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Cam hätte nicht überraschter sein können, als der sexy Holzfäller Johnny auf seiner Türschwelle auftaucht und ihm ein unmoralisches Angebot unterbreitet – denkt er zumindest, denn eigentlich liegt da ein Missverständnis vor. Allerdings ist Johnny einem heißen Abenteuer nicht abgeneigt und als er herausfindet, dass Cam und er die gleiche Vorliebe im Bett teilen, entwickelt sich eine Abmachung zu beiderseitigem Vorteil. Obwohl keiner der beiden Männer Interesse an einer festen Beziehung hat, können sie doch nicht verhindern, dass die Gefühle füreinander bald über ein bisschen Spaß hinausgehen. Aber können sie wirklich darauf vertrauen, dass diese zarten Bande stark genug sind, um allen Widrigkeiten standzuhalten?
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Deutsche Erstausgabe (ePub) Januar 2020
Für die Originalausgabe:
© 2019 by Annabeth Albert
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
»Lumber Jacked«
Published by Arrangement with Annabeth Albert
Dieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische Agentur Thomas Schlück GmbH, 30161 Hannover.
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2020 by Cursed Verlag
Inh. Julia Schwenk
Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,
des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung
durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,
Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit
Genehmigung des Verlages.
Bildrechte Umschlagillustration
vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock
Satz & Layout: Cursed Verlag
Covergestaltung: Hannelore Nistor
Druckerei: CPI Deutschland
Lektorat: Jannika Waitl
ISBN-13: 978-3-95823-800-8
Besuchen Sie uns im Internet:
www.cursed-verlag.de
Aus dem Englischen von Vanessa Tockner
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Klappentext:
Cam hätte nicht überraschter sein können, als der sexy Holzfäller Johnny auf seiner Türschwelle auftaucht und ihm ein unmoralisches Angebot unterbreitet – denkt er zumindest, denn eigentlich liegt da ein Missverständnis vor. Allerdings ist Johnny einem heißen Abenteuer nicht abgeneigt und als er herausfindet, dass Cam und er die gleiche Vorliebe im Bett teilen, entwickelt sich eine Abmachung zu beiderseitigem Vorteil. Obwohl keiner der beiden Männer Interesse an einer festen Beziehung hat, können sie doch nicht verhindern, dass die Gefühle füreinander bald über ein bisschen Spaß hinausgehen. Aber können sie wirklich darauf vertrauen, dass diese zarten Bande stark genug sind, um allen Widrigkeiten standzuhalten?
Cam
»Hör mal. Wenn der Weihnachtsmann mir keinen Holzfäller geschickt hat – und ich habe ihn darum gebeten –, dann gibt es einfach keine alleinstehenden Männer mehr in Rainbow Cove, die Schwänze mögen. Sie sind alle schon verpartnert oder so.« Ich seufzte dramatisch ins Handy und hielt lange genug inne, dass Kess sanft lachen konnte. Der Laut hallte durch den grauen Februartag. Verdammt. Ich brauchte unbedingt eine Kess-Umarmung, aber xier war weit weg in Buffalo, unter zwei Metern Schnee oder etwas ähnlich Entsetzlichem.
»Hast du es je versucht? Ich meine, es gibt doch diese integrative Bar und die ganze LGBTQ-Tourismussache. Es kann bestimmt nicht so schwierig sein, eine Trostaffäre zu finden. Du bist an der Küste von Oregon, Cam, nicht auf dem Mond.«
»Oder in Buffalo«, konnte ich mir nicht verkneifen. Vor dem Fenster wirbelte ein lebhafter und zweifellos kühler Wind die Blätter im Garten vom Boden auf. Ich lehnte mich an den Tisch und klemmte mein Handy zwischen Schulter und Kinn.
»Hier gibt es für meinen Forschungsbereich einen der besten Promotionsstudiengänge im Land. Es ist kein Gefängnis. Wir können nicht alle berühmte Vlogger sein. Und niemand hat dich dazu gezwungen, dich nach dem Rodrick-Debakel an die Küste zurückzuziehen.«
»Tante Martha braucht mich. Ich bin alles, was sie hat!« Das stimmte nicht ganz, da ich Cousins und Geschwister hatte, aber die meisten verfolgten steile Karrieren und konnten im Gegensatz zu mir nicht so einfach umziehen.
»Schon wieder das Drama.« Kess kannte mich zu gut. »Und ich wette mit dir um einen DutchBrothers-Kaffee diesen Sommer, wenn ich dich besuche, dass deine Durststrecke bis zum Valentinstag ein Ende hat.«
»Ich hoffe wirklich, du hast recht.« Ich sah auf den Tisch hinab, auf dem ich die Utensilien für das heutige Video übers Konturieren ausgebreitet hatte. Die neuen Proben, die ich bekommen hatte, sahen gut aus und das helle Licht im Esszimmer bot das perfekte improvisierte Studio für die regelmäßigen Updates, die mein Videokanal brauchte.
»Ups. Muss los! Hab in zehn Minuten ein Lerntreffen.« Kess beendete den Anruf in atemloser Eile. Während ich das Handy ablegte, erklang ein Klopfen an der Vordertür.
Ich ging durch das Durcheinander an Räumen, die Tante Martha über die Jahre hinweg an das Haus angebaut hatte, und fluchte über die wachsende Dringlichkeit des Klopfens. Aber als ich die Tür öffnete, verwandelten meine inneren Flüche sich in Dankgebete, denn auf der Veranda fand ich die absolute Perfektion im Karomuster vor.
Breite Schultern, gemeißelter Kiefer, Bizeps und ewig lange, jeansbekleidete Beine. Kurze Haare, die etwas heller waren als meine. Nur wenige Stoppeln. Die Holzfäller-Pornowerbung auf zwei Beinen sah außerdem ein wenig älter aus als ich. Gut, vielleicht mehr als ein wenig. Wahrscheinlich eher fünfzehn Jahre oder so, aber nicht genug, um meine persönlichen Grenzen für eine Schwärmerei zu überschreiten.
Verdammt, Kess, das hättest du nicht tun müssen. Ich versuchte, dem Kerl mein bestes Lächeln zu schenken, aber sein ungeduldig wirkender, finsterer Blick war nicht ermutigend.
»Na hallo.« Ich fuhr mit meiner unmissverständlichen Zurschaustellung meiner vielen Reize fort, während ich seine breite Brust, die schmale Taille und den dicken Ledergürtel betrachtete, die mich auf die bestmögliche Art schaudern ließen. Das war ein Kerl, der Dominanz in Wellen ausstrahlte wie eine gehende, sprechende Aftershave- oder Whiskey-Werbung.
»Ich bin hergeschickt worden.« Es war ein plumper Spruch, aber ungefähr, was man von einem Stripper mit Holzfäller-Thema erwarten würde. Oder Escort. Egal, was er war, er war zum Anbeißen.
»Darauf wette ich.« Ich gab der Versuchung nach, streckte die Hand aus und drückte seinen massiven Bizeps. »Wie viel bezahlt Kess dir dafür?«
»Kess?« Der Kerl blinzelte sehr langsam und bewusst. Fuck. Ein schreckliches Gefühl breitete sich in meinem Bauch aus. Seine Miene verfinsterte sich. »Es war Martha, die mich angerufen hat. Wegen der Bäume? Die dort draußen, die sie gefällt haben will?«
»Oh. Fuck.« Jetzt war ich mit Blinzeln an der Reihe und ließ die Hand fallen, als hätte ich den Holzofen im Wohnzimmer berührt. Meine Stimme klang schwach und dünn. »Kein Stripper?«
Das erntete ein tiefes, leises Lachen und sein finsterer Blick verwandelte sich in ein fast ausgelassenes Grinsen. »Kommt drauf an. Was zahlt Kess?«
»Kess studiert, also vermutlich nicht viel«, gestand ich.
»Ich glaube, ich bin wohl außerhalb des Instantnudeln-Budgets.« Immer noch lachend schüttelte er den Kopf.
»Ich hatte ehrlich nicht vor, dich zu beleidigen, aber Kess und ich sind befreundet, wir haben gerade telefoniert und xier wollte mich aufheitern. Einen Stripper anzuheuern, sähe xiem ähnlich.«
»Ich bin nicht beleidigt.« Das Grinsen blieb an Ort und Stelle, was beinahe schockierend war. Die meisten Kerle aus der Gegend würden sich darüber aufregen, für einen männlichen Stripper gehalten zu werden, aber er schien zufrieden damit, es als einen großen Scherz zu betrachten. »Und warum musst du aufgeheitert werden?«
»Mein Freund hat an Thanksgiving mit mir Schluss gemacht.« Ich erzählte ihm in stark verkürzter Version die höchst erniedrigende Geschichte, wie Rodrick sich während des Thanksgiving-Dinners seiner Familie in Vancouver von mir getrennt hatte und ich mit dem Bus zum Campus in Eugene hatte zurückfahren müssen, nachdem Rodricks Onkel mich zur Bushaltestelle gebracht hatte.
»Verdammt. Das ist beschissen.« Er pfiff. Sein Lächeln verblasste und ich vermisste es sofort.
»Aber es hat mir die Gelegenheit gegeben, herzukommen und Tante Martha zu helfen, es ist also nicht alles schlecht.« Ich zwang mich zu einem fröhlichen Ton, da ich nicht bei Rodrick und seinen vielen Schwächen verweilen und stattdessen ein weiteres bezauberndes Lächeln von dem Kerl ergattern wollte.
»Das ist gut. Sie braucht die Hilfe, da bin ich sicher. Ist sie da?« Seine Stimme war tief und klang, als wäre er es gewohnt, das Kommando zu übernehmen.
»Nein. Tut mir leid. Sie ist beim Ladys Bridge Club im Seniorenzentrum. Eine Freundin hat sie abgeholt. Wahrscheinlich hat sie vergessen, dass du kommst.« Das war in letzter Zeit öfter passiert und ich beschwor sie immer wieder, alles aufzuschreiben, aber sie weigerte sich beharrlich. »Aber ich kann dir die Bäume zeigen.«
»Geh voran.« Er trat beiseite, damit ich auf die Veranda kommen konnte. Ich dachte kurz daran, einen Mantel mitzunehmen, aber wenn Mr. Holzfäller in einem gesteppten Karohemd und etwas, das wie ein weißes T-Shirt aussah, hinausgehen konnte, dann konnte ich auch mit meinem Pulli auskommen.
»In letzter Zeit ist es kalt im Haus und sie will das Holz für die Holzöfen. Aber vor allem macht sie sich Sorgen, weil sie meint, die Bäume sterben und müssen weg, bevor ein Sturm sie umwirft und auf das Haus fallen lässt.«
»Schlau.« Er folgte mir hinter das Haus und zu dem weitläufigen Grund, der eher überwucherter Wald als Garten war und in dem die beiden gefährdeten Bäume etwas zu dicht am Haus standen. »Ja, ich sehe, was sie meint.«
Er ging mit selbstsicheren Bewegungen um die Bäume herum. Verdammt. Gab es etwas Heißeres als einen kompetenten Mann bei der Arbeit?
»Können sie entfernt werden?«
»Klar. Wir können sie rausholen.«
»Wir?« Ich wollte nicht wie ein Schwächling klingen, aber ich war nicht gerade für harte Arbeit gebaut und Baumfällarbeiten gingen über meine begrenzten Outdoor-Fähigkeiten hinaus.
Der Kerl lachte wieder. »Nicht du. Meine Crew. Wir sind gerade nicht in der Hauptsaison, aber ich kann die hier nicht allein fällen. Da das Geschäft gerade langsam läuft, mache ich Martha einen guten Deal. Und ich weiß, dass sie es schwer hatte, seit George gestorben ist. Ich habe auch gehört, dass sie vor kurzer Zeit einen bösen Sturz hatte.«
Es war nicht überraschend, dass er wusste, was bei Tante Martha los gewesen war – Rainbow Cove war eine winzige Stadt, in der jeder alles über die Angelegenheiten der anderen wusste, etwas, woran ich mich noch gewöhnen musste.
»Ja, es war schwer für sie.« Ich schluckte hart. Gott, ich vermisste Onkel George, einen der solidarischsten Menschen, die ich je getroffen hatte. Er hatte meinen Video-Kanal abonniert, obwohl mehrere andere Verwandte es vorzogen, mein Hobby mit einem Lachen abzutun.
»George war ein guter Mann.« Dann musterte der Kerl mich sorgfältiger, als er es zuvor getan hatte, so als versuchte er, mich einzuordnen. Ich widerstand dem Drang, unter seinem prüfenden Blick zu zappeln, und wartete, dass er fortfuhr. »Du bist der... äh... Neffe? Cal, oder? Sie haben beide von dir erzählt.«
»Neffe«, bestätigte ich. »Und ich heiße Cameron. Cam.«
Ich schätzte, seine Pause vor dem Wort Neffe hatte etwas mit dem pinkfarbenen Pulli und dem dezenten Lipgloss zu tun, das ich zur Vorbereitung auf das Video aufgetragen hatte – ich hatte etwas Aufheiterung gebraucht, um in die richtige Stimmung zu kommen, mit meinen Abonnenten zu sprechen.
Trotz meiner Liebe für alles, das mit Make-up zu tun hatte, identifizierte ich mich nicht als nicht-binär, anders als Kess, dier unsere ganze Freundschaft hindurch selbstbewusst auf geschlechtsneutrale Pronomen bestanden hatte. Ich sah mich auch nicht als Dragqueen – von denen kannte ich ebenfalls mehr als genug und zählte viele zu meinen Freunden, aber ich hatte keine innere Königin, sondern vielmehr eine tiefe Liebe für Farben und Verwandlung und alles, was mit Femme oder Glam zu tun hatte. Allerdings musste dieser Kerl das alles nicht wissen.
»Ich bin Johnny.« Er streckte eine Hand aus. Wenn er von meinem Aussehen abgestoßen war wie viele andere Leute auf dem Land, zeigte er es nicht. Sein Blick war immer noch freundlich und hielt meinen fest, während er mir einen festen Handschlag gab, den ich noch eine Weile später spürte. Oh ja. Der Kerl gefiel mir. Sehr. Zu schade, dass er nicht wirklich ein Geschenk von Kess war.
»Schön, dich kennenzulernen.« Meine Stimme klang viel zu atemlos.
Johnny ließ meine Hand fallen, um ein Handy hervorzuholen. »Sieht aus, als könnte ich Marthas Auftrag am Vierzehnten einschieben.«
»Am Valentinstag? Du hast keine Pläne?« Bitte sei Single. Bitte sei Single.
»Ach nein.« Er zuckte mit den massigen Schultern. »Arbeit ist Arbeit. Romantik überlasse ich den Paaren und Kids, die so was brauchen. Was ist mit dir? Irgendwelche Pläne?«
Wollte er auf etwas hinaus? Guter Gott, ich hoffte es. »Zählt es, kitschige Filme zu schauen und zu überlegen, wie ich meinen Ex rasend eifersüchtig machen könnte?«
»Vielleicht.« Ein durchtriebenes Lächeln zupfte an seinen Mundwinkeln. »Rasend, hm? Damit könnte ich dir vielleicht helfen.«
»Ach ja?« Meine Augen wurden so groß, dass ich das Ziehen bis in den Haaransatz spürte.
»Hast du irgendetwas für Seile übrig?« Er studierte mich wieder, als könnte er direkt bis zu meinen tiefsten Geheimnissen und verdorbensten Wünschen sehen.
»Seile?«, quietschte ich. Ein richtiges Quietschen – es war ein Wunder, dass er nicht lachte. Oder davonlief.
»Ist das ein Vielleicht?« Sein Ton war selbstgefällig, als genösse er meinen Ausflipper. »Du könntest dich von mir fesseln lassen – und ein paar Fotos für den Ex bekommen, bei denen er die Trennung sofort bereut.«
»Du willst mich fesseln?« Ich konnte nicht entscheiden, ob dieser Johnny ein Serienmörder, ein krasser Scherzkeks oder so etwas wie ein zum Leben erwachter feuchter Traum war.
»Klar.« Er kramte in seiner Tasche herum und holte eine Geldbörse und einen Stift heraus. Er förderte eine Visitenkarte zutage und kritzelte etwas darauf, bevor er sie mir reichte. »Ich bin kein Amateur. Das mache ich regelmäßig.«
Ich nahm die Karte. Auf der schwarzen Vorderseite stand das Wort Roped. Die Rückseite war weiß und hatte eine URL aufgedruckt. Er hatte eine Telefonnummer und eine Reihe scheinbar zufälliger Buchstaben und Zahlen hinzugefügt. »Für die Bildergalerie wirst du das Passwort brauchen, das ich aufgeschrieben habe. Ich verspreche, dass du bei mir heißer aussehen wirst als je zuvor. Er wird dich so verzweifelt zurückwollen, dass er schwarz wird.«
»Ich will ihn nicht zurückhaben. Nur eifersüchtig machen.«
»Noch besser.« Sein Grinsen versprach versaute Dinge, bevor seine Miene wieder ernst wurde. »Hör mal. Das ist keine billige Anmache – ich richte mich ganz nach dir und schließe Sex von vornherein aus. Ich versuche nicht, dich zu irgendetwas zu zwingen. Einfach Seile und ein paar Fotos nur für dich oder damit du sie mit dem Verlierer-Ex teilen kannst – deine Entscheidung.«
Ich biss mir auf die Lippe und versuchte zu entscheiden, ob ich mich besser oder schlechter fühlte, weil Sex kein Teil des Angebots war. »Bist du so eine Art Dom?«
»Könnte man so sagen. Ich bin in der BDSM-Szene hier ziemlich bekannt. Du könntest wahrscheinlich Leute finden, die dir versichern, dass ich ein anständiger Spielpartner bin. Aber ich sage dir lieber jetzt, dass es für mich vor allem um die Seile geht. Ich habe nicht viel für Bestrafungen oder Stiefellecker-Spielchen übrig.«
»Ich mag keine Schmerzen«, gestand ich. Ich empfand durchaus eine gewisse Neugier auf Fesselspiele, hatte jedoch immer gezögert, sie in die Tat umzusetzen, da ich mich keinen Hieben oder Peitschen aussetzen wollte.
Allerdings liebte ich Männer in Leder und mochte es, niedergehalten zu werden, andere zu befriedigen – ich hatte schon öfter mit Kess gescherzt, dass ich ein toller Sub wäre, wenn ich nur nicht so partout gegen Schmerzen wäre. Als Kind hatte ich mehrere Operationen wegen Ohrenproblemen und einer Nierengeschichte gehabt und davon eine bleibende Abneigung gegen Schmerzen zurückbehalten.
»Das ist in Ordnung. Nicht alle Subs sind scharf auf Schmerzen.«
Ich runzelte die Stirn, mein begrenztes Wissen über BDSM verwirrte mich immer noch. »Aber sind nicht alle Doms scharf darauf, Hiebe auszuteilen und so?«
»Nein. Es gibt viele verschiedene Typen.« Sein Ton war geduldig, fast nachsichtig.
»Und ich bin kein Sadist – ich gebe zu, dass ich mit Subs, die Schmerzen wollen oder brauchen, damit experimentiert habe, aber es ist nicht mein Hauptding, nicht wie die Seile.« Er hatte eine gewisse Art, Seile zu sagen, zog das Wort ganz attraktiv und mit einer Ehrfurcht in die Länge, die ich noch nie gehört hatte.
»Und die Fotos?«
Er hob die Mundwinkel und zuckte mit den Schultern. »Was kann ich sagen? Ich mag Andenken an meine Arbeit. Es ist irgendwie ein Hobby von mir. Hab eine anständige Kamera und Ausrüstung bei mir zu Hause.«
»Sagte die Schlange zum Kaninchen«, murmelte ich und stellte mir eine Art zwielichtige Sexhöhle vor.
»Hör mal, sieh dir meine Website an. Schau die Bilder durch. Wenn du etwas siehst, das dir gefällt, schreib mir eine Nachricht. Wenn nicht, auch in Ordnung. Ich bin nächste Woche hier und kümmere mich um die Bäume und wir können so tun, als hätte ich nie gefragt.«
»So einfach?«
»So einfach. Jetzt muss ich aber los – Feuerholz abliefern. Aber schreib mir ruhig, wenn du Interesse hast. An den Abenden habe ich meistens frei.«
»Okay«, sagte ich schwach. Ich versprach nicht, die Bilder anzusehen, da ich ehrlich nicht sicher war, was ich tun sollte, aber als er mit einem kleinen Gruß davonging und sein schöner, schöner Hintern sich im Gehen bewegte, wusste ich, dass die Neugier mich überwältigen würde.
Ich lenkte mich für eine kurze Zeit ab, indem ich mich vergewisserte, dass wir Zutaten für das Abendessen hatten, das ich Tante Martha kochen würde, aber schließlich ging ich ins Esszimmer zurück. Und tatsächlich: Als ich meinen Laptop einschaltete, tippte ich die Roped-Internetadresse ein, bevor ich mich wieder meiner Video-Vorbereitung widmen würde. Während mein Herz dreimal schneller pochte, gab ich das Passwort ein.
»Heilige Scheiße.« Meine Stimme hallte in dem stillen Raum wider. Das hier war weit von den geschmacklosen BDSM-Archivbildern entfernt, die ich erwartet hatte – kein ungeschickter Amateurkram, wie ich ihn an anderen Orten gesehen hatte und bei dem ich mich sofort für alle Beteiligten fremdgeschämt hatte. Nein, das hier war Kunst.
Ich hatte schon gemodelt und diese Aufnahmen waren mehrere Stufen über der Qualität der meisten Portrait- und Werbefotos. Wunderschöne Bilder, die meisten schwarz-weiß, von allen möglichen Leuten verschiedener Ethnien – kurvige Frauen, schlanke Männer und ein paar Transersonen, alle in verschiedenen Posen gefesselt.
Manche Schnappschüsse zeigten aufwendige Takelungen mit dicken Seilen, während andere Nahaufnahmen eines einzelnen Seils an einem bestimmten Körperteil waren. Oberkörper-Bindungen, korsettähnliche Reihen aus bunten Knoten. Bein- und Armfesseln, die Haltungen wie im Yoga bewirkten und sie ätherisch und unwiderstehlich aussehen ließen.