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Der Gründungstag wird zum Debakel. Die von Kaminski deponierte Bombe kann nicht rechtzeitig entschärft werden und detoniert. Innerhalb der Schule kämpfen die Überlebenden mit den Auswirkungen der Explosion. Außerhalb hängt das Leben von Chris Archer am seidenen Faden. Olivia versucht alles, ihren Freunden im Schulhaus beizustehen. Gleichzeitig kann sie nur auf die Nachricht warten, die darüber entscheidet, ob Chris und Sie eine Zukunft haben werden - oder der Traum vom gemeinsamen Glück endet. Dies ist der siebte Roman aus der Serie "Ein MORDs-Team." Die Serie "Ein M.O.R.D.s-Team" startet ab August 2014 in der Greenlight Press und erscheint monatlich als E-Book. Alle zwei Monate werden zwei Geschichten gesammelt als Taschenbuch veröffentlicht. Andreas Suchanek (Heliosphere 2265, Professor Zamorra, Maddrax - Die dunkle Zukunft der Erde) ist der kreative Kopf hinter den Abenteuern der vier Jugendlichen aus Barrington Cove.
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Seitenzahl: 138
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Table of Contents
»In den Trümmern«
Was bisher geschah
Prolog
~ Der Gründungstag ~
In den Trümmern
Barrington Cove, ein später Donnerstagabend,
Zwischenspiel
Barrington Cove, ein Donnerstagabend,
Barrington Cove, eine Donnerstagnacht,
Barrington Cove Highschool,
Ein Freitagmorgen (kurz nach Mitternacht)
Ein Freitagmorgen (in den frühen Morgenstunden)
Am Schauplatz der Explosion,
Dreißig Minuten später
In den Katakomben,
Einige Minuten zuvor
Ein Freitagmorgen (in den frühen Morgenstunden)
Barrington Cove Hospital,
Sonderberichterstattung von Channel 5
Epilog I – Seit Barrington Cove existiert …
Epilog II – Die Rückkehr
Vorschau
Nachwort
Das Erbe der Macht (Urban Fantasy)
Die Chroniken der Seelenwächter (Urban Fantasy)
Heliosphere 2265 (Science Fiction)
Das Mords-Team
Impressum
Ein MORDs-Team
Band 7
von Andreas Suchanek
1984: Die fünf Jugendlichen Harrison, Marietta, Jamie, Shannon und Billy brechen in ihre Highschool ein, um die Prüfungsfragen eines landesweiten Tests zu stehlen, der am nächsten Tag stattfinden soll. Der Einbruch gerät zur Katastrophe. Harrison, der in der Aula Wache hält, beobachtet einen Unbekannten, der mit einem Super-8-Film das Gebäude verlässt. Gleichzeitig werden Shannon und Jamie, die sich von der Gruppe trennen, in einem Putzraum eingeschlossen. Während Jamie dort einen klaustrophobischer Anfall erleidet, kann Shannon durch das Lüftungsrohr fliehen und die Tür wieder öffnen.
Als Billy das Vorzimmer des Direktorats verlässt, weil er etwas zu hören glaubt, bleibt Marietta alleine zurück. Da schlägt ein Unbekannter zu: Er setzt Billy außer Gefecht und tötet Marietta King. Ein Mord, der in die Geschichte des kleinen Städtchens Barrington Cove eingeht und nie aufgeklärt werden kann.
Gegenwart: Mason, Olivia, Randy und Danielle finden im Verlauf eines gefährlichen Abenteuers unter dem Haus des verstorbenen Schriftstellers Billy Tarnowski einen geheimen Raum. In ihm sammelte er Unterlagen zum Fall der 1984 ermordeten Schülerin Marietta King, in den auch der Vater von Mason (Jamie) und die Mutter von Danielle (Shannon) verwickelt waren. Gemeinsam wollen die Freunde den Mordfall aufklären.
Die ersten Spuren offenbaren, dass Marietta vor ihrem Tod ein Kind zur Welt brachte und zur Adoption freigab. Obgleich dessen Identität unbekannt bleibt, erfahren die Vier, dass das Kind in Barrington Cove großgezogen wurde.
Bevor sie weiter ermitteln können, werden Shannon und Danielle von Oswald Kaminski, einem Feind des Grafen – der die Unterwelt der Stadt kontrolliert –, entführt. Es stellt sich heraus, dass Shannon die Identität des unbekannten Gangsterbosses seit den späten 1980er Jahren kennt und seither geheim hält. Sie heiratete den despotischen Richard Holt nur, weil die Familie zu einer von vier Dynastien gehört, die aus irgendeinem Grund für den Grafen tabu sind. Damit ist sie die einzige bekannte Person, die die Identität von Barrington Coves Moriarty kennt.
Ein weiteres Abenteuer führt die Freunde erneut auf die Spur von Mariettas Kind. Sie erfahren den Namen des Mädchens: Alice. Handelt es sich dabei um die Adoptivtochter des Bürgermeisters? Eine Vermutung, die sich am Gründungstag zu bestätigen scheint.
Die eiskalte Lady Priscilla van Straten heuert Geiselnehmer an, die das Schulhaus – wo die Feier stattfindet – unter ihre Kontrolle bringen. Sie sollen auch Alice töten und damit die letzte Spur zur Wahrheit um den Mord an Marietta King beseitigen. Außerdem scheint die gefälschte Gründungsurkunde eine wichtige Rolle zu spielen. Zwar können die Verbrecher aufgehalten werden, aber selbst Lady van Straten ist geschockt, als sich herausstellt, dass Kaminski ihre Leute gekauft hat. So konnte er auch eine Bombe im Schulhaus deponieren.
Die Türen verriegeln sich, der Countdown zählt herab.
120 Sekunden bleiben Mason, Randy, Vince und Danielle, dem Bürgermeister, Alice und Jamie, Lucian McAllister, dem Direktor und Lady van Straten, um innerhalb des Gebäudes so weit weg vom Sprengsatz zu gelangen wie nur möglich.
Deputy Sachsen versucht noch, die Bombe zu entschärfen – erfolglos. Der Countdown erreicht die Null.
Eine Explosion erschüttert Barrington Cove.
Olivia taumelte aus dem Schulhaus und blinzelte in das Licht der am Horizont untergehenden Sonne. Um sie herum standen Einsatzfahrzeuge, Deputys und Rettungskräfte rannten hin und her. Die Presse wartete hinter einem Absperrband.
Nur wenige Schritte entfernt wurde Hester Stone auf einer Trage zum nächsten Krankenwagen geschoben. Ein Rettungshelfer injizierte ihr etwas, ein weiterer Wagen fuhr gerade ab. In ihm lag Masons Mum, Martha Collister, von einem der Betäubungspfeile außer Gefecht gesetzt, die schließlich auch die Geiselnehmer erledigt hatten.
Olivia blieb stehen.
Überall herrschte Chaos. Deputys drängten vereinzelt Presseleute hinter das Absperrband zurück. Blitzlichter erhellten die heraufziehende Dämmerung, Kameras waren auf den Eingang der Schule gerichtet. Sheriff Bruker gab ein erstes kurzes Statement ab.
Die Feuerwehr stand am Rand des Areals, war zur Sicherheit ebenfalls gerufen worden. Schließlich wurden entzündliche Chemikalien im Chemielabor aufbewahrt.
»… Defibrillator.«
Die Stimme holte Olivia zurück in die Wirklichkeit. Ihr Blick erfasste Chris. Ihren über alles geliebten Chris, mit dem sie noch Stunden zuvor eine gemeinsame Zukunft geplant hatte. Er lag auf der Trage, eine unbehandelte Schusswunde in der Brust. Warum brachten die Rettungskräfte ihn nicht weg?
Sein Shirt war aufgeschnitten worden, hing in Fetzen herab. Die blaue Jeans war von dunklen Blutflecken bedeckt, ebenso die Brust. Sie sah das Einschussloch. Es war so winzig, kaum zu glauben, dass etwas so Kleines wie eine Pistolenkugel einen Körper so sehr verletzen konnte.
Ein Rettungshelfer spritzte etwas, der nächste setzte die Pads an.
Herzstillstand.
»Nein«, keuchte Olivia.
Jede Kraft wich aus ihrem Körper. Entsetzt machte sie einen Schritt zurück, prallte gegen die Eingangstür der Schule. Sie durfte ihn nicht verlieren!
Den Blick gebannt auf die Rettungskräfte gerichtet, die sichtlich ihr Bestes gaben, begriff sie erst mit deutlicher Zeitverzögerung, dass eben eine nur allzu bekannte Stimme an ihr Ohr gedrungen war. Ein wenig hatte sie wie die von Oswald Kaminski geklungen. Mit gerunzelter Stirn wandte Olivia sich um. Mehr im Reflex als bewusst griff sie nach den Streben der Eingangstür. Doch sie konnte sie nicht öffnen, der automatische Schließmechanismus hatte sie verriegelt.
Sie lugte ins Innere, konnte aber niemanden sehen.
Rannte da nicht jemand davon?
Im nächsten Augenblick entstand ein gigantischer Feuerball, der sich schnell ausbreitete. Stein wurde weggesprengt, Fenster klirrten, eine Druckwelle raste heran.
Olivia blieb keine Zeit mehr, in Deckung zu gehen. Wie von der Faust eines Titanen getroffen wurde sie fortgeschleudert. Da war Rauch, Feuer, Schmerz.
Ihr Bewusstsein erlosch.
Die Explosion
Barrington Cove, ein Donnerstagabend,
Im Gebäude der Highschool
Wenige Minuten zuvor war noch alles perfekt gewesen. Lucian mochte Barrington Cove kein Stück, doch dass er mit seinem Lakaien Chris Archer den Auftrag in der Galerie ReachAble angenommen hatte, erwies sich im Nachhinein als Glücksfall. So konnte er erste Kontakte zum Grafen knüpfen.
Tatsächlich hatte Rebecca Reach die Galerie aufgrund einer unangenehmen Sache, die vor einigen Monaten ans Licht gekommen war, aufgeben müssen und Lucian hatte sie weitergeführt.
Um für den Grafen dort Geld zu waschen.
Das war sogar nur die Spitze des Eisbergs gewesen, immer mehr Operationen wurden über die Galerie abgewickelt – Bestechung, Drogenhandel, Gemäldefälschungen. So hatte sich Lucians Vermögen auf einen Schlag verdreifacht. Die wenigen Tage im Jahr, die er dafür hier sein musste, waren allerdings trotzdem eine Pein. Und jetzt auch noch das.
Hinter ihm zählte der Countdown herab.
Er war noch einmal zurückgelaufen, um die Kamera zu holen. Immerhin hatte er damit nicht nur den irren angeblichen Professor Pembroke aufgenommen, nein, darauf waren auch die Aufnahmen der Gründungsurkunde zu sehen. Zu Beginn des Festes hatte ihm der Bürgermeister die Möglichkeit gegeben, das historische Schriftstück aus der Nähe abzufotografieren.
Nach dieser kleinen Explosion dürften die Bilder eine Menge Wert sein. Es sind die letzten Aufnahmen der Gründungsurkunde.
Mithilfe eines Stuhls zerschmetterte er das Fenster und sprang hinaus. Warum nur war keiner der anderen Idioten auf die Idee genommen?
Er sah auf.
Das Fenster hatte ihn in den Innenhof geführt. Ringsum ragten die Mauern der Highschool in die Höhe. Es gab keinen zweiten Ausgang.
Shit.
Die Explosion ließ ihn in die Knie gehen. Rings um ihn herum zerbarsten Scheiben, regnete es Glas, wehten Feuerlohen heran. Steine prasselten herab, Metallfragmente flogen durch die Luft.
Ein Teil jenes Fensters, das ihm soeben die Flucht ermöglicht hatte, durchbohrte ihn auf Herzhöhe.
Innerhalb der ersten 120 Sekunden nach der Explosion fiel Lucian McAllister tot zu Boden. Die unversehrte Kamera schützte er mit seinem Körper.
*
Direktor Samuel Samsbury handelte instinktiv. Wenn die Gasleitungen explodierten, die direkt unter diesem Gang entlangliefen, waren er und Lady van Straten geliefert. Er verehrte die Dame seit Langem. Keine Sekunde glaubte er die hanebüchenen Vorwürfe, die gegen sie erhoben wurden. Angeblich habe sie die Geiselnehmer beauftragt, Alice Tyler zu töten und die Gründungsurkunde zu vernichten.
Lächerlich.
Er zerrte sie in einen Nebenraum. Dieser gehörte zum neuen Anbau, war also noch nicht gänzlich fertiggestellt. Eine der Wände wurde von einer durchsichtigen Folie bedeckt.
»Ein Fluchtweg«, sagte er nur.
Lady van Straten warf ihm einen anerkennenden Blick zu.
Samuel wurde rot.
In diesem Augenblick erschallte die Explosion. Sekunden später erbebte der Boden, Steine flogen durch die Luft, die Wände gaben nach. Da waren nur noch Lärm und Feuer und Schmerz.
Reaktionsschnell warf Samuel sich auf die Lady, schützte sie mit seinem eigenen Körper.
Innerhalb der ersten 120 Sekunden nach der Explosion wurden Direktor Samuel Samsbury und Lady Priscilla van Straten von einem Berg aus Steinen begraben.
*
»Jetzt kommt endlich!«
Mit vor Panik geweiteten Augen starrte Danielle auf Bürgermeister Tyler und dessen Adoptivtochter Alice. Mason konnte nur nicken. Im nächsten Augenblick rannten sie auch schon aus der Tür.
Traurig dachte er an die Geiselnehmer im Nebenraum des Chemielabors. Niemand würde ihnen helfen. Dazu blieb einfach nicht genug Zeit. Obwohl sie gekommen waren, um Alice zu töten und keine Probleme gehabt hatten, auch ihn und seine Freunde anzugreifen, überkam Mason Mitleid. Niemand hatte es verdient, zu sterben.
»Kaminski«, stieß der Bürgermeister den Namen des Mannes, der die Bombe deponiert hatte, durch die zusammengebissenen Zähne aus. »Warum wundert es mich nicht, dass er noch immer seine Ränke schmiedet?«
Scheinbar bemerkte Tyler kaum, dass er laut vor sich hinsprach. Mason wechselte einen schnellen Blick mit Danielle. Waren wir eigentlich die Einzigen, die von all den Intrigen und Machtkämpfen keine Ahnung hatten?
Und dabei waren sein Dad und Danielles Mum zwei Personen, die in die damaligen Ereignisse direkt involviert gewesen waren.
In diesem Moment erfolgte die Explosion.
Sie befanden sich noch immer auf der Höhe des Chemielabors, dessen Wände dem Druck nicht standhielten. Vermutlich rettete es ihnen das Leben, dass der Boden nachgab.
Mit rudernden Armen fiel Mason ins Leere.
Der Bürgermeister zog Alice schützend in seine Arme. Direkt neben Mason stürzte er in die Tiefe, zwischen Rauch und Feuer, Steinen, Plastik und allem anderen, aus dem die Schule bestand.
Danielle folgte kurz darauf.
Entsetzt sah Mason mit an, wie eine Wolke aus Feuer und Chemikalien die Freundin direkt ins Gesicht traf. Sie fiel nach unten weg, doch als wäre sein Verstand geschärft, nahm er jedes Detail wahr und begriff, dass sie ihre Augen nicht mehr rechtzeitig hatte schließen können. Irgendwann kam der Aufprall …
… und löschte sein Bewusstsein aus.
In den ersten 120 Sekunden nach der Explosion wurden Mason Collister, Danielle Holt, Bürgermeister Tyler und seine Tochter Alice in der Tiefe unter der Schule verschüttet.
*
Jamie blieb stehen und schaute ein letztes Mal zurück. Da kauerte Sachsen. Sein alter Freund, dem er zum ersten Mal auf dem Polizeirevier mit sechzehn Jahren begegnet war. Seitdem hielten sie Kontakt. Selbst jetzt versuchte dieser selbstlose dumme Kerl noch, die Bombe zu entschärfen.
Jamie schluckte.
Mit entsetzlicher Klarheit begriff er, dass er den Freund nie wieder sehen würde. Die Gewissheit war einfach da. Der Gedanke an Mason und Martha ließ ihn jedoch herumfahren. Er stand vor der Treppe.
Nach oben oder unten?
Ihm blieb nicht genug Zeit, über ein Fenster oder das Dach zu fliehen. Er entschied sich aus dem Bauch heraus, wie er es immer getan hatte. Wenige Schritte brachten ihn zum Abgang in den Keller.
Als er die Mitte der Treppe erreicht hatte, explodierte die Bombe.
Die Druckwelle erreichte ihn quasi sofort, fegte ihn von den Beinen und hinab in die Dunkelheit. Hinter ihm prasselten Steine herab, doch mit einem letzten Aufblitzen von Klarheit fragte sich Jamie, warum die Decke über ihm nicht nachgab. Da waren ein rotes Licht und digitale Anzeigen.
Es war sein letzter klarer Gedanke.
Innerhalb der ersten 120 Sekunden nach der Explosion wurde Jamie Collister im Raum mit der zentralen Gasversorgungsanlage eingesperrt.
*
Randy starrte auf Vince, in dessen Gesicht sich Begreifen abzeichnete. In diesem einen Moment wollte er ihm einfach alles sagen, was auf seiner Seele brannte. Doch es blieb keine Zeit. Sie befanden sich direkt neben der Aula.
Deputy Sachsen hatte den Freund hierher geschickt, weil die Geiselnehmer auf dem Tisch die gesammelten Smartphones und Digitalkameras der Besucher des Gründungstagfestes deponiert hatten.
Instinktiv griff Randy zu und nahm sein eigenes Smarty entgegen, das Vince in Händen hielt.
Gemeinsam rannten sie aus dem Raum. Wie er wusste, blieben nur Sekunden. Im Geist sah er die Blaupausen des Gebäudes, die er natürlich schon vor Monaten aus der miserabel gesicherten Schuldatenbank geladen hatte.
»Dort entlang«, sagte er. »Wenn das Ding hochgeht, wird der gesamte Boden nachgeben. Wir müssen in einen Bereich, der nicht unterkellert ist. Am besten zum Anbau. Dort gibt es unfertige Wände. Die werden einbrechen und der Druck kann seitlich entweichen.«
»Okay.«
Sie rannten um ihr Leben.
In absolut letzter Sekunde übertraten sie die Schwelle zum Anbau. Hier gab es keinen Kellerbereich. Die Wände waren im Gang allerdings mehr als solide.
Die Bombe explodierte. Die Druckwelle ließ Glas splittern, Wände einstürzen und …
… den Boden.
Randy musste erkennen, dass er sich geirrt hatte. Etwas war da unten.
In den ersten 120 Sekunden nach der Explosion stürzten Vince und Randy zwischen den Trümmern hinab in den Abgrund.
Einen Abgrund, den es nicht hätte geben dürfen.
~ Der Gründungstag ~
Barrington Cove, ein Donnerstagabend,
In den Trümmern der Highschool
»Ahhh.«
Erst nach einigen Sekunden begriff Mason, dass es seine eigene Stimme gewesen war, die in der Dunkelheit widerhallte. Genau genommen: in der pechschwarzen Finsternis. Aufstöhnend versuchte er, sich zu bewegen.
Auf ihm lagen Steine, unter ihm lagen Steine, überall spürte er die spitzen Enden oder unebenen Flächen von Steinbrocken oder Zementflächen. Der durchdringende Geruch von Zementstaub lag in der Luft, wie er ihn aus dem ehemaligen Waisenhaus in Sunforest Cove bereits kannte.
Etwas Nasses rann seine Stirn hinab, lief über seine Wangen.
Blut.
Er tastete danach. Jede Bewegung tat ihm weh, aber er war heilfroh, dass er seine Glieder spürte – und zwar alle – und sie bewegen konnte.
»Hallo?« Mason erschrak vor seiner eigenen Stimme. Es war eher ein Krächzen. »Seid ihr da?«
»Hier«, erklang nach einigen Sekunden die Stimme von Bürgermeister Tyler. »Alice. Oh mein Gott, Alice!«
Steine polterten.
»Aua«, sagte die junge Frau. »Hör auf so zu schreien. Ist ja furchtbar.« Sie lärmte. »Meine Beine sind eingeklemmt, ich komme nicht raus.«
»Ich helfe dir«, kam es von Tyler.
Mason wartete, doch es meldete sich keine weitere Stimme. »Danielle?«, fragte er zittrig. Bitte lass ihr nichts passiert sein, bitte lass ihr nichts passiert sein, bitte …
Irgendwo neben ihm bewegte sich etwas. Steine kullerten. In dem Stöhnen, das folgte, erkannte er die Stimme von Danielle. Erleichtert rückte er etwas näher in die Richtung.
»Alles okay mit dir? Hey, Danielle?«
»Meine Augen …«
Er tastete nach ihr, räumte Steine zur Seite und half ihr in die Höhe. »Was ist mit denen?«
Das Bild von der Chemikalienfeuerwolke hatte sich in seinem Geist festgesetzt.
»Sie brennen«, sagte Danielle. »Das ist richtig übel. Glaub, die Flammen haben mich getroffen.«
»Aua, Dad, hör auf«, sagte Alice. »Die Steine drücken noch mehr auf meine Beine. Lass es gut sein.«
»Natürlich. Vielleicht sollten wir erst einmal für Licht sorgen.« Wieder rumorte etwas.
Mason begriff, dass Tyler Steine über ihnen forträumte. Schon kullerten neue nach.
Der Bürgermeister fluchte. »Ich glaube, wir lassen das besser.«
Dass Erwachsene immer das Offensichtliche erst begreifen, wenn schon was passiert ist. »Gute Idee«, sagte Mason und war stolz auf seine diplomatischen Fähigkeiten.
»Die werden uns bestimmt finden.« Danielles Stimme war brüchig.
Er griff nach ihrer Hand, drückte sie fest. Die Nähe tat ihnen beiden gut. »Klar werden sie das. Mein Dad und deine Mum würden die halbe Stadt umgraben, um uns hier rauszuholen.« Erst bei diesen Worten wurde Mason klar, dass sein Dad ebenfalls im Gebäude gewesen war.
»Ich verstehe das nicht«, kam es leise von Alice. »Warum wollten die mich umbringen? Nur wegen meiner Mum?«
»Schatz, das ist jetzt nicht der richtige …«
»Sie wissen es, Dad. Mason und Danielle wissen, dass Marietta meine Mum ist.«
Kurz schnappte Tyler nach Luft. »Aber … woher?«