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Der 7. Band der Eifel-Serie Drei Leichen innerhalb weniger Tage: eine Schönheit aus Düsseldorf, die ehrbare Frau eines Eifler Bauunternehmers und ein ehemaliger Penner, der in einem Bauwagen am Waldrand eine neue Heimat gefunden hatte. Was verbindet die Toten, wer steckt dahinter? Der Unternehmer Julius Berner, der in der Eifel eine Jagd unterhält? Der Journalist Siggi Baumeister und Kriminalrat a. D. Rodenstock gehen selbst auf die Pirsch und müssen aufpassen, dass sie nicht in die Schusslinie geraten ...
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Seitenzahl: 487
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Jacques Berndorf
Eifel-Jagd
Originalausgabe © 1998 by GRAFIT Verlag GmbH
E-Book © 2014 by GRAFIT Verlag GmbH,
Chemnitzer Str. 31, D-44139 Dortmund
korrigiert nach den neuen Regeln deutscher Rechtschreibung
Internet: http://www.grafit.de
E-Mail: [email protected]
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlagillustration: Peter Bucker
eISBN 978-3-89425-811-5
Jacques Berndorf – Pseudonym des Journalisten Michael Preute – wurde 1936 in Duisburg geboren und lebt heute in der Eifel. Er war viele Jahre als Journalist tätig, arbeitete unter anderem für den stern und den Spiegel, bis er sich ganz dem Krimischreiben widmete.
Seine Siggi-Baumeister-Geschichten haben Kultstatus, im Grafit Verlag sind erschienen: Eifel-Blues, Eifel-Gold, Eifel-Filz, Eifel-Schnee, Eifel-Feuer, Eifel-Rallye, Eifel-Jagd, Eifel-Sturm, Eifel-Müll, Eifel-Wasser, Eifel-Liebe, Eifel-Träume und Eifel-Kreuz.
»Ich persönlich glaube, und ich bin kein Sozialist oder sonst was von der Sorte, dass unser Finanzsystem an einem grundsätzlichen Irrtum krankt. Es impliziert einfach einen fundamentalen Betrug, einen unehrlichen Profit, einen nichtexistenten Wert.«
Für Helmut Rheinheimer in Loogh, der sein Leben lang ein Jäger war und immer sein wird
Eric Clapton hat auf einer CD einen mörderischen Blues gespielt: Blues before sunrise. Den hatte ich, der dröhnte in meinem Herzen, der machte mich krank, der nahm mir den Atem. Natürlich konnte man das auch ganz kühl einen resignativ-depressiven Zustand nennen und kiloweise Antidepressiva ins Hirn schütten, aber ich bin nicht von dieser Art. Am liebsten, das gebe ich zu, hätte ich geheult. Aber das Heulen war mir irgendwann in den vergangenen zwei Jahrzehnten verloren gegangen, war von dem Flüsschen meines Lebens fortgespült worden, stand mir einfach nicht mehr zur Verfügung.
Dinah hatte mich verlassen.
O nein, einen Krach hatte es nicht gegeben, keine lautstarke Auseinandersetzung nach dem Motto: »Du hast das gesagt, damals schon, du hast immer noch nicht begriffen …« Nichts dergleichen. Stattdessen bei einer Scheibe Brot mit Leberwurst die Feststellung: »Ich gehe, ich verlasse dich.« Ganz sanft und so hart wie Glas.
Ich hatte zwei Möglichkeiten der Rückfrage. Erstens: »Wie heißt er denn?« Und zweitens: »Hast du dir das auch gut überlegt?« Ich stellte die erste Frage, weil eine unglaubliche Wut wie eine Stichflamme in mir hochschoss und weil ich dieser Wut die Spitze abbrechen wollte, ehe sie irgendetwas mit mir tat, was nicht zu verantworten war.
Sie antwortete ganz kühl: »Diese Reaktion habe ich erwartet. Ich frage mich, wieso Männer immer zuerst auf die Idee kommen, dass dahinter ein anderer Mann steckt.«
»Ganz einfach«, sagte ich. »Das kriegen wir vom Leben so beigebracht. Meistens schon von unseren Müttern. Wann gehst du? Und wohin?« Ich dachte fiebrig: Du wirst mich nicht winseln sehen.
»Ich gehe heute Abend noch. Und wohin ich gehe, werde ich dir sagen, wenn ich weiß, wo mein Bett steht. Das ist alles noch nicht entschieden.«
Vielleicht brauchte ich sechzig Sekunden, um mich unter Kontrolle zu bringen, vielleicht einhundertzwanzig. Nach einer Ewigkeit murmelte ich: »Gut. Wenn du so entschieden hast, will ich nicht darüber diskutieren. Du wirst deine Gründe haben. Vermutlich lässt du deine Sachen erst einmal hier.«
»Ich wollte dich darum bitten«, sagte sie leise.
»O ja, kein Problem«, nickte ich. »Lass sie so lange hier, wie du magst. Es ist ja Platz genug da. Und außerdem hast du einen Schlüssel und kannst das Zeug jederzeit holen.«
»Den Schlüssel wollte ich dir eigentlich zurückgeben. Ich brauche ihn nicht mehr.« Sie machte eine Pause und legte den Kopf schief. Dann schloss sie die Augen und begann zu weinen. »Fühlst du dich nicht auch beschissen?«
»Leck mich am Arsch«, sagte ich. Ich stand so heftig auf, dass der Küchenstuhl hinter mir umfiel. Das war gut so, denn das Geräusch brachte mich auf die Erde zurück. Ich bückte mich, hob den Stuhl auf, stellte ihn bedachtsam an den Tisch zurück, drehte mich und ging in den Flur und von dort auf den Hof, dann durch das Gartentor bis an den Teich. Ich fischte mir einen widerlich braunen Plastikstuhl und stellte ihn auf die Erdaufschüttung, gleich vor das Wasser.
Ich hatte dort einen alten Baumstumpf in das Wasser gelegt, der einer Unmenge kleinerer und größerer Wassertiere Schutz und Schatten bot. Dort hockte ich im ausgehenden Licht des Abends und starrte auf eine Gruppe von Taumelkäfern, die in ausgesprochen lustigen Arabesken umherschossen und dabei gelegentlich aufblitzten. Dann war ich erneut sehr wütend und fragte mich, was zum Teufel mich bewogen haben könnte, diesen fast hundert Quadratmeter großen Teich anzulegen. Na sicher, ich hatte geglaubt, Dinah eine Freude zu machen, und plötzlich erstickte mich das Gefühl, dass ihr das alles schrecklich gleichgültig gewesen sein könnte, dass sie zu allem Ja und Amen gesagt hatte, um sich einfach in Ruhe auf ein neues Leben vorzubereiten. Klar, der Mohr hat seine Schuldigkeit getan.
Der Gelbrandkäfer tauchte auf und schoss mit seinen mächtigen Beißwerkzeugen unter ein abfaulendes Blatt des großen Rohrkolbens. Wahrscheinlich würde er im Herbst das Wasser verlassen und sich im Erdreich einbuddeln, wohlversorgt in einem dichten Kokon.
Weit im Westen färbte das letzte Licht den Himmel in eine schrecklich kitschige Angelegenheit, mein Kater Paul kam herangeschnürt und rieb sich an meinem Bein. »Hallo, Kumpel«, sagte ich, »jetzt kommt eine Scheißzeit, jetzt müssen wir zusammenhalten.«
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