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Der 6. Band der Eifel-Serie Ein Motorjournalist aus Adenau stirbt - angeblich an einem Herzinfarkt. Aber der Spezialist für Fragen rund um den Nürburgring hat etwas recherchiert, das - würde es bekannt - eine Autofirma zu einer unglaublich teuren Rückrufaktion zwingen würde. Und so taucht Pfeifenraucher und Katzenfreund Siggi Baumeister in die skurrile Welt des Nürburgrings ein.
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Seitenzahl: 442
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Jacques Berndorf
Eifel-Rallye
Originalausgabe © 1997 by GRAFIT Verlag GmbH
E-Book © 2014 by GRAFIT Verlag GmbH,
Chemnitzer Str. 31, D-44139 Dortmund
korrigiert nach den neuen Regeln deutscher Rechtschreibung
Internet: http://www.grafit.de
E-Mail: [email protected]
Alle Rechte vorbehalten.
Umschlagillustration: Peter Bucker
eISBN 978-3-89425-827-6
Jacques Berndorf – Pseudonym des Journalisten Michael Preute – wurde 1936 in Duisburg geboren und lebt heute in der Eifel. Er war viele Jahre als Journalist tätig, arbeitete unter anderem für den stern und den Spiegel, bis er sich ganz dem Krimischreiben widmete.
Seine Siggi-Baumeister-Geschichten haben Kultstatus, im Grafit Verlag sind erschienen: Eifel-Blues, Eifel-Gold, Eifel-Filz, Eifel-Schnee, Eifel-Feuer, Eifel-Rallye, Eifel-Jagd, Eifel-Sturm, Eifel-Müll, Eifel-Wasser, Eifel-Liebe, Eifel-Träume und Eifel-Kreuz.
Sei uns gegrüßt, Nürburg, mit dem dich umgebenden Ring. Sei uns gegrüßt, Rennstraß’, die da eben vollendet! So lautet die Parole bei der Eröffnung des Nürburgringes am 18. Juni 1927 … Heil dem Tag der Eröffnung, endlich bist du da! … Verdrießliche Arbeit war es, wenn man an die vielen Hemmungen seitens der Menschen denkt. War es Neid, war es böser Wille, missverstandene Absicht, wir wollen heute nicht mit den Gegnern des Nürburgringes rechten und streiten, sondern uns freuen, dass wir den Mut nicht verloren haben … Dem Mutigen gehört der Sieg! …
Pfarrer Delges,
Kreisdeputierter des Kreises Adenau, in der Festschrift zur Eröffnung des Nürburgrings am 18. Juni 1927
Oh God said to Abraham, »Kill me a Son!«
Well Abe says: »Where do you want this killin’ done?«
God says: »Out on Highway 61.«
Bob Dylan
Ganz herzlich für Bigi und Wilhelm Hahne in Virneburg
Es gibt Tage, da stehe ich um fünf Uhr morgens auf, nur um zu hören, wie oberhalb des Dorfes die Feldlerchen den Tag begrüßen und die ersten Amseln, reichlich plustrig noch, auf die Suche nach Regenwürmern gehen. Dann entdecken sie in der Regel meinen Kater Paul und beginnen, wüst zu schimpfen, wieso denn um diese Zeit schon so ein Ekel durch die Landschaft streicht.
Die ersten Autos brausen die steile Dorfstraße hinunter und es ist einfach zu erkennen, wer zu spät dran ist: Der fährt Vollgas. Und wenn er jung genug ist, hämmert Techno durchs Dorf und verweht.
Um sechs Uhr läuten die Glocken und es gibt tatsächlich Leute, die das erheblich stört, weil die Kirche sich angeblich überall einmischt, sogar in heilige morgendliche Rituale. Gemach, die Zeiten sind vorbei und das Läuten ist der Nachhall einer sehr alten Tradition aus jenen Zeiten, als in keinem der Häuser eine Uhr tickte, man aber gleichwohl wissen wollte, was die Stunde geschlagen hat. Lasst sie doch bimmeln, nach sechs Tagen hörst du sie nicht mehr, und wenn du sie hören willst, denk daran, dass sie verlässlicher sind als alle großschnäuzigen Politiker.
Neulich bekam ich erzählt, dass jemand in Udler sich beschwert hat, der Hahn der Nachbarn krähe regelmäßig zu früh. Wir in Brück sind froh, dass wir überhaupt noch Hähne haben, wenn die auch gelegentlich so falsch gehen wie eingerostete Wecker. Eines dieser männlichen Hühner hat eine ausgesprochene Vorliebe für morgens um elf. Soll es doch.
An diesem Morgen war ich so früh aufgestanden, weil ich eigentlich das Löwenzahn-Experiment wiederholen wollte. Kennen Sie das? Also, das geht so: Suchen Sie sich in Ihrem Garten einen möglichst gesunden und frech aussehenden Löwenzahn. Er sollte eine kräftige Knospe haben und auf einem starken Stängel stehen. Wiegen Sie dann am besten mit der Küchenwaage rund zweieinhalb Kilo Erde ab. Diese Erde legen Sie sanft in einem Haufen auf den Stängel, möglichst so, dass der gebogen, aber nicht geknickt wird. Ganz richtig: volle fünf Pfund Erde. Wundern Sie sich nicht. Bei nicht zu strenger Hitze finden Sie etwa drei bis vier Stunden später den Erdhaufen ohne gebogenen Löwenzahnstängel, denn der steht mittlerweile steil wie das Sehrohr eines U-Bootes in dem Erdhaufen, er hat die fünf Pfund locker beiseitegedrückt. Für Botaniker mag das eine durchaus unwissenschaftliche Methode sein, für mich reicht das zum Nachweis des immer noch ungebrochenen Lebenswillens der Mutter Natur.
Ich wiederholte das Experiment nicht, weil ich ins Träumen geriet, was mir häufig widerfährt. In der Nacht war ein Gewitter niedergegangen, das Gras war nass, die Blätter der Sträucher glänzten. Darüber ein Pärchen Roter Milane und abseits über Dreis ein Turmfalke, unruhig und pfeilschnell. Aus einem Erdloch am Stamm der jungen Linde, die Corny uns geschenkt hatte, kroch eine Hummel, blieb eine Weile in der Sonne hocken, spreizte die Flügel und machte sich an die Mühen des Tages. Anfangs klang es so, als käme ihr Motor nur stockend ins Laufen.
Das Fenster des Schlafzimmers quietschte leise, als Dinah es aufzog, um verschlafen zu fragen: »Was machst du denn so früh da draußen?«
»Ich freue mich des Lebens«, antwortete ich. »Um diese Zeit geht das noch, weil die meisten Idioten schlafen.«
»Das ist ja furchtbar«, klagte sie, schloss das Fenster und war verschwunden. Es ist ein beruhigendes Gefühl, gefragt zu werden, warum man etwas tut. Es ist der Beweis, nicht allein zu sein.
Mein Kater Paul suchte muffig nach einer Stelle im Gras, die nicht nass war, und als er keine fand, sah er mich voller Verachtung an: Nicht mal das kriegst du geregelt!
Willi kam um die Ecke und maunzte laut, weil er seinen Erziehungsberechtigten Paul suchte.
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