Mehr als nur ein Manny - Amy Lane - E-Book

Mehr als nur ein Manny E-Book

Amy Lane

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Beschreibung

Dustin war noch ein missmutiger Teenager, als Quin anfing, bei seiner Familie als Manny zu arbeiten. Nachdem er den Neuling anfangs ganz schön auf Trab gehalten hat, verbesserte sich ihr Verhältnis zueinander stetig und mittlerweile ist Dustin erwachsen und Quin sein bester Freund. Doch das ist Dustin schon lange nicht mehr genug. Er sieht, wie Quin sich für seine Familie aufopfert, wie liebevoll er mit Dustins Geschwistern umgeht – und wie einsam er ist. Dustin will derjenige sein, auf den Quin sich stützen kann, aber dafür muss er Quin erst mal davon überzeugen, dass er kein Kind mehr ist und ihre Liebe zueinander nicht nur Einbildung. Dass Quin für ihn mehr als nur ein Manny ist… Band 53 der BELOVED-Romantikreihe. Buch ist in sich abgeschlossen.

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Seitenzahl: 306

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Deutsche Erstausgabe (ePub) September 2021

Für die Originalausgabe:

© 2018 by Amy Lane

Titel der amerikanischen Originalausgabe:

»A Fool and His Manny«

Originalverlag:

Published by Arrangement with Dreamspinner Press LLC, 5032 Capital Circle SW, Ste 2, PMB# 279, Tallahassee, FL 32305-7886 USA

Für die deutschsprachige Ausgabe:

© 2021 by Cursed Verlag, Inh. Julia Schwenk

beloved ist ein Imprint des Cursed Verlags

Alle Rechte vorbehalten, insbesondere das der Übersetzung,

des öffentlichen Vortrags, sowie der Übertragung

durch Rundfunk und Fernsehen, auch einzelner Teile,

Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit

Genehmigung des Verlages.

Bildrechte Umschlagillustration

vermittelt durch Shutterstock LLC; iStock; AdobeStock

Satz & Layout: Cursed Verlag

Covergestaltung: Hannelore Nistor

Druckerei: CPI Deutschland

Lektorat: Susanne Scholze

ISBN-13: 978-3-95823-907-4

Besuchen Sie uns im Internet:

www.cursed-verlag.de

Aus dem Englischen von Tasha N. Brooks

Liebe Lesende,

vielen Dank, dass ihr dieses eBook gekauft habt! Damit unterstützt ihr vor allem die*den Autor*in des Buches und zeigt eure Wertschätzung gegenüber ihrer*seiner Arbeit. Außerdem schafft ihr dadurch die Grundlage für viele weitere Romane der*des Autor*in und aus unserem Verlag, mit denen wir euch auch in Zukunft erfreuen möchten.

Vielen Dank!

Euer Cursed-Team

Klappentext:

Dustin war noch ein missmutiger Teenager, als Quin anfing, bei seiner Familie als Manny zu arbeiten. Nachdem er den Neuling anfangs ganz schön auf Trab gehalten hat, verbesserte sich ihr Verhältnis zueinander stetig und mittlerweile ist Dustin erwachsen und Quin sein bester Freund. Doch das ist Dustin schon lange nicht mehr genug. Er sieht, wie Quin sich für seine Familie aufopfert, wie liebevoll er mit Dustins Geschwistern umgeht – und wie einsam er ist. Dustin will derjenige sein, auf den Quin sich stützen kann, aber dafür muss er Quin erst mal davon überzeugen, dass er kein Kind mehr ist und ihre Liebe zueinander nicht nur Einbildung. Dass Quin für ihn mehr als nur ein Manny ist…

Für meinen Mann, Mary, die Kinder, Karen – und meinen Dad, der das nie lesen und es nie erfahren wird, aber ich hätte ihm wirklich ein Kind gewünscht, das Seite an Seite mit ihm Autos repariert hätte. Ich war nie dieses Kind, weil ich nun mal ich bin, aber er hätte wirklich einen Dustin verdient.

Sieben Jahre, nachdem alles begann

Quinlan Gregorys Körper schmerzte. Alles tat weh. Jedes einzelne Molekül.

Er hievte den letzten Koffer aus dem Taxi, bezahlte den Fahrer und machte sich dann daran, sein Gepäck – und seinen Trompetenkoffer – vorsichtig die Einfahrt hinaufzuziehen, wobei er darauf achtete, die Dreck- und Grasklumpen auf dem Asphalt zu vermeiden.

Jacob hatte ihm während ihres letzten Telefonats erzählt, dass der Hund ausgebüxt war und den frisch angelegten Rasen zerstört hatte, aber Quinlan hatte bis zu diesem Moment nicht geglaubt, was für einen Schaden er angerichtet hatte. Jeder andere hätte den Köter mit dem hellbraunen Fell – der von Belinda, einer ihrer Töchter, passenderweise den Spitznamen Höllenhund erhalten hatte – ausgesetzt, aber nicht Jacob und Nica Robbins-Grayson.

Quinlans Arbeitgeber hatten ein Faible dafür, Leute und Tiere aufzunehmen, ihnen ein Zuhause zu geben und ihnen dann auch noch für all ihre Hilfe zu danken.

Er sollte es wissen – er war beinahe sieben Jahre lang ihr Manny gewesen.

Ihr Jüngster, St. Peter (oder na ja, Peter, aber Jacob und Nica bestanden darauf, ihn St. Peter zu nennen, in der Hoffnung, dass Gott dann besänftigt sein, kein Wunder wirken und sie nicht mit einem siebten Kind segnen würde) wurde dieses Jahr sieben, und Quinlan fragte sich, wann sie ihm kündigen würden.

Für einen Musiker, der im Sommer tourte und die restlichen neun Monate des Jahres studierte und nachts in Jazzbars spielte, war die Stelle so etwas wie ein Traumjob gewesen – aber Quinlans letzte College-Tour war vor vier Tagen mit einer unguten Mischung aus Schmerzen und Magen-Darm-Problemen zu Ende gegangen, und er war siebenundzwanzig Jahre alt.

Es wurde höchste Zeit, dass er erwachsen wurde und anfing, sich auch so zu verhalten, nicht länger in der Wohnung über Jacobs und Nicas Garage wohnte und sich einen respektablen Job suchte.

Aber vorher wollte er seine gemütlichen kleinen Zimmer mit den Wandvertäfelungen, die Jacob angebracht hatte, bevor er eingezogen war. Die Parkettböden und den Teppich, den Quin in Vancouver gekauft hatte, und das Bett, das er sich hatte reservieren lassen, bis Nica es ihm überraschend geschenkt hatte, als er zum ersten Mal von seiner Sommer-Tour nach Hause gekommen war.

Sein Aquarium.

Die flauschige Decke, die die Kinder ihm zu seinem dritten Weihnachten bei den Robbins-Graysons geschenkt hatten.

Die Bilder von ihm und den Kindern und der ganzen Familie bei Geburtstags- und Abschlussfeiern und drei Hochzeiten, einschließlich Sammys.

Oh, Sammy.

Gott. Sein Zuhause. Das war sein Zuhause und er fühlte sich wie ausgekotzt und er brauchte sein Zuhause. Er schleppte das Gepäck die Treppe hoch, beide Taschen und den Trompetenkoffer unter die Arme geklemmt, und wollte die Tür aufschließen, aber der Knauf drehte sich unter seinen Fingern. Oh oh – jemand musste sie nach dem Fischefüttern offen gelassen haben. Vielleicht Dustin.

Dustin war in seiner Wohnung gewesen. Für einen Moment riss ihn das aus seinem Elend, auch wenn die Kinder von Anfang an in seiner Wohnung ein und aus gegangen waren, aber dann verkrampfte sein Magen sich erneut.

Na ja, nicht so schlimm. Das Sofa und der Fernseher sahen unberührt aus, aber im Spülbecken standen ein benutzter Teller und eine Kaffeetasse.

Unfassbar erleichtert stellte Quinlan sein Gepäck ab. Er trainierte und ging regelmäßig joggen – normalerweise war er ziemlich stark, aber nachdem der Magen-Darm-Infekt dafür gesorgt hatte, dass er vier Tage lang engste Bekanntschaft mit der Toilette geschlossen hatte, tja, war er fix und fertig.

Normalerweise hätte er also bemerkt, dass die Klimaanlage lief und jemand sich im Schlafzimmer irgendwas ansah und alle Lichter und Deckenventilatoren in der Wohnung eingeschaltet waren.

Aber er war zu beschäftigt damit, sein schweißnasses T-Shirt über den Kopf zu ziehen, weshalb er nicht bemerkte, dass noch jemand in der Wohnung war, bis er die Schlafzimmertür öffnete und sah wie...

Oh Gott.

»Quin?« Dustins Tonfall würde ihm erst später auffallen – grollend und atemlos vor Lust.

Was Quinlan als Erstes bemerkte, als er die Tür öffnete, war der Anblick des großen, muskulösen jungen Mannes, der nackt in seinem Bett lag, die Hand um den Schwanz.

»Großer Gott, es tut mir leid!«, rief Quinlan und schlug die Tür hinter sich zu. »Es tut mir leid. Es tut mir leid, Dusty. Es tut mir leid.«

»Gott, Quin, was zur Hölle tust du hier?«

»Bin krank geworden.« Quinlan lehnte sich an die Tür, er fühlte sich schwach und zittrig. »Bin früher nach Hause gekommen. Es tut mir leid – ich hab nicht – Moment mal.« Oh verdammt, er verlor wirklich den Verstand. »Dustin Matthew Robbins-Grayson, hast du dir in meinem Bett einen runtergeholt?«

»Halt die Klappe!«, rief Dustin hitzig und Quinlan kämpfte gegen einen Flashback jener charmanten Teenager-Jahre an, als der Mann, der gerade nackt in seinem Zimmer lag, ein erstklassiges jugendliches Arschloch gewesen war. »Hör auf! Ich dachte, du würdest erst in fünf Tagen zurückkommen! Woher hätte ich das wissen sollen?«

Quin schwirrte der Kopf. »Hättest du nicht«, sagte er, er fühlte sich benommen und durcheinander und... oh verdammt, er war erregt. Dustin war einundzwanzig – kein Kind mehr – und der Anblick, wie er auf dem Bett lag, die Beine gespreizt, mit steifem Schaft, und sich seinen Berührungen hingab, würde Quin vermutlich für den Rest seines Lebens heimsuchen. »Du solltest nicht wissen, dass ich wieder da bin. Aber was tust du hier?«

»Vergiss es«, murmelte Dustin. »Hör mal, geh einfach von der Tür weg. Ich bin jetzt angezogen. Tu so, als wäre das nicht passiert. Und – oh Gott, wenn du es meinen Eltern sagst, springe ich von einer Brücke.«

Es seinen Eltern sagen? Als. Ob.

»Dusty!«, bettelte Quin und versuchte, Humor in eine Situation zu bringen, die eigentlich lustig hätte sein sollen. »Dusty, bitte. Mann, ich bin total fertig und es ist verdammt heiß draußen. Bitte... lass mich einfach duschen, mich hinlegen und etwas erholen und du kannst auf der Couch abhängen und mir später erzählen, was du hier gemacht hast, okay?«

»Quin...« Dustins Stimme hatte einen vertrauten Tonfall an sich – aber es war einer, den er beinahe vergessen hatte. Quin, du kapierst es nicht. Du wirst es nie begreifen.

Quin merkte, wie Panik in ihm aufstieg. Zwischen ihnen war alles okay gewesen, als er gegangen war, oder? Nun, sie hatten sich verändert – aber es war okay gewesen. Dustins Nachrichten, seine hartnäckigen, erwachsenen nimm-mich-wie-ich-bin-Nachrichten waren mehr als okay gewesen. Sie hatten Quin sogar träumen lassen... hoffen lassen... denn Dustin war erwachsen geworden. Richtig?

Oh Gott, ja, er ist erwachsen geworden. Seine Brust ist die eines Erwachsenen und seine Nippel auch und sein Schwanz erst ...

Quinlan wimmerte, weil sein Kopf wehtat und sein Herz zu schmerzen begann. Dustin war jetzt erwachsen und er verdiente gutes Geld damit, für seinen Vater Jacob in dessen Autowerkstattkette zu arbeiten. Er hatte finanzielle Mittel. Er könnte wirklich aus Quinlans Leben verschwinden wie ein Schmetterling, der davonflatterte.

»Dustin«, flehte er, mit den Nerven am Ende. »Bitte, Mann. Verschwinde nicht einfach so. Lass mich einfach ein bisschen runterkommen, etwas trinken und dann können wir reden. Wir haben es doch geschafft, oder? Wir… wir waren okay, oder? Sag… sag mir nicht, dass wir wieder von vorne anfangen müssen.«

»Würdest du es tun?«, fragte Dustin misstrauisch. »Von vorne anfangen?«

»Natürlich!«, sagte Quinlan aufgebracht. »Dustin, ich bin seit sieben Jahren Teil deines Lebens. Glaubst du, ich will, dass du einfach verschwindest und den Kontakt abbrichst? Weil ich dich dabei erwischt habe wie du... uhm...« In meinem Bett masturbiert hast? Er gab einen leisen, traurigen Laut von sich und als Dustin antwortete, klang er, als hätte er eine Entscheidung getroffen.

»Wir reden später darüber, was ich gemacht habe.«

Der Türknauf drehte sich und Quinlan trat zurück, damit Dustin die Tür öffnen konnte.

Einen Moment lang standen sie einander gegenüber; Dustins glattes, braunes Haar war seitlich gescheitelt und fiel ihm in die Stirn. Er hatte haselnussbraune Augen – eine seltsame Mischung aus Braun und Grau – eine markante Nase, einen kurzen Kiefer und ein kantiges Kinn. Er war ein niedliches Kind gewesen, aber in den letzten paar Jahren hatte Quinlan bemerkt, dass er zu einem atemberaubend gut aussehenden Mann herangewachsen war.

»Du siehst aus wie der Tod, Q«, sagte Dustin und gab die Abwehrhaltung einer Person auf, die buchstäblich mit heruntergelassenen Hosen erwischt worden war. Und dann... dann stellte er Quinlans Welt auf den Kopf. Er hob eine Hand und strich mit den Knöcheln über Quinlans Wange. »Es tut mir leid, dass ich geschrien habe. Geh duschen. Ich hol dir ein Eiswasser, okay?«

Quinlan nickte schwach. »Das ist lieb. Danke –«

Dustin unterbrach ihn, indem er – oh Gott – einen Finger auf Quinlans Lippen legte. Unwillkürlich blitzte eine andere Erinnerung in Quins Gedanken auf, von Dustys Berührung auf seinen Lippen. »Nicht lieb«, flüsterte Dustin. »Du kennst mich besser als jeder andere auf der Welt. Weißt du, was ich nicht bin?«

Dustin war ungestüm, feindselig, altklug und nervtötend gewesen. Aber den Menschen zufolge, die ihn am meisten liebten, war er noch nie lieb gewesen.

Vielleicht. Quinlan hatte in den letzten sieben Jahren andere Seiten von ihm gesehen, Seiten, die vielleicht nicht einmal seine Eltern zu sehen bekommen hatten.

»Ich kaufe dir den schlechten Ruf nicht ab«, sagte Quin, lächelte ein wenig und tat so, als würde Dustins rauer Finger auf seinen rissigen, empfindlichen Lippen nicht versuchen, ein Feuer in einem schweißtriefenden Torfmoor zu entfachen. »Hier –« Er trat beiseite und blieb gegen die Tür gelehnt stehen. »Ich... ich muss mich wirklich waschen.« Er hatte sich im Flugzeug übergeben. Zweimal. Seine Muskeln zitterten immer noch, weil er das Gepäck die Treppen hinaufgeschleppt hatte.

Dustin kam aus dem Zimmer, er trug ein T-Shirt und eine kurze Cargohose, und musterte ihn kritisch. »Also gut«, sagte er, wandte sich um und umfasste Quinlans Ellbogen. »Ich lasse dir ein Bad ein. Du legst dich ins kühle Wasser, ich hole dir Gatorade und ein paar Salztabletten, und lass mich Mom rüberrufen.« Er zog Quinlan in das an sein Schlafzimmer angrenzende Bad und setzte ihn auf den Toilettendeckel, bevor er Wasser in die Badewanne einließ.

Quinlan lehnte sich gegen den Spülkasten und versuchte, die Krämpfe in seiner Magengegend zu ignorieren, nachdem die Aufregung jetzt vorüber war.

»Ja«, sagte Dustin, während er das Bad einließ. »Ich, uhm, hatte tatsächlich die Erlaubnis, hier zu sein – Mom und Dad dachten, dass du erst in ein paar Tagen zurückkommen würdest, und in meiner Wohnung wird ein neuer Teppich verlegt. Ich, uhm – ich meine, nicht, dass ich nicht gerne in deinem Bett geschlafen habe und so –«

Er warf Quinlan über die Schulter einen Blick zu, er sah schüchtern und jungenhaft aus – zwei Worte, die Quin nie mit ihm in Verbindung gebracht hatte. Niemals. Es dauerte einen Moment, bis er verstand, was er wirklich gesagt hatte.

Quinlan runzelte die Stirn. »Du hast... uhm... an mich... uhm...« Oh Gott. Nein. Nicht jetzt.

Er rutschte vom Toilettendeckel, landet auf den Knien und hob den Deckel an. Während die Krämpfe ihn schüttelten und er würgte, war er sich Dustins kühler Hand auf seiner Stirn bewusst, seiner starken Arme und seiner Brust, die Quinlan erdeten.

»Gott, Q, du bist wirklich fertig«, murmelte Dustin. »Du hast dir wirklich den schlechtesten Zeitpunkt ausgesucht... hier.« Quinlan war nicht sicher, wie es passierte. Er hörte auf, Flüssigkeit hochzuwürgen, und während er keuchte und sich erholte, zog Dustin, der Junge, den er von dessen Pubertät an mit aufgezogen hatte, ihn hoch, streifte ihm die Kleidung ab und setzte ihn in ein lauwarmes Bad.

Nicht kalt genug, um ihn frösteln zu lassen. Nicht warm genug, um ihn zum Schwitzen zu bringen.

Er lehnte sich in der Badewanne zurück, atmete tief durch und schloss die Augen. »Danke«, murmelte er.

»Dank mir nicht zu früh«, murmelte Dustin. »Ich bin gleich wieder da und ich bringe Wasser, Salz und etwas zu Essen mit – und meine Mom.«

»Oh Gott. Deine Mum wird mich nackt sehen?«, jammerte Quinlan. Er respektierte Dustins Mom sehr. Irgendwie wollte er schon sterben, wenn er nur daran dachte.

»Dann rufe ich Dad«, schnappte Dustin. »Was auch immer. Du siehst beschissen aus und ich mache mir Sorgen. Und wenn du sagst, dass ich lieb bin, werde ich mich übergeben.«

»Aber das bist du«, murmelte Quinlan Dustin hinterher. »Ich erinnere mich. Denkst du, ich erinnere mich nicht, wie lieb du bist?«

»Fick dich, Quin.«

Aber Quinlans Augen waren geschlossen und im lauwarmen Wasser schweiften seine Gedanken ab. Zurück, zurück, zurück zur Hochzeit von Taylor Cochran und Brandon Grayson vor sieben Jahren. Zurück zu einem warmen hellen Septembertag vor sieben Jahren, als der rote Staub der Gebirgsausläufer die Luft einzufärben schien und Quinlans Freund – Dustins Cousin, Sammy Lowell – glücklich, wenn nicht sogar gesund, und sehr verliebt ausgesehen hatte.

Und Quinlan kämpfte gegen schrecklich sehnsuchtsvolle Erinnerungen an.

Die Vergangenheit, aus Sicht von...

Sieben Jahre zuvor

Quinlan

Quinlan überprüfte zum tausendsten Mal seine Anzugsjacke und seine Krawatte und seine Freundin Bobbie, die die Flöte spielte, verpasste ihm einen Schlag auf den Arm.

»Du siehst gut aus«, sagte sie lachend. Ihr glattes blondes Haar war in einem strengen Knoten zusammengefasst und sie hatte Puder und Bronzer auf ihr spitzes Gesicht aufgetragen, um die glänzende Haut zu verbergen, aus der sie noch nicht herausgewachsen war. Bobbie war keine besonders hübsche Frau, aber sie war tatkräftig und lieb und Quinlan war nicht sicher, ob er diesen Sommer, während dem er total in Sammy verknallt war, ohne sie überstanden hätte.

»Das ist wichtig«, verteidigte er sich. »Sammy hat uns gebeten, hier zu spielen. Ich will einen guten Eindruck machen.«

»Die Arrangements, die du zusammengestellt hast, sind wirklich gut«, tröstete Chrissy. Chrissy war hübsch; sie hatte ein rundes Gesicht, bronzefarbene Haut und Augen, die so groß und klar waren wie ein Nachthimmel. Wie Bobbie war sie tatkräftig und lieb – aber nicht besonders sarkastisch. Manchmal liebte Quin gerade Bobbies Sarkasmus sehr.

»Danke«, sagte Quinlan freundlich. Er suchte die Menschenmenge ab, während sie durch Reihen aus Gartenstühlen hindurchgingen, und atmete tief durch, als er Sammy entdeckte, der ihnen wild zuwinkte.

»Leute! Ich bin so froh, dass ihr hier seid! Taylor hatte Angst, dass der Verkehr aus Sacramento euch aufhalten würde – aber ich kenne dich, Quin. Ihr seid früh losgefahren.«

Quinlan zuckte die Schultern, weil es stimmte, und ließ sich von Sammy umarmen.

Sammy sah besser aus als beim letzten Mal, als er ihn gesehen hatte. Sie waren auf einer College-Konzert-Tournee gewesen, die Jugendliche und ihre Eltern für Musik begeistern sollte; sie bestand im Grunde aus einer langen Folge von Konzertauftritten im ganzen Land. Sammys Gesundheit – die nicht die beste war – hatte sich im Laufe der Tournee verschlechtert und ihr letztes Treffen hatte im Krankenhaus stattgefunden, wo er eine Bluttransfusion bekommen hatte, die ihm helfen sollte, mit seiner Anämie klarzukommen. Er sah jetzt besser aus, aber noch immer nicht richtig gut.

Er war ein gut aussehender Kerl – große blau-graue Augen, die Wangenknochen eines Künstlers und auf seinen vollen roten Lippen lag immer süßes Lächeln. Heute war er blass und atmete schwer und Quinlan fand, dass seine Fingernägel etwas blau aussahen.

»Du bist verdammt dünn, Junge!«, sagte Quinlan und löste sich mit gerunzelter Stirn von ihm. »Passen sie hier nicht auf dich auf?«

Sammy wandte verlegen den Blick ab und in diesem Moment kam Cooper Hoskins angetrabt. Cooper war seltsam attraktiv – kleiner, zierlich, braunes Haar mit blonden Strähnen und asymmetrischen haselnussbraunen Augen. Cooper war ungewöhnlich, aber nicht auf negative Art.

Quinlan hatte ihn in den Monaten, seit Sammy die Tournee vorzeitig verlassen hatte, besser kennengelernt und mochte ihn wirklich. Cooper war schüchtern, zurückhaltend und unauffällig, aber er hatte einen unerwarteten Sinn für Humor und sein einziger Fokus war, Sam Lowell gesund zu halten.

Quinlan konnte nicht anders, als das gut zu finden.

»Er braucht seinen Saft und etwas zu essen«, sagte Cooper und runzelte die Stirn. »Komm schon, Sam – du weißt, dass es stimmt.«

Sammy zuckte mit den Schultern. »Ja. Es war eine lange, langsame Genesung – ich habe meinen Job an der Middle School behalten, aber ich musste meine Unterrichtstunden kürzen.«

»Trittst du immer noch im Dodgy's auf?« Quinlan hatte Sammys Geschichten über die Kellerbar/Konzertlocation geliebt, in der Sammy seine Auftritte verbessert hatte.

»Ja – aber nur mit Begleitschutz.« Er lächelte Cooper liebevoll an und Cooper verdrehte die Augen.

»Und vor der Hochzeit musste er zwei Wochen Pause machen«, sagte Cooper sauer. »Hat es übertrieben.«

»Das sagen alle.« Sammy wandte sich entschlossen den Frauen zu. »Aber Leute, umarmt mich jetzt endlich! Es ist schön, euch zu sehen! Seid ihr bereit für euren Auftritt?«

»Ja.« Chrissy küsste ihn auf die eine Wange und Bobbie auf die andere.

»Und du?«, fragte Bobbie. »Ich meine, wir haben über Skype geprobt, aber du singst – du siehst nicht –«

Sammy schnitt eine Grimasse und nahm eine Tablette von Cooper entgegen, die er mit grüner Flüssigkeit aus einer Flasche hinunterspülte, die Quinlan vielleicht nicht einmal trinken würde, wenn ihm jemand sagte, dass er eine Strahlenvergiftung hatte und das Zeug seine letzte Hoffnung war. Sammy kippte es jedoch hinunter und wischte sich dann mit dem Handrücken den Mund ab.

»Fühle mich schon besser«, sagte er mit einem Lächeln. »Lasst uns aufbauen, okay?«

Notenständer, Stühle und Wasser standen auf einem schwarzen Tuch links neben dem tragbaren Altar, der mit Blumen dekoriert war. Quin dachte einen Moment lang, dass die Hochzeit dafür, dass es nur eine kleine Feier im Park sein sollte, ziemlich professionell organisiert wirkte – alles Nötige stand zur Verfügung und ein Buffet wurde gerade in einem überdachten Picknick-Bereich aufgebaut, der aussah, als wäre er mit einem Hochdruckreiniger gesäubert worden.

Es gab sogar ein Zelt, das die Musiker vor der Sonne schützen sollte, und ein Outdoor-Soundsystem.

Quinlan war zufrieden.

Während sie aufbauten, bemerkte Quinlan eine Gruppe Kinder – eine Menge von ihnen –, die herumrannten, wobei sie sich sehr bemühten, ihre guten Klamotten nicht schmutzig zu machen, was ihnen teilweise auch gelang. Ihr Alter reichte von einem Kleinkind von etwa drei Jahren bis zu einem Teenager, der etwa vierzehn oder fünfzehn war – einige von ihnen sahen einander ähnlich genug, um zu vermuten, dass sie miteinander verwandt waren. Die Jungen trugen aufeinander abgestimmte Anzüge und Krawatten und die Mädchen zueinanderpassende Kleider, und der älteste Junge, der das Sagen hatte, war ein ziemlicher Mistkerl.

Das war das Erste, was Quinlan an ihm auffiel. Er kommandierte die Kinder, die etwas jünger waren als er, herum, um die Jüngsten im Auge zu behalten und umkreiste die ganze Gruppe wie ein kleiner General, während er Befehle rief.

»Melly, würdest du sie um Himmels willen davon abhalten, an ihren Fingern zu lutschen? Damit geht sie als Erstes zum Sandkasten und wir haben noch nicht mal angefangen!«

»Mom sagt, du sollst nicht fluchen, wenn sie nicht dabei ist und dich nicht dafür knuffen kann«, sagte die Prinzessin neben ihm mit einem überlegenen Grinsen. Die beiden waren offensichtlich Geschwister – ihre Haarfarbe war unterschiedlich, das des Jungen war eher blond und das des Mädchens kastanienbraun –, aber sie hatten beide große haselnussbraune Augen und das schmallippige Grinsen von zweien, die von Geburt an Verschwörer und Widersacher zugleich gewesen waren.

»Wenn Mom aufhört, Babys zu bekommen, kann sie mich selbst knuffen«, rief der Junge zurück. »Aber wenn du es bei mir versuchst, mach ich dich fertig, Belinda.«

Belinda musterte ihren Bruder wie eine erfahrene Käfigkämpferin. »Ich habe bald meinen schwarzen Gürtel, Dusty. Ich glaube, ich kann es mit dir aufnehmen.«

»In zwei Wochen hab' ich den dritten Grad, Schätzchen. Ich könnte dich ausknocken, ohne dein Kleid zu zerreißen.«

Sie stimmte mit einem leisen Schnauben zu, und die beiden Kinder stolzierten wie Gesetzeshüter davon, um den Rest der Gruppe daran zu hindern, vom Rasen auf den Spielplatz zu verschwinden.

Quinlan wandte sich Sammy zu, um zu erfahren, was er dachte.

»Kennst du die Kinder?«

Sammy lächelte strahlend. »Ja. Das sind meine Cousins, Cousinen und Geschwister. Ziemlich großartig, nicht?«

Quinlan blinzelte, eine Erinnerung an etwas, das Sammy gesagt hatte, wurde wach. »Warte – all diese Kinder brauchen in der Schulzeit eine Nanny?«

Sammy schüttelte den Kopf. »Oh Gott, nein – nur sechs von ihnen. Na ja, fünf von ihnen, aber dazu noch das Baby.« Er las Notenblätter und deutete abgelenkt zum Altar, wo eine umwerfend schöne Frau stand, die ein winziges Baby an ihrer Schulter hielt und einen Mann mit Augenklappe und schulterlangem, nach hinten gekämmtem Haar anlächelte.

Die Frau hatte üppiges, glänzendes, dunkelbraunes Haar und riesige braune Augen. Sie trug ein Kleid aus rotem Samt, das zu den Kleidern der kleinen Mädchen passte, und das Baby trug dieselbe Farbe wie seine Mutter.

»Mit wem spricht sie?«, fragte Quinlan und versuchte, die Menschen zuzuordnen, über die Sammy immer sprach.

»Taylor«, sagte Sammy, als wäre das offensichtlich. »Du weißt schon, der Bräutigam?«

»Warte – ich dachte, das wäre die Hochzeit der bisherigen Nanny! Deshalb dachtest du, dass die Stelle frei werden würde.« Quin war so verwirrt.

»Na ja, ja. Das ist Taylor. Er war früher die Nanny! Er hat den Job gemacht, während er auf dem College war, und nach ihm kamen noch ein paar andere Leute – aber sie haben auch ihre Abschlüsse gemacht. Aber Taylor ist derjenige, an den sie am meisten denken.«

»Und es sind sechs Kinder?«, sagte Quinlan ausdruckslos, während er an die beängstigende Arroganz der beiden älteren dachte.

»Ja. Aber sie sind gute Kinder.« Sammy nickte; sein hübsches Engelsgesicht so offen und arglos wie ein sonniger Tag.

»Diese Kinder?«, wiederholte Quinlan, nur um sicherzugehen.

»Ja! Sie sind großartig. Ich meine, Dustin ist vielleicht ein bisschen schwierig und Belinda versucht immer, die Königin der Welt zu sein, und Melly spinnt ein bisschen. Conroy ist... ach, er ist so brav, dass es gruselig ist, also mach dir keine Sorgen um Conroy, und Prinzessin T ist schrecklich verwöhnt, aber da wird sie noch rauswachsen und na ja, das Baby ist ein Baby. St. Peter hatte eine Kolik, das war ziemlich schlimm, aber das wird wieder. Ich meine, Babys – meistens schreien und kacken sie nur, stimmt's?«

Quinlan atmete tief durch. »Hör mal, Sammy... Ich meine, die Stunden sind großartig und die Situation ist gut, aber... du weißt schon. Ich. Kinder. Ich bin Einzelkind.«

»Ich auch«, sagte Sammy und nickte, wie um zu sagen: Yay, wir haben etwas gemeinsam!

»Drei von diesen kleinen Satansbraten gehören zu dir. Du hast Anspruch auf sie erhoben, schon vergessen?«

Sammy verdrehte die Augen. »Ja, schon. Aber, siehst du – du akzeptierst sie automatisch als meine Geschwister, obwohl wir keine traditionelle Familie sind. Vielleicht werden Nicas Kinder dich auch akzeptieren. Jetzt verschwinde. Ich muss mir das anschauen oder ich bin gleich am Arsch.«

Oh, Sammy. Er war unfassbar talentiert – vor allem am Klavier, aber auch beim Singen. Am Arsch war nicht Teil seines Vokabulars. Na ja, vielleicht mit seinem Freund, aber nachdem er ihn den ganzen Sommer vergeblich angeschmachtet hatte, während sie mit ihrem College-Ensemble auf Tournee gewesen waren, würde Quinlan nicht einmal darüber nachdenken. Freund hin oder her, Sammys fröhliche Bescheidenheit machte die Arbeit mit ihm zu einem Vergnügen und als ihr kleines Quartett zu spielen begann, zuerst Open Arms von Journey, um alle anzulocken, und anschließend Your Song von Elton John, als die Bräutigame vor dem Altar standen, konnte Quinlan nicht anders, als sich in ihrer Chemie, dem einzigen Ort, an dem Sam Lowell jemals zu ihm gehören würde, zu verlieren.

Die Hochzeitszeremonie war kurz und schnell vorbei – Brand, der andere Bräutigam, schaffte es, während seines Gelübdes unfreiwillig komisch zu sein.

»Ja, wir werden für immer ineinander sein. Ich meine, nicht so. Das wäre schmerzhaft. Oh Mist. Hier sind Kinder. Wir werden nur im Herzen des anderen sein. Aber, ihr wisst schon, auch nicht auf die eklige leichenfressende Art.«

Und Taylor, der Mann mit der Augenklappe, war direkt und irgendwie ein Mistkerl, bis er Quinlan unerwartet einen Stich ins Herz versetzte.

»Ich habe nicht an Liebe geglaubt und dann hast du das geändert und mir Familie aufgedrängt und jetzt kann ich nicht mehr ohne sie leben. Du wirst mich nicht mehr los. Ich hoffe, du bist glücklich. Ich weiß, dass ich es bin.«

Und im Prinzip hatte es am längsten gedauert, wie Sammy feststellte, nachdem er zum Auszug Heroes von David Bowie gesungen hatte, den Kinder zuzusehen, wie sie zwischen den Stühlen hindurchgingen.

Diesmal zählte Quinlan – das Baby auf der Schulter eingeschlossen waren es insgesamt neun Kinder und das waren nur die in aufeinander abgestimmten Uniformen, ähm, Hochzeitsklamotten. Er wusste nicht viel über Familien, aber er war ziemlich sicher, dass aufeinander abgestimmte Uniformen bedeuteten, dass er Kapitän für alle auf diesem Schiff sein müsste.

Er würde ablehnen müssen.

Er hatte die Rede in Gedanken schon ausformuliert. Es tut mir leid, Mrs. Sammys Tante Nica, aber ich denke, das sind zu viele Kinder, und ich habe absolut keine Ahnung, was ich da mache. Ich bin mir sicher, sie finden Mary Poppins oder jemanden, der ähnlich qualifiziert ist, also viel Glück dabei.

Und er hätte sie vielleicht sogar vortragen können, wenn er an dem warmen Tag nicht literweise Wasser getrunken hätte, weshalb er die Toilette aufsuchen musste.

Es war – Gott sei Dank, da er einen neuen Anzug trug – keine mobile Toilettenkabine. Es war ein großes Gebäude mit Betonböden, Waschbecken und Seife und Papierhandtüchern und allem Drum und Dran, das ebenfalls gründlich gereinigt worden war, aber nicht einmal der Geruch von Desinfektionsmittel und Raumspray konnte den Geruch von Zigarettenrauch überdecken, der hinteren Teil des Gebäudes herüberzog.

Und die leisen Stimmen.

»Dustin, wir kriegen Schwierigkeiten...« Den Worte folgte trockener Husten und dann antwortete Dustin, der Junge mit dem schwarzen Gürtel.

»Fürs Rauchen oder Rummachen?«

»Rauchen! Niemand soll vom Rummachen wissen!« Mehr Husten von der ersten Stimme und dann ein tiefes Einatmen von Dustin, der offensichtlich nicht zum ersten Mal rauchte.

»Na ja, zum Rummachen sind wir aber hergekommen«, murmelte Dustin. »Rauchen wird überbewertet.«

»Warum machen wir es dann?«, jammerte der andere.

»Hier – drück sie aus. Spül sie runter. Ich bin nur... weißt du... das Rummachen war toll.«

»Meine Eltern bringen mich um.« Kein Husten. Wunderbar.

»Nicht, wenn du nicht erwischt wirst. Komm schon. Waschen wir uns. Sie riechen es nicht, wenn du dir die Hände wäschst und Minzbonbons isst.«

Die Tür der Toilettenkabine flog auf und zwei Jungen kamen heraus. Einer von ihnen war natürlich der pubertierende tolle Hecht mit der herrischen Schwester, der noch immer die Familienuniform trug. Der andere hatte auf Brandons Seite gesessen und Quinlan hatte keine Ahnung, wer er war. Aber Dustin. Sammys Familie.

In diesem Moment überwältigte Quinlan Gregory eine Welle des Beschützerinstinkts, der nie wieder nachließ. Sammys Familie.

»Was glotzt du so?«, knurrte Dustin, während er sich Hände und Gesicht wusch. Wie angekündigt schob er sich ein Minzbonbon in den Mund und reichte die Packung dann seinem Komplizen.

»Du bist Sammys Cousin«, sagte Quin, der sich weigerte, sich von einem Vierzehnjährigen einschüchtern zu lassen. »Er sagt, du bist ein guter Junge.«

Plötzlich huschte ein verletzlicher Ausdruck über Dustins düstere Miene: es war ihm wichtig, sehr wichtig, dass Sammy nicht schlecht von ihm dachte.

»Du wirst es ihm nicht erzählen, oder?«

»Das Rauchen oder das Rummachen?«, fragte Quin.

»Verdammt, keins von beidem geht dich was an«, fauchte der Junge und setzte die Maske des Halbstarken wieder auf. »Halt dich einfach raus.«

»Ich fürchte, das kann ich nicht«, sagte Quin. »Ich meine, ich erzähle deiner Mom oder deinem Cousin nichts vom Rummachen – das ist deine Sache und du kannst es deinen Eltern selbst erzählen.« Er warf einen Blick auf Dustins Begleiter, anscheinend ein etwas älterer Junge mit klaren Augen, einem vollen Mund und einem Gesichtsausdruck wie ein Opossum, das kurz vor dem Tod stand.

»Halt dich aus allem raus«, befahl Dustin missmutig. »Warum solltest du meiner Mom irgendwas sagen?«

»Junge, ich werde dein Babysitter sein. Und ich werde nichts vor deiner Mutter geheim halten.«

Oh, Dustins ausdruckslose Miene würde er noch jahrelang in guter Erinnerung behalten.

»Gott. Du bist Sammys Freund. Der Musiker.« Dustin schlug sich die Hand vors Gesicht und stöhnte. »Fuuuuuuuuuuuck.«

»Wer ist der Kerl?«, fragte der Junge neben ihm und sah Quinlan verstohlen unter seinen langen schwarzen Wimpern hervor an.

»Das, Gilbert, ist der gottverdammte Manny.«

Später würde Quinlan sich fragen, was ihm den Mut gegeben hatte, Dustin am Ellbogen zu packen, den kleinen Teufelsbraten zur Hochzeitsgesellschaft zu schleppen und Nica Grayson und den Rest ihrer Familie kennenzulernen – aber genau das tat er.

Nica war nicht überrascht.

»Dustin, du kleiner Mistkerl!«, murmelte sie. Sogar nach sechs Kindern war sie noch eine hübsche Frau. Sie schob sich ihr dunkles gewelltes Haar aus dem Gesicht mit den hohen Wangenknochen.

»Hier, Mom«, sagte Belinda selbstgefällig. »Ich habe ein Haargummi, die Hochzeit ist ja jetzt vorbei.«

Nica hatte den winzigen Engel auf dem Arm und sie ließ zu, dass ihre Tochter ihr Haar zusammenband, während sie ihren Sohn wütend anstarrte.

»Das ist lieb, Belinda«, sagte sie, aber ihr trockener Tonfall verriet, dass sie wusste, dass ihr Kind sich nur einschmeicheln wollte. »Jetzt hol deinen Vater.«

Jacob, der Brandons Trauzeuge gewesen war, war ein Surfertyp in den Dreißigern – dessen Kinder bei jeder Gelegenheit um ihn herumwuselten. Einen erschreckenden Moment lang erwartete Quinlan, dass er sich einmischte und etwas sagte wie: Oh Liebling, so sind Jungs nun einmal, lass ihn doch!

Das war aber nicht der Fall.

»Zigaretten?« Er starrte seinen ältesten Sohn an, als hätte er ihn noch nie gesehen. »Auf der Hochzeit deines Cousins?«

»Es ist auch Taylors Hochzeit«, erinnerte Dustin ihn missmutig.

Jacob legte seinen Kopf schief und sah plötzlich aus wie ein klinischer Psychologe, der eine Einschätzung vornahm. »Deshalb der Regelbruch«, vermutete er. »Weil du denkst, dass du sie beide endgültig verlierst. Obwohl Taylor nicht mehr dein offizieller Betreuer ist –«

»Er wird unterrichten«, murmelte Dustin. »Und Brandon fängt ein Praktikum an. Wir werden sie nie zu sehen bekommen.«

Oh. Quinlan atmete tief ein. Er hatte als Kind oft genug die beleidigte Leberwurst gegeben, um die Anzeichen zu erkennen.

»Da dachtest du, du würdest aus Protest ein bisschen dem Laster frönen, das du am meisten verabscheust.« Jacob nickte. »Ich verstehe den Grund, Junge, aber igitt. Rauchen. Eklige Angewohnheit. Aber gut, du hast es dir in der Werkstatt abgeguckt, also ist es wohl meine Schuld.«

Dustin wandte den Blick ab, zum ersten Mal in diesem Austausch wirkte er verlegen. »Du lässt sie nicht rauchen, wenn ich da bin, Dad. Nicht deine Schuld.«

»Wessen Schuld ist es dann?«, fragte Jacob leise. »Und sag nicht Quinlans, er hat uns heute nämlich einen Gefallen getan.« Dustins Vater hob den Blick und zwinkerte Quinlan zu, der das kleine väterliche Lob bis in die Zehenspitzen spürte.

»Meine«, murmelte Dustin.

»Ja, ja genau. Es wird also folgendermaßen ablaufen. Wir sind mit zwei Autos gekommen, damit ich mit den Jungs hierbleiben und beim Aufräumen helfen kann. Du hättest eigentlich mit deiner Mutter zu Channing und Tino fahren sollen, um die letzten schönen Stunden des Jahres mit deinen Cousins im Pool zu verbringen. Aber jetzt wirst du das nicht tun. Du wirst mit mir, Taylor und Brandon und deinen Onkeln hierbleiben und wir werden alles abbauen und aufräumen. Einerseits ist das gut, so kannst du mit Taylor und Brandon darüber sprechen, wie ihr Zeit miteinander verbringen könnt, weil sie dich lieben und versuchen, dich nicht im Stich zu lassen. Aber andererseits...«

Dustin sah aus, als würde er darüber nachdenken, was das letztendlich bedeutete.

Quinlan wusste genau, wann er es verstand.

»Cousins?«, fragte er. »Also Sammy?«

»Ja«, sagte Jacob ernst. »Sammy fährt zurück zum Haus, um sich auszuruhen, und Cooper wird sich um den Grill kümmern. Und du wirst das verpassen. Weil du deine Gesundheit nicht einfach in Gefahr bringen kannst, Junge, nur weil dir nach Protest ist. So läuft das nicht.«

Dustin schluckte und – Quinlan konnte es ihm ansehen – versuchte, nicht zu weinen.

Und in diesem Moment verstand er es. Es war irrelevant, wo Quinlan den Mut hernahm. Es war wichtig, welches Druckmittel Quinlan zur Verfügung stand.

Dustins Druckmittel war die Familie. Wenn Quinlan dieses verlockende Angebot annahm – die Unterkunft, die Zeit fürs College und die Auftritte, freie Sommer, um auf Tournee zu gehen – würde er jedes Mittel brauchen, das er zur Verfügung hatte.

Ein Druckmittel. Das würde ihn durch jeden Tag bringen.

Dustin

»Fuuuuuuuck.«

»Schh«, zischte Belinda. »Wir stecken schon genug in Schwierigkeiten.

Sie saßen nebeneinander im Büro des Rektors der Middle School, auf der Dustin in die neunte und Belinda in die siebte Klasse ging.

Belinda musterte wehmütig ihre ehemals neuen Acrylnägel, die während des Kampfes abgerissen worden waren, und Dustin drückte sich einen Eisbeutel gegen sein Auge.

»Ist doch egal«, murmelte Dustin. »Du weißt, was das heißt, oder?«

»Suspendierung?«, fauchte sie. »Dass meine perfekte Anwesenheitsbilanz ruiniert ist? Dass Mom mir nie wieder erlauben wird, in ein Nagelstudio zu gehen? Ich bin nicht dumm, Dustin. Aber welche Wahl hatten wir denn?«

»Nein! Nicht wegen der Schule. Sie werden jemanden anrufen müssen, der uns abholt.«

»Und?«

»Mom und Dad sind heute beide in der Werkstatt – und das heißt...«

»Oh Gott.«

»Ja.«

»Der Neue.« Dustin hasste diesen Kerl.

Erstens hatte er einfach überhaupt keine Ahnung. Taylor hatte die Babytasche immer rechtzeitig gepackt, sodass er das Baby einfach nur in eine Trage legen und die Tasche nehmen musste, wenn sie das Haus verließen.

Belinda und Dustin waren in den letzten beiden Wochen zweimal zu spät gekommen, weil Quinlan nichts auf die Reihe bekam und sie nicht rechtzeitig losgekommen waren.

In den ersten drei Tagen hatte St. Peter in seiner Trage geschrien und geweint, während Quinlan ihn verzweifelt geschaukelt hatte und dem Kind einfach Dinge – einen Schnuller, eine Flasche, seinen Finger – in den Mund geschoben hatte, bis Belinda schließlich Erbarmen mit ihm gehabt und ihm gesagt hatte, dass er das Baby um Gottes willen einfach hochnehmen sollte. (Belinda hatte nicht diese Worte benutzt, aber Dustin war gut darin, die Lücken zu füllen.)

Dieser Typ blieb auch nicht wie Taylor zum Abendessen. Nein, er verschwand zum Essen einfach in seinem eigenen Zimmer, nachdem er sang- und klanglos einen Teller von Dustins Mutter entgegengenommen und ihr überschwänglich gedankt hatte. Taylor hatte Rückgrat gezeigt, Befehle gebellt, Dinge organisiert und alles tipptopp gehalten. Für einen Mann wie Taylor hatte Dustin Respekt.

Aber Quinlan war anders – bis hin zu seinem Aussehen. Er hatte dunkles lockiges Haar und dunkle Augen, was im Kontrast zu seiner blassen Haut sehr dramatisch aussah; sogar Dustin musste zugeben, dass er angenehm anzusehen war, und er hatte eine recht breite Brust mit ein paar Muskeln – aber abgesehen davon war er einfach so... so... so... ruhig.

Wie sollte er jemals in der Grayson/Robbins/Lowell-Familie überleben, wenn er nicht für sich einstehen konnte?

Dennoch konnte Dustin den kurzen Hoffnungsschimmer nicht unterdrücken, als er Quinlan, die Babyschale in einer Hand und Prinzessin Ts Hand in der anderen, hereinkommen sah. Im Gegensatz zu Dustins Mutter oder seinem Vater – oder Taylor – blickte er nicht finster drein. Er wirkte nicht wütend und seine Stimme war ruhig.

Er musterte Belinda und Dustin kritisch, kam zu ihnen hinüber und ließ Prinzessin Ts Hand los, damit sie Belinda auf den Schoß hüpfen konnte.

»Also«, sagte er, wobei er die Silbe dehnte. »Ich hoffe, ihr habt gewonnen.«