Ein MORDs-Team - Band 9: Die Macht des Grafen (All-Age Krimi) - Andreas Suchanek - E-Book

Ein MORDs-Team - Band 9: Die Macht des Grafen (All-Age Krimi) E-Book

Andreas Suchanek

4,8

Beschreibung

Bei den vier Freunden scheint sich abrupt alles zum Besseren zu wenden. Mason erhält von einem Sportverein die Möglichkeit, in der Mannschaft mitzuspielen. Olivia einen Fotoauftrag. Randy wird angeboten, bei einem Start-up einzusteigen. Danielle soll mit einer berühmten Pferdezüchterin zusammenarbeiten. Es dauert eine Weile, doch dann merken die Vier, dass jemand versucht, sie voneinander zu isolieren und die Ermittlungen im King-Fall aufzugeben. Wer steckt dahinter? Gleichzeitig begreift der Mörder von Marietta King, dass sich die Schlinge um ihn enger zieht. Und handelt.

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Table of Contents

»Die Macht des Grafen«

Was bisher geschah

Prolog, 1984

Barrington Cove, Gegenwart

1. Mason

2. Randy

3. Olivia

4. Danielle

5. Der Graf

6. Mason

7. Randy

8. Olivia

9. Danielle

10. Der Graf

11. Mason

12. Randy

13. Danielle

14. Olivia

15. Der Graf

16. Mason

17. Olivia

18. Randy

19. Olivia

20. Mason

21. Danielle

22. Randy

23. Olivia

24. Sonja Walker

25. Der Graf

Epilog I – Wo warst du?

Epilog II – Ein Gefängnis aus Gold

Epilog III – 1984

Vorschau

Nachwort

Impressum

Ein MORDs-Team

Band 9

»Die Macht des Grafen«

von Andreas Suchanek

 

 

 

 

Was bisher geschah

 

1984: Die fünf Jugendlichen Harrison, Marietta, Jamie, Shannon und Billy brechen in ihre Highschool ein, um die Prüfungsfragen eines landesweiten Tests zu stehlen, der am nächsten Tag stattfinden soll. Der Einbruch gerät zur Katastrophe. Harrison, der in der Aula Wache hält, beobachtet einen Unbekannten, der mit einem Super-8-Film das Gebäude verlässt. Gleichzeitig werden Shannon und Jamie, die sich von der Gruppe trennen, in einem Putzraum eingeschlossen. Während Jamie dort einen klaustrophobischen Anfall erleidet, kann Shannon durch das Lüftungsrohr fliehen und die Tür wieder öffnen.

Als Billy das Vorzimmer des Direktorats verlässt, weil er etwas zu hören glaubt, bleibt Marietta alleine zurück. Da tritt ein Unbekannter aus dem Schatten. Er schlägt den Jungen bewusstlos und tötet Marietta King. Ein Mord, der in die Geschichte des kleinen Städtchens Barrington Cove eingeht und nie aufgeklärt werden kann.

Gegenwart: Mason, Olivia, Randy und Danielle finden im Verlauf eines gefährlichen Abenteuers unter dem Haus des verstorbenen Schriftstellers Billy Tarnowski einen geheimen Raum. In ihm sammelte er Unterlagen zum Fall der 1984 ermordeten Schülerin Marietta King, in den auch der Vater von Mason (Jamie) und die Mutter von Danielle (Shannon) verwickelt waren. Gemeinsam wollen die Freunde den Mordfall aufklären.

Die ersten Spuren offenbaren, dass Marietta vor ihrem Tod ein Kind zur Welt gebracht und zur Adoption freigegeben hat. Obgleich dessen Identität unbekannt bleibt, erfahren die vier, dass das Kind in Barrington Cove großgezogen wurde.

Bevor sie weiter ermitteln können, werden Shannon und Danielle von Oswald Kaminski, einem Feind des Grafen – der die Unterwelt der Stadt kontrolliert –, entführt. Es stellt sich heraus, dass Shannon die Identität des unbekannten Gangsterbosses seit den späten 1980er-Jahren kennt und seither geheim hält. Sie heiratete den despotischen Richard Holt nur, weil die Familie zu einer von vier Dynastien gehört, die aus irgendeinem Grund für den Grafen tabu sind. Damit ist sie die einzige bekannte Person, die die Identität von Barrington Coves Moriarty kennt.

Ein weiteres Abenteuer führt die Freunde erneut auf die Spur von Mariettas Kind. Sie erfahren den Namen des Mädchens: Alice. Handelt es sich dabei um die Tochter des Bürgermeisters? Eine Vermutung, die sich am Gründungstag zu bestätigen scheint.

Die eiskalte Lady Priscilla van Straten heuert Geiselnehmer an, die das Schulhaus, wo die Feier stattfindet, unter ihre Kontrolle bringen. Sie sollen auch Alice töten und damit die letzte Spur zur Wahrheit um den Mord an Marietta King beseitigen. Außerdem scheint die gefälschte Gründungsurkunde eine wichtige Rolle zu spielen. Zwar können die Verbrecher aufgehalten werden, aber selbst Lady van Straten ist geschockt, als sich herausstellt, dass Kaminski ihre Leute gekauft hat. So konnte er auch eine Bombe im Schulhaus deponieren.

Die Türen verriegeln sich, der Countdown zählt herab.

120 Sekunden bleiben Mason, Randy, Vince und Danielle, dem Bürgermeister, Alice und Jamie, Lucian, dem Direktor und Lady van Straten, um innerhalb des Gebäudes so weit weg vom Sprengsatz zu gelangen wie nur möglich.

Deputy Sachsen versucht noch, die Bombe zu entschärfen – erfolglos. Der Countdown erreicht die Null.

Die Explosion tötet Deputy Sachsen und Lucian innerhalb der ersten 120 Sekunden. Die Freunde und einige Angehörige geraten in lebensbedrohliche Situationen, können jedoch alle gerettet werden. Danielle wird von Chemikalien im Gesicht getroffen und erblindet, Jamie wird schwer verletzt und fällt ins Koma, die Folgen für Alice – die Tochter von Marietta King – sind ungewiss.

Olivia kann aufatmen, da Chris überlebt.

Um der Familie – und seinem alten Freund Jamie – Beistand zu leisten, kehrt Harrison nach Barrington Cove zurück. Damit sind die überlebenden 84er erstmals wieder vereint.

Wenige Tage später soll Lady Priscilla van Straten der Prozess gemacht werden. Leopold, der Abgesandte des Dynastierates, macht der hinterhältigen Frau jedoch klar: Sollte es zur Hauptverhandlung kommen, wird man sie beseitigen. Sie muss das Problem lösen, bevor es weiter in den Blickpunkt der Öffentlichkeit rückt. Kurzerhand lässt sie ihren Ehemann umbringen, um so für dessen Beerdigung eine Haftentlassung zu erwirken. Doch sie hat die Rechnung ohne Mason, Olivia, Randy, Danielle und Sonja Walker, eine Reporterin von Channel 5, gemacht. Gemeinsam finden die Fünf das alte Gefängnis der Dynastien und dort neben dem vermissten Gang-Mädchen Cat auch die echte Priscilla van Straten, die vor vielen Jahren durch ihre Schwester Merilyn ersetzt wurde. Auch Marek, der totgeglaubte Zirkusjunge – mittlerweile ein Mann –, ist in dem Verlies auf Angel Island gefangen.

Merilyn entkommt, wird jedoch von Leopold aufgegriffen und in das neue Gefängnis der Dynastien geworfen. Die echte Priscilla van Straten kehrt nach vielen Jahren nach Hause zurück und kann endlich ihr Leben fortführen.

Doch durch den Fall ist der Marietta-King-Mord wieder in aller Munde. So wird auch der Graf auf die vier Freunde aufmerksam. Er beschließt, zu handeln.

Prolog, 1984

 

»Guten Abend.«

Erschrocken fuhr der alte Mann in die Höhe. »Wer sind Sie? Wie kommen Sie hier herein?« In einer fließenden Bewegung, die man dem gebrechlichen Kerlchen niemals zugetraut hätte, streifte er sich seinen Morgenmantel über. Erst jetzt fiel der Blick seiner wässrigen Augen auf die Mündung der Pistole, die direkt auf sein Herz gerichtet war. »Wollen Sie Geld? Ich habe genug davon, nehmen Sie es!«

Beinahe hätte er über den Taktikwechsel des Alten gelacht. Das Zittern in der Stimme, die Angst in den Augen … Der Mann wusste, wie man schauspielerte.

Äußerlich bot er eine jämmerliche Erscheinung. Er war Ende sechzig, hatte kaum Haare auf dem Kopf, und seine dünnen Arme und Beine ließen darauf schließen, dass eine falsche Berührung sie wie morsches Holz zerbrechen lassen würde.

»Wenn es eines gibt, an dem ich kein Interesse habe, dann ist das Ihr Geld, alter Mann.« Seine Stimme drang gedämpft unter der Kapuze hervor. »Setzen Sie sich wieder auf das Bett.« Um seinen Worten ausreichend Nachdruck zu verleihen, hob er die Pistole etwas an.

Der Alte sackte auf die Matratze.

»Brav.« Er zog einen Stuhl heran, nahm Platz und überkreuzte die Beine. »Also, der Einfachheit halber nenne ich Sie bei Ihrem Arbeitspseudonym. Ist Ihnen das recht, Graf?«

Sein Gegenüber zuckte zusammen, als hätte er ihm ins Gesicht geschlagen. »Was reden Sie da nur? Einen solchen Titel besitze ich nicht. Ich bin Geschäftsmann, kein englischer Adeliger.«

»Ersparen Sie mir die unangenehme Aufgabe, Ihre Kniescheiben wegzuschießen. Das macht so viel Sauerei. Ich weiß alles über die Dynastien, ebenso über die Machtbalance zwischen Bürgermeister und Graf. Soweit mir bekannt ist, füllen Sie Ihre Rolle bereits seit den 1960er-Jahren aus. Eines jedoch verstehe ich nicht, und das werden Sie mir jetzt sagen.«

Wie ein trotziges Kleinkind presste der Alte seine Lippen zusammen. »Woher wissen Sie von alldem?«

»Das tut doch wirklich nichts zur Sache.« Nun musste er lachen. »Also, die Identität des Grafen bleibt selbst den Mitgliedern der Dynastien verborgen, damit sie keinen Einfluss auf ihn ausüben können. Beim Bürgermeister ist das natürlich etwas anderes, aber der merkt ja nicht einmal, dass er den Wahlkampf durch den Einfluss der Familien gewinnt. Es gibt neben der Chronik der Dynastien auch eine Chronik der Grafen, verwaltet vom Archivar. Nur er oder sie hat Zugriff, nur er oder sie kennt die Identität des Grafen, korrekt?«

»Ist Ihnen eigentlich klar, wer ich bin?!« Der Alte erhob sich, ballte die Fäuste. »Ein Wort von mir, und Sie sind tot. Ihre Familie ist tot. Ihre Freunde sind tot. Ich bin die Unterwelt von Barrington Cove!«

»Dann«, sagte er trocken, »hat die Unterwelt von Barrington Cove jetzt ein Loch im Bein.« Er drückte ab.

Der Schalldämpfer machte aus dem sonst lauten Schuss ein leises Pffft. Aufkreischend fiel der Alte wieder auf die Matratze. Blut schoss aus der Wunde.

»Können wir die Spielchen nun lassen?«

Der Alte nahm sich das Bettlaken und presste es auf die Wunde. »Ich werde verbluten.«

»Ein Grund mehr, dass wir unser Gespräch schnell beenden.«

»Ja! Sie haben recht. Sind Sie jetzt zufrieden? Nur der Archivar weiß, dass ich der aktuelle Graf bin.«

»Nicht einmal der Abgesandte des Dynastierates kennt Ihre Identität?«

»Nein.« Der Alte presste das Laken stärker gegen die Wunde. Es war bereits blutdurchtränkt.

»Also wird niemand merken, wenn ich mich selbst zum neuen Grafen kröne.«

»Was?« Erst jetzt schien der Alte zu begreifen. Mit schreckgeweiteten Augen sah er in die Mündung der Pistole. »Sie Wahnsinniger. Das dürfen Sie nicht tun. Die Ordnung ist fragil, wenn Sie einen Fehler machen, kommt es zum Krieg in der Unterwelt. Das bedeutet Chaos.«

Er zuckte mit den Achseln. »So bleibt es wenigstens spannend.«

»Sie wissen ja nicht, was Sie da tun.«

»Oh, aber ich weiß es ganz genau.« Mit einem Ruck zog er seine Stoffmaske weg.

»Aber … Sie!« Der Alte wurde tatsächlich kreidebleich. Für einen Augenblick vergaß er sogar, das Laken auf die Wunde zu pressen. Der Blutfleck wurde rasch größer.

»Ja, ich. Sehen Sie, die erfolgreichsten Männer der Geschichte haben sich selbst gekrönt. Cäsar, Napoleon … Warum also sollte ich das nicht tun? Es hat mich wirklich eine Menge Mühe gekostet, Ihre Identität aufzudecken.«

»Aber … warum?«

Eine Frage, die er auf sich wirken ließ, die in seinem Inneren widerhallte. »Bedanken Sie sich bei Marietta King. Möge sie in Frieden ruhen. Kaum zu glauben, dass ein einzelnes Mädchen so viel Chaos anrichtet. Andererseits sehe ich darin die perfekte Chance. Genau genommen muss ich ihr wohl dankbar sein.«

Der Alte wollte noch etwas sagen, doch die Worte sollten seine Lippen nie verlassen. Es machte erneut Pffft. Mitten auf der Stirn des Grafen erschien ein münzgroßes Einschussloch. Praktischerweise saß er bereits auf der Matratze, weshalb sein Oberkörper einfach nach hinten kippte, als sei er eine Marionette, der man soeben die Fäden durchtrennt hatte. Eine durchaus zutreffende Metapher, war der Graf doch ebenso wie der Bürgermeister eine Marionette der Dynastien.

Aber das werde ich ändern.

Wie auf ein geheimes Kommando betraten seine Männer den Raum und machten sich daran, die Leiche zu beseitigen. Die Information über das Ableben des Alten durfte nicht nach außen dringen. Glücklicherweise hatte er sowieso stets zurückgezogen gelebt.

Mit einem Lächeln ging er an der Leiche vorbei und trat an das hohe alte Holzregal. Er zog an einem bestimmten Buch, worauf das gesamte Regal im Boden versank. Dahinter wartete ein voll ausgestattetes Büro, das wirkte, als habe es jemand aus dem vorherigen Jahrhundert hierhergeholt.

Die Wände links und rechts waren auf der gesamten Front von Bücherregalen bedeckt, in denen alte Folianten und Erstausgaben diverser historisch bedeutsamer Schinken standen. Neben dem wuchtigen Schreibtisch aus edlem Teakholz stand ein Globus, dessen Oberfläche vergilbt war und – gänzlich veraltete – Ländergrenzen zierten. Neben dem Eingang ankerte ein alter Ledersessel, vor dem ein kleines Tischchen emporwuchs. Auf diesem stand ein Schachbrett, besetzt mit schwarzen und weißen Figuren.

Das wird das Spiel meines Lebens.

Sein Blick erfasste die wichtigsten Utensilien auf der Tischplatte. Siegel, Stempel, Akten über alle Verbrechergruppen in Barrington Cove.

»Als hätte das alles nur auf mich gewartet.« Er nahm Platz. Auf dem Tisch lag außerdem eine schwarze Holzmaske, die der Graf stets trug, wenn er sich von Angesicht zu Angesicht mit jemandem traf. Daneben weiße Handschuhe.

Er lächelte.

»Der Graf ist tot, es lebe der Graf.«

Barrington Cove, Gegenwart

Ein Sonntagabend

 

»… müssen wir uns alle fragen, warum der Fall Maretta King, ich meine natürlich Marietta King, so viele Jahre unbeachtet im Arschiv blieb.«

Der Graf rollte mit den Augen. »Es heißt Archiv, du dumme Nuss.«

»Mit dem Wiederauftauchen von Priscilla Straten, die erst vor wenigen Wochen einem kleinen YouTube-Kanal ein Interview gab, richten sich alle Augen auf den Sheriff.« Anna Mulnow blinzelte in die Kamera und reckte ihre Brüste in die Höhe, was selbst den letzten Anschein von Professionalität dahinschwinden ließ. »Sheriff Bruker, was können Sie unseren besorgten Zuschauern …«

Der Graf schaltete den Fernseher ab.

»Das einzige, worum ich mir Sorgen mache, ist die beständig abfallende Qualität unserer Nachrichtensprecher.« Er schüttelte den Kopf. Das war natürlich nicht wahr, aber seitdem Anna Mulnow nach dem Weggang von Sonja Walker zur neuen Hauptsprecherin von Channel 5 aufgestiegen war, bekam er jedes Mal Kopfschmerzen, wenn er sie sah und – noch schlimmer – hörte. Er dachte ernsthaft darüber nach, sie beseitigen zu lassen. Bedauerlicherweise stand auf der Problemliste Sonja Walker noch eine Stufe weiter oben. Seitdem diese ihre kleine unabhängige Redaktion gegründet hatte, bekam die Freie Stimme Barrington Cove regen Zulauf. Mittlerweile produzierte sie eine Zeitung in Kleinauflage, war in allen sozialen Medien vertreten und ihr YouTube-Kanal landesweit beliebt.

»Bedauerlicherweise bist du unbestechlich. Ich hasse Idealisten!« Der Graf schnaubte. »Aber deine Schwachstelle finde ich noch.«

Es war nicht zu fassen. Da hatte er bis vor wenigen Monaten angenommen, dass er Jamie Collister aus dem Spiel genommen – und damit den King Fall endgültig zu den Akten befördert hatte – und jetzt das. Dessen missratener Spross ermittelte zusammen mit den anderen Rotznasen einfach weiter. Als wäre das nicht genug, steckte auch noch Sonja Walker mit drin, und Bruker hatte die Fallakte von 1984 wieder geöffnet. Falls der Mord weitere Kreise zog, konnte es durchaus sein, dass sich sogar das FBI einschaltete. Ab diesem Punkt war es nur ein kurzer Schritt, bis der Mörder entlarvt werden würde. Damit stand alles auf dem Spiel.

Bedauerlicherweise waren die vier Gören momentan unangreifbar. Nicht einmal Sonja Walker konnte er loswerden, jetzt, wo sie derart in der Öffentlichkeit stand. Sogar unter Journalistenkollegen erntete sie für ihren Mut und ihr Engagement zahlreiche Lorbeeren. Die Gazette hatte sogar über die Gründung von Freie Stimme berichtet, bevor die Dynastien ihren Einfluss geltend machen und den Artikel unterbinden konnten.

Alles lief aus dem Ruder. »Hm.«

Möglicherweise konnte er einen wirklich guten Unfall arrangieren. Der Leuchtturm war alt und verfallen …

Am liebsten hätte er die QUINTUS in das Ding hineingesteuert. Ein Kopfschütteln vertrieb die schönen, aber unrealistischen Gedanken.

Aufseufzend widmete er sich also einem Plan, der das Problem mit den Gören ein für alle Mal lösen würde.

1. Mason

 

Ein Schweißtropfen löste sich, rollte seine Schläfe entlang über die Wange und landete schließlich auf einem Blatt Papier. Dem leeren Blatt, auf dem eigentlich ein Aufsatz hätte stehen müssen.

»Also, Mister Collister, was war diesmal? Hat der Hund den Aufsatz gefressen?«

Mason versuchte zu lächeln, was katastrophal misslang. »Ähm.«

»Geistreich wie eh und je.«

Ringsum wurde gekichert.

Man konnte mit Fug und Recht behaupten, dass sich zwischen Mister Kelso, dem Geschichtslehrer, und Mason mittlerweile eine auf tiefer Abneigung begründete Feindschaft entwickelt hatte. Glücklicherweise besaß jedoch auch das College so etwas wie eine Klingel, die sogar deutlich besser klang als die alte in der Schule. Genau genommen klang sie für Mason wie ein vereinter Engelschor, der nun erscholl.

»Saved by the bell. Wir kommen beim nächsten Mal auf Ihren Aufsatz zurück, Mister Collister«, sagte Kelso mit einem süffisanten Grinsen. »Vielleicht haben Sie bis dahin ja tatsächlich etwas vorzuweisen. Das würde mich ausnahmsweise Mal überraschen.«

»Glück gehabt«, sagte Randy neben ihm.

»Ich hasse den Kerl. Hätte er nicht in der Highschool bleiben können, als die Bombe hochging?«

»Ey.« Randy versetzte ihm einen deftigen Rippenstoß.

»War nur ein Scherz, okay. Na ja, ein halber Scherz.«

»Warum hast du den Aufsatz nicht fertig?«

Die anderen Schüler packten ihre Sachen und rannten aus dem Vorlesungssaal.

»Ähm. Also. Ich war gestern noch länger bei Cat.«

»In den Katakomben?« Randy grinste. »Ist bestimmt ein toller Ort zum Rummachen.«

»Genau wie Vince’ Zimmer hier am College. Oder wo warst du in der letzten Pause?«

Randy lief feuerrot an. »Ist ja auch egal. Aber den Aufsatz solltest du das nächste Mal besser haben.«

»Jaaa. Los, hauen wir ab. Für heute is gut.«