Ein gelebtes Jahrhundert - Sybille Schumann-Effenberger - E-Book

Ein gelebtes Jahrhundert E-Book

Sybille Schumann-Effenberger

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Beschreibung

Ein gelebtes Jahrhundert, spiegelt in Wort und Bild das Leben der Sybille Schumann- Effenberger wieder.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

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Seitenzahl: 53

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Inhaltsverzeichnis nach Jahren

Mein Leben

Jahr 1926

Jahr 1927

Jahre 1932/33

Jahre 1935/36

Jahr 1939

Jahr 1943

Jahr 1944

Jahr 1945

Jahr 1946

Jahre 1945 - 50

Jahr 1940

Jahr 1948

Jahr 1949

Jahr 1950

Jahr 1951

Jahr 1952

Jahr 1954

Jahr 1955

Jahr 1965

Jahr 1960

Jahre 1961 - 62

Jahr 1967

Jahr 1976

Jahr 1976

Jahr 1990

Jahre 1999/2004

Jahr 2012

Ich hatte eine glückliche Kindheit.

Mein lieber Vater Theo, das Oberhaupt der Familie, der liebste Mensch in meinem Leben

Mein Vater war ein Architekt in Breslau, ein bekannter Architekt in Schlesien, der bereits viele öffentliche und private Bauten, sowie viele Siedlungen gebaut hatte und überall bekannt war. Er liebte die Frauen und war immer von einem Schwarm von schönen Frauen umgeben. Auch ein großer Freund von Kindern war er, aber seine erste Ehe blieb kinderlos.

Meiner Mutter begegnete er bei einer seiner Freundinnen, der Hede Vocke und er war gleich beeindruckt von ihrem kühlen und verträumten Wesen. Meine Mutter stammte aus einer bürgerlichen Familie. Ihr Vater war Postschaffner, die Mutter Tochter eines Kräutergärtners in Breslau.

Meine Großeltern.

Sie hatte noch vier jüngere Schwestern. Mutter war die älteste und fiel zugleich, mit ihrer Schwester Lotte, völlig aus dem geistigen und sozialen Rahmen dieser Postbeamtenfamilie heraus. Sie interessierte sich für Literatur, las schon früh die Bücher der großen Dichter und liebte auch die Kunst, die Musik, das Theater und die Oper. Gerne wäre sie noch weiter zur Schule gegangen und hätte gern studiert, aber als sie mit vierzehn Jahren die Schule verlassen musste, sagte ihr der Vater: „Mädel, wenn du ein Junge wärst, würde ich es mir vom Munde absparen und dich studieren lassen, aber du bist ja leider ein Mädchen und wirst sicher heiraten.“ So war meine Mutter gezwungen, als Lehrmädchen ins Büro zu gehen. Aber sie bildete sich ständig weiter, las viel und besuchte später, als sie sechszehn war, die Volkshochschule. (Früher hatte diese noch einen anderen Namen.) Sie schloss sich anderen Kreisen an, die sich wie sie, für alles Höhere interessierten.

Meine liebe Mutti Käthe-Gertrud, eine mutige und fleißige Frau, den Geisteswissenschaften zugetan. (1949)

Vater, der mit vielen damals in Breslau bekannten Persönlichkeiten und Künstlern in Verbindung stand, traf sich mit diesen, in dem von ihm selbst gestalteten „Café Vogel“. Er galt als der Hausarchitekt der Breslauer Siedlungsgesellschaft und hatte sehr viel zu tun.

Die Begegnung meiner Eltern fand, wie schon gesagt bei einer seiner Freundinnen statt und Vater war von Mutter sehr beeindruckt. Er lud sie zum Essen ein, manchmal auch in ein Konzert und zog sie in seine Kreise. Aber in seinem Leben fehlte ihm etwas … und das waren Kinder.

Und so fragte er eines Tages meine Mutter, ob sie ihm ein Kind schenken wolle. Meine Mutter, bereits gewöhnt an die lockeren Töne in seinen Kreisen, war nicht schockiert, sondern bereit mit meinem Vater zu verreisen. Seine große Gutmütigkeit, sein künstlerischer Elan, kurz seine ganze liebevolle Männlichkeit hatte ihr gezeigt, dass sie es mit einem sehr wertvollen Menschen zu tun hat.

Sie fuhren nach Bad Langenau in Schlesien und in einer ihrer ersten Liebesnächte, bin ich dann entstanden. Mein Vater war überglücklich, richtet meiner Mutter eine Wohnung ein in Breslau und begann in einem seiner Grundstücke in Breslau–Grüneiche ein Haus zu bauen, nahe der Wuwa Siedlung und dem Scheitniger Park. Es sollte groß und geräumig sein, mit einem Atelier für seine Zeichner, einem Büro und Arbeitsräumen, sowie viele Kinderzimmer.

Meine Mutter brauchte nicht mehr ins Büro zu gehen, sondern konnte sich mit ihren Büchern beschäftigen und trug nun ein kleines Baby unter ihrem Herzen – MICH.

Jahr 1926

Weil sie große Angst hatte, dauerte die Geburt sehr lange, fast drei Tage, aber am Karfreitag, den 2. April 1926 kam ich dann zur Welt. Allerdings durch eine Zangengeburt, weil die Geburt so lange dauerte und die Herztöne des Babys schwächer wurden. Damals gab es noch keine ausreichenden Schmerzmittel, sowie auch keinen Kaiserschnitt, womit sich heute die jungen Mütter die Schmerzen zu ersparen versuchen.

Meine Mutter mit ihren beiden Kindern, Billa und Klaus

Vor Glück über sein erstes Kind, eine Tochter, kaufte mein Vater einen ganzen Blumenladen leer, schickte die Blumen alle in die Klinik zu meiner Mutter, betrank sich anschließend und hatte eine Liebesnacht mit meiner später sehr geliebten Tante Lene, genannt Schneckeltante.

Unsere geliebte Schneckeltante.

Durch das lange Stillen gedieh das kleine Baby prächtig, die Wunden der Zange waren schnell verheilt, ich wurde fotografiert und mein Babybild hing lange im Eingangsbereich der Klinik. Da ich das erste Baby der neu eröffneten Klinik war.

Jahr 1927

Mein erster Geburtstag war eine große Feier, denn wir zogen an dem Tag in unser schönes neues Haus in Breslau–Grüneiche ein. Ich durfte als kleines einjähriges Kind oben an der Tafel sitzen und es war für mich ein Ehrentag. Leider habe ich keinerlei Erinnerung daran, aber meine Eltern haben es mir erzählt. Viele Freunde und Freundinnen haben damals mitgefeiert.

Meine Mutter aber merkte bald, dass manche Freunde und Freundinnen meinen gutmütigen Vater ausnutzten, besonders in finanzieller Hinsicht und auch leider so mancher Neid aufkam. Er hatte immer offene Taschen für jedermann und meine Mutter begann dagegen zu steuern. Sie machte sich natürlich bei manchen dadurch nicht sehr beliebt. Es waren vor allem die falschen Freunde, was wir aber erst später merken sollten. Aber es blieben der Familie auch viele gute Freunde erhalten, mit denen mein Vater noch lange in allen Notzeiten verbunden war.

Jahre 1932/33

Die Nazis begannen im Jahr 1932/33 immer mehr Einfluss zu gewinnen und da mein Vater auch so manche jüdischen Freunde, vor allem unter den Künstlern hatte, wurde er hellhörig und da er auch ein politischer Mensch war, befürchtete er eine schlimme Entwicklung und ließ sich nicht von den Parolen der Nazis einlullen, während andere gutgläubig den Erlöser kommen sahen.

Ein gutes Jahr nach meiner Geburt, bekam ich noch ein kleines Brüderchen, den Klaus, der mein geliebter Spielgefährte wurde. Es entstand eine harmonische und liebevolle Geschwistergemeinschaft. Ich kann mich nicht erinnern, jemals eifersüchtig auf meinen Bruder gewesen zu sein. Wir wurden beide auch liebevoll großgezogen und die Ehe meiner Eltern war von Anfang an glücklich und friedlich.