Ein Manny zum Verlieben - Amy Lane - E-Book

Ein Manny zum Verlieben E-Book

Amy Lane

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Beschreibung

Taylor Cochran hat das Leben als Soldat nach einer schlimmen Verletzung hinter sich gelassen und sucht jetzt verzweifelt nach seinem Platz in der Welt. Da seine beste Freundin Nica und deren Mann Jacob gerade ihr fünftes Kind erwarten und beide mit der Situation etwas überfordert sind, wird Taylor kurzerhand als Manny angeheuert. Jacobs Cousin Brandon ist von dem Neuzugang für ihre Familie jedoch alles andere als begeistert, denn was genau versteht denn bitte ein Ex-Soldat vom Umgang mit Kindern? Aber je besser Brandon Taylor kennenlernt, desto klarer wird ihm, wie gern Taylor Teil dieser Familie sein möchte – und dass es gar nicht so schlimm wäre, wenn Taylor auch Teil von Brandons Leben wird… Band 36 der BELOVED-Romantikreihe. Buch ist in sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 316

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Deutsche Erstausgabe (ePub) Januar 2020

Für die Originalausgabe:

© 2017 by Amy Lane

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»Manny Get Your Guy«

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2020 by Cursed Verlag, Inh. Julia Schwenk

beloved ist ein Imprint des Cursed Verlags

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: CPI Deutschland

Lektorat: Susanne Scholze

ISBN-13: 978-3-95823-802-2

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Tasha N. Brooks

Liebe Leserin, lieber Leser,

vielen Dank, dass Sie dieses eBook gekauft haben! Damit unterstützen Sie vor allem die Autorin des Buches und zeigen Ihre Wertschätzung gegenüber ihrer Arbeit. Außerdem schaffen Sie dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der Autorin und aus unserem Verlag, mit denen wir Sie auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Ihr Cursed-Team

Klappentext:

Taylor Cochran hat das Leben als Soldat nach einer schlimmen Verletzung hinter sich gelassen und sucht jetzt verzweifelt nach seinem Platz in der Welt. Da seine beste Freundin Nica und deren Mann Jacob gerade ihr fünftes Kind erwarten und beide mit der Situation etwas überfordert sind, wird Taylor kurzerhand als Manny angeheuert. Jacobs Cousin Brandon ist von dem Neuzugang für ihre Familie jedoch alles andere als begeistert, denn was genau versteht denn bitte ein Ex-Soldat vom Umgang mit Kindern? Aber je besser Brandon Taylor kennenlernt, desto klarer wird ihm, wie gern Taylor Teil dieser Familie sein möchte – und dass es gar nicht so schlimm wäre, wenn Taylor auch Teil von Brandons Leben wird…

Widmung

Für Mate und Mary, und wie immer für die Kinder. Und für Lynn, die bis spät nachts mit mir wach geblieben ist und über Titel gekichert hat, bis ich am nächsten Tag mit den Worten »Hey, ich könnte eine Serie daraus machen!« aufgewacht bin.

Noch ein Baby

Brandon bewunderte seinen Cousin Jacob mehr, als Jacob jemals erfahren würde.

Da war die Tatsache, dass Jacob aus seiner Leidenschaft für Autos, dem BWL-Abschluss seiner Frau und ihrer beider Tatendrang ein florierendes Geschäft gemacht hatte. Drei davon, um genau zu sein.

Aber das war nur der Anfang. Jacob war ein guter Ehemann und Vater, der die Fußballmannschaft seiner Kinder trainierte und mehr als seinen Anteil der Hausarbeit erledigte, während seine Frau dabei half, die Unternehmen zu führen, und der gleichberechtigt mit ihr Steuerprüfungen, Tanzaufführungen und Fußballspiele durchstand. Jacob wusste, wie man Teil des Siegerteams war.

Und er spielte mit seiner Familie – im Innersten war er ein Spaßvogel, der seiner Frau und seinen Kindern selbst nach den schlimmsten, stressigsten Tagen ein Lächeln entlocken konnte. Jacobs reine Seele machte ihn zu Brandons liebstem Verwandten.

Besonders seit Jacob Brandon für die letzten beiden Jahre seiner Zeit am College bei sich aufgenommen hatte, damit er die California State University in Sacramento besuchen konnte, ohne von Truckee den ganzen Weg pendeln zu müssen. Das hatte dafür gesorgt, dass Jacob und Nica Brandons allerliebste Verwandte geworden waren.

Abgesehen von einem winzig kleinen Problem.

»Um Himmels willen, Jakey, lass die Finger von ihr!«

Jacob rieb sich mit den Händen über das Gesicht. »Ich weiß!«

»Ich meine, Alter! Das ist dein fünftes Kind!«

Jacob ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken und verschränkte seine Hände im Nacken. Sein dunkelblondes Haar stand in einzelnen Strähnen von seinem Kopf ab und seine blutunterlaufenen Augen wurden von dem Holz verborgen. »Ich weiß!«, jammerte er.

»Dein ältestes Kind ist erst neun!«

»Ich hatte eine Vasektomie!«, sagte Jacob. »Es war eindeutig. Da waren keine Schwimmer, ich schwöre es!«

»Oh, das ist eine Lüge«, murmelte Nica, während sie auf dem Rückweg vom Badezimmer, in dem sie sich übergeben hatte, über zwei Barbies und ein Legoschloss hinwegstieg. Sie sah aus, als wäre sie durch die Hölle gegangen, aber sie war eine hübsche Frau und stellte Brandons albernen Cousin selbst in diesem Zustand in den Schatten. Nica war großartig – schön, klug, lustig und ihrem Ehemann treu ergeben. Aber Brandon war Jacobs liebster Cousin, er lebte seit dem vierten Baby kostenfrei in der Wohnung über ihrer Garage, und er wusste, dass die ersten beiden Schwangerschaftsmonate Nica – und das zu Recht – zu einer bitteren Kratzbürste werden ließen, der gerade eine ganze Horde Läuse über die Leber gelaufen war. »Wenn er sagt, dass seine Schwimmer tot waren, lügt er. Es gibt keine toten Spermien. Er könnte ein verdammter Zombie sein und eine seiner Spermien würde irgendwann aufwachen, in meine Möse kriechen und mich schwängern!«

»Ich weiß!« Jacob stöhnte. »Monica Teresa Carol Gaudioso Robbins-Grayson, es tut mir so verdammt leid!« Er sah seine Frau mit einem ernsthaft zerknirschten Blick an und sie schob ihre volle Unterlippe vor.

»Aw, Jakey – verdammt...«

Er zog einen Mundwinkel zu einem schiefen Lächeln hoch. »Ich werde für dich da sein – das weißt du. Du und ich wissen mittlerweile, wie es läuft, oder?«

Aber Nica sah aus, als würde sie gleich in Tränen ausbrechen.

»Jakey«, sagte Brandon in dem Versuch das zu verhindern. »Mann, hör mal. Zwei Dinge – erstens, ihr braucht ein zusätzliches Zimmer.«

»Kannst du das machen?«, fragte Nica. In ihrer Stimme lag ein verzweifelter Hauch Hoffnung. Das Haus war kaum groß genug für die vier Kinder und drei Erwachsenen, die darin gelebt hatten, bis Brandon in die Wohnung über der Garage eingezogen war. Aber es war immer noch sehr beengt, nachdem sie das Kinderbett aus Jacobs und Nicas Schlafzimmer geräumt hatten und zwei Kinder in jedem Zimmer schliefen. Noch ein Kind – und all das Zeug, das Kinder brauchten –, würde dafür sorgen, dass das Haus aus allen Nähten platzte und die gesammelte Kraft von Legosteinen, Barbies, Puppen, Hot Wheels und Disney/Pixar-DVDs würde sich im ganzen Land verteilen.

Ein anderes Haus wäre großartig, aber Brandon wusste, wie sehr sie genau dieses Haus in Rocklin liebten und wie hart sie daran gearbeitet hatten, ihren von Disteln überwucherten Garten in einen kinderfreundlichen Bereich zu verwandeln, inklusive einem eingezäunten Pool und einer Terrasse.

Brandon hatte seine gesamte Collegezeit über auf dem Bau gearbeitet und er hatte einige Kontakte. Er war ziemlich sicher, dass er ein paar Anbaupläne entwerfen konnte, die dort, wo sich im Moment die hintere Veranda befand, mehr Platz für Kinderzimmer boten. Und wenn sie ein bisschen umräumten und organisierten, ja. Dann könnte die ganze Familie ins Haus passen.

»Ja«, sagte Brandon. »Natürlich. Nica, ich tue alles für euch. Aber Jakey – sie kann das nicht mehr allein machen, während du im Laden bist. Das weißt du, oder?«

Jakey nickte und warf seiner Frau einen hoffnungsvollen Blick zu. »Baby, was hältst du von einer Nanny?«

Nicas Unterlippe zitterte. »Aber werden die Kinder sie nicht viel mehr lieben?«

Jacob und Brandon lachten leise und Jacob zog seine noch schlanke Frau auf seinen Schoß. »Oh Baby – die Kinder könnten niemals jemanden mehr lieben als dich, okay?«

Nica nickte, lehnte den Kopf an die Schulter ihres Ehemannes und weinte ganz ohne Grund.

Das war Brandons Stichwort. Er stand auf, um den Frühstückstisch abzuräumen, bevor er anfing, die Kinder für die Schule fertig zu machen.

Er hatte selbst einen Job, der auf ihn wartete, aber er half, wo er konnte.

Leider bedeutete helfen, dass er an diesem Sonntag beim Familientreffen teilnehmen musste.

In dieser Woche fand es bei Nicas Bruder statt – der vermutlich im größten Haus der Familie lebte, und es hatte einen größeren Pool. Nicht, dass Brandon ein Hedonist oder so etwas war, aber der große Pool bei den ganzen Kindern? Das war ein Pluspunkt.

Dustin, mit neun das älteste der Kinder, konnte sich selbst anschnallen, aber die anderen drei waren noch immer in der Kindersitz-Phase. Brandon kümmerte sich um Conroy, mit zwei Jahren der jüngste, Jacob nahm Melly – fünf – und Belinda – sieben – und Nica trug die Lasagne- und Manicotti-Formen, weil sie niemandem die Zubereitung zutraute, nicht einmal ihrer Mutter.

»Glaubst du, Sammy ist da?«, fragte Dustin aufgeregt. Sammy ging auf die Highschool und war Mitglied in mehreren Sportmannschaften; Dustin fand ihn toll.

»Es ist sein Haus«, sagte Jacob. »Keenan ist wahrscheinlich auch da.«

»Ja, aber Keenan ist so alt wie Melly – er kann nicht fahren.«

»Aber er findet dich so toll wie du Sammy. Vielleicht lässt du ihn nicht bei der ersten Gelegenheit links liegen, okay?«

Dustin lehnte sich vor, um die Grenzen der Nettigkeit seines Vaters zu testen. Wie lange musste er mit seinem jüngeren Cousin spielen? Musste er für ein Spiel bleiben? Zwei? Drei?

Brandon balancierte einen schlafenden Conroy an seiner Schulter und schob Belinda an, damit sie weiterging. »Dad ist schlau«, sagte Belinda, die braunen Augen voller Ehrfurcht, von der jeder Vater einer Tochter träumte.

»Ja?«, fragte Brandon. »Was macht ihn schlau?«

»Dustin kann echt gemein sein, wenn er versucht, mit Sammy abzuhängen. Dad hat ihn gerade dazu gebracht, nett zu sein.«

Brandon grinste sie an und sie grinste zurück, wobei sie die vier Zahnlücken entblößte, die für die meisten Kinder in dem Alter typisch waren. »Du hast recht. Dein Dad ist ein guter Mann.«

Jacob hatte anscheinend Ohren wie ein Luchs. »Ihr werdet gleich sehen, wie Dad richtig gemein ist«, murmelte er. »Tino! Gottverdammt! Könntest du die Tür öffnen? Manche von uns tragen –«

»Du hättest klingeln können.«

Nicas Bruder, Tino, hatte wie Nica dunkelbraune Augen und dasselbe schwarze, lockige Haar. Er war ohne Zweifel einer der attraktivsten Männer, die Brandon jemals getroffen hatte – abgesehen von seinem Ehemann Channing natürlich.

»Du hättest uns auf eurer Veranda jammern hören können.« Jacob deutete mit dem Kopf in die Richtung des mitgenommenen Ford Sedan. »Können wir reingehen, bevor er mitbekommt, dass jemand da ist?«

»Ich habe ihn eingeladen«, sagte Tino leise. Er hatte ein ovales Gesicht, olivfarbene Haut und einen vollen, weichen Mund. Brandon hatte sich wirklich viel Mühe geben müssen, sich nicht in ihn zu verknallen, als er bei Nica und Jakey eingezogen war, und das Ergebnis war ein angenehmes, wenn auch reserviertes Verhältnis.

Brandon sah, dass Tino im Moment aufgewühlt war, und Nica ebenso, denn sie biss sich auf dieselbe Art auf die Lippe.

Jacob war eher genervt als aufgewühlt. »Müssen wir diesen arroganten, grapschenden Schwachkopf wirklich –«

»Das war in der Highschool. Jetzt ist er ein guter Mann und ein verwundeter Veteran«, sagte Nica standhaft. »Können wir jetzt reingehen?«

»Du bist scheiße«, murmelte Jacob, bedeutete Dustin, an Tino vorbeizugehen, und folgte ihm durchs Haus.

»So oft, wie du sie schwängerst, glaubst du das nicht wirklich«, sagte Tino, vor allem für Jacobs Ohren bestimmt, aber Brandon hörte ihn und kicherte.

»Was auch immer.« Jacob verdrehte die Augen, aber er lächelte ebenfalls. »Sag mir, dass du ihn nicht reinlassen wirst.«

»Wir müssen ihn reinlassen«, sagte Nica. »Er ist mein bester Freund. Tino, könntest du...?«

Tino nahm ihr eine der Lasagneformen ab und führte sie durch den Flur in das große Esszimmer, das an die Terrasse beim Pool grenzte.

Tino und Channing hatten die Türen geöffnet, da die Abendluft das Haus abkühlte. Die Kinder waren im Pool und spielten unter Sammys Aufsicht. Belinda flitzte sofort davon, ließ ihr Kleid neben dem Picknicktisch fallen, damit sie in ihrem Badeanzug in den Pool springen konnte. Brandon winkte Sammy mit einer Hand zu, während er Conroy auf dem anderen Arm hopsen ließ. »Conroy, Kumpel, wach auf. Du wirst das Schwimmen verpassen, wenn du schläfst, bis Grandma kommt und wir essen müssen.«

Conroy gähnte und runzelte die Stirn und Brandon seufzte. Er ging zu Sammy hinüber, der am Poolrand saß und seine Füße im Wasser baumeln ließ.

Mit siebzehn war Sammy eine jüngere, etwas verletzlichere Version seines blonden, grauäugigen Onkels, und so wie Channing Lowell besaß Sammy ein ausgeprägtes Verantwortungsbewusstsein. Er hatte eine seiner Cousinen, die in ihn vernarrt war – Channing und Tinos Adoptivtochter – auf dem Arm.

»Letty«, sagte er leise. »Letty, Liebling, es wird Zeit, dass alle aufwachen. Conroy ist hier.«

»Letty?« Conroy richtete sich auf und entwand sich Brandons Armen. »Letty, warum has' du mir nicht gesagt, dass du da bist?«

Letty musterte ihn aufmerksam aus braunen Augen in einem runden, hellbraunen Gesicht. »Ich wusst's nicht«, sagte sie und zog den Daumen aus ihrem Mund. »Sammy, können wir schwimmen?« Sie runzelte die Stirn, als sie ihren Bruder entdeckte, an dessen gelocktem Haar Wassertropfen hingen, während er und Dustin ein spontanes Poolvolleyballspiel begannen. »Keenan ist schon drin!«

»Ja, Prinzessin. Er war wach, als alle gekommen sind. Geh rein und spiel mit Conroy, aber bleibt auf den Stufen.« Er sah ihr nach und wandte sich hoffnungsvoll an Brandon. »Wirst du mir hier helfen?«

Brandon sah zu den Erwachsenen hinüber, die sich miteinander unterhielten. Sammys Onkel eingeschlossen. »Ich wünschte.« Er fuhr sich mit einer Hand durch sein Haar, obwohl er wusste, dass es in alle Richtung abstand, wie Unkraut in einem verwilderten Blumenbeet, wenn er das tat. »Wichtige Erwachsenenversammlung. Ich habe, du weißt schon, Pflichten.«

Sammy schürzte bedauernd die Lippen. »Ja.« Sein unergründlicher Blick versuchte, sich in Brandons Seele zu bohren. »Ich bin noch kein Erwachsener, oder?«

Ah... ja. Jacobs Rat an Dustin, nett zu Keenan zu sein, weil er ihn bewunderte, sollte er ebenfalls beherzigen. »Sorry, Sammy«, sagte Brandon und hoffte, dass seine Freundlichkeit – und ehrliche Zuneigung – durchschien. Fünf Jahre waren kein besonders großer Altersunterschied – außer, wenn die jüngere Person gerade mal siebzehn war.

Sammy zuckte mit den Schultern. »Tja, na ja. Ich gehe mit Cindy Cahill auf den Abschlussball. Mal sehen, was an diesem Bi-Ding so dran ist.«

Siebzehn wirkte wie die andere Seite der Welt. »Lass mich wissen, wie das läuft. Für mich war es nie was.« Nein. Auch wenn Brandons Eltern es nicht verstanden hatten, war das bei Jacob und Nica nicht der Fall gewesen. Er war dankbar gewesen – und ein wenig neidisch auf Sammy, der damit aufgewachsen war, dass sein Onkel Channing und Tino sich verliebt und Kinder adoptiert hatten. Er hatte es direkt miterlebt, dass alles gut werden konnte.

»Erzähl mir von Brüsten«, fügte Brandon ein wenig wehmütig hinzu. »Ich meine, ich dachte immer, das wäre der interessanteste Teil daran, auf Mädchen zu stehen. Ich war nur nicht interessiert genug, um es herauszufinden.«

Sammy lachte, wie Brandon es beabsichtigt hatte. »Ich verspreche, dir von meinen Erlebnissen zu erzählen«, sagte er ernsthaft und fügte dann hinzu: »Dustin, hör auf, ihn unterzutauchen! Er hasst das.«

»Sorry, Sammy«, sagte Dustin zerknirscht und Brandon funkelte ihn ebenfalls an. »Sorry, Brandon«, sagte Dustin – aber dieses Mal meinte er es ernst.

»Denk dran, was dein Vater gesagt hat.«

Dustin nickte. »Ja. Keenan, ich verspreche, dass ich es nicht noch mal machen werde, okay?«

Der Junge wischte sich das Wasser aus dem Gesicht und schniefte. »Okay. Willst du weiterspielen?«

»Ja, aber wir müssen Melly und Belinda mitspielen lassen, okay?«

Brandon erkannte das Friedensangebot und hob einen Daumen. Er wandte sich wieder den Erwachsenen zu und pfiff leise.

»Wer zur Hölle ist das?«, fragte er und seine Augen weiteten sich.

»Das?« Sammy sah ihn scharf an. »Du hast Taylor Cochran nie getroffen?«

Brandon schüttelte stumm den Kopf. Den Namen hatte er allerdings schon einmal gehört. »Der Kerl, den Nica immer besuchen geht?« Er erinnerte sich an ihre Worte – verwundeter Veteran.

Er hatte nicht diesen Mann erwartet.

Verdammt. Er war bestimmt einen Meter achtzig groß, hatte aschblondes Haar, das bis auf seine Schultern fiel. Der Mann, der gerade neben Tino Robbins-Lowell die Terrasse betreten hatte, war nicht mit irgendetwas zu vergleichen, was Brandon je gesehen hatte.

Sein Kiefer war kantig und ausgeprägt, seine aristokratische Nase war scharf wie ein Messer. Die linke Seite seines Gesichtes war das Schönste, was Brandon jemals gesehen hatte, mit seinem mandelförmigen blauen Auge, einem hohen Wangenknochen und einem süffisanten Grinsen auf den vollen Lippen. Aber die rechte Seite... Brandon verstand Jacobs Frustration mit einem Mal. Jede Sünde, die dieser Mann begangen hatte, als die drei jung gewesen waren, hatte er mit der Verletzung bezahlt, die die rechte Seite seines Gesichtes vernarbt hatte.

Und der Augenklappe nach zu schließen, hatte er auch sein Auge verloren.

»Wieso hat Tino ihn eingeladen?«, fragte Brandon. Sein Puls begann zu rasen. Taylor lächelte verkniffen, als fühlte er sich höllisch unwohl, und nickte Tino, Nica und Jakey zu, die bei der Terrassentür standen.

»Ich weiß es nicht«, antwortete Sammy. »Aber nachdem Nica heute Nachmittag angerufen hat, hatten Tino und Channing einen Streit –«

»Sie streiten nie!« Niemals. Im Gegensatz zu Nica und Jacob, die eine Kunstform aus ihren Sticheleien machten, neckten Tino und Channing einander und lachten viel, aber sie stritten sich nicht.

»Ja, ich weiß. Und Channing war derjenige, der sich am Ende entschuldigt hat. Es war schräg.«

So etwas war noch nie vorgekommen. »Was könnte die beiden dazu bringen, sich zu streiten?«

Sammy zuckte mit den Schultern. »Sieh mal, ich habe nichts gehört außer die Worte Und ich dachte, ich könnte nicht gleichzeitig eine Familie und einen Job haben, weißt du noch? Von Tino – und dann sind sie in ihr Schlafzimmer gegangen. Ach komm! Ich meine, du weißt, was ich meine!«

Brandon lachte. »Ja, ich weiß, was du meinst. Du meinst, dass sie nicht in der Öffentlichkeit streiten. Sei froh.« Brandons Eltern hatten wirklich oft gestritten, da sein Vater Machtworte gesprochen und seine Mutter gekünstelt gelächelt hatte. Keine gesunde Dynamik, nein – er hatte von ungefähr allen in Nicas Familie so viel mehr gelernt.

Und in diesem Moment konnte er an Taylor Cochrans Schulterhaltung erkennen, dass er sich Stück für Stück entspannte, während er in die Gruppe aufgenommen wurde. Channing sagte etwas Trockenes und Lustiges – denn das war es, was Channing tat – und Taylor legte seinen Kopf in den Nacken und lachte. Es war ein lautes Lachen, das tief aus seinem Bauch kam.

Brandons Mund wurde trocken.

»Verdammt«, flüsterte er heiser. Dieses Lachen war einfach großartig. Dann richtete Taylor Cochran, die einzige Person, die, soweit Brandon wusste, dafür sorgen konnte, dass Channing und Tino Robbins-Lowell sich stritten, den brennend heißen Blick seines gesunden Auges auf Brandon.

Brandon atmete schnell ein, leckte sich über die Lippen und versuchte, die Welt davon abzuhalten, sich um ihn zu drehen.

Dieser harte, abschätzende Blick erschütterte ihn bis ins Innerste.

»Also wieso ist er noch mal hier?«, fragte er hilflos.

»Ich weiß es nicht – es ging irgendwie darum, Nica bei der Kinderbetreuung zu helfen. Wie gesagt, keine Details verfügbar.«

»Oh Gott«, murmelte Brandon. »Ich muss da rüber.«

»Wieso – was ist so dringend?«

»Dieser Typ wird die Manny und ich sag's dir jetzt, das geht für mich überhaupt nicht!«

Widerwillige Heimkehr

Oh Gott. Konnte diese Situation noch unangenehmer werden?

Taylor lächelte Nica, seine beste Freundin während der Zeit in Kindergarten, Grundschule, sowie allen weiterführenden Schulen, unsicher an und kämpfte gegen das Verlangen an, den Kopf vor Scham in den Sand stecken zu wollen. Sie war gegen Ende der Highschool in ihn verknallt gewesen und er hatte gelächelt und es ignoriert – und schamlosen, bedeutungslosen Sex mit praktisch jedem schwulen Mann in der Gegend gehabt, im vergeblichen Versuch zu beweisen, dass er ein Mann war.

Er war nicht stolz darauf – nicht mehr. Damals hatte er gedacht, dass sein Vater ihm verzeihen würde, dass er schwul war, wenn er sich nur stolz, unverfroren und männlich genug verhielt. Wenn er ein echter Kerl war, konnte er mit anderen Männern zusammen sein.

Es war die dümmste Argumentation der Welt – aber er musste zugeben, dass er als Jugendlicher ziemlich dumm gewesen war. Und Gott... oh Gott... wie er Tino behandelt hatte – wie er sich in genau diesem Haus an ihn herangemacht hatte, während Nica draußen beim Pool gewesen war und davon geträumt hatte, ihren besten Freund zu daten.

Zurückzukommen war ein Fehler gewesen.

Aber er war verzweifelt gewesen.

»Also«, sagte Tino, seine Stimme war freundlich, weil diese verdammte Familie nun mal so war, »du willst wieder zur Schule gehen?«

Taylor schnitt eine Grimasse. »Nun, ja. Ich würde gerne, aber die Bearbeitung meines Antrags zieht sich...«

»Endlos«, sagte Tino mitfühlend. »Ja, davon habe ich gehört. Meine Mom war so überrascht, dass du angerufen hast – und sehr beeindruckt.«

Taylor verzog das Gesicht. Mrs. Robbins war immer freundlich zu ihm gewesen. Selbst nach ihrem Abschluss, als er und Nica kaum miteinander gesprochen hatten, hatte Nicas Mom ihm noch Care-Pakete mit warmem Essen gemacht, wenn sie gemeinsam mit dem Auto zum College gefahren waren. Sie hatten sich ein Auto teilen müssen – ihre Zukunftspläne hatten ihre Freundschaft beinhaltet und sie waren zu ehrgeizig gewesen, als dass sie zugelassen hätten, dass Taylors Niedertracht ihre Hoffnungen für die Zukunft zerstörte.

Und dieser Pragmatismus hatte sie letztendlich gerettet.

Nica war mit ihrem ersten Kind schwanger gewesen, hatte versucht, Jacob dabei zu helfen, Geld für sein Unternehmen zu sparen, und sich auf ihre Hochzeit vorbereitet. Taylor hatte sie vielleicht nicht heiraten wollen, aber er wollte immer nur das Beste für sie. Er hatte geholfen, wo er konnte. Er hatte Erledigungen für ihre Hochzeit übernommen, ihre Hausaufgaben abgeholt, wenn sie sich zu schlecht gefühlt hatte, um es zum College zu schaffen, und sie dabei unterstützt, einen Geschäftsplan für Jacob aufzustellen.

Jacob hatte ihm vielleicht nicht verziehen, dass er Nicas Herz gebrochen hatte, aber als Taylor mit ihrer kleinen Schwester und ihrem großen Bruder ihr Trauzeuge gewesen war, hatte Monica Teresa Carol Gaudioso-Robbins Taylor geliebt wie den Freund, der er immer hätte sein sollen.

Sie hatte ihn genug geliebt, dass sie die einzige Person gewesen war, die etwas dagegen gehabt hatte, als er sich für das Militär verpflichtet hatte, um den Rest seines Studiums zu bezahlen.

Ihn genug geliebt, dass sie die einzige Person war, an deren Besuch er sich erinnerte, während er sich davon erholt hatte, dass eine Panzerabwehrwaffe ihm das Auge, einen Teil seiner Beweglichkeit und einen Großteil seines Stolzes genommen hatte.

Und die ihn anscheinend genug liebte, um ihm einen Job anzubieten, als er bei ihrer Mutter angekrochen gekommen war, in der Hoffnung auf eine Stelle in ihrem Reinigungsservice, damit er zusammen mit Förderungsgeldern über die Runden kommen würde, während er darauf wartete, dass seine Ausbildungsförderung für Soldaten bewilligt wurde.

»Ich weiß nicht, warum sie beeindruckt war«, sagte Taylor und versuchte, seine Scham sowie seinen Stolz herunterzuschlucken. »Ich fühle mich wie Abschaum, so wie ich um einen Job gebettelt habe.«

»Nein.« Nica schüttelte den Kopf. »Mommy sagte, dass du bescheiden und freundlich warst – dass du seit der Highschool sehr erwachsen geworden bist.« Nica brachte ein Schnauben hervor. »Ich sag's dir, mich lobt sie nicht so sehr.«

»Vielleicht, weil du dich immer noch schwängern lässt.« Tino verdrehte die Augen über seine jüngere Schwester.

»Was ist dann deine Entschuldigung?«, sagte Channing trocken. »Sie denkt immer noch, dass du der Mann bist, der seine Mom anrufen musste, um herauszufinden, ob Babykacke grün ist!«

Taylor warf seinen Kopf in den Nacken und lachte, denn Tino war so analfixiert und hatte so panische Angst davor, etwas falsch zu machen. Nica und Jacob begannen ebenfalls zu lachen und zum ersten Mal an diesem Abend fühlte er sich entspannt.

Und dann spürte er es: das Starren.

Er drehte langsam seinen Kopf, als bewegte er sich durch Gelatine, und sah den Jungen – den jungen Mann –, der mit Nica und Jacobs kleinem Jungen auf dem Arm hereingekommen war.

Der Junge – Mann – starrte Taylor mit brennender Wut an, und seine letzte Beziehung war lange genug her, dass Taylor es zugeben konnte – der Blick machte ihn irgendwie an.

Er war größer als Taylor, vielleicht ein Meter neunzig, und Taylor konnte über den Pool hinweg seine grünen Augen, helle Haut, die mit Sonnenlicht nicht gut klarkam, und eine Brust... Himmel. Eine Brust, die so breit war wie ein Kombi, und Bizepse, die so hart wie Stahl aussahen. Wer war dieser Junge?

Ärger grollte in seinem Magen unter diesem verurteilenden Blick. Na, Junge, wie oft bekommst du einen einäugigen Freak zu Gesicht? Willst du ein Foto machen?

Und dann leckte der Mann sich langsam über die Lippen und bohrte in einer unbewussten Geste der Provokation ein wenig krumme weiße Zähne in seine Unterlippe.

Oh. Taylor wandte sich ein wenig ab und versuchte, sich wieder in die Unterhaltung einzubringen. Er richtete seine Aufmerksamkeit im genau richtigen Moment wieder auf die anderen, um zu sehen, wie Tino rot anlief und die Augen verdrehte.

»Ha-ha – aber wir vergessen alle die Sache mit Nica und der Windeltasche bei Mellys Taufe, oder?«

Das kollektive Stöhnen brachte ihn zum Lächeln.

»Was ist passiert?«, fragte Taylor, der versuchte, den jungen Mann zu ignorieren, der ihn aus seinen grünen Augen heraus angestarrt hatte und jetzt zu ihnen herüberkam.

»Es war furchtbar«, beschwerte Nica sich. »Wir hatten keine sauberen Windeln, also haben wir sie in eine dieser Flanelldecken für Babys gewickelt, als wäre sie eine Windel? Und dann waren wir beim Taufbecken und...«

»Oh mein Gott!«, sagte der Fremde, als er sie erreichte. »Geht es um Mellys Taufe?«

»Ja«, murmelte Jacob. »Gute Zeiten.«

»Oh, das sagst du«, erwiderte der junge Mann. »Ich musste sie halten, weißt du? Und plötzlich fängt dieses Kind – das aussieht wie ein Engel? Weil sie Jakes blaue Augen und Nicas niedliche Wangen hat –«

»Oh Gott, Brandon, halt die Klappe!« Nica lachte.

»Nein, ernsthaft. Sie hatte praktisch einen Heiligenschein –«

»Sie hatte definitiv keinen Heiligenschein, während sie über das ganze Taufbecken gekackt hat«, sagte Jacob und ein zögerliches Lächeln zupfte an seinen Lippen.

Die Familie brach in wildes Gelächter aus und Taylor musste mitlachen.

Kleine Kinder und Kacke – ein zeitloser Witz, nicht?

»Klingt zum Totlachen«, sagte er und lächelte ein wenig. »Ich wünschte, ich wäre dabei gewesen.«

»Ja, wir auch«, sagte Tino und nickte Taylor zu, als meinte er es ernst.

Taylors Gesicht wurde heiß und er starrte auf eine Stelle hinter Tinos Ohr. »Vor drei Jahren?«, fragte er, um den Zeitpunkt zu überprüfen. Nica war schwanger gewesen, als sie angefangen hatte, ihn zu besuchen, aber sie hatte auch ein Kleinkind an der Hand gehabt, das musste Melly gewesen sein – nachdem sie das ganze Taufbecken vollgekackt hatte, natürlich. Sie hatte den kleinen Jungen mitgebracht, kurz bevor er aus dem Krankenhaus entlassen wurde. Er erinnerte sich, dass er Conroy an einem Tag eine Stunde lang auf dem Arm gehabt hatte, während Nica neben ihm saß und ihm von ihrem unglaublich geschäftigen Leben erzählte. Das Baby hatte ihn einfach nur mit seinen grünen Augen angestarrt, die so groß gewesen waren, dass Taylor Angst gehabt hatte, hineinzufallen.

Das war der kleine Junge, der im Moment bei Sammy im Pool spielte. In seiner Erinnerung war Sammy ein quengelnder Siebenjähriger und oh Gott, wie die Zeit flog.

»Ja«, sagte Nica mit einem Nicken. »Du warst damals ein bisschen neben der Spur, Tay. Aber das ist okay – jetzt bist du hier und du kannst sie alle diesen Sommer kennenlernen.«

Stille legte sich über sie und Taylor versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen.

»Nica, bist du, äh, sicher? Ich meine, ich habe deine Mom nach einer Stelle als Reinigungskraft gefragt. Ich bin mir ziemlich sicher, das kann ich nicht verka- ich meine, hm, vermasseln. Aber das sind deine Kinder. Wieso würdest du mir deine Kinder anvertrauen wollen?«

»Zum einen ist es besser bezahlt!« Alle drehten sich um, um Peter und Stacy Robbins anzusehen, die durch das Esszimmer gingen und Schüsseln und Töpfe mit Essen auf den Esszimmertisch stellten, bevor sie zur Terrasse kamen.

»Mommy!«, rief Nica und umarmte ihre Mutter.

»Babymaschine!« Mrs. Robbins lachte, aber sie umarmte ihre Tochter fest, als sie es sagte. »Als ich dir gesagt habe, dass du ausgehen und dein Leben leben sollst, während du Geschäfte machst, habe ich nicht das hier gemeint.«

»Jakeys Schuld«, sagte Nica. Ihre Stimme wurde vom Hals ihrer Mutter gedämpft. »Seine Schwimmer sind einfach nicht totzukriegen.«

Nicas Mutter lachte herzlich und ging dann in die Mitte der kleinen Gruppe, um alle zu umarmen, den riesigen Mann, der Taylor angestarrt hatte, eingeschlossen. »Brandon! Es ist so gut, euch alle zu sehen! Also nehme ich an, alle wissen Bescheid?«

Elena, ihre jüngste Tochter, die gertenschlank und anmutig wie ein Band im Wind war, schnaubte, als sie hinter ihrer Mutter die Terrasse betrat. »Ja, Mommy – du hast mich heute Nachmittag angerufen, weißt du noch?«

»Haben wir eine Anzeige in der Zeitung aufgegeben?«, fragte Jacob griesgrämig. »Sie könnten diskutieren, ob meine Schwimmer tot oder untot sind. Was meint ihr?«

»Oooh...« Nicas Augen wurden groß und ungläubig. »Ich werde einen Babyvampir bekommen? Das ist großartig! Immerhin wird er tagsüber schlafen!«

Die ganze Familie stöhnte und Mr. Robbins verdrehte die Augen. »Sicher. Ein Babyvampir. Du hast endlich genug Kinder, um ein Basketballteam zu füllen und verdammst eines davon zu einem bösen Halbleben voller Blutkonsum und unverzeihbarer Sünden?«

»Himmel, Dad, du Spaßverderber!«

Mehr Gelächter und der Kreis der Familie machte Platz für die Neuankömmlinge. »Also«, sagte Mrs. Robins, »Taylor, hast du ihnen gesagt, dass du den Job annimmst?«

»Eigentlich –« Der Junge mit den grünen Augen – Brandon – begann mit einem verstohlenen Blick zu Taylor zu sprechen. »– sagte uns Nicas Freund gerade, wieso er dafür nicht so gut geeignet wäre.«

Taylor verzog das Gesicht. »Ja, na ja, das waren vielleicht nicht meine exakten Worte. Mrs. R–«

»Stacy«, verbesserte sie und berührte sanft Taylors Ellbogen.

Taylors Mund machte die zuckende Bewegung, die derzeit als Lächeln durchging. »Okay, Stacy. Aber ich bin nicht die beste Wahl –«

»Das ist nicht wahr!«, sagten Stacy und ihre Tochter Elena gleichzeitig.

»Du warst ein großartiger Babysitter, als wir jünger waren«, sagte Elena mit einem ermutigenden Nicken. »Du hast mich zu viel fernsehen lassen, du hast mit mir gespielt – du hast sogar mit den Tieren gespielt. Du warst fantastisch!«

Wundervoll. Er war der Babysitter, mit dem man Spaß haben konnte. Er widerstand dem Drang, ihr glattes, feines dunkles Haar aus ihrem geflochtenen Zopf zu ziehen, vor allem, weil es ihre gelassene Hülle kaum durcheinanderbringen würde. Sie war schon als Kind unnatürlich selbstsicher gewesen.

»Es gibt wichtigere Dinge für einen Babysitter, als dass man Spaß mit ihm haben kann.« Brandon starrte Taylor noch immer an und Taylor widerstand dem Drang, ihn zu fragen, was für eine Anti-Taylor-Laus ihm über die Leber gelaufen und dort gestorben war.

»Du musst zugeben, dass Spaß von Vorteil ist«, sagte Channing nüchtern und zwinkerte dann.

Brandon schmolz dahin, so wie es jeder in Channings Gegenwart tat, und Taylor war ein weiteres Mal dem Erbarmen der Familie ausgesetzt.

Er versuchte es erneut. »Seht mal«, sagte er direkt, »Ich sage nur, dass ihr alle diese beängstigende vorstädtische Agenda, Super-Nachkommen großzuziehen, perfektioniert habt. Ich bin... ich bin eine Sitcom-Nanny. Ich bin der Typ, der das Baby verliert und die Katze nicht aus der Spülmaschine bekommt. Es gibt eine Menge mehr, was man mit euren Kindern tun muss, als eine Stunde im Pool zu spielen!«

Jacob knurrte und Taylor wollte ihn nicht einmal ansehen. Taylor war Jacob gegenüber so ein kleines Arschloch gewesen, hatte sich über Tinos besten Freund lustig gemacht, den Mann, der nicht einmal das College schaffte.

Aber Taylor hatte sich geoutet, Nica das Herz gebrochen und Jacob war sofort da gewesen. Anscheinend hatte er darauf gewartet, dass sie etwas erwachsener wurde, bevor er sich in sie verliebt hatte. Jacob und Nica waren zusammengekommen, hatten diese schöne Familie geschaffen und Nica durchs College gebracht, während Taylor damit beschäftigt gewesen war, seinen riesigen emotionalen Ballast zu sortieren.

Taylor war nicht gut genug, um auf ihre Kinder aufzupassen. Jacob würde den Mund öffnen und ihm sagen, dass er verschwinden sollte.

»Allein die Tatsache, dass du das erkennst, sorgt dafür, dass du Idioten wie uns etwas voraushast – wir sind jedes Mal, wenn wir noch eins bekommen, völlig unvorbereitet«, sagte Jacob ernsthaft.

Taylors Mund klappte auf und er konnte sich nicht davon abhalten, ihn anzustarren. »Uhm –«

»Nein, Spaß beiseite.« Jacob sah Tino an und nickte. »Tino, als du diesen Vorschlag gemacht hast, dachte ich, du wärst verrückt. Ganz ehrlich – völlig durchgedreht. Aber er scheint genau zu wissen, was dieser Job beinhaltet. Solange wir ihm ein wenig Unterstützung bieten, wenn er sie braucht, und keine Katze anschaffen, kommen wir klar, denke ich.«

»Meinst du das ernst?« Oh Gott, nein. Taylor hatte um einen Job gebettelt – gebettelt. Er konnte ihn jetzt nicht ablehnen, weil er Angst davor hatte, auf die Kinder seiner Freunde aufzupassen.

»Jakey!« Anscheinend war Brandon ebenfalls schockiert. »Du kannst das nicht tun! Ich meine, Nica lässt sie nicht mal Hähnchennuggets essen, die nicht Bio sind!«

»Nun, es ist ja nicht so, als würde er den Einkauf übernehmen!« Nica lachte. Sie sah ein wenig verlegen zu ihrer Mutter. »Uhm, oder?«

Stacy Robbins lächelte liebevoll. »Nein, mein Schatz. Ich schicke morgen einen Angestellten vorbei, der deine Anweisungen für den Einkauf und den Hausputz entgegennehmen wird. Ich habe es nicht vergessen.«

Und jetzt war Jacob derjenige, der auf dem falschen Fuß erwischt wurde. »Uhm...« Er sah seine Frau an und machte eine hilflose Handbewegung. »Nica? Ich dachte, du würdest nie...«

Nica biss sich auf die Lippe. »Jakey, du bleibst bis Mitternacht wach, um den Abwasch zu machen. Du verbringst deinen freien Tag damit, das Bad zu putzen und die Wäsche zu machen. Ich vermisse meinen Ehemann und meine Mutter besitzt einen Reinigungsservice. Es ist, du weißt schon –«

»Vetternwirtschaft«, sagte Jacob finster. Er wirkte verletzt.

»Hilfe innerhalb der Familie«, sagte Nicas Mutter. Ihre Stimme war hart. »Sei nicht stur, Jacob. Niemand gibt dir die Schuld an dieser Situation –«

Tino schnaubte und Mrs. Robbins warf ihrem Sohn mit gerunzelter Stirn einen Blick zu.

»Die meisten von uns geben dir nicht die Schuld an dieser Situation, aber du brauchst Hilfe. Taylor war ein Erwachsener, der nach einem Job gefragt hat, und weißt du was? Er hat einen bekommen. Jetzt sei ein Erwachsener und lass uns mit der Hausarbeit helfen. Ich hätte einfach anfangen sollen, jemanden vorbeizuschicken, nachdem Melly geboren wurde, aber ich wollte dir nicht auf die Zehen treten.«

»Wartet!«, platzte Brandon heraus und wandte den Blick seiner großen grünen Augen auf Taylor. »Ihr werdet ihn nicht wirklich einstellen!«

»Das liegt schon drei Entscheidungen zurück«, murmelte Jacob, eindeutig unbehaglich. »Pass auf, Brandon. Anscheinend hat Nicas Uterus das Sagen und der Rest von uns muss verschwinden.« Er dachte über seine Worte nach und fügte panisch hinzu: »Nicht du, Brandon! Ich meine, nein – du bist bei uns willkommen, solange du bleiben willst. Nur... du weißt schon. Taylor ist die Nanny, wir bekommen eine Putzkraft und wir beauftragen die Firma deines Chefs, um einen Anbau für das Haus zu bauen. Habe ich etwas vergessen?«

»Bier«, murmelte Taylor, nicht sicher, ob es überhaupt legal war, etwas zu trinken, während so viele Kinder in der Nähe waren. »Ich brauche ein Bier.«

»Komm«, sagte Channing und deutete mit dem Kinn zur Küche. »Ich habe Importbier in der Küche. Ich könnte auch eins gebrauchen.«

»Ich auch?«, fragte Jacob und sah seine Frau unglücklich an.

Aus der Menge erklangen sehnsüchtige Laute und Tino sagte: »Ich hole die Kühlbox. Carrie wird gleich das Abendessen anrichten und wir können auf der Terrasse essen.«

Taylor war so dankbar, der Glückliche-Familie-Stimmung zu entkommen, dass er nicht einmal fragte, wer Carrie war.

Die Küche war kühl und beschattet, genau wie Taylor sich von vor zehn Jahren daran erinnerte, auch wenn die Fliesen und Schränke ausgetauscht worden waren. Channing hatte anscheinend warme Brauntöne in der Küche und Blau und Malvenfarben im Wohnzimmer ausgesucht. Taylor hatte nicht viel Interesse an Inneneinrichtung, aber es gefiel ihm. Er hatte vergessen, wie groß das Haus war, und er war so beschäftigt damit, sich umzusehen, dass er die Position des Türrahmens falsch abschätzte und schmerzhaft dagegen stieß, als er hindurchging.

»Uff!«

Channing drehte sich um und verzog das Gesicht. »Alles okay? Du hättest fast die Zierleisten mitgenommen – das muss wehgetan haben.«

Taylor spürte förmlich, wie sich ein Bluterguss bildete, aber es war nicht der erste und würde nicht der letzte sein. »Tiefenwahrnehmung«, murmelte er, »ist scheiße mit einem Auge. Musste mich höllisch anstrengen, um einen Führerschein zu bekommen – fühle mich immer noch nicht wohl dabei.«

»Das ist gut zu wissen«, sagte Channing unbeeindruckt. »Denk daran, Jacob und Nica davon zu erzählen. Es wird deine Aufgabe sein, die Kinder zu verschiedenen Aktivitäten zu fahren, aber wir können versuchen, das aufs Mindeste zu beschränken, und wir können definitiv so planen, dass du zu Hause bist, bevor es dunkel wird.«

»Ja, dann wird das Fahren wirklich schwierig«, murmelte er. Er hasste es, Schwierigkeiten zu bereiten.

»Nun, wir hoffen trotzdem, dass du zu Familientreffen kommen kannst. Wir werden dich sogar hinfahren. Sie finden bei uns recht regelmäßig statt.«

»Wie man sieht.« Taylor machte eine Kreisbewegung mit seinem Kinn, um die Familienversammlung zu signalisieren und Channing zwinkerte.

»Wie man sieht«, stimmte er zu, griff in den Kühlschrank und nahm ein Zwölferpack mit verschiedenen Importbieren aus Mikrobrauereien heraus. Er stellte es auf die Theke, wählte zwei Flaschen aus, griff nach einem Magneten in Form eines Flaschenöffners und öffnete sie, bevor er Taylor eine gab.

Taylor achtete sehr darauf, dass seine Finger sich wirklich um die Flasche schlossen, bevor er zuließ, dass Channing seine Hand zurückzog.

Oh, es gab nichts Besseres als Bier an einem heißen Sommertag, selbst wenn man nur eines davon hatte.

»Das ist gut«, sagte er und genoss den leichten Schwips, der seine Panik schwächte. Er atmete tief ein und dann noch einmal. »Ich schaffe das«, murmelte er, hauptsächlich zu sich selbst. Channing hatte sein eigenes Bier geöffnet und beobachtete ihn, ohne ihn zu beurteilen. »Es sind nur Kinder.«

Channings tiefes, kehliges Lachen sorgte dafür, dass Taylor das Herz in die Hose rutschte. »Uhm, nein. Sie sind beängstigend. Erstens sind es Nicas