Ed Bensons Partner - G.F. Barner - E-Book

Ed Bensons Partner E-Book

G. F. Barner

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Beschreibung

Begleiten Sie die Helden bei ihrem rauen Kampf gegen Outlaws und Revolverhelden oder auf staubigen Rindertrails. G. F. Barner ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Seine Leser schwärmen von Romanen wie "Torlans letzter Ritt", "Sturm über Montana" und ganz besonders "Revolver-Jane". Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität. Die Männer starren zum Fluß, sehen das Floß, dann geht das Gebrüll los, und alles rennt auf das Ufer zu. Reiter preschen los. Ed Benson sagt heiser: »Mach eine Schlinge am Tauende, Jack, ich werde sie dann um einen Anlegepoller werfen.« Er blickt aufmerksam zum Ufer und sieht dort die Menschen kommen. »Fertig«, sagt da Lemmon kurz. »Ed, ich habe es. Ich schaffe es schon und bringe das Floß an das Ufer heran. Du verstehst dich wohl besser auf das Festmachen, wie?« Benson nickt kurz und gibt ihm das Ruder, dann nimmt er das Tau und sieht die Leute alle auf den einen Anlegeplatz zurennen. »Näher heran, noch etwas weiter links, Jack. Noch einen Schlag, gut so. Wenn ich es sage, dann herum mit dem Ruder, daß wir mit der Breitseite an den Steg stoßen. Hast du verstanden?« »In Ordnung, ich weiß schon Bescheid.« Das Floß schwimmt immer näher, und die ersten Leute rufen. »He, seid ihr den ganzen Fluß herunter gekommen? Seid ihr wirklich von oben aus dem Holzfällercamp?« »Ja, das sind wir«, sagt Benson.

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G.F. Barner – 323 –

Ed Bensons Partner

G.F. Barner

Die Männer starren zum Fluß, sehen das Floß, dann geht das Gebrüll los, und alles rennt auf das Ufer zu. Reiter preschen los.

Ed Benson sagt heiser: »Mach eine Schlinge am Tauende, Jack, ich werde sie dann um einen Anlegepoller werfen.«

Er blickt aufmerksam zum Ufer und sieht dort die Menschen kommen.

»Fertig«, sagt da Lemmon kurz. »Ed, ich habe es. Ich schaffe es schon und bringe das Floß an das Ufer heran. Du verstehst dich wohl besser auf das Festmachen, wie?«

Benson nickt kurz und gibt ihm das Ruder, dann nimmt er das Tau und sieht die Leute alle auf den einen Anlegeplatz zurennen.

»Näher heran, noch etwas weiter links, Jack. Noch einen Schlag, gut so. Wenn ich es sage, dann herum mit dem Ruder, daß wir mit der Breitseite an den Steg stoßen. Hast du verstanden?«

»In Ordnung, ich weiß schon Bescheid.«

Das Floß schwimmt immer näher, und die ersten Leute rufen.

»He, seid ihr den ganzen Fluß herunter gekommen? Seid ihr wirklich von oben aus dem Holzfällercamp?«

»Ja, das sind wir«, sagt Benson.

Er sieht das linke Ende des Floßes auf das Ufer zuschießen und ruft nun scharf: »Herum mit dem Ruder, Jack!«

Jack Lemmon reißt das Ruder herum, das Floß schwenkt träge und kommt mit der Breitseite krachend an die dicken Holzpfähle, die vor dem Anlegesteg eingerammt worden sind. Benson sieht nur den Poller, wirbelt das Tau hoch und läßt es fliegen. Zwei, drei Männer greifen zu, werfen das Tau über den Poller, und Benson macht langsam die Doppelwindung um den Balken locker.

Das Floß verlangsamt seine Fahrt und schiebt sich knarrend an den Rammblöcken entlang. Dann liegt es still und ruhig, und die ersten Männer springen auf das Floß.

Benson und Lemmon werden in einer Traube eingeklemmt, und wildfremde Leute schlagen ihnen auf die Schultern.

Es dauert nicht lange, dann kommen drei Männer an, die Benson kennt und die das Sägewerk leiten. Sie steigen ohne viel zu fragen auf das Floß und betrachten eingehend die langen Stämme.

»Ihr habt die Stämme schon gekürzt, was? Nur beste Ware und eine Höllenfahrt. Wir warten ewig auf Flößholz, ihr kommt gerade richtig. Was willst du dafür haben?« fragt einer der Männer.

»Hundertneun Stämme«, antwortet Benson knapp. »Ich denke, aus den Stämmen bekommt ihr gute neunzig Meter, was? Das ist alles bestes Holz. Nun gut, dreihundert?«

»Verkaufe nicht zu billig, mein Freund«, erwidert der eine Mann. »Für Flößholz zahlen wir vierhundert. Einverstanden…?«

»Einverstanden«, erklärt Benson sofort. »Vierhundert auf die Hand. Laßt ihr das Holz an Land schaffen?«

»Das ist in vier Stunden hochgebracht.«

Nach einer Stunde sind noch immer eine Menge Leute am Steg. Pferde ziehen die Stämme hoch. Lemmon steht dabei, hat die Pferde am Ufer und redet gerade mit einem der Inhaber des Sägewerkes.

»Sie wollen, daß wir für sie fahren, nur für sie«, sagt Lemmon heiser, als Ed heran ist. »Das ist Mr. Strike, er denkt, wir können jetzt jeden Monat eine Ladung herunterbringen. Was sagst du dazu, Ed? Strike, ich sagte schon, er ist der Boß hier.«

Benson erwidert: »Vielleicht mache ich die Fahrt, aber sicher bin ich nicht. Es ist die Hölle, den Fluß herunterzukommen, das können Sie mir glauben, mein Freund. Reden wir später darüber.«

Sie sind nach kurzer Zeit in einem der vielen Saloons der Stadt und trinken. Dann erinnert sich Benson an den Malcolm-Store, an Dan Malcolm und seine Tochter Rosalie. Er sagt zu Jack: »Kommst du mit? Ich denke, ich muß ein neues Hemd haben, Bruder. Ob Rosalie wohl im Store ist?«

Jack, der auf nüchternen Magen getrunken hat und leicht schwankt, erwidert: »Hin zu Rosalie, Bruder! Mann, wie konnten wir das vergessen?«

Er legt Ed schwer die Hand auf den Arm und stolpert mit ihm hinaus. Auf der Straße sind einige Leute, die sie noch von ihrem kurzen Aufenthalt in der Stadt vor zwei Monaten kennen.

Sie kommen zum Store und sehen von außen, daß Rosalie Malcolm da ist. Und da stürmt Jack auch schon brüllend in den Store hinein und auf das Mädel zu.

»Jack Lemmon«, sagt sie überrascht. »Und ich dachte, du hättest mich vergessen. Ich hörte schon, ihr seid den Fluß heruntergekommen, was niemand vor euch geschafft hat. Und wo ist Ed?«

Sie haben einen Abend mit ihr getanzt, als sie vor zwei Monaten hier waren. Und beide Männer haben einen mächtigen Spaß mit dem sonst ernsten Mädel gemacht. Sie haben sie geneckt und allerhand Streiche angestellt.

»Hier«, sagt Ed langsam und kommt ruhig durch die Tür herein. »Da bin ich, Rosalie. Ich brauche ein neues Hemd. Kann ich mir eins aussuchen?«

Er geht zum Ende des Regals, in dem Hemden liegen. Ruhig sucht er sich ein Hemd aus, hört Jack mit Rosalie lachen und weiß, daß es ihre Art ist, einem Scherz lächelnd zu begegnen. Sie scherzt mit Jack, zieht ihn etwas wegen seiner Whiskyfahne auf, und Ed kommt schweigend an den Tresen zurück.

Sie blickt in sein kantiges und scharfgeschnittenes Gesicht mit den rauchgrauen Augen und dem harten Mund, sieht auf seine an den Schläfen sich schon leicht grau werdenden Haare.

»Immer bist du ernst, Ed Benson«, sagt sie herb. »Ich glaube, ich habe dich nur zweimal lachen sehen.«

»Vielleicht bin ich zu schwerfällig, kann schon sein. Nun, du hast mit Jack deinen Spaß. Ich gehe wieder zum Saloon rüber, Jack. Du findest mich dort.«

Es wirkt irgendwie hastig und steif, als er den Preis bezahlt und sich dann aus dem Store drückt.

Rosalie Malcolm sieht ihm nach und seufzt leise.

»Nun, warum seufzt du?« fragt Jack Lemmon lächelnd. »Gibt es einen Grund, weshalb du ihm nachsiehst, als wenn er nie mehr wiederkommt?«

»Ich weiß nicht, er ist anders als du«, erwidert sie langsam und nachdenklich. »Er überlegt zuviel und ist zu ruhig. Ich möchte ihn einmal wild sehen.«

»Dann ärgere ihn nur damit, daß du morgen mit mir ausgehst«, schlägt Lemmon lächelnd vor. »Vielleicht wird er dann wild, wie?«

»Morgen ist drüben Tanz«, sagt sie und lächelt schon wieder. »Nun gut, wenn du meinst?«

Draußen geht Ed Benson wieder zum Saloon zurück. Er mietet für sich und Jack zwei Zimmer und geht nach oben. Ruhig setzt er sich auf die Bettkante, legt sich dann auf den Rücken und verschränkt die Arme unter dem Nacken.

Er liegt eine ganze Weile still und muß an Rosalie Malcolm denken. Vielleicht könnte sie ihm gefallen, aber sie hat eine verspielte Art, keinem ihrer Verehrer zu zeigen, was sie eigentlich will. Manchmal glaubt Ed, daß sie mehr für ihn übrig haben könnte, als für die anderen, aber wenn er sie mit den anderen lachen sieht, ist dieses Gefühl wie fortgeblasen.

Ed Benson steht schließlich wieder auf. Es mag fast elf Uhr sein, und aus dem Saloon schlägt der Lärm zu ihm hin. Er kommt durch den langen Flur, will gerade durch die Seitentür in den Saloon, als er einen Mann schnaufen hört und stehenbleibt.

Der Mann kommt die Treppe hoch, schwankt leicht und bleibt wie Ed stehen. Dabei sieht er Ed verstört an, und erst der Blitz in den alten und trotzdem hellen Augen sagt Ed, daß der alte Cliff Roan ihn erkannt hat. Und wie immer ist Cliff leicht angetrunken.

»Das ist der wilde Flußschiffer, sieh an«, sagt der alte Mann mit seiner knarrenden Stimme. »Bist du heil den Fluß heruntergekommen, Söhnchen? Habe es schon gehört, wie du es gemacht hast. Die Stadt redet von nichts anderem mehr als von deiner wilden Floßfahrt. Habe ich dir nicht gesagt, daß ein tapferer Mann es schaffen könnte?«

Er bewegt sich nun auf seinen krummen Beinen, und sein graues Haar hängt ihm wirr in die Stirn.

»Manchmal siehst du etwas, was andere Leute nicht sehen, wie, Cliff?« fragt Ed. »Was siehst du nun zum Beispiel?«

Cliff Roan steht unmittelbar vor ihm und sieht mit einer fast lächerlich wirkenden Kopfhaltung zu ihm hoch.

»Was ich sehe?«

Er schließt die Augen, schwankt leicht, und sein Gesicht verzieht sich.

»Du wirst noch mal sehr reich«, sagt der Alte dann langsam. »Sehr reich, Söhnchen. Gehst aber noch viele hundert Wege, ehe es soweit sein wird. Viele hundert Wege. Wirst mächtig reich, aber bist nicht glücklich, Söhnchen. Hast du einen Dollar für Cliff? Habe dir doch gesagt, daß du fahren konntest. Bist doch angekommen, wie? Siehst du, Cliff Roan weiß alles vorher.«

Der alte Roan soll nicht ganz richtig im Kopf sein, das behaupten jedenfalls die Leute. Aber es ist seltsam, daß Ed Benson, der viel mit Menschen aller Schattierungen zusammenkam, nie das Gefühl hatte, einen verrückten Mann vor sich zu haben. Er nimmt den Alten völlig ernst.

»Wieder Durst, Cliff?«

»Ich habe immer Durst, schrecklich Durst, Söhnchen. Hast du einen Dollar? Der Himmel wird es dir vergelten.«

»Da hast du etwas, Cliff. Und nun trink nicht zuviel, Alter.«

Er gibt dem alten Mann ein Geldstück, und der starrt auf die drei Dollar.

»Du bist immer freundlich, Benson«, sagt er dann heiser und nicht um eine Spur betrunken oder angeschlagen. »Du gehörst zu der Sorte, die es nicht mehr zu geben scheint. Soll das für mich sein? Ich habe doch nichts dafür getan.«

»Muß man immer etwas tun?«

»Immer, kein Hund bekommt einen Knochen umsonst, wenn er nicht wenigstens bellen kann.«

Und nach dieser seltsamen Bemerkung geht der alte Roan schwankend an ihm vorbei und lacht leise vor sich hin.

»Ein Hund muß bellen, ehe er einen Knochen bekommt«, sagt Benson nachdenklich. »Manchmal, Alter, kommt sich ein Mensch wie ein Hund vor, wie? Und du weißt es.«

Er geht hinaus und tritt auf den Vorbau. Von seinem Standort kann er in den Store sehen, aber Jack Lemmon ist dort nicht mehr, und nur Rosalie steht über ein Buch gebeugt und trägt irgend etwas ein.

»Dies ist eine seltsame Stadt«, murmelt Benson, als er sich umdreht und wieder zurückgeht. »Von Oregon kommen Leute, die in den Osten wollen und von Osten welche, die die andere Richtung zu nehmen wünschen. Und der Fluß bringt eine dritte Sorte Menschen hier an Land. Abenteurer, Pelzjäger und Halunken. Manchmal auch einen anständigen Mann. Eine seltsame Stadt und seltsame Leute.«

Er stößt die Tür zum Saloon auf und sieht mit einem Blick Jack Lemmon, der am Tresen lehnt und gerade ein Glas leert. Nicht weit von ihm steht der alte Roan. Und als Benson dicht hinter Roan ist, sagt einer der Männer bei dem Alten: »Hast wieder einen Dummen gefunden, der dir einen Dollar schenkte, Cliff?«

»Das war kein Dummer«, murmelt der Alte und kichert albern. »Das war mein Sohn, du Narr.«

»Er hat einen Sohn.« Der Mann lacht los. »Ist der auch so ein Zwerg wie du, Alter?«

»Er ist noch kleiner, viel kleiner.«

Und die Männer lachen grölend los. Benson stellt sich neben Jack an den Tresen und bestellt ein Glas.

»Noch keinen Hunger, Freund Jack?«

»Noch keinen, nie mehr welchen, nur Durst«, sagt Jack Lemmon. »Ich gehe gleich schlafen. Hast du ein Zimmer?«

»Du hast deins neben meinem«, antwortet Ed, nimmt das Glas und trinkt ihm zu.

*

Der alte Cliff sieht ihn aus blinzelnden Augen starr an.

»Willst dich betrinken, Söhnchen? Ich habe es auch versucht, aber hat nichts geholfen. Hinterher ist alles dreimal schlimmer, kannst es mir glauben. War damals, als ich mit Pierce zusammen war. War damals schon lange her, finde es nicht mehr, finde es einfach nicht mehr!«

»Jetzt fängt er wieder an«, sagt einer der Männer links am Tresen. »Der spinnt immer, wenn er einige Glas zuviel geschluckt hat. Dann erzählt er von E.D. Pierce, dessen Partner er angeblich war. Das war vor mehr als fünfundzwanzig Jahren.«

»Achtundzwanzig Jahre, ja, Söhnchen«, erwidert der alte Roan und trinkt schon aus der Flasche. »Lange her, sehr lange, seit der Zeit trinke ich, weißt du? Schlimme Sache, schlimme Sache, kannst es glauben.«

»Ich glaube dir ja, Großvater«, sagt Benson knapp. »Trink nicht soviel, Alter. Du warst also der Partner des berühmten Pierce?«

»Der spinnt, Pierce hatte nie einen Partner«, sagt einer der Männer laut. »Benson, das erzählt er uns schon zwanzig Jahre. Der spinnt, der alte Säufer.«

»Ich spinne nicht, Söhnchen, ich nicht, aber der da, der glaubt, ich bin verrückt. Der ist verrückt, nicht ich«, lallt der Alte. »War mein Partner, der Pierce, jawohl. Als er am Hemlock Ridge das Gold fand, da war ich sein Partner, jawohl, sage ich. Das war genau im Herbst sechzig, jawohl.«

»Benson, er erzählt seine Geschichte schon achtundzwanzig Jahre.« Der Keeper lacht. »Und er findet immer wieder Leute, die darauf hereinfallen und ihm einen Drink spendieren. Er ist ein alter Lügenbeutel, glaube ihm nur nicht.«

»Warum sollte ich nicht?« fragt Ed Benson. »Nun gut, Cliff, wie geht es weiter?«

»Du glaubst mir? Gut, Söhnchen, glaube mir nur. Ich bin nicht verrückt, wenn die Kerle das auch denken. Ich war sein Partner, jawohl. Und vorher, es war drei Tage vorher, Söhnchen, ich zog mit Pierce durch die Berge und dachte an Wild, aber nicht an Gold. Es war weiter oben, im Norden, da waren wir beide noch nie gewesen. Und da kamen wir an einen Bach. So ein kleiner Bach, weißt du, Söhnchen? Was soll ich dir sagen, da kommt eine Schlange meinem Gaul in den Weg. Das Vieh scheut und ich falle wohin, Söhnchen?«

»In den Bach«, sagt Benson grinsend und trinkt einen Doppelstöckigen.

»Genau, Freundchen, genau. Liege also drin, und der Gaul rennt mir weg. Na, Pierce hinterher, mußt du wissen. Und ich krieche raus aus dem Bach. Waren Felsen, mußt du wissen, Söhnchen. Na, bin fast draußen, da sehe ich in der Wand was glänzen. War unter dem Wasser, sage ich dir. Ich fasse hin und…«

»Es war eine herausgewaschene Goldader«, sagt der Keeper und lacht los. »Benson, merkst du noch immer nichts? Der Alte nimmt dich auf den Arm.«

»Idiot, das ist mein Freund«, brummelt der Großvater friedfertig und trinkt lieber, anstatt sich aufzuregen. »War eine Goldader, und Pierce war mein Partner, mußt du wissen. Ich ihm das gezeigt, und wir beide zeichnen uns den Platz auf. Auf ein Stück Leder mit einem glühenden Messerende. Ja, so war das. Wir waren rein närrisch, aber es kommt noch besser. Wir hatten gerade angefangen, die Ader auszubrechen, als doch Pierce und mir der Vorrat ausgeht. Na, wir hatten ja den Plan und zogen los, um uns was zu schießen. Dabei geht Pierce zur Abwechslung ein riesiger Hirsch durch. Wir verfolgen das angeschossene Tier und entfernen uns immer mehr von unserem Platz. Hatten ja den Plan, weißt du, Söhnchen?«

»Ja, ich weiß«, sagt Benson grinsend. »Und ihr kamt verdammt weit weg von dem Platz, was?«

»Nein«, erklärt der Alte und nimmt noch einen Schluck. »Es gab Nebel. So dicht, daß wir die Hand nicht vor Augen sehen konnten. Da ritten wir nach Norden zurück. Dachten wohl, es war Norden, aber es war nicht die Richtung. Und da waren ja auch die Berge. Wir ritten vollkommen falsch, Söhnchen. Und der Hirsch, der uns erst weggelockt hatte, war auch weg. Als der Nebel sich lichtete, waren wir in einem Tal. Da war die Welt zu Ende, denn das Tal hatte keinen Ausgang. Der Teufel mochte wissen, wie wir hineingekommen waren. Schließlich ritten wir eine Steilwand hoch und ­Pierce sah… Rate mal, Söhnchen?«

»Pierce sah Gold, was?«

»Das war es«, sagt der alte Mann und trinkt den Rest aus der Flasche, als wenn es Wasser ist. »Er entdeckte es. Und ich ritt, als es hell genug war und Sicht bestand, zur nächsten Stadt und kaufte gegen das bißchen Gold, was wir schon hatten, das Gelände da oben. Auf Pierces Namen, mußt du wissen, er hatte es ja gefunden, wie? Dachte so, wir sind ja Partner. Und er lachte mich aus, als ich zurückkam. War nichts mehr mit Partner. Er meinte, ich sollte meinen Claim an dem Bach nehmen. Na, ich habe ihm gesagt, daß er ein verfluchter Lump ist. Und dann bin ich los. Hab meinen Claim gesucht, Söhnchen. Aber ich hatte den Plan nicht mehr. Dabei wußte ich genau, daß ich ihn ein­gesteckt hatte. Ganz genau, Söhnchen.«

Einige Männer lachen. Benson sieht Cliff an und bemerkt hinter ihm drei Männer, die mit förmlich gierigen Augen der Schilderung des Alten ge­lauscht haben. Es sind Fremde, irgendwelche Leute, die mit dem Flußboot oder von Osten gekommen sein müssen. Sie sehen ziemlich heruntergekommen aus und starren Roan wie hyp­notisiert an.

»Und du hast ihn nicht gefunden?«

»Nein, nie mehr, obwohl ich alles durchsucht habe, alles. Und da fing ich an zu trinken. Eine Zeitlang suchte ich, aber ich fand auch den Bach nicht wieder. Dann ging ich dorthin, wo Pierce das Gold gefunden hatte und eine Bretterbudenstadt entstanden war. Der gute Pierce ließ mich abfahren und gab mir einen Claim, auf dem ich buddeln durfte. Ich fand fast nichts, aber er wurde reich, verdammt reich. Und dann – nun, sein Ende kennst du sicher, wie?«

»Ja, ich weiß Bescheid. Und du hast kein Glück gehabt, Cliff?«

»Nicht viel, Söhnchen. Mit dem Geld baute ich mir ein kleines Haus hier, als der Run vorbei war. Und dann suchte ich immer noch, aber ich fand nie etwas. Wo das Stück Leder geblieben ist, ich weiß es nicht mehr. Nun habe ich mich damit abgefunden, aber lange Jahre ließ mich der Bach nicht los. Ich bin immer wieder hingeritten, habe nach ihm gesucht. Und gefunden habe ich ihn nicht. Ich habe gefischt hier im Fluß und lebe davon, aber ich möchte noch einmal meinen Bach sehen, Söhnchen.«

»Oder weiße Mäuse«, sagt der Keeper krächzend vor Gelächter.

Dann klappt die Tür, Schritte kommen hart über die Dielen.

Benson sieht in den Spiegel und erkennt den Sheriff.

»Immer sagen sie, ich lüge«, greint der Alte. »Das macht einen krank, elend und schwach. Immer müssen sie mich auslachen, als wenn sie einen Verrückten vor sich haben. Söhnchen, kann ich noch etwas trinken?«

Er greift nach der Flasche, und da kommt die Hand des Sheriffs und legt sich über seine Hand.

»Du hast genug, Cliff. Geh nach Hause. Benson, wenn er genug getrunken hat, dann heult er. Es fängt schon an, siehst du? Er sitzt dann auf der Straße und hebt die Steine auf und heult dabei. Und er sagt, die Steine sind Gold. Er ist ein bißchen verrückt, aber er tut niemandem etwas. Los, Cliff, mach keinen Ärger, ich bringe dich nach Hause.«

»Ich will aber nicht«, erwidert der Großvater schrill. »Du glaubst mir auch nicht, du Schuft. Du denkst, ich habe sie nicht alle. Du denkst, ich bin nicht ganz klar.«

»Ich denke, was ich will, Großvater. Und nun sei friedlich oder ich loche dich ein. Kommst du jetzt mit? Ist das seine Flasche, Benson?«