Ein Highlander zum Verlieben - Der MacLerie-Clan (5in1) - Terri Brisbin - E-Book
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Ein Highlander zum Verlieben - Der MacLerie-Clan (5in1) E-Book

Terri Brisbin

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Beschreibung

Terri Brisbins fünfteilige Highlander-Reihe um den MacLerie-Clan - jetzt erstmals in einem Band.

WIE ZÄHMT MAN EINEN HIGHLANDER?
Jocelyn würde es niemals wagen, ihren geliebten Ehemann Connor MacLerie zu betrügen. Aber sie kann nicht länger mit ansehen, wie rücksichtslos der mächtige Highlander Ehen unter den Clanmitgliedern arrangiert. Um ihn von der Bedeutung wahrer Liebe zu überzeugen, greift sie zu einer weiblichen List …

STÜRMISCHE NÄCHTE IN DEN HIGHLANDS
Willst du mich heiraten? Atemlos starrt Ciara in die Augen des Mannes, dem sie gerade ihr Herz zu Füßen gelegt hat. Schon als kleines Mädchen wusste sie, dass Travis MacLerie die Liebe ihres Lebens ist! Aber obwohl sie längst zu einer schönen jungen Lady erblüht ist, macht der kühne Krieger keine Anstalten, um sie zu werben. Glaubt er etwa, ihrer nicht würdig zu sein? Sie schluckt ihren Stolz und gesteht Travis ihre Gefühle. Er weist sie zärtlich, aber bestimmt ab, und die verzweifelte Ciara willigt in eine politische Zweckehe ein. Bloß weg von hier! Doch dann bittet der Laird ausgerechnet Travis, sie sicher zu ihrem künftigen Gatten zu bringen …

DER HIGHLANDER UND DIE WILDKATZE
Ihr Ende ist nah! Bewaffnete Reiter stürmen auf die schöne Lilidh MacLerie zu. Doch kein Schwert durchbohrt ihre zarte Kehle. Stattdessen verschleppt man sie als Geisel und stellt sie dem Anführer gegenüber, der sie mit hartem Gesichtsausdruck mustert. Und plötzlich fühlt die stolze Tochter der Highlands sich verhängnisvoll schwach. Denn sie kennt ihren Entführer! Dieser muskulöse schottische Laird ist Robert Matheson. Den ersten Kuss hat er ihr damals geraubt, hat in ihr das Feuer des Verlangens geweckt - bevor er ihr gnadenlos das Herz brach. Was ihr breitschultriger Feind jetzt mit ihr vorhat, wissen allein die Götter …

DER HIGHLANDER UND DIE STOLZE SCHÖNHEIT
Der Highlander Athdar MacCallum bringt Isobels junges Herz zum Erbeben! Aber sie gibt sich keinerlei Hoffnung hin. Niemals würde ihr gestrenger Vater einer Verbindung mit dem fremden Clan-Chef zustimmen. Trotzdem ist die temperamentvolle Schönheit wehrlos gegen die Gefühle, die der breitschultrige Hüne in ihr weckt. Sie sehnt sich so danach, in seinen Armen zu liegen. Und ihr heimlicher Wunsch wird erhört, als sie Athdar nach einem Skandal heiraten muss! Doch hat Isobel damit ihr Schicksal besiegelt? Denn es heißt, der Highlander sei verflucht: Jede Frau, die er liebt, findet ein tragisches Ende …

ENTEHRT VON EINEM HIGHLANDER
Schottland, 1370. "Hure! Ehebrecherin!" Seit Catriona in glühender Umarmung mit dem Highlander Aidan MacLerie erwischt wurde, spuckt man im Dorf vor ihr aus. Doch bevor ihr Mann Gowan davon erfährt, fällt er auf dem Schlachtfeld. Was soll nun aus Catriona werden? Aus ihrem Heim wird sie verbannt, ihr Ruf ist durch Aidans wilde Zärtlichkeit zerstört! Da macht ausgerechnet dieser schottische Draufgänger der schönen Witwe das Angebot, in seinen Clan zu ziehen. Will er sie endlich auf seinem Lager haben? Mehr als seine Hure kann Catriona niemals für ihn sein! Denn Aidan steht kurz vor der Hochzeit mit einer anderen …

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Seitenzahl: 1494

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Impressum

HarperCollins Copyright © 2020 by Mira Taschenbuchverlag in der HarperCollins Germany GmbH Titel der amerikanischen Originalausgaben: "Taming the Highland Rogue" "The Highlander's Stolen Touch" "At the Highlander's Mercy" "The Highlander's Dangerous Temptation" "Yield to the Highlander" Copyright © 2012, 2013, 2014 by Theresa S. Brisbin erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto Published by arrangement with Harlequin Enterprises II B.V./SARL Coverabbildung: Richard Jenkins Photography / GettyImages_Christof Koepsel, FedevPhoto Coverdesign: HarperCollins Germany GmbH, Hamburg / Deborah Kuschel www.harpercollins.de Werden Sie Fan von HarperCollins Germany auf Facebook!

Terri Brisbin

Ein Highlander zum Verlieben - Der MacLerie-Clan (5in1)

1. KAPITEL

Broch Dubh KeepLairig Dubh, im Westen SchottlandsSommer, im Jahre 1370

In Lairig Dubh treibt ein Dieb sein Unwesen.“

Connor MacLerie, Laird des Clans und Earl of Douran, untersuchte noch einmal die schwere Kassette. Das Schloss hielt, selbst wenn er daran zerrte, was bewies, dass er es verschlossen hatte. Die Abdrücke in der leichten Staubschicht zeigten ihm jedoch, dass es geöffnet worden war. Connor wandte sich an seine beiden Vertrauten; der eine, Duncan, wachte über das beträchtliche Vermögen des Clans, der andere, Rurik, war für dessen Sicherheit verantwortlich, im Krieg wie im Frieden. Beide Männer reagierten so, wie er es erwartet hatte.

„Hier? Vor unseren Augen?“, fragte Rurik ungläubig, während er näher trat und über Connors Schulter hinweg die Kassette betrachtete, in der sich sämtliche wichtigen Dokumente und Unterlagen befanden. Rurik war einer der wenigen Männer, neben denen Connor sich klein vorkam. „Nein, niemand betritt den Burgfried ohne meine Billigung.“

„Fehlt denn etwas?“ Duncan verschränkte die Arme vor der Brust. Praktisch veranlagt, wie er war, reckte er den Kopf und betrachtete gründlich das Schloss der Kassette. „Noch letzte Woche hatte ich einige Verträge durchgesehen.“

„Nicht dass ich wüsste, Duncan. Auch dieses Mal wurde nur alles durchwühlt, aber nichts herausgenommen.“ Er hatte sogar Jocelyn gefragt, ob Schlüssel von ihrem Bund fehlten, aber sie hatte es verneint.

Duncan schüttelte den Kopf. „Das ergibt keinen Sinn. Warum die Schatulle aufbrechen und riskieren, erwischt zu werden, wenn man gar nichts herausnimmt?“

„Vielleicht hat derjenige nicht gefunden, was er sucht?“, überlegte Rurik. „Das wievielte Mal war es jetzt schon?“

Connor bedeutete ihnen, ihm zurück in den Hauptraum seiner Gemächer zu folgen. Erst dann antwortete er.

„Zum ersten Mal habe ich es vor ein paar Monaten bemerkt. Da dachte ich noch, ich hätte selbst darin gekramt und es dann vergessen. Seitdem ist es vier weitere Male passiert, zuletzt erst vor wenigen Tagen.“

„Ein verdächtiger Zeitpunkt, wenn man bedenkt, dass zum morgigen Hochzeitsfest viele Besucher ins Dorf und die Burg kommen werden“, fügte Rurik stirnrunzelnd hinzu.

„Du musst nun besonders auf der Hut sein, Rurik. Diese Gemächer dürfen von niemandem betreten werden.“ Die Tür flog auf, und Jocelyn stand mit weit aufgerissenen Augen und völlig außer Atem vor ihnen.

Obwohl sie bereits seit zwei Jahrzehnten verheiratet waren, raubte sie ihm noch immer die Sinne. Nicht ein graues Haar fand sich in den kastanienbraunen Locken, und ihre grünen Augen sprühten noch immer voller Leben. Seine Kinder auszutragen hatte sie ein wenig fülliger werden lassen, doch wann immer er sie sah, regte sein Körper sich höchst lebhaft. Zwar fürchtete er, es könnte der Tag kommen, da sich das änderte, zu ihrer beider Freude war das aber bislang nicht geschehen. Sie hatte ihn schon gefragt, ob er bis ins hohe Alter so lüstern sein werde. So Gott wollte, würde er das … bei ihr.

„Jocelyn?“, fragte er. Sie schien erschrocken, die drei Männer hier zu sehen, und ihr schnell aufblitzendes Lächeln erreichte nicht ihre Augen. „Alles in Ordnung?“

„Ja, Connor“, stammelte sie. „Guten Tag, Duncan. Rurik.“ Sie nickten den beiden Männern zu. Trotz ihrer Worte wusste Connor, dass etwas nicht stimmte. Sie wich seinem Blick aus, blieb an der Tür stehen und wandte sich den beiden anderen Männern zu.

„Euer Onkel hat euch vorhin gesucht. War er inzwischen hier?“, fragte sie und wich immer noch seinem Blick aus.

„Nein, aber wir sind ohnehin auf dem Weg zu ihm.“ Duncan und Rurik begriffen, dass ihr Gespräch beendet war, und gingen hinaus.

„Wolltest du sonst etwas?“, fragte Connor hoffnungsvoll, als sie in den Raum trat und sich umsah. Sein Körper sehnte sich nach erfreulicheren Unternehmungen.

„Nein, nur das.“ Jocelyn wandte sich wieder zur Tür.

Es war ganz offensichtlich, dass etwas nicht stimmte.

Seine Ehefrau hatte seine einladenden Worte bisher nie missverstanden und nur in äußerst seltenen Fällen abgelehnt. Heute allerdings hatte sie es nicht einmal bemerkt, oder sie wich ihm aus. Ehe sie hinausgehen konnte, fasste er sie bei der Hand und zog sie zu sich heran. Sein Mund traf auf ihren, er drängte mit der Zunge zwischen ihre Lippen, um sie zu kosten. Einen Augenblick später ergab sie sich, erwiderte seine Küsse und schmiegte sich an ihn, als er die Arme um sie schlang.

Ihre Lippen waren heiß, ihre Küsse wurden leidenschaftlicher und ihr Körper schmolz dahin. Wie immer, wenn er bei ihr war, loderte Verlangen in ihm auf. Er fuhr mit den Händen durch ihr Haar und nahm ihren Mund ganz und gar in seinen Besitz.

Sie schmeckte nach Gewürzen und Honig. Vielleicht hatte sie von den süßen Leckereien gekostet, die die Köchin für die morgige Hochzeit vorbereitet hatte. Nichts aber war aufreizender als der Geschmack ihrer Haut. Er ließ seine Lippen von ihrem Mund hinab zu ihrem Hals gleiten, zog dann eine Spur aus heißen Küssen zu der einen Stelle hinter ihrem Ohr. Wenn er sie dort liebkoste, erbebte sie stets und stöhnte leise auf, ein Laut, der sein Blut in Wallung brachte.

Er umschloss ihre Brüste, wollte die üppige Fülle genießen, die harten Knospen drücken und reiben, ihr abermals diesen Laut entlocken …

„Connor!“, erklang draußen Ruriks Stimme, und er hörte ihn die Treppe hinaufhasten.

Gefangen in der Glut des Augenblicks und seiner Liebe zu Jocelyn hätte Connor fast zugelassen, dass Rurik Zeuge ihrer leidenschaftlichen Umarmung wurde … und Duncan … und Hamish … und mehrere andere Männer, die alle gerade hineinkamen. Jocelyn zupfte ihr Kleid zurecht, strich sich durch die Haare und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, ehe sie sich diesem unwillkommenen Ansturm zuwandte. Diese letzte Geste, wie ihre Zungenspitze über die von seinen Küssen geschwollenen Lippen glitt, ließ Connor noch härter werden.

Er würde sie alle umbringen, wenn sie nicht einen guten Grund hatten, zu diesem unpassenden Zeitpunkt in seine Gemächer zu stürmen! Es musste schon ein Heer vor den Toren stehen, um diese Störung zu rechtfertigen. Noch ehe er ihre Hand ergreifen und sie bitten konnte zu bleiben, war Jocelyn schon an den Männern vorbei nach draußen gehuscht.

Fast hätte ein dummer Fehler alles ruiniert, dachte sie, während sie sich fluchtartig davonmachte. Sie lächelte den Männern auf der Treppe kurz zu, sprach kein Wort und verlangsamte auch nicht ihren Schritt auf dem Weg hinab in die große Halle. Die morgige Hochzeit würde, so hoffte sie, der erste von vielen Erfolgen. Und sie durfte diese Erfolge nicht gefährden, indem sie zu überstürzt handelte. Als sie ihr eigenes Gemach erreichte, schloss sie die Tür und sah sich einer ihrer Mitverschwörerinnen gegenüber.

„Hast du sie gefunden?“, fragte Margriet, Ruriks Frau.

Kopfschüttelnd ließ Jocelyn sich auf einem Sessel vor der Feuerstelle nieder. „Connor war da.“ Ihr Herz raste noch immer von seinem kurzen, aber hungrigen Überfall.

Margriet nahm auf dem Sessel neben ihr Platz. „Er hat dich erwischt?“

„Er war bereits im Raum, als ich kam, ich hatte gar keine Gelegenheit, nachzusehen.“ Ihr Mann bewahrte alle wichtigen Dokumente in der Kassette im gemeinsamen Schlafgemach auf. Auch die Schriftstücke, die sie unbedingt noch vor der Hochzeit einsehen musste.

„Vielleicht nach dem Abendessen? Er wird mit seinen Gästen beschäftigt sein.“

Als Gemahlin des Lairds und Countess of Douran musste sie an der Seite ihres Gatten bleiben, bis dieser sich zurückzog. Da sie wusste, wie sehr er es genoss, zu feiern und sich mit seinen Gästen, die aus allen Teilen Schottlands stammten, zu unterhalten, war ihr klar, dass es sehr spät werden würde.

Zu spät.

„Ich lasse mir etwas einfallen“, versprach sie.

Connor MacLerie war ein harter Mann, unbarmherzig würde ihn manch einer nennen. Lange Jahre hatte man ihn die Bestie der Highlands genannt. Ihre Ehe hatte ihn verändert, aber nicht so sehr, als dass er seinen Gefühlen stattgegeben hätte, wenn es darum ging, die Angelegenheiten des Clans zu regeln. Entscheidungen wurden getroffen und Bündnisse geschlossen, um das Beste für den Clan zu erreichen, ohne die Wünsche und Bedürfnisse derer zu berücksichtigen, die sich in seiner Obhut befanden … und unter seiner Führung.

Nicht einmal meine, dachte Jocelyn und seufzte.

Manchmal hörte er auf ihren Rat, aber sie wünschte, er würde ihren Vorschlägen mehr Beachtung schenken. Besonders bei Ehever­trägen.

Da er nach Sitte und Gesetz das Recht hatte, Ehen für die zu arrangieren, die unter seinem Schutz standen, betrachtete Connor es als unnötig, jemand anderen als die Väter der betroffenen jungen Männer oder Frauen in seine Pläne einzubeziehen. So hielt man es nun einmal seit jeher. Da sie selbst jedoch von den MacLeries praktisch als Braut erworben worden war, kannte sie die Schwierigkeiten, die derartige Arrangements für die Frauen mit sich brachten.

Nachdem sie bei einigen dieser Bündnisse Bedenken geäußert und er diese ignoriert hatte, obwohl ihre Argumente stichhaltig gewesen waren, war Jocelyn klar geworden, dass es nichts brachte, ihn direkt mit ihren Bedenken zu konfrontieren.

Daher nun diese weibliche Verschwörung.

Aber ohne die Schriftstücke, die Connor in der Schatulle aufbewahrte, würde sie für die morgige Hochzeit nicht vorbereitet sein. Sie hatte keine Möglichkeit gehabt, den Ehevertrag zu prüfen, der Connors Nichte mit dem Erben des Nachbarclans vermählen sollte. Oder um herauszufinden, ob noch weitere Eheschließungen geplant waren.

Auch hatte Jocelyn nicht sehen können, ob ihr Mann die Hand ihrer Tochter längst jemandem versprochen hatte. Sie erschauerte und fing Margriets besorgten Blick auf.

Obwohl Margriets Töchter weder Titel noch Landbesitz erbten, galten sie als gute Partien wegen der Beziehungen ihres Vaters zum Earl of Orkney und dem Familienvermögen, das ihnen zufiel. Margriet war ebenfalls als Braut verkauft worden, auch wenn sie in ihrem Ehemann ihre große Liebe gefunden hatte. So teilte sie die Sorgen Jocelyns über die Zukunft ihrer Töchter. Also hatte sie zugestimmt, sie in ihren Bestrebungen zu unterstützen.

Ebenso Duncans Frau Marian, die auch eine Tochter im heiratsfähigen Alter hatte. Und da ihre und Connors eigene Tochter Lilidh sich ihrem fünfzehnten Geburtstag näherte, wurde die Angelegenheit immer prekärer – es war bald an der Zeit, sie zu verloben, und Jocelyn sorgte sich um das Schicksal ihrer Ältesten.

Der Steward ließ nach ihr schicken mit der Bitte, ihn bei den Vorbereitungen für das Fest zu unterstützen. So verging der Rest des Tages wie im Flug, ohne dass Jocelyn Zeit hatte, sich zu überlegen, wie sie an die Aufzeichnungen des Clans kommen könnte. Je später es wurde und je näher der Abend rückte, desto unbehaglicher wurde ihr.

Nie während der zwei Jahrzehnte ihrer Ehe hatte sie Connor belogen oder in die Irre geführt, sodass ihr das, was sie nun vorhatte, auch wenn es zum Besten anderer war, schwer auf der Seele lag. Sollte sie es ihm erzählen? Würde er sie anhören, oder würde er ihr Tun schlichtweg auf ihr zu weiches Herz schieben? Noch schlimmer, würde er annehmen, dass sie seinen Entscheidungen nicht vertraute?

Als sie endlich alles Nötige erledigt hatte und die Treppen zu ihren Gemächern hinaufstieg, fragte sie sich, ob sie wirklich das Richtige tat.

2. KAPITEL

Ein Kratzen auf dem Steinboden riss Connor aus dem Schlaf. Er griff nach dem Schwert, das immer neben seinem Bett lag, und tastete mit einer Hand nach Jocelyn, um sie schützend an sich zu ziehen. Doch ihre Seite war leer. Er sprang vom Lager und näherte sich, das Schwert erhoben, dem Geräusch.

Er hörte sie atmen, ehe er sie sah. Sie trat aus dem Schatten des Alkovens auf ihn zu.

„Jocelyn? Was tust du?“ Er steckte das Schwert zurück in die Scheide und nahm eine Kerze, die er an der Glut des Ofenfeuers entzündete.

„Ich konnte nicht schlafen“, sagte sie, ihr Nachtgewand enger um sich ziehend. „Da wollte ich ein wenig herumspazieren, aber es sind zu viele Besucher in der Burg.“ Sie warf einen Blick zurück in die dunkle Ecke. „Also beschloss ich, mich dorthin zu setzen, um deinen Schlaf nicht zu stören.“

Etwas stimmte nicht.

Er trat näher und sah den Stuhl, den sie über den Boden gezogen hatte – das Schaben der Beine hatte ihn geweckt – und die Schatulle, keine drei Fuß davon entfernt. Eine neue Kerze lag bereit.

„Was ist los, Jocelyn?“ Er betrachtete ihr Gesicht im flackernden Licht seiner Kerze, trat näher und nahm ihre Hand. „Bedrückt dich etwas?“

Sie sah aus, als wolle sie antworten, schüttelte dann aber den Kopf.

„Ist etwas mit den Kleinen?“, fragte er weiter und suchte in ihrer Miene nach Anzeichen, dass er recht hatte. Sie mochte vielleicht glauben, sie könnte ihn täuschen, doch er konnte in ihren Gesichtszügen lesen wie in einem Buch.

Ihre Sprösslinge waren längst nicht mehr klein, doch untereinander pflegten sie sie immer noch „die Kleinen“ zu nennen. Er glaubte, dass Jocelyn bereits den Tag fürchtete, an dem sie ihre Eltern verlassen und eigene Familien gründen würden. Darüber wollte er nicht mit ihr streiten, denn er wusste, dass sie ein weiches Herz hatte, wenn es um ihre Kinder ging. Darum schob er es auch auf, mit ihr über seinen Plan zu sprechen, Adhamh, ihren jüngsten Sohn, zu den Robertsons, ihren Verbündeten und Marians Familie, in Dunalastair zu schicken, damit er dort aufwuchs. Er hatte Angst, es werde ihr das Herz brechen.

„Es ist alles gut, Connor“, sagte sie und lächelte ihn an. „Ehrlich.“

Sie ging zu ihm, sah an ihm hinab und machte ihm bewusst, dass er ganz nackt vor ihr stand. Er machte einen Schritt zurück, aber sie folgte ihm und legte ihm eine Hand auf die Brust. „Ich mache mir Gedanken, ob morgen alles gut gehen wird.“ Aufreizend ließ sie die Finger über seine Brustwarzen gleiten, und er sog scharf die Luft ein.

„Ich mache mir Sorgen um Ailsa und Angus und darum, ob ihre Hochzeit ohne Zwischenfälle verlaufen wird.“

„Du meinst, im Gegensatz zu unserer eigenen?“, fragte er in dem Versuch, die Stimmung zu lockern. Vermutlich sorgte sie sich, ob die Vorbereitungen ausreichten, um ihn als Laird und Earl im rechten Licht dastehen zu lassen. Seit dem Tag ihrer Hochzeit standen für Jocelyn seine Belange stets an erster Stelle, und so schien es auch jetzt zu sein.

„Unsere ging gut aus“, versicherte sie ihm, während sie mit den Fingerspitzen noch immer seine Haut reizte und dabei vorgab, es ganz unbewusst zu tun. Unter der Berührung prickelte seine Haut, und er wurde hart.

„Wenn du es ‚gut ausgehen‘ nennst, dass du einschliefst und dann, als ich endlich mit dir das Bett teilte, den Namen eines anderen Mannes riefst …“

Er lachte, als er ihr empörtes Gesicht sah, bis auch sie sich wieder an jene Nacht erinnerte.

Als er das erste Mal sein Recht als Ehemann einforderte, hatte sie in der Tat den Namen eines anderen gerufen – den Namen des jungen Mannes, den sie geliebt, den er aber an Brautgeld überboten hatte. Doch sie hatten ihr gemeinsames Glück gefunden, und nicht ein Mal während ihrer Ehe hatte er ihre Treue angezweifelt. Konnte es sein, dass dieses Glück vorbei war? War das der Grund für ihre betrübte Miene?

Wieder sah er in ihre Augen und suchte nach dem wahren Grund für ihr seltsames Verhalten … Zumindest versuchte er es, denn als ihre Hand über seinen Bauch strich, dann immer weiter hinab und ihn schließlich ganz umfasste, konnte er nicht viel mehr tun, als zu fühlen.

Er war zu keinem vernünftigen Gedanke fähig, als sie ihn streichelte und massierte, bis er noch härter wurde. Eben wollten ihn erneut Bedenken überkommen, da fuhr sie sich mit der Zunge über die Lippen und kniete sich vor ihn, um ihn nicht nur mit der Hand zu erregen. Er schob seine Finger in ihr Haar, während sie ihn kostete, leckte und dann ganz in den Mund nahm.

Das brachte nur sie fertig – sie verwandelte ihn von einem Mann, der sein eigenes und Hunderte andere Leben beherrschte, in ein gieriges Raubtier, das nur einen Gedanken hatte – sich Jocelyn zu eigen zu machen. Tat sie das hier etwa mit Absicht, um ihn von seinen Fragen abzulenken? Einen Augenblick später hatte er auch diesen Gedanken vergessen.

Heiß schoss ihm das Blut durch die Adern, während sie ihn zur Raserei trieb. Connor atmete langsam, zwang sich, die Hände von ihr zu nehmen, doch dann konnte er nicht mehr an sich halten. Er packte sie bei den Schultern, zog sie hoch zu sich, bis er ihren Mund mit seinem erobern konnte. Dieses Mal ließ sie sich in seine Umarmung fallen, umschlang ihn mit den Beinen und rieb ihre feuchte Haut an ihm. Es brauchte nur wenige Schritte und eine kurze Drehung, dann lagen sie auf dem Bett, und er drang tief in sie ein, bis sie beide vor Erregung keuchten.

Ganz gleich, wie oft er das erlebte, ganz gleich, wie oft er sie sich zu eigen machte und ihre Körper miteinander verschmolzen, jedes Mal wieder erfüllte ihn die Macht ihrer Vereinigung mit tiefster Ehrfurcht. Als er seinen Mund von ihrem löste, schloss sie die Augen, legte den Kopf in den Nacken und stöhnte bei jedem seiner Stöße. Sie bewegte sich mit ihm, nahm seinen Rhythmus auf, der ihr durch ihre vielen gemeinsamen Male so vertraut war. Ihr Körper erzitterte, als sie dem Höhepunkt entgegenfieberte, sie spannte sich um ihn herum an, bis er sich in wilder Lust in ihr ergoss.

Er blieb hart in ihr, während er sah, wie ihr Gesicht vor Wonne erstrahlte. Erneut schlang sie die Beine eng um seine Hüften, hielt ihn dort fest und lächelte ihn an. Connor wusste, dass er noch einmal beginnen könnte, doch die dunklen Schatten unter ihren Augen erinnerten ihn an die anstrengenden Aufgaben, die während der vergangenen Tage und auch heute noch auf ihr gelastet hatten. Zwar reizte es ihn, sie zu seinem Vergnügen wach zu halten, doch es war besser, wenn seine Ehefrau gut ausgeruht und bereit war, sich den Aufgaben des morgigen Tages zu stellen.

„Ich liebe dich“, flüsterte er, küsste ihre Wange und löste sich von ihr.

Eine Träne rann aus ihrem Augenwinkel. Sie wischte sie fort und rutschte auf die andere Seite des Bettes, um die Decke über sie beide zu ziehen. Während er sich neben sie legte, sie an sich zog und seinen Kopf neben ihrem bettete, sagte sie nichts.

„Ich dich auch“, flüsterte sie endlich, doch die Traurigkeit in ihrer Stimme zerriss ihn innerlich.

Irgendetwas verheimlichte sie ihm, und er hasste es, nicht zu wissen, was. Er hätte ihr befehlen können, es ihm zu sagen, aber er hatte Jocelyns Sturheit schon früher kennengelernt und wusste, dass er nur scheitern konnte.

Während ihr Atem ruhiger wurde und er spürte, wie sie einschlief und ihr Körper entspannt gegen seinen sank, zwang er sich selbst dazu, Geduld aufzubringen und abzuwarten, bis sie ihm von sich aus die Wahrheit sagen würde. Er rief sich ins Gedächtnis, dass sie ihn niemals hintergehen würde.

Noch als die Vögel bereits ihre Morgengesänge anstimmten, lag er wach und grübelte über seine Ehefrau und ihre Schwierigkeiten nach.

Ob es nun seine Absicht gewesen war oder nicht, Connors leidenschaftliches Liebesspiel hatte sie schließlich Schlaf finden lassen. Zwischen ihren Bemühungen, seine Pläne herauszufinden, sich mit Connors Schwester Margaret wegen der Hochzeitsvorbereitungen zu beraten, für ihre Kinder und ihren Ehemann zu sorgen und gleichzeitig ebendiesen Ehemann glauben zu machen, dass alles in Ordnung sei, hatte sie nur wenig geschlafen. Nun brach der Tag an, an dem das Paar den Bund schließen würde, den sie mit ihren ersten eigenen Versuchen des Ehestiftens in die Wege geleitet hatte. Und Jocelyn stellte fest, dass sie alleine aufwachte.

Sie strich mit der Hand über das Laken. Es war noch warm, also konnte Connor nicht viel früher als sie aufgestanden sein. Schnell kleidete sie sich an und machte dabei im Geiste eine Liste all der Dinge, die noch zu erledigen waren, ehe die Zeremonie am Mittag stattfinden würde. Ihr Blick huschte zum Alkoven, dann zur geschlossenen Tür. Dies war vielleicht die letzte Gelegenheit, nach Informationen über zwei Clans zu suchen, die in Connors Gunst aufzusteigen schienen. Clans, mit denen er sich voraussichtlich in Kürze durch Heirat zu verbünden suchen würde.

Kurz entschlossen suchte Jocelyn an ihrem Bund den passenden Schlüssel, steckte ihn ins Schloss der Kassette und drehte ihn so langsam und leise sie konnte. Das Geräusch schien im Schlafgemach widerzuhallen. Sie hielt den Blick auf die Tür gerichtet, damit sie sofort merkte, wenn Connor zurückkehrte. Nach zwei erfolglosen Versuchen war ihr klar, dass der Schlüssel nicht passte. Sie zog ihn heraus und schob ihn erneut ins Schloss, doch vergebens.

Nun untersuchte sie den Schlüssel und fand den kleinen Kratzer, mit dem sie ihn markiert hatte; es musste der richtige sein. Also sah sie sich das Schloss genauer an. Es war ausgetauscht worden! Verwirrt trat sie einen Schritt zurück. Es war ihr unerklärlich. Doch wenn das Schloss ausgetauscht worden war, dann gab es nur eine Person, die den passenden Schlüssel hatte, und die …

… stand auf der Schwelle zum Schlafgemach.

Der Ausdruck auf seinem Gesicht erinnerte sie daran, wie man ihn früher genannt hatte – die Bestie. Sein Blick war finster, die Brauen wütend zusammengezogen. Als er auf sie zukam, begann ihr Herz wild zu hämmern, und Schweiß rann ihr den Nacken hinab. Sie entdeckte, dass er sie tatsächlich einschüchtern konnte. Obwohl sie wusste, dass er ihr nie etwas antun würde, reagierte ihr Körper auf die Drohung in seiner Stimme.

„Jocelyn“, knurrte er, während er auf sie zukam. „Sag mir sofort, was das zu bedeuten hat.“ Die Arme vor der Brust verschränkt, sah er ganz aus wie der furchterregende Krieger, der er war. Schlimmer noch, er sah aus wie ein Ehemann, der forderte, dass sein widerstrebendes Weib ihm auf der Stelle Rede und Antwort stand.

Würde er sie auslachen, wenn sie ihm ihre tiefsten Ängste offenbarte? Als Laird war er es nicht gewohnt, dass seine Entscheidungen hinterfragt wurden, das wusste sie aus Erfahrung.

„Warst du es, die die Kassette in den letzten Monaten immer wieder durchsucht hat?“

Er wusste es? Hatte er es die ganze Zeit gewusst?

„Connor, ich kann das erklären“, begann sie. Sie verschränkte ihre Finger ineinander, damit er nicht sah, wie ihre Hände zitterten, und trat einen Schritt zurück. „Ich …“

„Jocelyn!“

Erschrocken schauten beide zur offenen Tür, wo Margriet und Marian nach Jocelyn riefen.

„Die Köchin hat das Rezept für die Kuchen geändert“, beschwerte Margriet sich. „Jetzt sind sie zu süß.“

„Und Gair will Ailsa und Angus neben ihre Eltern an die Ehrentafel setzen“, fügte Marian hinzu. „Nur du kannst ihn überreden, nachzugeben.“ Beide Frauen stemmten die Hände in die Hüften und sahen Jocelyn unverwandt an.

Sie kamen zu ihrer Rettung!

Misstrauisch kniff Connor die Augen zusammen und schaute zwischen den drei Frauen hin und her. Jocelyn versuchte, ruhig zu bleiben, und sah ihn fragend an. Würde er sie davonkommen lassen?

„Connor?“ Sie wartete auf seine Erlaubnis, ehe sie an ihm vorbei zur Tür eilte. Doch er fasste sie rasch beim Arm und zog sie so dicht heran, dass nur sie beide hören konnten, was er sagte.

„Wir unterhalten uns später. Und dann wirst du mir die Wahrheit sagen, Jocelyn.“

Bevor er sie losließ, sah er ihr noch einmal tief in die Augen, dann nickte er. „Kümmere dich um deine Pflichten“, sagte er schließlich laut genug, dass alle es hören konnten.

3. KAPITEL

Jocelyn war sich seines anklagenden Blicks nur zu bewusst, während sie sich zu ihren Freundinnen an der Tür gesellte. Doch ihre Freundinnen bedeuteten ihr, schnell mitzukommen, und so ließ sie Connor allein. Sobald sie die große Halle erreicht hatten, blieb sie stehen.

„Wir müssen aufhören“, verkündete sie, während sie die Frauen in eine abgelegene Nische zog. „Connor hat mich erwischt.“

„Als wir sahen, wie er in euer Gemach ging, dachten wir, dass du Hilfe brauchen könntest“, sagte Margriet. „Hast du nach den Papieren gesucht?“

„Über die MacQuarries?“, hakte Marian nach. Ihre Tochter würde bald im heiratsfähigen Alter sein, und Connor würde sich daranmachen, einen passenden Ehemann zu suchen.

Unglücklicherweise zog das Vermögen, das sie einmal erben würde, viele ehrgeizige Bewerber an, und Marian sorgte sich wegen der eventuellen Verbindungen. Nur deshalb beteiligte sie sich an diesem Unterfangen.

„Ich kam gar nicht erst heran. Er hat das Schloss an der Schatulle ausgetauscht.“

„Weiß er es?“, fragte Margriet.

„Er ahnt etwas.“ Jocelyn zuckte mit den Schultern. „Ich war unachtsam bei der Suche.“

„Vielleicht sollten wir abwarten?“, meinte Marian, doch Jocelyn konnte die Sorge in ihrer Stimme hören.

Eine Weile sagte keine von ihnen etwas. Alle drei dachten sie vermutlich an ihre eigenen, bald heiratsfähigen Kinder und deren betrübliche Aussichten auf ungeliebte Partner, wenn sie den Laird nicht in ihrem Sinne beeinflussen konnten.

„Ich glaube, das wäre nicht gut“, sagte Jocelyn. „So viele nehmen heute an der Hochzeit teil, dass Connor und Duncan ganz bestimmt die Gelegenheit nutzen werden, Gespräche zu führen.“

Kurz darauf versanken sie alle drei so sehr in den letzten Hochzeitsvorbereitungen, dass sie es nicht mehr schafften, weiter darüber zu sprechen. Jocelyn kam ihren Pflichten als Gemahlin des Laird nach, trotz der finsteren Blicke, die jener ihr zuwarf. Nach außen hin ließen sie sich ihre Meinungsverschiedenheit nicht anmerken, aber Jocelyn spürte im Herzen, wie die Kluft zwischen ihnen größer wurde.

Als die Gäste nach und nach eintrafen, hieß Jocelyn sie willkommen und sorgte für ihr Wohlbefinden. Gleichzeitig bemühte sie sich, möglichst mit denjenigen Gästen zu sprechen, deren Namen sie in den Unterlagen gefunden hatte. Auf einige, die ihr besonders vielversprechend erschienen, wies sie auch Marian hin.

Am Ende des Nachmittags glaubten Jocelyn und ihre Freundinnen, einige mögliche Ehekandidaten für Marians Tochter Ciara erkannt zu haben. Jetzt konnten sie versuchen, diese Wahl zu beeinflussen.

Als Angus und Ailsa ihr Ehegelübde sprachen, brannten Tränen in Jocelyns Augen, und unweigerlich schweifte ihr Blick zu Connor. Sie dachte an ihre eigene Eheschließung und wie weit sie seither gekommen waren. Sie hatte erwartet, ihn immer noch finster dreinblicken zu sehen; umso mehr überraschte sie die ehrliche Liebe, die aus seinen Augen strahlte, als er ihren Blick erwiderte. Nun rannen die Tränen tatsächlich, und Jocelyn entschied sich, ihm die Wahrheit zu sagen – dass die heutige Ehe durch ihre Bemühungen zustande gekommen war, und dass sie und ihre Freundinnen weitere Verbindungen planten, innerhalb wie außerhalb des Clans.

Aber es würde noch eine Weile dauern, bevor sie mit ihm alleine wäre, also beschloss Jocelyn, ihre Sorgen beiseitezuschieben und das Fest zu genießen. Ailsa sah in ihrem Brautkleid bezaubernd aus. Angus hatte ihr eine Halskette geschenkt, ein Familienerbstück, das sie immer wieder berührte und ihn dabei anlächelte.

So unschuldig. So verliebt. Und eine gute Familie. Da hatten sie ganz gewiss einen erfolgreichen Bund gestiftet.

Als nach dem Mahl zum Tanz aufgespielt wurde, schloss sich auch Jocelyn den Tänzern an, zuerst mit Connor, dann mit Verwandten und Freunden. Selbst ihr ältester Sohn forderte sie zu einem Tanz auf und ließ sie völlig atemlos zurück. Sie wollte ihn umarmen, an sich drücken und nie wieder loslassen. Doch an den Sohn des Lairds wurden gewisse Erwartungen gestellt, und eine davon war, als Pflegesohn bei einem anderen Clan zu leben. Obwohl sie viele Nächte geweint hatte, als Connor ihn fortschickte, war sie doch stolz darauf, zu was für einem prächtigen jungen Mann er heranwuchs.

Marian und Margriet setzten sich zu Jocelyn an den Tisch. Gemeinsam lachten sie über die Possen ihrer Kinder und sahen zu, wie das junge Paar beglückwünscht und wegen der Hochzeitsnacht geneckt wurde. Ailsa errötete und griff trostsuchend nach der Hand ihres frischgebackenen Ehemanns.

So suchte sie auch Connors Hand, wenn sie beisammen standen. Zu spüren, wie seine starke Hand die ihre umfing, gab ihr Kraft. Über die Jahre hatten sie so manches bewältigt und eine gute Ehe geführt. Jetzt hoffte sie, dass ihre Bemühungen kommenden Generationen zu ebensolchem Glück verhelfen würden.

Sie schob diese rührseligen Gedanken beiseite und wies Marian auf einige Familien hin, die Söhne im entsprechenden Alter hatten. Dann trennten sie sich, um diese Familien näher kennenzulernen.

Später, bevor sie sich vom Fest zurückzogen, wollten sie sich in ihrem Frauengemach treffen, um sich auszutauschen und die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Morgen dann würden sie sich die aussichtsreichsten Kandidaten näher ansehen und, bevor die Gäste wieder abreisten, versuchen herauszufinden, wie Ciara mit den auserwählten jungen Männern auskam. Das war der wichtigste Schritt; erst dann würden sie sich entscheiden und die beiden Familien einander nach und nach nahebringen.

So war es bei Ailsa und dem jungen Angus gelungen.

Es würde auch bei Ciara gelingen, und bei Jocelyns und Margriets Töchtern ebenfalls.

Es musste gelingen.

4. KAPITEL

Lacht nicht“, warnte Connor Duncan und Rurik. „Auch eure Frauen sind irgendwie daran beteiligt.“

Connor trank den letzten Schluck des starken Whiskys und winkte dem Diener, seinen Becher neu zu füllen. Er hatte Jocelyn den ganzen Tag beobachtet und gesehen, wie sehr ihr Gewissen sie bedrückte – er las es in ihren Augen, jedes Mal, wenn sich ihre Blicke trafen.

Als ihre Freundinnen heute Morgen so zufällig vor ihrem Schlafgemach aufgetaucht waren, um Jocelyn vor weiteren Fragen zu retten, war ihm klar geworden, dass es sich hierbei um eine weibliche Verschwörung handelte und die drei unter einer Decke steckten.

Und das verhieß nichts Gutes für ihre drei Ehemänner.

Tief in seinem Herzen wusste er, dass sie ihn niemals hintergehen würde, aber zu sehen, wie sie auf dem Fest mit jedem einzelnen jungen Mann sprach – die meisten kannte er, einige aber auch nicht –, brachte sein Blut zum Kochen. Sooft er sich auch selbst versicherte, dass er nicht eifersüchtig war, sein hitziges Blut bewies das Gegenteil. Erst ihr auffälliges Interesse für die Schatulle, jetzt ihr seltsames überfreundliches Auftreten – Connor wusste, dass etwas im Gange war, und Jocelyn steckte mittendrin.

„Marian ist wie immer“, sagte Duncan. „Sie hat doch nur Jocelyn und Ailas Mutter bei all der Arbeit unterstützt.“

„Genau wie Margriet“, fügte Rurik hinzu.

Connor lehnte sich zurück und sah die beiden an. Sie beobachteten ihre Frauen in der Menge, und er wusste, dass es nicht lange dauern würde, bis sie seinen Verdacht teilten.

„Weshalb spricht Marian mit diesem jungen Hund? Ist das nicht der MacQuarrie-Erbe?“ Duncan trank seinen Whisky aus und sah näher hin.

„Und worüber könnten Margriet und Dougal MacKenzie sich so angeregt unterhalten?“ Zufrieden sah Connor, wie Rurik kriegerisch die Arme vor der Brust verschränkte. „Und weshalb rückt sie ihm so nahe?“

„Was geht hier vor?“ Duncan ließ die Augen nicht von seiner Frau, die sich so enthusiastisch mit dem stattlichen jungen Mann unterhielt, der einmal seinem Vater nachfolgen und Oberhaupt des Clans werden würde.

„Ich habe Jocelyn gestern Abend und heute Morgen dabei ertappt, wie sie versucht hat, die Kassette zu öffnen.“

Beide sahen Connor an, als wären ihm drei Köpfe gewachsen. Das konnte er nur zu gut verstehen, hatte er es doch zuerst auch nicht glauben können. Aber Jocelyns schuldbewusste Miene hatte es ihm bestätigt.

„Warum denn?“, fragte Duncan.

„Hat sie etwas herausgenommen?“, wollte Rurik wissen.

„Nein. Dazu hatte sie auch keine Gelegenheit.“ Connor trank einen Schluck und zuckte die Schultern. „Es ist zur Zeit nichts Wichtiges darin. Keine Dokumente und auch sonst nichts, das sie nicht jederzeit einsehen könnte, wenn sie mich nur darum bittet. Warum also darf ich nicht erfahren, wonach sie sucht? frage ich mich.“

Gerade beendeten ihre Frauen ihre Unterhaltungen und wandten sich jeweils dem jungen Mann zu, mit dem die andere zuvor gesprochen hatte.

„Es ist an der Zeit, die Wahrheit herauszufinden“, verkündete Connor.

„Höchste Zeit.“ Geräuschvoll knallte Rurik seinen Becher auf den Tisch, straffte die Schultern und hob die Arme, als bereite er sich auf einen Kampf vor.

„Sie sind meine Gäste, Rurik. Vergiss das nicht.“

„Gastfreundlichkeit hat Grenzen, oder nicht?“, fragte Duncan mit einem eifersüchtigen Funkeln im Blick. Duncan hätte in der Vergangenheit fast schon einmal diesen Brauch der Highlands verletzt, um Marian zu verteidigen, daher zweifelte Connor nicht, dass er es wieder tun würde, wenn jemand sie beleidigte. Mahnend legte er ihm eine Hand auf die Schulter.

„Sie sieht nicht aus, als müsste sie verteidigt werden, also nimm dich zurück, Duncan, und handele hier in meiner Halle nicht überstürzt.“

Er stellte seinen Becher auf den Tisch und schaute wieder zu den Frauen hinüber. Die sahen einander an, und als Jocelyn unauffällig nickte, wandten sie sich ihrem Gemach zu. Das war die Gelegenheit.

„Zeit, herauszufinden, was sie im Schilde führen“, zischte Connor. „Schnappt euch eure Frauen, bringt sie irgendwohin und holt die Wahrheit aus ihnen heraus.“

„Und du?“

„Jocelyn wird bald entdecken, dass die Bestie der Highlands noch immer lebt.“

Rasch folgten sie ihren Frauen durch die Halle und holten sie ein, als sie eben Jocelyns Gemach erreichten. Im selben Augenblick bemerkten die Frauen sie und drehten sich geschlossen zu ihnen um. Connor sah, wie sich Schuld und Angst in ihren Mienen abzeichnete – Kindern gleich, die dabei ertappt wurden, wie sie in der Küche Süßigkeit stibitzten. Und als wüssten sie, dass der Moment der Abrechnung gekommen war.

„Marian.“ Duncan streckte eine Hand nach ihr aus. „Komm mit.“

„Margriet.“ Rurik sagte nichts weiter, sondern forderte seine Ehefrau stumm auf, mit ihm zu kommen.

Schweigend sah Jocelyn ihren Freundinnen nach, dann schaute sie Connor an. Er entschied, dass er am besten unter vier Augen mit ihr sprach.

„Komm, Weib“, sagte er und bot ihr seine Hand. „Ich möchte mit dir reden.“

Sie schluckte einmal, dann noch einmal, holte tief Luft und nahm schließlich seine dargebotene Hand. Zusammen schritten sie zur Treppe, die zu ihren gemeinsamen Gemächern führte. Er wartete, hoffte, sie würde ihm freiwillig die Wahrheit sagen, doch sie schwieg. Also befahl er der Wache unten an der Treppe, niemanden hinaufzulassen, dann geleitete er Jocelyn die Stufen hinauf und zur Tür.

Noch war das Hochzeitsfest im vollen Gange, sodass sie nicht allzu lang fortbleiben konnten. Doch Connor hatte sich zwei Pläne zurechtgelegt, um sie zu überreden, ihr Verhalten zu erklären. Wenn der eine nicht funktionierte, dann ganz bestimmt der zweite.

Er kannte die Frau an seiner Seite in- und auswendig, jeden Zentimeter ihres Körper, jede Facette ihrer Seele. Dieses Wissen würde er nutzen, um ihr zu zeigen, dass sie ihm alles anvertrauen konnte, was sie bedrückte. Wenn nicht ihm als ihrem Ehemann, dann als ihrem Laird.

Nachdem sie eingetreten waren, ließ er ihre Hand los und schob den Riegel vor, damit sie auf keinen Fall gestört wurden. Dann wartete er, bis sie ihn anschaute, was sie schließlich auch tat. Aber als sie den Mund öffnete, um etwas zu sagen, schüttelte Connor den Kopf.

„Ich glaube, du hast vergessen, wie gefährlich es ist, die Bestie der Highlands zu wecken.“ Dabei lächelte er, und sie blinzelte verwirrt, als müsse sie überlegen, was er damit meinte. Mit großen Schritten ging er zu ihr, zog sie in die Arme und hob sanft ihr Gesicht an, um ihr in die Augen zu sehen.

„Nun wirst du sehen, was passiert, wenn du etwas so Gefährliches tust.“ Nach dieser kleinen Warnung hielt er kurz inne, um ihren verführerischen Duft einzuatmen, dann stürzte er sich auf seine Beute.

5. KAPITEL

Trotz seines furchteinflößenden Rufes hatte Connor, seit sie ihn kannte, nie eine Hand gegen sie erhoben. Jetzt, nach dieser Drohung, fragte sie sich für einen angstvollen Moment, was er tun würde.

Ich hätte es wissen müssen. Ihr Körper gehörte ganz ihm, jetzt würde er über ihren Körper auch ihre Seele berühren, ganz wie sie es in der vergangenen Nacht getan hatte. Ihr Ziel war gewesen, ihn abzulenken. Seines war, sie sich zu eigen zu machen, ihr zu zeigen, dass sie ihm gehörte.

Wenige Sekunden, einen einzigen verheerenden Kuss, mehr brauchte er nicht, damit sich ihr Körper ergab.

Sein Mund wurde fordernder, seine Zunge fuhr über ihre Lippen, drängte sich dazwischen, um sie zu kosten. Auf einen Kuss folgte der nächste, und noch einer, bis sie ganz atemlos war. Ihren Mund von seinem zu lösen half nichts, denn er folgte ihr und erbeutete Kuss um Kuss.

Ihre Brüste wurden empfindlicher, als er sie noch dichter heranzog und sein Bein tief zwischen ihre Schenkel schob. Der raue Stoff ihres Kleids rieb erregend über ihre Haut. Connor drängte sie ein paar Schritte zurück, bis sie die kühle Zimmerwand hinter sich spürte. Er presste sie dagegen, während er sie in seinen Armen nach oben zog. Und dann schob er ihren Rock hoch, tastete darunter nach der bloßen Haut.

Jocelyn verfluchte ihren verräterischen Körper, denn unwillkürlich schob er sich Connors Fingern entgegen, bettelte fast darum, dass er die heiße, feuchte Stelle zwischen ihren Beinen berührte. Wieder küsste Connor sie, und sie stöhnte an seinen Lippen auf, als er endlich fand, was er suchte. Ihr Kopf sank zurück, und sie keuchte auf vor Erregung; ihr Körper schrie nach mehr. Connor zog einen Pfad aus Küssen über ihre Wangen, ihren Hals; hastig zerrte er am Ausschnitt ihres Gewandes, bis die Schnürung riss und ihre Brüste freilegte. Er ließ seine Lippen über ihre Schulter hinunterwandern bis zu den üppigen Rundungen, liebkoste sie und rieb die längst schon harten Knospen mit den Daumen, ehe er seinen Mund über eine davon senkte und sanft daran knabberte. Heftig wölbte sie sich ihm entgegen, und er leckte die rosigen Spitzen und fuhr leicht mit den Zähnen darüber. Jocelyn vergaß Zeit und Raum, spürte nur noch die Wonne, die er ihr bereitete.

Sie ließ es zu, dass er sie höher schob und ihre Beine um seine Hüften schlang, und als er seinen Kilt hob und sie seinen harten Schaft spürte, flehte sie ihn geradezu an. „Bitte, Connor …“ Sie versuchte, ihn in sich aufzunehmen, die Erlösung zu finden, der er sie ganze Zeit entgegengetrieben hatte. Doch er rührte sich nicht, sondern sah sie nur an. Sie wartete darauf, dass er etwas sagte, doch er hielt einfach ihren Blick gefangen, während er die Hand tiefer zwischen ihre Beine schob. Weit öffnete sie sich ihm, und er reizte und liebkoste sie unerbittlich.

„Bitte!“, flüsterte sie abermals.

Er rieb sich an ihr, bis sie nur eins noch wollte: ihn in sich spüren. Doch das verweigerte er ihr, rieb und streichelte sie stattdessen mit den Fingern und trieb sie fast zum Höhepunkt. Sie wiegte ihre Hüften schnell und schneller, bis sie der Erlösung nahe war – da ließ er ganz von ihr ab. Entschlossen griff sie zu und umfing ihn mit der Hand.

Connor tat nichts, um Jocelyn aufzuhalten. Sein Körper lechzte nach ihr, wollte sie nehmen, doch er hielt sich zurück. Sein Plan – der ihm irgendwann einmal gut erschienen war – war gewesen, sie hinzuhalten, bis sie ihn anflehte. Erst wenn sie ihm in ihrer Sehnsucht nach Erlösung die Wahrheit sagte, würde er sie erhören.

Aber er stellte fest, dass er dieses Spiel nicht spielen konnte, ohne selbst betroffen zu sein. Sein Körper gehörte ihr, seit sie das erste Mal seine Hand ergriffen und ihm zur Seite gestanden hatte. Er sehnte und verzehrte sich nach ihr, wollte so tief mit ihr vereint sein, dass sie wie ein Körper waren – sich gemeinsam bewegten, gemeinsam atmeten, gemeinsam waren. Als sie nun seinen harten Schaft in die Hand nahm, war er verloren.

Sie beobachtete ihn, während sie ihn umfasste, ihn massierte und streichelte, so wie er es liebte. Als sie ihn anlächelte, ihre Lippen von seinen Küssen noch ganz geschwollen, trieb es ihn fast in den Wahnsinn. Und während sie ihn immer weiter erregte, neigte er sich zu ihr und eroberte erneut ihren Mund, drang mit der Zunge so tief und besitzergreifend hinein, wie er bald ganz in sie eindringen würde. Sie schmiegte sich an ihn. Gleich, gleich war es so weit, sie näherten sich dem Zenit. Connor lehnte sich zurück, sah ihr in die von Leidenschaft verhangenen Augen und sprach aus, was er ihr unbedingt sagen wollte.

„Du brauchst nur zu bitten, Jocelyn. Bitte mich, um was du willst, und es soll dir gehören.“

Er wusste, was sie wollte. Aber hoffentlich begriff sie auch, dass er ihr den Schlüssel anbot, den sie suchte – zu seinem Körper, seinem Herzen und zu der Kassette, deren Inhalt sie anscheinend so dringend benötigte.

„Bitte, Connor“, flüstert sie wieder und drängte sich erneut an ihn.

„Sag es, Jocelyn!“, grollte er und küsste sie, schnell, gierig, besitzergreifend.

Sie lehnte den Kopf zurück, bot ihm die seidige Haut ihres anmutigen Halses und ihren üppigen Busen dar. Mit bebender Stimme flüsterte sie: „Nimm mich, Connor. Füll mich aus.“ Sie lächelte ihn an. „Liebe mich, Ehemann.“

Mehr als diese Worte brauchte es nicht. Er hob sie leicht an und drang mit einem Stoß in sie ein. Sie folgte seinem Rhythmus, und mit jeder neuen Bewegung spürte er, wie seine Erregung stieg. Pochend umfing sie ihn, keuchte vor Lust. Schließlich ergoss er sich in ihr, küsste ihren Hals und sie stöhnte wonnevoll. Noch von Leidenschaft ge­schüttelt, flüsterte er seine Antwort.

„Ja, meine Frau“, sagte er. „Ich liebe dich.“

So verharrte er, bis die letzte Woge der Leidenschaft abflaute. Doch er würde ihr noch weit mehr Genuss verschaffen, sobald sie sich einige Zeit erholt hatte. Langsam zog er sich zurück und half ihr auf die Füße. Dass ihre Beine kraftlos zitterten, schmeichelte seiner männlichen Eitelkeit. Er griff nach dem Saum ihres Gewands und zog es ihr über den Kopf, sodass sie völlig nackt vor ihm stand.

Welch ein Bild bot sie ihm! Das Haar fiel ihr ungebändigt und vom Liebesspiel zerzaust über die Schultern. Sie verbarg nichts vor ihm, erlaubte ihm, sich an ihr sattzusehen. Rasch streifte er selbst Hemd und Kilt ab. Dann hob er seine Frau auf die Arme und trug sie hinüber zum Bett, wo er sie auf die weichen Laken legte. Als sie aber die Bettdecke über sich ziehen wollte, hielt er sie davon ab.

„Dies ist nicht der richtige Moment, um zu schlafen“, erklärte er, beugte sich zu ihr hinunter und küsste ihre Beine entlang, immer weiter nach oben, leckte und knabberte und reizte sie.

Obwohl sie eben erst die höchste Lust genossen hatte, reagierte ihr Körper sofort wieder. Der süße Duft ihrer Erregung strömte Connor entgegen. Lächelnd schaute er zu ihr auf und sah, dass sie, auf die Ellbogen gestützt, jede seiner Bewegungen beobachtete. Er hielt ihren Blick fest, während er sich ihrer heißen, feuchten Haut näherte und sie streichelte. Sie bog sich ihm entgegen, die Hände fest in sein Haar gekrallt, und presste seinen Mund dicht an sich. Als er sie mit der Zunge berührte, den winzigen, verborgenen, lustspendenden Punkt fand, wölbte sie sich ihm fordernd entgegen. Er leckte und saugte daran, bis sie sich aufbäumte, ihre unaussprechlichen Wonnen herausschrie.

Längst war er wieder bereit, schob sich über sie und drang erneut in ihren wunderbar feuchten Schoß ein. Freudig aufkeuchend empfing sie ihn und passte sich seinen drängenden Stößen an. Dieses Mal nahm er sie wild und hart, und sie stand ihm in nichts nach, bis sie beide, vom Ansturm der Lust geschüttelt, den Gipfel erreichten. Atemlos und zutiefst befriedigt verharrte er einige Zeit, ehe er sich aus ihr zurückzog. Ihre gleichmäßigen Atemzüge sagten ihm, dass sie schlief, also löste er sich sehr behutsam von ihr und stand auf.

Immer noch seines Plans eingedenk, holte er den Schlüssel aus seinem Versteck im Alkoven. Dann rief er leise: „Jocelyn!“

Er hörte, wie sie sich aufsetzte, vom Bett aufstand und zu ihm kam. Auf halbem Weg hielt er ihr den Schlüssel entgegen. „Ich weiß nicht, was du in dieser Kassette so dringend suchst, aber alles, was ich besitze, gehört auch dir.“ Er wartete, bis sie mit zitternden Händen den Schlüssel nahm. Dann stellte er die eigentliche Frage. „Was ist darin so wichtig, dass du es vor mir verheimlichst?“

Sie betrachtete sein Gesicht, dann den Schlüssel in ihrer Hand. So lange zögerte sie, dass er fürchtete, sie würde ihm erneut eine Antwort verweigern.

„Was ist dir so wichtig?“, drängte er.

„Nur das Herz einer Frau“, sagte sie leise. „Nur das.“

6. KAPITEL

Jocelyn sah, wie sich erst Verwirrung, dann Wut in seinen dunklen Augen spiegelte. Wie konnte sie ihm erklären, was ihr so wichtig war, ohne ihn zu verärgern? Er war ein Mann, der seine Ehefrau liebte, aber vor allem war er der Laird und verantwortlich für all jene, die unter seinem Schutz lebten. Sie wusste, er wog all seine Entscheidungen sorgfältig ab; genauso wusste sie aber auch, dass er stets zuerst an das Wohl des Clans dachte.

Gerade erst hatte er ihr gegenseitiges Verlangen benutzt, um eine Antwort von ihr zu bekommen. Nicht, dass es ihr etwas ausmachte, sich von ihm leidenschaftlich und zur Besinnungslosigkeit lieben zu lassen, aber nach all den Jahren verstand sie seine Beweggründe und Methoden. Jetzt allerdings hatte er sie ertappt und fragte nach ihren Beweggründen; vielleicht würde er sich seinerseits um Verständnis bemühen.

„Bist du unglücklich in unserer Ehe, Jocelyn?“

Sie schloss die Augen und spürte, wie sich Tränen darin sammelten. Hatte sie eben noch geglaubt, dass er sich kalt und gefühllos verhielt, überraschte er sie nun und wärmte ihr Herz. Sie begriff, dass er sich darum sorgte, ob sie ihrer Ehe ein Ende setzen wollte.

„Nein, Connor“, versicherte sie ihm und strich mit einer Hand über seine Wange. „Niemals.“

„Wer dann? Margriet? Marian?“ Ratlos fuhr er sich mit einer Hand durchs Haar. „Welche der Frauen ist unglücklich? Und was hast du in der Schatulle gesucht?“

Sie ging zu ihrer Kleidung und hob sie vom Boden auf, doch alles war völlig zerknittert. Also nahm sie aus ihrer Truhe ein anderes Gewand heraus, denn sie wollte sich seinen Fragen nicht vollkommen nackt stellen. Er schlüpfte währenddessen in ein Hemd und wartete dann ab, bis sie sich ihm wieder zuwandte.

„Jedes Mal, wenn du eine Ehe arrangierst oder Duncan zu Verhandlungen schickst, steht ein Herz auf dem Spiel“, erklärte sie. „Genau wie damals bei mir – und dir. Und bei Ailsa und Angus. Und du nimmst alles sorgsam in Augenschein, was dir wichtig erscheint, aber nie denkst du daran, ob sie glücklich sein werden oder nicht.“

Angesichts der schwerwiegenden Dinge, die er zu bedenken hatte, schien dieser Aspekt fast nebensächlich, doch sie wusste, dass es das nicht war. In den vergangenen Jahren hatten sie mit ansehen müssen, wie einige zum Besten des Clans geschlossen Ehen fatal verlaufen waren.

„Und wem habe ich damit geschadet? Ich kann mich nicht erinnern, dass ich eine Ehe vermitteln half, die nicht gut ausgegangen ist.“

„Darcha MacLerie.“ Sie erinnerte ihn nur ungern daran, aber wie sonst konnte sie ihn überzeugen, dass, wenn es um eine Ehe ging, noch anderes wichtig war als das Wohl des Clans.

Sie musste ihm zugutehalten, dass er bei der Erwähnung seiner Cousine das Gesicht verzog. Deren Ehemann hatte sich als wütender, brutaler Mann entpuppt.

„Jocelyn …“, begann er, brach dann aber ab. Schließlich konnte er nicht abstreiten, dass jene Ehe gegen den Willen seiner Cousine geschlossen worden war, obwohl Jocelyn ihm davon abgeraten hatte. „Ich hatte mein Wort als MacLerie gegeben, wie konnte ich da den Vertrag einfach auflösen?“

„Und genau deshalb haben wir mit unserem … Unterfangen begonnen.“

„Wir? Ihr drei?“

„Wir vier, nur war Margaret in letzter Zeit zu sehr mit Ailsas Hochzeit beschäftigt.“

„Meine Schwester ist also auch beteiligt an … Ja, woran seid ihr eigentlich beteiligt?“ Er schaute zwischen der Kassette und dem Schlüssel in ihrer Hand hin und her.

„Wir helfen dir, den richtigen Partner zu finden, wenn jemand im Clan verheiratet werden soll.“

Sie wusste nicht, welche Reaktion sie erwartet hatte, aber jedenfalls nicht die, die Connor nun zeigte. Er blinzelte verdutzt, dann begann er zu lachen. Bald schon bog er sich vor Lachen, und ihm kamen die Tränen. Jetzt war es an ihr, die Arme zu verschränken und eine Antwort zu einzufordern.

„Was ist so lustig daran?“

Kopfschüttelnd rieb er sich das Gesicht. „Ich dachte, es ginge um etwas ganz anderes.“ Sie glaubte, etwas wie Erleichterung in seinen Augen zu sehen, und fragte sich, was er wohl befürchtet haben mochte. Langsam wurde er wieder ernst und setzte die Miene auf, die er zur Schau trug, wenn er als Laird etwas verkündete.

„Jocelyn, du kannst doch nicht ernsthaft glauben, dass du die Partner für unsere Clanmitglieder gewählt hast? Die Ehen, die ich arrangiere, dienen dazu, die Bündnisse der MacLeries zu stärken oder neue zu knüpfen. Oder neues Land zu gewinnen.“ Er sah derart selbstzufrieden aus, dass sie ihm am liebsten eine Maulschelle verpasst hätte. Stattdessen führte sie ihren letzten Erfolg an.

„Ailsa und Angus.“

Schulterzuckend sah er sie an. „Willst du den Ruhm für diese Verbindung für dich beanspruchen?“

Sie nickte „Weißt du noch, wen du ursprünglich zu ihrem Gemahl gewählt hattest?“

Jocelyn ließ ihm Zeit, sich an die Verhandlungen zu erinnern und an seine Gründe, die Wahl des Zukünftigen für seine Nichte noch einmal zu überdenken. Plötzlich verzog er das Gesicht, als hätte er in etwas sehr Ekliges gebissen.

„Genau! Wir waren es, die dann Angus vorschlugen, nachdem wir gelesen …“ Sie unterbrach sich, bevor sie noch ihre Methoden ausplauderte.

„Dass sein Vater uns Geld schuldete und hoffte, dass wir ihm die Schuld erlassen, wenn er davon absah, eine hohe Mitgift zu verlangen“, beendete er ihren Satz mit finsterem Blick. „Du hast in den Verträgen geschnüffelt.“

Ihr blieb nichts anderes übrig, als es zuzugeben. „Aye. Auf der Suche nach passenden Partien. Dann bemühen wir uns, mehr über die Kandidaten herauszufinden und die jungen Leute einander vorzustellen, ehe wir dich …“

„Mich versucht zu beeinflussen?“

„Wir würden es eher eine Beratung nennen“, sagte Jocelyn.

„Weshalb habt ihr das hinter meinem Rücken getan? Warum habt ihr nicht einfach mit mir gesprochen?“

„Weil du meine diesbezüglichen Ratschläge in der Vergangenheit immer ignoriert hast. Wir versuchen, Paare zusammenzubringen, die einander vielleicht lieben könnten.“ Sie seufzte. „Da unsere eigenen Kinder auch bald heiraten sollen, wollten wir nichts dem Zufall überlassen.“

„Oh“, flüsterte er. „Jetzt verstehe ich. Die Furcht, unsere Kinder an andere Clans zu verlieren, liegt dir schwer auf der Seele.“

Typisch Mann, einen solchen Grund zu vermuten und etwas so Wichtiges wie die Liebe zu missachten! Und das trotz seiner eigenen tiefen Gefühle für sie und die Kinder. Für ihn schien es wohl wie das Eingeständnis einer Schwäche, zuzugeben, wie wichtig Liebe war.

„Auch das ist ein Grund, aber wir wünschen, dass unsere Kinder, und jeder andere im Clan, mit unserer Hilfe sein höchstes Glück findet, indem wir den richtigen Partner finden.“

„Damit wart ihr heute beschäftigt, nicht wahr? Ihr drei?“

Dann hatte er es also bemerkt. „Aye. Wir haben einige vielversprechende Partner für Ciara kennengelernt. Wir wollten vorbereitet sein, wenn du und Duncan euch auf die Suche nach einem Gatten macht.“

Connor lachte ein wenig beschämt. Heute auf dem Fest war er so eifersüchtig gewesen, weil sie mit so vielen jungen Männern gesprochen hatte! Er hatte schon befürchtet, dass sie in ihrer Ehe unglücklich sein könnte. Dabei glaubten Jocelyn und ihre Freundinnen nur, sie könnten passendere Partner für ihre Kinder und den Clan finden! Nun, wenn er es recht bedachte, musste er zugeben, dass er ursprünglich für seine Nichte den Falschen ausgewählt hatte. Angus hingegen war eine ganz ausgezeichnete Wahl. Verdammt! Sollte sie am Ende etwa recht haben?

„Liebe allein reicht als Grund nicht aus, eine Ehe zu schließen, Jocelyn. Das musst du doch wissen.“ Schuldbewusst schob er die Erkenntnis beiseite, dass er solche Dinge durchaus bedachte, es aber niemals zugeben könnte.

„Aber es kann und muss berücksichtigt werden“, beharrte sie.

Er seufzte. Er dachte durchaus an die jungen Leute und versuchte, die bestmöglichen Partner für sie zu finden. Aber er erwartete, dass alle, die seiner Verantwortung unterlagen, sein Urteil akzeptierten und sich zum Besten des Clans fügten. Eine Liebesheirat strebte er dabei in der Tat nicht an, auch wenn er selbst in Jocelyn die wahre Liebe gefunden hatte.

„Du legst zu viel Wert auf die persönliche Wahl“, sagte er

„Und du zu wenig, Connor.“

Ein Patt, als würden sie Schach spielen.

Er wusste, sie hatte das Herz am rechten Fleck, auch wenn er ihre Methoden nicht billigte. Vor allem störte ihn, dass sie all das vor ihm verheimlicht hatte. Weshalb konnten Frauen nicht einfach direkt sagen, was sie dachten? Und mehr noch, weshalb konnten sie nicht zugeben, wenn sie sich irrten?

Jetzt, da er ihre Beweggründe verstand, sollten sie bald darüber sprechen und eine Lösung finden, die ihr die Sorge um die Zukunft ihrer Kinder ein wenig nahm. Dann musste sie nicht mehr des Nachts wie ein Dieb umherschleichen und heimlich in seinen Unterlagen wühlen. Jetzt aber war nicht die Zeit dazu; gewiss war ihre Abwesenheit längst bemerkt worden.

„Komm“, sagte er. „Ich muss dem jungen Paar noch meinen Segen geben. Zieh dich an, und wir reden später weiter.“

Sie griff nach der Bürste, doch er kam ihr zuvor. Er liebte es, ihr Haar durch seine Hände gleiten zu lassen und die kastanienfarbenen Strähnen zu bürsten. Als er fertig war, zog sie sich an und flocht ihr Haar zu einem dicken Zopf. Wenig später gingen sie Hand in Hand zurück in die Halle.

Trotz seiner Erleichterung konnte Connor nicht vergessen, dass diese Sache schon eine ganze Weile gelaufen war, ohne dass er es bemerkt hatte. Offenbar hatten Jocelyn und ihre Freundinnen ein großes Talent für Heimlichkeiten – eine erschreckende Erkenntnis. Hatten sie das wirklich alles zustande gebracht – all diese entscheidenden Informationen zusammengetragen und dann in ihrem Sinne Partien geplant?

Ailsa und Angus kamen Hand in Hand zu ihnen geschlendert. Sie lächelten strahlend und warfen sich immer wieder verliebte Blicke zu.

Konnte seine Ehefrau recht haben?

Die Menschen in der Halle verstummten, als er zusammen mit dem Brautpaar vor sie trat. Er sprach ermutigende Worte, Weisheiten über das Eheleben, und wünschte ihnen im Namen seines Clans nur das Beste. Und zuletzt, als er ihnen all das Glück wünschte, das Liebe ihnen bringen konnte, traf ihn die Wahrheit dessen, was Jocelyn meinte, wie ein Schlag.

Ihre Blicke trafen sich, und sie lächelte, als wisse sie, was ihm eben klar geworden war. Als nun auch Rurik und Duncan gemeinsam mit ihren Frauen die Halle betraten, sah er, dass auch sie wesentlich zufriedener aussahen und die Augen ihrer Frauen warm schimmerten – wie nach erfüllten Liebestunden. Da musste er derart laut lachen, dass sie ihm vorwurfsvolle Blicke zuwarfen.

Nachdem das junge Paar aufgebrochen war und die Dienerschaft die Reste des Festmahls abräumte, versammelte Connor die anderen, zusammen mit seiner Schwester Margaret und ihrem Ehemann Hamish, am Tisch.

Leise sagte Duncan etwas zu Hamish, und Connor beobachtete interessiert, wie sein Schwager es aufnahm, dass ihre Frauen sie geschickt an der Nase herumgeführt hatten. Doch als Margaret ihn erinnerte, wie glücklich ihre Tochter mit ihrem Bräutigam war, wurde sein Blick sanfter. Schließlich fragte er lachend, ob ihre Frauen nicht tatsächlich beim Arrangieren einer Ehe das bessere Händchen hatten.

„Connor?“ Jocelyns Tonfall jagte ihm warnende Schauer über den Rücken.

Das klang nach Ärger. „Jocelyn?“, antwortete er gespielt gelassen.

„Wenn ihr das alles für so dumm haltet und glaubt, wir Frauen könnten nicht den richtigen Partner für unsere Kinder finden, warum erlaubst du uns nicht einfach, weiterzumachen, und am Ende sehen wir, wer die erfolgreicheren Ehen stiftet?“

Obwohl sie mit sanfter, verführerischer Stimme sprach, stand die Herausforderung im Raum, als hätte sie sie laut herausgeschrien. Die anderen drei Männer reckten die Schultern und sahen ihn fragend an. Er musste auf die Herausforderung antworten, um seine Ehre zu wahren … und den Frieden in seiner Ehe.

„Weshalb sollte ich das tun, Frau?“ Er richtete sich hoch auf und versuchte, einschüchternd zu wirken, doch seine Frau wollte einfach keine Angst zeigen.

„Weil ich glaube, dass es dir in Wahrheit ebenso wichtig ist. Genau wie all den anderen Vätern, die ihre Kinder verheiraten“, sagte sie. Ihre Augen strahlten vor Liebe, während sie so leidenschaftlich über das Glück ihrer geliebten Kinder sprach. „Ich denke, dass ihr euch nicht weniger um so triviale Dinge wie das Glück eurer Kinder sorgt als wir Mütter.“

Die anderen Männer rutschten unruhig auf ihren Sitzen herum, und auch Connor kämpfte gegen sein Unbehagen an. Keiner wollte seine wahren Gefühle eingestehen, aber es wollte sie auch niemand verleugnen.

„Und woher werden wir wissen, wer recht hatte?“, fragte Rurik.

„Ein Jahr nach der Hochzeit werden wir die Paare fragen, ob sie den Bund erneut eingehen würden. Ihre Antwort wird uns die Wahrheit verraten“, schlug Margriet vor. Connor fragte sich, ob überhaupt ein Jahr dafür nötig wäre, denn wahre Liebe würde lange vorher offensichtlich sein.

„Ich denke, die Mutter des jeweilige Sprösslings sollte sich heraushalten“, meinte Duncan. Das war vernünftig, fand Connor. Eine Mutter wäre zu voreingenommen, um sachlich zu entscheiden.

„Das ist ungerecht“, murrte Marian. Ihre Tochter wäre wahrscheinlich die Erste in diesem Wettstreit. Alle anderen lachten über ihren Protest. „Dann darf einer der Männer – nicht der Vater – ebenfalls nicht teilnehmen, zum Ausgleich“, schlug sie vor.

Fragend schaute Connor die anderen Männer an, die ihm zunickten. „Einverstanden.“

Jocelyn warf einen Blick zu den anderen Frauen. „Außerdem müssen wir freien Zugang zu allen Vertragsunterlagen – alte wie neue – des Clans bekommen.“

„Ebenfalls einverstanden“, erklärte Connor und reichte Jocelyn die Hand. Er vertraute ihr, dass sie die darin enthaltenen Geheimnisse gut verwahren würde, so wie sie sein Herz und seine Ehre verwahrt hatte.

Sie schlug in seine Hand ein, ebenso wie jeder andere Mann die Hand seiner Frau ergriff, um die Abmachung zu besiegeln. Ein fröhliches Lachen erklang in der großen Halle, als Connor Jocelyn an sich zog und sie auf den Mund küsste.

„Dein Herz ist viel zu weich für solche Entscheidungen“, warnte er sie.

„Wir werden sehen, mein Gemahl. Wir werden sehen.“

Im folgenden Jahr dann befassten sie sich ernsthaft damit, für Ciara, die Tochter von Marian und Duncan, eine möglichst gute Ehe zu stiften. Beide Seiten, Frauen wie Männer, glaubten, es am bestens zu wissen, doch nur die Zeit – und die Liebe – konnten die Wahrheit ans Licht bringen.

– ENDE –

PROLOG

Sie muss sterben.“

Das flüsterte Ciara ihrer engsten Freundin Elizabeth zu, denn bei ihr wusste sie dieses Geheimnis in sicheren Händen. Diese schrecklichen Worte offenbarten sie, Ciara, als einen Menschen der übelsten Sorte. Erst neun Jahre alt, und bereits jetzt war ihre Seele verloren. Sie seufzte, da sie wusste, dass es stimmte.

Die junge Frau, der gegenwärtig all ihre Aufmerksamkeit galt, nahm nichts anderes wahr als den Mann, der an der Tür zur Kapelle auf sie wartete. Sie schaute weder nach rechts noch nach links, was nur dafür sorgte, dass Ciara sie umso mehr hasste. Übertroffen wurde das alles noch von der Tatsache, dass er den Blick auf die gleiche eindringliche Weise erwiderte. Ciara war schmerzlich bewusst, dass sie in diesem Moment Zeugin wahrer Liebe wurde.

„Sollen wir ihr ein Bein stellen?“, gab Elizabeth genauso leise zurück. Als treue Freundin war sie ganz auf Ciaras Seite und würde alles für sie tun.

Die morastige Pfütze auf der anderen Seite des Wegs war allzu verlockend, dennoch schüttelte Ciara den Kopf. Nach dem Blick zu urteilen, mit dem Tavis seine Braut ansah, würde sich an ihrer Verbundenheit nichts ändern, auch wenn sie von Kopf bis Fuß mit Schlamm überzogen wäre. Ciara stockte der Atem, so offensichtlich und innig waren die Gefühle, die Tavis und Saraid füreinander hegten. Sollte sie jemals jemand fragen, was Liebe sei, dann würde Ciara sie genau so beschreiben: der Ausdruck in Tavis’ Augen, als er seine Braut betrachtet hatte.

„Nein“, wisperte sie und wandte sich ab, da ihr Tränen in die Augen stiegen. „Lassen wir sie in Ruhe.“

Als das Paar gemeinsam die Kapelle betrat, sah Elizabeth den beiden nach und seufzte sehnsüchtig. „Und was willst du stattdessen tun?“

Ciara zuckte mit den Schultern und schwieg. Die Türen der Kapelle wurden nicht geschlossen, und wenn ihr danach gewesen wäre, hätte sie die gesamte Zeremonie mit ansehen können. Doch dazu war sie einfach nicht imstande. Also machte sie sich auf den Weg zu jenem Platz, an dem sie am liebsten saß und nachdachte. Ihre Freundin blieb zurück und sah sich verzückt seufzend die Hochzeit an.

Viele Stunden später wurde Ciara klar, dass sie die Dinge nicht ändern konnte. Sie war nicht fähig, Saraid zu töten, und schon beim Gedanken, ihr etwas Schlechtes zu wünschen, bekam sie Bauchschmerzen. Nachdem sie fast den ganzen Nachmittag abgewägt hatte, welche Möglichkeiten zur Verfügung standen, fand sie sich damit ab, dass ihr nur ein Weg blieb.

Sie musste einfach auf eine Gelegenheit warten, Tavis lieben zu können und seine Liebe zu gewinnen.

Warten konnte sie.