Eifel-Wasser - Jacques Berndorf - E-Book

Eifel-Wasser E-Book

Jacques Berndorf

4,4

Beschreibung

Der 10. Band der Eifel-Serie Kriminalrat a. D. Rodenstock kann es nicht glauben: Der Wasserkontrolleur und Naturfreak Breidenbach soll beim Campen Opfer einer Steinlawine geworden sein. Und tatsächlich: Rodenstock und sein Freund Siggi Baumeister finden Beweise für einen Mord. Hat sich Breidenbach in Ausübung seines Berufes Feinde gemacht? Und wem gehört der Finger, den Baumeister im Steinbruch findet?

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Seitenzahl: 458

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Jacques Berndorf

Eifel-Wasser

Originalausgabe © 2001 by GRAFIT Verlag GmbH

E-Book © 2014 by GRAFIT Verlag GmbH

Chemnitzer Str. 31, D-44139 Dortmund

Internet: http://www.grafit.de

E-Mail: [email protected]

Alle Rechte vorbehalten.

Umschlagillustration: Peter Bucker

eISBN 978-3-89425-830-6

Jacques Berndorf – Pseudonym des Journalisten Michael Preute – wurde 1936 in Duisburg geboren und lebt heute in der Eifel. Er war viele Jahre als Journalist tätig, arbeitete unter anderem für den stern und den Spiegel, bis er sich ganz dem Krimischreiben widmete.

Seine Siggi-Baumeister-Geschichten haben Kultstatus, im Grafit Verlag sind erschienen: Eifel-Blues, Eifel-Gold, Eifel-Filz, Eifel-Schnee, Eifel-Feuer, Eifel-Rallye, Eifel-Jagd, Eifel-Sturm, Eifel-Müll, Eifel-Wasser, Eifel-Liebe, Eifel-Träume und Eifel-Kreuz.

Der gesunde Menschenverstand sagt einem, geh nach Hause und vergiss das, das bringt dir nichts ein. Der gesunde Menschenverstand spricht immer zu spät. Der gesunde Menschenverstand ist der Kerl, der dir sagt, du hättest deine Bremsbeläge letzte Woche erneuern lassen sollen, bevor du diese Woche jemandem hinten draufgefahren bist … Der gesunde Menschenverstand ist der kleine Mann im grauen Anzug, der sich beim Addieren nie verrechnet. Aber das Geld, das er addiert, gehört immer wem anders …

Raymond Chandler, Playback, 1958

Für Geli – selbstverständlich –, die so großes Verständnis zeigt, wenn ich in anderen Welten schwimme. Und ganz herzlich an Mogo in seinem nächtlichen Revier. Für Gerlinde und Matthias Nitzsche, die so sehr viel von anderen Welten wissen. Und ein großes Glückauf an Ute und Alwin, die leibhaftig zum Standesbeamten marschierten.

Ich habe vielen Menschen Dank zu sagen, die in Sachen Wasser von sehr heiklen Dingen wissen und die ich, wie versprochen, nicht nennen mag. Ein Dank an die Chefs der Nürburg Quelle in meinem Heimatort Dreis-Brück, die mir mit großer Geduld verständlich machten, wo das Wasser unter Tage langläuft und wo und wie über Tage damit gesündigt werden kann. Nicht zu vergessen: Ein herzlicher Dank an die doctores Wiedeking und Schreiber, Jäger im eiflerischen Bleckhausen, die mir beibrachten, wie man auf höchst ungewöhnliche Weise eine Leiche entsorgen kann.

ERSTES KAPITEL

Es war der erste sonnige Samstag nach vierzehn Tagen Dauerregen, die Temperatur kletterte schon um neun Uhr in der Früh auf zwanzig Grad, die Eifel atmete auf. Vor dem Haus schrie mein Kater Satchmo zum Gotterbarmen. Wahrscheinlich war er gerade dabei zu verhungern, er verhungert ständig. Sein Kumpel Paul saß mitten in der Hofeinfahrt und sicherte das Gebäude durch intensives, Furcht erregendes Umherstarren. Das war auch nötig, denn oben aus der Kurve der Dorfstraße drohte der so genannte Kampfkater mit einem Besuch, ein widerlicher Macho. Das Viech hatte die Angewohnheit, mit hoher Geschwindigkeit die Fressnäpfe meiner beiden Lieblinge zu leeren in der Regel schon dann, wenn sie noch gar nicht entdeckt hatten, dass es etwas zu fressen gab. Insgeheim bewunderte ich diesen Rabauken, durfte das aber natürlich nicht zeigen.

Aus der Küche tönte Vera mit fieser Stimme: »Es ist erstaunlich, dass du aufgestanden bist.«

»Eine satte Leistung!«, pflichtete Emma ihr bei.

»Ich streite mich nicht mit dem Personal«, murmelte ich. »Wo ist Rodenstock?«

»Der sitzt im Wohnzimmer und bildet sich. Er liest Zeitung. Willst du einen Kaffee?«

»Schleimt euch nicht ein«, erwiderte ich hoheitsvoll. »Ich bin und bleibe unbestechlich.«

Ich ging hinaus auf den Hof und kraulte Satchmo, der sich immer noch bemühte, einen bemitleidenswerten Eindruck zu machen. Es hätte nur noch gefehlt, er hätte gehaucht: »Fremder, helfen Sie dem Vater vieler frierender und hungernder Kinder!«

Paul beachtete mich nicht, Paul beobachtete den Kampfkater, der das tat, was er immer tat: Er trollte harmlos auf der anderen Straßenseite auf dem Gehsteig heran und gönnte mir und meinen Katern nicht einen einzigen Blick. Er roch mal da an einem Grashalm, dort an einem Zweig der Rosen und bewegte sich dabei so, als sei er schwer ermattet und dicht vor dem körperlichen Zusammenbruch.

»Passt auf«, sagte ich halblaut, »er wird angreifen, wenn er an dem Rosenbeet vorbei ist. Ich will euch siegen sehen, Jungs.«

Er war ein grau getigertes Tier mit mächtiger Brust, und sein rechtes Ohr gab es nur noch halb. Wahrscheinlich kannte er jedes weibliche Wesen im Umkreis von zehn Kilometern, war pro Jahr für zweihundert bis vierhundert Junge gut und nummerierte seine Eroberungen der Einfachheit halber durch.

Nun hatte er das Ende des Rosenbeetes erreicht. Pauls Rücken bildete einen eindrucksvollen Bogen. Dann folgte die Sichelstellung, höchst elegant. Er fauchte und machte ein paar Steppschritte zur Seite.

Das Monster schien nicht im Geringsten beeindruckt, tappte müde auf unsere Seite der Straße, hielt aber einen Abstand von etwa vier Metern. Er erreichte Pauls Gebiet und wollte wie selbstverständlich durch die Gartenpforte zu den Fressnäpfen wischen.

Paul startete durch und warf sich mit voller Wucht auf den Feind. Laut fauchend und kreischend bildeten sie sofort ein unentwirrbares, schnell kreisendes Knäuel. Haarbüschel flogen, die beiden schrien wie wütende Kinder, unterbrochen von dumpfen, sehr kehligen Lauten. Das alles war von erschreckender Ernsthaftigkeit.

Die Kampfmaschine löste sich und wich ein paar Zentimeter zurück. Sie sah wirklich gut aus, so eine Art Charles Bronson unter den Brücker Katzen. Und sie war ein wütender Charles Bronson. Der Kater legte den Kopf ganz flach nach vorn und berührte beinahe die Erde. Dann wackelte er mit dem Arsch und stemmte die Hinterläufe ein.

Ich wollte gerade »Gott sei euch gnädig!« hauchen, als er abhob. Er war einfach besser als mein Paul, viel gerissener. Wie von einer Sehne geschnellt schoss er auf Paul zu, der sich tief auf den Boden schob. Aber das Monster wollte Paul gar nicht vertrimmen, das Monster hatte ein ganz anderes Ziel. Wunderbar leicht flog er über Paul hinweg, touchierte den Zigarettenautomaten und landete sicher auf meiner Natursteinmauer. Jetzt war er fast anderthalb Meter über Paul positioniert und hatte das Sagen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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