Ein amerikanischer Thriller - James Ellroy - E-Book

Ein amerikanischer Thriller E-Book

James Ellroy

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Beschreibung

Ellroys Gesellschaftsporträt der Kennedyzeit ist ein Meilenstein der amerikanischen Kriminalliteratur – schonungslos, hart und brillant konstruiert. Fünf Jahre amerikanische Geschichte: vom Aufstieg John F. Kennedys bis zu seiner Ermordung. Hinter dem Mythos jener Jahre, die als Zeiten der Unschuld galten, wird die Lüge sichtbar, hinter der Verklärung der tatsächliche Schrecken. James Ellroy erzählt die Geschichte eines vielfachen Verrats und einer Männerfreundschaft zwischen zwei ungleichen FBI-Agenten, deren erbittertster Widersacher im Dienst des Multimillionärs Howard Hughes steht.

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Das Buch

Fünf Jahre amerikanische Geschichte, vom Aufstieg John F. Kennedys bis zu seiner Ermordung in Dallas. Von kleinen Gangstern und FBI-Männern, Erpressungsartisten und schwulen Nachtclub-Entertainern, von Mafiabossen, J. Edgar Hoover und Howard Hughes: James Ellroy erzählt von der Kehrseite des amerikanischen Mythos.

Howard Hughes: halbirrer, drogensüchtiger Multimillionär, der Las Vegas aufkaufen will. J. Edgar Hoover: mörderisch eitler FBI-Chef, der wie keiner die Kunst der Intrige beherrscht, der die Existenz der Mafia schlicht leugnet. Joe Kennedy senior: skrupelloser Aufsteiger, in Geschäfte verstrickt mit dem organisierten Verbrechen, das seine Söhne bekämpfen. Mafiabosse verbünden sich mit dem CIA-Agenten, CIA-Chefs engagieren Kriminelle – 1961 kommt es zum Desaster in der Schweinebucht. Am Ende steigert sich das Tempo bis zum Showdown: Am 22. November 1963 fallen die Schüsse von Dallas.

Der Autor

James Ellroy, Jahrgang 1948, begann seine Schriftstellerkarriere 1979 mit Browns Grabgesang. Mit Die Schwarze Dahlie gelang ihm der internationale Durchbruch. Allein mit dem Deutschen Krimipreis wurde Ellroy fünfmal ausgezeichnet, etliche seiner Bücher wurden verfilmt, darunter L.A. Confidential und Black Dahlia.

Von James Ellroy sind in unserem Hause bereits erschienen:

Die L.A.-Serie:

Black Dahlia – Die Schwarze Dahlie

Blutschatten

L.A. Confidential

White Jazz

Die Underworld-Trilogie:

Ein amerikanischer Thriller

Ein amerikanischer Albtraum

Blut will fließen

Außerdem:

Crime Wave

Der Hilliker-Fluch

Perfidia

Besuchen Sie uns im Internet:www.ullstein-taschenbuch.de

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen,wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung,Speicherung oder Übertragungkönnen zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

Neuausgabe im Ullstein Taschenbuch1. Auflage Januar 20105. Auflage 2012

© 1996 für die deutsche Ausgabe by Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg© 1995 by James EllroyTitel der amerikanischen Originalausgabe: American Tabloid(Alfred A. Knopf, New York)

Umschlaggestaltung: Büro Jorge Schmidt, MünchenTitelabbildung: © Christoph Neunhöffer/plainpicture

E-Book-Konvertierung: CPI – Ebner & Spiegel, Ulm

Printed in Germany

E-Book ISBN 978-3-8437-1026-8

Amerika war nie unschuldig. Unsere Unschuld ist bei der Überfahrt draufgegangen, ohne daß wir ihr nachgeweint hätten. Der Sündenfall läßt sich nicht auf ein bestimmtes Ereignis oder besondere Umstände zurückführen. Was man bei der Empfängnis nicht besaß, das kann man nicht verlieren.

Unser Heimweh nach einer besseren Vergangenheit, die es nie gab, ist ein Produkt der Massenmedien. Sie haben eiskalt berechnende Politiker mit einem Heiligenschein versehen und deren zweckdienliche Taten in hochsinnige moralische Entscheidungen verwandelt. Unsere Sicht ist derart verschwommen, daß Wahrheitsfindung und Erkenntnis unmöglich geworden sind. Da kann nur rücksichtslose Wirklichkeitstreue Abhilfe schaffen.

Die heilige Dreifaltigkeit von Camelot bestand in Wahrheit aus gutem Aussehen, kräftigen Ellenbogen und Sex. Jack Kennedy war der legendäre Inbegriff eines besonders saftigen Abschnitts unserer Geschichte. Er konnte die Leute herrlich einseifen und hatte eine Weltklassefrisur. Er war ein Bill Clinton ohne ständige Medienüberwachung und mit ein paar Speckrollen weniger am Bauch.

Angesichts seiner späteren Heiligsprechung hätte Jack in keinem besseren Augenblick umgelegt werden können. Doch die Ewige Flamme auf seinem Grab wird von Lügen umloht. Es ist an der Zeit, seine Urne umzubetten und ein paar Männer genauer zu betrachten, die seinen Aufstieg begleitet und seinen Fall befördert haben.

Es waren dies verkrachte Polizisten und Erpressungskünstler. Abhörspezialisten und Glücksritter und schwule Nachtclub-Entertainer. Wäre ihr Leben auch nur eine Sekunde lang anders verlaufen, sähe die amerikanische Geschichte für uns anders aus.

Es ist an der Zeit, eine Epoche von ihrem Mythos zu befreien und einen neuen Mythos zu begründen, der in der Gosse beginnt und nach den Sternen greift. Es ist an der Zeit, anzuerkennen, was schlechte Menschen geleistet haben und wie sie unbemerkt das Antlitz ihrer Zeit prägten.

Von ihnen handelt dieses Buch.

ERSTER TEIL

NÖTIGUNG

November bis Dezember 1958

1   Pete Bondurant (Beverly Hills, 22. 11. 58)

Er setzte sich seinen Schuß stets vor laufendem Fernsehapparat.

Irgendwelche Latinos schwenkten Waffen. Der Obermacker zupfte Läuse aus dem Bart und regte sich auf. Schwarzweiß-Aufnahmen von CBS-Clowns im Kampfanzug. »Kuba, schlimm, schlimm«, sagte der Reporter, »Fidel Castros Rebellen gegen Fulgencio Batistas Armee.«

Howard Hughes fand die Vene und spritzte sich Codein. Pete schaute ihm heimlich zu – Hughes hatte die Schlafzimmertür nur angelehnt.

Das Mittel wirkte. Die Gesichtszüge Howards des Großen erschlafften.

Draußen klapperten die Servierwagen der Zimmerkellner. Hughes wischte die Nadel ab und wechselte das Programm. Die Nachrichten wurden von der »Howdy Doody Show« abgelöst – Routinebusiness im Beverly Hills Hotel.

Pete trat auf die Veranda hinaus – mit Blick auf den Pool, ein guter Beobachtungsposten für einen Aufpasser. Mieses Wetter heute: Keine Möchtegern-Starlets im Bikini zu sehen.

Er schaute auf die Uhr, ihm war kribbelig zumute.

Mittags hatte er eine Scheidungssache zu erledigen – der Mann nahm seinen Lunch in flüssiger Form zu sich und stand auf Frischfleisch. Gute Blitzlichtlampen besorgen: Wenn die Fotos verwackelt waren, sah man nur so etwas wie bumsende Spinnen. Für Hughes erledigen: Rauskriegen, wer die Vorladungen wegen der TWA-Antitrust-Klage verteilte, und die Leute bestechen, bis sie meldeten, Howard der Große habe in Richtung Mars abgehoben.

Wie Howard der Schlaue erklärt hatte: »Ich werde mich nicht gegen die zwangsweise verfügte Auflösung wehren, Pete. Ich tauche einfach ewig lange ab und treibe den Preis in die Höhe, bis ich verkaufen muß. TWA habe ich ohnehin satt, und ich verkaufe erst, wenn ich mindestens fünfhundert Millionen Dollar dafür kriege.«

Dabei zog er einen Schmollmund: der Kleine Lord als alternder Junkie.

Ava Gardner segelte am Pool vorbei. Pete winkte; Ava zeigte ihm den Finger. Sie kannten sich schon lange: Für ein Wochenende, das sie mit Hughes verbrachte, hatte er ihr eine Abtreibung verschafft. Pete, der Renaissancemensch: Zuhälter, Rauschgiftlieferant, Schläger mit Privatdetektiv-Lizenz.

Hughes und er kannten sich schon seit eeewigen Zeiten.

Juni '52. Deputy Sheriff Pete Bondurant – Leiter der Nachtschicht der Polizeiaußenstelle San Dimas. Die eine beschissene Nacht: ein Niggervergewaltiger auf freiem Fuß, die Ausnüchterungszelle gerammelt voll mit jaulenden Säufern.

Der Schnapsbruder, der ihm zusetzte. »Ich weiß, wer du bist, Macker. Du bringst unschuldige Weiber um und deinen eigenen –«

Er prügelte den Mann mit bloßen Fäusten tot.

Die Polizei vertuschte den Vorfall. Ein Augenzeuge verpfiff ihn beim FBI. Für ihren Mann in Los Angeles war der Säufer ein »Bürgerrechtsopfer«.

Zwei Agenten nahmen ihn in die Zange: Kemper Boyd und Ward J. Littell. Howard Hughes sah sein Bild in der Zeitung und witterte hochkarätiges Schlägerpotential. Hughes brachte die Sache ins reine und machte ihm ein Stellenangebot: Springer, Zuhälter, Rauschgiftbeschaffer.

Howard heiratete Jean Peters und brachte sie allein in einem Riesenhaus unter. Danach stand auch »Wachhund« auf Bondurants Aufgabenzettel. Die prächtigste Hundehütte der Welt, die Nachbarvilla, war in dem Job inbegriffen.

Howard Hughes über die Ehe: »Als Institution finde ich sie entzückend, Pete, nur das Zusammenleben macht mir zu schaffen. Sei so gut, das Jean gelegentlich auszurichten. Und sollte sie sich einsam fühlen, sag ihr, daß ich stets an sie denke, auch wenn ich mit Arbeit überhäuft bin.«

Pete zündete sich eine Zigarette an. Wolken zogen vorbei – die Poolgäste fröstelten. Die Gegensprechanlage knackte – Hughes befahl ihn zu sich.

Er trat ins Schlafzimmer. Im Fernseher lief »Captain Kangaroo«, der Ton war heruntergedreht.

Dämmriges Schwarzweiß – Howard der Große als dunkler Schatten.

»Sir?«

»›Howard‹, wenn wir unter uns sind. Das weißt du doch.«

»Ich hab' heute meinen unterwürfigen Tag.«

»Du willst sagen, dich sticht der Hafer wegen deiner Herzensdame, Miss Gail Hendee. Na, gefällt ihr das Wachhäuschen?«

»Allerdings. Sie hält ebenso wenig vom Zusammenleben wie Sie und sagt, daß zwei Personen in vierundzwanzig Zimmern besser miteinander klarkommen.«

»Ich mag selbständige Frauen.«

»Nein, das tun Sie nicht.«

Hughes schüttelte die Kissen auf. »Richtig. Aber ich mag den Begriff der selbständigen Frau und habe ihn in meinen Filmen immer zu verwerten versucht. Und bin überzeugt, daß Miss Hendee sich als Partnerin bei Erpressungen ebenso bewährt wie als Geliebte. Nun, Pete, zur TWA-Antitrust-Sache…«

Pete angelte sich einen Stuhl. »Die Gerichtsvollzieher kommen nicht zu Ihnen durch. Ich habe jeden Angestellten im Hotel bestochen und in der übernächsten Bungalowreihe einen Schauspieler einquartiert. Er sieht aus wie Sie und zieht sich an wie Sie, und ich lasse rund um die Uhr Callgirls bei ihm ein- und ausgehen, damit es nach wie vor heißt, daß Sie Frauen ficken. Ich überprüfe jede vorgesehene Neueinstellung, Männer wie Frauen, um sicherzugehen, daß uns das Justizministerium keinen Agenten unterschiebt. Sämtliche leitenden Angestellten des Hotels haben Geld an der Börse investiert, und für jeden Monat, den Sie ohne Vorladung überstehen, kriegt jeder von mir zwanzig Aktien der Hughes Tool Company. Solange Sie sich in diesem Bungalow aufhalten, kriegen Sie keine Vorladung und brauchen nicht vor Gericht zu erscheinen.«

Hughes zupfte an seinem Bademantel – kleine Zeichen zittriger Unruhe. »Du bist ein sehr grausamer Mann.«

»Nein, ich bin Ihr sehr grausamer Mann, darum gestatten Sie mir, Ihnen zu widersprechen.«

»Du bist ›mein Mann‹ und betreibst dennoch deine etwas anrüchige Nebentätigkeit als Privatdetektiv.«

»Doch nur weil Sie mich bedrängen. Weil ich auch kein Weltmeister im Zusammenleben bin.«

»Trotz des Gehalts, das ich dir aussetze?«

»Nein, gerade deswegen.«

»Wie das?«

»Sehen Sie, ich habe eine Villa in Holmby Hills, aber Sie haben die Besitzurkunde dafür. Ich fahre ein 58er Pontiac Coupé, aber Sie haben den Fahrzeugbrief. Ich habe ein –«

»Das führt zu nichts.«

»Howard, Sie wollen was von mir. Sagen Sie was, und ich mach's.«

Hughes drückte auf die Fernbedienung. »Captain Kangaroo« verschwand. »Ich habe Hush-Hush gekauft. Meine Beweggründe, warum ich ein skurriles Skandalblatt erworben habe, sind zweifacher Art. Zum einen korrespondiere ich mit J. Edgar Hoover und möchte meine freundschaftliche Beziehung zu ihm festigen. Wir beide mögen den Hollywood-Klatsch, den Hush-Hush verbreitet, das heißt, der Kauf der Zeitschrift ist für mich ein ebenso amüsanter wie politisch geschickter Schachzug. Zum anderen denke ich an die politischen Verhältnisse insgesamt. Kurz, ich will in der Lage sein, Politiker angreifen zu können, die mir zuwider sind, insbesondere einen ruchlosen Playboy wie Senator John Kennedy, der 1960 möglicherweise als Präsidentschaftskandidat gegen meinen guten Freund Dick Nixon antreten wird. Wie dir bestimmt bekannt ist, waren Kennedys Vater und ich in den zwanziger Jahren Geschäftsrivalen, und ich kann, offen gesagt, die ganze Familie nicht ausstehen.«

»Und?« sagte Pete.

»Und ich weiß, daß du für Hush-Hush als ›Story-Überprüfer‹ gearbeitet hast, das heißt, du verstehst was von der Seite des Geschäfts. Sie weist gewisse Aspekte auf, die mit Erpressung verwandt sind, daher bin ich überzeugt, daß du dafür taugst.«

Pete ließ die Fingerknöchel knacken. »›Eine Story überprüfen‹ heißt: ›Lassen Sie die Klage gegen die Zeitschrift bleiben, oder Sie kriegen's mit mir zu tun.‹ Wenn ich mich in der Hinsicht nützlich machen kann, soll's mir recht sein.«

»Gut. Das ist doch ein Anfang.«

»Zur Sache, Howard. Ich kenne die Leute, sagen Sie mir, wer geht und wer bleibt.«

Hughes zuckte zusammen – fast unmerklich. »Die Empfangsdame war eine Negerin mit schuppigen Haaren, also habe ich sie gefeuert. Der freie Mitarbeiter, der den Schmutz ausgegraben hat, hat aufgehört, und ich will, daß du mir einen neuen dafür besorgst. Sol Maltzman behalte ich. Er hat unter Pseudonym seit Jahren sämtliche Artikel verfaßt, deswegen halte ich es für angebracht, ihn weiter zu beschäftigen, obwohl er als Kommunist auf der Schwarzen Liste steht und nachweislich mindestens neunundzwanzig linken Organisationen angehört, und –«

»Und mehr Mitarbeiter brauchen Sie nicht. Sol leistet gute Arbeit, und wenn alle Stricke reißen, kann Gail für ihn einspringen – sie hat seit mehreren Jahren ab und zu für Hush-Hush geschrieben. Für die juristische Seite der Angelegenheit haben Sie Ihren Rechtsanwalt, Dick Steisel, und was Abhörwanzen angeht, dafür kann ich Ihnen Fred Turentine besorgen. Ich organisiere Ihnen einen guten Typen für die Wühlarbeit. Ich bleib' dran und hör mich um, aber das kann dauern.«

»Ich vertrau' dir. Du wirst wie immer ausgezeichnete Arbeit leisten.«

Pete knetete seine Knöchel. Die Gelenke schmerzten – ein sicheres Zeichen, daß Regen im Anzug war. »Muß das sein?« sagte Hughes.

»Diese Hände haben uns zusammengeführt. Sie sollen nur wissen, Boss, daß sie noch da sind.«

Das Wohnzimmer der Wachhundehütte maß 25 auf 20 Meter.

Die Wände des Foyers waren aus goldgesprenkeltem Marmor.

Neun Schlafzimmer. Zehn Meter tiefe begehbare Kühlschränke. Hughes ließ die Teppiche einmal im Monat reinigen – sie waren einmal von einem Schwarzen betreten worden.

Überwachungskameras auf dem Dach und den oberen Treppenabsätzen – auf die Schlafzimmer von Mrs. Hughes im Nachbarhaus ausgerichtet.

Pete fand Gail in der Küche. Sie hatte prächtige Kurven und langes braunes Haar.

»Normalerweise hört man, wenn jemand ins Haus kommt, aber unsere Eingangstür liegt 'ne halbe Meile entfernt«, sagte Gail.

»Wir wohnen schon seit einem Jahr hier, und du machst immer noch Witze.«

»Ich wohne im Tadsch Mahal. Da muß man sich dran gewöhnen.«

Pete hockte sich rittlings auf einen Stuhl. »Du bist nervös.«

Gail rutschte mit ihrem Stuhl von ihm weg. »Weißt du … was Erpresserinnen angeht, gehöre ich zur nervösen Sorte. Wie heißt unser heutiger Mann?«

»Walter P. Kinnard. Siebenundvierzig Jahre alt, hat die Frau seit den Flitterwochen betrogen. Er hängt an den Kindern, und die Frau sagt, daß er einknickt, wenn ich ihm mit den Bildern auf den Pelz rücke und drohe, sie den Kindern zu zeigen. Er ist ein Säufer und läßt sich immer in der Mittagspause vollaufen.«

Gail bekreuzigte sich – halb im Spaß, halb ernst. »Wo?«

»Du triffst ihn in ›Dale's Secret Harbor‹. Er hat eine Absteige ganz in der Nähe, wo er seine Sekretärin fickt, aber du bestehst auf dem Ambassador. Du bist zu einem Kongreß in die Stadt gekommen und hast ein schnuckliges Zimmer mit einer gutbestückten Bar.«

Gail erschauerte. Bibbern am frühen Morgen – ein sicheres Zeichen, daß ihr die Sache stank.

Pete schob ihr einen Schlüssel hin. »Ich habe das Nachbarzimmer genommen, damit du abschließen und dich unauffällig verhalten kannst. Ich habe das Schloß zur Verbindungstür aufgekriegt und glaube daher nicht, daß es groß Krach gibt.«

Gail zündete sich eine Zigarette an. Ihre Hände waren ruhig – gut. »Lenk mich ab. Sag mir, was Howard der Einsiedler wollte.«

»Er hat Hush-Hush gekauft. Ich soll ihm einen freien Mitarbeiter beschaffen, damit er sich am Hollywood-Klatsch aufgeilen und ihn an seinen Kumpel J. Edgar Hoover weitertragen kann. Er möchte seine alten politischen Feinde anschwärzen, darunter deinen Ex-Freund Jack Kennedy.«

Gail lächelte zuckersüß. »Ein paar Wochenenden haben ihn nicht zu meinem Freund gemacht.«

»Dein Scheißlächeln hat ihn dazu gemacht.«

»Er hat mich einmal nach Acapulco eingeflogen. So was könnte auch Howard der Einsiedler tun, deswegen bist du eifersüchtig.«

»Er hat dich während seiner Flitterwochen eingeflogen.«

»Na und? Er hat aus politischen Gründen geheiratet, und die Politik sorgt nun mal für seltsame Bettgenossen. Und mein Gott, du bist sooo ein Spanner.«

Pete zog die Waffe raus und überprüfte den Ladestreifen – derart rasch, daß er nicht hätte sagen können, wieso.

»Glaubst du nicht, daß wir ein eigenartiges Leben führen?« sagte Gail.

Sie fuhren in getrennten Wagen in die Stadt. Gail saß an der Bar; Pete nahm in einer Nische in der Nähe Platz und nuckelte an einem Highball.

Das Restaurant war gerammelt voll – Dale's war zum Lunch immer voll. Pete bekam stets einen Ehrenplatz – er hatte dem Besitzer mal einen Erpresser vom Hals geschafft.

Zahlreiche Frauen trieben sich rum: in der Regel aus den Büros am Wilshire. Gail stach heraus: Sie hatte das gewisse Etwas. Pete schlang Cocktailnüsse in sich hinein – er hatte vergessen zu frühstücken.

Kinnard war verspätet. Pete tastete den Raum mit seinem Röntgenblick ab.

Bei den Telefonen hockte Jack Whalen – die Nummer eins der Buchmacher von Los Angeles. Zwei Nischen weiter ein paar hohe Tiere vom LAPD, dem Los Angeles Police Department. Die Ärsche tuschelten miteinander. »Bondurant.« … »Klar, die Sache mit der Cressmeyer damals.«

Ruth Mildred Cressmeyers Geist saß drüben an der Bar: das traurige alte Mädchen mit den zittrigen Händen.

Pete verlor sich in Erinnerungen.

Ende 1949. Er hatte ein paar anständige Nebeneinnahmen. Er paßte bei Kartenspielen auf, und er vermittelte Abtreibungen. Der Ausschabungsdoktor war sein kleiner Bruder Frank.

Pete hatte sich zu den U.S. Marines gemeldet, um die Green Card zu bekommen. Frank blieb bei der Familie in Quebec und studierte Medizin.

Pete kam früh auf den Geschmack. Frank spät.

Nicht französisch, sondern englisch reden. Den Akzent loswerden und nach Amerika auswandern.

Als Frank in L. A. ankam, wollte er vor allem eins: Geld. Er bestand die Zulassungsprüfung und machte sich selbständig: Abtreibungen und Morphium zu verkaufen.

Frank stand auf Showgirls und Karten. Frank stand auf Gangster. Frank stand auf Mickey Cohens Pokerpartien am Donnerstagabend.

Frank freundete sich mit einem Räuber namens Huey Cressmeyer an. Hueys Mami betrieb eine Abtreibungsklinik in Niggertown. Huey schwängerte sein Mädchen und bat Mami und Frank um Hilfe. Huey drehte durch und überfiel die Donnerstagspokerpartie – Pete hatte wegen einer Grippe dienstfrei.

Mickey setzte Pete auf ihn an.

Pete bekam einen Tip: Huey hatte sich in einer Absteige in El Segundo eingeigelt. Das Haus gehörte einem von Jack Dragnas Killern.

Mickey haßte Jack Dragna. Mickey verdoppelte den Preis und beauftragte Pete, alle Leute im Haus umzubringen.

14. Dezember 1949 – der Tag war frostig und bedeckt.

Pete setzte den Schlupfwinkel mit einem Molotow-Cocktail in Brand. Vier schwarze Schatten hasteten zur Hintertür hinaus und versuchten, die Flammen zu ersticken. Pete erschoß sie und ließ sie verbrennen.

Die Zeitungen gaben ihre Namen bekannt:

Hubert John Cressmeyer, 24.

Ruth Mildred Cressmeyer, 56.

Linda James Camrose, 20, im vierten Monat schwanger.

François Bondurant, 27, Arzt, frankokanadischer Immigrant.

Offiziell blieben die Morde ungelöst. Bei Insidern sickerte die Geschichte durch.

Jemand rief seinen Vater in Quebec an und verpfiff ihn. Der Alte rief bei ihm an und bat ihn flehentlich, die Geschichte zu bestreiten.

Er war eingeknickt, oder er strahlte jede Menge Schuldbewußtsein aus. Jedenfalls brachten sich sein Alter und seine Alte noch am selben Tag durch Einatmen von Autoabgasen um.

Die Tante an der Bar war Ruth Mildreds Scheißzwillingsschwester.

Die Zeit wollte nicht vergehen. Er schickte dem alten Mädchen Nachschub auf Kosten des Hauses. Walter P. Kinnard kam herein und setzte sich neben Gail.

Das Spiel konnte beginnen.

Gail winkte dem Barmann. Walter der Aufmerksame bemerkte die Geste und pfiff. Der Barmann sauste mit dem Martini-Shaker herbei – Walt der wackere Trinker hatte hier was gut.

Gail die Hilflose suchte in ihrer Handtasche nach Streichhölzern. Walt der Hilfreiche zückte das Feuerzeug und lächelte. Walt dem Anmacher rieselten Schuppen aufs Jackett.

Gail lächelte. Walt der Anmacher lächelte. Walt der Elegante trug weiße Socken zum feingestreiften Dreiteiler.

Die Turteltäubchen entschieden sich für Martinis und Small talk. Pete beäugte das Vorspiel. Gail stürzte ihren Drink runter, um sich Mut zu machen – ihre Nerven lagen bloß.

Sie berührte Walts Arm. Ihr Schuldgefühl war deutlich – vom Geld abgesehen, war ihr das Ganze zuwider.

Pete schlenderte zum Ambassador hinüber und ging auf sein Zimmer. Das Arrangement war perfekt: sein Zimmer, Gails Zimmer, die Verbindungstür, die einen eleganten Zugriff erlaubte.

Er zog die Kamera auf und brachte einen Blitzlichtstreifen an. Er ölte die Verbindungstür. Er probierte Einstellungen aus, um das Gesicht draufzukriegen.

Die zehn Minuten dehnten sich. Pete horchte auf Geräusche im Nachbarzimmer. Da, Gails Signal – »Verdammt, wo ist mein Schlüssel« –, ein bißchen zu laut.

Pete preßte sich an die Wand. Er hörte, wie Walt der Einsame eine Rührnummer abzog: Meine Frau und meine Kinder wissen nicht, daß ein Mann gewisse Bedürfnisse hat. Gail erkundigte sich, wieso er dann sieben Kinder habe? Walt erklärte, damit die Frau zu Hause bleibe, wo eine Frau hingehört.

Die Stimmen verloren sich in Richtung Bett. Schuhe plumpsten zu Boden. Gail warf einen ihrer hochhackigen Schuhe an die Wand – ihr Signal. Drei Minuten bis zum Start.

Pete lachte – Zimmer für dreißig Dollar die Nacht mit papierdünnen Wänden.

Reißverschlüsse ratschten. Bettfedern ächzten. Der Sekundenzeiger tickte. Walter P. Kinnard begann zu stöhnen – bei zwei Minuten vierundvierzig saß er, Petes Stoppuhr zufolge, im Sattel.

Pete wartete die drei Minuten exakt ab. Er drückte vooooorsichtig die Tür auf – das Scharnieröl sorgte dafür, daß auch nicht das geringste Quiiiiietschen zu hören war.

Da: Gail und Walter P. Kinnard beim Ficken.

In der Missionarsstellung, die Köpfe dicht beieinander – gerichtstauglicher Beweis für Ehebruch. Walt genoß in vollen Zügen. Gail täuschte Ekstase vor und zupfte an der Nagelhaut.

Pete schoß Nahaufnahmen.

Eins, zwei, drei, Kamerablitze im Maschinengewehrtakt. Das ganze gottverdammte Zimmer wurde strahlend hell.

Kinnard stieß einen schrillen Schrei aus und löste sich von ihr, schlaff wie ein Waschlappen. Gail rollte vom Bett und rannte ins Badezimmer.

Walt die Sexbombe splitternackt: 1,75 Meter, zweihundertzehn Pfund, untersetzt.

Pete ließ die Kamera fallen und packte ihn. Pete sprach langsam und deutlich.

»Deine Frau will eine Scheidung. Sie will achthundert im Monat, das Haus, den 56er Buick und eine Zahnspangenbehandlung für deinen Sohn Timmy. Du gibst ihr alles, was sie will, oder ich krieg' dich und bring' dich um.«

Kinnard spuckte Speichelblasen. Pete imponierte Kinnards Farbe: halb schockblau, halb arteriell rot.

Durch die Badezimmertür drang Dampf – Gails Dusche danach, rasch wie immer.

Pete ließ Walt los. Sein Arm zitterte vor Anstrengung: mehr als zweihundert Pfund, nicht schlecht.

Kinnard schnappte sich seine Kleider und stolperte zur Tür hinaus. Pete sah, wie er den Korridor hinunterstolperte und gleichzeitig versuchte, ins richtige Hosenbein zu schlüpfen.

Gail trat aus einer Dampfwolke. Ihr »Ich-kann-bald-nicht-mehr« überraschte ihn kaum.

Walter P. Kinnard schloß einen außergerichtlichen Vergleich. Petes ungebrochene Gewinnsträhne verlängerte sich: Ehefrauen 23, Ehemänner 0. Mrs. Kinnard bezahlte: fünf Riesen sofort und 25 Prozent des Unterhalts bis in alle Ewigkeit.

Dann: drei Tage in Howard Hughes' Diensten.

Die TWA-Klage ging Howard dem Großen auf die Nerven. Pete verstärkte die Ablenkungsmanöver.

Er gab Nutten Geld, damit sie den Zeitungen zuspielten: Hughes hatte sich in Absteigen verkrochen. Er überschüttete die Vollzugsbeamten mit telefonischen Hinweisen. Hughes war in Bangkok, Maracaibo, Seoul. Er quartierte ein zweites Hughes-Double im Biltmore ein: einen alten, gut bestückten Pornodarsteller. Opa war tatsächlich priapisch – er schickte ihm Barbara Payton zu Liebesdiensten rüber. Die alkoholbenebelte Babs glaubte allen Ernstes, der alte Clown wäre Hughes. Sie verkündete weit und breit: Klein-Howard war um 15 Zentimeter gewachsen.

J. Edgar Hoover hätte die Klage ohne weiteres abwürgen können. Hughes weigerte sich, ihn um Hilfe zu bitten.

»Noch nicht, Pete. Zuvor muß ich meine Freundschaft mit Mr. Hoover festigen. Dabei spielt, wie ich meine, der Kauf von Hush-Hush eine entscheidende Rolle, doch bin ich darauf angewiesen, daß du mir einen neuen Skandalspezialisten auftreibst. Du weißt doch genau, mit welcher Leidenschaft Mr. Hoover belastende Informationen sammelt.«

Pete verbreitete in der Gerüchteküche:

Neuer Hush-Hush-Schmutzfink gesucht. Interessierte Dreckschleudern mögen sich telefonisch bei Pete B. melden.

Pete schob Telefondienst am Wachhundehüttenapparat. Clowns riefen an. »Ich möchte einen saftigen Skandal hören, damit ich Ihre Glaubwürdigkeit überprüfen kann«, sagte Pete.

Die Clowns gingen darauf ein. Und das kam dabei heraus:

Pat Nixon hatte soeben Nat »King« Coles Baby zur Welt gebracht. Lawrence Welk leitete einen Callboy-Ring. Patti Page und Francis, das sprechende Maultier, waren ein heißes Paar.

Eisenhower hatte nachweislich Negerblut. Rin TinTin hatte Lassie geschwängert. Jesus Christus leitete ein schwarzes Hurenhaus in Watts.

Es kam noch schlimmer. Pete hatte neunzehn Interessenten notiert – einer übergeschnappter als der andere.

Das Telefon klingelte – Irrer Nummer zwanzig im Anmarsch. Pete hörte ein Knistern in der Leitung – wahrscheinlich ein Ferngespräch.

»Wer ist dran?«

»Pete? Ich bin's, Jimmy.«

HOFFA.

»Jimmy, wie geht's dir?«

»Ich friere. Es ist saukalt in Chicago. Ich rufe von einem Kumpel aus an, und bei dem ist die Heizung im Eimer. Bist du sicher, daß dein Telefon nicht abgehört wird?«

»Ganz sicher. Freddy Turentine überprüft einmal im Monat sämtliche Apparate von Mr. Hughes auf Wanzen.«

»Dann kann ich sprechen?«

»Du kannst sprechen.«

Hoffa legte los. Pete hielt den Hörer auf Armeslänge vom Ohr weg und verstand ihn ausgezeichnet.

»Der McClellan-Untersuchungsausschuß klebt an mir wie Fliegen an der Scheiße. Der wieselige kleine Schwanzlutscher Bobby Kennedy hat dem halben Land eingetrichtert, die Teamster seien schlimmer als die gottverdammten Kommunistenschweine, und saut mich und meine Leute wie ein Verrückter mit Vorladungen voll und läßt seine Staatsanwälte auf meiner Gewerkschaft rumkrabbeln wie –«

»Jimmy –«

»– Fliegen auf Hundescheiße. Zuerst hetzt er Dave Beck, und jetzt will er mir auf den Leib rücken. Bobby Kennedy ist eine einzige riesige Hundescheiße-Lawine. Ich baue in Florida das Ferienzentrum Sun Valley, und Bobby versucht rauszukriegen, wo die drei Millionen her sind, die das gekostet hat. Er nimmt an, daß ich sie aus der Pensionskasse genommen habe –«

»Jimmy –«

»– und er meint, er kann seinen Mösenlecker von Bruder auf meinem Rücken zum Präsidenten wählen lassen. Er meint, James Riddle Hoffa ist eine beschissene politische Trittleiter. Er meint, ich bück' mich und reiß' mir den Arsch auf wie eine gottverdammte Schwuchtel. Er meint –«

»Jimmy –«

»– ich sei ein Schwächling, wie er und sein Bruder. Er meint, ich kneif' den Schwanz ein wie Dave Beck. Und als ob das alles nicht langen würde, gehört mir ein Taxistand in Miami. Die hitzköpfigen Exilkubaner, die für mich arbeiten, tun den lieben langen Tag nichts anderes, als sich über den Wichser Castro und den Wichser Batista in die Haare zu geraten, wie wie wie …«

Hoffa schnappte heiser nach Luft. »Was willst du?« fragte Pete.

Jimmy atmete durch. »Ich hab' einen Job für dich in Miami.«

»Wieviel?«

»Zehntausend.«

»Abgemacht«, sagte Pete.

Er buchte einen Flug um Mitternacht. Er benutzte einen falschen Namen und ließ die Rechnung für den First-Class-Flug an Hughes Aircraft schicken. Das Flugzeug landete pünktlich um acht Uhr früh.

Pete nahm ein Taxi zu einer Teamster-Autovermietung, wo ein neuer Cadillac Eldorado auf ihn wartete. Jimmy hatte vorgesorgt: Man wollte weder Kaution noch Ausweis von ihm.

Unter dem Armaturenbrett klebte eine Notiz.

»Taxistand Flagler/Northwest 46. Street. Mit Fulo Machado reden.« Eine Wegbeschreibung folgte.

Pete fuhr los. Die Szenerie verlor rasch an Reiz.

Große Häuser wurden kleiner und kleiner. Weiße Spießer machten weißem Abschaum, Niggern und Latinos Platz. Flagler bestand bloß aus billigen Ladenfronten.

Der Taxistand hatte einen Tigerstreifen-Verputz. Die Taxis auf dem Parkplatz waren in Tigerstreifen lackiert. Latinos in tigergestreiften Hemden schlangen Doughnuts und billigen Wein in sich hinein.

Auf dem Schild über der Tür stand: Tiger Kab. Se Habla Español.

Pete parkte direkt davor. Die Getigerten musterten ihn und schnatterten. Er streckte sich zu voller Größe, 1,95 Meter, und ließ den Hemdzipfel aus der Hose rutschen. Die Spics sahen die Waffe und schnatterten auf Hochtouren.

Er ging in den Taxischuppen. Nette Tapete: Tigerfotos von der Decke bis zum Boden. Aus National Geographie – Pete platzte beinahe laut heraus.

Der Fahrdienstleiter winkte ihn zu sich. Sein Gesicht sah vielleicht aus: als ob jemand darauf mit dem Messer Zick-Zack geübt hätte.

Pete nahm Platz. Der Kotzhäßliche sagte: »Ich heiße Fulo Machado. Das hat mir Batistas Geheimpolizei besorgt, also guck's dir zur Einführung einmal ausgiebig an, und vergiß es dann, kapiert?«

»Du sprichst ganz gut englisch.«

»Ich habe im Hotel Nacional in Havanna gearbeitet. Ein amerikanischer Croupier hat's mir beigebracht. Er war jedoch, wie sich herausstellte, ein Maricón, der mich mißbrauchen wollte.«

»Was hast du mit ihm gemacht?«

»Dem Maricón gehörte ein Schuppen auf einer Schweinefarm bei Havanna, wo er kleine kubanische Jungs hinbrachte, um sie zu mißbrauchen. Dort habe ich ihn und einen anderen Maricón entdeckt und beide mit meiner Machete getötet. Ich habe das ganze Schweinefutter aus den Trögen gestohlen und die Stalltür offengelassen. Verstehst du, ich hatte in National Geographie gelesen, daß hungrige Schweine verwesendes Menschenfleisch unwiderstehlich finden.«

»Fulo, ich mag dich«, sagte Pete.

»Wart's ab. Ich kann sehr reizbar sein, wenn es um die Feinde von Jesus Christus oder Fidel Castro geht.«

Pete unterdrückte einen Lacher. »Hat jemand von Jimmys Kollegen einen Umschlag für mich dagelassen?«

Fulo reichte ihn rüber. Pete, der endlich loslegen wollte, riß ihn auf.

Nett – eine schlichte Notiz und ein Foto.

»Anton Gretzler, 114 Hibiscus, Lake Weir, Fla. (bei Sun Valley). OL4-8812.« Das Bild zeigte einen großen Kerl, der unglaublich fett war, es schien fast ein medizinisches Wunder, daß er überhaupt existierte.

»Jimmy traut dir«, sagte Pete.

»Tut er. Er hat mir zu meiner Green Card verholfen und kann sicher sein, daß ich loyal bleibe.«

»Was hat es mit Sun Valley auf sich?«

»Das ist, was man, glaube ich, eine ›Parzellierung‹ nennt. Jimmy verkauft Grundstücke an Teamster.«

Pete: »Und was meinst du, wer im Augenblick mehr Schlag hat? Jesus oder Castro?«

»Ich glaube, im Augenblick steht es auf der Kippe.«

Pete bezog ein Zimmer im Eden Roc und rief Anton Gretzler von einem öffentlichen Fernsprecher an. Der Fettsack erklärte sich zu einem Treffen bereit: 15 Uhr, Sun Valley.

Pete legte sich ein bißchen hin und fuhr frühzeitig los. Sun Valley war das letzte: drei Feldwege durch Sumpfland, gut 35 Meter von der Interstate entfernt.

Das Gelände war in streichholzschachtelgroße Parzellen unterteilt, auf denen sich billiges Baumaterial stapelte. Alles von Sumpfland umgeben – Pete sah Alligatoren, die sich sonnten.

Es war heiß und feucht. Eine bösartige Sonne verbrannte alles Grün zu trockenem Braun. Pete lehnte sich gegen den Wagen und streckte sich. Eine Brise wehte Staubwolken auf. Die Zufahrtsstraße war von Staub eingenebelt. Ein großer Sedan bog von der Interstate ab und raste blindlings auf ihn zu.

Pete trat zur Seite. Der Wagen kam zum Stehen. Der dicke Anton Gretzler stieg aus.

Pete trat auf ihn zu. »Mr. Peterson?« fragte Gretzler.

»Ja. Mr. Gretzler?«

Der Fettsack streckte die Hand aus. Pete übersah sie.

»Stimmt was nicht? Sie sagten, Sie wollten sich ein Grundstück anschauen.«

Pete steuerte den Dickwanst zu einer sumpfigen Wiese. Gretzler hatte es gleich begriffen: bloß keinen Widerstand leisten. Alligatoren-Augen ragten aus dem Wasser.

»Sehen Sie sich mal meinen Wagen an«, sagte Pete. »Seh' ich aus wie einer Ihrer Gewerkschaftstypen, der für ein solches Baukastenhaus in Frage kommt?«

»Nun … nein.«

»Meinen Sie nicht, daß Sie Jimmy übel hinters Licht führen, wenn Sie mir solche Scheißhaufen zeigen?«

»Nun …«

»Jimmy hat mir gesagt, daß er eine nette Häuserreihe in der Gegend besitzt, die gerade zum Verkauf ansteht. Sie hätten abwarten und die den Teamstern zeigen sollen.«

»Nun … ich dachte, ich –«

»Jimmy sagt, daß Sie ein unbedachter Bursche sind. Er sagt, er hätte Sie nicht zu seinem Partner machen dürfen. Er sagt, Sie würden rumerzählen, daß er Geld aus der Teamster-Pensions-kasse borgt und was für sich abzweigt. Er sagt, Sie hätten über die Pensionskasse geschwatzt, als wären Sie ein Spitzel.«

Gretzler zuckte zusammen. Pete brach ihm das Handgelenk – Knochen splitterten und stachen durch die Haut. Gretzler versuchte zu schreien, doch der Schrei blieb ihm im Halse stecken.

»Hat dir der McClellan-Untersuchungsausschuß eine Vorladung geschickt?«

Gretzler nickte verzweifelt: Ja.

»Hast du mit Robert Kennedy oder seinen Untersuchungsbeamten gesprochen?«

Gretzler schüttelte den Kopf, fast besinnungslos vor Angst: Nein.

Pete blickte sich auf dem Highway um. Kein Wagen weit und breit, keine Zeugen –

Gretzler sagte: »BITTE.«

Pete ballerte ihm das Gehirn mitten in einem Rosenkranz weg.

2   Kemper Boyd (Philadelphia, 27. 11. 58)

Der Wagen: ein Jaguar XK-140, dunkelgrün, beiges Leder. Eine Tiefgarage: totenstill. Die Aufgabe: Den Jaguar fürs FBI klauen und den Trottel in die Falle locken, der dafür bezahlte.

Er brach die Fahrertür auf und schloß die Zündung kurz. Die Polster rochen nach Geld: Lederausstattung trieb den »Wiederverkaufspreis« in schwindelnde Höhen.

Er fuhr gemächlich Richtung Straße und wartete, bis sich im Verkehr eine Lücke auftat. Die Windschutzscheibe beschlug in der kalten Luft.

Der Käufer stand an der Straßenecke. Einer von denen, die sich an Gesetzesübertretungen aufgeilen und sie möglichst hautnah miterleben möchten.

Er bog in die Straße ein. Ein Polizeiauto schnitt ihm den Weg ab. Der Käufer sah, was passierte – und rannte davon.

Mit Gewehren bewaffnete Bullen stürzten sich auf ihn. Sie brüllten die üblichen Befehle: »Aussteigen und die Hände hochnehmen!« – »Raus jetzt!« – »Hinlegen!«

Er tat wie geheißen. Die Bullen verpaßten ihm die volle Rüstung: Handschellen, Fußschellen und Stolperketten. Sie durchsuchten ihn und rissen ihn hoch. Er schlug mit dem Kopf auf das Blinklicht eines Polizeiwagens –

Die Zelle kam ihm bekannt vor. Er schwang die Beine von der Pritsche und legte sich seine Identität zurecht.

Ich bin Special Agent Kemper C. Boyd, FBI, tätig in verdeckter Ermittlung bei Autodiebstählen. Ich bin nicht Bob Aiken, freischaffender Autodieb. Ich bin 42 Jahre alt. War in Yale. Habe einen Abschluß in Jura. Ich bin seit 17 Jahren beim FBI, geschieden, habe eine Tochter auf dem College – und bin langjähriger Autoknacker mit FBI-Lizenz.

Er lokalisierte die Zelle: Stockwerk B im FBI-Gebäude von Philadelphia.

Ihm brummte der Schädel. Hand- und Fußgelenke taten ihm weh. Er rückte seine Identität eine Spur genauer zurecht.

Ich habe Beweismaterial bei Autodiebstählen gefälscht und seit Jahren Geld einbehalten. IST DAS EINE FBI-INTERNE UNTERSUCHUNG?

Er erblickte leere Zellen zu beiden Seiten des Gangs. Er bemerkte ein paar Zeitungsseiten auf dem Spülbecken, mit balkendicken Schlagzeilen versehene Imitationen:

»Autodieb erleidet Herzattacke in bundesstaatlichem Gewahrsam« – »Autodieb tot in FBI-Zelle«.

Darunter stand in Schreibmaschinenschrift:

»Heute nachmittag gelang der Polizei von Philadelphia im Schatten des pittoresken Rittenhouse Square eine wagemutige Festnahme.

Aufgrund von anonymen Hinweisen überraschten Sergeant Gerald P. Griffen und vier andere Polizeibeamte Robert Henry Aiken, 42, beim Stehlen eines teuren Jaguars. Aiken ließ sich widerstandslos festnehmen und –«

Jemand hüstelte und sagte: »Sir?«

Kemper blickte auf. Ein Beamtentyp hielt ihm die Zellentür auf.

»Sie können zum Hintereingang hinaus, Sir. Ein Wagen erwartet Sie.«

Kemper brachte seine Kleider in Ordnung und kämmte sich. Er verließ das Gebäude durch den Lieferantenausgang und sah eine Regierungslimousine, die die Zufahrt blockierte.

Seine Limousine.

Kemper stieg hinten ein. »Hallo, Mr. Boyd«, sagte J. Edgar Hoover.

»Guten Tag, Sir.«

Die Trennscheibe glitt hoch und riegelte den Fond ab. Der Fahrer ordnete sich in den Verkehr ein.

Hoover hüstelte. »Ihre verdeckte Ermittlung ist ziemlich überstürzt beendet worden. Die Polizei von Philadelphia ging dabei etwas drastisch vor, aber dafür ist sie nun einmal bekannt, und alles andere hätte unglaubwürdig gewirkt.«

»Ich habe gelernt, unter derartigen Umständen nicht aus der Rolle zu fallen. Ich bin überzeugt, daß die Festnahme glaubhaft gewirkt hat.«

»Haben Sie für Ihre Rolle einen Ostküsten-Akzent benutzt?«

»Nein, mittlerer Westen. Ich wurde mit Akzent und Redeweise vertraut, als ich in St. Louis tätig war und meinte, dadurch mein Erscheinungsbild wirksam zu ergänzen.«

»Was selbstverständlich zutrifft. Ich für meine Person würde Ihnen in Sachen kriminelles Rollenspiel keinesfalls zu nahe treten wollen. Nehmen wir beispielsweise Ihr Sportsakko. So unangemessen es mir als Arbeitskleidung erscheint, für einen Wagendieb in Philadelphia ist es völlig passend.«

Sag schon, worauf du hinaus willst, du wichtigtuerischer kleiner –

»Nun haben Sie sich stets distinguiert gekleidet. Vielleicht sollte man besser ›teuer‹ sagen. Offen gestanden hat es Zeiten gegeben, wo ich mich gefragt habe, wie Sie mit Ihrem Einkommen Ihre Garderobe finanzieren konnten.«

»Sie sollten mal meine Wohnung sehen, Sir. Was ich in meine Garderobe gesteckt habe, geht dort ab.«

Hoover kicherte. »Mag sein, wie es will, ich bezweifle, daß ich Sie zweimal im selben Anzug gesehen habe. Ich bin überzeugt, daß die Frauen, die Ihnen so viel bedeuten, Ihren Stil zu schätzen wissen.«

»Das will ich hoffen, Sir.«

»Sie nehmen meine Komplimente mit bemerkenswerter Haltung hin, Mr. Boyd. Die meisten Männer pflegen sich dabei zu winden. Und Sie stellen dabei sowohl Ihren einmaligen persönlichen Schneid unter Beweis als auch einen damit verbundenen Respekt für meine Person, der sehr ansprechend ist. Wissen Sie, was das bedeutet?«

»Nein, Sir. Das weiß ich nicht.«

»Das bedeutet, daß ich was für Sie übrig habe und bei Ausrutschern ein Auge zudrücke, für die ich andere Agenten vierteilen würde. Sie sind ein gefährlicher und skrupelloser Mann, aber Sie verfügen über einen verführerischen Charme. Das gleicht Ihren Hang zur Zügellosigkeit aus und macht es mir möglich, Sie zu mögen.«

FRAG NICHT, »WAS FÜR AUSRUTSCHER?« – SONST SAGT ER DIR'S UND MACHT DICH FERTIG.

»Sir, Ihr Respekt bedeutet mir sehr viel, wobei er ganz und gar auf Gegenseitigkeit beruht.«

»Das Wort ›Zuneigung‹ fehlt in Ihrer Antwort, aber ich will die Angelegenheit auf sich beruhen lassen. Und damit zu unseren Geschäften. Sie bekommen von mir die Möglichkeit, zwei ordentliche Gehälter auf einmal einzustreichen, was Sie zweifellos grenzenlos glücklich machen dürfte.«

Hoover lehnte sich zurück, um genüßlich auf seine Frage zu warten. »Sir?« sagte Kemper.

Die Limousine beschleunigte. Hoover rückte die Krawatte zurecht. »Die jüngsten Unternehmungen der Kennedy-Brüder machen mir Sorgen. Bobby scheint das Mandat des McClellan-Ausschusses zur Aufklärung verbrecherischer Gewerkschaftsumtriebe zu mißbrauchen, um das FBI in den Schatten zu stellen und die Präsidentschaftsbestrebungen seines Bruders zu befördern. Das mißfällt mir. Ich habe das Büro schon vor Bobbys Geburt geleitet. Jack Kennedy ist ein degenerierter liberaler Playboy mit den moralischen Überzeugungen eines auf Mösen dressierten Hundes. Im McClellan-Ausschuß spielt er sich als Verbrechensbekämpfer auf, und allein die Tatsache, daß es diesen Ausschuß gibt, kommt einer heimlichen Ohrfeige für das FBI gleich. Der alte Joe Kennedy ist fest entschlossen, seinem Sohn das Weiße Haus zu kaufen, und ich möchte über Informationen verfügen, die mich, falls ihm dies denn gelingen sollte, in die Lage versetzen, wenigstens die allerübelste politische Gleichmacherei des Bürschchens auf ein erträgliches Maß zu mildern.«

Kemper reagierte aufs Stichwort. »Sir?«

»Ich möchte, daß Sie in der Kennedy-Organisation verdeckt ermitteln. Das Mandat des McClellan-Ausschusses läuft kommendes Frühjahr aus, aber Bobby Kennedy stellt nach wie vor Untersuchungsbeamte ein. Sie beenden mit augenblicklicher Wirkung Ihre Tätigkeit fürs FBI, obwohl Sie bis Juli 1961, wenn sich der Tag Ihres Eintritts beim FBI zum zwanzigsten Mal jährt, Ihr volles Gehalt beziehen werden. Sie denken sich überzeugende Gründe für Ihre vorzeitige Pensionierung aus und besorgen sich eine Stellung als Anwalt beim McClellan-Ausschuß. Mir ist bekannt, daß Sie und Jack Kennedy mit einer Senatsangestellten namens Sally Lefferts liiert gewesen sind. Miss Lefferts ist eine gesprächige junge Dame, und daher bin ich sicher, daß der junge Jack von Ihnen gehört hat. Der junge Jack sitzt im McClellan-Ausschuß und hat eine Schwäche für pikanten Tratsch und gefährliche Freunde. Ich glaube, daß Sie hervorragend zu den Kennedys passen, Mr. Boyd. Meiner Meinung nach ist dies für Sie sowohl eine sinnvolle Gelegenheit, Ihre Fähigkeiten in Täuschung und Doppelspiel unter Beweis zu stellen, als auch eine Möglichkeit, Ihren Hang zur Promiskuität auszuleben.«

Kemper fühlte sich schwerelos. Die Limousine schien durch die Luft zu gleiten.

»Ihre Reaktion entzückt mich«, sagte Hoover. »Ruhen Sie sich jetzt aus. In einer Stunde sind wir in Washington, wo ich Sie bei Ihrer Wohnung absetzen werde.«

Hoover hatte ihm neuestes Studienmaterial geschickt – in einem Lederordner mit der Prägung »VERTRAULICH«. Kemper mixte sich einen trockenen Martini, rückte sich seinen Lieblingssessel zurecht und begann zu lesen.

Letztlich ging es darum: Bobby Kennedy gegen Jimmy Hoffa.

Senator John McClellan war Leiter des im Januar 1957 einberufenen Senatsausschusses zur Untersuchung unlauterer Umtriebe seitens der Gewerkschaften und der Arbeitgeber. Außerdem gehörten dem Ausschuß an: die Senatoren Ives, Kennedy, McNamara, McCarthy, Ervin, Mund, Goldwater. Leitender Rechtsberater und Untersuchungsbeauftragter: Robert F. Kennedy.

Gegenwärtiger Personalbestand: 35 Untersuchungsbeamte, 45 Buchprüfer, 25 Stenographen und Büroangestellte. Gegenwärtiger Sitz: Senate Office Building, Suite 101.

Gegenwärtige Zielvorgaben des Untersuchungsausschusses:

Aufdeckung korrupter Machenschaften seitens der Gewerkschaften; Aufdeckung mutmaßlicher Verbindungen zwischen Gewerkschaften und organisiertem Verbrechen.

Vorgehensweise des Ausschusses:

Vorladung von Zeugen, Beschlagnahmung von Dokumenten, Überprüfung von Gewerkschaftsgeldern, die unterschlagen und zweckentfremdet wurden im Zusammenhang mit Tätigkeiten für das organisierte Verbrechen.

Eigentlicher Antagonist des Untersuchungsausschusses: die International Brotherhood of Teamsters, die mächtigste Transportarbeitergewerkschaft der Welt, die zu Recht als korrupteste und mächtigste Gewerkschaftsorganisation überhaupt bezeichnet werden kann.

Gewerkschaftsvorsitzender: James Riddle Hoffa, 45.

Hoffa: vom Mob gekauft und bezahlt. Anstifter von: Nötigung, Bestechung in größtem Umfang, Körperverletzung, Bombenattentaten; verdächtig der Nebenabsprachen mit Arbeitgebern und des hemmungslosen Mißbrauchs von Gewerkschaftsgeldern.

Hoffas mutmaßliches Eigentum, unter Verletzung von vierzehn Antitrust-Paragraphen erworben:

Lastwagenfirmen, Gebrauchtwagenmärkte, ein Hunderennplatz, eine Autovermietungs-Kette, ein Taxistand in Miami, wo kubanische Flüchtlinge mit langen Vorstrafenregistern arbeiten.

Hoffas engste Freunde: Mr. Sam Giancana, Mafiaboss von Chicago; Mr. Santo Trafficante Jr., Mafiaboss von Tampa, Florida; Mr. Carlos Marcello, Mafiaboss von New Orleans.

Jimmy Hoffa:

Der seinen sogenannten »Freunden« Millionen Dollar zu illegalen Zwecken ausleiht.

Dem Anteile an von Gangstern geleiteten Casinos in Havanna, Kuba, gehören.

Der dem kubanischen Diktator Fulgencio Batista sowie dem unberechenbaren Rebellen Fidel Castro heimlich Gelder zusteckt.

Der sich bedenkenlos aus dem Teamsters' Central States Pension Fund bedient, der reichlich aus Schwarzgeldern finanzierten Hauptpensionskasse der Teamster, die, Gerüchten zufolge, von Sam Giancanas Chicagoer Mob verwaltet wird – wo sich Verbrecher und betrügerische Unternehmer zu Wucherzinsen große Summen borgen können und bei Nichtbegleichung der Schuld mit Folter und sogar mit dem Tod bestraft werden.

Kemper sah allmählich klarer: Hoover war eifersüchtig. Er hatte stets verkündet, daß das organisierte Verbrechen nicht existierte – weil er wußte, daß er es nicht erfolgreich bekämpfen konnte. Und jetzt gestattete sich Bobby Kennedy, anderer Meinung zu sein …

Folgte eine Chronologie der Ereignisse.

Anfang '57: Der Ausschuß lädt den Teamstervorsitzenden Dave Beck vor. Beck sagt fünfmal aus; unter Bobby Kennedys unerbittlicher Befragung bricht er zusammen. Eine Grand Jury in Seattle leitet die Anklage wegen Unterschlagung und Einkommenssteuerhinterziehung ein.

Frühling '57: Jimmy Hoffa bringt die Teamster völlig unter seine Kontrolle.

August '57: Hoffa schwört, seine Gewerkschaft von jeglichem Einfluß seitens des organisierten Verbrechens zu säubern – eine große Lüge.

September '57: Hoffa steht in Detroit vor Gericht. Die Anklage: Abhören der Telefone von Teamstermitarbeitern. Die Geschworenen können sich nicht einig werden – Hoffa wird nicht verurteilt.

Oktober '57: Hoffa wird zum Vorsitzenden der International Teamster gewählt. Einem hartnäckigen Gerücht zufolge sind 70 Prozent der Delegierten illegal ernannt worden.

Juli '58: Der Ausschuß beginnt, direkte Beziehungen zwischen den Teamstern und dem organisierten Verbrechen zu untersuchen. Dabei wird besonders genau überprüft: das Konklave vom November '57 in Apalachin, im Staat New York.

59 hochrangige Gangster treffen sich im Haus eines »zivilen« Freundes. Ein Staatspolizist namens Edgar Croswell überprüft ihre Nummernschilder. Das hat eine Razzia zur Folge – und Mr. Hoovers langjährige Behauptung »Die-Mafia-gibt-es-nicht« erweist sich als unhaltbar.

Juli '58: Bobby Kennedy beweist, daß Hoffa für Streikabbruch Bestechungsgelder von der Unternehmensleitung kassiert – eine Praxis, die bis ins Jahr '49 zurückgeht.

August '58: Hoffa erscheint vor dem Ausschuß. Bobby Kennedy knöpft ihn sich vor – und weist ihm zahlreiche Lügen nach.

Schlußbemerkung.

Der Ausschuß stellt gegenwärtig Nachforschungen an über Hoffas Sun-Valley-Feriensiedlung bei Lake Weir, Florida. Bobby Kennedy hat die Bücher der Pensionskasse beschlagnahmt und nachgewiesen, daß drei Millionen Dollar in das Projekt geflossen sind – was jede vernünftige Kostendeckung weit übersteigt. Kennedys Theorie: Hoffa hat mindestens eine Million Dollar abgezweigt und verkauft seinen Gewerkschaftsgenossen fehlerhaftes Baumaterial und alligatorenverseuchtes Sumpfland.

Das heißt – betrügerischer Grundstückshandel.

Ein letzter Zusatz:

»Hoffa setzt bei dem Sun-Valley-Projekt einen Strohmann ein: Anton William Gretzler, 46, wohnhaft in Florida, drei Haftstrafen. Gretzler ist am 29. 10. 58 vorgeladen worden, scheint aber vermißt zu werden.«

Kemper ging die Liste von Hoffa-Komplizen durch. Ein Name ließ ihn aufmerken:

Pete Bondurant, männlich, weiß, 1,95 Meter groß, 230 Pfund, geboren am 16. 7. 20 in Montreal, Kanada. Keine Vorstrafen. Inhaber einer Lizenz als Privatdetektiv, ehemaliger Deputy Bezirkssheriff von Los Angeles County.

Big Pete: Erpresser und persönlicher Schläger von Howard Hughes. Er und Ward Littell hatten ihn einst verhaftet – weil Bondurant einen vorläufig Festgenommenen totgeschlagen hatte. Littells Kommentar: »Der wohl erschreckendste und fähigste abgerutschte Polizist unserer Zeit.«

Kemper machte sich einen neuen Drink und dachte nach. Die Rolle, in der er auftreten wollte, nahm allmählich genauere Umrisse an: Heroische Aristokraten haben einiges gemeinsam.

Er mochte Frauen und hatte seine Gattin während ihrer gesamten Ehe betrogen. Jack Kennedy mochte Frauen – und empfand seine Ehe als zweckdienlich und gegenstandslos. Bobby mochte die eigene Frau und schwängerte sie andauernd – Insidergerüchten zufolge war er treu.

Kemper hatte in Yale studiert; die Kennedys hatten in Harvard studiert. Sie waren stinkreiche irische Katholiken; er stammte von stinkreichen Anglikanern aus Tennessee ab, die bankrott gegangen waren. Die Kennedy-Familie war groß und fotogen; seine Familie war ruiniert und ausgestorben. Vielleicht würde er Jack und Bobby eines Tages erzählen, wie sich sein Vater erschossen und einen Monat zum Sterben gebraucht hatte.

Südstaatler hier und Bostoner Iren da; beide mit einem eigentümlichen Akzent geschlagen. Er würde sich den Drawl wieder zulegen, den abzulegen ihn so viel Zeit und Mühe gekostet hatte.

Kemper durchforstete seinen Ankleideraum. Die Details seiner Rolle traten immer klarer hervor.

Für den Vorstellungstermin das schwarze Jackett. Eine 38er im Schulterhalfter, um bei dem tough guy Bobby Eindruck zu schinden. Keine Manschettenknöpfe aus Yale – Bobby hatte möglicherweise einen Hang zum Proletarischen.

Die Kleiderkammer war vier Meter tief. Die Rückwand mit gerahmten Fotografien dekoriert.

Seine Ex-Frau Katherine – die bestaussehende Frau der Welt. Sie debütierten gemeinsam beim Cotillon in Nashville – wo sie ein Gesellschaftsjournalist als »Verkörperung des Südstaatencharmes« beschrieb. Er heiratete sie wegen des Sex und wegen des Geldes ihres Vaters. Sie ließ sich von ihm scheiden, als sich das Boyd-Vermögen in nichts auflöste und Hoover vor seiner Jura-Klasse einen Vortrag hielt und ihn persönlich aufforderte, dem FBI beizutreten.

Katherine, im November 1940:

»Daß du dich ja vor dem kurzgeratenen Kleinkrämer in acht nimmst, Kemper! Ich glaube, der will dir an die Wäsche.«

Sie ahnte nicht, daß Mr. Hoover nur die Macht fickte.

Andere Fotografien: seine Tochter Claire, Susan Littell und Helen Agee – drei FBI-Töchter, die auf Biegen und Brechen als Juristinnen Karriere machen wollten.

Drei beste Freundinnen, die durch ihr Studium in Tulane und Notre Dame auseinandergerissen worden waren. Helens Gesicht war entstellt – er hatte die Bilder in der Kleiderkammer aufgehängt, um sich mitleidige Kommentare zu ersparen.

Tom Agee hatte in seinem Wagen gesessen – eine Routineüberwachung von ein paar Bankräubern vor einem Puff. Tom war soeben von seiner Frau sitzengelassen worden – und hatte für die neunjährige Helen keinen Babysitter finden können. So schlief sie auf dem Rücksitz, als die Bankräuber auftauchten und aus allen Rohren feuerten.

Tom wurde getötet. Helen erlitt schwere Verbrennungen und wurde für tot liegengelassen. Hilfe traf sechs Stunden später ein. Kugelpartikel hatten sich in Helens Wangen eingefressen und sie für immer entstellt.

Kemper legte sich die Kleider fürs Vorstellungsgespräch zurecht. Er stimmte ein paar Lügengeschichten aufeinander ab und rief Sally Lefferts an.

Das Telefon klingelte zweimal. »Hallo?« – das war Sallys kleiner Sohn.

»Junge, hol deine Mama ans Telefon. Sag ihr, ein Freund aus dem Büro möchte sie sprechen.«

»Äh – ja, Sir.«

Sally kam ans Telefon. »Welcher US-Senatsmitarbeiter läßt eine arme, überarbeitete Angestellte nicht einmal an ihrem Feierabend in Ruhe?«

»Ich bin's, Kemper.«

»Kemper, wie kommst du dazu, mich anzurufen, wo mein Mann gerade im Hintergrund ist!«

»Pssssst. Ich ruf dich wegen eines Jobs an.«

»Wie bitte? Willst du damit sagen, Mr. Hoover ist dir hinter deine Frauengeschichten gekommen und hat dir die Tür gewiesen?«

»Ich habe gekündigt, Sally. Unter Berufung auf die Gefahrendienstklausel habe ich mich drei Jahre vor dem offiziellen Ruhestand pensionieren lassen.«

»Wer hätte das gedacht, Kemper Cathcart Boyd!«

»Triffst du dich gelegentlich noch mit Jack Kennedy, Sally?«

»Gelegentlich, Lieber, seit du mir die Tür gewiesen hast. Rufst du an, damit ich dir Skandalgeschichten erzähle und aus der Schule plaudere, oder –?«

»Ich habe die Absicht, mich beim McClellan-Ausschuß zu bewerben.«

Sally pfiff durch die Zähne. »Na, eine ausgezeichnete Idee! Weißt du was? Ich lege Robert Kennedy eine Empfehlung auf den Tisch, und du bedankst dich mit einem halben Dutzend langstieliger Südstaatenrosen.«

»Du bist selber eine Südstaatenrose, Sally.«

»Für De Ridder, Louisiana, war eine Frau wie ich zuviel, das kannst du mir glauben!«

Kemper hängte auf, mit Küssen. Sally würde weiterverbreiten: Ex-FBI-Autodieb sucht Arbeit.

Wie er den Corvette-Diebesring geknackt hatte, konnte er Bobby gern erzählen. Die Corvettes, die er auf Zubehör ausgeschlachtet hatte, brauchte er nicht zu erwähnen.

Am nächsten Tag machte er sich an die Arbeit. Er schlenderte ins Senate Office Building zur Suite Nr. 101.

Die Empfangsdame ließ ihn ausreden, bevor sie die Gegensprechanlage anstellte. »Mr. Kennedy, da ist ein Mann, der sich um eine Stellung als Untersuchungsbeamter bewirbt. Er hat eine Pensionsurkunde vom FBI.«

Hinter ihr öffnete sich eine Art Großraumbüro – jede Menge Aktenschränke, Arbeitsnischen und Konferenzräume. Männer, die Ellbogen an Ellbogen arbeiteten – der Raum vibrierte.

Die Frau lächelte. »Mr. Kennedy ist bereit, Sie zu empfangen. Ganz am Ende des ersten schmalen Ganges.«

Kemper tauchte in das Gewimmel ein. Das Büro wirkte wie aus Restbeständen möbliert: Schreibtische und Aktenablagen paßten nicht zusammen, die Pinwände waren zu klein für die Papiermenge.

»Mr. Boyd?«

Robert Kennedy trat aus seinem Kabäuschen. Ein Büro von Standardgröße mit Standardschreibtisch und zwei Stühlen.

Er offerierte den Standardhändedruck übertrieben fest – wie erwartet.

Kemper nahm Platz. Kennedy deutete auf die Ausbuchtung in der Jacke. »Ich habe nicht gewußt, daß pensionierte FBI-Männer Waffen tragen dürfen.«

»Ich habe mir im Laufe der Jahre Feinde gemacht. Die hassen mich mit oder ohne Pensionierung.«

»Untersuchungsbeamte des Senats sind unbewaffnet.«

»Wenn Sie mich einstellen, wandert sie in die Schublade.«

Kennedy lächelte und lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Sie kommen aus dem Süden?«

»Nashville, Tennessee.«

»Sally Lefferts sagte, Sie seien, nun, fünfzehn Jahre beim FBI gewesen?«

»Siebzehn.«

»Warum haben Sie vorzeitig den Dienst quittiert?«

»Ich war in den vergangenen neun Jahren als Ermittler für Autodiebstähle tätig und bin an einem Punkt angelangt, wo ich den Autodieben zu bekannt war, um als Undercover-Agent noch zu überzeugen. Die FBI-Bestimmungen gestatten Agenten, die längere Zeit in einem gefährlichen Aufgabenbereich tätig gewesen sind, vorzeitig in Pension zu gehen, und davon habe ich Gebrauch gemacht.«

»›Gebrauch gemacht?‹ Hat Sie die Aufgabe irgendwie geschädigt?«

»Ich habe mich zuvor um eine Position im Top-Hoodlum-Programm beworben. Mr. Hoover persönlich hat meinen Antrag abgelehnt, obwohl ihm durchaus bekannt war, daß ich seit geraumer Zeit gegen das organisierte Verbrechen eingesetzt werden wollte. Nein, ich war nicht geschädigt. Ich war frustriert.«

Kennedy strich sich die Haare aus der Stirn. »Und deshalb haben Sie gekündigt.«

»Ist das eine Anklage?«

»Nein, eine Feststellung. Offen gesagt, bin ich überrascht. Das FBI ist eine dichtgeknüpfte Organisation, deren Angehörige als besonders loyal gelten, und Agenten pflegen nicht aus Verärgerung auszuscheiden.«

Kemper erhob die Stimme – nur ein bißchen. »Zahlreiche Agenten sind zu der Einsicht gelangt, daß Amerika vom organisierten Verbrechen weit mehr bedroht ist als von unseren Kommunisten. Die Enthüllungen von Apalachin haben Mr. Hoover gezwungen, das Top-Hoodlum-Programm zu initiieren, was er natürlich recht widerstrebend tat. Das Programm sammelt nachrichtendienstliche Erkenntnisse über das organisierte Verbrechen, wenn auch kein gerichtstaugliches Beweismaterial mit dem Ziel einer bundesstaatlichen Anklage, aber das ist immerhin ein Anfang, und ich wollte dabeisein.«

Kennedy lächelte. »Ich kann Ihre Frustration nachvollziehen und bin mit Ihrer Kritik an Mr. Hoovers Prioritäten einverstanden. Dennoch überrascht mich Ihre Kündigung.«

Kemper lächelte. »Bevor ich ›kündigte‹, habe ich einen Blick in Mr. Hoovers Privatakten über den McClellan-Untersuchungsausschuß geworfen. Was die Arbeit des Ausschusses angeht, bin ich auf dem letzten Stand bis hin zu Sun Valley und zu Ihrem fehlenden Zeugen, Anton Gretzler. Ich habe gekündigt‹ weil Mr. Hoover das FBI neurotisch auf harmlose Linke ansetzt, während der McClellan-Untersuchungsausschuß den wirklich bösen Buben auf die Pelle rückt. Ich habe ›gekündigt‹, weil ich, wenn ich schon zwischen zwei Monomanen wählen muß, lieber für Sie arbeite.«

Kennedy grinste. »Unser Mandat läuft in fünf Monaten aus. Dann sind Sie arbeitslos.«

»Ich habe eine FBI-Pension, und Sie werden den örtlich zuständigen Grand Jurys so viel Beweismaterial liefern, daß die die Untersuchungsbeamten des Ausschusses anflehen werden, als freie Mitarbeiter für sie tätig werden zu dürfen.«

Kennedy tippte auf einen Papierstapel. »Wir arbeiten hart hier. In mühsamer Kleinarbeit. Wir arbeiten Vorladungen aus und überprüfen Gelder und prozessieren. Wir setzen unser Leben nicht beim Sportwagenklau aufs Spiel, trödeln nicht beim Lunch herum und schleppen keine Damen für einen Quickie ins Hotel Willard ab. Wenn wir uns was gönnen wollen, dann, indem wir uns gegenseitig lauthals versichern, wie sehr wir Jimmy Hoffa und den Mob hassen.«

Kemper stand auf. »Ich hasse Hoffa und die Gangster, wie Mr. Hoover Sie und Ihren Bruder haßt.«

Bobby lachte. »In ein paar Tagen kriegen Sie Bescheid.«

Kemper schaute in Sally Lafferts Büro vorbei. Es war 14 Uhr 30 – vielleicht war Sally nach einem Quickie im Willard zumute.

Ihre Tür stand offen. Sally saß an ihrem Schreibtisch und zerknüllte Papiertaschentücher – neben ihr ein Mann, der sich rittlings auf einen Stuhl gehockt hatte.

Sie sagte: »Oh, hallo, Kemper.«

Sie hatte leicht die Farbe gewechselt: ein Rosa, das fast in Rot überging. Sie wirkte überdreht, hatte alle Anzeichen von schlecht überspieltem Liebeskummer.

»Bist du beschäftigt? Ich komme später vorbei.«

Der Mann drehte den Stuhl herum. »Guten Tag, Senator«, sagte Kemper.

John Kennedy lächelte. Sally tupfte sich die Augen. »Jack, mein Freund Kemper Boyd.«

Sie schüttelten sich die Hand. Kennedy machte einen kleinen Diener.

»Sehr erfreut, Mr. Boyd.«

»Die Freude ist ganz meinerseits, Sir.«

Sally rang sich ein Lächeln ab. Ihr Make-up war verschmiert – sie hatte geweint.

»Kemper, wie ist dein Vorstellungsgespräch verlaufen?«

»Ich glaube, gut. Sally, ich muß gleich gehen. Ich wollte dir nur für die Vermittlung danken.«

Bestätigendes Kopfnicken in der ganzen Runde. Sie schauten einander nicht an. Kennedy reichte Sally ein frisches Taschentuch.

Kemper ging die Treppen hinunter nach draußen. Ein Sturm hatte sich zusammengezogen – er duckte sich unter einer Statue und ließ sich vom Regen streifen.

Eigentümlich – gleich beiden Kennedys zu begegnen. Aus dem Vorstellungsgespräch bei Bobby war er direkt in Jack hineingelaufen. Ihm war, als ob ihn eine unsichtbare Hand sanft geschoben hätte.

Kemper überlegte.

Den ersten Hinweis auf Sally hatte er von Mr. Hoover bekommen – daß sie sein bester Draht zu Jack Kennedy sei. Mr. Hoover wußte, daß er und Jack etwas für Frauen übrig hatten. Mr. Hoover ahnte, daß er Sally unmittelbar nach der Begegnung mit Bobby aufsuchen würde.

Mr. Hoover hatte geahnt, daß er umgehend bei Sally wegen eines Vorstellungstermins anrufen würde. Mr. Hoover wußte, daß Bobby Untersuchungsbeamte brauchte.

Kemper wagte die logische Schlußfolgerung –

Mr. Hoover hört Capitol Hill ab, den Sitz des amerikanischen Kongresses. Er weiß, daß du die Affäre mit Sally in ihrem Büro beendet hast – um eine große öffentliche Szene zu vermeiden. Er hat einen Hinweis bekommen, daß Jack Kennedy dasselbe beabsichtigte – und dafür gesorgt, daß du Zeuge warst.

Das machte Sinn. Das paßte genau zu Hoover.

Mr. Hoover traut dir nicht unbedingt zu, einen Draht zu Bobby zu finden. Also sorgte er dafür, daß du und Jack, als Bettkumpane von Sally, einander begegnen.

Der Regen fühlte sich gut an. Blitze erleuchteten die Kuppel des Kapitols von hinten. Er hätte ewig hier stehenbleiben und es mit der ganzen Welt aufnehmen können.

Kemper vernahm Schritte hinter sich. Er wußte sofort, wer es war.

»Mr. Boyd?«

Er wandte sich um. John Kennedy knöpfte sich den Mantel zu.

»Senator.«

»Nennen Sie mich Jack.«

»Gern, Jack.«

Kennedy fröstelte. »Wieso, zum Teufel, bleiben wir hier stehen?«

»Wir können in die Mayflower Bar hinüberlaufen, wenn das hier ein bißchen nachläßt.«

»Ich glaube, das sollten wir tun. Sally hat mir von Ihnen erzählt. Sie hat mir immer gesagt, ich solle mich bemühen, genau wie Sie, meinen Akzent loszuwerden, und war daher überrascht, als ich Sie reden hörte.«

Kemper gab den schleppenden Tonfall auf. »Südstaatler sind die besten Polizisten. Wenn die Leute hören, daß man wie eine Landpomeranze daherschwatzt, wird man unterschätzt und kriegt Dinge raus, die der andere verheimlichen wollte. Ich bin davon ausgegangen, daß Ihr Bruder das weiß, und habe mich entsprechend verhalten. Da Sie ebenfalls dem McClellan-Ausschuß angehören, hielt ich es für besser, bei dem Akzent zu bleiben.«

Kennedy lachte. »Ihr Geheimnis ist bei mir gut aufgehoben.«

»Danke. Und machen Sie sich wegen Sally keine Sorgen. Sie mag Männer, wie wir Frauen mögen, und ihr gebrochenes Herz ist bald geheilt.«

»Ich wußte, daß Sie sich's denken konnten. Sally hat mir erzählt, Sie hätten genauso mit ihr Schluß gemacht.«

Kemper lächelte. »Sie können gelegentlich auf sie zurückkommen. Sally weiß einen Nachmittag in einem guten Hotel zu schätzen.«

»Ich werd's mir merken. Ein Mann mit meinen Ambitionen muß darauf achten, nirgendwo hängenzubleiben.«

Kemper trat dichter an »Jack« heran. Er konnte Mr. Hoover förmlich grinsen sehen.

»Ich kenne eine ganze Menge Frauen, die wissen, wie man die Dinge auseinanderhält.«

Kennedy lächelte und schubste ihn in den Regen. »Gönnen wir uns einen Drink und reden miteinander. Ich habe eine Stunde totzuschlagen, bevor ich meine Frau treffe.«

3   Ward J. Littell (Chicago, 30. 11. 58)

Ein »Black-bag«-Job– das FBI auf dem Kriegspfad gegen ein Kommunistennest.

Littell zwängte das Schnappschloß mit einem Lineal auf. Er hatte schweißnasse Hände– Apartment-Einbrüche waren riskant.

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