverteilung in Mitteleuropa, so wird deutlich, dass selbst innerhalb kleiner Distanzen enorme Unterschiede bestehen. Generell gilt, dass es am wetterzugewandten Rand von Gebirgen aufgrund von Stauniederschlägen und aufgleitenden Wolken mehr regnet – auf der anderen Seite dafür weniger. In Tallagen innerhalb von Gebirgen bleibt es ebenfalls trockener, da die Niederschläge nicht immer bis dorthin gelangen; in Gipfelregionen werden dafür Niederschlagsrekorde aufgestellt. Eine weitere Auffälligkeit ist der ausgeglichene Niederschlag entlang von Küsten und davon ausgehend einige hundert Kilometer ins Landesinnere. Weiter weg vom Meer – was in Mitteleuropa Richtung Osten bedeutet, da Niederschläge stets aus Richtung Westen und Süden übers Land ziehen – wird der Regen seltener und schwächer. Oft reichen schon kleine Hügelketten aus, um die Wolken dort abregnen zu lassen; dahinter, nur wenige Kilometer entfernt, bleibt es dann trocken. Diese regionalen Unterschiede können erheblich sein und daher ist es problematisch, Mitteleuropa pauschal als niederschlagsreiches Gebiet zu bezeichnen: Trotzdem sind Gebiete mit ausgeglichenem atlantischem Klima seltener von Trockenheit betroffen als kontinental geprägte weiter im Landesinneren.
Die durchschnittliche Verteilung der Jahresniederschläge in Deutschland zeigt große regionale Unterschiede. Man kann ablesen, an wie viel Regen sich die Vegetation gewöhnt hat – und bei Dürren dann umso mehr leidet. Quelle: Deutscher Wetterdienst
Dazu kommt, dass nicht nur Regen oder sein Ausbleiben für Trockenheit verantwortlich ist, sondern vor allem die Regelmäßigkeit, in der mit Niederschlag zu rechnen ist – und damit verbunden die Temperaturen. Hohe Temperaturen verschärfen die Trockenheit, kühleres Wetter erleichtert den Pflanzen dagegen den Umgang mit regenarmen Phasen. So fallen im laut Klischee verregneten London jährlich etwa 690 l Regen pro m2. Diese verteilen sich annähernd gleichmäßig auf alle Monate, dazu kommt die nördliche Lage und damit eine flachere Sonneneinstrahlung. In Hamburg sind es knapp über 800 l, mit einem Maximum in den Sommermonaten (da dann am Meer die meiste Feuchtigkeit verdunstet). Und wie sieht es in Rom aus? In der Jahresbilanz ist es mit 878 l klarer Sieger, aber die Verteilung zeigt vom Frühling bis zum Herbst einen deutlichen Mangel an Regen und damit genau zu einem Zeitpunkt, wo es auch sehr warm wird. Daher ist die Vegetation im Mittelmeerraum im Sommer ausgedörrt – auch wenn es übers Jahr hinweg oft mehr regnet als nördlich der Alpen (Berlin 669 l, Wien 703 l).
An heißen, sonnigen Hängen gedeiht im Burgenland der Österreichische Beifuß am besten. Sein silbernes Laub macht sich in vielen Pflanzungen hervorragend, da es sich zwischen die Nachbarpflanzen webt.
In den Sommermonaten ist das Gras an trockenen Standorten häufig schon verdorrt. Genau dann blühen Gelber Lauch und Kugel-Lauch, die beide im pannonischen Raum zu finden sind.
Dazu kommt das Kleinklima – und dann haben wir noch nicht einmal über den Boden gesprochen! Ist er durchlässig, speichert er Feuchtigkeit, ist er gemulcht, heizt eine verbaute Umgebung die Luft auf oder verringern umstehende Bäume die Verdunstung? Es gibt eine Vielzahl an Faktoren, die einen Standort im Garten zum perfekten Beet oder zur trockenen Problemzone machen, einige davon liegen in unserer Hand, andere außerhalb unserer Einflussmöglichkeiten.
Und zu all diesen verwobenen, komplexen Merkmalen kommt noch die Erwärmung des Klimas dazu, die neben einer Vielzahl an Auswirkungen vor allem Extremwetterlagen fördert. Mitteleuropa, das in der Vergangenheit nicht als besonders dürregefährdet galt, hatte in den vergangenen Jahren mit außergewöhnlichen Trockenphasen zu kämpfen. Einige davon waren überregional messbar, andere betrafen nur kleinere Gebiete. Die Prognosen sehen vor allem die Gebiete im Osten, weiter weg vom Meer, in höherer Gefahr – und natürlich den Mittelmeerraum. Denn auch wenn immer wieder von mehr Niederschlägen die Rede ist, so werden diese nicht zu gleichmäßiger Bodenfeuchte führen. Vielmehr ist zu befürchten, dass sie als Extremereignisse bei Unwettern in Form von Überflutungen niedergehen. Für die Land- und Forstwirtschaft, aber natürlich auch für Gärten und Menschen, denen das Gedeihen ihrer Pflanzen am Herzen liegt, ergeben sich dadurch besondere Herausforderungen. Es sind Pflanzen gefragt, die mit Klimaextremen umgehen können und in einem kalten, verregneten Sommer genauso überleben können wie während einer Hitzeperiode – und in beiden Fällen gut aussehen sollen.
Für den eigenen Hausgarten kann es ein erster und vergleichsweise wenig aufwendiger Schritt sein, Pflanzen auszuwählen, die zumindest mit den vorherrschenden Normalbedingungen gut klarkommen. Dazu sollte man den eigenen Boden realistisch einschätzen, ohne sich von Wünschen leiten zu lassen, sondern einfach Pflanzen nehmen, die sich bisher als pflegeleicht erwiesen haben. Ausgehend von dieser Liste können nun entweder durch Recherche oder auch per Nachfragen in der Gärtnerei des Vertrauens weitere Pflanzen ergänzt werden. Auf alle Gewächse, die ehrlicherweise nur mit Gießen durchkommen oder – zwar nicht Thema des Buchs, aber solche Gärten gibt es auch – den Winter wegen Frost oder Staunässe nicht überleben, sollte man besser verzichten. Falls man Ausnahmen macht, plant man sie näher am Haus ein, sodass ihre Pflege leichter fällt.
Das Federgras ist eine typische Art europäischer Steppenrasen und wächst gerne, wie hier am Neusiedler See, zusammen mit Kartäuser-Nelken in üppigen, im Wind wogenden Gruppen.
Auf diese Weise erspart man sich Enttäuschungen und den Anblick verwelkender Pflanzen, gegen den man auch mit Gießen nicht mehr ankommt. Mit cleverer Auswahl kann der Wasserbedarf von Gartenflächen sukzessive reduziert werden und fällt bei einer eingewachsenen Bepflanzung schließlich ganz weg.
Tipps zum Gießen in einem Buch über das Gärtnern auf trockenen Standorten? Leider kann der Einsatz von Wasser im Garten rascher notwendig sein, als man das für notwendig erachtet hat. Meine bisherigen Beete wurden immer möglichst standortgerecht gestaltet; wo ich gärtnere, ist es außerdem nur selten wochenlang trocken und heiß – und trotzdem war ich schon öfter in der Situation, Wasser möglichst wirkungsvoll einsetzen zu müssen. Wer neben Staudenbeeten auch Gemüse zieht, hat ohnehin kaum eine Wahl: Üppiges Gemüsewachstum bedarf einer ausgeglichenen Nährstoff- und Wasserversorgung. Aber auch hier gibt es ein paar Tricks. Angepasst an den eigenen Gartenstandort können das einfache Änderungen in der Nutzung sein: So reduziert sich die Verdunstung von Gießwasser erheblich, wenn man abends gießt und nicht am Morgen, wo ein Teil des Wassers die Pflanzenwurzeln gar nicht erreicht. Leider ist diese Maßnahme nicht immer folgenlos: Morgendliches Gießen war bisher eine häufig propagierte Methode, um es den Schnecken (vor allem im Gemüsebeet) nicht noch einfacher zu machen – denn Schnecken lieben warme Nächte mit feuchten, frischgegossenen Wegen und Beeten. Womöglich ist also zusätzlich ein umfassendes Programm gegen Schnecken notwendig, um die Gießgewohnheiten umstellen zu können.
Im Staudengarten waren es bisher neben einigen heißen Sommern mit zusätzlich austrocknendem Wind vor allem trockene Frühjahre, die mir und meinen Pflanzen Schwierigkeiten bereitet haben. Diese Entwicklung ist in Mitteleuropa neu und wird auch von der Klimaforschung mit Sorge betrachtet. Orientiert man sich am phänologischen Kalender, der die Jahreszeiten nach Blüte- und Reifezeitpunkten weit verbreiteter Arten wie etwa der Hasel oder dem Holunder einteilt, so beginnt der Frühling im Vergleich zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts im Durchschnitt um zwei bis drei Wochen früher. Sobald alle Pflanzen gleichzeitig austreiben, brauchen sie auch besonders viel Wasser, das im Frühling aufgrund von ausreichenden Niederschlägen im Winterhalbjahr, der Schneeschmelze oder feuchter Witterung, Stichwort „Aprilwetter“, immer ausreichend vorhanden war. Interessanterweise ergibt sich hier eine Schwachstelle des gemäßigten Klimas in unseren Breiten: Nach längeren sommerlichen Dürrephasen reichen die üblicherweise üppigen Regenfälle im Herbst und Winter oft nicht aus, um die Wasserspeicher des Bodens wieder zu füllen. Das Jahr startet also bereits mit einem Defizit, das durch den Vegetationsbeginn und die steigenden Temperaturen weiter verschärft wird. Kommt es dann zu einem trockenen März oder April, was in den vergangenen Jahren weitaus öfter der Fall war als früher, so kann die Trockenheit bereits im Frühling zu Problemen führen. Temperaturrekorde noch vor Ostern tragen das Ihre dazu bei. Um landwirtschaftlichen Betrieben die Einschätzung der Situation zu erleichtern (etwa um Aussaaten zu planen) gibt es neben zumeist kostenpflichtigen Agrarportalen im Internet für alle zugänglich den Bodenfeuchtebericht des Deutschen Wetterdiensts. Er wird wöchentlich veröffentlicht und kann sehr hilfreich sein, um den subjektiven Trockenheitseindruck im Garten im richtigen Kontext zu sehen und möglichen Dürrephasen, vor allem in der kühleren Jahreszeit, abseits von Hitzewellen, rechtzeitig zu begegnen. Während der Austriebsphase sind Pflanzen besonders anfällig für Trockenstress, weshalb es sich fürs ganze Jahr lohnen kann, genau jetzt zu gießen. Weil die Verdunstung aufgrund niedrigerer Temperaturen und im Vergleich zum Sommer kürzerer Sonnenscheindauer reduziert ist, kann effizienter gewässert werden. Vor allem Gehölze profitieren davon, aber auch Staudenpflanzungen, die noch nicht ganz eingewachsen sind.
Gemüsebeete brauchen für einen guten Ertrag eine gleichmäßige Feuchtigkeitsversorgung – Rasenschnitt als Mulch wirkt dabei ausgleichend, um auch hier nicht täglich gießen zu müssen.
An sonnigen Stellen bilden Kugel-Lauch und Beifuß ein ansprechendes Team, das – einmal etabliert – selbst im Hochsommer nicht gegossen werden muss und trotzdem immer fit aussieht.
Vielleicht hilft in Ihrem Garten aber auch die Verwendung von Mulch. Dieser reduziert die Verdunstung und Erhitzung des Bodens, verringert den Anflug von unerwünschten Gewächsen und hat auch sonst einige Vorteile. Mineralischer Mulch, also Schotter, Kies oder einfach Sand, ist für viele Pflanzen aus trockenen Regionen die optimale Ergänzung, da auch ihre natürlichen Standorte sandig-steinigen, durchlässigen Boden aufweisen. Im Gemüsegarten tut Rasenschnitt, Stroh oder Heu gute Dienste – und verbessert so den Boden, dem im Vergleich zu Blumenbeeten ja viel mehr Nährstoffe entnommen werden.
Falls Sie bisher schon Schwierigkeiten mit dem hohen Wasserbedarf einiger Pflanzen hatten, könnte auch eine dichtere Bepflanzung der Schlüssel zum Erfolg sein. Wie bei den bereits vorgeschlagenen Methoden kommt so weniger Hitze bis zum Boden und die Austrocknung des Bodens verringert sich. Sollten Sie öfters gießen, aber das Gefühl haben, es helfe nichts, kann das auch an zu wenig Wasser liegen. Es klingt im ersten Moment paradox, zum Thema Wassersparen stärkeres Gießen vorzuschlagen. Doch es kommt gar nicht so selten vor, dass Gärten oder einzelne Pflanzen zwar regelmäßig gegossen werden, aber leider nicht durchdringend genug. Vor allem bei trockenen Böden, in denen Gewächse direkt von Beginn an tief in den Boden wurzeln, kann ein Dürreereignis lange abgefedert werden, weil die Pflanzen schon trainiert sind, Feuchtigkeit im Boden suchen zu müssen. Sie haben ein weit verzweigtes Wurzelsystem, das oft wochenlang noch genug Feuchtigkeit erreichen kann. Fangen solche Pflanzen schließlich an zu schlappen, reicht eine gut gemeinte Gießkanne oft nicht mehr aus, denn in den oberen Erdschichten hat die Pflanze zu wenig Wurzeln, um das Wasser aufnehmen zu können, ehe es wieder verdunstet ist. In solchen Fällen hilft nur eine andauernde, nächtelange Bewässerung – dafür aber nur alle paar Tage. Insgesamt kann der Wasserbedarf so reduziert werden.
In diesem Zusammenhang wird immer wieder die Faustregel erwähnt, nach der 1 l Wasser pro m2den Boden 1 cm tief durchfeuchtet. Das würde bedeuten, dass das Ausleeren einer üblichen Gießkanne mit 20 l auf 1 m2den Boden bis in eine Tiefe von ca. 20 cm durchfeuchten würde, eine Tiefe etwa, mit der man einen nicht unerheblichen Wurzelanteil einer durchschnittlichen Staude durchnässt haben sollte. Eine klassische Regentonne würde so für 10 m2reichen und – falls Sie wie ich nun zweifeln, ob man denn je ausreichend gießen würde – ein 10 000-l-Regenwassertank für 500 m2. Geht man davon aus, dass durch den Wasserschlauch im Garten durchschnittlich 18 l Wasser pro Minute fließen und ein üblicher Viereckregner eine Fläche von 250 m2bewässern kann, so muss dieser mehr als 4,5 Stunden laufen, um eine ähnliche Wirkung zu entfalten. Falls Sie also in die Lage kommen, Ihren Garten bewässern zu müssen, so ist es sinnvoll, die Beete in Bereiche aufzuteilen und diese an mehreren Nächten nacheinander zu gießen und nicht alle halbe Stunden hektisch den Sprinkler umzustellen.
Aus meiner Sicht sollte Gießen im Staudengarten trotz allem die Ausnahme bleiben und zu keiner gärtnerischen Routine werden. Natürlich können feuchtigkeitsbedürftige Pflanzungen mit Bewässerungssystemen oder körperkraftintensiver Ausdauer zu dschungeliger Üppigkeit geführt werden und oft ergeben sich dadurch wunderbare Gartenbilder. Und wer auf durchlässigem Sandboden gärtnert, wird das vielleicht anders sehen und genauso aus der vollen Staudenvielfalt schöpfen wollen – was an gar nicht so wenigen Orten nur mit regelmäßigem Bewässern machbar ist. Trotzdem soll immer abgewogen werden, ob der Material- und Kosteneinsatz für eine Bewässerung im Verhältnis zum Ergebnis steht. Zusätzlich stellt sich, analog zu den stets als hilfreich angepriesenen Unkrautfolien, die dann langsam zerfallend im Boden bleiben, die Frage der Entsorgung. Werden Bewässerungsschläuche jemals wieder zurückgebaut? Tauscht man defekte Teile oder legt man einfach neue daneben? Für mich ist eine an den Standort angepasste Pflanzung ökologisch, preislich und den Aufwand betreffend die erste Wahl. Allerdings muss diese Haltung nicht dogmatisch als Messlatte für einen ganzen Garten gelten. Es ist kein Widerspruch, in der Nähe von Regentonne und Wasseranschluss empfindlichere Pflanzen zu ziehen und weiter hinten im Garten oder vor dem Haus einen robusten Gravel Garden anzulegen. Gärten werden durch Gegensätze lebendig! Und wer sich in eine Sumpfpflanze verliebt hat, kann ja immer noch auf Kübel, größere Pflanzcontainer oder eine kleine Teichlandschaft ausweichen. Gärtnern mit Pflanzen, die Trockenheit aushalten, sollte kein Verzicht sein, sondern Bereicherung bieten.
Für mich geht es in erster Linie darum, vertrocknenden Stauden vorzubeugen und Wege aufzuzeigen, wie auch ohne ständiges Gießen farbenfrohe, schöne Beete geschaffen werden können. Der eindrücklichste Zugang dazu liegt im Betrachten natürlicher Lebensräume.
Nach der Pflanzung, wenn die Stauden noch keine weitreichenden Wurzeln gebildet haben, ist punktuelles Gießen bei Weitem effektiver als das Besprenkeln oder flächige Gießen mit der Brause.
Pflanzen an ihren Naturstandorten bieten eine wertvolle Fülle an Information, wie sie sich bei uns im Garten wohlfühlen könnten. Halten sie es aus, bedrängt zu werden? Wachsen sie lieber etwas abseits und ohne direkten Kontakt zu den Nachbarn? Mögen sie es etwas feuchter oder lieber knallheiß? Und wie ist es mit Staunässe? Je genauer man darüber Bescheid weiß, desto besser wächst es daheim im Beet.
Die blaue Kugeldistel (Echinops ritro) findet man in Italien gelegentlich auch in der weißen Variante. Die Blüten erscheinen im Hochsommer und fallen in der trockenen Umgebung sofort ins Auge.
Mit trockenheitserprobten Pflanzen zu gärtnern, bedeutet keineswegs Verzicht, sondern vielmehr Schöpfen aus einer artenreichen Fülle an Pflanzen.
Pflanzen sind enorm anpassungsfähig. Diese Eigenschaft hat es ihnen möglich gemacht, so gut wie jeden Winkel der Erde zu besiedeln, solange er zumindest zeitweise Sonnenlicht, Feuchtigkeit und einen Hauch von Nährstoffen bietet.
Eine wichtige Hürde müssen Pflanzen jedoch meistern, um für unser mitteleuropäisches Klima als geeignet zu gelten: Sie sollten in der Lage sein, auch regenreiche Perioden zu überleben. Denn was für heimische Pflanzen völlig normal ist – ein verregneter, trüber Sommer oder ein matschiger Winter, bei dem Frost und Plusgrade ständig wechseln – kommt an vielen trockenen Orten dieser Welt einfach nicht vor. So ist es im Mittelmeerraum gerade in tiefen Lagen selten frostig, in höheren Lagen liegt dagegen zuverlässiger Schnee als bei uns. Und die Prärien und Steppen in kühleren Regionen sind in der Regel auch im Winter eher trocken, weil sie weit im Kontinentinneren liegen. Und falls es dort doch Niederschlag gibt, fällt er in Form von Schnee und sickert erst im Frühling in den Boden. Dazu gibt es in sommertrockenen Gebieten viel weniger Humus, da Laubbäume fehlen und beständiger Wind Biomasse in Senken verweht. Die dort heimischen Pflanzen sind daher an steinige Böden mit schlechter Wasserspeicherqualität angepasst und mit den nährstoffreichen, tiefgründigen Böden in unseren Gärten nicht vertraut. Die Folge ist rasches Wachstum, verbunden mit hoher Anfälligkeit für Pilzerkrankungen, die es in ihrer trockenen Heimat nicht im gleichen Ausmaß gibt.