Ein MORDs-Team - Band 15: Das zerbrochene Glas (All-Age Krimi) - Andreas Suchanek - E-Book

Ein MORDs-Team - Band 15: Das zerbrochene Glas (All-Age Krimi) E-Book

Andreas Suchanek

4,7

Beschreibung

Mason, Olivia, Randy und Sonja werden mit einem Diebstahl am Pinehearst College konfrontiert. Ein wichtiger Prototyp wurde entwendet. Gleichzeitig macht sich Randy daran, die Bilder der Gründungsurkunde auszuwerten. Er will endlich den verborgenen Ratssaal der Dynastien finden. Unterdessen erkundet Danielle weiter das Internat. Sie entdeckt zahlreiche Merkwürdigkeiten. Was steckt wirklich hinter der Einrichtung? Und wo befindet sie sich tatsächlich? Dies ist der 15. Roman aus der Reihe "Ein MORDs-Team".

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Table of Contents

»Das zerbrochene Glas«

Was bisher geschah

Prolog

Barrington Cove, Pinehearst College

Im Wohnbereich der Studenten, Pinehearst College

Pinehearst College

An einem unbekannten Ort

Barrington Cove, Pinehearst College

Pinehearst College, im Büro der Direktorin

Der alte Leuchtturm

An einem unbekannten Ort

Barrington Cove

An einem unbekannten Ort

Barrington Cove, im Lagerhaus

Im Corvus-Tower

An einem unbekannten Ort

Barrington Cove, Corvus-Tower

An einem unbekannten Ort

Barrington Cove, am Corvus-Tower

Im alten Leuchtturm

Epilog I - Alles fügt sich

Epilog II - Wo?

Epilog III - 1985

Vorschau

Seriennews

Impressum

Ein MORDs-Team

Band 15

»Das zerbrochene Glas«

von Andreas Suchanek

 

 

 

Was bisher geschah

 

1985: Die vier Jugendlichen Harrison, Jamie, Shannon und Billy besuchen den Zirkusrummel auf Angel Island. Ein entspannter Tag verwandelt sich in ein Inferno. Zwischen Feuer und Rauch, Trümmern und Panik treffen die Mächtigen von Barrington Cove aufeinander, Pläne werden zunichtegemacht, geheime Identitäten enthüllt – und ein Mord geschieht. Doch es soll dreißig Jahre dauern, bis endlich jemand die Frage stellt: Wer tötete Corey Parker?

Gegenwart: Die Journalistin Sonja Walker erinnert sich zurück an ihre Kindheit, als die Katastrophe auf Angel Island ihr einen Teil der Familie nahm. Sie möchte einen Blick in die Vergangenheit werfen, um eine Reportage zu drehen. Dabei entdeckt sie gemeinsam mit Randy und Olivia einen toten Jungen in der Geisterbahn. Scheinbar wurde er erschossen.

Die Ermittlungen ergeben, dass das Opfer, Corey Parker, am Tag der Zirkuskatastrophe 1985 mit seiner Schwester auf dem Rummel unterwegs war. Damals starb auch Sonjas Bruder. Um endlich die Wahrheit hinter den Ereignissen aufzudecken, die so viele Leben kostete, beginnen die Freunde zu ermitteln. Im alten Gefängnis der Dynastien finden sie einen weiteren Wachraum und stoßen dort nicht nur auf Bilder der alten Direktoren, sie werden auch mit einer maskierten Frau konfrontiert, die sich als Wendy Parker entpuppt. Die von Hass zerfressene Schwester Coreys will die Gründungsfamilien auslöschen, um sich für den Mord an ihrem Bruder zu rächen.

Die Freunde wollen im Geheimen weiterermitteln, um die Dynastien nicht auf sich aufmerksam zu machen.

Unterdessen verkündet Alice King ihre Kandidatur für das Amt der Bürgermeisterin von Barrington Cove und ein Rosenkrieg zwischen Shannon und Richard Holt steht an. Richard Holt geht aufs Ganze, um seine Frau unter Druck zu setzen. Er schickt seine Tochter Danielle in ein Internat in der Schweiz. Ihre Freunde ahnen nichts davon, dass sie außer Landes gebracht wurde.

Dort angekommen, sieht Danielle sich mit Kälte und Abweisung konfrontiert. Einzig Tony Flütsch und die Chemielehrerin Claudette Lefevre - in Wahrheit eine Reporterin, die undercover gegen die Schule ermittelt - stehen ihr zur Seite. Noch ahnt sie nicht, dass der Plan ihres Vaters sabotiert wurde. Danielle befindet sich nicht in dem Internat, in dem sie sein sollte.

Mason, Olivia, Randy, Sonja und Cat unternehmen einen Roadtrip nach Maple Peaks, der Nachbargemeinde von Barrington Cove. Dort stoßen sie auf Professor Pembroke, Gangster, die hinter dem Geld aus einem alten Bankraub her sind, und Hinweise auf die Familie Parker, die zur fünften Dynastie gehörte. Für den angeblichen Mord an ihren Kindern sitzt Katrina Parker noch immer im Gefängnis. Unschuldig. Es stellt sich heraus, dass das Geld aus dem damaligen Bankraub bereits aus dem Versteck geborgen wurde. Eine Person mit dem Alias »Weiße Dame« scheint verantwortlich. Die Gangster haben das Nachsehen. Es folgt eine gefährliche Zugfahrt, die Mason beinahe das Leben kostet. Am Ende können die Freunde ihr Abenteuer in Maple Peaks abschließen. Sie kehren nach Barrington Cove zurück.

Die Suche nach dem Mörder von Corey Parker geht weiter.

Prolog

 

1985

 

Das Lachen der Menschen hallte von fern an seine Ohren. Er hielt kurz inne, lauschte, stellte sich vor, wie er den Spazierstock auf die Köpfe niedersausen ließ und ihr ekelhaftes Gegacker ein für allemal beendete. Das hier war Angel Island. Eine Insel vor der Küste Barrington Coves, die schon oft zum Schauplatz von Verhandlungen geworden war.

Gregor ging voraus, schaute sich aufmerksam um. Sein Sohn, Pavel, ein Teenager, begleitete ihn. Junior hielt ebenfalls schon eine Waffe in Händen und Oswald hatte keinen Zweifel, dass Pavelchen eines Tages für ihn arbeiten würde. Wie der Vater, so der Sohn.

»Sauber«, brüllte Gregor.

Oswald seufzte. »Wir gehen auf einen Zirkusrummel. Ich glaube kaum, dass wir einen unserer Feinde hier fürchten müssen. Wer ist schon so vulgär und nutzt eine so wunderschöne Umgebung für illegale Aktivitäten?«

»Wir«, sagte Pavelchen prompt.

Der Kleine war nicht die hellste Leuchte im Keller. »Das, mein Junge, wollte ich damit sagen.«

»Warum haben Sie es dann nicht getan?«

»Hm.« Oswald betrachtete ihn aufmerksam. Ein sympathisches Kerlchen. Mochte er auch dumm wie Stroh sein, so bewies er doch einen überragenden Hang zur Treue. »Vertagen wir dieses Gespräch auf später.« Er umfasste den Knauf seines Spazierstocks fester. Er hatte große Pläne. Gewaltige Pläne. Dafür aber mussten noch ein paar Figuren auf dem Spielfeld verschoben werden.

Die Musik eines Karussells drang aus der Ferne an seine Ohren. Der Geruch von Zuckerwatte lag in der Luft, vermengte sich mit den Ausdünstungen gebrannter Mandeln.

Widerlich!

Er steuerte den kleinen künstlichen See an, auf dem Boote umhergondelten. Wasser hatte Oswald schon immer gemocht. Ein Steg verlief ringsum, Bänke standen nebeneinander, kleine Tische, auf denen Limonade, Eiscreme und andere Süßigkeiten von Erwachsenen wie Kindern getrunken, gelöffelt und geknabbert wurden.

»Bälger!«, knurrte er leise.

Greg und Pavelchen blieben zurück, wie abgesprochen. Er hatte die anderen Sicherheitskräfte ebenfalls längst entdeckt. Sie saßen an der Seite, trugen Anzüge, die sie aus der Menge hervorstechen ließen wie neongrüne Tulpen in einem Feld roter Rosen.

»Dilettanten.«

Er stieg in das Boot.

Sie saß bereits darin.

»Benvenuto, Oswald«, begrüßte ihn Contessa Fiammetta Calussi. Das Oberhaupt der italienischen Mafiafamilie trug ein elegantes weißes Sommerkleid. Sie mochte um die vierzig sein. Ihre Zähne blitzten hell auf, als sie ihm zulächelte. Der Wind ließ ihre schulterlangen Haare flattern, eine Sonnenbrille verdeckte die Augen. »Wie schön, dass unser Treffen endlich arrangiert werden konnte.«

»Willkommen in Barrington Cove, Contessa.« Er sank auf die Sitzfläche.

Einer der Helfer begann zu rudern, brachte sie hinaus auf das Wasser. Die Sonne stand hoch am Himmel, warf ihre wärmenden Strahlen hinab.

»Sie schwitzen nicht in diesem Kamelhaarmantel, mein guter Oswald?«

Er schüttelte den Kopf, tauchte die Hand in das kühle Nass und wirbelte ein paar Spritzer auf. »Nein, ich schwitze niemals. Mir ist immer kalt.«

»Sie sollten mich in Italien besuchen. Dort wird Ihnen warm werden. Wir haben Sonnenschein und schöne Frauen.«

Beinahe hätte er laut aufgelacht. »Konzentrieren wir uns doch besser auf das Geschäftliche.«

»Also gut.« Die Unbeschwertheit verschwand aus dem Gesicht der Contessa. »Kommen wir zum Punkt. Im vergangenen Jahr hatte ich geplant, hier in Barrington Cove Fuß zu fassen.«

Oswald nickte. »Sie haben Gespräche mit Lebovitz senior geführt, um in die Anwaltskanzlei einzusteigen. Doch der gute Jeremiah Holt hat das torpediert, indem er die Kanzlei kurzerhand übernahm und Lebovitz beiseitedrängte.«

»Das fasst es zusammen.« Sie breitete die Arme aus. »Ihr Mittelsmann trug mir zu, dass Sie an einer Allianz interessiert sind, Oswald? Ich höre.«

»Es geht um ... alles. Die Ordnung im Schatten. Für die Dynastien habe ich einen eigenen Plan, doch es gibt jemanden, der mir im Weg steht. Er ist zu stark, als dass ich ihn alleine beseitigen könnte.«

Die Contessa sah sinnierend auf das Wasser hinaus. Eine Gänsefamilie paddelte vorbei. »Sind sie nicht herzallerliebst?«

Oswald ließ eine Braue in die Höhe wandern.

Sein Gegenüber ergänzte: »Und sie schmecken ausgezeichnet. Also, Sie möchten am Thron des Grafen sägen?«

»Einstweilen will ich nur einen Pakt vorschlagen.«

»Zwischen uns beiden. Das erscheint mir ungerecht verteilt. Meine Ressourcen sind deutlich weitreichender als Ihre.«

»Dafür bringe ich andere Dinge mit. Beispielsweise einen weiteren Partner.«

»Wen?«

»Immer mit der Ruhe. Er ist bereits hier auf dem Zirkusrummel. Wir werden ihn noch aufsuchen. Vorausgesetzt, wir einigen uns auf eine gemeinsame Strategie.«

Die Contessa lächelte sphinxhaft. »Ich mag Sie, Oswald, also höre ich auch zu. An was genau hatten Sie gedacht?«

 

 

Barrington Cove, Pinehearst College

Gegenwart

 

Stefan Illemaier gähnte herzhaft. Die vergangenen neun Stunden waren angefüllt gewesen mit drei Vorlesungen, einer Studentensprechstunde - die ihn erneut den letzten Nerv gekostet hatte - und schließlich der Sitzung eines Budget-Gremiums. Normalerweise wäre er nun in seinen altersschwachen, aber gepflegten Delorian gestiegen, um nach Hause zu fahren. Dort warteten Rotwein, Chips und ein Online-Game.

Natürlich gab es seit Monaten kein ›normal‹ mehr.

Er zog die Keycard über das Lesegerät. Die Diode sprang auf Grün, der Zugang wurde freigegeben.

Stefan betrat den Raum. Der Geruch nach Lötzinn und ionisiertem Sauerstoff lag in der Luft. Der vordere Bereich des Labors war Studenten vorbehalten, die hier an den Computern Projekte durchführten. Im Zentrum standen Automatisierungsaufgaben, die Hardware und Software kombinierten. Im rückwärtigen Areal gab es eine Tür, die in einen geschlossenen Forschungsbereich führte. Zwischen Gehäusen, Chassis-Zuschnitten und offen daliegenden Mikrochips thronte das Herzstück seiner Arbeit.

Die Maschine ragte auf einem hüfthohen Podest empor. Äußerlich wirkte sie unspektakulär, ein Quader aus Metall. Im Inneren befand sich ein Aufbau aus Schwingquarzen, photonischen Kristallen und modernen Mikrochips.

Stefan lächelte.

Sein Hilfswissenschaftler hatte tatsächlich den Versuchsaufbau fertig gemacht. Die Glasplatte war zweifingerbreit. Kabel liefen vom unteren Ende der Maschine hinüber zur Platte. War das wirklich der Moment? Er schlüpfte in Sicherheitskleidung, streifte Handschuhe über und aktivierte die Aufzeichnungsfunktion des Protokollcomputers.

Mit wenigen Eingaben startete er SOPRAN, wie er die Maschine nannte. Natürlich hatte sie nichts mit Gesang zu tun. Doch es kam dem recht nahe.

Die Schallwellen drangen über die Kabel in die Platte ein. Es handelte sich um Sicherheitsglas. Und nicht nur das: Falls das Vorhaben gelang, konnte SOPRAN auf jedes beliebige Material angewendet werden.

»Komm schon.«

Seine Stimme klang heiser. Gebannt starrte er auf die Platte. Risse entstanden, verästelten sich, wurden zahlreicher. Die Platte zerbrach.

Stefan schaltete SOPRAN ab. »Ich habe es geschafft!«

»Das haben Sie«, sagte jemand.

Er zuckte zusammen.

Es waren drei. Zwei Männer und eine Frau, so weit er es beurteilen konnte. Aufgrund der dicken Jacken, der Kapuzen und Handschuhe war das nur anhand der Figur einschätzbar.

»Wir übernehmen ab hier, Professor Illemaier«, erklärte einer der Männer.

Der erste Schlag traf ihn frontal ins Gesicht.

Der zweite brach ihm eine Rippe.

Beim dritten versank er in Bewusstlosigkeit.

 

 

Im Wohnbereich der Studenten, Pinehearst College

Ein Samstagmorgen

 

Randy öffnete die Augen.

Die Sonne fiel durch die Fenster herein. Staub tanzte im Licht. Aus der Ferne drangen Stimmen an sein Ohr; Studenten, die schon früh auf den Beinen waren. Er linste hinüber zur Uhr. Es war gerade mal acht Uhr am Morgen.

»Warum bin ich wach?«, fragte er das leere Bett neben sich. »Vince?!«

Es gab einen kleinen Zugang zu einer angeschlossenen Küche. Nur wenige Studenten konnten sich eines der Single-Appartements leisten, die im Neubau des Flügels untergebracht waren. Glücklicherweise gehörte sein Freund dazu. Andernfalls hätte er ein Zwei- oder Dreizimmerappartement nehmen müssen. Da wären Übernachtungen nicht so einfach möglich gewesen.

»Du bist wach, weil du den Kaffee riechst, den dein toller Freund dir gerade frisch aufbrüht. Oh, die Bagels helfen vermutlich auch.«

Randy stieg aus dem Bett, rieb sich die müden Augen und tapste in die Küche. Er gab Vince einen Gutenmorgenkuss, bevor er sich seinem Laptop zuwandte.

»Typisch. Mason hätte sich zuerst auf das Essen gestürzt, du krallst dir deinen Laptop.«

Er grinste. »Essen wird überbewertet. Aber erwähne ihm gegenüber nicht, dass ich das gesagt habe.«

Vince lachte. »Weißt du, was auch immer du da tust ...« Randy spürte förmlich, wie Vince seine Stirn hinter ihm runzelte. »Was tust du da eigentlich?«

»Ich habe über Nacht einen Algorithmus über die Bilder laufen lassen.«

»Das ist die Gründungsurkunde.«

»Chris hat es geschafft, ein paar hochauflösende Aufnahmen zu besorgen. Das archäologische Institut hat die Aufnahmen, die sein ehemaliger Boss gemacht hat, quasi digital restauriert, Schmutzpartikel entfernt, Licht verbessert, Details herausgearbeitet.«

Vince verkrampfte. Die Erinnerungen an den Tag der Gründungsfeier lagen ihm noch immer schwer im Magen. Wenigstens die Albträume waren zurückgegangen. Trotzdem fuhr ihm ein Schauer durch den Körper, sobald er vor dem Einschlafen daran zurückdachte.

»Und was genau machst du da?«

»Ich suche nach Auffälligkeiten«, erklärte Randy. »Marietta hat damals den Sitzungssaal der Dynastien mit der Urkunde gefunden.« Er zoomte etwas heran. Der Algorithmus hatte verschiedene Bereiche im Dokument markiert. »Was ist das denn?«

»Hm. Sieht aus, als habe jemand mit einer Nadel winzige Löcher in das Papier gestochen. Rundum laufend. Das ergibt ein Muster.«

»Auf jeden Fall ist es keine zufällige Beschädigung«, bestätigte Randy. »Aber was bedeutet es?«

Sie wussten längst, dass diese Gründungsurkunde eine Fälschung war. Die echte Urkunde war von den wahren Gründern Barrington Coves unterschrieben worden, fünf Gründungsfamilien waren daraus hervorgegangen. Die Dynastien. Angeblich gab es auf der Kopie einen Hinweis auf den Ratssaal. »Mustererkennung also positiv, aber eine Interpretation gibt es nicht. Verdammt!«

Vince wuschelte ihm durch die Haare. »Sei gefälligst mal zufrieden. Ist doch ein Schritt in die richtige Richtung. Und jetzt beweg deinen Knackarsch zum Frühstückstisch.«

Randy ließ das Programm weiterlaufen, während er grinsend zu den Bagels und dem Kaffee trottete.

Ein energisches Klopfen an der Tür erklang.

»Wenn das Mason ist, muss er warten, bis ich gegessen habe«, verlangte Randy. »Der ist immer so schnell, dass er alles wegfuttert.«

Vince öffnete. »Rik?«

Ein rotwangiger Typ mit kurzen schwarzen Haaren kam hereingestürmt. »Hey, ihr beiden. Habt ihr schon gehört, was passiert ist? Nee, so wie ihr ausschaut, nicht. Illemaier wurde zusammengeschlagen. Er schwebt in Lebensgefahr. Sein Labor wurde verwüstet, der Sheriff untersucht gerade alles.«

Ohne ein Wort stürmte Vince aus dem Appartement.

 

*

 

Mason rollte auf den Rücken. Er liebte den Samstagmorgen. Lange ausschlafen, Frühstücksbrötchen und ... Seine Hand berührte Fell. Verblüfft öffnete er die Augen. Das Erste, was er wahrnahm, war der leere Korb, in dem es normalerweise hätte liegen sollen. Vermutlich lag es an der typischen Trägheit eines Samstagmorgens, dass sein Gehirn den Zusammenhang zwischen dem Fell unter seiner linken Hand und dem leeren Korb nur zögerlich herstellte.

Er drehte den Kopf.

Socke lag auf dem Rücken, alle Viere nach oben gestreckt, wobei die Tatzen herunterhingen.

»Also, das ist ja nicht zu fassen.« Er stupste den Basset-Welpen in die Seite. »Hey! Du darfst nicht auf mein Bett. Geh gefälligst wieder ins Körbchen!«

Der Hund reagierte nicht.

»Wie kannst du nur so unglaublich faul und verschlafen sein?« Mason schüttelte den Kopf und gähnte.

Er rollte sich seitlich aus dem Bett. Auf Zehenspitzen schlich er zur Tür. Wenigstens hatte er damit seine Ruhe. Wenn es schlafen wollte, konnte er ungestört essen. Verfressen war es nämlich auch. Und frech. Er linste noch einmal zurück.

»Waaahhh.«

Socke saß schwanzwedelnd direkt hinter ihm. Nun sprang er an ihm in die Höhe, ließ seine feuchte Hundeschnauze emporwandern und knuffte ihn damit an. Dabei wedelte sein Schwanz so stark, dass der ganze Hund wackelte.

»Womit habe ich das verdient? Nein. Aus. Platz. Kannst du nicht ein Mal hören?«

Er öffnete die Tür.

Socke verwandelte sich in einen weiß-braun-gescheckten Schatten und schoss die Treppe hinab. Unten angekommen, stellte er sich vor die Tür und schaute erwartungsvoll zu Mason in die Höhe. Wenigstens hatte der Züchter es geschafft, ihn stubenrein zu bekommen; wie auch immer es möglich war, dem Fellknäuel überhaupt etwas einzutrichtern.

Mason zog sich also schnell eine Jeans und einen Pulli über, schlüpfte in seine Turnschuhe und verfluchte seine Eltern. Von wegen, er bräuchte unbedingt einen Gefährten, um nicht so einsam zu sein; von wegen, er müsse Verantwortung übernehmen. Und nein, er durfte am Morgen auch nicht einfach die Terrassentür öffnen, sondern musste mit dem Hund hinausgehen, damit der nicht alleine war. Das verdankte er alles diesem dämlichen Psychologen, den er nur wegen dem angeblichen Selbstmordversuch hatte aufsuchen müssen.

Mit Socke trottete er hinaus in die kalte Winterluft. Den Hund kümmerte das nicht. Er schoss über den Rasen des Gartens, beschnüffelte alles und hüpfte umher. »Ich will duschen. Und essen. Beeile dich bitte, okay?«

Er musste dringend wieder zu Olivia und Randy. Die beschäftigten Socke immerhin. Das Abenteuer in Maple Peaks lag gute zwei Wochen zurück. Als Mason zum ersten Mal mit dem Basset bei den Freunden aufgetaucht war, hatte er nur die Augen verdrehen können. »Süß«, »goldig« und »ich will auch einen« war noch das Harmloseste gewesen, was er zu hören bekommen hatte. Leider durfte er Olivia Socke nicht schenken. Seine Eltern waren da sehr deutlich gewesen.

Vermutlich würde Danielle nicht anders reagieren. Wenn sie sie endlich wiedersahen. Nachdem sie eine Woche lang mit hohem Fieber zu Hause gelegen hatte, hatte sie über die sichere Chat-App Kontakt aufgenommen. Die Grippe war sehr übel gewesen, sie musste noch eine weitere Woche zu Hause bleiben. Nein, ihr Dad verbot jeden Besuch. Aber ab Montag war es soweit, da würde sie wieder in den Leuchtturm kommen. Und bis dahin wollte sie über die Chat-App auf dem Laufenden gehalten werden.

»Sie wird dich auch mögen, das weiß ich«, sagte er grimmig an das Fellknäuel gewandt. »Alle mögen dich. Obwohl du nur frisst, Unsinn anstellst und schläfst.«

Randy hatte tatsächlich die Frechheit besessen zu behaupten, dass Socke mit seinen Charaktereigenschaften wunderbar zu Mason passte. Daraufhin hatte er seinem besten Freund erst einmal einen weiteren Wuschelkopf-Schleudergang verabreicht.